Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Job in Deutschland - als Österreicher


von ösi_in_germany (Gast)


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Servus Leute

bin jetzt 26, habe bald nach dem Studium angefangen in Deutschland 
(Stuttgart, Karlsruhe die Gegend) zu arbeiten (bin versetzt worden über 
ein Projekt, für das ich mich gemeldet habe), geht um 
Elektronikentwicklung. Komme ursprünglich aus Salzburg.

Habe einfach ein Riesenproblem dort mich einzuarbeiten, die Leute sind 
fast nur arrogant, sehr überheblich, so "das lernt man doch schon vor 
dem Abi", "ja ja die Österreicher sind halt etwas langsam", usw. das 
schaukelt sich dann oft hoch, das ich mich auch hin und wieder 
beschwere. Der Chef schaut da eher zu und traut sich (oder will) noch 
nix dazu sagen, denke er will sich auch nicht für so einen Neuling 
einsetzen.

Ein , zwei Bayern sind dabei, mit denen verstehe ich mich ganz gut und 
die entsprechen auch meiner Mentalität. Immer das husch di wusch 
rundherum, "schau mal her, mach mal das, bist schon fertig, naja, du 
brauchst halt noch Stunden länger usw." das will ich mir eigentlich 
nicht anhören, habe das auch nicht nötig

Will nicht sagen, "typisch Piefkinesen" da es Ausnahmen gibt (eher 
bayrische Leute) aber leider entspricht für mich das Klischee der 
Wahrheit, was ich dort entdecken durfte... :-(

Was sagt ihr dazu?

Grüsse,
Sascha

: Gesperrt durch Moderator
von ösi_in_germany (Gast)


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Was ich noch sagen wollte: anscheinend herrscht hier wirklich eine 
andere Arbeitskultur.
nur ein Bsp.: Alle fressen oft in der Mittagspause ihr gammliges Brot, 
ich geh lieber schön in die Kantine essen.

von max (Gast)


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ösi_in_germany schrieb:
> Was ich noch sagen wollte: anscheinend herrscht hier wirklich eine
> andere Arbeitskultur.
> nur ein Bsp.: Alle fressen oft in der Mittagspause ihr gammliges Brot,
> ich geh lieber schön in die Kantine essen.

Ja, wir deutschen haben eine Macke und deine Empfindung täuscht nicht. 
Selbst der Umgangston hier im Forum bestätigt doch diverses Vorurteil.

von MoD - Master of Desaster (Gast)


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ösi_in_germany schrieb:
> Will nicht sagen, "typisch Piefkinesen" da es Ausnahmen gibt (eher
> bayrische Leute) aber leider entspricht für mich das Klischee der
> Wahrheit, was ich dort entdecken durfte... :-(

Ösis werden hier auch oft als "Schluchtenscheisser" bezeichnet.

Gibt eben nicht nur die typischen Piefkes, Gammelbrotfresser, sondern 
auch die Ösis, die "Schluchtenscheisser" .

Selbst wenn man in Deutschland bleibt, tickt ein Hamburger anders als 
ein Schwabe oder ein Franke.

ösi_in_germany schrieb:
> das will ich mir eigentlich
> nicht anhören, habe das auch nicht nötig

Wirst du wohl ggf. müssen, dann wirst du sehen, wie nötig du das haben 
wirst.

WICHTIG! Man muss nicht nur fachlich in ein Team passen, sondern auch 
von den "Soft-Skills", also die Art wie man selbst tickt und wie man mit 
den Tick-Tack der anderen zu recht kommt.

In diesem Sinne, viel Spaß bei deinen neuen Entdeckungen.

von Angiemerkel (Gast)


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Arrogante Menschen in Deutschland? Kann ich mir kaum vorstellen. Also 
echt nicht.

von Mani W. (e-doc)


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ösi_in_germany schrieb:
> Ein , zwei Bayern sind dabei, mit denen verstehe ich mich ganz gut und
> die entsprechen auch meiner Mentalität.

Dann schließ dich mit den Bayern kurz! De redn jo eh wia Du, oda net???

ösi_in_germany schrieb:
> Was ich noch sagen wollte: anscheinend herrscht hier wirklich eine
> andere Arbeitskultur.

Ja, bei den Piefkes soll alles zack-zack angehen...

