Forum: Offtopic Bachelorarbeit


von Keni B. (Firma: keins) (etlearner)


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Hallo allerseits,

ich studiere zur Zeit im 7. Semester Elektrotechnik an einer der 
größeren Unis in Deutschland. Bisher habe ich überdurchschnittliche 
Noten gehabt und wurde vom Prüfungsamt für eine Stiftung vorgeschlagen 
und angenommen.

Aber nach Gefühl habe ich irgendwie nichts an der Uni gelernt und muss 
mich in den kommenden Wochen für ein Thema entscheiden. Ich interessiere 
mich sehr für die Automatisierungstechnik in der Medizin und in der 
Automobilindustrie. Jedoch habe ich keinerlei Erfahrungen in diesen 
Bereichen machen können. An der Uni geht es leider nur ums Rechnen, ohne 
den Sinn in die Praxis zu übertragen.

Jetzt wo ich mir die Anforderungen für die jeweiligen Arbeiten ansehe 
bin ich mehr als eingeschüchtert.

Deshalb diese Fragen:
Ging es euch damals genauso?
Inwieweit wird man von den jeweiligen Personen für die Bachelorarbeit 
betreut?
Wäre es besser an der Uni die Arbeit zu schreiben oder soll ich es über 
ein Unternehmen machen?


Viele Grüße
Etlearner

von Max B. (theeye)


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Mir ging es nicht so, denn Praxiserfahrung und -bezug zieht sich durch 
meine gesamte Ausbildung. Scheibe unbedingt im Unternehmen, dann kannst 
du endlich mal die richtige Welt kennenlernen!

Gruß Max

von Keni B. (Firma: keins) (etlearner)


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Danke für die Antwort!
Könnt ihr mir irgendwelche Lernpakete empfehlen, die mich auch wenn nur 
wenig für die Arbeit vorbereiten?

Viele Grüße
ETlearner

von Max B. (theeye)


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Was denn für Lernpakete? Praxiserfahrung ist durch nichts zu ersetzen. 
Meine Empfehlung: Praxissemester (Praktikum) im Ausland. Möglichst weit 
weg.

Gruß Max

von Justus S. (jussa)


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Keni B. schrieb:
> Könnt ihr mir irgendwelche Lernpakete empfehlen, die mich auch wenn nur
> wenig für die Arbeit vorbereiten?

wie soll man dir was empfehlen könnnen, wenn nichtmal du bis jetzt 
weisst, mit was du dich in deiner BA beschäftigen wirst? Die Frage ist 
genauso sinnfrei wie die Frage wie die 'jeweiligen Personen' dich 
betreuen...

von P. M. (o-o)


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Keni B. schrieb:
> ich studiere zur Zeit im 7. Semester Elektrotechnik an einer der
> größeren Unis in Deutschland. Bisher habe ich überdurchschnittliche
> Noten gehabt und wurde vom Prüfungsamt für eine Stiftung vorgeschlagen
> und angenommen.
>
> Aber nach Gefühl habe ich irgendwie nichts an der Uni gelernt

Was kannst du denn vom Gefühl her nicht? Hast du das Gefühl, keinen Plan 
zu haben, wie man jetzt z.B. eine Mikrocontrollerschaltung planen und 
aufbauen würde?

Ganz einfach: Suche dir ein Projekt aus und zieh es durch. 
Beispielsweise könntest du ein FPGA-Board kaufen oder das 
Mikrocontroller-Tutorial auf dieser Seite durcharbeiten.

Es ist leider schon schade, dass gewisse Leute mit null Praxisbezug 
durchs Studium kommen. Klar - eine Uni ist keine Berufsausbildung. Aber 
zumindest hie und da mal selbst etwas gebastelt zu haben, sollte man von 
einem E-Techniker schon erwarten. Egal ob Hobby oder für die Uni.

von Dipl.- G. (hipot)


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Max B. schrieb:

> Scheibe unbedingt im Unternehmen, dann kannst
> du endlich mal die richtige Welt kennenlernen!

Wenn die Universität oder die Professuren dies zulassen.
Externe Diplomanden bedeuten Mehraufwand, geringere Mittelzuteilung und 
fast null Erkenntnisgewinn für den Lehrstuhl. Deswegen machen das 
soviele Profs nicht.

Im Gegensatz zur FH würde ich z.B. von einem Unistudenten erwarten, daß 
er rechtzeitig die Limitierungen seines Studiums erkennt (weil man 
einfach drunter leidet) und Gegenmaßnahmen ergreift, statt später im 
irdischen Jammertal zu versinken. Es ist nicht notwendig, eine externe 
Diplomarbeit zu schreiben. Ich war bestimmt nicht der Fleißigste, aber 
hier und da ein Sommerpraktikum, die Fachpraxis im Ausland, eine 
Hiwi-Stelle, die Mitarbeit an interessanten Drittmittelprojekten -- das 
lief. Solche Dinge bekommt man von den Profs quasi hinterhergetragen.
Niemand kommt als reiner Theoretiker von einer Uni. Das ist ein Mythos.
Die einschlägige Praxis findet ohnehin später auf Arbeit statt. Firmen 
kochen bei Stellenbeschreibungen nur mit Wasser. Nichts wird so heiß 
gegessen, wie es gekocht wird.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Keni B. schrieb:
> Jedoch habe ich keinerlei Erfahrungen in diesen Bereichen machen können.
Hast du prinzipiell Erfahrungen mit Elektronik? Die hättest du nämlich 
jederzeit und überall machen können...

