Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Strömungswiderstand unendlich langer Körper


von Michael H. (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

ich habe eine Frage an die Physik-Experten unter euch:
Man stelle sich einen Zug vor. Dieser sei endlich lang, aber die 
Frontfläche endlich klein. D.h. der klassische Luftwiderstand wie man 
ihn aus der Physik kennt ist ja unabhängig von der Länge. Das kann also 
hier nicht sein. Wie berechnet man jetzt die Kraft der Luftreibung die 
auf diesen Zug wirkt?

Was ich mir überlegt habe:
Die Kraft F muss eine Funktion sein von:
-Medium (z.B. Luft)
-Oberfläche (Rau, Aalglatt)
-Länge des Körpers
-Geschwindigkeit im Medium

Kennt jemand ein Dokument, das erklärt wie man diesen Luftwiderstand 
berechnet?

von GreenIslander (Gast)


Lesenswert?


von GreenIslander (Gast)


Lesenswert?

Ich glaube auch kaum das man das bei einem Zug so einfach berechnen 
kann. Denke das das eher mit einem komplexen Programm simuliert oder im 
Strömungskanal gemessen wird.

von Salewski (Gast)


Lesenswert?

Die Physik ist wohl prinzipiell ähnlich wie bei der Strömung in einem 
Rohr:

http://de.wikipedia.org/wiki/Gesetz_von_Hagen-Poiseuille

Dass es auf die Länge ankommt wissen Angler -- eine lange Angelschnur 
bietet mehr Widerstand.

Aber in der Praxis gibt es sonst kaum sehr lange völlig glatte Körper, 
etwa beim Zug werden sich auch an kleinen Unebenheiten Wirbel bilden, 
dann wird es kompliziert.

von AndreasP (Gast)


Lesenswert?

GreenIslander schrieb:
> Denke das das eher mit einem komplexen Programm simuliert oder im
> Strömungskanal gemessen wird.

Wenn es um einen realen Fall geht wären das wohl tatsächlich die Mittel 
der Wahl ("Programm" in diesem Fall CFD-Simulation).

Ich denke aber, dass die Frage eher auf eine idealisierte theoretische 
Betrachtung abziehlt.
In diesem Fall würde ich die Wände als ebene Platte idealisieren. Dafür 
gibts glaube ich ne Formel, hab die aber grad nicht im Kopf. Mit dem 
Stichwort "ebene Platte" kannst du aber selber mal versuchen was zu 
finden.

Nichtsdestotrotz wird sich aber auf jeden Fall eine Grenzschicht bilden, 
deren Dicke NICHT gegen unendlich konvergiert. Das dürfte das ganze 
verkomplizieren, aber den Widerstand einer unendlich ausgedehnten Platte 
(Zugwände idealisiert als Platte) würde ich dem Gefühl nach auf 
unendlich schätzen...

von Michael H. (Gast)


Lesenswert?

Wie richtig bemerkt wurde, ziehlt die Frage auf eine abstrakte 
Betrachtung ab - es geht mir nicht konkret um Züge - und ich möchte auch 
keine Finite-Element Simulation machen...
Was ich zum Thema gefunden habe:
Rwth Aachen: Seite 9-12
http://www.aia.rwth-aachen.de/vlueb/vl/fahrzeug-_und_windradaerodynamik/material/stroemungsphaenomene.pdf

Google Begriff: Grenzschichtdicke, Re-Zahl (Was das auch immer sein 
mag...)

von Georg (Gast)


Lesenswert?

AndreasP schrieb:
> Nichtsdestotrotz wird sich aber auf jeden Fall eine Grenzschicht bilden

Da die Grenzschicht nur dünn ist gegenüber den anderen Abmessungen, 
dürfte sich die Strömung IN einem Rohr nicht merklich unterscheiden von 
der Strömung AUSSEN am Rohr entlang. D.h. Formeln für den 
Strömungswiderstand in Rohren kann man auch auf ein Rohr anwenden, das 
sich durch die Flüssigkeit bewegt bzw. das von dieser umströmt wird.

