Forum: Platinen Bauteil auslöten mit Roses?


von Dimitri R. (Firma: port29 GmbH) (port29) Benutzerseite


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Hallo Leute,

ich habe bei mir im Labor gerade eine Platine liegen, die einen 
Speicherbaustein mit wichtigen Informationen hat. Ich muss den Speicher 
von der Platine entfernen um ihn auslesen zu können. Dabei darf die 
Information auf dem Speicher nicht verloren gehen.

Ich habe schon oft irgendwelche Speicherbausteine rausgelötet und wieder 
neu eingelötet, allerdings sind auf diesem hier nun wirklich wichtige 
Informationen gespeichert, die nicht beschädigt werden dürfen.

Normalerweise würde ich auf die Beinchen des SMD-Chips einfach etwas 
Flussmittel  geben und mit Heißluft erwärmen bis ich den Chip einfach 
abheben kann. Allerdings habe ich momentan tatsächlich etwas Sorge, dass 
der 12-15 Jahre alte Chip, bleifrei verlötet, das nicht übersteht. Meine 
Idee ist deshalb, erst einmal mit Roses auf einer Spoon-Spitze über die 
Lötstellen zu gehen, damit sich das bleifreie Lot mit dem Roses 
verbindet und die Schmelztemperatur erheblich sinkt.

Was meint ihr?

von 0815 (Gast)


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Dimitri Roschkowski schrieb:
> Roses

Da wäre es doch besser, gleich reines Bismut zu verwenden?

Im Extremfall kann man auch den IC komplett aus der Platine fräsen, die 
Reste der Platine dann vorsichtig abschleifen...

von Bürovorsteher (Gast)


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Woher weißt du, dass die neue (unkontrolliert hergestellte) Legierung 
eine kleinere Liquidus-Temperatur als die alte hat?

von Paul B. (paul_baumann)


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Wismut führt auch oft zu Mißmut!

;-)

MfG Paul

von Dennis (Gast)


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Leitungen an die IC-Beinchen löten und mit einem externen uC auslesen...

Alternativ kannst du auch Bus-Pirate verwenden.

http://dangerousprototypes.com/docs/Bus_Pirate

von Axelr. (Gast)


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http://www.tmp-loettechnik.de/shop/produkt/32/13/tmp-roses-metall-100g/

einfach mal, damit auch andwere wissen, was es mit "ROSES" auf sich hat.
Solche Infos kann man dazu geben, wenn man einen Thread aufmacht...

von Nullachtsechzehn (Gast)


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>Da wäre es doch besser, gleich reines Bismut zu verwenden?

Zuerst denken, dann posten.

Reines Bismut schmilzt erst bei 271 °C. Um eine Legierung zu erreichen, 
muss zzumindest die Schmelztemperatur des Bleifrei-Lotes erreicht 
werden, was Dimitri ja gerade vermeiden will.

Roses Metall schmilzt schon bei 95°C und kann dann das Bleifrei-Lot bei 
viel geringeren Temperaturen legieren.

von Dietrich L. (dietrichl)


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Wie wäre es mit Abzwicken der Beinchen mit einem guten, feinen 
Seitenschneider und die Stummel an einen Adapter anlöten? Ist etwas 
mühselig, aber thermisch wahrscheinlich am unkritischsten.

Gruß Dietrich

von Georg (Gast)


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>der 12-15 Jahre alte Chip

Dann wird es ja vermutlich eine Version mit normalen Anschlusspins uhd 
kein BGA sein. Den kann man doch einfach mit einem Dremel beinchenweise 
von der Platine schneiden und dann notfalls jeden Pin einzeln mit einem 
Draht verlöten

von Paul Baumann (Gast)


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Man muß ja nicht gleich mit GUNS auf ROSES schießen (oder so)
;-)

MfG Paul

von Gerd Gehtgarnicht (Gast)


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Dietrich L. schrieb:
> Wie wäre es mit Abzwicken der Beinchen mit einem guten, feinen
> Seitenschneider und die Stummel an einen Adapter anlöten? Ist etwas
> mühselig, aber thermisch wahrscheinlich am unkritischsten

Wenn das mal nicht der thermisch kritischere Fall ist, beim Anlöten!
Bei so einem Stummel müß man mit der Lötspitze fast ins Gehäuse und die 
gesamte Lötwärme wandert ins IC da die Luft-Kühlung durch das Beinchen 
fehlt.

Bein- und Lotbruch,

von El Patron B. (bastihh)


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QuickChip ist nen Hammerzeug.

Damit kann man Bauteile mit 150°C auslöten, ist aber nicht ganz billig:
http://www.proto-advantage.com/store/product_info.php?products_id=1200040

von Sinus T. (micha_micha)


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Meine bisher angewandte Methode: Platine von unten mit der 
Heißluftpistole erwärmen. Dadurch wird der IC durch die Heißluft nicht 
gestresst sondern nur die Beinchen durch die Wärmeleitung erwärmt. Hatte 
noch nie Probleme damit.

von Alles heiße Luft (Gast)


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von Jörg E. (jackfritt)


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Hat jemand einen link wie das funktioniert? Das bestehende Lötzinn hat 
ja eine wesentlich höhere schmelztemperatur. Also muss ich doch erstmal 
diese erreichen?

