Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Störungen auf Steuerleitungen beseitigen


von Sebastian V. (sebi_s)


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Hallo,

ich versuche nun schon seit Tagen ein Display mit SSD1289 
Displaycontroller anzusteuern. Leider gibt es dabei ständig Glitches und 
Darstellungsfehler. Heute hatte ich endlich die Möglichkeit mir das 
Problem mit einem Oszilloskop anzuschauen und habe dabei Störungen auf 
den CS, RD und RESET Leitungen festgestellt, die jeweils immer dann 
auftreten wenn der WR Pin umgeschaltet wird um den nächsten Pixel zu 
übertragen. Die Störung sieht nach einer gedämpften Schwingung aus und 
hat etwa 500mV Amplitude. Das Display wird von einem STM32F4Discovery 
Board angesteuert und ist mit ca. 15cm langen Jumper Kabeln damit 
verbunden. Ich habe nun 100nF Kondensatoren zwischen RESET und GND, RD 
und GND, CS und VCC direkt am Display angeschlossen und nun funktioniert 
alles. Trotzdem bin ich mit der Lösung nicht wirklich zufrieden und die 
Ursache der Störungen ist mir auch nicht klar. Gibt es eine bessere 
Möglichkeit die Leitungen zu entstören oder sind 15cm Kabel bereits zu 
lang?

von oszi40 (Gast)


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Sebastian V. O. schrieb:
> oder sind 15cm Kabel bereits zu lang?

Je nach Aufbau/Verlegung, Masseverhältnissen, STützkondensatoren, 
Reflexionen usw. könnte da schon einiges möglich sein.

von Thomas E. (thomase)


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Sebastian V. O. schrieb:
> Ich habe nun 100nF Kondensatoren zwischen RESET und GND, RD
> und GND, CS und VCC direkt am Display angeschlossen

Und wo ist der Kondensator zwischen Vcc und GND? Das ist der wichtigste 
überhaupt.

Sebastian V. O. schrieb:
> die Ursache der Störungen ist mir auch nicht klar

Kurzzeitiger Zusammenbruch der Spannung beim Schalten. Dafür ist oben 
genannter Kondensator. Nennt sich Stützkondensator.

Sebastian V. O. schrieb:
> oder sind 15cm Kabel bereits zu lang?

Nein.

mfg.

von Sebastian V. (sebi_s)


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Thomas Eckmann schrieb:
> Und wo ist der Kondensator zwischen Vcc und GND? Das ist der wichtigste
> überhaupt.

Den habe ich natürlich als erstes probiert, ändert aber genau gar nichts 
an den Störungen auf den anderen Leitungen. Auf der Platine mit dem 
Display und auf dem STM32F4Discovery sind ja hoffentlich 
Stützkondensatoren an den µCs.

von Wolfgang A. (Gast)


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Sebastian V. O. schrieb:
> Ich habe nun 100nF Kondensatoren zwischen RESET und GND, RD
> und GND, CS und VCC direkt am Display angeschlossen und nun funktioniert
> alles.

Du hast jetzt nicht wirklich 100nF an RD und CS hängen, oder?

von Sebastian V. (sebi_s)


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Wolfgang A. schrieb:
> Du hast jetzt nicht wirklich 100nF an RD und CS hängen, oder?

Doch. RD und CS brauch ich sowieso nie und RD ist ganze Zeit High und CS 
ganze Zeit Low. Wenn du ne bessere Idee hast wie ich CS davon abhalte 
auf 500mV zu steigen und RD um 500mV zu fallen dann her damit.

Edit: Oder gehts dir um die Größe des Kondensators? Vermutlich reicht 
auch ein Kleinerer aber ich bin gerade froh, dass es überhaupt das erste 
mal vernünftig läuft.

: Bearbeitet durch User
von Schlumpf (Gast)


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Klingt für mich nach Ground-Bounce.
Spendiere doch einfach mal mehr Masseleitungen um die Induktivität zu 
verringern, mit der die Massen verbunden sind.

von Sebastian V. (sebi_s)


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Schlumpf schrieb:
> Spendiere doch einfach mal mehr Masseleitungen um die Induktivität zu
> verringern, mit der die Massen verbunden sind.

Und das soll ich wie genau tun? Das Display Board hat nur zwei GND Pins. 
Selbst wenn ich beide mit dem STM32F4Discovery verbinde ändert es 
nichts.

von Schlumpf (Gast)


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Das mit dem Ground-Bounce ist natürlich nur eine Vermutung.

Du könntest an einen Pin mehrere Leitungen parallel anschließen.

Hast du die Masse des Oszis am Display angeklemmt oder an deinem 
Discovery Board?
Hast du den Massepin jeder Probe angeklemmt?

von Sebastian V. (sebi_s)


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Schlumpf schrieb:
> Hast du die Masse des Oszis am Display angeklemmt oder an deinem
> Discovery Board?
> Hast du den Massepin jeder Probe angeklemmt?

Ja ich habe beide Massen angeschlossen und immer möglichst dicht dort wo 
ich messen möchte. Ich werde aber Morgen wohl nochmal ein wenig messen. 
Kann man Ground-Bounce messen wenn man sich die Differenz der beiden 
Gound-Planes anschaut?

von Hanns-Jürgen M. (yogy)


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Ich vermute mal, das Display ist ein TFT-China Modul, das Du parallel 
ansteuerst. Zunächst mal einen blöde Vorbemerkung: Wer mißt, mißt Mist. 
Muß hier nicht sein, wäre aber denkbar, obwohl das Dein Problem nicht 
löst.

Möglich wäre auch ein Timing-Problem, wenn z.B. WR zu früh kommt.

Hängt das Display bei Dir direkt am Bus odet an Ports? (Ich sehe gerade, 
der STM hat Ports und keinen herausgeführetn Bus, richtig?) In diesem 
Fall wäre es ggdf. eine Lösung, zunächst die Datenbits zu setzen, und 
danach die Steuersignale.

Ich habe selber so ein TFT-Displaychen an einem Arduino-Mega getestet 
und dazu die Signalleitungen mittels Widerständen auf 3,3 V 
heruntergeteilt. Das soll (??) wichtig sein, da der SSD mit 3,3 V läuft. 
Probleme hatte ich keine.