> nur ein Bsp.: Alle fressen oft in der Mittagspause ihr gammliges Brot,
> ich geh lieber schön in die Kantine essen.

Habe noch nie "Alle in der Mittagspause gammliges Brot fressen" gesehen!

MoD - Master of Desaster schrieb:
> Ösis werden hier auch oft als "Schluchtenscheisser" bezeichnet.

Kein Wunder in diesem Ländle!

MoD - Master of Desaster schrieb:
> ösi_in_germany schrieb:
>> das will ich mir eigentlich
>> nicht anhören, habe das auch nicht nötig
>
> Wirst du wohl ggf. müssen, dann wirst du sehen, wie nötig du das haben
> wirst.


Ich denke, daß der "Ösi in Germany" etwas vergessen hat:

Eine ruhige, sachliche und vor allem mit einem guten Umgangston 
gepflegte
Diskussion zu starten...

Fressen tun bei uns nicht einmal die Hunde vergammeltes Brot!!!

Das sagt ein "Ösi aus Österreich" an den "Ösi in Germany"


Es wäre schön, wenn wir uns Alle als Menschen sehen würden und dem
entsprechend artikulieren könnten...


Schöne Weihnachtsgrüße

Mani

: Bearbeitet durch User
von apostel (Gast)


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was erwartest du von einer leistungsgesellschaft?
menschlich habe ich auf arbeit noch nichts dazulernen können.

suche den kontakt zu denen die dich mögen und meide die andern.

von Dipl Ing ( FH ) (Gast)


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> Was sagt ihr dazu?

Willkommen in DEUTSCHLAND !!

von Tiago (Gast)


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PEGIDA gilt auch für Ösis

von Dumdi D. (dumdidum)


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Lösungsstrategie: sobald etwas auf Deinen Tisch kommt nachfragen bis 
wann es gut waere das es fertig wird. Dann 25% frueher als den Termin 
fertig machen. Die bloeden Kommentate werden dann verschwinden. 
Vielleicht hast du je nach Faehigkeiten aber keine Zeit mehr fuer die 
Kantine.....

von Claus M. (energy)


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Wollt ihr Ösis nicht die Bayern ham - heim ins (Ösi-)Reich holen???? Wir 
Restdeutschen wärn net traurig drum.

von Franz F (Gast)


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Deutschland stände ohne Bayern aber nicht so gut da, das ist dir schon 
bewusst oder?

von PaulD (Gast)


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Franz F schrieb:
> Deutschland stände ohne Bayern aber nicht so gut da, das ist dir schon
> bewusst oder?

Lies nochmal nach :

Claus M. schrieb:
> Wollt ihr Ösis nicht die Bayern ham - heim ins (Ösi-)Reich holen???? Wir
> Restdeutschen wärn net traurig drum.

Also nur die Bayern. Das Land bleibt hier.

von Claus M. (energy)


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Franz F schrieb:
> Deutschland stände ohne Bayern aber nicht so gut da, das ist dir schon
> bewusst oder?

In Bayern ziehen dann Sachsen sein... Und zur Not geben wir auch das 
Land ab, die Verlagerung der Industrie hat ja schonmal nach Bayern 
geklappt, als dort nur Kuhweiden waren. Klappt auch wieder in die andere 
Richtung, jetzt, da im Osten Deutschlands wieder Platz ist.

von Zocker_42 (Gast)


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Hatten wir nicht schon mal einen Österreicher ?

War glaub ich sogar in einer Führungsposition.

War aber meines wissens nach schief gegangen.

von C.Allorf.Bb (Gast)


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ösi_in_germany schrieb:
> Was ich noch sagen wollte: anscheinend herrscht hier wirklich eine
> andere Arbeitskultur.
> nur ein Bsp.: Alle fressen oft in der Mittagspause ihr gammliges Brot,
> ich geh lieber schön in die Kantine essen.

Und die vollgeka**en Toiletten nicht vergessen. Aber egal, wir sind 
Exportweltmeister. Die Mülltonnen wühlenden Rentner sind da egal.

von Bernd (Gast)


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PaulD schrieb:
> Also nur die Bayern. Das Land bleibt hier.

