Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Wie zieht ein Drucker genau eine Seite ein?


von Korbi G. (Firma: Möhrchenzucht) (korbinian_g53)


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Hallo,

wie schafft es ein Drucker, dass er genau eine Seite aus seinem 
Papierfach entnimmt? Wenn es Rollen wären müsste ja die nächste Seite 
auch ein stückweit mitrutschen. Hat jemand eine Idee, wie das gelöst 
ist?

Grüße.

von STK500-Besitzer (Gast)


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man nimmt 2 Rollen mit getrennten Antrieben: Die erste zieht der Blatt 
vom Stapel und die zweite schiebt/zieht das Blatt durch den Drucker.
Der Antrieb der ersten wird abgeschaltet, sobald das Blatt vollständig 
aus dem Magazin entnommen wurde.

von Korbi G. (Firma: Möhrchenzucht) (korbinian_g53)


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So weit war ich auch schon. Aber was verhindert, dass das Blatt darunter 
mitrutscht und so ebenfalls von der Rolle, die nur solange aktiv ist, 
bis das Blatt entnommen ist, mitrutschen kann?

von Jan H. (j_hansen)


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Korbinian Geiger schrieb:
> Wenn es Rollen wären müsste ja die nächste Seite
> auch ein stückweit mitrutschen.

Ja, das tut sie auch. Die muss man also wieder zurückschieben oder 
zumindest stoppen. Z.B. indem man auf der Unterseite Rollen in die 
Gegenrichtung laufen lässt. Oder mit einem Korkplättchen, welches eine 
höhere Reibung erzeugt als Papier auf Papier und damit die zweite Seite 
aufhält.
Die Beschaffenheit des Korkplättchens (Material, Abmessungen) zu 
optimieren ist gar nicht so trivial.

von Noch einer (Gast)


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Früher gab es bei HP mal Ingenieure, die trotz aller Widrigkeiten 
Drucker bauten, die immer nur ein Blatt einzogen.

Wir sollten die mal fragen, bevor sie an Altersschwäche sterben.

von Georg (Gast)


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Korbinian Geiger schrieb:
> wie schafft es ein Drucker, dass er genau eine Seite aus seinem
> Papierfach entnimmt?

Spontane Antwort: schafft er das denn wirklich?

Dahinter steckt jedenfalls mehr Knowhow als man auf den ersten Blick 
sieht, das erfordert eine genaue Abstimmung der Reibungskräfte und des 
Drucks auf das Papier. Bei einem neuen Drucker hatte ich immer wieder 
doppelte Blätter, bis ich gesehen habe, dass ein Plastikteil in dem 
Klapparatismus, der das Papier aus dem Behälter zieht, nicht richtig 
eingeschnappt war und daher 2 oder 3 mm zu hoch über dem Papier stand - 
nach einem Klick funktioniert der Drucker einwandfrei. Ein anderer 
"beliebter" Fehler sind Reibwalzen, die verschmutzt sind oder mit der 
Zeit zu hart geworden.

Nicht zuletzt spielt auch das Papier eine Rolle. Es lohnt sich, einen 
neuen Stapel vorher durchzuwalken, damit die Blätter nicht aneinander 
kleben.

Georg

von Icke ®. (49636b65)


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Jan Hansen schrieb:
> Oder mit einem Korkplättchen, welches eine
> höhere Reibung erzeugt als Papier auf Papier und damit die zweite Seite
> aufhält.

Das Korkplättchen nennt sich "Separation-Pad" und besteht manchmal 
tatsächlich aus Kork, meist aber aus Gummi. Es drückt von unten gegen 
das Papier und verhindert, daß die nächstfolgende Seite mit 
durchrutscht. Die Pads verspröden mit der Zeit und verlieren damit ihre 
Bremswirkung, sodaß immer öfter mehrere Blätter eingezogen werden.

von Klaro (Gast)


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STK500-Besitzer schrieb:
> Der Antrieb der ersten wird abgeschaltet, sobald das Blatt vollständig
> aus dem Magazin entnommen wurde.

