Forum: HF, Funk und Felder Schirm zwischen zwei Masseflächen


von ZuDummFürsProjekt (Gast)


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Hallo,
Ich habe 2 parallel angeordnete "gestackte" Platinen:
a) eine, auf der heftig viel Strom fließt
b) eine, auf der die Steuerelektronik für a) sitzt.

Ich möchte die "empfindliche" Steuerelektronik vor der Hochstrom-Platine 
schützen. Der Abstand beträgt 1cm und den Hochstrom würde ich 
quasistatisch nennen -> f=1kHz-10kHz; Oberwellen maximal 100kHz.


http://www.schirmungstechnik.de/sites/all/themes/schirmung/images/download/Abschirmung_elektromagnetischer_Felder_20120605.pdf

Folie 42 sagt, zwischen DC und 10KHz mit Eisen (0.5mm) 20dB Dämpfung 
mehr erreichen kann.

Folie 43 sagt, dass selbt bei d=0.5mm/D=1cm und µ=200 mehr als 20dB 
Grunddämpung hinbekomme. Wenn man höherpermeables Material bekommt, umso 
mehr.
Bei 10KHz erreiche ich also 40-60dB Dämpfung.

Ist das korrekt, dass ich durch "zwischenschieben" von so einem 
Eisenblech diese Schrimwirkung erreiche (, auch wenn  der Schirm nicht 
größer ist als die platine)?

Ist es eine sinnvolle Idee so viel wie möglich differentiell zu routen, 
also selbst SingleEnded-Signale lieber "differentiell" mitsamt ihrer 
Masseleitung route?
Als (sinnloses) Beispiel würde ich damit meinen: Mehere "LEDs" 
masseseitig nicht auf eine globale Massefläche verbinden, sondern lieber 
2 Leitugnen zu jeder LED routen und den "minuspol" praktisch sternförmig 
von der "LED-Stromquelle" (Steuerelektronik) verteilen. Die Massefläche 
dort wäre dann sehr klein und die vom MF durchdrungene Fläche damit 
geringer.
Eine Geflutete Groundplane könnte da doch mehr probleme verursachen, 
oder? (Angenommen das Magnetfeld ist so stark, dass die Wirbelströme im 
Kupfer für lokal verschiedenes Potential sorgen.)
Holzweg?   Es geht nur ums Prinzip, nicht die Nötigkeit.

von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
> ZuDummFürsProjekt schrieb:
> a) eine, auf der heftig viel Strom fließt
Was ist "heftig viel Strom" ? 10A, 100A oder 1000A oder mehr???

> b) eine, auf der die Steuerelektronik für a) sitzt.
Wieso ist die Steuerelektronik empfindlich?
Ist es nicht möglich, das Design so zu machen, das die Stuerung robust 
ist?

Da bei hohen Strömen im NF-Bereich hauptsächlich das magnetische Feld 
wirkt, ist es natürlich mit einem einfachen Leiter (Kupferfolie) nicht 
getan.
Da wirkt das Mu-Metall deutlich besser, weil es das magnetische Feld 
quasi im kurzschließt. Deshalb reicht es auch, wen das Blech in der 
Größe der LPKL dazwischen geschoben wird.

Die Sache mit dem "differenziell routen" würde ich nicht so eng sehen.

>Eine Geflutete Groundplane könnte da doch mehr probleme verursachen,
>oder? (Angenommen das Magnetfeld ist so stark, dass die Wirbelströme
>im Kupfer für lokal verschiedenes Potential sorgen.
>Holzweg?
??? Offene Leiterschleifen in einem veränderlichen Magnetfeld indizieren 
ordentliche Störströme. Dagegen scheint mir eine Massefläche eher 
harmlos.

Ansonsten ist das alles eher akademisch. Ohne konkrete Randbedingungen 
kann man so was kaum bewerten.
Gruß Öletronika

von ZuDummFürsProjekt (Gast)


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Hallo, und Danke für dein Interesse :-)

>Wieso ist die Steuerelektronik empfindlich?
Weil die Steuerelektronik die Leistungselektronik mit Spannung steuert. 
Wenn geschaltet wird, und die Leistungsplatine ihre eigene 
Steuerspannung per Induktion verändert, kanns dumm ausgehen.

