Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Ist Informatik Naturwissenschaft oder Ingenieurwissenschaft


von Dozent (Gast)


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Hallo,

eine Frage, was denkt ihr: ist Informatik Naturwissenschaft oder 
Ingenieurwissenschaft? oder doch nichts von beiden?
Informatiker sins eigentlich keine Ingenieure, oder?

grüße

von Stephan B. (matrixstorm)


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beides?

Zumindes kann man beim doktorieren den "rerum naturum" oder "Ing." 
bekommen.
(Je nach Umstaenden.)

MfG

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Es gibt auch noch Geistes-, Struktur- und Formalwissenschaften. Such dir
eine (oder auch alle) aus :)

Dozent schrieb:
> Informatiker sins eigentlich keine Ingenieure, oder?

Ein theoretischer Informatiker sicher nicht, einer der Computer oder
Prozessoren entwickelt, sicher schon. Man kann sich jetzt natürlich
darüber streiten, ob letzterer ein Wissenschaftler ist.

: Bearbeitet durch Moderator
von oder einloggen (Gast)


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Weder noch, Hilfswissenschaft x)

von Sven (Gast)


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Hexenwerk ?

von Dozent (Gast)


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dann gleich eine andere Frage, warum in der Softwareentwicklung arbeiten 
so viele Quereinsteiger und z.B. nicht in der Maschinenbau? Ich meine, 
sind die Grundlagen in der Informatik so "einfach", dass sie jeder 
schnell erlernen kann?

Hilfswissenschaft klingt wie Aushilfe ;) abwertend....

von (prx) A. K. (prx)


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Dozent schrieb:
> sind die Grundlagen in der Informatik so "einfach", dass sie jeder
> schnell erlernen kann?

Die Konsequenzen sind unterschiedlich.
Wenn Luftfahrtingenieure ins Klo greifen, dann stürzen Flugzeuge ab.
Wenn Programmierer ins Klo greifen, dann stürzen Programme ab.
Eines davon wird oft mit einem Seufzen als Schicksal abgetan.

: Bearbeitet durch User
von Grendel (Gast)


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A. K. schrieb:
> Dozent schrieb:
>> sind die Grundlagen in der Informatik so "einfach", dass sie jeder
>> schnell erlernen kann?
>
> Die Konsequenzen sind unterschiedlich.
> Wenn Luftfahrtingenieure ins Klo greifen, dann stürzen Flugzeuge ab.
> Wenn Programmierer ins Klo greifen, dann stürzen Programme ab.

Aber wenn der Programmierer der Steuerungstechnik eines Flugzeugs ins 
(Unterdruck-)Klo greift, dann stürzt ggf. auch das Flugzeug ab.
Huch... ein Vorzeichenfehler - na sowas aber auch.

von (prx) A. K. (prx)


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Grendel schrieb:
> Aber wenn der Programmierer der Steuerungstechnik eines Flugzeugs ins
> (Unterdruck-)Klo greift, dann stürzt ggf. auch das Flugzeug ab.

Eben. Weshalb die Anforderungen an diese Leute bzw. den ganzen Vorgang 
der Entwicklung dementsprechend höher sind.

Um eine Seifenkiste zu bauen braucht man auch kein Maschbauer zu sein. 
Nur sind viele Programme, mit denen der Anwender zu tun hat, eher von 
der Kategorie Seifenkiste. Oder sie waren es anfangs, und mittlerweile 
thront ein ganzer Lastzug auf dem Unterbau der alten Seifenkiste.

Bei Fahrzeugen würde man das kaum akzeptieren, jedenfalls nicht beim 
sichtbaren Teil davon.

: Bearbeitet durch User
von Dozent (Gast)


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schon aber als Informatiker ist es mal schwierig in einem 
Ingenieurbereich zu arbeiten, umgekehrt viel einfacher. Dem Informatiker 
fehlen halt die
naturwissenschaftl. Grundlagen wie: Technische Mechanik, 
Schwingungsmechanik, Festigkeitslehre, Thermodynamik, Maschinendynamik, 
Werkstofftechnik...etc
Dann komme ich zu meiner Frage was ist eigentlich ein Informatiker, was 
zeichnet ihn aus? dann sage ich provokant, wozu werden die studierte 
Informatiker gebraucht? Es reichen vollkommen die Fachinformatiker und 
für die Leitung die Ings....Ich verstehe einfach nicht die 
Da­seins­be­rech­ti­gung von Dipl. Inf.

von (prx) A. K. (prx)


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Dozent schrieb:
> Dann komme ich zu meiner Frage was ist eigentlich ein Informatiker, was
> zeichnet ihn aus?

