Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Rechtecksignal in Sinussignal wandeln


von frank (Gast)


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Hi

Warum kann ein einfacher RC Tiefpass aus einem Rechteck- kein Sinussigal 
herstellen?

Mir sind denke ich die Basics gelaeufig. Mir ist klar das ein 
Rechtecksignal lediglich ein Sinussignal mit Frequenz des 
Rechtecksignals + harmonischen Oberschwingungen ist.

Das wuerde im Umkehrschluss bedeuten das ich mit einem aggressiven 
Tiefpass saemtliche Oberschwingungen filtern kann und nur den Sinus mit 
der Grundfrequenz ueberbehalte.

Simuliere ich das ganze aber mit einem einfachen Tiefpass (RC), endet 
das ganze logischerweise in einer Saegezahn/ Haifischflossen foermigen 
Frequenz.

D.h. trotz Tiefpass sind noch ungewuenschte hoehere Frequenzen im Signal 
enthalten. Ich sehe auch nicht wie ein RC Filter vom prinzip her nicht 
in einer Saegezahn artigen Frequenz aenden wuerde. Sobald das 
Eingangssigal einbricht, tut es auch die Ausgangsspannung. Sicherlich 
koennte man hier mit einer Induktivitaet entgegen wirken, aber das ist 
ein anderes Thema.

Wo habe ich den Denkfehler? :?

von Max H. (hartl192)


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Wenn man das Rechteck mit Fourier zerlegt hat beim bei 3*f noch ein 
Signal mit 1/3 Amplitude, das und die Restlichen Oberwellen muss du bis 
auf einen vernachlässigbar kleinen Anteil wegfiltern. Mit einem RC-TP 1. 
Ordnung mit 20dB/dec hast du da keine Chance.

: Bearbeitet durch User
von Possetitjel (Gast)


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frank schrieb:

> Das wuerde im Umkehrschluss bedeuten das ich mit einem
> aggressiven Tiefpass saemtliche Oberschwingungen filtern
> kann und nur den Sinus mit der Grundfrequenz ueberbehalte.

Hmm...

> Simuliere ich das ganze aber mit einem einfachen
> Tiefpass (RC), endet das ganze logischerweise in
> einer Saegezahn/ Haifischflossen foermigen Frequenz.

Hmm. Ja. "Mit einem einfachen Tiefpass".
Wie ist es mit einem mehrfachen Tiefpass?

> D.h. trotz Tiefpass sind noch ungewuenschte hoehere
> Frequenzen im Signal enthalten.

Ja. Dein Tiefpass ist nicht "aggressiv" genug :-)

Bist Du mal auf die Idee gekommen, mehrere RC-Glieder in
Kette zu schalten? Also: R längs, C quer, R längs, C quer
usw.

> Ich sehe auch nicht wie ein RC Filter vom prinzip her
> nicht in einer Saegezahn artigen Frequenz aenden wuerde.

Ist "im Prinzip" richtig.

> Wo habe ich den Denkfehler?

Es ist wie immer in der Technik: Es geht nicht um 100%;
99.99% sind ausreichend. Soll heißen: Der Oberwellengehalt
wird nie exakt Null - es genügt, ihn unter eine noch akzeptable
Schwelle zu drücken.

von foo (Gast)


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frank schrieb:
> Das wuerde im Umkehrschluss bedeuten das ich mit einem aggressiven
> Tiefpass saemtliche Oberschwingungen filtern kann und nur den Sinus mit
> der Grundfrequenz ueberbehalte.

Das ist auch der Fall, nur haben derartige Filter auch ziemlich hohe 
Dämpfungen der Grundwelle, sofern nicht in jeder Stufe Verstärker 
eingesetzt werden um die Verluste auszugleichen.

Vor allem aber muss das Eingangsrechteck genau symmetrisch sein, z.B. 
aus einem Flipflop kommen, sonst bekommst du die Überlagerung zweier 
Sinusschwingungen mit etwas unterschiedlicher Frequenz.

von Praktiker (Gast)


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Possetitjel schrieb:
> Ja. Dein Tiefpass ist nicht "aggressiv" genug :-)
>
> Bist Du mal auf die Idee gekommen, mehrere RC-Glieder in
> Kette zu schalten? Also: R längs, C quer, R längs, C quer
> usw.