Georg

von P.Isa (Gast)


Lesenswert?

Michael H. schrieb:
> Re-Zahl (Was das auch immer sein mag...)

Beim Googlen wird dir sicherlich Herr Osborne Reynolds begegnet sein, 
der sich mit Strömungsmechanik beschäftig hat. Die Re-Zahl trägt seinen 
Namen.
http://en.wikipedia.org/wiki/Osborne_Reynolds

Und um einge grobe Vorstellung von der Bedeutung der Reynolds-Zahl zu 
bekommen, reicht ein Blick in die Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Reynolds-Zahl

von Udo S. (urschmitt)


Lesenswert?

Da der Zug unendlich lang sein soll, hat man kein laminare Strömung 
mehr. Also ists Essig mit einfach berechnen.
In die Reynoldszahl geht ja auch die Länge eines Körpers ein, also ist 
die auch unendlich.
Auch der Cw Wert bei Fahrzeugen wird nicht berechnet sondern gemessen.
Um ihn annähernd berechnen zu können, brauchts schon komplexe

Michael H. schrieb:
> keine Finite-Element Simulation

von Georg (Gast)


Lesenswert?

Udo Schmitt schrieb:
> Da der Zug unendlich lang sein soll, hat man kein laminare Strömung
> mehr

Wer behauptet das denn? Natürlich kann es eine unendlich lange laminare 
Strömung geben, jedenfalls theoretisch - ebenso theoretisch wie einen 
unendlich langen Zug.

Du behauptest, dass sich die Strömung in einem Rohr irgendwann ablösen 
und turbulent werden muss - aufgrund welchen Naturgesetzes?

Georg

von Udo S. (urschmitt)


Lesenswert?

Georg schrieb:
> Du behauptest, dass sich die Strömung in einem Rohr irgendwann ablösen
> und turbulent werden muss - aufgrund welchen Naturgesetzes?

http://de.wikipedia.org/wiki/Laminare_Str%C3%B6mung
1. Bild unter Eigenschaften.

Reynolds Zahl wird auch unendlich.

von Amateur (Gast)


Lesenswert?

Dein Zug kann nicht im Nichts fahren.

Dazu gehört nicht nur die Frontpartie, sondern auch eine Seitenstruktur 
(genaugenommen rundum).

Diese erzeugt eine extrem heterogene Reibung (mit Wirbeln und allem Drum 
und Dran) die vor allem von der Umgebung (Platz) und der Geschwindigkeit 
abhängt.

Auch ist es (ge)wichtig ob in der Röhre (im Tunnel) oder auf freiem 
Feld, die Party stattfindet.

Da läuft nix mit einfacher Rechnung.

von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

Amateur schrieb:
> Dein Zug kann nicht im Nichts fahren.

Sein Zug muß überhaupt nicht mehr fahren, da er ja unendlich lang ist.
Somit kann man in Leipzig einsteigen und in Cottbus wieder aus, ohne 
einen
Meter gefahren zu sein. Das ist Physik im Dienste des Menschen und der
Umwelt.
;-)
MfG Paul

von Udo S. (urschmitt)


Lesenswert?

Paul Baumann schrieb:
> Somit kann man in Leipzig einsteigen und in Cottbus wieder aus, ohne
> einen
> Meter gefahren zu sein.

Und wie kommst du dann von der Leipzig Tür zur Cottbus Tür?

von M. P. (phpmysqlfreak)


Lesenswert?

Paul Baumann schrieb:
> Sein Zug muß überhaupt nicht mehr fahren, da er ja unendlich lang ist.

Michael H. schrieb:
> Man stelle sich einen Zug vor. Dieser sei endlich lang, aber die
> Frontfläche endlich klein.

Habe ich etwas überlesen?

von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

Udo Schmitt schrieb:
> Und wie kommst du dann von der Leipzig Tür zur Cottbus Tür?

Ja, zu Fuß durch alle Abteile natürlich. Das ist doch das Ökologische
an der Aktion.
;-)
MfG Paul

: Bearbeitet durch User
von herbert (Gast)


Lesenswert?