Informatiker werden vom Rest der Welt oft als simple Programmierer 
gesehen. Daher kommt dieses Missverständnis. Programmieren kann doch 
jeder Depp irgendwie, wozu der Aufwand? Klar werden Informatiker auch 
als Programmierer eingesetzt, aber in dem Fach ist weit mehr drin. Nur 
ist das weniger offensichtlich.

Ein paar Beispiele für Themen, die jenseits von Programmierung liegen, 
die aber Grundlage von Programmen sein können:

(1) Im Bereich von Verschlüsselungsverfahren überschneiden sich 
Mathematik und Informatik. Da setzt du lieber keinen Fachinformatiker 
ran, auch Ings habe da wenig verloren. Der reinem Mathematik fehlt 
andererseits der Bezug zur praktischen Realisierbarkeit.

(2) Eine Überlappung mit einem anderen Fachgebiet findet sich in der 
Linguistik. Sprachklassifizierung, Spracherkennung. Natürlicher wie 
künstlicher Sprachen. Wem das zu dünn klingt, der findet direkt daran 
angrenzend die Automatentheorie, die wiederum zur Komplexitätstheorie 
überleitet. Ein Bereich, der sich der Klassifizierbarkeit von Problemen 
hinsichtlich der Lösbarkeit widmet, und dem Aufwand. Es ist ehrenvoll 
aber sinnlos, jahrelang Lösungen für beweisbar in überschaubarer Zeit 
unlösbare Probleme zu suchen.

(3) Du willst etwas ausrechnen und eine Vorstellung davon gewinnen, 
inwieweit das Ergebnis eines mathematisch sicherlich wundervollen 
Rechenvorgangs auch unter Berücksichtigung realer statt mathematisch 
idealer Vorgänge irgendwie brauchbar ist. Einfach vorne Zahlen 
reinstopfen und hinten welche rausholen heisst noch lange nicht, dass 
das Ergebnis brauchbar ist. Ausprobieren kann dabei der falsche Ansatz 
sein (die erwähnte Seifenkiste).

> Es reichen vollkommen die Fachinformatiker und
> für die Leitung die Ings....

Dafür auch?

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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PS: Und damit auch jüngere Semester sich was drunter vorstellen können: 
In den 3D-Engines der Computerspiele dürfte jede Menge Zeug drin 
stecken, mit dem normale Programmierer überfordert sind. Ich beziehe 
mich wohlgemerkt nicht auf die Spieleprogrammierung selbst, sondern auf 
jene Methoden in Hard- und Software, die überhaupt erst die Grundlagen 
der Spieleprogrammung schaffen.

: Bearbeitet durch User
von Grendel (Gast)


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Da kann man ergänzend auch noch KI nennen - beim Robocup laufen gefühlt 
mehr Informatiker als Ings rum (k.a. obs stimmt).

von Crank (Gast)


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Gezielte Provokation, die hier alle zwei Monate vorkommt. Hab im Studium 
noch keinen Maschbauer getroffen, der mehr als ein Hello-World 
rausgebracht hat. Und jetzt kommst du und sagst jeder Ing kann Software 
entwickeln..

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Leute, ihr seid gerade dabei, trotz des anders lautenden Titels eine
weitere Kopie dieser Threads anzulegen:

  Beitrag "Ingenieur sticht Informatiker?"
  Beitrag "Wer hat besseren Chancen Ingenieure vs Informatiker"
  Beitrag "Dipl. Inf. vs Dipl. Ing."
  Beitrag "Informatik oder Elektrotechnik (FH)"
  Beitrag "Maschinenbau oder Informatik Studium?"
  Beitrag "Dipl.-Ing.(Inf.)?"
  ... (die Liste könnte fast beliebig erweitert werden)

Da Andreas weitere Kopien in Form von Backups hat, wird das Thema
garantiert nicht verloren gehen ;-)

Versucht deswegen bitte, die Entropie des Forums halbwegs aufrecht zu
erhalten, indem ihr eure Meinung dazu schreibt, ob Informatik eine
Naturwissenschaft oder eine Ingenieurwissenschaft ist. Danke :)

von (prx) A. K. (prx)


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Crank schrieb:
> Und jetzt kommst du und sagst jeder Ing kann Software entwickeln..