In meiner Zeit in Bayern habe ich das Volk der Bayern als ausgesprochen 
weltoffen, freundlich und zukunftsorientiert erleben dürfen. Als 
Nicht-Bayer ("elentiger Hundspreiss") wird man dort mit offenen Armen 
empfangen. Verstehe nicht die Vorbehalte gegen die Bayern. Von den 
wunderschönen Schlössern, Seen und Gebirgen (wie auch rundlichen Hügeln, 
verpackt in "feschen Dirndln") mal ganz abgesehen!

von Mani W. (e-doc)


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Mani W. schrieb:
> Ich denke, daß der "Ösi in Germany" etwas vergessen hat:
>
> Eine ruhige, sachliche und vor allem mit einem guten Umgangston
> gepflegte
> Diskussion zu starten...
>
> Fressen tun bei uns nicht einmal die Hunde vergammeltes Brot!!!
>
> Das sagt ein "Ösi aus Österreich" an den "Ösi in Germany"
>
> Es wäre schön, wenn wir uns Alle als Menschen sehen würden und dem
> entsprechend artikulieren könnten...

Ob wir jetzt "Ösis" - "Piefkes" - "Schluchtenscheisser" sind, wir haben
Sprachen und Gebräuche, die sollte man akzeptieren und nicht 
leichtfertig
ein Urteil in eigenen Gnaden abgeben...
>


> Schöne Weihnachtsgrüße
>
> Mani

von Peter X. (peter_x)


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@Mani
Mir scheint, du bist auch einer der Wenigen, die über den Tellerrand 
schauen - das gefällt mir.

Es gibt - auch im eigenen Betrieb Menschen - die sich für unfehlbar 
halten.
Jedoch gibt es meiner Erfahrung nur ein paar, die in der Lage sind, ihr 
eigenes Handeln zu reflektieren. Da gibt es Grunzer, wortgewandte 
Helden, die in keinster Weise fähig sind, sich selbst Feedback zu geben. 
Zudem bezichtigen solche Zeitgenossen andere Mitarbeiter, unfähig zu 
sein, sich in die Arbeitsgemeinschaft einzufügen. Abwertende Äußerungen 
gegenüber Mitkollegen sind nur am Rande erwähnt.

Diejenigen, die das Maul am weitesten aufreissen, haben die größten 
privaten Probleme. Oder werden sie irgendwann bekommen.

Chears
Sozial Elektroniker

: Bearbeitet durch User
von Mani W. (e-doc)


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Peter Xuang schrieb:
> Es gibt - auch im eigenen Betrieb Menschen - die sich für unfehlbar
> halten.

Die gibt es auch beim Nachbarn und Gasthaus-Bekanntschaften...

Peter Xuang schrieb:
> Jedoch gibt es meiner Erfahrung nur ein paar, die in der Lage sind, ihr
> eigenes Handeln zu reflektieren.

Sicher ist: Wie der Herr, so´s G´scher !

Und ist der Hund ein Depp, dann sieh Dir das Herrchen oder Frauchen an!

Ja, die Kunst mit Lebewesen aller Art leben zu können, ist nicht jedem
gegeben....

Liebe Grüsse
Mani

von MaWin (Gast)


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ösi_in_germany schrieb im Beitrag #3931398
> Was sagt ihr dazu?

Wir haben einen Ösi in der deutschen Firma und eigentlich ist alles 
genau andersrum.
Er hat sich aber sogar so gut eingelebt, dass er hier ein Haus gebaut 
hat.

von fill_out (Gast)


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Oesterreicher raunzen halt gern. Speziell die Wiener. Das ist Teil der 
Lebenseinstellung und gehoert eben dazu.

von butsu (Gast)


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wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus.
Ich habe ein paar Jahre in Österreich gelebt, eigentlich komme ich aus 
Norddeutschland.
An ein paar Dinge habe ich mich leicht gewöhnt: Viele Feiertag, Freitags 
nachittags wird nicht zu lange gearbeitet. Wer über sowas lästert ist 
vermutlich neidisch :-)

Im Kollegenkreis wurde auch immer wieder darauf herumgeritten, dass ich 
ein Piefke bin (auch wenn dieser Begriff zum Glück selten gefallen ist). 
Ich habe das aber (fast) nie als unfreundlich empfunden. Es war 
letztlich ein Thema für Scherze und Smalltalk, darauf habe ich mich 
gerne eingelassen. Alles eine Frage des Selbstwertgefühls. Wenn man 
nicht mit seiner Nationalität neurotisch identifiziert ist, können 
Scherze darüber einen auch nicht angreifen.

