Forum: HF, Funk und Felder L-C Filter, keramische oder Quarz Filter?


von Matthias K. (kannichauch)


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Hallo

Für den Amateurfunk kann man Filter mit einer Bandbreite von 2.7 kHz gut 
gebrauchen.(SSB, Senden und Empfang)
Nachdem ich herausgefunden habe, das Quarzfilter gut geeignet sind, sind 
mir etwas später Preise von über 50€ u.a. bei eBay entgegen gesprungen.
Um das zu umgehen, erscheinen mir jetzt folgende Möglichkeiten:
Mehrere Quarze mit Kapazitaeten auf einen Bereich unterhalb der 
Nennfrequenz verteilt zu ziehen. Oberhalb scheint nicht so gut zu gehen, 
obwohl man das auch braucht. Geht das? 10Mhz SMD Quarze, dachte ich.
Habe bisher nur etwas für das Ziehen von Frequenzen von Oszillatoren 
gefunden.

Über das Ziehen von Keramikresonatoren zum Erstellen passender Filter 
habe ich nichts gefunden.

Mit Schwingkreisen koennte man aehnlich Bandpassfilter erstellen, aber 
wieviele braucht man dafür?
Es wurde irgendwo geschrieben, für einen Keramikfilter brauchte man 10 
Schwingkreise, was dann doch nicht so gut ist.

Also falls einer Bescheid weiss, bitte antworten.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Matthias K. schrieb:
> Mit Schwingkreisen koennte man aehnlich Bandpassfilter erstellen, aber
> wieviele braucht man dafür?

Hat man ganz früher schon gemacht, aber damit man hinreichend kleine
Bandbreiten erreicht, braucht man dann eine ZF im Bereich von 50 kHz.
Dafür baute man dann Dreifachsuper auf.

von B e r n d W. (smiley46)


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Hallo Matthias

> Oberhalb scheint nicht so gut zu gehen

Selbstgebaute Ladderfilter verschieben sich immer ein wenig nach unten. 
Bei meinem 10,7 MHz Filter waren es ca. 3kHz. Die Filter lassen sich 
zwar ein klein wenig ziehen, aber nicht weiter als 10,7 bzw. 10 MHz.

Es schein sich ja um einen Neubau zu handeln und nicht um die 
Modifikation eines vorhandenen Gerätes. Um das obere und untere 
Seitenband aufzubereiten, werden nicht unbedingt 2 verschiedene Filter 
benötigt.

Man kann den BFO wahlweise oberhalb oder unterhalb des Filters schwingen 
lassen. Soweit läßt sich der Oszillator relativ einfach ziehen. Falls 
die Frequenz auf einem Display angezeigt werden soll, muss lediglich der 
Offset mit einberechnet werden.

> das Ziehen von Keramikresonatoren zum Erstellen passender Filter

Das geht, aber nur bei niedrigen Frequenzen, wie z.B. 455 kHz. Bei 10 
MHz ist die Güte zu schlecht.

> Mit Schwingkreisen koennte man aehnlich Bandpassfilter erstellen

Vor 50 Jahren gab es Doppelsuper mit einer zweiten ZF von ~60kHz. Bei 
der Frequenz reichen dann 4-6 Filter für eine ausreichend schöne 
Filterform. Oberhalb von 100 kHz halte ich das nicht für sinnvoll, da es 
mit Quarzen problemlos bei 10 MHz und höher funktioniert.

Gruß, Bernd

: Bearbeitet durch User
von Matthias K. (kannichauch)


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Hallo Bernd.

Ich wollte jetzt nicht unbedingt etwas bauen.
Ich interessiere mich hauptsächlich fuer die Möglichkeiten.

Wieviele Quarze braucht man denn für 2.7 kHz Breite?
Ladderfilter, oder ich wollte durchgelassene Spannungen addieren.
Kann man Quarze oberhalb 10 MHz nicht gut ziehen, oder was meinst Du ?

Wahrscheinlich werde ich um eigene Experimente nicht herumkommen.
Die 455 kHz
Keramikresonatoren finde ich auch ganz gut. Da kommt man evtl. schon mit 
2 Stueck aus.