Ja meinst, damit käme man weiter?
Auch kaskadierte RC-Glieder machen die Trennung so nahe beieinander 
liegender Frequenzen nicht wirklich besser.

Da man an besonders steilem Übergang interessiert ist, wäre wohl eher 
ein Cauer- oder ein Tschebyscheff-Filter angesagt.

von Wolfgang (Gast)


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foo schrieb:
> Vor allem aber muss das Eingangsrechteck genau symmetrisch sein, z.B.
> aus einem Flipflop kommen, sonst bekommst du die Überlagerung zweier
> Sinusschwingungen mit etwas unterschiedlicher Frequenz.

Da bin ich jetzt gespannt, wie aus einem unsymmetrischen Rechteck, dass 
ja nun mal ein festes Oberwellenspektrum, i.e. exakten Vielfachen der 
Grundwelle hat, Sinusschwingungen mit leicht unterschiedlicher Frequenz 
entstehen sollen.

Solange ein Filter liniear in Bezug auf die Amplituden ist, entstehen da 
überhaupt keine Frequenzen, die nicht auch schon im Eingangssignal 
enthalten waren.

von GB (Gast)


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Du brauchst dafür ein aktives Filter höherer Ordnung.

Am einfachsten sind in dem Fall sog. Switched Capacitor Filter wie z.B.
http://www.linear.com/product/LTC1064-1 oder
http://datasheets.maximintegrated.com/en/ds/MAX7400-MAX7407.pdf

von Ulrich H. (lurchi)


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Der RC filter schwächt die 3 fache Frequenz bestenfalls um dsa 3 fache 
im Vergleich zur Grundfrequenz. Entsprechend wird aus dem 
Oberwellenverhältnis des Rechtecks von 1 : 1/3 : 1/5 :... bestenfalls 
eines von 1 : 1/3² : 1/5² : ... , was gerade dem einen Dreiecksignals 
entspricht.

Mit einem steileren Filter bekommt man auch ein annäherndes Sinussignal. 
Das geht ggf. auch mit vielen RC-gliedern hintereinander, wenn auch nur 
mit einer deutlich Abschwächung auch für die Grundwellen.

von Route_66 H. (route_66)


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Wolfgang schrieb:
> Da bin ich jetzt gespannt, wie aus einem unsymmetrischen Rechteck, dass
> ja nun mal ein festes Oberwellenspektrum, i.e. exakten Vielfachen der
> Grundwelle hat, Sinusschwingungen mit leicht unterschiedlicher Frequenz
> entstehen sollen.

Denke Dir einfach ein unsymmetrischen Rechteck mit 10 ms Puls und 30 ms 
Pause. Dann fallen sofort die enthaltenen "halben" Perioden von 100 Hz 
und 33,3 Hz auf. Bei einer Gesamtperiodendauer von 40 ms (25 Hz) ergibt 
sich ein ansehnlicher Oberwellenkamm.

: Bearbeitet durch User
von Axel S. (a-za-z0-9)


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Route 66 schrieb:
> Wolfgang schrieb:
>> Da bin ich jetzt gespannt, wie aus einem unsymmetrischen Rechteck, dass
>> ja nun mal ein festes Oberwellenspektrum, i.e. exakten Vielfachen der
>> Grundwelle hat, Sinusschwingungen mit leicht unterschiedlicher Frequenz
>> entstehen sollen.
>
> Denke Dir einfach ein unsymmetrischen Rechteck mit 10 ms Puls und 30 ms
> Pause. Dann fallen sofort die enthaltenen "halben" Perioden von 100 Hz
> und 33,3 Hz auf. Bei einer Gesamtperiodendauer von 40 ms (25 Hz) ergibt
> sich ein ansehnlicher Oberwellenkamm.

Das ist aber nicht die gleiche Aussage wie ursprünglich. Natürlich 
verändert sich das Spektrum, wenn sich die Impulsbreite verändert. 
Insbesondere kommen geradzahlige Harmonische dazu, die bei einem 
symmetrischen Rechteck komplett fehlen.

Aber an der Grundfrequenz ändert sich genau gar nichts. Mit einem 
idealen Filter kriegt man sowohl aus einem symmetrischen als auch aus 
einem asymmetrischen Rechteck einen Sinus der Grundfrequenz.


