Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 400V DC/DC wandler schutz


von kenntmannicht (Gast)


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hi,

ich bin auf der suche nach einer geeigneten schutzschaltung für einen 
DC/DC wandler und hoffe, hier den ein oder anderen tipp zu bekommen. der 
wandler verträgt eingangsspannungen bis 425VDC nennspannung und wird in 
ein elektroauto verbaut. die stromversorgung kommt aus einem akkupack 
mit 404V ladeschlussspannung. da das ganze in einem elektrowagen verbaut 
sein wird, spielt rekuperation natürlich auch eine rolle. ich kann 
jedoch nicht wirklich sagen, was für störungen genau auf der 400V seite 
sein werden. auch angeschlossen werden zwei umrichter (10kHz) für die 
beiden motoren.

nun möchte ich den wandler natürlich so gut wie möglich schützen. er 
wird vom typ Vicorpower Mini (300W) sein. Laut datenblatt verträgt der 
wandler 500V Spannungen bei <100ms. Ich möchte die eingangsspannung also 
so gut wie möglich begrenzen und gleichzeitig den wandler vor 
stromspitzen schützen.

allerdings habe ich folgendes problem: jegliche 
suppressor-dioden/varistoren die ich in der spannungsklasse gefunden 
habe scheinen keinen effektiven schutz zu bieten. beispiel Littelfuse 
1.5SMC440A TVS diode:
breakdown voltage: min 418.00V, max 462.00V (bei einem "test current" 
von 1mA)
clamping voltage: max 602.0 (bei einem "max. peak pulse current" von 
2.5A)

die clamping voltage liegt also weit über den 500V. wenn ich die diode 
in einer nummer kleiner wähle, ist die min beakdown voltage schon bei 
380V, also unter der akkuspannung.  bei varistoren sieht das problem 
ziemlich genau so aus.

ich stehe da jetzt etwas auf dem schlauch. muss ich einen 
kontinuierlichen strom durch die diode hinnehmen um den wandler optimal 
schützen zu können? oder gibt es noch andere möglichkeiten außer eine 
suppressordiode/varistor/gasentladungsröhre?

dann habe ich noch eine zweite frage: macht es sinn, vor den eingang des 
wandlers (und vor die schutzschaltung) noch eine spule zu setzen um den 
eingangsstrom zu glätten? wenn ja, wie muss ich die spule am besten 
dimensionieren?

vielen dank!

von Und wech U. (quinny)


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Hallo kenntmannicht,

ich würde mit dem Strom der Suppressordiode einen Leistungs-Transistor 
ansteuern. Dadurch bleibt der Dioden-Strom sehr gering und die Spannung 
fast konstant.

Also Diode zwischen Kollektor und Basis. Und zwischen Basis und Emitter 
noch ein 10 Ohm-Widerstand. Die Spannung wird dann zwischen Kollektor 
und Emitter begrenzt.

Das mit der Spule ist möglich aber nicht unproblematisch. Es fließt ja 
ein Gleichstrom hindurch und sie darf dadurch nicht in die Sättigung 
gehen, denn dann wäre sie nutzlos. Mit welchem maximalen Strom muss man 
da rechnen?

VG

Fred

: Bearbeitet durch User
von kenntmannicht (Gast)


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Hi,

meinst du so eine Schaltung mit npn transistor?
http://i.stack.imgur.com/ouPBj.png

Der Strom durch die Spule wird frei voller Leistung des wandlers bei 
unter 1A bleiben.

von Und wech U. (quinny)


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Hallo  kenntmannicht,

genau an so eine Schaltung hatte ich gedacht. Nur eben mit Power-npn.

1A hört sich harmlos an. Trotzdem würde ich da nicht ohne Not mit Spulen 
rumfummeln. Spulen können auch unerwünschte Wirkungen hervorrufen.

Magst Du mal ein paar Fotos zeigen? Die Kiste scheint ja recht 
interessant zu sein.

VG

Fred

von Michael K. (Gast)


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Die Impedanzen der Zuleitung sind doch genau das Problem das zu 
Spannungsspitzen führen kann.
Mit noch mehr Impedanz wird das schlimmer und nicht besser.

Die Induktivität stützt sich auf der einen Seite am Akku, ca. 400V, ab.
Es fliesst Strom, das Magnetfeld baut sich auf, Strom wird unterbrochen 
(Lastwechsel, Schaltvorgänge), das Magnetfeld bricht zusammen, die 
Spannung an der Spule kehrt sich um und stützt sich immer noch einseitig 
an 400V ab.

Tata, fertig ist die Spannungsspitze am Eingang des Wandlers.
Nach diesem Prinzip arbeiten Boost Wandler.

Bei DC kannst Du doch einfach einen fetten Elko nehmen + ein paar MKP 
für die schnellen Vorgänge.
Langsame Vorgänge (Rückspeisung der Bremsenergie) frisst der Akku.

