Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Verständnisfrage Audio-Übertrager


von noips (Gast)


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Hallo zusammen,

habe gestern mich etwas über Audio-Übertrager informiert und in 2 
unterschiedlichen Fällen, wie man den Übertrager anwendet habe ich 
festgestellt, dass man an jedem Kabelende einen einsetzt. Es ist mir 
unklar warum? Zur galvanischen Trennung (Vermeidung von Brummschleifen) 
wäre einer (nur an einem Kabelende) doch ausreichend!

Habe in Datenblättern zu unterschiedlichen Übertragern nach 
Beispielschaltungen gesucht und auch so im Netz nach Schaltungen mit 
Erklärungen gesucht, in welchen man den Übertrager so benutzt, aber 
nichts gefunden.

Kann mir jemand dieses klarmachen? Danke im Voraus!!

: Verschoben durch Admin
von Michael_ (Gast)


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Erklär mal, bei welcher Anwendung.

von J. S. (engineer) Benutzerseite


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Da gibt es unterschiedliche Ansätze, z.B. BALUN-Funktionen, digitale 
Ankopplung und Impedanzwandlung. 2 Übertrager hast Du z.B. bei vielen 
alten hochwertigen Mikrofonen und Mischpulten. Da wird die magnetische 
Kurve sogar mittels Transistorstufen aktiv symmetriert.

von noips (Gast)


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Einmal in diesem Thread hier 
Beitrag "Audioverteilung. Was brauche ich?"

Und dann in der ersten Kundenbewertung hier

http://www.thomann.de/de/neutrik_nte_4_audio_uebertrager.htm

von Amateur (Gast)


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Früher wurde bei der Beschallung von größeren Gebäuden (lange Strecken) 
eine Zweitrafotechnik angewandt.
Dort wurde der Radau mit dem ersten Trafo auf 100V hochtransformiert und 
später (am Lautsprecher) wieder auf 4 bis 32 Ohm verträgliche Werte 
gebracht. Es gibt/gab auch Lautsprecher, die direkt 100V Signale 
schluckten. Vielfach war aber ein zweiter Trafo billiger.

von HildeK (Gast)


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noips schrieb:
> Zur galvanischen Trennung (Vermeidung von Brummschleifen)
> wäre einer (nur an einem Kabelende) doch ausreichend!

Das ist soweit richtig.

Man setzt sie aber auch ein, um von einer asymmetrischen Quelle über 
symmetrische Kabel weiterzugehen, um z.B. Störeinflüsse zu verringern. 
Beispiel: DI-Box in der Bühnentechnik.
Auf der Quellseite wird dabei ein asymmetrisches Signal in ein 
symmetrisches umgewandelt. Meist reicht das, weil man da ja 
üblicherweise auf einen symmetrischen Eingang z.B. beim Mischpult geht.
Wenn jetzt deine Senke (Verstärker, Mischpult usw.) aber einen 
asymmetrischen Eingang haben sollte, dann ist es sinnvoll, am Ende der 
Strecke erneut einen Übertrager zu setzen, um wieder auf ein 
asymmetrisches Signal zu kommen.

von Oliver R. (orb)


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Amateur schrieb:
> Früher wurde bei der Beschallung von größeren Gebäuden

Früher ist gut, 100Volt ELA ist immernoch verbreitet. Hab grad wieder so 
einen Verstärker auf dem Tisch.

von noips (Gast)


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HildeK schrieb:
> Man setzt sie aber auch ein, um von einer asymmetrischen Quelle über
> symmetrische Kabel weiterzugehen, um z.B. Störeinflüsse zu verringern.
> Beispiel: DI-Box in der Bühnentechnik.

Ich komme mit dem Begriff "symmetrisches Signal" nicht klar. Auf 
Wikipedia wird erklärt, dass bei symmetrischer Signalübertragung auf 
einer Ader das eigentliche Signal und auf der anderen das Signal mit 
umgekehrter Polarität geführt wird. Aber ein Übertrager kann das doch 
nicht machen. In welchem Sinne erzeugt ein Übertager ein symmetrisches 
Signal?

von Peter D. (peda)


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noips schrieb:
> In welchem Sinne erzeugt ein Übertager ein symmetrisches
> Signal?