Ich kenne das nur so, das eine Rolle das erste Blatt mit einer
gummi-behafteten (oft nur ein Gummischlauch) Walze zum
Einzugswalzenpaar ein paar cm vorschiebt. Dann wird das Blatt
quasi an das Einzugswalzenpaar "übergeben" die das Blatt komplett
durch den Drucker schiebt bis dann weitere Walzen das Blatt
übernehmen.

Korbinian Geiger schrieb:
> So weit war ich auch schon. Aber was verhindert, dass das Blatt darunter
> mitrutscht und so ebenfalls von der Rolle, die nur solange aktiv ist,
> bis das Blatt entnommen ist, mitrutschen kann?

Gewöhnlich wird der Stappel Blätter von Federn gegen die Rollenanordnung
gedrückt. Auf so einer kleinen Fläche ist die Reibung auf das Blatt
darunter eher gering. Das reicht dann in der Regel um Blatt für
Blatt zu transportieren. Wenn mehrere Blätter gezogen werden, ist
die Federkraft für den Stapel vermutlich zu stark oder irgendwas
verdreckt. Manchmal gibts auch ein Teil, dass Doppeleinzug verhindert,
aber das lösen manche Hersteller anders.

Georg schrieb:
> "beliebter" Fehler sind Reibwalzen, die verschmutzt sind oder mit der
> Zeit zu hart geworden.

Wenn die Einzugswalzen einen Gummischlauchbelag haben, kann man den 
entweder mit einem Isopropanol- oder Spiritus-getränkten fussel-
freien Lappen reinigen, indem man das Gerät mal dabei laufen lässt,
oder man stülpt einfach die Innenseite des Schlauches nach außen.
Geht aber nur einmal.

von Geldspeicher (Gast)


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Bei Bankomaten scheint mir das Problem perfekt gelöst
zu sein. Ich habe noch nie gehört, dass einer zu viele
Scheine ausgespuckt hätte.  ;-)

von Onkel Dittmeyer (Gast)


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Tatsächlich spucken die Einzüge der einzelnen Geldscheinkassetten 
gelegentlich zu viele Scheine mit einem Rutsch aus. Das wird aber 
mittels Durchleuchten auf der "Hauptransportschiene" festgestellt und in 
einem solchen Fall das Bündel in eine Extra-Kassette deponiert und das 
ganze nochmal versucht.

von Georg A. (georga)


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> Früher gab es bei HP mal Ingenieure, die trotz aller Widrigkeiten
> Drucker bauten, die immer nur ein Blatt einzogen.

> Wir sollten die mal fragen, bevor sie an Altersschwäche sterben.

Nachdem die HP Ingenieure das bereits nicht mehr beim 5L hinbekommen 
haben, müssen die guten Ingenieure wohl schon früher als ~1995 gestorben 
sein...

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Georg A. schrieb:
> Nachdem die HP Ingenieure das bereits nicht mehr beim 5L hinbekommen
> haben

Das Druckwerk war bei diesem Drucker (und diversen Vorgängern und 
Nachfolgern) nicht von HP, sondern von Canon.

von Fabian F. (fabian_f55)


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Muss ein komplexes Thema sein. Wenn ich bei meinem Drucker 
Hochglanzpapier verwende zieht er immer mehrere Seiten ein. Wenn ich die 
Papierart aber vorher auf "Foto" Stelle wird nur 1 Papier eingezogen. 
Das Papier holen geht dann aber deutlich langsamer.
Scheint also sogar unterschiedliche Walzenansteuerung zu geben.

von Matthias L. (limbachnet)


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Rufus Τ. Firefly schrieb:
> Georg A. schrieb:
>> Nachdem die HP Ingenieure das bereits nicht mehr beim 5L hinbekommen
>> haben
>
> Das Druckwerk war bei diesem Drucker (und diversen Vorgängern und
> Nachfolgern) nicht von HP, sondern von Canon.