MfG Matthias

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Matthias K. schrieb:
> Kann man Quarze oberhalb 10 MHz nicht gut ziehen

Quarze für ein Filter bestellt man idealerweise so, wie man sie für
das Filter benötigt.  Für ein schmalbandiges CW-Filter ist das
vielleicht nicht nötig, aber für ein SSB-Filter schon sehr sinnvoll,
denn da will man gezielt mit mehr Quarzen das Filter nicht schmaler
bekommen, sondern innerhalb der Bandbreite einigermaßen gleichmäßig.

von B e r n d W. (smiley46)


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> Kann man Quarze oberhalb 10 MHz nicht gut ziehen

Ein Ladder-Filter, bestehend aus 10 MHz Quarzen, landet automatisch 
durch die Beschaltung bei ca. 9,997 MHz. Es lässt sich noch um +/- 1 kHz 
ziehen, aber wohl kaum auf 10 MHz oder höher.

Wird ein passendes CW-Filter gebaut, so liegen normalerweise die linken 
Filterflanken aufeinander. Man schafft es jedoch, das CW-Filter soweit 
nach oben zu ziehen, bis die Filtermitten übereinstimmen oder dass sich 
die Filter mit einer BFO-Frequenz betreiben lassen.

Quarze mit einer Frequenz von 10,003 MHz sind wahrscheinlich nicht 
serienmäßig liefer- und bezahlbar. Man müßte sich die Teile extra 
herstellen lassen.

Es gibt Internetseiten, da wird das Nachschleifen von Quarzen 
beschrieben. Beim Schleifen verschiebt sich die Frequenz nach oben.

https://www.youtube.com/watch?v=j7CS4A8wB1E
http://home.netcom.com/~wa4qal/crystal.htm

Heutige Quarze haben aber eine Metallbeschichtung zur Kontaktierung. Da 
kann man eventuell ein klein wenig abschleifen, aber irgendwann ist der 
Kontakt weg. Falls Säure verwendet wird: Die abgeätzten Quarze müssen 
sehr gut gespült werden, sonst ätzt das noch jahrelang weiter.

> Wieviele Quarze braucht man denn für 2.7 kHz Breite?

Die müssten für eine Aussage erst vermessen werden, da sich die Daten 
stark unterscheiden. Aber ganz grob, so 6-8 Quarze.

> Die 455 kHz Keramikresonatoren finde ich auch ganz gut.
> Da kommt man evtl. schon mit 2 Stueck aus.

Die Frequenz ist zwar um Faktor 10 niedriger, aber ebenso die Güte der 
Keramikschwinger. Es werden deshalb auch ca. 8 Stück benötigt.

: Bearbeitet durch User
von Ralph B. (rberres)


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Vor Jahren hatte ich mich mal mit einen Quarzhersteller unterhalten. ( 
Quarztechnik Müller in Daun ).

Dort hatte ich erfahren, das Oszillator und Filterquarze sich im Schliff 
unterscheiden.

Die Filterquarze haben weit weniger ausgeprägte Nebenresonanzen, als die 
Oszillatorquarze.

Unter dem Gesichtspunkt weis ich nicht, ob es sinnvoll ist ein 
Quarzfilter selbst zu stricken.

Ich persöhnlich würde mir für SSB einen 8 oder 10 poliges Quarzfilter 
mit der benötigten Mittenfrequenz und Bandbreite fertig kaufen. Man hat 
dann immer noch genügend damit zu tun das Filter mit der erforderlichen 
Impedanz ( meist bestehend aus resistive und kapazitive Komponente ) 
sauber abzuschließen.

Die einzelnen Quarze des Filters haben meist auch nicht exakt die 
gleiche Frequenz und Güte, was ein Selbstbau nicht unbedingt einfacher 
macht.

Das Wobbeln eines Quarzfilters ist auch nicht so ganz trivial. Wohl dem 
der einen VNA hat, welches genügend hoch auflöst und langsam genug 
läuft.

Mit einen Breitbandwobbler ala Swob5 ist ein Quarzfilter kaum 
abgleichbar.

Ralph Berres

von sven (Gast)


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Matthias K. schrieb:
> Ich wollte jetzt nicht unbedingt etwas bauen.
> Ich interessiere mich hauptsächlich fuer die Möglichkeiten.
>
> Wieviele Quarze braucht man denn für 2.7 kHz Breite?
> Ladderfilter, oder ich wollte durchgelassene Spannungen addieren.
> Kann man Quarze oberhalb 10 MHz nicht gut ziehen, oder was meinst Du ?

