Forum: Platinen Löten mit Lötkolben schädlich?


von Mart F. (michael_s86)


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Hallo alle zusammen,
ich habe eine wichtige Frage an Euch und hoffe, dass ich hier im 
richtigen Subforum bin.
Da mir die Tage ein USB-Stick kaputt ging, habe ich heute ein 
aufgeschnittenes USB-Kabel angelötet. Ich benutzte dazu einen manuellen 
Lötkolben (100W, von Rothenberger; ohne einstellbare Stufen) und dazu 
einen Lötzinn ebenfalls von Rothenberger. Der Lötzinn hat die Aufschrift 
"Achtung! Enthält Blei! Enthält Kolophonium! Kann allergische Reaktionen 
hervorrufen."

Leider habe ich ohne Maske oder Abzug, jedoch bei offenem Fenster 
(direkt am Fensterbrett) gelötet.
Ich habe zwar versucht möglichst wenig Dampf einzuatmen (wenig Luft 
geholt, wenns mal gequalmt hat, Kopf weggedreht, etc), aber etwas habe 
ich natürlich dennoch inhaliert.

Meine Frage ist nun, ob das bereits gesundheitsschädlich war?
Wie gesagt, ich habe vier Drähte an einen Stick gelötet, das ganze hat 
knappe zehn Minuten gedauert. Es war das erste Mal, dass ich gelötet 
habe.
Einmal bin ich auch direkt beim Stick angekommen und auch etwas von dem 
Dampf eingeatmet.

Was haltet ihr davon?

Danke im voraus für Eure Hilfe!

Liebe Grüße!

: Verschoben durch Moderator
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Mart Fenello schrieb:
> Meine Frage ist nun, ob das bereits gesundheitsschädlich war?

Sicher.  Alles auf der Welt ist gesundheitsschädlich.

;-)

Ist halt immer eine Frage der Dosis.

Bei bleihaltigem Lötzinn jedoch unbedingt nach der Arbeit (und vor
dem nächsten Essen) die Hände ordentlich waschen.

p.s.: Ein ungeregelter 100-W-Lötkolben ist Klempnerwerkzeug.  Wenn du
vorhast, hin und wieder was an Elektronik zu löten, dann solltest du
etwas besser geeignetes Werkzeug wählen.  Eine temperaturgeregelte
Lötstation zahlt sich da wirklich schnell aus, für Weniglöter genügt
da sicher etwas Einfaches oder Gebrauchtes.

: Bearbeitet durch Moderator
von Sven B. (scummos)


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Alles ist irgendwie gesundheitsschädlich, egal was man macht.

Beim Löten würde ich generell sagen, ein offenes Fenster nebenan schadet 
nichts; versuche, den Kolophoniumdampf möglichst wenig einzuatmen; und 
wasch' nach dem Arbeiten mit bleihaltigem Lötzinn die Hände (bzw. iss 
nicht am Arbeitsplatz etc.). Unter diesen Bedingungen ist für 
Hobbybastler eine signifikante Beeinträchtigung der Gesundheit m.E. 
nicht zu erwarten.

: Bearbeitet durch User
von Mart F. (michael_s86)


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Danke für die schnellen Antworten!!
Ich habe mir nur einen sehr billigen Kolben gekauft, weil ich nicht 
vorhabe erneut zu löten. Ich wollte nur den einen Stick retten, wegen 
der Daten.
Darum wollte ich wissen, ob ich meine Gesundheit mit diesem einmaligen 
Lötversuch geschädigt habe.

Und wie gesagt, ich habe beim offenen Fenster am Fensterbrett gelötet.

: Bearbeitet durch User
von Sven B. (scummos)


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Bestimmt nicht.

von c.m. (Gast)


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der dampf der beim löten aufstieg ist das kolophonium (flussmittel zur 
reduktion oxidierter metalloberflächen) - das ist reizend und 
allergen, kann z.b. asthma auslösen oder eine allergische reaktion 
(schwellung, rötung, schock). wobei… ich bin selbst ein allergiekrüppel 
und mir hat der lötdampf noch nichts ausgemacht - den blase ich idr mit 
einem kleinen lüfter weg von meinem hübschen gesicht.
das lot war bleihaltig, also nicht in dem mund stopfen, beim löten 
nichts essen, und, oben schon geschrieben, hände waschen nach dem löten.

das war es eigentlich schon, keine panik.

von Helmut L. (helmi1)


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Mart Fenello schrieb:
> Darum wollte ich wissen, ob ich meine Gesundheit mit diesem einmaligen
> Lötversuch geschädigt habe.

Ja, du wirst daran sterben mit 120 :-)

von Fritz (Gast)


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Mart Fenello schrieb:
> Meine Frage ist nun, ob das bereits gesundheitsschädlich war?