Und es gab eine Zeit lang von HP ein kostenloses Nachbesserungs-Kit, 
womit man IIRC nur zwei glatte Klebestreifen an bestimmte Stellen im 
Papiereinzugsschacht geklebt hat. Bei meinem 5L hat's geholfen, der zog 
fortan wirklich sauber ein. Nach einigen Jahren ist dann die 
Belichtungseinheit dem Staub erlegen, ich habe die vom abgelegten 6L 
meines Nachbarn eingebaut und noch ein paar Jahre weitergedruckt.

von Amateur (Gast)


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Man sollte nicht alle Schuld bei den Druckerherstellern suchen.

Beim Papier heißt es immer: Billig, billig, billig.

Man kann noch ein Bisschen billiger produzieren, wenn man z.B. die 
Messer noch etwas länger in der Schneidevorrichtung nutzt und nicht 
schon wieder schärft.
Natürlich mit dem Erfolg, dass die Papierräder in der Vertikalen 
verfilzen und die Blätter somit "anhänglich" werden.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Matthias L. schrieb:
> Und es gab eine Zeit lang von HP ein kostenloses Nachbesserungs-Kit

Das war für 5L, 6L und 1100L auch wirklich nötig, denn diese Drucker 
hatten den schlechtesten Papiereinzug überhaupt - was die Übersetzung 
des "L" mit "lausig" erklärbar machte.

Eindeutig bessere Chancen haben Geräte, bei denen das Papier flach in 
einer Papierkassette liegt.

von Georg (Gast)


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Nachtrag:

es ginge auch anders und zuverlässiger, wie man an Offset-Druckmaschinen 
u.ä. sieht: die heben das oberste Blatt mit Vakuum-Saugnäpfen ab. Das 
ist für einen Desktop-Drucker aber viel zu aufwendig, soll nur zeigen 
dass die Aufgabe notfalls sicher lösbar ist. Wenn man das Problem 
durchdenkt, ist es eigentlich sogar erstaunlich, dass die Drucker 
überhaupt so gut funktionieren.

Georg

von Icke ®. (49636b65)


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Rufus Τ. Firefly schrieb:
> Eindeutig bessere Chancen haben Geräte, bei denen das Papier flach in
> einer Papierkassette liegt.

Hat damit nichts zu tun. Die Einzugsprobleme bei den genannten Typen 
hatten ihre Ursache ausschließlich im schlechten Material des 
Separation-Pads, das schon nach kurzer Zeit verhärtete. Nach dessen 
Austausch läuft mein 3150 bis heute tadellos. Blöd ist halt nur, daß man 
bei diesen Druckern das Gerät zerlegen muß, um überhaupt ranzukommen. 
Deswegen hatte HP die Aktion mit der Behelfsreparatur gestartet.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Icke ®. schrieb:
> Hat damit nichts zu tun. Die Einzugsprobleme bei den genannten Typen
> hatten ihre Ursache ausschließlich im schlechten Material des
> Separation-Pads, das schon nach kurzer Zeit verhärtete.

Merkwürdig aber ist, daß das schräg nach oben offene Papierfach mit dem 
Problem einherging - die anderen Drucker, die es davor und danach gab, 
hatten allesamt das Problem nicht.

Gut, natürlich sieht ein Papiereinzug für ein schräg nach oben offenes 
Fach anders aus als der für eine Schublade ...

Ist ja im Grunde genommen wurscht, die meisten dieser Drucker dürften 
eh' schon lange den Weg aller irdischen Dinge gegangen sein.

von Georg A. (georga)


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> Und es gab eine Zeit lang von HP ein kostenloses Nachbesserungs-Kit,
> womit man IIRC nur zwei glatte Klebestreifen an bestimmte Stellen im
> Papiereinzugsschacht geklebt

Das fand ich wiederum eine geniale Ingenieursleitung, dieses 
Papp-Origami so hinzbekommen, dass der Ersatzgummi immer exakt an 
dieselbe Stelle geklebt wurde ;)

von Icke ®. (49636b65)


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Rufus Τ. Firefly schrieb:
> Merkwürdig aber ist, daß das schräg nach oben offene Papierfach mit dem
> Problem einherging - die anderen Drucker, die es davor und danach gab,
> hatten allesamt das Problem nicht.