Ansonsten sehen die werbevideos ja nett aus ;)

von Alles heiße Luft (Gast)


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Ah, wohl in der Werkstoffkunde-Verlosung, äh Vorlesung nicht aufgepasst 
und zuviel mit der Sitznachbarin geschäkert :-)

http://de.wikipedia.org/wiki/Valentin_Rose_der_%C3%84ltere
http://de.wikipedia.org/wiki/Roses_Metall
http://de.wikipedia.org/wiki/Eutektikum
http://www.uni-koblenz.de/~psy/sander/x1y2z3/versuche_alle.pdf
(gleich der allerserste Versuch)

Roses Metall (als Beispiel) gibt es mit etwas Glück anderswo auch 
billiger:
http://www.ebay.de/itm/Roses-Metall-Niedrigschmelzende-Legierung-Wismut-legierung-Wismut-Zinn-Blei/390949850041?
(per Sofortkauf wird es für etwa 10€ angeboten)

Bei YT findest Du sicher auch einige Videos zu Roses Metall und ähnlich 
komponierten Legierungen.

von Alles heiße Luft (Gast)


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Aber Achtung:
viele dieser Legierungen sind alles andere als gesund! Zum bloßen 
Rumspielen also nicht geeignet, und ein vernünftiger Einsatzzweck sollte 
deshalb schon erkennbar sein ;-)

von Jörg E. (jackfritt)


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Also nochmal, wenn ich meinen Lötkolben auf die Schmelztemperatur von 
Roses Metall stelle und damit das Lötzinn vom eingelöteten Bauteil 
berühre komme ich doch erstmal gar nicht dazu das Bauteil zu entlöten. 
Ich muss doch mindestens einmalig auf die Schmelztemperatur vom Zinn am 
Bauteilpin kommen,
um dann mit Roses zu vermischen und um dann die niedrige Roses 
Schmelztemperatur zu erhalten oder verstehe ich da was nich?

Deswegen können die Vorführer ja so schön das flüssige Lötzinn anfassen 
:)
Wobei ich glaube das es sich hier schon um das Roses Lötzinn handelt ;)

Aber ich lasse mich auch gerne aufklären ;)

von Alex W. (a20q90)


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Alles heiße Luft schrieb:
> Aber Achtung:
> viele dieser Legierungen sind alles andere als gesund! Zum bloßen
> Rumspielen also nicht geeignet, und ein vernünftiger Einsatzzweck sollte
> deshalb schon erkennbar sein ;-)

Roses-Legierung hat weniger Blei als normales Lötzinn!

von DaGeorg (Gast)


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>Ich muss doch mindestens einmalig auf die Schmelztemperatur vom Zinn am
>Bauteilpin kommen,

Falsch. Um eine Legierung zu bilden, muss lediglich einer der Partner 
flüssig sein. Andernfalls gäbe es keine Löt- sondern nur 
Schweiß-Verbindungen.

(Eine Lötverbindung ist nichts anderes als eine oberflächliche 
Legierungsbildung zwischen Lot und gelötetem Metall).

Eine Legierung ist nichts anderes als eine Lösung von einem Metall in 
einem anderen. Um Kochsalz aufzulösen, musst du das Wasser ja auch nicht 
auf 800°C erhitzen.

von Stefan (Gast)


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Jörg Esser schrieb:
> Also nochmal, wenn ich meinen Lötkolben auf die Schmelztemperatur von
> Roses Metall stelle und damit das Lötzinn vom eingelöteten Bauteil
> berühre komme ich doch erstmal gar nicht dazu das Bauteil zu entlöten.
> Ich muss doch mindestens einmalig auf die Schmelztemperatur vom Zinn am
> Bauteilpin kommen,
> um dann mit Roses zu vermischen und um dann die niedrige Roses
> Schmelztemperatur zu erhalten oder verstehe ich da was nich?

Na ja meine Lötstation erlaubt gar keine 85 Grad ;-)
Aber Du kannst Die Station auf 300 Grad oder weniger einstellen der Kram 
legiert und hat dann eine sehr niedrige Schmelztemperatur und bleibt 
damit länger liquid. Der Stress ist damit deutlich reduziert. Wenn Du 
das zeug erst mal drauf hast kannst Du den Chip vermutlich bei 150 Grad 
auf dem prehater runterholen. Schau dir mal ein normales reflow 
Lötprofil an da hast Du 150 Grad 2 Minuten preheat und 1 Minute reflow 
mit in der Spitze 260 Grad.

Stefan

von Jörg E. (jackfritt)


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DaGeorg schrieb:
>>Ich muss doch mindestens einmalig auf die Schmelztemperatur vom Zinn am
>>Bauteilpin kommen,
>
> Falsch. Um eine Legierung zu bilden, muss lediglich einer der Partner
> flüssig sein. Andernfalls gäbe es keine Löt- sondern nur
> Schweiß-Verbindungen.
>
> (Eine Lötverbindung ist nichts anderes als eine oberflächliche
> Legierungsbildung zwischen Lot und gelötetem Metall).
>
> Eine Legierung ist nichts anderes als eine Lösung von einem Metall in
> einem anderen. Um Kochsalz aufzulösen, musst du das Wasser ja auch nicht
> auf 800°C erhitzen.

Super, das habe ich als alter Nudelkocher nun endlich verstanden.
Vielen Dank für das tolle Beispiel.

von Sascha (Gast)


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Jahre später ...:
Was DaGeorg geschrieben hat ist Unfug, damit sich Roses Metall und 
normalem Lötzinn vereinenen kann, muss beides geschmolzen und dann 
gemischt werden.

Warum ich dies jetzt schreibe ist einfach erklärt, ein Kumpel hat sich 
Roses Metall gekauft um ein SMD-IC auszulöten. Das hat halt nicht so 
funktioniert wie hier beschrieben. :(

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