Was mich wirklich manchmal genervt hat: Wenn ich irgendwo mit fremden 
Menschen ins Gespräch gekommen bin kam unweigerlich nach wenigen Sätzen 
die Feststellung: "du bist aber auch nicht von hier" oder "du bist aus 
Deutschland, oder?". Dahinter steckte ganz oft ein "du gehörst hier 
nicht dazu". Nicht selten wurde das mit den nächten Fragen "warum bist 
du hergekommen" und "wann gehst du zurück" sehr deutlich.

Wobei mir aufgefallen ist, dass innerhalb Österreichs die Wiener über 
die Steirer lästern, die Oberösterreicher über die Kärntner und 
eigentlich alle über die Wiener und Tiroler, und so weiter. Und das bei 
gerade mal halb sovielen Einwohnern wie in NRW... Es scheint mir also 
eine starke Kultur der Abgrenzung zu geben. Liegt vielleicht an den 
Bergen, da war früher der Austausch schon zwischen benachbarten Dörfern 
nicht so einfach, während z.B. in Hamburg schon immer Impulse aus aller 
Welt kamen...

Was mich auch gewundert hat: Ich habe mehrmals gehört, dass Hochdeutsch 
als "schön sprechen" bezeichnet wurde. Das impliziert, dass der eigene 
Dialekt unschön ist. Ich vermute, dass manche Österreicher Norddeutsche 
vor allem deshalb als arrogant empfinden, weil die so schön sprechen 
können ;-)
Der Spruch „Was die Deutschen und die Österreicher trennt, ist ihre 
gemeinsame Sprache" ist vermutlich nicht völlig aus der Luft 
gegriffen...

von Mani W. (e-doc)


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butsu schrieb:
> Wobei mir aufgefallen ist, dass innerhalb Österreichs die Wiener über
> die Steirer lästern, die Oberösterreicher über die Kärntner und
> eigentlich alle über die Wiener und Tiroler, und so weiter. Und das bei
> gerade mal halb sovielen Einwohnern wie in NRW... Es scheint mir also
> eine starke Kultur der Abgrenzung zu geben. Liegt vielleicht an den
> Bergen, da war früher der Austausch schon zwischen benachbarten Dörfern
> nicht so einfach, während z.B. in Hamburg schon immer Impulse aus aller
> Welt kamen...

Du hast schon recht, daß unsere 9 Bundesländer verschiedene Witze über 
die
anderen Bundesland-Einwohner machen, aber lästern gilt hier nicht.

Bin selbst ein Niederösterreicher mit Lehre in Wien, lebe seit 13 Jahren
in der Südoststeiermark und beim Buschenschank trifft man alle Menschen
aus Österreich, Deutschland, Ungarn, Slowenien usw...

Wir Ösis haben kein Problem mit anderen Bundesländern, weil wir Alle
zusammengehören...

Und ich denke auch, daß die Meisten auch kein Problem mit sogenannten
"Ausländern" haben, solange es in der Zusammenarbeit klappt und der
Witz nicht auf der Strecke bleibt...

In diesem Sinne wünsche ich dem "Ösi in Germany", Vorurteile abzulegen
und mit Taten und gewählteren Worten zu glänzen!

Friedliche Weihnachten

Mani

von Michael S. (captain-stone)


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> "ja ja die Österreicher sind halt etwas langsam", usw.

:-)

Ein Plädoyer

ich lebe nun seit 20 Jahren als Österreicher in Deutschland und kenne 
die Anfangsschwierigkeiten. Habe mir genau solche Dinge anhören müssen. 
Genau so, wie diese unqualifizierten Aussagen hier im 'thread', mit den 
Bayern (den Leuten ist nicht klar, das dieses Bundesland die meisten 
anderen mitfinanziert).

Ich leben seit 15 Jahren in Bremen (nach Stuttgart, München, Mannheim) 
und inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Aber erst, nachdem ich 
aufgehört habe, mich dabei schlecht zu fühlen. Lebe Deine Stärken! Es 
liegt nicht an den anderen, es liegt immer nur an Dir, wie Du reagierst.