>??? Offene Leiterschleifen in einem veränderlichen Magnetfeld
>indizieren ordentliche Störströme. Dagegen scheint mir eine
>Massefläche eher harmlos.
Ich glaube, du hast mich falsch verstanden. Ich habe Angst, dass eine 
geflutete Massefläche in der Steuerelektronik für störungen sorgt.
Da drin steht kein Strompfad fest und je nach Induktion verzerren sich 
potentiale quasi willkürlich. Wenn ich an 2 Ausgänge 10V anlegen möchte, 
kann ich nicht garantieren, dass am Connector 10V ankommen (,oder?)

Wenn man Spannungsausgänge hat, die auf einen 2-Pol führen, habe ich mir 
gedacht, dass es sinnvoller ist, den 2-Pol nicht zur Hälfte über eine 
"globele" Massefläche zu routen, sondern die Masse-Rückleitung mit der 
Hinleitung quasi als differentielles Paar zu routen und erst am 
Spannungstreiber die Masse anzuschließen.

Treiber =========diff.Pair=========Connector
GND

durch das diff.Paar ist es doch jetzt wesentlich sicherer definiert, 
dass die Spannugnsdifferenz am Connector auch die ist, die am Treiber 
reingeht.
Bei globaler Massefläche

Teiber -----------Leitung--------- Connector
GND                                 GND

kann doch zwischen den zwei GNDs praktisch alles passieren. In der 
Diff.Paar-Version ist die Massefläche wenigstens lokal Begrenzt, sodass 
weniger Fläche insgesamt vom MF durchdringt wird.

>Ansonsten ist das alles eher akademisch. Ohne konkrete
>Randbedingungen kann man so was kaum bewerten.
Jo, muss auch nicht bewertet werden, es geht in der Tat ums Prinzip. Es 
ist egal ob ich bei 10A auch 10µV genau Spannung haben will oder bei 1kA 
auf 1mV genau sein möchte :-)   Nehmen wir mal 2kA an ;-)
Es geht darum, das best möglichste Gewissen beim Aufbau zu haben. Das 
lässt sich schlecht quantisieren. Aber die 2kA sind schon eine gute 
Annahme. Leistungselektronik ist auf 210µ Cu; die Steuerelektronik 
normale 35u.

Über "Mu-Metall" werd ich mich mal schlau machen.

von ZuDummFürsProjekt (Gast)


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Huuiiii und noch ne Frage hinten ran: wenn ich schon Geld ausgebe 
(80eur) um solch ein MüühMetällchen zu ergattern, würd ich es auch gern 
bestmöglich einsetzen.
Sollte man es im Platinen-Stack nahh an den Störverursacher oder nah an 
das zu schirmende Objekt?
Intuitiv würde ich es nah an die Steuerelektronik setzen.. aber ich weiß 
mein Bauchgefühl lieber bestätigt :-)

von Uiih (Gast)


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ZuDummFürsProjekt schrieb:
> Nehmen wir mal 2kA an

> Leistungselektronik ist auf 210µ Cu


Und wo sollen jetzt genau die 2kA fließen? Doch nicht durch die 
lächerlichen 210µm Kupfer, oder?

von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
> ZuDummFürsProjekt schrieb:
> Weil die Steuerelektronik die Leistungselektronik mit Spannung steuert.
Das ist wohl eher eine idealsierte Darstellung.
Mit Spannung gesteuert heißt nicht, dass leistungslos gesteuert wird.
Bei der Dimensionierung von Schaltungen kann man ja in der Regel 
bestimmte Eigenschaften varieren. So kann man z.B. Verstärkerschaltungen 
eher niederohmig auslegen und nicht hochohmig.
Ziel ist es eigentlich immer, das Signal-Störverhältnis hoch zu halten.
Wenn die Störleistung also rel. hoch erwartet wird, muß man die 
Nutzleistung auch entsprechend hoch halten.