Hallo,

schau hier http://www.bartelsos.de/dk7jb.php/quarzfilter-horst-dj6ev
da gibt es ein sehr gutes Skript zum Thema es heisst "Klassische und 
moderne Quarzfilter - Eine kleine Einführung mit Praxisbeispielen" Da 
steht fast alles drin, was Du brauchst.

73

von Kelvin Klein (Gast)


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Ralph Berres schrieb:
> Unter dem Gesichtspunkt weis ich nicht, ob es sinnvoll ist ein
> Quarzfilter selbst zu stricken.

Auf jeden Fall ist das sinnvoll. Schon allein wegen des 
Erkenntnisgewinns.
Horst dj6ev, der hier von Zeit zu Zeit schreibt,  hat in den letzten 
Jahren viele Artikel über Quarze, Quarzfilter und andere Filter 
veröffentlicht. Von ihm stammt auch das Prgramm "Dishal", dass den 
Entwurf eines Filters sehr einfch macht:

http://www.bartelsos.de/index.php?dl_file=KA6HV763W6

Allerdings kommt man ohne geeignete Messmittel nicht sehr weit.

Grüße

von Kelvin Klein (Gast)


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Neben dem schon vorgeschlagenen Link zu DK7JB
http://www.bartelsos.de/dk7jb.php/quarzfilter-horst-dj6ev

gibt es auch hier noch etwas Übersichtsinfo zum Selbstbau von 
Quarzfiltern mit Dishal
http://dl6gl.de/book/export/html/40

von Matthias K. (kannichauch)


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Es wurden die Schwierigkeiten mit aufwendigen Messgeräten erwähnt.
Aber das seh ich anders.
Ein digitaler Frequenzzaehler muss sein, klar.
Ein Oszilloskop ist auch da, das ginge aber auch mit einer 
Demodulationsspannung.
Das muss reichen.
Damit kann ich testen, wie weit man einen Quarz ziehen kann.
Eine Oszillatorschaltung mit Quarz und Drehko zum ziehen erzeugt dann 
alle Frequenzen, mit denen ein Filter gemessen werden soll.
Die Idee, das man eine Quarz Frequenz durch Aendern der 
Kontakt-Beschichtung aendern kann, find ich auch recht interessant.
Dann duerfen es allerdings wohl keine SMD Quarze sein, denn da kann man 
das Gehäuse nur noch schwer oeffnen und wieder verschliessen.
Quarze zum experimentieren hab ich auch noch zu hauf aus einem Pollin 
Sortiment.
Nachher müssen es dann aber unbedingt gleiche SMD Quarze sein.
Diesen typischen Selbstbauriesenklump wollte ich nach Möglichkeit 
ablegen.

Vielen Dank auch für die guten Links.

von B e r n d W. (smiley46)


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Hallo Matthias

Anstatt einen Quarzoszillator kann man auch einen Keramikschwinger 
ziehen. Der Ziehbereich ist 5-10 mal größer. Dadurch wird auch der 
Bereich der Parallelresonanz der Quarze erreichbar.

Im Prinzip muss ja von jedem Quarz die Serien- und die Parallelresonanz 
und die Parallelkapazität ermittelt werden. Der Quarz läßt sich aber 
prinzipiell nicht bis zu seiner Parallresonanz ziehen.

Im Vergleich zum HF-Gleichrichter verhält sich die Anzeige auf dem 
Oszilloskop linear. So hab ich das bei meinem ersten Ladder-Filter auch 
gemacht.

Quarze sind heute mit <20 Cent so billig geworden, da kauft man sich 
20-30 Stück und sucht sich die passenden 8 zusammen. Der Höchste und der 
Tiefste wird jeweils als BFO verwendet. Oder der Keramikschwinger, falls 
er nicht driftet.