Wenn er eine Mittelanzapfung hat, die man erdet (natürlich nur auf der 
Ausgangsseite).

von C. W. (chefkoch)


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Wo ist das Problem? Da das Signal am Ausgang des Übertragers galvanisch 
vom Eingangssignal getrennt ist existiert die Spannung nur zwischen den 
beiden Ausganspins. Wenn nun ein Signal zu übertragen ist muß der Strom, 
der aus dem ersten Pin rausfließt auch wieder in den zweiten Pin 
reinfließen. Für den Fall das auf der Gegenseite auch ein Übertrager 
sitzt besteht also keinerlei Potential zwischen den Leitungen die die 
zwei verbundenen Wicklungen verbinden und der Umgebung. In der Theorie 
können also kein Störungen die auf die beiden Leitungen ja in gleicher 
Richtung und Betrag einwirken (Gleichtakstörungen) einen Stromfluß bzw. 
eine Störung bewirken.

von STK500-Besitzer (Gast)


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noips schrieb:
> Ich komme mit dem Begriff "symmetrisches Signal" nicht klar. Auf
> Wikipedia wird erklärt, dass bei symmetrischer Signalübertragung auf
> einer Ader das eigentliche Signal und auf der anderen das Signal mit
> umgekehrter Polarität geführt wird. Aber ein Übertrager kann das doch
> nicht machen. In welchem Sinne erzeugt ein Übertager ein symmetrisches
> Signal?

Die Begriffe "symmetrisch" und "asymmetrisch" beziehen sich auf das 
Bezugspotential - die Masse.
Bei einem asymmetrischen Signal gibt es nur eine Signalleitung, die

von noips (Gast)


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Peter Dannegger schrieb:
> Wenn er eine Mittelanzapfung hat, die man erdet (natürlich nur auf der
> Ausgangsseite).

Verstehe aber nicht, wie der Übertrager genau angeschlossen werden muss. 
Eine Schaltung wäre hilfreich, wo das Signal und die Masse der 
unsymmetrischen Seite (Sender), der Übertragunsweg mit symm. Leitung und 
die Rückwandlung in unsymm. Signal des Empfängers gezeigt werden.


C. W. schrieb:
> In der Theorie
> können also kein Störungen die auf die beiden Leitungen ja in gleicher
> Richtung und Betrag einwirken (Gleichtakstörungen) einen Stromfluß bzw.
> eine Störung bewirken.

Das ist verständlich, aber das ist symmetrisch nicht in dem Sinn, dass 
ein Signal mit umgekehrter Polarität gebildet wird, sondern dass die 
Störungen auf der "Masse" mitübertragen und dann eliminiert werden. Also 
wird hier das Nutzsignal nicht nochmal negiert.

von HildeK (Gast)


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noips schrieb:
> Verstehe aber nicht, wie der Übertrager genau angeschlossen werden muss.
> Eine Schaltung wäre hilfreich,

Hier ein Beispiel im Anhang.
Dabei müssen die Übertrager keine Mittelanzapfung haben und diese müssen 
auch nicht auf GND liegen. Für die LTSpice-Simulation sind jedoch die 
beiden Widerstände R2 und R3 notwendig - es muss von jedem Knoten ein 
DC-Pfad nach GND existieren.

In dem Beispiel sieht man, dass links und rechts verschiedene GNDs sein 
können. Damit ist die Masseschleife offen. Wo die Schirmung des Kabels 
angebunden ist, ist eigentlich egal, solange auf beiden Seiten der 
jeweils lokale GND auch einer ist (und nicht z.B. von einem 
batteriebetriebenen Gerät kommt).
Man sieht auch, dass gegenüber dem Bezugspotential (auch wenn es über 
10Meg angebunden ist) die beiden Signalleitungen ein gegenphasiges 
Signal haben.

Ich habe in meinem obigen Post immer von symmetrisch geredet. Man sagt 
in dem Zusammenhang auch differentiell und ich unterscheide da eher 
nicht :-).

von noips (Gast)


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Danke für die Antworten, ich setzte mich mal damit näher auseinander, so 
ganz klar ist es noch nicht!

von noips (Gast)


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Danke erstmal allen für die Antworten. Komme jetzt wieder dazu, mir die 
Sache genauer anzusehen.

1.

HildeK schrieb:
> Hier ein Beispiel im Anhang.