>>??? Offene Leiterschleifen in einem veränderlichen Magnetfeld
>>indizieren ordentliche Störströme. Dagegen scheint mir eine
>>Massefläche eher harmlos.
> Ich glaube, du hast mich falsch verstanden. Ich habe Angst, dass eine
> geflutete Massefläche in der Steuerelektronik für störungen sorgt.
Sehe ich erst mal nicht so kritisch.

> Da drin steht kein Strompfad fest und je nach Induktion verzerren sich
> potentiale quasi willkürlich. Wenn ich an 2 Ausgänge 10V anlegen möchte,
> kann ich nicht garantieren, dass am Connector 10V ankommen (,oder?)
Grundsätzlich ist das immer so.

> Wenn man Spannungsausgänge hat, die auf einen 2-Pol führen, habe ich mir
> gedacht, dass es sinnvoller ist, den 2-Pol nicht zur Hälfte über eine
> "globele" Massefläche zu routen, sondern die Masse-Rückleitung mit der
> Hinleitung quasi als differentielles Paar zu routen und erst am
> Spannungstreiber die Masse anzuschließen.
Wie oben geschrieben, kann man eine Spannung an eine 10k-Last anlegen, 
oder aber auch an 100 Ohm. Entsprechend unterschiedlich wird sich das 
SNR gestalten.
Ansonsten kann man natürlich noch verschiedene Schaltungstechniken 
verwenden, um die Störempfindlichkeit zu minimieren.
Mehr kann ich dazu jetzt auch nicht sagen, weil ich nicht weiß, was du 
da genau hast.

> durch das diff.Paar ist es doch jetzt wesentlich sicherer definiert,
> dass die Spannugnsdifferenz am Connector auch die ist, die am Treiber
> reingeht.
Alternativ kann man auch Stromsteuerung machen.
Die alte analoge 20mA-Schnittstelle oder auch Feldbusse wie RS485 nutzen 
auch das Prinzip eine hohe Nutzleistung zu generieren, um das SNR hoch 
zu halten.

> Jo, muss auch nicht bewertet werden, es geht in der Tat ums Prinzip.
Geht es also um Kaisers Bart?

> Über "Mu-Metall" werd ich mich mal schlau machen.

Zum Test kannst du auch mal ganz normale Weicheisenbleche aus einem 
Trafo einschieben.
Da macht es evtl. auch Sinn, diese gleich als Konstruktionsteil zu zu 
verwenden.
Gruß Öletronika.

von ZuDummFürsProjekt (Gast)


Angehängte Dateien:

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Hallo,
danke nochmal für die Zeit, die du dir nimmst!
Deine Vorschläge in Richtung Schaltungsauslegung sind völlig Korrekt und 
mir auch bewusst. Natürlich lässt sich mit der Impedanz aufgrund des 
schlechten Koppelfaktors (?) die Induktionsspannung "kurzschließen".

>> Jo, muss auch nicht bewertet werden, es geht in der Tat ums Prinzip.
>Geht es also um Kaisers Bart?

Naaahhh, so ist das nicht gemeint ;-) Das Ding ist: Wenn man bei 10kOhm 
Impedanz Störspannungen von 1V hat, hat man bei 1kOhm Impedanz nur noch 
100mV.  (Grob gesagt)

Wenn layouttechnische Veränderungen allderdings von sich aus schon 20dB 
Dämpfung in die Sache bringen, würden beide Fälle profitieren - da ist 
es egal, was die quantitaiven Werte sagen: es geht rein ums Qualitative.