Good Luck, Yogy

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Das Einfachste ist, einfach mal die Flankensteilheit der Ausgänge am 
STM32 per Software herunterzusetzen.

von Sebastian V. (sebi_s)


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Hanns-Jürgen M. schrieb:
> Ich vermute mal, das Display ist ein TFT-China Modul, das Du parallel
> ansteuerst.

Genau es ist ein billiges TFT-Modul aus China. Angesteuert wird es 
"manuell" über die Ports vom STM32. Ich hatte das gleiche Display auch 
schon an einem ATxmega benutzt und hatte dort keine Probleme. Die STM32 
und ATxmega µCs werden ja schon mit 3,3V betrieben also ist kein 
Spannungsteiler mehr notwendig.

Simon K. schrieb:
> Das Einfachste ist, einfach mal die Flankensteilheit der Ausgänge am
> STM32 per Software herunterzusetzen.

Das hilft tatsächlich allerdings funktioniert ohne die Kondensatoren nur 
der Low Speed 2MHz Modus. Der nächst schnellere Modus sind direkt 50MHz 
und da gibts schon Probleme. Da ich gerne bei 160x144 Pixel eine 
Bildwiederholrate von 60Hz erreichen möchte werden die 2MHz schon knapp.

von Schlumpf (Gast)


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Sebastian V. O. schrieb:
> Das hilft tatsächlich allerdings funktioniert ohne die Kondensatoren nur
> der Low Speed 2MHz Modus. Der nächst schnellere Modus sind direkt 50MHz
> und da gibts schon Probleme. Da ich gerne bei 160x144 Pixel eine
> Bildwiederholrate von 60Hz erreichen möchte werden die 2MHz schon knapp.

Kann man da nicht einfach die Slew-Rate einstellen? Das muss doch 
unabhängig von irgendwelchen Takten gehen.
Da treibt der Treiber einfach mit weniger steilen Flanken. Dadurch sind 
die Frequenzanteile in den Flanken nicht so hochfrequent und die 
Ausgleichstöme kommen besser durch die Induktivitäten der Leitungen.
Egal, was die Ursache für dein Problem ist, es ist immer kein Fehler, 
die Flanken nur so steil zu machen, wie sie sein müssen.

Zu deiner Frage zum Messen des Ground Bounces:
Ja, den kann man auch zwischen den Masselagen messen.
Allerdings muss man schon ein bisschen den Messaufbau im Auge haben, um 
nicht was zu sehen, was gar nicht da ist

von Helfer (Gast)


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Foto vom Aufbau?

von Sebastian V. (sebi_s)


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Schlumpf schrieb:
> Kann man da nicht einfach die Slew-Rate einstellen? Das muss doch
> unabhängig von irgendwelchen Takten gehen.

Also was man einstellt hat ja schon mit der Flankensteilheit zu tun aber 
das Datenblatt gibt dazu keine Angaben in Zeiten sondern nur in 
Frequenzen (siehe angehänger Ausschnitt aus dem Datenblatt). Und der 
Low-Speed Modus bringts einfach nicht so und alles andere läuft nicht 
stabil.

Edit: Und noch ein Foto vom Aufbau angehängt auch wenn man da eigentlich 
nicht zu sagen muss: Ist eben nur das STM32F4Discovery Board verbunden 
mit dem Display.

: Bearbeitet durch User
von Sebastian V. (sebi_s)


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Ich habe vorhin mal versucht die Differenz zwischen den Ground Planes am 
Display und Discovery Board zu messen. Auf Kanal 1 ist dabei der WR Pin, 
gemessen am Discovery Board, und Kanal 2 die Differenz der Massen. Das 
Ganze habe ich bei zwei verschiedenen Flankensteilheiten gemessen. Wie 
man sieht ist dort ganz schon was los. Interessanterweise ändert sich 
die Steilheit der Flanke vom WR Pin aber kaum. Außerdem habe ich noch 
die Versorgungsspannung am Display gemessen (GND_VCC.png).

von Mike (Gast)


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Meiner Meinung nach ein klarer Fall von Ground-Bounce, verursacht durch 
die Induktivität der Verbindungsleitungen. Beim Eintreffen des 
WR-Signals zieht das Display einen kurzen Strompuls, der zu einer 
hochfrequenten geämpften Schwingung führt.

Ausführliche Beschreibung hier:
http://www.analog.com/library/analogdialogue/archives/41-06/ground_bounce.pdf
Ich würde mal versuchen, zu jeder Signalleitung eine Masseleitung 
mitzuführen, idealerweise die beiden Drähte verdrillen. Ebenso Vcc und 
GND zum Display dicht nebeneinander und verdrillen. Alternativ 
Flachbandkabel, wo jeder zweite Draht ein Massedraht ist.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Vor Allem die Verorgungsleitungen verstärken und am Display gut blocken.

In den WR 10-100 OHM in Serie sollten den Spike begrenzen, zur not per 
RC-Tiefpassglied die Flankensteiheit reduzieren.

: Bearbeitet durch User
von Schlumpf (Gast)


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Sehe ich das richtig, dass bei deiner Messung 1 Grid= 100ns sind??
Das würde ja bedeuten, dass die Flanke vom WR schön gemächlich in > 50ns 
daherkommt?
Das ist aber extrem langsam und völlig untypisch.
Bei einem einigermaßen modernen Bauteil hätte ich erwartet, dass die 
Flanke in kleiner 5ns durch ist.

Da stimmt meiner Meingung nach noch an ganz anderer Stelle etwas nicht.

Kannst du mal bitte aufzeigen, welchen Weg der WR-Pin vom Prozessor bis 
zu deinem Tastkopf nimmt? Also welche Bauteile/Stecker/Kabel sind da 
"beteiligt"?

von Schlumpf (Gast)


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Ach ja.. und was "kann" dein Oszi und dein Tastkopf?
Nicht, dass wir uns hier über Bilder unterhalten, die mit nem 20MHz-Oszi 
aufgenommen wurden ;-)

von Sebastian V. (sebi_s)


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Mike schrieb:
> Ich würde mal versuchen, zu jeder Signalleitung eine Masseleitung
> mitzuführen, idealerweise die beiden Drähte verdrillen.

Leichter gesagt als getan für so einen Prototypenaufbau. Ich werde aber 
nacher mal versuchen mehrere/dickere Leitungen für die 
Versorgungsspannung zu nehmen.

