Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik wieviele Stellen hat eine gemultiplexte-LED-Anzeige sinnvollerweise?


von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo,

ich möchte mich mal mit dem Aufbau einer gemultiplexten 
7-Segment-LED-Anzeige befassen und habe mir hierzu ULN2803 
Darlington-Treiber für die Ansteuerung der Kathoden der Anzeigen und 
4514 1 aus 16-Decoder zugelegt. (OK, altmodisch, geht für mich aber)
Damit könnte man ein 16-stellige LED-Anzeige aufbauen. Z.B. könnte man 
so bequem die Ausgaben einer DCF77-Uhr oder eines Frequenzzählers, etc 
anzeigen.


Die Frage:
Hat jemand einen Erfahrungswert, wo sich eine sinnvolle Grenze befindet, 
wieviele Stellen man in so einer Konstellation ansteuern kann?


Es geht darum, ob noch genügend Helligkeit erreicht wird, oder ob die 
Anzeige zu arg flackert. Jedenfalls dem Sonnenlicht braucht sie nicht 
trotzen.
Die Grenzen habe ich nicht durchgerechnet, jedenfalls hat der Decoder 
eine eher vernachlässigbare Durchlaufzeit (150ns bei 5V), die 
Darlington-Treiber sind nicht rasend schnell

Turn−on delay tON  RL = 125 Ω, VOUT = 50 V  ― 0.1  ― µs
Turn−off delay tOFF RL = 125 Ω, VOUT = 50 V  ― 0.2  ― µs
keine Angabe zu Anstiegs- oder Abfallzeiten

und der steuernde µC müßte jedes Mal die Signale für die Anoden 
umschalten. Einen extra-µC dafür abzukommandieren, würde mir nichts aus 
machen.

Die LED-Anzeigen haben leider nur die Angabe If = 20 mA, aber keine 
Angabe zum Spitzenstrom für kurze Zeit. Wenigstens wurde auf das 
Anschlußschema nicht verzichtet. Es ist also nicht klar, inwieweit die 
Anzeige überhaupt hell genug sein wird. Z.B. für 8 Stellen beträgt der 
gemittelte Stron nur 1/8. Nutzt man normalerweise einen Teil des 
erlaubten Spitzen-Stromes aus, um trotz der kurzen Einschalt-Dauer eine 
höhere Helligkeit zu erhalten? Wie bekemmat man die Ansteuerung mit 
überhöhtem Strom in den Griff ohne zerstörende Materialunteruchung??


Ich würde mich über Zuschriften freuen!

mit freundlichem Gruß

von Mike A. (Gast)


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Christian S. schrieb:
> Es geht darum, ob noch genügend Helligkeit erreicht wird, oder ob die
> Anzeige zu arg flackert.

Das sind verschiedene Dinge, die nichts miteinander zu tun haben. Das 
Flackern hängt von der Multiplexfrequenz ab, die Helligkeit vom 
Spitzenstrom und dem Duty-Cycle i.e. Stellenanzahl.

von Ulrich H. (lurchi)


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Das Flackern ist eher kein Problem. Ein Problem wird ggf. die 
Helligkeit, und da hängt es sehr von der Umgebung ab. Auch sind die 
Anzeigen unterschiedlich hell. In Innenräumen hat man oft nur grob 1/100 
der Helligkeit wie in der Sonne.  Wie viel Strom man braucht, muss man 
meist ausprobieren mit den Anzeigen und ggf. der Filterscheibe.
Im Innenraum sind ggf. auch 10-15 Stellen möglich, ohne über den 
Nennstrom zu gehen. Im freien braucht man eher den Nennstrom.

Je nach Treiben und Anzeigen kann man gepulst oft bis etwa dem 5 fachen 
Strom bei 10% Tastverhältnis gehen. Damit hätte man noch fast die Halbe 
maximale Helligkeit, aber bereits die Gefahr bei einem SW Fehler die 
Anzeigen zu grillen. Bei mehr Anzeigen kann man dann oft nicht mehr viel 
höher mit dem Strom - da wird es dann definitiv dunkler.

von MaWin (Gast)


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Der CD4514 bringt bei 5V und high bei 0.4V Verlust gerade mal 0.36mA.