Die Schaltung ist mir nicht ganz klar. Bilden die jeweils gleichen 
Spulen L1, L2 und L3 zusammen einen Übertrager mit L1 auf der 
Primärseite und L2 und L3 (Serie) auf der Sekundärseite? Somit ist es 
ein 1:2 Übertrager? Verstehe ich es richtig?


2.

HildeK schrieb:
> Dabei müssen die Übertrager keine Mittelanzapfung haben und diese müssen
> auch nicht auf GND liegen.

In diesem speziellen Beispiel wird die Differenz nicht wirklich gebildet 
sondern das Signal wird transformiert. Aber ist es nicht so, dass 
allgemein bei symmetrischem Signal die "Masse" auch übertragen werden 
muss. Der Empfänger muss ja das Potential kennen, ohne Bezugspotential 
ist sonst nicht bekannt zwischen welchen Spannungswerten die Differenz 
gebildet werden soll. Ist es nicht die Masse, die z. B. bei Kabeln mit 
XLR-Steckern im Audiobereich über einen der drei Pins geführt wird. Oder 
wird der Bezugspunkt immer so ermittelt, dass man die Differenz der 
beiden Signale einfach durch 2 teilt?

von noips (Gast)


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eine Korrektur nicht die Differenz der Signale durch 2 teilt, sondern 
die Spannung zwischen den Signalen durch 2 teilt

von noips (Gast)


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Der Thread ist wohl nicht evtl. untergegangen/nicht bemerkt worden. Habt 
ihr evtl. Antworten auf die Fragen?

Danke!

von HildeK (Gast)


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noips schrieb:
> Der Thread ist wohl nicht evtl. untergegangen/nicht bemerkt worden.

Ja, offensichtlich. Da niemand sonst mehr was dazu schreibt, bin ich in 
der Schuld, nicht genügend beobachtet zu haben.

noips schrieb:
> HildeK schrieb:
>> Hier ein Beispiel im Anhang.
>
> Die Schaltung ist mir nicht ganz klar. Bilden die jeweils gleichen
> Spulen L1, L2 und L3 zusammen einen Übertrager mit L1 auf der
> Primärseite und L2 und L3 (Serie) auf der Sekundärseite? Somit ist es
> ein 1:2 Übertrager? Verstehe ich es richtig?

Ja, L1, L2 und L3 bzw. L4, L5 und L6 sind ideal gekoppelte Übertrager, 
so wie du es beschreibst.
Ich müsste mich nochmals in die Grundlagen reindenken bzw. suchen, ob 
das jetzt 1:2 oder 1:√2 ist. Trafos und Übertrager sind nicht mein 
Lieblingsspielzeug :-).
Das ist aber für das Problem auch nicht wesentlich. Auf der anderen 
Seite wird das ja wieder zurückgeführt. Manchmal hat man hier auch noch 
ganz andere Verhältnisse, um z.B. eine Impedanzanpassung zu erreichen.

noips schrieb:
> In diesem speziellen Beispiel wird die Differenz nicht wirklich gebildet
> sondern das Signal wird transformiert.
Doch, bezüglich der Mittelanzapfung wird ein differentielles Signal 
gebildet. Wenn der obere Zweig in positive Richtung ausschlägt, bewegt 
sich der untere Zweig in negativer Richtung - gegenüber der 
Mittelanzapfung. Die beiden Signale auf den zwei Leitungen sind also 
gegenphasig. Wenn man jetzt gegenüber dieser Mittelanzapfung einen 
Offset (eine Störung) addiert, dann bewegen sich beide Leitungen in die 
selbe Richtung. Das wird am Ausgang des Empfangsübertragers aber keine 
Auswirkung haben. Genau das will man zur Unterdrückung solcher 
eingekoppelter Störungen.
Bei einem normalen Netztrafo hast du sekundärseitig auch keine 
Verbindung mit einem der primärseitigen Pole oder mit Schutzerde und es 
funktioniert trotzdem.

> Aber ist es nicht so, dass
> allgemein bei symmetrischem Signal die "Masse" auch übertragen werden
> muss. Der Empfänger muss ja das Potential kennen, ohne Bezugspotential
> ist sonst nicht bekannt zwischen welchen Spannungswerten die Differenz
> gebildet werden soll.
Nein, das muss er nicht. Wenn auf der asymmetrischen Sendeseite der GND 
um 1000V angehoben wird (gegenüber der Empfangsseite), so merkt das 
niemand - höchstens die Trafos, wenn sie nicht genügend gut isoliert 
sind zwischen Primär- und Sekundärseite. Ich hätte in der Simulation 
statt R2 auch eine 1000V Spannungsquelle einbringen können - mit dem 
selben Ergebnis.