Schlumpf schrieb:
> Kannst du mal bitte aufzeigen, welchen Weg der WR-Pin vom Prozessor bis
> zu deinem Tastkopf nimmt? Also welche Bauteile/Stecker/Kabel sind da
> "beteiligt"?

Den Tastkopf habe ich direkt an den Pinheadern (PE11 Pin) vom Discovery 
Board angeschlossen. Die Klemme für Ground ca. 2cm neben dem Pin. Ich 
kann dir leider nicht mehr sagen was für ein Tastkopf es genau war aber 
irgendwas von Tektronix mit 200MHz Bandbreite. Vom Tastkopf dann direkt 
zum Oszi (Tektronix TDS2012C mit 100MHz Bandbreite). Ich meine ich hätte 
gestern noch die Rise Time von irgendeinem anderen Pin, ohne das sonst 
etwas am Discovery Board angeschlossen war, mit der Measure-Funktion vom 
Oszi gemessen und dort kamen ~41ns raus. Ich weiß aber leider nicht mehr 
was als Flankensteilheit eingestellt war.

: Bearbeitet durch User
von Schlumpf (Gast)


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Sebastian V. O. schrieb:
> Den Tastkopf habe ich direkt an den Pinheadern (PE11 Pin) vom Discovery
> Board angeschlossen.

Dich interessiert doch aber, wie das Signal am Display aussieht, oder?
Also der WR-Impuls wird doch vom Discovery-Board erzeugt und soll dann 
beim Display die Übernahme der Daten bewirken. Oder habe ich das falsch 
verstanden?
Dann wäre es doch sinnvoll, dort zu messen, wo es drauf ankommt. Also am 
Display gegen die Masse am Display. Nur dann weisst, du, ob das Signal, 
welches das Display "sieht" noch gut genug ist.

100MHz-Oszi? Bissle schlapp, um solche Flanken zu messen, aber noch kein 
Grund, der erklären würde, dass die Flanke 50ns braucht.

Klemme doch mal einfach das Display komplett ab und wiederhole dann die 
Messung von gestern (also WR-Pin am Ausgang des Discovery-Boards gegen 
Masse des Discovery-Boards)

von Schlumpf (Gast)


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Und bitte krame mal den Schaltplan vom Discovery Board raus und sage 
uns, was zwischen µC-Pin und Messstelle alles ist.

von Schlumpf (Gast)


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Hab ihn mir gerade selber aus dem Netz gezogen.
So wie es aussieht, gehen die Pins direkt auf den Stecker.
Meines Erachtens darf die Flanke dann nicht so flach sein.

Sicher, dass du am Oszi nicht so ne Bandbegrenzung von 20MHz aktiviert 
hast?

Außerdem fällt mir auf, dass die 3,3V über einen LDO erzeugt werden. Der 
kann 150mA. Nur für den Fall, dass du das Display damit betreibst..

von Sebastian V. (sebi_s)


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Schlumpf schrieb:
> Dich interessiert doch aber, wie das Signal am Display aussieht, oder?
> Also der WR-Impuls wird doch vom Discovery-Board erzeugt und soll dann
> beim Display die Übernahme der Daten bewirken. Oder habe ich das falsch
> verstanden?

Ne das ist schon richtig, allerdings war das WR-Signal auch eher dazu 
gedacht um zu zeigen, dass die Störungen und Wechsel des WR-Signals 
zeitgleich stattfinden. Vermutlich ist auch nicht das WR-Signal alleine 
Schuld, da ich auch fast zeitlich die neuen Pixeldaten ausgebe. Es 
scheint auch einen Zusammenhang zwischen dem anzuzeigenden Bild und den 
Störungen zu geben. Wenn ich z.B. die unteren (oder auch oberen) 8 Bit 
der 16 Bit Pixeldaten konstant halte läuft es auch ohne Glitches.

Schlumpf schrieb:
> Klemme doch mal einfach das Display komplett ab und wiederhole dann die
> Messung von gestern (also WR-Pin am Ausgang des Discovery-Boards gegen
> Masse des Discovery-Boards)

Mal sehen wann ich das schaffe. Ich hab selbst kein Oszi und die Messung 
habe ich der Uni durchgeführt. Ich werde aber wohl nacher nochmal 
hinfahren und dann ein Oszi für ein paar Tage leihen. Eventuell kriege 
ich dann auch eins mit mehr Bandbreite.

von Sebastian V. (sebi_s)


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Schlumpf schrieb:
> Sicher, dass du am Oszi nicht so ne Bandbegrenzung von 20MHz aktiviert
> hast?

Ja ziemlich sicher.

Schlumpf schrieb:
> Außerdem fällt mir auf, dass die 3,3V über einen LDO erzeugt werden. Der
> kann 150mA. Nur für den Fall, dass du das Display damit betreibst..

Display wird über das Discovery Board mit Strom versorgt, allerdings 
braucht das Display weniger als 20mA. Das sollte noch drin sein (Der 
gesamte über USB gezogene Strom beträgt ~120mA). Zur Sicherheit habe ich 
es gerade noch über andere Stromversorgung angeschlossen und das ändert 
auch nichts.

: Bearbeitet durch User
von Schlumpf (Gast)


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Sebastian V. O. schrieb:
> Vermutlich ist auch nicht das WR-Signal alleine
> Schuld,

Das WR-Signal an sich ist sicher nicht schuld, wenn es nicht gerade 
einen Kurzschluss macht, aber so sieht es ja nicht aus.
Aber das WR löst im Display-Modul vermutlich einen Vorgang aus, der 
Strom zieht.

Das Businterface ist 16 Bit breit? Und wenn du davon ein Byte konstant 
hältst, sind die Glitches weg?

Also z.B.

Schreiben 0xFFFF
Schreiben 0xFF00  --> OK
Schreiben 0xFFFF  --> OK
Schreiben 0x00FF  --> OK
Schreiben 0xFFFF  --> OK
Schreiben 0x0000  --> Problem!

Werden die 16 Bit gleichzeitig geschrieben, oder zweimal 8 Bit 
hintereinander?

