Hallo, wie kann ich aus dem zero-pole-plot auf den Impulse response eines diskreten Systems schließen? Ich meine, über die Pol-Nullstellen bekomme ich ja H(z) oder die DTFT H(e^jOmega). Kann ich vllt daraus das h[n] direkt ablesen, oder mir schnell erschließen? Es ist gar nicht mal nötig es zu berechnen, sondern eher zu überblicken. Zum Beispiel zwei konjungiert komplexe Polstellen füren zu dem und dem im impulse response. kann mir jemand helfen? Vielen Dank, Sergej
Hallo Sergej, eigentlich ist es recht einfach und man kann es gut auf einem Blatt Papier durchspielen, solange sich die Anzahl der Pol- und Nullstellen in Grenzen hält. Wie du richtig schreibst, kann man aus dem z-Plot H(z) ablesen. z.B. für eine Nullstelle bei 1:
Nun führst du fix die inverse Z-Transformation durch. Dafür zunächst mit
erweitern (für höhere Ordnungen entsprechend mit
):
Durch inverse Z-Transformation (mittels Korrespondenzen z.B. http://de.wikipedia.org/wiki/Z-Transformation) erhälst du
Das entspricht der Folge (beginnend bei n=0)
Der Trick ist eigentlich immer der selbe:
wird zu einer zeitlichen Verschiebung um ein Sample. Mir hat generell beim Verständnis digitaler Filter sehr geholfen einfach das Filter als delay line zu zeichnen und dann Eingangswerte durchzuschieben. (In deinem Fall - dem Impuls, einfach eine 1 gefolgt von nullen. Da sollte dann das gleiche rauskommen, wie bei der formalen Rechnung.) Da bekommt man eine sehr gute und Praxisnahe Vorstellung. Wenn man es aufzeichnen kann, dann kann man es auch programmieren. Was ich außerdem in diesem Zusammenhang sehr spannend finde, ist dass man den Amplitudengang (also im Frequenzbereich) des Filters mehr oder weniger mit dem Lineal und Taschenrechner in der Z-Ebene bestimmen kann. Dazu lässt man bildlich einen Punkt (nämlich
) auf der oberen Hälfte des Einheitskreises rotieren (also Omega = 0 bis pi). Man misst jeweils den Abstand (Betrag) von diesem Punkt zu jeder Nullstelle und jeder Polstelle und erhält daraus die Verstärkung bei der jeweiligen Frequenz (Omega) durch folgende einfache Rechnung:
Ich kann dir leider das Skript mit der Herleitung nicht geben aber du kannst das ja mal ausprobieren und mit Matlab verifizieren. Hoffe das hilft dir! Grüße Alex
Hallo, alibaba alias Alex und danke für deine Hilfe! Dies einfachen Dinge habe ich mittlerweile auch raus bekommen. Ich tue mich aber schwer bei komplexen Polstellen. Hier ist zB ein Pol-Nulstellenplan mit zwei konjungiert komplexen Polstellen, ohne Realteil und einem Imaginärteil < 1. Die Nullstelle ist bei 1. Wenn ich davon die Übertragungsfunktion H(z) bilde, wir der Nenner reell. Aber eigentlich müsse doch was oszillierendes dabei rumkommen oder?
Hmm, also wenn du einen Nenner hast, der etwas anderes ist als 1, dann wird daraus ein IIR Filter und das liefert dir schon mal eine unendliche Antwort auf deinen Eingangsimpuls. Da stehen die Chancen nicht schlecht, dass es oszilliert. Deine Annahmen sind absolut richtig, am Ausgang wird eine Schwingung mit abnehmender Amplitude ankommen, das sehe ich auch so. Was hält dich jetzt davon ab mit deinem Nenner weiter zu rechnen? Rücktransformation und dann erhälst du wieder eine Differenzengleichung, durch die du deinen Impuls jagen kannst. Während beim FIR oben folgende Struktur aufgetreten ist: y[n] = a0*v[n] + a1*v[n-1] + ... wird nun sowas rauskommen: y[n] = b1*y[n - 1] + b2*y[n-2] + ... + a0*v[n] + a1*v[n] + ... Neben den letzten Eingangswerten, werden jetzt also auch die letzten Ausgangswerte des Filters genutzt um den nächsten Ausgangswert zu erzeugen. Dann die Filterstruktur hübsch aufzeichnen und eine 1 durchschieben.