Der ist ohne zusätzliche Verstärkung nicht mal für nicht-gemultiplexte 
Anzeigen zu verwenden.

Die Displays selbst halten meist nur den 10-fachen Dauerstrom als 
Pulsstrom aus.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


Angehängte Dateien:

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Hallo,

ja, das mit dem Ausgangsstrom des 4514 ist klar (siehe Bild -->> 1mA bei 
5V), deshalb kommen ja die Darlington-Treiber mit dran.

Schon mal Danke für die Zuschriften, dann ist ja das Projekt nicht von 
vorn herein zum Scheitern verurteilt.

Die Umgebungs-Helligkeit in einem Innenraum mit weniger als 
Arbeitsbeleuchtung würde mir ausreichen. Nun, dann stehen die Chancen 
für eine 16-Stellige Anzeige gar nicht so schlecht. Z.B. könnte man im 
ersten Versuch die Schaltung auf den vollen Nennstrom auslegen mit der 
Option, die Vorwiderstände noch etwas zu verkleinern. Unterscheidlich 
helle Anzeigen wären dann als Schönheitsfehler zu übersehen.

Nur den Software-Fehler müßte man abfangen, z.B. mit einem Monoflop, das 
bei laufender Ansteuerung immer zurück gesetzt wird, bei unterbrochenem 
Programm z.B. am 4015 die Ausgänge abschaltet.


Die LEDs werden ja nicht linear immer heller, wenn man einen größeren 
Pulsstron verwendet!? Richtig? Auf eine EMV-Untersuchtung verzichte ich 
großzügig.


mit freundlichem Gruß

von Peter D. (peda)


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Am einfachsten geht es mit einem MAX7219 (8 Digits).
Für 16 Digits kann man 2 kaskadieren.

Multiplexen erzeugt aber auch Störungen.
Für DCF77 muß man daher den Empfänger weit weg von der Anzeige 
plazieren. Bei mir haben 30cm gereicht. Oder zum Empfang die Anzeige 
abschalten.

von asdfasd (Gast)


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Ich muxe nicht mehr als 8-fach und auch nur dann wenn unbedingt nötig - 
die Ströme (und auch die Frequenzen) werden einfach zu unhandlich. 
16-fach ist mMn Murks.

von MaWin (Gast)


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Christian S. schrieb:
> ja, das mit dem Ausgangsstrom des 4514 ist klar (siehe Bild -->> 1mA bei
> 5V), deshalb kommen ja die Darlington-Treiber mit dran.

Du brauchst aber doch für eine gemultiplexte Anzeige
2 Treiber:
- den für die Segmente
und
- den für die Digits
und ich dachte, du verwendest den ULN2803 für die Digits (erlaubt 
Spitzenstrom von 500mA für 7 Segmente a 70mA)

Fehlt der Treiber der HIGH an die Segmente mit bis zu 70mA liefert
(für eine 8-stellige Anzeige mit 9mA Durchschnittsstrom)

Bei Multiplex 1:16 bleiben nur 4,5mA Durchschnittsstrom, man müsste da 
schon mehr schalten, als ein ULN2803 schafft (der zudem eine ärgerlich 
hohen Spannungsverlust von 1.5V bewirkt).

von Falk B. (falk)


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Jajajajajajajaja

Alles schon millionenfach durchgekaut.

Siehe LED-Matrix.

von Christian S. (roehrenvorheizer)



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Hallo,


bei Reichelt mal geschaut:
MAX 7219 CNG :: Display Driver, DIL-24 MIL-300
Artikel-Nr.: MAX 7219 CNG                        4,75 €

UDN 2981                               1,10 €
UDN 2981 A  Source Driver, DIL-18   UDN 2981 A   3,20 €

Tatsächlich alles da!