Kannst du mal erklären, welche Signale es an dem Interface des Display 
gibt und wie sie angesteuert werden?

von Sebastian V. (sebi_s)


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Also das Display hat ein typisches paralleles Interface. Es gibt 16 
Datenleitungen und diverse Steuerleitungen RD, WR, CS, RESET und RS 
(Befehle schreiben). Davon wird CS ganze Zeit auf Low gehalten (ist 
alles active Low) und RD auf High. RESET wird nur zu Beginn einmal für 
100ms auf Low gezogen und ist sonst auch kontinuierlich High.

Zum Schreiben von Registern wird RS auf Low gezogen, die Addresse des 
gewünschten Registers an die Datenleitungen gelegt, WR einmal kurz auf 
Low gezogen und dann RS wieder auf High. Das Schreiben von Pixeln ist 
damit identisch nur das RS High bleibt, also Daten anlegen und WR kurz 
auf Low. Das Display ließt die Daten bei steigender WR Flanke.

Das Businterface ist 16 Bit breit und alle 16 Bits werden aufeinmal 
geschrieben. Mit konstant halten von Pixeln meine ich, dass ich die von 
anderer Quelle gelieferten Pixeldaten mit (data & 0xFF00) oder (data | 
0x00FF) maskiere. Es müssen auch nicht Bits aus dem gleichen Byte sein 
sondern (data & 0xF00F) funktioniert auch. Generell scheint es eine 
Abhängigkeit von der Art und Stärke der Gliches und den anzuzeigenden 
Daten zu geben.

von Schlumpf (Gast)


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Ok, danke für die Erklärung, wie´s funktioniert.
Es scheint also eine Abhängigkeit zu geben, wieviele Datenbits eines 
Pixels geändert werden und wie stark die Störung ist.

Da es offensichtlich egal ist, welche Bits man ändert, ist ein 
Kurzschluss auf einem der Bits eher unwahrscheinlich.

Ist dieser Effekt nur zu beobachten, wenn du immer das identische Pixel 
neu beschreibst, oder auch, wenn du unterschiedliche Pixel beschreibst.

Also tritt der Effekt nur auf, wenn du IN einem Pixel viele Bits 
änderst?

Fassen wir mal zusammen:

Den schwächlichen LDO schließen wir aus, da du zum einen sagst, dass das 
Display nur 20mA benötigt und du auch durch Messung geprüft hast, dass 
die gesamte Anordung nur 120mA "zieht". Weiterhin hast du das Display 
auch separat versorgt und hoffentlich dabei auch die Massen von Board 
und Display verbunden ;-)
Mir erscheint es aber etwas außergewöhnlich, dass das Display 20mA und 
der Prozessor 100mA benötigen. Aber wenn du das gemessen hast, wird das 
so sein.

Du sagst, dass es im "Low-Speed-Modus" funktioniert. Also scheint das 
Display richtig angeschlossen zu sein und die Software zu funktionieren.

Du hast Messungen im Low und Fast-Speed Mode gemacht. Die Flanke vom 
WR-Signal ist aber immer gleich langsam --> Das gibt mir zu denken

Auf dem STM-Board sind keine Filter in den Leitungen, die erklären 
würden, dass die Umschaltung der Schaltgeschwindigkeit keine Auswirkung 
auf die Flanke hat.
(Die Flanke ist für meinem Geschmack eh viel zu langsam)

Einen bidirektionalen Port scheint es auf dem Display nicht zu geben, so 
dass ausgeschlossen werden kann, dass du aufgrund von Timing-Problemen 
einen Kurzschluss erzeugst.

Ist es ein Ground Bounce und kommt von den internen Schaltvorgängen im 
Display, dann sollte es unabhängig davon sein, wie schnell du das 
Display ansteuerst. Entscheidend ist bei sowas nur die Flankensteilheit. 
Die ist aber offensichtlich immer mehr oder weniger identisch.

Irgendwie ergibt sich für mich noch kein Bild, was letztendlich die 
Störungen verursacht, oder in welcher Richtung man nach der Ursache 
schauen muss.

ich würde, wenn du wieder ein Oszi hast, auf jeden Fall mal die Flanken 
aufzeichnen, wenn KEIN Display angeschlossen ist.

von Sebastian V. (sebi_s)


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Schlumpf schrieb:
> Ist dieser Effekt nur zu beobachten, wenn du immer das identische Pixel
> neu beschreibst, oder auch, wenn du unterschiedliche Pixel beschreibst.
>
> Also tritt der Effekt nur auf, wenn du IN einem Pixel viele Bits
> änderst?

Die Frage verstehe ich nicht ganz. Ich schreibe momentan ca. 30mal pro 
Sekunde (Ziel sind 60 fps) ein Fenster von 160x144 Pixeln auf dem 
Display voll. Dabei schreibe ich zeilenweise und setze zu Anfang jeder 
Zeile den Write Pointer auf die richtige Addresse und der Display 
Treiber erhöht dann beim Schreiben der Pixel automatisch den Write 
Pointer, sodass ich 160 Pixel direkt hintereinander ausgeben kann. Das 
Bild ist dabei momentan noch überwiegend konstant, also ich schreibe 
immer wieder das gleiche Bild. Komischerweise habe ich auch keine 
Glitches wenn ich einfache Testbilder generiere, wie etwa ein Karomuster 
aus schwarzen und weißen Pixeln oder eine Farbpalette.

Schlumpf schrieb:
> ich würde, wenn du wieder ein Oszi hast, auf jeden Fall mal die Flanken
> aufzeichnen, wenn KEIN Display angeschlossen ist.

Ich komme gerade aus der Uni und habe die Messung wiederholt. Dabei ist 
mir auch mein Fehler aufgefallen: Der Tastkopf hat die 200MHz Bandbreite 
nur bei 10x Dämpfung und nur 6MHz bei keiner Dämpfung. Die Flanken sind 
nun deutlich steiler (siehe Bilder). Im High-Speed 100MHz Modus sind 
schon wieder irgendwelche Überschwinger drin aber das schiebe ich auf 
den Messaufbau. Ich muss zugeben, dass ich bisher noch keine solche 
Messungen im MHz-Bereich gemacht habe. Die Tastköpfe hat vor mir auch 
scheinbar noch niemand benutzt, da die noch originalverpackt im Schrank 
lagen.

Leider hatte ich das Display nicht mitgenommen, sodass ich die Messungen 
mit Display nicht nochmal wiederholen konnte. Eigentlich wollte ich mir 
ja ein Oszi ausleihen aber außer mir war niemand da. Ich werde also 
frühestens Montag wieder Messungen durchführen können.

von Wolfgang (Gast)


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Sebastian V. O. schrieb:
> Ich kann dir leider nicht mehr sagen was für ein Tastkopf es genau war
> aber irgendwas von Tektronix mit 200MHz Bandbreite.