XL

: Bearbeitet durch User
von Neutron der Elektronenschreck (Gast)


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Der frequenzselektive Verstärker ist für diese Aufgabe optimal:
http://www.electronicdeveloper.de/TransistorEmitter4.aspx

von Wolfgang (Gast)


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Route 66 schrieb:
> Denke Dir einfach ein unsymmetrischen Rechteck mit 10 ms Puls und 30 ms
> Pause. Dann fallen sofort die enthaltenen "halben" Perioden von 100 Hz
> und 33,3 Hz auf. Bei einer Gesamtperiodendauer von 40 ms (25 Hz) ergibt
> sich ein ansehnlicher Oberwellenkamm.

Da entstehen keine neuen Frequenzen. Es ändert sich nur die Hüllkurve 
des Spektrums. Einfachstes Beispiel ist eine Folge von Delta-Pulsen. 
Spektral entsteht ein Lattenzaun mit der Grundfrequenz der 
Pulswiederholung als Linienabstand. Wegen der schmalen Pulse ist die FFT 
theoretisch unendlich breit, d.h. der Lattenzaun erstreckt sich bis zu 
beliebig hohen Frequenzen.

von Erich (Gast)


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Sind das hier alles theoretische Überlegungen?
Wenn eine konkrete Problemstellung besteht, sollte man mal die Frequenz 
des Ein- und Ausgangssignals benennen, sowie weitere Randbedingung 
(Spannungsversorgung, Signalpegel etc.).
Gruss

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Erich schrieb:
> Sind das hier alles theoretische Überlegungen?

Natürlich. Oder wieviele ideale Filter hast du schon gesehen?


XL

von Erich (Gast)


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> Sind das hier alles theoretische Überlegungen?
Ich würde ein Rechtecksignal mit einem digitalen Ansatz in einen Sinus 
bringen. Dazu braucht es gefragte Angaben.
Z.B. 5 Volt und 10 kHz, sowas.
Gruss

von Georg (Gast)


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Praktiker schrieb:
> Auch kaskadierte RC-Glieder machen die Trennung so nahe beieinander
> liegender Frequenzen nicht wirklich besser.

Klarer Denkfehler. Natürlich ergeben 3 Filter 1. Ordnung einen Filter 3. 
Ordnung.

Georg

von Harald W. (wilhelms)


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Georg schrieb:

> Klarer Denkfehler. Natürlich ergeben 3 Filter 1. Ordnung einen Filter 3.
> Ordnung.

Aber nur, wenn sie voneinander entkoppelt sind. Und ausserdem
verschiebt sich die Grenzfrequenz.

von Wolfgang (Gast)


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Erich schrieb:
> Ich würde ein Rechtecksignal mit einem digitalen Ansatz in einen Sinus
> bringen. Dazu braucht es gefragte Angaben.
> Z.B. 5 Volt und 10 kHz, sowas.

Es geht hier ausschließlich um lineare Filtern. Da ist die Amplitude 
völlig egal. Die Frequenzachse kann man auf die Frequenz des 
Rechtecksignals normieren, so dass die Überlegungen, abgesehen von 
technischen Hindernissen, für jede Frequenz übertragbar sind.

von Possetitjel (Gast)


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Harald Wilhelms schrieb:

>> Klarer Denkfehler. Natürlich ergeben 3 Filter 1. Ordnung
>> einen Filter 3. Ordnung.
>
> Aber nur, wenn sie voneinander entkoppelt sind.

Nee.
Ein System (Filter), das z.B. 3 Speicher (Kondensatoren) enthält,
ist ein System 3. Ordnung. Egal, ob mit Rückwirkung oder ohne.

> Und ausserdem verschiebt sich die Grenzfrequenz.

Das stimmt.
Auch der Übergang zwischen Durchlass- und Sperrbereich ist nicht
besonderns schön, wenn man einfach gleiche RC-Glieder kaskadiert.
Und selbstverständlich wird auch die Grundwelle zunehmend gedämpft.

Das hat aber alles nichts mit dem grundlegenden Fakt zu tun, dass
man durch Kaskadieren, d.h. Erhöhen der Filterordnung die Unter-
drückung der Oberwellen prinzipiell beliebig verbessern kann.

von foo (Gast)


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Axel Schwenke schrieb:
> Natürlich
> verändert sich das Spektrum, wenn sich die Impulsbreite verändert.
> Insbesondere kommen geradzahlige Harmonische dazu, die bei einem
> symmetrischen Rechteck komplett fehlen.
>
> Aber an der Grundfrequenz ändert sich genau gar nichts. Mit einem
> idealen Filter kriegt man sowohl aus einem symmetrischen als auch aus
> einem asymmetrischen Rechteck einen Sinus der Grundfrequenz.