Ich war immer der Ansicht , dass ein "Körper ,Teil" einen Anfang und ein 
Ende haben muß. Ein Teil, dass nur einen Anfang hat ist unfertig. Wie 
soll man da rechnen außer man sucht mit Gewalt einen Grund um darüber zu 
sinnieren?

von Georg (Gast)


Lesenswert?

Udo Schmitt schrieb:
> Georg schrieb:
>> Du behauptest, dass sich die Strömung in einem Rohr irgendwann ablösen
>> und turbulent werden muss - aufgrund welchen Naturgesetzes?
>
> http://de.wikipedia.org/wiki/Laminare_Str%C3%B6mung
> 1. Bild unter Eigenschaften.
>
> Reynolds Zahl wird auch unendlich.

Gefragt war nach einem endlich langen Zug. Ich sehe nicht, wieso dieser 
nicht laminar umströmt werden kann.

Weiterlesen: die charakteristische Länge l ist NICHT! die Länge des 
Rohrs.

Georg

von Udo S. (urschmitt)


Lesenswert?

Georg schrieb:
> Gefragt war nach einem endlich langen Zug.

Sorry, das habe ich wohl falsch gelesen. Macht auch keinen Sinn zu 
schreibnen  "x = endlich lange aber hat eine endliche Stirnfläche
Durch das Aber bin ich wohl auf "unendlich" eingerastet.

Mein Fehler.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


Lesenswert?

Michael H. schrieb:
> Wie berechnet man jetzt die Kraft der Luftreibung die
> auf diesen Zug wirkt?

Das ist relativ einfach. Das Modell Rohrströmung wurde ja schon als 
Ansatz genannt. Nun noch diesen Ansatz etwas auf dein Problem anpassen. 
Das Rohr der Länge nach aufschneiden und gerade biegen. Dann hast du 
eine Strömung zwischen einer stehenden Wand und einer bewegten Platte. 
Dieses Problem läßt sich mit dem Newtonschen Schubspannungsansatz ganz 
prima analytisch lösen.

von Purzel H. (hacky)


Lesenswert?

nee. Eher den Newtonschen Schubspannungsansatz aussen auf das Rohr 
bringen.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


Lesenswert?

Siebzehn Für Fuenfzehn schrieb:
> nee. Eher den Newtonschen Schubspannungsansatz aussen auf das Rohr
> bringen.

Auf welches Rohr? Das Rohr gibt es doch nicht mehr, es sind nur noch 
zwei gerade Wände. Das Modell Rohr war nur noch zur Veranschaulichung 
gedacht ;-)

von Udo S. (urschmitt)


Lesenswert?

Udo Schmitt schrieb:
> Georg schrieb:
>> Gefragt war nach einem endlich langen Zug.
>
> Sorry, das habe ich wohl falsch gelesen. Macht auch keinen Sinn zu
> schreibnen  "x = endlich lange aber hat eine endliche Stirnfläche
> Durch das Aber bin ich wohl auf "unendlich" eingerastet.
>
> Mein Fehler.

Nix falsch gelesen. In der Überschrift steht:
"Strömungswiderstand unendlich langer Körper"

Wusste doch dass ich nicht ganz so doof bin.

Georg schrieb:
> Gefragt war nach einem endlich langen Zug.

Jetzt frag mal den TO war er wirklich will, unendlich in der Überschrift 
oder endlich im Text

: Bearbeitet durch User
von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

Udo Schmitt schrieb:
> unendlich in der Überschrift
> oder endlich im Text

Endlich sagt's mal Einer!
;-)

MfG Paul

von endlich_unendlich (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

zunächst: Die Vorderseite des Zugs ist auf Grund seiner unendlichen 
Länge vernachlässigbar.

Generell berechnet sich die Widerstandskraft angeströmter Körper zu Fw = 
1/2*c_w*rho*u^2 (Ausnahme: Stokes-Reibung bei sehr kleinen 
Reynolds-Zahlen).