Und stand der auch auf 1:10 oder hast du da gar 1:1 drangehangen?

von Sebastian V. (sebi_s)


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Wolfgang schrieb:
> Und stand der auch auf 1:10 oder hast du da gar 1:1 drangehangen?

Ne der stand auf 1:1, dass war ja mein Fehler.

von Schlumpf (Gast)


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Sebastian V. O. schrieb:
> und der Display
> Treiber erhöht dann beim Schreiben der Pixel automatisch den Write
> Pointer

Ah okay, das wusste ich nicht. Ich habe noch nie mit so nem Display 
gearbeitet und dachte, dass man jedes Pixel direkt adressieren kann.
Daher auch meine Frage, ob das immer nur auftritt, wenn du immer auf das 
gleiche Pixel schreibst. Aber das ist ja hinfällig.

Sebastian V. O. schrieb:
> Dabei ist
> mir auch mein Fehler aufgefallen:

Sowas passiert ;-)
Und jetzt sehen die Flanken auch schon eher so aus, wie ich sie erwartet 
hätte. Und vorallem sieht man einen Unterschied zwischen 2MHz und 
100MHz.
Bei 2MHz tut es, hast du ja gesagt, und bei 100MHz tut es nicht.
Nun, wenn man der Messung trauen kann und die Überschwinger tatsächlich 
auf dem Signal vorhanden sind, dann wäre es jetzt auf jeden Fall 
angesagt, dass Signal mit angeschlossenem Display AM DISPLAY zu messen.
Wenn die Schwinger dann stärker werden und so groß, dass sie die L-H und 
H-L Schwelle des WR-Eingangs überschreiten, dann würden vom Display zwei 
WR-Pulse erkannt und der Pixelcounter öfter inkrementiert, als du denkst 
;-)

Das solltest du auf jeden Fall nachprüfen.
Abhilfe könnt ein Längswiderstand in der WR-Leitung schaffen. Ich würde 
mal mit 47 Ohm anfangen (auf der STM32-Seite) und dann nochmal am 
Display messen.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Schlumpf schrieb:
> Abhilfe könnt ein Längswiderstand in der WR-Leitung schaffen. Ich würde
> mal mit 47 Ohm anfangen

Beitrag "Re: Störungen auf Steuerleitungen beseitigen"


also der Tip war schon  ;)

von Schlumpf (Gast)


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Ja, war er. Pauschal geraten.
Denn du hast dich auf einen Spike bezogen, der bis dahin nicht sichtbar 
war.
Auf den Bildern, die zu dem Zeitpunkt zu sehen waren, war das WR-Signal 
glatt, wie ein Babyarsch ;-)
Nur die Massen gegeneinander haben sich verschoben. Und dagegen hilft 
ein R in der WR-Leitung erstmal gar nichts.

Einen logischen Zusammenhang zwischen den damals gezeigten Bildern und 
deinem Vorschlag, einen R in die WR-Leitung zu hängen, gab es zu dem 
Zeitpunkt jedenfalls nicht.

Aber stimmt schon. Man kann auch einfach mal in die Trickkiste greifen 
und alle Tricks rausholen, die man kennt und wenn es dann tut, ist es ja 
gut.

Ich bin eher ein Freund davon, die URSACHE zu finden und diese zu 
bekämpfen :-)

Aber hast recht, du hast vor mir den Vorschlag gemacht.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Schlumpf schrieb:
> Ich bin eher ein Freund davon, die URSACHE zu finden und diese zu
> bekämpfen :-)

Ich auch, aber das Foto deds Fliegenden Aufbaus und die Aussagen das vom 
TO beobachtete Timing betreffend, sprachen für überschwingen aus steilen 
Flanken genau des Signals auf der WR Leitung

Deshalb riet zu ich zu einem Längs "R" (notfalls TP) um die Flanke 
künstlich abzuflachen  was zu einer Dämpfung des Überschwingens führen 
sollte.
Ja schon ohne die alten oder neuen Oszilogramme  gesehen zu haben.  Eben 
rein von der Theorie her , aber nicht ins Blaue geschossen. ;)

Namaste

von Schlumpf (Gast)


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Na ja, aber ein Längs-R in einer Steuerleitung verhindert keinen 
Ground-Bounce. Denn der wird immer durch eine große Stromaufnahme 
hervorgerufen.
Diese große Stromaufnahme kann synchron mit dem WR-Impuls auftreten, da 
z.B. intern im Chip mit dem WR-Impuls etwas angestoßen wird, was 
ordentlich Strom zieht.
Aber eine steile Flanke an einem hochohmigen Eingang erzeugt keinen 
Ground-Bounce.
Und die internen Schaltvorgänge sind unabhängig von der Flankensteilheit 
eines Eingangs.
Ich würde sogar soweit gehen, zu behaupten, dass eine flache Flanke zu 
einer großeren mittleren Stromaufnahme am Pin führt, als eine steile.

Ich bin davon ausgegangen, dass du dir die Oszillogramme angeschaut 
hast. Denn wenn man die anschaut, würde man nicht dazu raten, die 
Flanken abzuflachen :-)


Und, hast noch eine Idee, woran es liegen könnte?
Der Bounce zwischen den Masselagen könnte sich auch als eine Fehlmessung 
herausstellen.
Und da das WR-Signal jetzt bei einer richtig durchgeführten Messung gar 
nicht mehr so schön aussieht, wie auf den erten Bildern, würde ich auch 
zuerst in dieser Richtung weitermachen.
Wenn man die beiden Bilder anschaut, dann ist es auch plausibel, dass es 
in der langsamen Einstellung funktioniert und in der schnellen nicht.

Wofür ich aber immer noch keine Erklärung habe ist, dass die Störungen 
weg oder geringer sind, wenn man in einem Pixel weniger Bits ändert.
Das leuchtet mir noch gar nicht ein, wo da der Zusammenhang sein soll.
Mit der unruhigen WR-Leitung kann das meines Erachtens nichts zu tun 
haben.

Echt rätselhaft.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Ich habe in zwei Richtungen gedacht.