Du kannst Fragen stellen! Kennst du das Ende von "Kill Bill Vol. 2"? 
Bevor Quentin Tarantino auf die Idee mit diesem ganzen 
Martial-Arts-Blödsinn kam, hatte er für diese Szene ursprünglich einen 
hinterhältigen Tod durch das Einatmen von Lötdämpfen geplant. Da das 
aber nicht zu den späteren Änderungen in Richtung Samuraischwerter 
gepasst hat, wurde der Lötkolben im Drehbuch in letzter Minute durch die 
Fünfpunktepressurherzexplosionstechnik ersetzt.

Wie auch immer: Viel Spaß bei deinen letzten fünf Schritten.

von Thorsten (Gast)


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Bis vor etwa 30 Jahren wurde jährlich mit bleihaltigem Benzin noch 
tonnenweise Blei in die Luft geblasen und trotzdem leben viele heute 
noch. Und auch heute enthalten bestimmte Flugbenzinsorten noch über 0.5g 
Blei pro Liter.

von Mart F. (michael_s86)


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Gut, bin beruhigt! ;-)
Nochmal vielen Dank für Eure Antworten!

LG
Mart

von unangemeldeter Rumspammer (Gast)


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Sollte durch das offene Fenster allerdings aus einem voll krass 
vorbeicruisenden Ghettoblaster Bushido-Gefurze an Dein Ohr geraten sein, 
dann könnte das Lötabenteuer doch schädliche Auswirkungen auf Deine 
Gesundheit gehabt haben ...

von Paul Baumann (Gast)


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Hab' keine Angst vor Zinn,
da ist nichts Böses drin.
Und schütte auch kein Bor
wohl in Dein linkes Ohr!

Kurier ein Hämatom
auch nicht gleich mit Brom.
Genieße auch kein Blei
frühmorgens um 1/2 2!

Suche kein Mangan
auf der Autobahn
versuch' das mal im Meer,
Pass auf: Mangan ist schwer.

Doch auch mit dem Uran,
da ist's noch nicht getan.
kauf Dir 'nen Barren Gold,
(das hätt' ich auch gesollt)


In diesem Sinne
Paul

von ?!? (Gast)


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Myxo Matrose schrieb im Beitrag #3810151:
> Aus Zinngefäßen haben unsere Vorfahren Bier und Wein getrunken.
> Vor
> allem die Popen. Was also kann falsch an Zinnkrügen sein?
>
> Mfg Zinngeschrei

Daß die ganze Zeit von Blei die Rede war (und Kolophonium).

von Sven B. (scummos)


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Das Blei im Lötzinn ist aber auch harmlos, solange man es nicht isst 
oder bei 600 Grad verlötet -- und eben immer Hände wäscht. Das Einzige 
worüber man sich Gedanken machen muss sind die Kolophonium-Dämpfe.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Myxo Matrose schrieb im Beitrag #3810151:
> Aus Zinngefäßen haben unsere Vorfahren Bier und Wein getrunken.

Die wussten aber auch damals bereits, dass man das Beimengen von Blei
in Trinkgefäßen tunlichst sein lassen sollte.  Daher leiden diese
Teile auch an der „Zinnpest“, einer Umwandlung des Zinns in eine
andere Modifikation bei niedrigen Temperaturen.

von Sven B. (scummos)


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Die Römer andererseits haben jahrhundertelang ihre Trinkwasserversorgung 
mit Bleirohren bestritten und sind auch nicht sofort tot umgefallen.

von ?!? (Gast)


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Sven B. schrieb:
> Die Römer andererseits haben jahrhundertelang ihre
> Trinkwasserversorgung
> mit Bleirohren bestritten und sind auch nicht sofort tot umgefallen.

Was heißt die Römer? So weit muß man gar nicht zurückgehen. Und auch 
nicht so weit weg. In D sind bis in die 80er Jahre (ca.) noch 
Bleileitungen für Trinkwasser verlegt worden. Auch jetzt sind in 
Altbauten noch welche vorhanden. Die müssen aber mittlerweile ersetzt 
werden.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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?!? schrieb:
> Auch jetzt sind in Altbauten noch welche vorhanden.

Yep, ich bin mit sowas aufgewachsen.

Allerdings verkalken die drinnen ziemlich schnell, sodass das Blei
kaum noch Berührung mit dem Trinkwasser hat.

von Korbi G. (Firma: Möhrchenzucht) (korbinian_g53)


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Einfach einen kleinen PC-Lüfter hinstellen in Zukunft und das Problem 
hat sich!

Und auf die 10 Minuten kannst du scheißen, was meinst du, wieviel unsere 
Opas gelötet haben, als das Zeug noch reparierbar war, da gab es noch 
nicht mal sowas wie Arbeitsschutz! :D

von Chr. M. (snowfly)


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Sven B. schrieb:
> Die Römer andererseits haben jahrhundertelang ihre Trinkwasserversorgung
> mit Bleirohren bestritten und sind auch nicht sofort tot umgefallen.

Und was ist aus denen geworden?