> Ist es nicht die Masse, die z. B. bei Kabeln mit
> XLR-Steckern im Audiobereich über einen der drei Pins geführt wird. Oder
> wird der Bezugspunkt immer so ermittelt, dass man die Differenz der
> beiden Signale einfach durch 2 teilt?
Die Masse wird nicht nur über den dritten Pin geführt sondern liegt auch 
am Schirmgeflecht an. Aber sie wird auch aus einem anderen Grund 
mitgeführt: Wenn der Empfänger keinen Transformator enthält (normaler 
Mikrofoneingang eines Mischpultes), so müssen die Signale ja im 
Aussteuerbereich des Mixer-Eingangs bleiben. Deshalb nimmt man die Masse 
mit und schließt sie beidseitig an. Nur bei netzbetriebenen Quellen 
nimmt man normalerweise Trafos dazwischen, um eine Massetrennung zu 
erreichen und auch um die oftmals asymmetrischen Quellen zu symmetrieren 
(siehe DI-Box). In der DI-Box gibt es meist einen Schalter, mit dem die 
Masseverbindung aufgetrennt werden kann. Sie kann also vorhanden sein, 
muss es aber nicht - wie ich in der Simulation gezeigt hatte.
So werden Brummschleifen auf Grund unterschiedlicher Erdpotentiale 
vermieden.

von noips (Gast)


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Danke für die Antwort! Im Detail habe ich noch einige Unklarheiten.

HildeK schrieb:
> Aber sie wird auch aus einem anderen Grund
> mitgeführt: Wenn der Empfänger keinen Transformator enthält (normaler
> Mikrofoneingang eines Mischpultes), so müssen die Signale ja im
> Aussteuerbereich des Mixer-Eingangs bleiben. Deshalb nimmt man die Masse
> mit und schließt sie beidseitig an.

1. Wo schließt man die Masse genau auf den beiden Seiten jeweils an. Auf 
der Senderseite an die Mittelanzapfung, oder wo anders? Und wo auf der 
Seite des Mischpults?

2. Der Mikro-Eingang des Mischpults ist demnach symmetrisch, oder? Wie 
wird dort das eigentliche (unsymmetrische) Signal dann gebildet? Da muss 
das Gerät ja die Differenz zwischen den beiden gegenläufigen Signalen 
des symmentrischen Signals bilden. Wie stellt es felst, welchen 
momentanen Spannungswert das nicht negierte und das negierte Signal 
haben, um diese Differenz zu bilden. Dafür muss das Gerät doch ein 
Bezugspotential haben. Ist nicht das der Grund, warum die Masse 
mitgeführt wird?

von Achim H. (anymouse)


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noips schrieb:
> Wie stellt es felst, welchen
> momentanen Spannungswert das nicht negierte und das negierte Signal
> haben, um diese Differenz zu bilden.

> Dafür muss das Gerät doch ein Bezugspotential haben.

Nein, es reicht die Differenz

Der Bezug liegt immer genau mitten zwischen den beide Signalen.
Falls auf beiden eine Gleichtaktspannung liegt

hebt der sich auf beiden Seiten hinweg.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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noips schrieb:
> Wie
> wird dort das eigentliche (unsymmetrische) Signal dann gebildet?

Im Mischpult ist dafür entweder wieder ein Trafo (so hat man das früher 
gemacht, war auch praktisch, weil dieser gleich die Phantomspeisung vom 
Mischpulteingang abtrennen konnte) oder ein moderner 
Differenzverstärker, der z.B. aus Opamps gebaut wird:
https://de.wikipedia.org/wiki/Differenzverst%C3%A4rker
Das kann jeder Opamp, da er genau dafür die invertierenden und nicht 
invertierenden Eingänge hat. Er führt die 'Berechnung' durch, die 
anymouse oben gemacht hat.

noips schrieb:
> Ist nicht das der Grund, warum die Masse
> mitgeführt wird?