1.Schwache Versorgung  mit Anhebeung des Ground aufgrund erhöhter 
Stromspitzen, Gegenmaßnahme: Leitungsverstärkung (verringerung der 
Leitungs/ Übergangwiderstände)und auffangen der Stromspitzen durch 
bessere Blockung.


2. Überschwingen auf der WR, Gegenmaßnahme: Dämpfung

Aber du hast Recht. Das Oszilogramm gab das nicht her. Die Bilder 
bedienten nur nur Punkt 1) Das fiel mir später auch auf. Aaber mir war 
das mit dem Überschwingen nicht zu unplausibel als dass ich auch hier 
schon den Vorschlag brachte.

Nun die Strategien sind Standard.

Namaste

: Bearbeitet durch User
von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Schlumpf schrieb:
> Mit der unruhigen WR-Leitung kann das meines Erachtens nichts zu tun
> haben.

nö, hat es nicht. Das ist eine typische Laständerungsfolge
wobei sich allerdings auch die Bezugspegel verschieben ....

> Echt rätselhaft.
eher nicht

Man muss die Kausalkette nicht zu Ende suchen. Es reicht die Ursache zu 
beheben.

Das ist wie in der Medizin. Wirksamkeit ist Beweis genug, ein 
mathematischer Beweis durch vollständige Induktion ist zwar nett, aber 
nicht zwingend notwendig.

Klar ist es blöd einen Fehler durch einen Anderen zu kompensieren, aber 
die ideale Schaltung ist ein Scholarentraum vor dem ersten 
Statistikseminar. Danach ist sie sie schlichte Ignoranz der Realität.

Aber es soll ja auch leute geben, welche die Teilnahme an der Realität, 
auch nur als Gast, verweigern.

: Bearbeitet durch User
von Sebastian V. (sebi_s)


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Ich habe gerade mal einen 68 Ohm Widerstand (von dem was ich da habe am 
nächsten an 47 Ohm) in die WR-Leitung gepackt. Das macht die Störungen 
auf dem Display zwar etwas besser aber noch lange nicht fehlerfrei. 
Messen mit Oszi kann ich leider erst wieder ab Montag.

Ich habe auch ein wenig mit verschiedenen Geschwindigkeiten rumgespielt. 
Wenn ich die Geschwindigkeit von den Steuerleitungen auf Low-Speed lasse 
und die vom Datenport auf die nächst höhere Stufe (also 25MHz nach dem 
Schema in den Headern von ST) ändere, dann gibt es auch schon Probleme. 
Es kann also nicht am WR-Signal alleine liegen. Anders herum (also 
Steuersignale High-Speed und Datenleitungen langsamer) scheint es 
generell besser zu funktionieren. Hier kann ich auch wieder wie bei den 
Pixeldaten fast alle Pins vom Datenport auf High-Speed stellen und es 
läuft. Nur alle Pins gleichzeitig High-Speed geht wieder nicht. Alles 
sehr merkwürdig.

von Schlumpf (Gast)


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Winfried J. schrieb:
> Danach ist sie sie schlichte Ignoranz der Realität.

Sehr schön gesagt.. das muss ich mir merken ;-)

Winfried J. schrieb:
> Aber es soll ja auch leute geben, welche die Teilnahme an der Realität,
> auch nur als Gast, verweigern.

Zu denen würde ich mich nicht zählen.. auch wenn ich am Ende immer ein 
besseres Gefühl habe, wenn ich alle meine Messungen und Maßnahmen 
wenigstens in einen kausalen Zusammenhang bringen kann. Nicht, dass ich 
alles verstanden haben muss, aber es ist zumindest beruhigend, wenn man 
keine Messung mehr auf dem Tisch liegen hat, die einem beweist, dass die 
Maßnahmen, die man getroffen hat und die wirksam waren, eigentlich gar 
keine Wirkung haben dürften ;-)

Ich bin gespannt, was hier rauskommt.
Aber ich tippe auch darauf, dass es eine Mischung aus starkem 
Überschwinger auf der WR-Leitung ist, der dann in Kombination mit dem 
offensichtlich entstehendem Groundbounce ausreicht, dem Display zwei 
WR-Impulse zu verpassen, und es somit aus dem Tritt zu bringen.

Ich würde daher zuerst das WR-Signal bedämpfen, da dies einfacher zu 
bewerkstelligen ist. Wenn das ausreicht, ist alles gut (bei einem Aufbau 
für die Uni).
Bei einem Aufbau für die Serie würde ich mich aber auf jeden Fall auch 
noch um den Groundbounce kümmern. Bessere Leitung verwenden, das Display 
anständig abblocken, indem man mit vielen verschiedenen Kerkos dafür 
sorgt, dass über ein breites Spektrum immer ein C in Resonanz ist, etc.

von Schlumpf (Gast)


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Sebastian, hast du mal deinen Code genauer unter die Lupe genommen?
Kann es sein, dass du da noch irgendwo ne Schlamperei drin hast?

Wenn du in deinem Code nicht sicherstellst, dass die Daten stabil 
anliegen, wenn du den WR-Impuls erzeugst, dann wäre es denkbar, dass es 
eine Kombination gibt bei der du mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten 
auf Daten und Steuersignalen das Timing so hinrückst, dass es gerade 
noch so passt und im anderen Fall eben gerade nicht mehr passt.

von Sebastian V. (sebi_s)


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Schlumpf schrieb:
> Sebastian, hast du mal deinen Code genauer unter die Lupe genommen?
> Kann es sein, dass du da noch irgendwo ne Schlamperei drin hast?

Einen Softwarefehler will ich nicht ganz ausschließen aber halte ich für 
unwahrscheinlich. Den Displaytreiber habe ich von einem ATxmega Projekt 
portiert und der Code dahinter läuft auf dem PC und bei einem Kollegen 
mit anderem Display auch auf dem Discovery Board problemlos. Vielleicht 
erstelle ich aber nochmal ein einfacheres Programm, welches nur ein 
einziges Bild aus dem Flash anzeigt.