Kann er auch. Ebenso  wie so ziemlich jeder hier vor langer Zeit mal 
Gebäude gebaut hat. Nur sind Strand und Sandkasten wenig solide 
Grundlagen, wie auch jeder gemerkt haben dürfte. Bei Software hat das 
freilich noch nicht jeder gemerkt, wie man den entsprechenden Versuchen 
der Ings gelegentlich ansehen kann. ;-)

von (prx) A. K. (prx)


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Yalu X. schrieb:
> Versucht deswegen bitte, die Entropie des Forums halbwegs aufrecht zu
> erhalten, indem ihr eure Meinung dazu schreibt, ob Informatik eine
> Naturwissenschaft oder eine Ingenieurwissenschaft ist. Danke :)

Da es weder das Eine noch das Andere ist war die Dozentenfrage oben 
schon einfacher beantwortbar. Es sei denn du lässt was Drittes zu. ;-)

Und weil man sich etwas schwer damit tat, zunächst die Mathematiker und 
später die Informatiker als Geisteswissenschaftler einzutüten, hat man 
eben den etwas knarzenden Begriff der Strukturwissenschaft erfunden.

: Bearbeitet durch User
von Dozent (Gast)


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@A. K: hmmm...du schreibst interessante Sachen ;)
zu 1) Verschlüsselungsverfahren, da sind eher Mathematiker dran 
(Zahlentheorie)
zu 2) ja, da sind auch Mathematiker und Informatiker unterwegs
zu 3) wie oben

Aber dann frage ich, was sind die Grundlagen für Informatiker? z.B. für 
Maschinenbauer habe ich oben aufgezählt wie: Technische Mechanik, 
Schwingungsmechanik, Festigkeitslehre,
Thermodynamik, Maschinendynamik, Strömungsmechanik, Werkstofftechnik 
etc. Wenn ich mir die Lehrpläne von Informatiker anschaue dann machen 
sie sachen im Grundstudium wie: Theoretische Informatik, und dann Sachen 
wie Programmieren, Datenbanken, Software Engineering, 
Datenverarbeitungssysteme etc.
Zweitens jede Ing. hat im Studienplan Fach Informatik 1&2, auch 
teilweise Software Engineering. Ich kann bei den Informatiker keine 
Struktur erkennen, ok bis auf Theoretische Informatik.
Ich habe das Gefühl, dass in der  Informatik viel "Technologie" gelehrt 
wird, und wenig Grundlagen. Vielleicht deswegen Hilfswissenschaft, aber 
dann sehe ich immer noch keine Daseinsberechtigung

von Christian B. (casandro)


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Der Punkt ist wie das unterrichtet wird. Man kann Informatik als 
Geisteswissenschaft, aber auch als Kunst unterrichten, und natürlich 
alles dazwischen.

Leider wird Informatik heute viel zu oft als "Programmierkurs" 
verstanden. Oder als Kurs über aktuelle Moden in der 
Softwareentwicklung. Das Ergebnis sind Leute, die zwar auf dem Papier 
irgendwelche Moden kennen, aber in der Praxis komplett unbrauchbar sind.

von (prx) A. K. (prx)


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Dozent schrieb:
> zu 3) wie oben

O Wunder. Informatik hiess anfangs "Angewandte Mathematik".

Zu meiner Studienzeit war das anfangs nicht einmal eine eigene Fakultät, 
sondern gehörte zur Fakultät Mathematik. Ok, der Grund war banal: Es gab 
zwar mehr Inf-Studis als Mathe-Studis, aber bei den Profs wars 
umgekehrt. Für eine eigene Fakultät waren es zu wenig.

: Bearbeitet durch User
von Dozent (Gast)


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@A. K. vielleicht hat Christian Berger recht. Informatik hat in der 
Wissenschaft noch nicht wirklich den richtigen Platz gefunden.

von (prx) A. K. (prx)


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Dozent schrieb:
> @A. K. vielleicht hat Christian Berger recht. Informatik hat in der
> Wissenschaft noch nicht wirklich den richtigen Platz gefunden.

Das ist eigentlich bloss ein Problem jener, die unbedingt alles in fein 
säuberlich beschriftete Schubladen stecken müssen. Obs reinpasst oder 
nicht, notfalls wird abgeschnitten und abgehackt.

Muss man unbedingt eine einfach zu beschriftende Schublade finden?