Da gibt es einige Gründe, HildeK hat schon einen genannt. Auch 
Sicherheit spielt da eine Rolle. Der Schirm ist nicht mit der Kapsel im 
Mikro verbunden, aber mit dem (Metall-)Gehäuse und soll so verhindern, 
das sich etwaige Isolationsprobleme in Netzteilen bis zum 
Sprecher/Künstler hin vorarbeiten können.
Natürlich schadet es auch nicht, trotz der symmetrischen Übertragung 
durch den Schirm auch Störungen zu minimieren, die von aussen auf das 
Kabel wirken.

: Bearbeitet durch User
von noips (Gast)


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Danke für alle Antworten.

Im oben verlinkten Thread (und auch auf anderen Seiten) hieß es, dass 
die Tonqualität durch übertrager leidet (Signalverzerrung). In welchem 
Umfang passiert denn das? Wieso ist trotz dieser Tatsache die Verwendung 
von Übertragern eine gängige Lösung?

von HildeK (Gast)


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noips schrieb:
> HildeK schrieb:
>> Aber sie wird auch aus einem anderen Grund
>> mitgeführt: Wenn der Empfänger keinen Transformator enthält (normaler
>> Mikrofoneingang eines Mischpultes), so müssen die Signale ja im
>> Aussteuerbereich des Mixer-Eingangs bleiben. Deshalb nimmt man die Masse
>> mit und schließt sie beidseitig an.
>
> 1. Wo schließt man die Masse genau auf den beiden Seiten jeweils an. Auf
> der Senderseite an die Mittelanzapfung, oder wo anders? Und wo auf der
> Seite des Mischpults?
Wenn kein Trafo verwendet wird, dann wird der Sender seinen GND an die 
Massen des Kabels und damit an die Masse des Empfängers angeschlossen. 
Wenn ein Trafo verwendet wird, kannst du die Massen offen lassen - nur 
der Schirm wird einseitig an GND angeschlossen. Normalerweise beim 
Mischpult.
Die Mittelanzapfung war in meinem Bild eingezeichnet (aus 
Simulationsgründen) und muss nicht (kann aber) vorhanden sein.

noips schrieb:
> 2. Der Mikro-Eingang des Mischpults ist demnach symmetrisch, oder?
Ja. Zumindest bei einem, das kein Anfängerbastler selbst entwickelt hat 
:-)

noips schrieb:
> Im oben verlinkten Thread (und auch auf anderen Seiten) hieß es, dass
> die Tonqualität durch übertrager leidet (Signalverzerrung). In welchem
> Umfang passiert denn das? Wieso ist trotz dieser Tatsache die Verwendung
> von Übertragern eine gängige Lösung?

Die Verzerrungen sind einmal linearer Art - der Trafo hat ein Hochpass- 
bzw. Bandpassverhalten. Wie stark, ist eine Frage der Dimensionierung.
Es gibt auch nichtlineare Verzerrungen, die aber erst relevant werden, 
wenn die Signalpegel groß sind und der Trafo ungeeignet dimensioniert 
ist.
Geringe Verzerrungen beider Arten werden letztendlich in jeder Stufe, 
beginnend beim Mikrofon und ganz besonders beim Lautsprecher auftreten.
Schau dir einfach mal ein Datenblatt eines Audioübertragers an. Z.B. den 
hier: 
http://www.neutrik.com/zoolu-website/media/download/11836/Spezifikationen+NTL1+NTM1+NTM4

von noips (Gast)


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Vielen Dank für die Antwort!

Die Specs kann ich jetzt nicht auf Anhieb verstehen. THD und die Angaben 
in dB, ist schon länger her, seit ich das letztes Mal gebraucht habe. 
Muss mich erstmal wieder schlau machen. Was auffällt, ist dass nur die 
Ausgangsimpedanz (source impedance) angegeben ist, aber keine 
Eingangsimpedanz. Hier ist es andersrum 
:http://www.produktinfo.conrad.com/datenblaetter/500000-524999/515940-da-01-ml-UEBERTRAGER_NTE_1_de_en.pdf


Es hört sich jetzt zusammengefasst so an, dass die Verfälschungen 
vernachlässigbar sind, wenn die Dimensionierung richtig ist. Was ist den 
für die richtige Dimensionierung entscheidend? Ich vermute mal, dass die 
Pegel passen und die Eingangs- und Ausgangsimpedanz auf den Sender / 
Empfänger angepasst sind, oder? Oder gibt es da viel mehr Sachen zu 
beachten? Gibt es irgendwo ein Auslegungshilfe dazu, wo man nachlesen 
könnte wie das geht?

von HildeK (Gast)


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noips schrieb:
> Ich vermute mal, dass die
> Pegel passen und die Eingangs- und Ausgangsimpedanz auf den Sender /
> Empfänger angepasst sind, oder?