Du hast unglaubliche Vorteile. In Wirklichkeit mögen die Deutschen die 
Österreicher, weil viele damit Urlaub verbinden. Sie mögen unsere Art, 
auch mal etwas gemütlicher zu sein. Es nur Neid, weil sie selbst oft 
alles viel zu verbissen sehen und Ihnen Gelassenheit als Eigenschaft 
fehlt. Die meisten mögen unseren Akzent (Dialekt musst Du ja hier nicht 
sprechen).

Lächle, wenn Sie Dich beleidigen. Sie haben vergessen, dass Österreich 
eine Weltmacht war, als Deutschland noch ein 'Fleckerlteppich' von 
Herzogtümern und Königreichen war. Sie fühlen sich überlegen, weil 
Deutschland jetzt 10x größer ist. Belächeln es und machen gerne darüber 
Witze. Was sie nicht vergessen haben, dass die Österreicher zwei 
Weltkriege angezettelt haben (ist ja auch sofort hier im 'thread' 
gefallen).

Aber denk dran. Der größter Ausländeranteil in Österreich sind nicht 
mehr die Yugos oder die Türken. Es sind die Deutschen. Sie wandern in 
Scharen in dieses schöne Land um dort zu arbeiten und zu leben, um der 
Mentalität 'schaffe schaffe Häusle baue' zu entkommen. Sie würden am 
liebsten alle auf Mallorca leben, aber davon können nicht alle ein 
Einkommen generieren. Auch die Schweiz hat großen Zulauf.

Jedes Land und jede Mentalität hat seine Vor- und Nachteile. Die 
Deutschen müssen immer etwas bauen und produzieren, fast krankhaft. Das 
zeichnet sie im Ingenieurswesen aus, als Exportweltmeister, als sehr 
innovativ und produktiv. Sie sind unglaublich fleißig. Wie dieses Forum 
zeigt, steckt es Ihnen im Blut zu forschen und zu entdecken. Ich mag die 
Deutschen und ihre Mentalität. Es ist auch ein Teil von mir, von uns. 
Sie besitzen auch eine sehr große Streitkultur (wie ebenfalls dieses 
Forum zeigt).

Für uns Österreicher fehlt leider eine Kultur des Benehmens und der 
Höflichkeit. Das ist wohl das einzige, an dem ich heute noch zu knabbern 
habe. Der Deutsche dient nicht gerne, er ist lieber Herrscher. Zu sehen 
in jeder Bäckerei in Norddeutschland. "Ein Brötchen." Es gibt keinen 
Grund darum zu bitten, er bezahlt ja. Es gibt keinen Grund für ihn "Ich 
hätte gerne ein Brötchen, bitte" zu sagen. Und vielleicht auch noch zu 
lächeln. Das Wort bitte existiert faktisch nicht. Und für wahr, die 
Bayern sind den Österreichern viel näher, als der Rest.

Nicht zuletzt ist es aber das freiste und liberalste Land, das ich 
kenne. Und ich war viele Jahre unterwegs (über 1 Jahr Amerika, über ein 
1 Jahr Russland, 2 Jahre Brasilien, Südafrika, Asien und Europa). Das 
liegt zum großen Teil an ihrem Erbe vom zweiten Weltkrieg. Hier traut 
sich niemand auf den Tisch zu hauen, weil er Angst hat, als Nazi 
bezeichnet zu werden. Während der Rest der Welt schon lange den inneren 
Frieden mit diesem Krieg geschlossen hat, so sitzt er dem deutschen Volk 
leider noch sehr tief im Gemüt. So ist dieses Land zum einem 
Schlaraffenland geworden. Ich kenne kein Land, das so gut organisiert, 
so aktiv gemeinschaftlich in ihrer Gestaltung der Gesellschaft ist. Es 
gibt keinen Stillstand. Das Land treibt sich selbst voran. Ich dachte 
immer, Amerika wäre das freiste Land auf dieser Welt. Ich habe nach 
einem Jahr dort meine Meinung geändert. Es ist Deutschland.