Die Fläche zwischen Hin- und Rückweg des Stromes fürche ich in einer 
Massefläche "groß", weil der Strom (aufgrund der niedrigen Frequenz) 
nicht zwangsläufig direkt an der Kupferkante der Massefläche fließt, die 
am nächsten an der Signalleitung ist.
Ein differentielles Paar hingegen minimiert die Fläche zuverlässig, oder 
übresehe ich da was? Ich habs mal im Anhang gemalt :-)


Was das Muuuhhhh-Metall angeht, brauch ich immernoch eine bestätigung 
für die sinnvollste Platzierung ;-) (Nah am störer oder nach am 
gestörten?)

von U. M. (oeletronika)


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Hallo,

> ZuDummFürsProjekt schrieb:
> Die Fläche zwischen Hin- und Rückweg des Stromes fürche ich in einer
> Massefläche "groß", weil der Strom (aufgrund der niedrigen Frequenz)
> nicht zwangsläufig direkt an der Kupferkante der Massefläche fließt, die
> am nächsten an der Signalleitung ist.
Ich weiß jetzt ehrlich nicht, ob eine Massefläche wirklich so sensibel 
ist.
Lass da doch Induktionströme fließen, auf Grund der sehr niedrigen 
Impedanz dürften diese nur sehr geringe Störspannung verursachen.

 Ein differentielles Paar hingegen minimiert die Fläche zuverlässig, 
oder
> übersehe ich da was? Ich habs mal im Anhang gemalt :-)
Da ist aber trotzdem eine Fläche zwischen den Leitungen und in der 
Leiterschleife werden sicher auch Induktionsspannungen erzeugt.

Um diesen Effekt zu unterdrücken könntest du aber die Leiterzüge quasi 
verdrillen, indem du sie in kurzen Segmenten über Kreuz führst.
Dann ist es evtl. auch vorteilhaft, die Leitungen nicht auf Außenlagen 
einer LPL zu führen, sondern in den Innenlagen und diese mit geringen 
Kerndurchmesser z.B. 50...100um fertigen zu lassen., damit beim Kreuzen 
der Leitungen auch senkrecht zu Fläche keine Leiterschleifen mehr als 
nötig geöffnet werden.

> Was das Muuuhhhh-Metall angeht, brauch ich immernoch eine bestätigung
> für die sinnvollste Platzierung ;-) (Nah am störer oder nach am
> gestörten?)
Hast du nicht geschrieben, das  die LPL nahe nebeneinander parallel 
liegen? Da ist doch mit nah und fern eh nicht viel zu machen.
Solange der Abstand der LPL gering ist gegenüber der lateralen 
Abmessungen der LPL, scheint mir das rel. egal zu sein.

Die beste Schirmwirkung hat man, wenn man die Quelle oder die zu 
schützende Schaltung komplett umhaust. Das ist natürlich Aufwand.

Ansonsten gibt es evtl. noch einen anderen Aspekt.
Nah der Quelle ist die magnetische Feldstärke sicher deutlich höher.
Bei dünnen Mu-Metall (Folie) könnte das Mat. eher in Sättigung gehen,
was bei einigem Abstand nicht passiert.

Ansonsten würde ich sagen, probiere es einfach aus.
Gruß Öletronika

von ZuDummFürsProjekt (Gast)


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>Da ist aber trotzdem eine Fläche zwischen den Leitungen und in
>der Leiterschleife werden sicher auch Induktionsspannungen erzeugt
Jahaa das ist wahr, aaaber.. ist die Fläche, die durch den freien 
Strompfad in der Massefläche nicht prinzipiell größer als ein DiffPair 
mit 0.15mm Gap ?

4Lagig wäre Luxus, aber ich glaube, da es um Quasistatische Felder geht, 
eher nicht soo wirksam. Wobei das natürlich impliziert, dass in einer 
Massefläche gar keine hohen Ströme induziert werden. Hmmh. ..was aber 
immernoch nicht ausschließt, dass keine Spannung in eine Signalleitung 
induziert wird.

1x Kreuzen des Diff-Paares auf der Hälfte der Länge (max 
Signalleitungs-länge ist 6cm) ist sogar technisch realisierbar, da jede 
Leitung einen Serienwiderstand bekommt.

Wie sähe denn das technische äquivalent zum Diff-Paar-Kreuzen mit 
Massefläche aus?

von ZuDummFürsProjekt (Gast)


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määäähhh ist zu abgespaced das Thema, oder? :-( hmmmmmh.  Ist halt blöd, 
wenn man alles im Voraus ausschließen will. Am ende jage ich eh 
Geister....

Na gut, ich versuch einfach mein Bestes und gut :-)

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