> An der Uni geht es leider nur ums Rechnen, ohne den Sinn in die Praxis
> zu übertragen.
Das machen andere zuhause und nennen es "Hobby" und "Basteln". Dir 
sollte klar sein, dass dir irgendwann nimand mehr sagt, was du tun 
musst, sondern dass du es selber anfängst...

> Ich interessiere mich sehr für die Automatisierungstechnik in der
> Medizin und in der Automobilindustrie.
Dir ist schon klar, dass die Anforderungen an elektronische Baugruppen 
in gerade diesen beiden Bereichen fast diametral auseinander liegen?

> Deshalb diese Fragen: Ging es euch damals genauso?
Nein. Ich hatte schon sehr frühzeitig Berührung mit Elektronik und 
Elektrik, weil sie mich schon als Zehnjährigen brennend interessierte. 
Und so hatte ich zu Beginn meines Studiums ein paar Jahre Vorsprung und 
Erfahrung (incl. vieler duchgemachter Nächte im Bastelkeler, weil das 
Scheixxding wieder mal nicht tat was es sollte).

> Inwieweit wird man von den jeweiligen Personen für die Bachelorarbeit
> betreut?
Die geben bestenfalls Hilfe zur Selbsthilfe. Sie machen nicht deine 
Arbeit.

> Wäre es besser an der Uni die Arbeit zu schreiben oder soll ich es über
> ein Unternehmen machen?
Ganz ehrlich? Wenn du noch nie "ein Unternehmen" tatkräftig von innen 
gesehen hast, dann mach die Arbeit besser an der Uni.

> Bisher habe ich überdurchschnittliche Noten gehabt und wurde vom
> Prüfungsamt für eine Stiftung vorgeschlagen und angenommen.
Und dann sieh zu, dass du dort auf der Uni bleibst (den kompletten 
akademischen Pfad eben), denn das Lernen an sich gefällt dir offenbar. 
Bei Unternehmen ist Lernen aber erst mal eine unproduktive Zeit...

> Jetzt wo ich mir die Anforderungen für die jeweiligen Arbeiten ansehe
> bin ich mehr als eingeschüchtert.
Das Problem ist, dass du das sicher alles lernen kannst, was da 
gefordert wird. Nur eben nicht solange du auch deine Arbeit schreibst.

von Willi W. (williwacker)


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Ich war unlängst als Betreuer auf einer Veranstaltung der örtlichen DH 
(Duale Hochschule).

Hier wurde beklagt, dass die Leute früher über diverse private 
Basteleien zum elektrotechnikstudium gekommen sind. Die hatten dann 
schon diverse Erfahrungen, hatten schon mal einen Elko gehimmelt und 
wussten wie das riecht usw usw. Ich übrigens auch (auch die Sache mit 
dem Elko, der damals noch kein eingeprägtes Opferkreuz hatte)

Ohne dieses Wissen bleibt dann Theorie Theorie. Im Studium hatte ich 
dann auch nur noch ganz ganz wenig Zeit mehr, weiterzubasteln. In 
ruhigen Phasen wurden Klausuren geschrieben, in heftigen Phasen sowieso 
nicht, dann auch noch die lästige Freundin ...

Heute wird nicht mehr gebastelt. Schade

Den Hinweis auf ein FPGA-Board, oder auch Mikrocontrollerboard ist gar 
nicht schlecht. Z.B. ein Atmel Butterfly, hat auch ein Display. Hier 
einfach mal ein kleines Projekt machen, der Klassiker ist die Uhr. Und 
dann ändern wir die Hardware, bauen noch etwas nettes dran, und dann ...
Wichtig hierbei: Unbedingt ein Teil zu Ende bringen, bevor man mit etwas 
Neuem weitermacht.

Was dann noch nciht geübt wurde kann man nachholen, im Beruf. Nicht 
einschüchtern lassen von wilden Anforderungen, die sind oft sowas von 
überzogen, das können auch alteingesessene Hasen nicht.

Ciao
Willi

von Keni B. (Firma: keins) (etlearner)


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Ich bedanke mich für alle Tipps und auch für die Kritik.
Eine Zusage für eine Stelle als HiWi habe ich neulich erhalten und werde 
in den nächsten Wochen mit der Arbeit beginnen. Ich habe mich auch dazu 
entschieden, nach der Bachelorarbeit ein Praxissemester zu absolvieren.

Einen FPGA-Board werde ich mir in naher Zukunft zulegen.

Viele Grüße
Etlearner

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