Und wenn wir es ganz genau nehmen, dann könnte Deutschland, Österreich, 
Schweiz, Lichtenstein und der Norden Italiens genauso gut ein Land sein. 
Wir haben die gleiche Muttersprache, das verbindet uns. Die Grenzen 
haben sich so oft in Europa verschoben, dass wir nicht nach heutigen 
Grenzsteinen beurteilen dürfen Wir sind uns alle sehr ähnlich, aber eben 
nicht gleich. Das ist aber das schöne an Europa. So nah, so viele 
Unterschiede, so viele Möglichkeiten. Die Vielfalt war und ist unsere 
Stärke!

Hadere also nicht mit Deinen deutschen Kollegen, wenn sie Dich hänseln. 
Gib Dein Bestes bei der Arbeit und Du wirst sehen, es dauert nicht 
lange, dann werden sie Dich liebevoll 'unseren Ösi' nennen, sie werden 
Deine Nähe suchen und traurig sein, wenn Du wieder gehst. Ihre 
Bemerkungen sind keine Feindseligkeit. Es ist eine Spur Arroganz (die 
tragen wir alle in uns, wenn wir uns überlegen glauben), ein wenig 
Unsicherheit und ein klein wenig Neid, dass Du von so einem schönen 
Fleckchen Erde kommst.

Deutschland ist ein tolles Land, mit tollen Menschen. Ich lebe sehr 
gerne hier. Du bist hier Gast, pass Dich an, ohne Dich aufzugeben. Dann 
werden Sie dich als ehrenwertes Mitglied der Gesellschaft akzeptieren. 
Dank der großartigen Menschen die für ein vereinigtes Europa gearbeitet 
haben und die uns Europäer soviele Möglichkeiten gegeben haben, zu 
arbeiten und zu leben wo wir wollen, ohne große bürokratische Hürden.

Das es so aussieht, als seien immer alle nur am nörgeln und nur das 
negative herauszukehren, ist zu einem Großteil den Medien geschuldet. 
Aber was macht der Mensch, wenn er schon alles hat? Er sucht noch etwas, 
das nicht passt. Und solche Kleinigkeiten ganz groß machen, ist auch 
eine Eigenschaft der Deutschen. Aber mit ein wenig Abstand und gesunden 
Menschenverstand kann man das erkennen und jeden Tag glücklich sein, in 
einem Land zu wohnen, das seinesgleichen in Wohlstand und Frieden auf 
diesem Planeten sucht.

Bei mir sind die Anfangsprobleme völlig verschwunden. Heute schätzen sie 
mich für meine freundliche, südländische Mentalität, für meine 
Persönlichkeit, die sich nicht verbiegt, um zu gefallen, für die kleine 
Exotik, die ich in ihren Alltag mit meinem Akzent bringe. Und denk dran, 
weil Du anders bist, fällst Du auf. Das ist genauso ein Vorteil. Erlebe 
ich fast täglich am Telefon "ach der Österreicher, wie nett...". Und 
meine drei Kinder, sie sind auf Grund des Rechts der Abstammung, 
Deutsche und Österreicher. Und sie sind stolz auf diese Mischung und 
lieben beide Länder.

Also, Kopf hoch, sei der Beste der Du sein kannst und Du wirst hier 
großartige Menschen kennen lernen und viele Freunde gewinnen können.

Michael

von John D. (Gast)


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Michael Steinbauer schrieb:
>
> Ein Plädoyer

Danke für deinen hervorragenden Text!

von Süddeutscher (Gast)


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Michael Steinbauer schrieb im Beitrag #3934304
> Bei mir sind die Anfangsprobleme völlig verschwunden. Heute schätzen sie
> mich für meine freundliche, südländische Mentalität

Auch nach angeblich 20 Jahren in Deutschland scheint jemand hier noch
nicht so richtig angekommen zu sein.

Hierzulande gelten Schluchtenscheisser in der öffentlichen Wahrnehmung
definitiv nicht als 'Südländer', wie etwa auch die Schweizer. Sondern 
wir verstehen darunter Italiener, Spanier oder Griechen.

von Klaus W. (mfgkw)


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Süddeutscher schrieb:
> Sondern
> wir verstehen darunter Italiener, Spanier oder Griechen.

Wer ist "wir"?
Er lebt in Bremen, du evtl. in Süddeutschland dem Namen nach.

Der Unterschied zwischen einem Bremer und einem Bayern ist größer als 
zw. einem Österreicher und einem Bayern...

Von Süddeutschland nach Norditalien ist es nicht so weit wie nach 
Norddeutschland.

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