Gruß, Bernd

von Matthias K. (kannichauch)


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Und wie stellt man fest, ob ein Keramikschwinger driftet? Erwärmen oder 
geschieht dies durch normale Alterung?
Die grössere Toleranz waer nicht schlimm in einer geregelten Schaltung, 
aber driften darf da nix.
Wie sieht es aus mit der Durchlasskurve gezogener Keramikresonatoren? 
Noch verwendbar?
Bei wikipedia schreiben die, nur die Paralellresonanz lässt sich bei 
Quarzen ziehen.
Das macht es wieder schwierig, den Durchlass zu benutzen.
Einen Oszillator, der einmal die parallel und umschaltbar die Serien 
Resonanz benutzt, könnt ich wahrscheinlich bauen.

von wern (Gast)


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Matthias K. schrieb:
> Über das Ziehen von Keramikresonatoren zum Erstellen passender Filter
> habe ich nichts gefunden.

irgendwo habe ich gelesen, dass keramikfilter mit der zeit relativ stark 
ihre frequenz ändern und deshalb nicht so gerne für ladderfilter und 
oder oszillatoren eingesetzt werden.

ich selber baue allerdings gerne ziehbare oszillatoren mit 
keramikfiltern auf und stelle sie hin und wieder nach.

von wern (Gast)


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Matthias K. schrieb:
> Und wie stellt man fest, ob ein Keramikschwinger driftet? Erwärmen oder
> geschieht dies durch normale Alterung?

beides. in der praxis musst du der drift entgegenwirken.

schau mal hier:
Beitrag "Re: Quarze ausmessen mit AD8307 (logarithmischer Verstärker)"

hier ist ein bild für einen frequenzstabilisierten 
keramikresonatoroszillator.

http://www.mikrocontroller.net/attachment/216316/VFO_using_3_58_MHz_Ceramic_Resonator_2.PNG

von Holm T. (Gast)


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von ReneNeuern (Gast)


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Matthias K. schrieb:
> Ein digitaler Frequenzzaehler muss sein, klar.

Es gibt da ein Fertigprojekt mit einem PIC-Controller.
hier ein paar Links:
http://elektronikbasteln.pl7.de/frequenzzaehler-bis-etwa-60-mhz.html
http://www.df0fkw.datenoase.de/index.php?option=com_content&view=article&id=73:preiswertes-frequenzzaehler-modul-01-50-mhz-&catid=36:bastelprojekte&Itemid=67
Beitrag "PIC - Frequenzzähler weit über 50 MHz auf die minimalistische Art"

Auf keinen Fall würde ich einen Frequenzzähler mit einem AVR-Controller 
aufbauen. Der PIC hat nämlich schon einen eingebauten programmierbaren 
Vorteiler, das ist hier sehr, sehr praktisch!


Zum Kalibrieren kannst du ein Frequenznormal nehmen.
Hier im Forum hat mal jemand eins mit einem AVR gebaut und mit Spectran 
an einem Zeitzeichensender abgeglichen (finde grade den Link nicht, der 
AVR wurde jedenfalls samt Quarz in einen "Ofen" gesteckt).
Es gibt aber auch günstige 10-MHz-Quarzöfen bei der Bucht.
Ansonsten kann man auch ein GPS-Modul dafür einsetzen.

von B e r n d W. (smiley46)


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> Ein digitaler Frequenzzaehler muss sein, klar.
> Ein Oszilloskop ist auch da

Ich hatte das so interpretiert, dass Oszilloskop und Frequenzzähler 
schon vorhanden sind.

von Kelvin Klein (Gast)


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ReneNeuern schrieb:
> um Kalibrieren kannst du ein Frequenznormal nehmen.
> Hier im Forum hat mal jemand eins mit einem AVR gebaut und mit Spectran
> an einem Zeitzeichensender abgeglichen (finde grade den Link nicht, der
> AVR wurde jedenfalls samt Quarz in einen "Ofen" gesteckt).
> Es gibt aber auch günstige 10-MHz-Quarzöfen bei der Bucht.
> Ansonsten kann man auch ein GPS-Modul dafür einsetzen.

Es ist ziemlich blauäugig, wenn man meint, man könne ein GPS-Modul als 
genaues"Frequenznormal" verwenden. Wer verstehen will, auf was bei Kurz- 
und Langzeitstabilitiät ankommt, sollte vorher diese Abhandlung lesen.

Über die Stabilität von Oszillatoren und Frequenznormalen
Ulrich Bangert
http://www.ulrich-bangert.de/AMSAT-Journal.pdf

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