Dicke Zuleitung, kurze Wege oder Notfalls koaxiale Leitungführung + die 
erwähnten C's sollten es bringen.

von kenntmannicht (Gast)


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hi,

das klingt doch alles schon mal super, danke!

bei dem transistor dachte ich an den fairchild FJAFS1720TU 
(http://www.mouser.de/ProductDetail/Fairchild-Semiconductor/FJAFS1720TU/?qs=RjkIPPesXz31XEILlmGcfg%3d%3d)

wie genau kommst du auf den 10 ohm widerstand zwischen basis und 
emitter, fred?

die basis-emitter-spannung muss ich dann noch mit einem spannungsteiler 
reduzieren, richtig? der transistor verträgt da maximal 6V.

die spule lasse ich dann lieber weg, danke für den hinweis! :)

der wandler selbst soll laut datenblatt am eingang noch einen 0.22uF 
folienkondesator haben. wenn ich da jetzt noch einen elko vor setze, 
welche größe sollte er in etwa haben? ist ein 220uF/500V kondensator wie 
der hier gut?
http://www.mouser.de/ProductDetail/Vishay-BC-Components/MAL215959221E3/?qs=sGAEpiMZZMtZ1n0r9vR22S5bFew8JG5Byje6SIEKQVU%3d

achso, der wagen ist ein formula student electric projekt. bilder und 
mehr infos über die letzten wagen gibt's hier: 
http://egnition-hamburg.de/ und hier: 
https://www.facebook.com/egnitionHamburg

von Und wech U. (quinny)


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kenntmannicht schrieb:
> wie genau kommst du auf den 10 ohm widerstand zwischen basis und
> emitter, fred?

Hallo kenntmannicht,

die Suppressordiode will ja mit einem ordentlichen Mindeststrom belastet 
werden, damit sich die richtige Spannung an ihr einstellt. Bei 10 Ohm 
muss erstmal ein Diodenstrom von mindestens 70mA durch die Diode 
fließen, bevor der BJT die Stromübernahme anfängt.

> die basis-emitter-spannung muss ich dann noch mit einem spannungsteiler
> reduzieren, richtig? der transistor verträgt da maximal 6V.

Nein! Da hast Du was missveratanden. Die 6V sind vermutlich invers 
gemeint. In Flussrichtung ist die BE-Strecke eine normale pn-Diode mit 
rund 700mV Flussspannung. Es genügt wirklich die Suppressordiode 
zwischen Kollektor und Basis und der 10 Ohm Widerstand zwischen Basis 
und Emitter.

VG

Fred

: Bearbeitet durch User
von kenntmannicht (Gast)


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ah jetzt verstehe ich!

muss ich den kondensator am eingang nicht vielleicht vorladen? ich hab 
bedenken, dass er mir irgendwann um die ohren fliegt...oder sind 
500V-kondensatoren für sowas ausgelegt?

danke für die ganzen tipps!

von Und wech U. (quinny)


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220nF sind unproblematisch.

Aber 220uF sind schon ziemlich derb. der hat 530 mOhm ESR und ne geringe 
Induktivität. Da können schon ziemlich lange mächtige Ströme fließen, 
bevor er mal aufgeladen ist.

Brauchst Du den wirklich? Wozu soll der dienen? Ich müsste mal mehr 
Infos über die Verschaltung bekommen.

VG

Fred

von kenntmannicht (Gast)


Angehängte Dateien:

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hi,

ich habe dir mal den schaltplan angehängt. allerdings habe ich den 10 
ohm widerstand in 240 ohm verändert, damit der transistor schon bei 
einem strom durch die diode von I=U/R=0.7/240=3mA anfängt zu leiten. 
dummerweise habe ich gesehen, dass der wandler im worst case schon bei 
429.2V in einen Overvoltage turn-off geht...die zeile im datenblatt habe 
ich wohl überlesen :) ich habe nun den plan, ein paar dioden zu testen 
bevor ich sie einbaue, um deren spannung bei 3mA zu messen und dann die 
diode einzubauen die bei 429.2V über 3 mA stromfluss hat. ist natürlich 
etwas heikel, aber mir fällt nichts besseres ein. und die platine geht 
auch nicht in serienproduktion, da kann ich das also machen. oder fällt 
dir etwas besseres ein?

einen "fetten Elko" hatte Michael Knoelke ja empfohlen, daher meine 
idee. ich habe nun allerdings mal nachgerechnet und die idee bekommen, 
dass der 0.22u kondensator vor dem wandler in verbindung mit einem z.b. 
1 ohm widerstand einen schönen tiefpassfilter mit 720 kHz grenzfrequenz 
bilden würde.

was hältst du von den beiden ideen?

von kenntmannicht (Gast)


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...ich wäre über jede art von meinung sehr dankbar :)

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