: Bearbeitet durch User
von Dozent (Gast)


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@A. K hast auch recht, was du schreibst. Aber z.B. wenn ich als 
Informatiker jetzt in der Entwicklung von Einspritzpumpen arbeiten 
möchte, habe ich dort keine Chancen. Wiederum der Ing. hat viel mehr 
Chancen in der Softwareentwicklung zu arbeiten. Stimmt es, oder?

von ggg (Gast)


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Niemand kann einem sagen was Informatik ist. Das einzige, das Leute 
einem sagen ist, dass es nicht programmieren ist. Wozu es Informatiker 
braucht, da ja jeder quer einsteigen kann? Es ist doch wie in der 
Mathematik...
Clevere Leute brüten lange an einem Problem und kommen am Ende mit 
Theorien und Formeln an, die jeder Ingenieur benutzen kann ohne große 
Kenntnis der Theorie zu haben. Der Nutzen von Informatikern ist es 
komplexe Dinge so zu vereinfachen, dass jeder sie benutzen kann. Klar 
eine Datenbank anzulegen und abzufragen ist keine Kunst aber der Entwurf 
und die Theorie dahinter sind nicht trivial, Protokolle sind nicht 
trivial, Algorithem sind nicht trivial und die Abbildung realer Probleme 
auf so ein primitives Gerät wie den Computer ist auch nicht trivial.

von echter FAKE Dipl Ing ( FH ) (Gast)


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Beim Blick über den Teich wird man feststellen, dass in den USA die 
Studiengänge schon ausdifferenzierter sind:
 * Software Engineering (Jemand der große Programme planen kann)
 * Computer Engineering (Jemand der Computer baut, also z.B CPU design)
 * Computer science (Heranführen an die Forschung, z.B Algorithmik)

Meiner Meinung nach ist die Informatik, so wie sie in Deutschland 
gelehrt wird, eher den Struktur/Formalwissenschaften zuzuordnen als den 
Natur oder Ingenieurwissenschaften.

Das kann man unter anderem daran erkennen, wie Vorlesungen aufgebaut 
sind.
Die Etechnik Profs linearisierten gerne mal eine e-Funktion, da um den 
Arbeitspunkt herum, da 'das der relevante Bereich ist'.

Die klassischen Informatik Profs haben eher einen schönen Beweis 
gebracht.

Ich habe Ingenieurinformatik mit Schwerpunkt Etechnik studiert[1], daher 
habe ich Einblicke in den Lehrbetrieb der Etechniker als auch der 
Informatiker. Viele der Vertiefungs-Informatik-veranstaltungen, welche 
ich besuchte, hätten auch von Etechnikern gehalten werden können.

Allerdings merkte man im Großen und Ganzen, dass die Informatiker eine 
andere Art haben Vorlesungen zu gestalten, es wird eher das Top-down 
Modell betrieben. Es wird zunächst das große Ganze verständlich erklärt, 
bevor das Detail zerkaut wird.

Die meisten Etechnik Profs sind viel zu schnell im Detail drin und 
lassen sich mehr Zeit das Detail auszubreiten. Den Gesamtüberblick muss 
man sich selbst erarbeiten.

Der Name Ingenieurinformatik ist unglücklich gewählt, daher wurde der 
Studiengang schon wieder eingestampft und jetzt gibt es einen neuen 
"Computer Engineering" Studiengang, der sehr ähnlich ist. Es werden 
Grundlagen der Informatik als auch der Elektrotechnik gelegt und der 
Schwerpunkt dann ein zu wählender Schwerpunkt vertieft[2].

[1] vorgeschlagener Studienverlaufsplan:
http://ei.uni-paderborn.de/fileadmin/Elektrotechnik/Institut/Studierende/Studiengaenge/Ingenieurinformatik/Bachelor_Inginf_ET.gif

[2] 
http://www.cs.uni-paderborn.de/en/students/degree-program/computer-engineering.html

von (prx) A. K. (prx)


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Dozent schrieb:
> Wiederum der Ing. hat viel mehr
> Chancen in der Softwareentwicklung zu arbeiten. Stimmt es, oder?