"Fehlt der Treiber der HIGH an die Segmente mit bis zu 70mA liefert
(für eine 8-stellige Anzeige mit 9mA Durchschnittsstrom)"

Ja, richtig erkannt, diesen high-Treiber wollte ich mir zunächst sparen 
und die Ausgänge eines µCs dafür zweckentfremden, die ja bis über 20 mA 
können sollen. Falls das im ersten Experiment nicht reichen sollte, 
müßte ich mir noch etwas einfallen lassen. Notfalls PNP Transistoren 
für 800 mA, dadurch sieht so ein Einzelstück verwirrender aus für jeden 
Betrachter und macht beim Aufbau wesentlich mehr Mühe. Oder mit 
NPN-Transistoren in
Kollektorschaltung ginge es auch.
In der Tat war der ULN2803 als Low-Treiber für die gemeinsamen Kathoden 
der Anzeigen gedacht.


Die Konstruktion muß leider noch erweitert werden, da die zunächst 
favorisierte Betriebspannung von 5 V nicht ausreichen wird, außer ich 
verwende überall FETs als high- und Low-Treiber.
Denn die bereis gekauften gem. Kathode-Anzeigen haben bei 23 mA eine 
Flußspannung von 4,5 Volt (eben gemessen und stimmt mit dem Daenblatt 
überein), an den Darlington-Low-Treibern fallen nochmals 1,x Volt ab, an 
den High-Treibern, naja, nochmal so viel oder direkt an den µC-Pins eben 
weniger. Die Idee zur Abhilfe war gewesen, einen Step-Up-Wandler mit 
einstellbarer Spannung zu verwenden, der z.B. auf 5V...8V einstellbar 
sein könnte, so daß die Helligkeit hierdurch schon veränderbar ist und 
der steuernde µC zwar weiter mit 5 Volt betriben wird, dessen GND aber 
hoch gesetzt wird gegenüber dem GND der Low-Treiber. Der 4514 kann ja 
bis 15 Volt gut vertragen. Der Anschluß an die Darlington-Treiber ist 
eher unkritisch.


So ein dreidimensionales Diagramm, das über Helligkeit, Pulszeit und 
Pulsstrom Auskunft gibt, hat der Hersteller der Anzeigen leider 
vergessen, dazu zu liefern. Das könnte nützlich sein. Könnte man schön 
in einem Würfel wie ein Wasserfalldiagramm aufzeichenen...

Nur!  (siehe Bild ULN...)
Der ULN2803 kann ja gar nicht 8 x 500 mA liefern, wie ich erst dachte, 
sondern abhängig von Tastverhältnis 268, 347 oder weniger mA. Dürfte 
trotzdem reichen.

Was bedeuten eigentlich APG und AFWG im Bild aus dem ULN2803-Datenblatt? 
"APO" gehört woanders hin.


Danke für den Link zu LED-Matrix. Viele interessante Aspekte... Habe die 
Abhandlung leider erst jetzt entdeckt.




"Für DCF77 muß man daher den Empfänger weit weg von der Anzeige
plazieren. Bei mir haben 30cm gereicht"

Ja, oder man könnte zum universellen Anzeigemodul mit gemultiplexter 
Großanzeige die Daten per 868 MHz/ 2,4 GHz-Funkstrecke übertragen...
So könnte man Daten von mehren verteilt aufgestellten Meßapparaturen 
nacheinander anzeigen lassen... Das Grund-Design sollte immer universell 
ausbaufähig bleiben. - später Flashen per Funk, uiuiui -- Wieder ein 
neues Projekt ohne erkennbare Grenzen.


mit freundlichem Gruß

von Konrad S. (maybee)


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Evtl. ist es günstiger, wenn du je vierstelliger(?) 
Siebensegment-Anzeige einen kleinen µC (ATtiny2313) einsetzt und je 
Digit einen billigen N-MOSFET. Die Segmente kommen dann über 
Vorwiderstände direkt an die µC-Pins. Je nach Anzeige kannst du mit 20% 
oder 25% Duty-Cycle arbeiten und die Vorwiderstände für 20mA 
dimensionieren.

von MaWin (Gast)


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Christian S. schrieb:
> Ja, richtig erkannt, diesen high-Treiber wollte ich mir zunächst sparen
> und die Ausgänge eines µCs dafür zweckentfremden, die ja bis über 20 mA
> können sollen.