Eher Zufall. Diese Bauart gab es schon lange vorher bei diversen Nadel- 
und Tintenstrahldruckern mit Einzelblatteinzug sowie Laser-Faxgeräten. 
Nicht nur mein eigener Drucker, sondern auch Kundengeräte liefen nach 
dem Tausch des Pads fortan ohne Probleme.

von Matthias L. (limbachnet)


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Meiner ja auch - aber Rufus hat insofern Recht, dass der Papiereinzug 
der 5L/6L ab Werk wirklich grottenschlecht war.

Vorher hatte ich einen 24-Nadler, der hatte auch einen schrägen 
Papiereinzug und davor einen 9-Nadler, auch mit schrägem (und sauteurem 
zusätzlich zu erwerbenden) Einzelblatteinzug, die funktionierten beide 
ab Werk prima.

: Bearbeitet durch User
von Frank (Gast)


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Also in professionellen Druckmaschinen und auch bei 
Buchbindereimaschinen ist es ebenfalls extrem wichtig, dass definitiv 
nur ein Blatt (hier heisst das "Bogen") eingezogen wird. In diesem 
Bereich löst man das Problem z.B. durch "Saugwalzen".

Stellt euch eine wagerecht über dem Papier angebrachte, mit griffigem 
Gummi beschichtete Walze vor, in der sich viele kleine Löcher bzw. 
Schlitze befinden. Diese Walze befindet sich ca. 1..2mm über der 
Oberfläche des Papierstapels. Durch Unterdruck entsteht ein Sog, der das 
oberste Blatt anhebt. Papier ist nicht so luftdurchlässig, dass die 
Saugwirkung "durchstrahlen" würde, also wir wirklich nur as oberste 
Blatt angehoben. Da sich die Walze ausserdem dreht wird der Bogen bei 
Berührung vorwärts beschleunigt.

Manchmal kommt es vor, dass durch vorhergehendes Schneiden ein Grat am 
Bogenrand entstanden ist, der den nächsten Bogen mitschleppt oder die 
Druckfarbe war noch nicht ganz trocken ... diesem begegnet man durch 
Abstreifer (Bürsten, Rollen) ...

von ghl (Gast)


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Papiereinzüge sind tatsächlich recht kompliziert und idR patentiert. 
Such doch mal bei Google Patents nach "paper pickup" oder "paper 
feeder".

von Bernd K. (prof7bit)


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Es gibt auch eine Variante bei der der ganze Papierstapel in der 
Kassette beim Einlegen an den zwei vorderen Ecken unter selbige Ecken 
gedrückt wird.
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Metall-Ecken (Hindernis von links und von oben)
2
 ___
3
|  /_____________________
4
| /
5
|/
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 |   Rolle drückt nach unten, zieht nach links
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 |   __
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 |  |  |      Papierstapel liegt unter den Ecken, wird  
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 |  |__|      von Platte von unten an die Ecken gepresst
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 |
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|\
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| \______________________
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|__\


Wenn die Einzugsrolle dann das Papier nach links rausziehen will reicht 
ihre Reibungskraft dafür aus das oberste Blatt an den zwei Ecken über 
das Hindernis "schnalzen" zu lassen, jedoch reicht die Reibungskraft 
zwischen dem ersten und dem nächsten Blatt nicht aus, auch das zweite 
Blatt ebenfalls über die Ecken zu wuchten. Vorteil: Die Ecken 
verschleißen nicht, die Kraft die nötig ist bleibt immer gleich. Jedoch 
verschleißt die Einzugsrolle irgendwann und dann zieht sie gar nicht 
mehr ein weil sie nicht mal mehr das oberste Blatt ausreichend greifen 
kann.

So gesehen in SHARP Fotokopierern in den 90ern. Wahrscheinlich auch noch 
heute, wahrscheinlich ein SHARP-Patent. War eigentlich ziemlich
zuverlässig und unproblematisch, machte ein ganz unverkennbares
Geräusch beim Einzug jedes Blattes. Leider jedoch nicht geeignet für 
anderes Material als das typische 80g Kopierpapier.

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