Korrekt. Deshalb ja auch die vielen Seifenkisten. ;-)

von ggg (Gast)


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@Dozent
Wenn du als Informatiker Software für Einspritzpumpen erstellen willst 
arbeitest du ja auch nicht wirklich als Informatiker oder?
Informatiker sind automatisierungs Mathematiker.

von Dozent (Gast)


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@ggg: du sagst: "Informatiker sind automatisierungs Mathematiker", aber 
die meisten Informatikstudenten bekommen nie etwas von der 
Regelungstechnik zu hören.
OK, dann kann mir jemand sagen was sind die ominöse Grundlagefächer in 
der Informatik?

von (prx) A. K. (prx)


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Dozent schrieb:
> @ggg: du sagst: "Informatiker sind automatisierungs Mathematiker", aber
> die meisten Informatikstudenten bekommen nie etwas von der
> Regelungstechnik zu hören.

Ohne Regelungstechnik kann es also keinerlei Automatisierung geben?

> OK, dann kann mir jemand sagen was sind die ominöse Grundlagefächer in
> der Informatik?

Du klingst wie Kurt. Stellst immer wieder die gleiche Frage und 
ignorierst alle Antworten. Im Unterschied zu ihm tust du es aber in 
zunehmend trollenderem Tonfall.

von Arc N. (arc)


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Dozent schrieb:
> Ich habe das Gefühl, dass in der  Informatik viel "Technologie" gelehrt
> wird, und wenig Grundlagen. Vielleicht deswegen Hilfswissenschaft, aber
> dann sehe ich immer noch keine Daseinsberechtigung

Dann mal eine provozierende Antwort...

Informatik ist die absolute Grundlage aller relevanten Wissenschaften. 
Sie ist Grundlage der Mathematik, der Physik und damit auch aller 
anderen (Natur-)Wissenschaften.

Grundlage der Mathematik: Ohne ins Detail zu gehen: Mathematik ist 
angewandte Informatik, da alles was Mathematik umfasst nichts anderes 
als Informationsverarbeitung ist.

Grundlage der Physik: Angefangen bei Zuses Rechnendem Raum über Wheeler, 
t'Hooft, Fredkin, Weizsäcker, Wolfram, Lloyd, Tegmark und vielen anderen 
zeigen aktuelle Arbeiten u.a. von Deutsch, Marletto (Constructor Theory 
of Information http://arxiv.org/abs/1405.5563 1)) oder Masanes et al. 
(Existence of an information unit as a postulate of quantum theory 
http://arxiv.org/abs/1208.0493) wohin die Reise geht...

1) die im übrigen auch ein Problem der bisherigen Informationstheorie 
löst "Shannon’s theory is about information represented in 
distinguishable states, but does not specify what distinguishing 
consists of physically"

von echter FAKE Dipl Ing ( FH ) (Gast)


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@Dozent:

> OK, dann kann mir jemand sagen was sind die ominöse Grundlagefächer in der 
Informatik?

Datenstrukturen und Algorithmen, Modellierung und Abstraktion, 
Berechenbarkeit/Problemklassen, (formale) Sprachen

Das sind die Fächer, die ich als Grundlagen der klassischen Informatik 
ansehen möchte.

Außerdem wird in fast jedem Informatikstudium gelehrt:
Grundlagen Betriebssysteme, Grundlagen Netzwerke, Grundlagen 
Mensch-Maschine-Wechselwirkung

von (prx) A. K. (prx)


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Dozent schrieb:
> die meisten Informatikstudenten bekommen nie etwas von der
> Regelungstechnik zu hören.

"if all you have is a hammer, everything looks like a nail"

von Dozent (Gast)


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>Ohne Regelungstechnik kann es also keinerlei Automatisierung geben?
schon, aber Regelungstechnik spielt dort auch eine wichtige Rolle, 
eigentlich sollte jeder Inf. es mal in der Vorlesung gehört haben.

>Du klingst wie Kurt. Stellst immer wieder die gleiche Frage und
>ignorierst alle Antworten. Im Unterschied zu ihm tust du es aber in
>zunehmend trollenderem Tonfall.
Ich weiß aber jetzt, dass Informatik als Wissenschaft eine 
Strukturwissenschaft ist ;) Mag schon sein, dass ich etwas provokante 
Fragen stelle, wollte nur wissen was die anderen darüber denken. Wenn 
jemand fragt dich was du bist, und du antwortes "informatiker", dann 
kommt fast immer die Antwort "ach, schon wieder ein ITler ;)", als wenn 
Informatik keine ernstzunehmende Wissenschaft wäre ;)

von (prx) A. K. (prx)


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Dozent schrieb:
> jemand fragt dich was du bist, und du antwortes "informatiker", dann
> kommt fast immer die Antwort "ach, schon wieder ein ITler ;)",

Ist mir komischerweise noch nie so ergangen.