Völlig richtig, da bin ich einem Irrtum aufgesessen.
Sonst müssten ja auch Schwebungen zwischen den benachbarten Frequenzen 
auftreten, was der Erfahrung widerspricht.

Bei einer unsymmetrischen Schwingung wäre lediglich zu beachten, dass 
die Dämpfung des Tiefpasses nun schon bei der 2. Harmonischen und nicht 
erst bei der 3.H interessiert.
Das wird aber normalerweise kein Problem sein, da die 2.H. bei einem 
einigermassen symmetrischen Rechteck von Haus aus noch eine kleine 
Amplitude har.

von Wolfgang (Gast)


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Possetitjel schrieb:
> Das hat aber alles nichts mit dem grundlegenden Fakt zu tun, dass
> man durch Kaskadieren, d.h. Erhöhen der Filterordnung die Unter-
> drückung der Oberwellen prinzipiell beliebig verbessern kann.

Aber gerade bei der der 2. und 3. Ordnung sind kaskadierte einfache 
RC-Filter im Übergang zum "Sperrbereich" zu weich. Da ist die Filterform 
mindestens genauso wichtig wie die Filterordnung.

Mit einem FIR-Filter mit Nullstellen auf den Oberwellen, d.h. ein 
Notchfilter für die Oberwellen, wäre da wohl eher etwas zu machen.

von Christian B. (casandro)


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Es gibt übrigens noch einen anderen Ansatz. Du führst Das durch eine 
nicht-lineare Schaltung die sin(x) bildet. Dafür gab es früher ICs und 
heute kann man das zur Not mit Dioden nachahmen.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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foo schrieb:
> Axel Schwenke schrieb:
>> Mit einem
>> idealen Filter kriegt man sowohl aus einem symmetrischen als auch aus
>> einem asymmetrischen Rechteck einen Sinus der Grundfrequenz.
>
> Völlig richtig, da bin ich einem Irrtum aufgesessen.

Gut daß wir das geklärt haben :)

Es gibt aber noch einen weiteren Aspekt. Je weiter das Rechteck von der 
Symmetrie abweicht, desto weniger Energie ist (relativ) in der 
Grundfrequenz enthalten. Der Extremfall ist der "Lattenzaun" aus 
Dirac-Impulsen. Dessen Spektrum ist zumindest in der Theorie unendlich 
breit. Weswegen für jede einzelne Spektrallinie - inklusive der 
Grundwelle - nur noch infinitesimal Energie (vulgo: Amplitude) übrig 
bleibt.

Schlußfolgerung: auch wenn man ein ideales Filter bauen könnte, würde 
dessen Ausgangsamplitude fallen, sobald sich die Impulsbreite des 
Eingangssignals von den idealen 50% entfernt. Für den Grenzfall der 
Dirac-Impulse wäre die Amplitude des resultierenden Sinus dann Null.

In der Praxis scheitert man natürlich schon viel früher. Ideale Filter 
gibt es nun mal nicht.


XL

von LostInMusic (Gast)


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>Du führst Das durch eine nicht-lineare Schaltung die sin(x) bildet.

Diese Schaltung benötigt am Eingang aber eine Dreieckspannung. Mit einer 
Rechteckspannung funktioniert es nicht.

von Waldemar Z. (waldemar_z39)


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> Warum kann ein einfacher RC Tiefpass aus einem Rechteck- kein Sinussigal 
herstellen?

Darf man fragen, wozu das Sinussignal verwendet werden soll?

: Bearbeitet durch User
von foo (Gast)


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Erich schrieb:
> Sind das hier alles theoretische Überlegungen?

Nicht unbedingt.
Ich habe so etwas schon einmal in der Praxis gemacht, nämlich um die 
Phase eines 6,25Hz Sinus um einen beliebigen, aber bestimmten, Betrag 
gegen ein 6,25Hz Rechteck verschieben zu können.
Ein bischen DDS in einen PIC programmiert um zwei phasenverschobene 
Rechtecke herzustellen, einen TL084 und ein paar RC-Glieder, - fäddisch.

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