Richtig, ihr Reich ist untergegengen und sie wurden zu Italienern.
Scheint also doch rech schädlich zu sein. ;)

von Sven B. (scummos)


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von Peter D. (peda)


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Wenn Du jeden Tag 8 Stunden lötest, solltest Du eine Abzugshaube 
benutzen. Ansonsten ist das völlig unschädlich.
Früher haben die Leute aus Zinnkrügen getrunken und von Bleitellern 
gegessen.
Du mußt schon eine große Menge aufnehmen, damit es einen Effekt hat.
Z.B. täglich einen Wildbraten essen und das Bleischrot mit verzehren.

Ein Lüfter ist Unsinn, der bläst nur die ganze Wärme weg und Du mußt 
umso länger löten bzw. die Lötstelle taugt nix.
Wenn Du große Angst hast, binde eine Malermaske um.

von Paul Baumann (Gast)


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Peter stellte fest:
>Du mußt schon eine große Menge aufnehmen, damit es einen Effekt hat.
>Z.B. täglich einen Wildbraten essen und das Bleischrot mit verzehren.

Das würde auf die Dauer auch zu einer erheblichen Gewichtszunahme 
führen.
;-)
MfG Paul

von Klini (Gast)


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Riech mal an deinen Klamotten wenn die neu sind.

von Helmut L. (helmi1)


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Paul Baumann schrieb:
> Das würde auf die Dauer auch zu einer erheblichen Gewichtszunahme
> führen.

Daher auch der Spruch:

Das liegt mir wie Blei im Magen...

von Sebastian V. (sebi_s)


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Peter Dannegger schrieb:
> Ein Lüfter ist Unsinn, der bläst nur die ganze Wärme weg und Du mußt
> umso länger löten bzw. die Lötstelle taugt nix.

Man sollte ja auch keinen Monster Lüfter nehmen. Der soll ja nur dafür 
sorgen, dass einem der Dampf vom Flussmittel nicht direkt ins Gesicht 
steigt und dafür braucht es nicht viel. Wenn dein Lötkolben die 
Temperatur nicht hält dann ist dein Lüfter entweder maßlos 
überdimensioniert oder dein Lötkolben taugt nichts.

Ich nutze einen alten 120mm Lüfter aus einem PC der mir den Dampf auf 
ca. 30cm Entfernung absaugt und im Zimmer verteilt. Nach dem Löten wird 
im Zimmer gelüftet oder falls es das Wetter zulässt bei offenem Fenster 
gelötet. Fürs gelegentliche Löten reicht dies meiner Meinung nach aus.

: Bearbeitet durch User
von Paul B. (paul_baumann)


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Sebastian schrob:
>Man sollte ja auch keinen Monster Lüfter nehmen.

Man sollte nicht immer zögern und zaudern, sondern mit der richtigen
Ausrüstung an's Werk gehen, dann wird es auch was und die Haare liegen
auch:

http://www.youtube.com/watch?v=jy5yW8BwbaY

MfG Paul

von Walter Tarpan (Gast)


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Sven B. schrieb:
> Beim Löten würde ich generell sagen, ein offenes Fenster nebenan schadet
> nichts;

Geht so. Ich habe mir auf diese Art schon orgentlich Halsschmerzen 
eingefangen. Vor allem, wenn aus einem "mal eben" mal eben eine 
Nachtaktion wurde.

von Sven B. (scummos)


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Walter Tarpan schrieb:
> Sven B. schrieb:
>> Beim Löten würde ich generell sagen, ein offenes Fenster nebenan schadet
>> nichts;
> Geht so. Ich habe mir auf diese Art schon orgentlich Halsschmerzen
> eingefangen.

Stimmt, ich hab auch gehört dass schon Leute rausgefallen sind ;)

von Helmut L. (helmi1)


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Walter Tarpan schrieb:
> Geht so. Ich habe mir auf diese Art schon orgentlich Halsschmerzen
> eingefangen.

Loetdaempfe und frische Luft vertragen sich nicht, das gibt ein 
reizendes Gasgemisch :-)

von Daniel H. (Firma: keine) (commander)


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c.m. schrieb:
> ich bin selbst ein allergiekrüppel
> und mir hat der lötdampf noch nichts ausgemacht - den blase ich idr mit
> einem kleinen lüfter weg von meinem hübschen gesicht.

Mir leider schon, da ich genau gegen Kolophonium allergisch bin. Ein 
bischen Lötdampf macht mir noch nichts aus, aber wenn ich wirklich mal 
eine halbe Stunde oder länger am Werk bin dann merke ich am nächsten 
Tag, dass die Augenlider und Wangen leicht geschwollen sind.

Abhilfe habe ich mit einem 12cm PC-Lüfter geschafft, der reicht bei ~5V 
vollkommen aus um mir den Lötdampf aus dem Gesicht zu halten.

Edit:
Kolophoniumallergie ist auch allein deswegen schon richtig schei*e weil 
das Zeug u.a. ja auch in Baumharz enthalten ist, Holzarbeiten wie 
Schleifen kann ich daher auch nur im Ganzkörperanzug machen :D

: Bearbeitet durch User
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