Vor langer Zeit hatte jemand, dem der Begriff nicht geläufig war, 
darüber spekuliert, ob das jene Leute seien, die alles wissen. ;-)

: Bearbeitet durch User
von Dozent (Gast)


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>Vor langer Zeit hatte jemand, dem der Begriff noch nicht geläufig war,
>mal spekuliert, ob das jene Leute seien, die alles wissen. ;-)
hat er die letzten 30Jahre unter dem Eis verbracht?

von (prx) A. K. (prx)


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Unwahrscheinlich, aber wer weiss?
Hab ihn schon seit über 30 Jahren nicht mehr gesehen.

: Bearbeitet durch User
von Fpgakuechle K. (Gast)


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Dozent schrieb:

> eine Frage, was denkt ihr: ist Informatik Naturwissenschaft oder
> Ingenieurwissenschaft? oder doch nichts von beiden?

Frage falsch gestellt:
Informatik ist an die Mathematik angelegt, die nicht zu den 
Naturwissenschaften zählt. Somit kann Informatik zwar zu den 
Wissenschaften aber nicht zu den Naturwissenschaften gezählt werden.

MfG,

von ggg (Gast)


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Das Problem ist doch eigentlich nur, dass in der Masse keine wirklichen 
Informatiker gebrauch werden sondern Software Entwickler.

"hast auch recht, was du schreibst. Aber z.B. wenn ich als
Informatiker jetzt in der Entwicklung von Einspritzpumpen arbeiten
möchte, habe ich dort keine Chancen. Wiederum der Ing. hat viel mehr
Chancen in der Softwareentwicklung zu arbeiten. Stimmt es, oder?"

Wäre wie die Aussage:

Aber z.B wenn ich als Ingenieur in der Compiler Entwicklung arbeiten 
möchte, habe ich dort keine Chance. Wiederum der Informatiker hat viel 
mehr Chancen in der Lötabteilung zu arbeiten.

von (prx) A. K. (prx)


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ggg schrieb:
> Aber z.B wenn ich als Ingenieur in der Compiler Entwicklung arbeiten
> möchte, habe ich dort keine Chance. Wiederum der Informatiker hat viel
> mehr Chancen in der Lötabteilung zu arbeiten.

Dieser Vergleich funktioniert nicht wirklich, weil der IT-Bereich eher 
bereit ist, Leute mit fachfremder Ausbildung aber faktisch vorhandener 
Kompetenz aufzunehmen, als Ing-Bereiche. Nicht zuletzt aufgrund schon 
rein formaler Qualifikationsforderungen - wer für Baustatik einen 
Physiker einsetzt, der kann auch dann Probleme kriegen, wenn die Brücke 
hält.

Das hat nicht zuletzt auch historische Gründe, weil relativ neu. Weshalb 
sich auch mal ein Journalist, Chemiker oder Archäologe in 
hochqualifizierte Positionen der IT verirrt. Als Flugzeugbauer knapp 
waren konnte man dort auch Hoch- und Tiefbauer finden.

Der IT-Bereich hat für Quereinstieg den wesentlichen Vorteil, dass 
Selbststudium besser zugänglich und billiger ist, als dies bei vielen 
Ing-Bereichen der Fall ist. In diesem Sinne ist Compiler bauen leichter 
erlernbar als Brücken bauen.

: Bearbeitet durch User
von Dozent (Gast)


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>Das Problem ist doch eigentlich nur, dass in der Masse keine wirklichen
>Informatiker gebrauch werden sondern Software Entwickler.
Dann welche Jobs könnte Informatiker noch ausüben?

Es gibt noch ein Nachteil, der Ing. hat mehr Chancen in eine IG-Metall 
Firma einzusteigen und dort seine Karriere zu starten, da dort das 
Kerngeschäft im Ing. Bereich liegt. Und wie man weißt, die IG-Metall 
Firmen bieten sehr gute Konditionen.
Klassische IT-Firmen das sind meistens KMUs, wo eher schlecht bezahlt 
wird und Aufstiegschancen auch nicht gegeben sind.
Ich habe oft Softwareabteilungen gesehen, wo der Chef ein Ing. war, 
warum auch immer.
Der Vorteil von der IT ist wieder, dass man eher eine Firma gründen kann 
;)

von Grendel (Gast)


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Dozent schrieb:
> Dann welche Jobs könnte Informatiker noch ausüben?