Ja, das sind die wichtigen Kriterien. Zu große Pegel und/oder zu 
niedrige Lastwiderstände führen dazu, dass der Übertrager in die 
Sättigung gerät und dann Verzerrungen entstehen.

Dass manchmal nur für eine Seite die Impedanz angegeben ist, liegt 
vermutlich daran, dass man sich die andere Seite leicht ausrechnen kann: 
Die Impedanz wird mit dem Quadrat des Übersetzungsverhältnisses 
transformiert.

Im Audiobereich ist das alles aber wenig kritisch. Im HF-Bereich werden 
ja noch häufiger Übertrager verwendet und da muss der Anpassung und der 
Widerstandstransformation mehr Beachtung geschenkt werden.

von noips (Gast)


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HildeK schrieb:
> Dass manchmal nur für eine Seite die Impedanz angegeben ist, liegt
> vermutlich daran, dass man sich die andere Seite leicht ausrechnen kann:
> Die Impedanz wird mit dem Quadrat des Übersetzungsverhältnisses
> transformiert.

Einerseits will ich nicht unverschämt werden und immer wieder eine 
Antwort erwarten, andererseits komme ich in einigen Sachen nicht klar, 
würde es aber gerne zu Ende verstehen.

Was sich mit Übersetzungsverhältnis transformieren lässt ist doch die 
Last, die am Übertrager (Sekundärseite) hängt. Man kann die Last 
berechnen, die am Verbraucher ohne Übertrager die gleiche Wirkung hätte, 
wie die, die über Übertrager angeschlossen ist.

Die Angaben in den Datenblättern habe ich aber anders verstanden. Die 
Angabe "Min. load impedance" (Bild 1) habe ich Eingangsimpedanz des 
Übertragers übersetzt. "Load impedance" wird bei Leo (Online Wörterbuch) 
als Lastimpedanz übersetzt, und Wikipedia-Seite für Lastimpedanz 
verlinkt auf Artikel "Eingangswiderstand" 
(http://de.wikipedia.org/wiki/Lastimpedanz?title=Lastimpedanz&redirect=no) 
Als Eingansimpedanz des Übertragers sehe ich die Last, die der 
Übertrager für das Gerät darstellt, an welches er angeschlossen wird. 
Oder sehe ich das falsch? Irgendwie verstehe ich dann nicht, warum "min. 
load impedance" angegeben ist, also was das "min." zu bedeuten hat.

Die Angabe "source impedance" habe ich als Ausgangsimpedanz (analog zu 
Innenwiderstand) verstanden. Leo übersetzt "source impedance" als 
"Quellenimpedanz", was hier 
http://www.enzyklo.de/Begriff/Quellenimpedanz auch so erklärt wird. 
Ausgangsimpedanz ist für mich also vereinfacht gesagt der 
Innenwiderstand der Ausgangsseite des Übertragers, der zu Abfall der 
Klemmenspannung führt, wenn der Übertrager belastet wird.

Der Eingangswiderstand lässt sich aber aus meiner Sicht nicht mit 
Übersetzungsverhältnis aus dem Innenwiderstand ausrechnen.

Wo habe ich denn was falsch verstanden ist für mich die Frage.

von noips (Gast)


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Sorry, in dem 2. Absatz sollte es heißen " die an der Quelle die gleiche 
Wirkung hätte" also Quelle statt Verbraucher

von noips (Gast)


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Vielleicht mag doch jemand antworten, ich versuche es nocheinmal.

von HildeK (Gast)


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Die Angabe "Min. load impedance" heißt für mich, dass der Lastwiderstand 
am Ausgang des Trafos (also der Eingangswiderstand der nachfolgenden 
Schaltung) diesen Wert nicht unterschreiten darf. Sonst gelten die Daten 
nicht mehr, d.h. z.B. die Verzerrungen werden größer. Kaputt geht er 
natürlich deshalb nicht - wir haben hier ja keine relevanten Energien zu 
übertragen.