Achso und nein, der Nenner ist nicht reell, schließlich dümpelt dort noch das z herum und das ist komplex auch wenn kein i oder j mehr zu sehen ist.
Ja aber das kann doch eine ziemliche rechenknüppellei werden. Gerade in einer Klausur. Ich lade gleich mal zwei Bilder hoch, vllt kannst du mir dann erklären, wie ich aus dem Pol Nulstellen auf h[n] komme.
Also sie Bild. Hier sind zwei Pol-Nullstellen gegeben. Nur die Nullstellen sind unterschiedlich, einmal bei 1 und bei -1. Wie bereits erwähnt kommt eine Schwingung mit abnehmender Amplitude herraus. Wie könnte ich jetzt aus den gegebenen Pol-Nullstellen in 1 und 2, darauf schließen welches h[n] zum jeweiligen Pol-Nullstellen Plan gehört?
Meine frage ist halt. Wenn es nur delta Funktionen sind kann man das ja noch recht leicht eben nachrechenen. Aber bei diesen Konselationen, sieht es etwas kompizierter bzw zeitaufwendiger aus. Daher müße so ein "scharfes Hinsehen" das beste sein. Also, dass man direkt sieht konjungiert komplexe Polstellen führen zu... usw. kann man das aus den gezeigen Bilder irgendwie schnell ersehen, oder braucht man dazu mehr Übung/Kentniss? Vieln Dank!
Okay, verstehe. Wenn es um so qualitative Entscheidungen geht ist das mit dem scharfen hinsehen wirklich gut. Also zu dem gegebenen Beispiel fällt mir folgendes ein: In diesem speziellen Fall: Bei den ersten beiden Samples wirkt nur der Transversal-Anteil des Filters also die Nullstellen, weil sich der rekursive Teil aus den Ausgangswerten des Filters ergibt und diese noch nicht durch die beiden Delay-Stufen durch sind. Es gibt jetzt also die beiden Anfänge der Ausgangsfolgen {1, 1, ...} und {1, -1, ...} gegeben in den Impulsantworten. Wir wissen, dass sich die beiden Filter nur in den Nullstellen unterscheiden. Der Zähler in H(z) ist (z + 1) bzw. (z - 1). Durch die Rücktransformation würde aus dem z ein Delay werden. Für den 1. pol-zero-plot wird also ein Filter entstehen, das einmal den Eingangswert ausgibt und einmal den um ein Sample verzögerten Eingangswert. Bei einem Impuls ist das also die 1 und noch mal die 1 => {1, 1, ...}. Für den 2. pol-zero-plot wird ein Filter entstehen, das einmal den Eingangswert ausgibt und einmal den um ein Sample verzögerten Eingangswert, aber negiert => {1, -1, ...} Und schon kann man die Impulsantworten zuordnen. Das ist natürlich alles nicht allgemeingültig und wenn der rekursive Zweig anders aufgebaut ist, dann kann das in die Hose gehen. Von daher würde ich die Schritte vom Pol-Nullstellen-Plan bis zur Differenzengleichung schön üben. Das ist wirklich nicht schwer. Es ist immer nur Ausmultiplizieren, mit z^-N erweitern und Z Rücktransformation, was ja eigentlich nur ein umschreiben in eine andere Form ist. Das geht ja komplett im Standby Mode. Wenn man es einmal richtig drin hat, bekommt man ein gutes Gefühl für die Sache und kann dann "scharf hinsehen" und im Zweifelsfall nachrechnen.
Hallo alibaba, erstmal vielen lieben Dank! Wie könnte ich den jetzt zusätzlich auf den Amplitudengang schließen? Ich kenne das für Übertragungsfunktionen in jw wo man dann ja in der Produktform einfach die Logarithmen adieren (Zähler) und subrahieren (Nenner) kann. Geht das im z-Bereich auch? weil es ist ja diskret?
Das habe ich oben eigentlich schon geschrieben incl. Formel. Siehe meinen ersten Beitrag.
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