Die gleichen wie Physiker und Regelungstechniker auch.
Taxifahren, Bratwurst verkaufen, ...

scnr

von Arc N. (arc)


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Dozent schrieb:
>>Das Problem ist doch eigentlich nur, dass in der Masse keine wirklichen
>>Informatiker gebrauch werden sondern Software Entwickler.
> Dann welche Jobs könnte Informatiker noch ausüben?

Da im Schnitt auch der IQ über dem Durchschnitt liegt und damit (meist 
auch) die Fähigkeit sich schnell in irgendwas einzuarbeiten besser ist: 
Überall ;)

> Es gibt noch ein Nachteil, der Ing. hat mehr Chancen in eine IG-Metall
> Firma einzusteigen und dort seine Karriere zu starten, da dort das
> Kerngeschäft im Ing. Bereich liegt. Und wie man weißt, die IG-Metall
> Firmen bieten sehr gute Konditionen.

Und wie lange noch?


> Klassische IT-Firmen das sind meistens KMUs, wo eher schlecht bezahlt
> wird und Aufstiegschancen auch nicht gegeben sind.
> Ich habe oft Softwareabteilungen gesehen, wo der Chef ein Ing. war,
> warum auch immer.

Warum nicht? Zum einen ist die Informatik "jünger" als die anderen 
Ingenieurwissenschaften d.h. Ings. waren zuerst in den Positionen. Zum 
anderen sind in diesen Positionen eher weniger die speziellen 
Fähigkeiten/Kenntnisse aus der Informatik gefragt.
Etwas OT: In DE heißt "Aufsteigen" meist immer noch, 
Personalverantwortung, noch mehr Papierkram und weniger von dem, was 
viele eigentlich lieber machen würden. Es fehlt leider häufig die 
Unterscheidung bzw. Möglichkeit zur Wahl zwischen Managerial Track und 
Technical Track

> Der Vorteil von der IT ist wieder, dass man eher eine Firma gründen kann

Wo sind denn in DE die interessanten Firmen in diesem Bereich...

von (prx) A. K. (prx)


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Arc Net schrieb:
> Wo sind denn in DE die interessanten Firmen in diesem Bereich...

Telefonbuch, Gelbe Seiten. ;-)

Möglicherweise ist aber auch freiberufliche Tätigkeit gemeint.

von Heiko J. (heiko_j)


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Mein Prof an der Uni für technische Informatik meinte mal:
"Die Informatik ist das uneheliche Kind der Mathematik und der 
Elektrotechnik. Die Elektrotechnik durfte die Informatik alleine groß 
ziehen und die Mathematik regelmäßig die Alimente in Form von Formeln 
und Gleichungen beisteuern"

von Arc N. (arc)


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Heiko Jakob schrieb:
> Mein Prof an der Uni für technische Informatik meinte mal:
> "Die Informatik ist das uneheliche Kind der Mathematik und der
> Elektrotechnik. Die Elektrotechnik durfte die Informatik alleine groß
> ziehen und die Mathematik regelmäßig die Alimente in Form von Formeln
> und Gleichungen beisteuern"

So was kommt raus, wenn Profs keine Grundlagen vermitteln scnr

von Prog R. (daniel_v)


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Dozent schrieb:
> Hallo,
>
> eine Frage, was denkt ihr: ist Informatik Naturwissenschaft oder
> Ingenieurwissenschaft? oder doch nichts von beiden?
> Informatiker sins eigentlich keine Ingenieure, oder?
>
> grüße

Zu dieser Frage kann ich dir folgendes Buch empfehlen:

http://www.amazon.de/Sieben-Wunder-Informatik-Machbaren-Aufgaben/dp/3835101722/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1408945140&sr=1-1&keywords=Sieben+Wunder+der+Informatik

Es ist toll zu lesen und betrachtet die theoretische (und auch etwas 
praktische) Informatik in ihren Methoden mit anschaulichen Beispielen 
und diskutiert auch die Stellung der Informatik als Wissenschaft.

Mit hat es super gefallen :)

von Gustav (Gast)


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Dozent schrieb:
> Informatiker sins eigentlich keine Ingenieure, oder?

Nach den Ingenieurgesetzen der Bundesländer dürften praktisch alle 
Absolventen eines Informatik-Studiengangs an einer Hochschule auch 
Ingenieure sein.

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