Nehmen wir für die Seitenwände des Zugs eine ideale, glatte, unendlich 
lange Platte an. Vereinfach rechnen wir mit einer laminaren 
Plattengrenzschicht.

Der lokale Reibungsbeiwert berechnet sich zu c_f(x) = 0,664*Re(x)^(-1/2) 
[Oertel, Böhle, Reviol: Strömungsmechanik].

Integrieren wir den, erhalten wir c_w = 1.328*Re(x)^(1/2).

Die Reynoldszahl ist dabei definiert als Re(x) = u_inf * x / ny. Dabei 
ist u_inf die Geschwindigkeit "im Unendlichen", also die 
Fahrtgeschwindigkeit des Zuges.

Wenn wir jetzt von 0 bis Unendlich integrieren, ergibt sich ein 
Gesamtwiderstandsbeiwert des Zuges von c_w = unendlich.


Alternative: Wir betrachten den Fall durch das 1. Stokessche Problem - 
Unendliche, eben Platte beim abrupten Anfahren auf eine Geschwindigkeit 
U0.

u(y,t) = U0*(1 - erf(y/(2*(ny*t)^1/2)))

Dabei ist ny die kinetmatische Viskosität, t die Zeit nach dem Anfahren 
und y der Abstand senkrecht zur Zugwand. Die Kraft erhalten wir durch

F_w = my*A*du/dy bei y = 0

mit der dynamischen Viskosität my = ny * rho. Jetzt können wir wieder 
alles einsetzen, haben aber erneut das Problem, dass die 
Widerstandskraft unendlich wird, da die Seitenfläche A eines unendlich 
langen Zugs zwangsläufig unendlich ist.

Fazit: Der Zug kann nichtmal anfahren, weil schon die kleinste 
Geschwindigkeit eine unendlich große Widerstandskraft erzeugen würde.

von endlich_unendlich (Gast)


Lesenswert?

Achja, fällt mir gerade beim erneuten Durchlesen der vorherigen Beiträge 
ein/auf:

Die Grenzschicht wächst in diesem Idealfall DOCH unendlich weit an. Die 
laminare Grenzschichtdicke berechnet sich zu d/x = 5*/Re(x)^(-1/2); die 
turbulente ein bisschen komplizierter[Schlichting, Gersten: 
Grenzschichttheorie], wächst aber auch ins Unendliche.

von Johannes V. (j-v)


Lesenswert?

Hmmm,

berechnet sich die Reynoldszahl aus der Länger eines Körpers oder
der sog. charakteristischen Länge, welche bei einer Rohrströmung
auch der hydr. Durchmesser sein kann.

Beste Grüsse ,

Johannes

von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

endlich_unendlich schrieb:
> Fazit: Der Zug kann nichtmal anfahren, weil schon die kleinste
> Geschwindigkeit eine unendlich große Widerstandskraft erzeugen würde.

...und ich sag's noch:
Beitrag "Re: Strömungswiderstand unendlich langer Körper"

;-)

MfG Paul

von endlich_unendlich (Gast)


Lesenswert?

Johannes V. schrieb:
> Hmmm,
>
> berechnet sich die Reynoldszahl aus der Länger eines Körpers oder
> der sog. charakteristischen Länge, welche bei einer Rohrströmung
> auch der hydr. Durchmesser sein kann.
>
> Beste Grüsse ,
>
> Johannes

Es ist immer eine charakteristische Länge - im Fall der Rohrströmung 
der Durchmesser und im Fall der Plattengrenzschicht die Lauflänge.

von Nase (Gast)


Lesenswert?

Hi,
ich hab mir hier nicht alles durchgelesen, muß ich auch nicht, weil...
die unendliche Länge ergibt zwingend einen ebenso unendlichen 
Strömungswiderstand, da es reibungsfrei nicht geht! Ganz einfach! 
Desweiteren wirst Du weder deinen unedlich langen Zug, noch das 
unendlich lange Medium in Bewegung setzen können. Damit ist schon die 
Frage in sich obsolet.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.