Auch den Begriff "typical source impedance" hätte ich jetzt so 
verstanden, dass die Quelle, die den Trafo ansteuert, einen 
Innenwiderstand entsprechend der Angaben haben sollte.

Das würde auch so zu den typischen Impedanzen passen: Quellen sind 
normalerweise recht niederohmig (100R ... 600R) und die 
Eingangsimpedanzen sind deutlich höher (1k ... 20k).

noips schrieb:
> Was sich mit Übersetzungsverhältnis transformieren lässt ist doch die
> Last, die am Übertrager (Sekundärseite) hängt.

Wenn du einen Trafo hast und da am Ausgang einen Lastwiderstand RL 
angeschlossen hast und du schaust in den Eingang des Trafos hinein, dann 
siehst du einen Eingangswiderstand, der sich zu ü²*RL berechnen lässt.

Ist natürlich das selbe wie bei allen anderen Trafos, also auch 
Netztrafos.
Wenn du z.B. dort an einer 23V Sekundärwicklung einen 23Ω Widerstand 
schaltest, so sieht die Primärseite eine 2300Ω-Last. Leicht zu 
verifizieren über die jeweils umgesetzte Leistung.

noips schrieb:
> Vielleicht mag doch jemand antworten, ich versuche es nocheinmal.

Ich antworte ja schon - aber zwischen 23:06 und 18:28 bin ich a) beim 
Schlafen und b) im Büro ...

von noips (Gast)


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Jetzt meine ich alles verstanden zu haben. Besten Dank!

von noips (Gast)


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Jetzt habe festgestellt, dass es Audio-Kabel gibt, die auf einer Seite 
Mono- oder Stereo-Klinke haben und auf der anderen XLR.

Mono-Klinke bedeutet ja nicht symmetrisches Signal. Wie kann man ein 
nicht symmetrisches Signal auf einen symmetrischen Mikro-Eingang des 
Mischpultes schalten? Oder wird das Kabel nicht dafür verwendet?

Und ganz unabhängig von der ersten Frage, was passiert denn, wenn ich 
unsymmetrisches Signal auf symm. Mischpulteingang schalte:


Quelle                            symm. Eingang Mischpult
---------------------------------------------------------------

 Signal o-------------------------o nicht invertiert

                                  o invertiert (frei lassen)

 Masse  o-------------------------o Masse


Wird das Mischpult dann irgend ein brauchbares Signal bilden können?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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noips schrieb:
> Wird das Mischpult dann irgend ein brauchbares Signal bilden können?

Manchmal gehts, manchmal nicht, es hängt von der Eingangsschaltung des 
Gerätes ab. Ein echter Trafoeingang wird nicht funktionieren, weil ja 
dann das eine Ende des Trafos in der Luft hängt.
Am sichersten fährst du in dem Fall, wenn du den 'kalten' Eingang des 
Mischpultes mit Masse verbindest und am 'heissen' Eingang dein 
unsymetrisches Signal einspeist. Das geht immer, natürlich verzichtest 
du dabei wieder auf die oben genannten Vorteile der symmetrischen 
Übertragung - sollte also nicht über dutzende von Metern gemacht werden.
Also:
Quelle                            symm. Eingang Mischpult
---------------------------------------------------------------

 Signal o-------------------------o nicht invertiert

                            |-----o invertiert
                            |
 Masse  o-------------------+-----o Masse

: Bearbeitet durch User
von noips (Gast)


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Danke für die Antwort!

Matthias Sch. schrieb:
> Ein echter Trafoeingang wird nicht funktionieren, weil ja
> dann das eine Ende des Trafos in der Luft hängt.

Dass habe ich so auch gesehen. Was ich allerdings noch nicht blicke ist, 
was wenn der Mischer einen aktiven Eingang mit Differenzverstärker hat. 
Wie verhält sich ein Differenzverstärker, wenn der negative Eingang 
floatet?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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noips schrieb:
> Wie verhält sich ein Differenzverstärker, wenn der negative Eingang
> floatet?