Ich habe vorhin mal ein Video von den Glitches aufgenommen. Hilft 
vermutlich nicht bei der Fehlersuche ist aber schön anzuschauen: 
https://www.youtube.com/watch?v=29lPA7u-0oQ

von Schlumpf (Gast)


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Habe mir das Video gerade angeschaut.
Nochmal zum Verständnis:

Das Display funktioniert so, dass du in ein Register die Zeilennummer 
einträgst und dann wird eine Zeile, Pixel für Pixel durch Anlegen von 
Daten und WR-Puls durchgetickert. Und die Pixelposition wird automatisch 
vom Displaycontroller inkrementiert. Habe ich das richtig verstanden?

Wenn das so ist und die Ursache für deine Probleme die Tatsache wäre, 
dass ungewollt zusätzliche WR-Impulse entstehen, dann müsste sich ja der 
Pixelcounter im Display "verzählen".

richtig?

Dann erstaunt es mich, dass vertikale Kanten aber akkurat abgebildet 
werden. Da würde ich dann erwarten, dass diese auch irgendwie verschoben 
wären.

von Schlumpf (Gast)


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Du gibst doch das Bild kontinuierlich immer wieder neu aus. Auch wenn 
sich der Inhalt nicht ändert.
Also ein Standbild wird ja nicht im Display "eingefroren" sondern immer 
wieder neu geschrieben, oder?

Wenn es Störungen auf der Leitung wären, dann wäre es doch ein sehr 
großer Zufall, wenn dann die Artefakte immer an der gleichen Stelle 
aufreten.

Ich hätte jetzt eigentlich eher ein wildes Flackern erwartet, als ein 
eigentlich stabiles Bild mit feststehenden Artefakten.

von Helge A. (besupreme)


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Die gewünschte hohe Übertragungsgeschwindigkeit und die unbestimmte 
Impedanz des Drahtverhaus passen ganz schlecht zusammen.

Ich würde hier kleine Adapter für Flachbandkabel bauen, damit alle 
digitalen Signale zwischen diesen beiden Modulen mit bestimmter Impedanz 
verbunden sind. Beispiel
3V3-D0-GND-D1-GND-...D15-GND-WR-GND-RD-GND-RE-GND-RESET
  └──║──┘

Alle digitalen Signale dieser Verbindung können dann gleichmäßig mit 
Widerständen im Signalweg bedämpft werden. Erfahrungsgemäß wird ein Wert 
irgendwo zwischen 33Ω und 120Ω ein guter Kompromiß zwischen Dämpfung der 
Überschwinger und Geschwindigkeit werden.

von Sebastian V. (sebi_s)


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Genau, hast du richtig verstanden. Tatsächlich sind die vertikalen 
Kanten im Video erhalten aber ich habe auch schon andere Glitches 
gesehen, bei dem eindeutig Pixel zu häufig ausgegeben wurden. Ich kann 
das jetzt gerade aber nicht reproduzieren. Die Fehler sehen teilweise 
sehr unterschiedlich aus. Es gibt auch eine Abhängigkeit von der 
Position der Kabel. Wenn man ein wenig an den Kabeln wackelt werden die 
Störungen mehr oder wenn man sie zusammen drückt, sodass sie dicht 
nebeneinander verlaufen wirds etwas besser.

Was ich auch absolut nicht verstehe ist, dass auf dem gesamten 
Bildschirm manchmal merkwürdige Farbverläufe angezeigt werden. Das 
Display ist so konfiguriert, dass man eigentlich nur in einen 160x144 
großen Bereich in der Mitte schreiben kann. Dazu müsste man das Display 
umkonfigurieren aber da kurz später wieder nur der Bereich in der Mitte 
zu sehen ist muss dann die Konfiguration wieder stimmen. Und ich kann 
mir kaum vorstellen, dass sich das Display dann zufällig wieder genau 
richtig konfiguriert.

Edit:
Schlumpf schrieb:
> Ich hätte jetzt eigentlich eher ein wildes Flackern erwartet, als ein
> eigentlich stabiles Bild mit feststehenden Artefakten.

Naja es erscheinen ja schon eher zufällig mal einzelne Zeilen die vorher 
nicht zu sehen waren. Wildes Flackern und geringes Flackern habe ich 
aber auch schon gesehen.

Helge A. schrieb:
> Ich würde hier kleine Adapter für Flachbandkabel bauen

Wie baut man sich sowas am besten? Wohl nicht auf Lochraster und selbst 
ätzen tue ich nicht. Demnächst gibts sowieso eine eigene Platine für das 
Projekt bei dem man das Display direkt aufstecken kann. Wäre nur schön 
wenn man bis dahin noch etwas weiter programmieren kann.

: Bearbeitet durch User
von Schlumpf (Gast)


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Sebastian V. O. schrieb:
> Wenn man ein wenig an den Kabeln wackelt werden die
> Störungen mehr oder wenn man sie zusammen drückt, sodass sie dicht
> nebeneinander verlaufen wirds etwas besser.

Dann würde ich erstmal dieses Problem angehen.
Schaue, dass du die Verbindung wirklich sauber hinbekommst. Helges 
Vorschlag halte ich für sehr gut. Jedes Signal hat einen sauberen Bezug 
und somit eine definierte Impedanz.
Eine schneller Versuch wäre auch, die Kabel ordentlich nebeneinander zu 
legen, wie wenn es ein Flachbandkabel wäre und dann so zu fixieren 
(Klebeband). Das ganze dann in Alufolie wickeln und diese beidseitig an 
Masse klemmen (kurze Leitung)
Vielleicht habt ihr ja an der Uni sogar selbstklebende Kupferfolie. Die 
kannst du sogar löten.
Allerdings riskierst du dann ggf ein Übersprechen zwischen den 
Leitungen. Daher wäre ein direkter Umbau auf Helges Vorschlag vielleicht 
am sinnvollsten.
Und wenn du dann schon am Basteln bist, könntest du darüber nachdenken, 
zumindest die Steuersignale am Display über Schmitt-Trigger wieder 
"sauber" zu machen.

Wenn der WR-Impuls zeitlich weit genug von Schaltzeitpunkt der 
Datenleitungen weg ist, dann ist ein R in den Datenleitungen nicht 
unbedingt erforderlich.
Auf das Umschaltsignal zwischen Pixelspeicher und Zeilenregister (RS) 
würde ich auch ein Auge werfen.
Ebenso drauf achten, dass das Reset-Signal sauber ist.

Für das Hin- und Herschalten zwischen den Anzeigegrößen habe ich 
allerdings auch keine Erklärung.

von Schlumpf (Gast)


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Sebastian V. O. schrieb:
> Wohl nicht auf Lochraster

Warum nicht? Schlechter als dein Drahtverhau wird das sicher nicht :-)

von Helge A. (besupreme)


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Wenn eh eine kleine Verbindungsplatine mit kurzen Signalwegen kommt, ist 
das Phänomen wahrscheinlich nicht mehr sichtbar.

Nach dem Glaubenssatz[*] Leiterinduktivität=1nH/mm hättest du grob 
150nH. Jeder Impuls koppelt auf die Nachbarleiter und stößt eine 
gedämpfte Oszillation an aus dem Schwingkreis Leiterinduktivität + 
IC-Eingangskapazität. Widerstände im Signalweg können diese Oszillation 
ausreichend abschwächen.


[*] "Glaubenssatz", weil die geometrische Anordnung Leiter + Rückleiter 
sowie Leiterquerschnitt unberücksichtigt sind. Es können auch 20% oder 
300% dieses Schätzwertes sein.

von Sebastian V. (sebi_s)


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Helge A. schrieb:
> Wenn eh eine kleine Verbindungsplatine mit kurzen Signalwegen kommt, ist
> das Phänomen wahrscheinlich nicht mehr sichtbar.

Nein keine Verbindungsplatine sondern eine eigene Platine komplett mit 
STM32 Mikrocontroller usw. drauf. Das Discovery Board ist nur für erste 
Gehversuche um überhaupt die Machbarkeit und benötigte CPU Leistung 
abzuschätzen. Ich will mir darum nicht zuviel Arbeit machen. Die 
allgemeine Meinung scheint ja nun zu sein, dass meine Verkabelung das 
Problem ist und nicht für mehr als Low-Speed ausreicht. Ich werde aber 
noch versuchen mir auf Lochraster irgendwas mit Flachbandkabeln zu bauen 
und ab Montag nochmal ein paar Oszi-Messungen durchführen.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Dann sieh zu das du zwischen je zwei Signalleitung einen Massesteg 
bringst.
Und sieh profilaktisch im neuen/zwischenboard je Signalleitung einen 
Dämpungswiderstand mit Möglichkeit einer Lötbrücke vor. ;)

Der Drahtverhau ist jedenfalls eine Zumutung für einen kontinuierlichen 
Datenstrom.

Und die Versorgung des Displays steht auch auf sehr wackliegen Füßen 
soweit ich das überblicke.

: Bearbeitet durch User
von Displayengel (Gast)


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Sebastian V. O. schrieb:
> Ich habe vorhin mal ein Video von den Glitches aufgenommen. Hilft
> vermutlich nicht bei der Fehlersuche ist aber schön anzuschauen:
> Youtube-Video "LCD Glitches"

Also, auf dem Video ist eindeutig zu sehen, dass das Display seine 
Taktsynchronisation verliert, quasi abstürzt.

Die wenigen Displays die ich so kenne, synchonisieren sich mit einer PLL 
o.ä. mit irgendwelchen Signalen vom Datenbus. Wenn da zu viel Jitter ist 
oder die Timings nicht strikt eingehalten werden, dann passiert genau 
das was auf dem Video zu sehen ist: Die Logik des Displays bleibt 
stehen, und das Display wird nicht mehr refresht. Dann sorgen Leckströme 
oder das kurz davor dargestellte Bild im LCD dafür, dass die Zeilen in 
irgendwelchen farbliche Richtungen kippen.

Das ganze ist übrigens nicht so gut für das Display, weil während der 
Streifen die Flüssigkristalle Gleichstrom ausgesetzt sind und sich 
zersetzen (können). Manche Displays vertragen nur einige Minuten, andere 
einige Stunden. Auf jeden Fall leidet die Lebensdauer.

von Sebastian V. (sebi_s)


Angehängte Dateien:

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So ich bin jetzt endlich nochmal dazu gekommen mich mit dem Display 
weiter zu beschäftigen. Seit Montag habe ich leihweise ein Oszi hier 
aber die korrekte Messungen mit 10x Dämpfung sahen nicht wesentlich 
anders aus, daher habe ich nicht nochmal hier geschrieben.

Ich habe mir dann in mehreren Stunden Arbeit auf Lochraster einen 
Adapter gebaut um Flachbandkabel zu benutzen und jede zweite Ader auf 
Ground zu legen. Der Adapter sieht zwar auch ziemlich chaotisch aus, da 
die Pinouts vom µc und Discovery Board ziemlich verstreut liegen. 
Allerdings funktioniert das Display nun mit diesem Adapter und allen 
einstellbaren Flankensteilheiten.

Ich habe dann nochmal ein paar Messungen mit dem Oszi gemacht und 
Signale mit dem alten Aufbau verglichen. In den angehängten Bildern ist 
oben jeweils der neue Adapter und unten der alte Aufbau mit Jumper 
Kabeln. Zuerst habe ich nochmal die Differenz zwischen Ground am Display 
und am Discovery Board gemessen (GND.png). Außerdem noch verschiedene 
Signale am Display (RESET.png, CS.png und WR.png). Hier fällt mir auf, 
dass die Störungen mit dem neuen Adapter zwar generell kleiner sind 
allerdings ist immer noch ganz schön viel los.

von Helge A. (besupreme)


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Der Rest an Schwingungen bzw. Überschwingern ergibt sich aus der 
(kleiner gewordenen) Leiterinduktivität und der Kapazität der IO-Pins. 
Ich vermute, du hast noch keine Widerstände in die Signalleitungen 
eingebaut?

Immerhin funktionierts ja so schon mal :)

von Sebastian V. (sebi_s)


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Ja genau das ist noch ohne Widerstände in den Leitungen. Hätte ich 
eventuell dazu sagen sollen. Ich bin jetzt zwar auch froh, dass es 
erstmal läuft aber ich glaube fast irgendwas anderes ist immer noch 
faul. Ich hatte mit dem Oszi auch nochmal meinen alten Aufbau mit dem 
ATxmega Board untersucht und auch dort viele Störungen gemessen, obwohl 
der Aufbau ziemlich sauber ist. Flachbandkabel (zwar ohne Ground 
zwischen jeder Ader) zwischen Display und Platine und am Display eine 
gefertige Adapterplatine. Ich habe mir jetzt auch das gleiche Display, 
das mein Kollege besitzt, bestellt.

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