Wenn der Eingang wirklich floatet, dann wird am Ausgang des 
Differenzverstärkers eben die Differenz zwischen nichtinvertierendem und 
dem (floatenden) invertierten Eingang stehen, verstärkt durch den 
Verstärkungsfaktor des Amps. Allerdings sind in keinem Audiomischer, den 
ich gesehen habe, die Eingänge wirklich offen und direkt an der 
Eingangsbuchse, sondern schon irgendwo mit einem definierten Potential 
verbunden. Das ist dann der Fall 'geht trotz offenem kalten Eingang', 
weswegen ich oben schrieb

> Manchmal gehts, manchmal nicht

von noips (Gast)


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Matthias Sch. schrieb:

> Wenn der Eingang wirklich floatet, dann wird am Ausgang des
> Differenzverstärkers eben die Differenz zwischen nichtinvertierendem und
> dem (floatenden) invertierten Eingang stehen, verstärkt durch den
> Verstärkungsfaktor des Amps.

Aber wie geht das, wenn am negativen Eingang gar kein Potential anliegt. 
Sehe ich es richtig, dass sich dann irgendein Potential bedingt durch 
die interne Schaltung/Aufbau des Verstärkers einstellt?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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noips schrieb:
> Aber wie geht das, wenn am negativen Eingang gar kein Potential anliegt.

Gar kein Potential gibt es ja nicht, selbst null Volt sind ja ein 
Potential und in diesem Fall wären null Volt sogar ideal. Der 
Differenzverstärker wird immer brav eine Differenz sehen, wenn am 
heissen Pin ein Signal anliegt und am kalten Ende Ruhe herrscht.
Ein aktiver symmetrischer Eingang (im Gegensatz zum Trafoeingang) wird 
also auch dann ein Signal sehen und verstärken. Ich hänge mal ein 
(schlechtes) Bild einer typischen Eingangstufe an. Von dem 
Phantomspeisungsgeraffel mal abgesehen siehst du R204 und R166, die den 
Eingang des Verstärkers auf Masse ziehen.
Sorry, das erste Bild ist wirklich schlecht, das zweite sollte aber 
lesbar sein.

: Bearbeitet durch User
von noips (Gast)


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> selbst null Volt sind ja ein Potential

oh ja, null Volt ist ein sehr eindeutiges Potential, aber..

> Gar kein Potential gibt es ja nicht,

doch, aus meiner Sicht schon. Oder meinst du, dass z.B. ein in der Luft 
frei schwebendes Drahtstück gegenüber z.B. Nullleiter in der Steckdose 
ein definiertes Potential besitzt?

Wenn es "gar kein Potential" nicht gibt, was bedeutet dann der Begriff 
"potentialfreier Schalter" im Zusammenhang mit den Eingängen/Ausgängen 
vieler elektrischen Steuerungen?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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noips schrieb:
>> Gar kein Potential gibt es ja nicht,
>
> doch, aus meiner Sicht schon. Oder meinst du, dass z.B. ein in der Luft
> frei schwebendes Drahtstück gegenüber z.B. Nullleiter in der Steckdose
> ein definiertes Potential besitzt?

Spassvogel :-) Ich rede von Mischpulteingängen und nicht von fliegenden 
Drahtstücken. Wenn du übrigens Drahtstücke hast, die wirklich frei in 
der Luft schweben, bin ich daran interessiert, da die Lufthaken komplett 
vom Markt verschwunden sind.

noips schrieb:
> Wenn es "gar kein Potential" nicht gibt, was bedeutet dann der Begriff
> "potentialfreier Schalter" im Zusammenhang mit den Eingängen/Ausgängen
> vieler elektrischen Steuerungen?

Das bedeutet je nach Zusammenhang vermutlich, das der Steuerstromkreis 
galvanisch vom Laststromkreis getrennt ist, wie z.B. bei einem Relais 
oder SSR. Ein Relaisausgang ist also 'potentialfrei' gegenüber dem 
Steuerrechner oder wasauchimmer.
Habe oben eine Eingangsschaltung gepostet, da sollte es klar werden, wie 
ein Mischpulteingang aussieht.

: Bearbeitet durch User
von noips (Gast)


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Danke für die Schaltungsbild, gut für die Vorstellung, wie so etwas 
aufgebaut ist. Woher kommt die Schaltung?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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noips schrieb:
> Woher kommt die Schaltung?

Soundcraft? McKay? Behringer? Yamaha? Neumann? Telefunken?(nee, eher 
nicht) Hat bestimmt ein Copyright, die gleichen sich alle aber wie ein 
Ei dem anderen. Manche braun, manche weiss. Der gewiefte Fachmann 
erkennt es an der Belegung der Insert Buchse.

: Bearbeitet durch User
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