Du willst ernsthaft eine Anzeige bauen, deren Segmente so dunkel sind, 
als ob sie mit 1.25mA durchflossen werden?

Jedes Mal hat man den Eindruck, als ob die Leute sich für die grössten 
Erfinder halten, als ob nue jemand zuvor so was schon richtiger gemacht 
hätte.

Übrigens sind nie alle 8 Kanäle des ULN2803 gleichzeitig an, sondern 
immer nur 1.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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OK, ich werde das Konzept überdenken und einige bereits etablierte 
Methoden als Verbesserungen einfließen lassen. 1.25mA pro Segment sind 
doch etwas wenig. Ich befinde mich weiterhin im Lernmodus.



mit freundlichem Gruß

von Martin V. (oldmax)


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Hi
Nun, meine Rentneruhr hat 12 Stellen und ich multiplexe 2x6 Anzeigen mit 
einem Atmega16. Aber irgend ein schlauer Kopf gab mir den Tip, nicht die 
Stellen, sondern die Segmente zu multiplexen. Das sind dann immer 7 (8) 
Reihen. Sicherlich etwas komplizierter, aber ein Atmega16 schaft so 
locker 16 bis 20 Stellen. Allerdings sind die Strome der Segmentreihen 
dann auch schon mal 16 - 20 mal dem Segmentstrom. Das Programm ist ne 
kleine Herausforderung, klar, aber sowas brauchen wir.
gruß oldmax

von Olaf (Gast)


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> Allerdings sind die Strome der Segmentreihen
> dann auch schon mal 16 - 20 mal dem Segmentstrom.

Man sollte sich dann aber irgendwas an Sicherheitstechnik einfallen 
lassen fuer den denn Fall das das Programm mal abstuertzt oder man es 
beim entwickeln mit dem Debugger anhaelt. .-)

Olaf

von Peter D. (peda)


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Christian S. schrieb:
> Die Konstruktion muß leider noch erweitert werden, da die zunächst
> favorisierte Betriebspannung von 5 V nicht ausreichen wird

Für Jumbo-LEDs habe ich diese Schaltung verwendet:

Beitrag "Jumbo-LED Uhr"

von Martin V. (oldmax)


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Hi
Der Strom durch eine einzelnes Segment ist nicht übermäßig hoch, daber 
der Linienstrom für alle Segmentreihen. Das müssen dann die 
Linientreiber halt leisten. Wie bereits gesagt, die Schwierigkeit wird 
darin bestehen, die Bits für die Segmentreihe der gesamten Anzeige 
aufzubereiten.
   8 stellige Zahl     1  2  3  4  5  6  7  8
Ausgabemuster   für  -------------------------   Anzeigepuffer   Strom
 Segmente a            0  1  1  0  1  1  1  1       Byte 1        x 6
 Segmente b            1  1  1  1  0  0  1  1       Byte 2        x 6
 Segmente c            1  0  1  1  1  1  1  1       Byte 3        x 7
 Segmente d            0  1  1  0  1  1  0  1       Byte 4        x 5
 Segmente e            0  1  0  0  0  1  0  1       Byte 5        x 3
 Segmente f            0  0  0  1  1  1  0  1       Byte 6        x 4
 Segmente g            0  1  1  1  1  1  0  1       Byte 7        x 6

Hierbei werden nicht die Gemeinsamen der Stellen nacheinander 
angesteueert, sondern mit dem Bitmuster der entsprechenden Segmente. Die 
Segmentreihen werden nacheinander selektiert. Ändert sich die Zahl, 
sollte vor Ausgabe der Segmentreihe a und nach Ausgabe der Segmentreihe 
g der Puffer neu gesetzt werden. Bei einer 16 stelligen Anzeige wären es 
dann jeweils 2 Byte für jede Segmentreihe. Der Controller muss dann 
23/24 Ausgänge zur Verfügung stellen.
Gruß oldmax

: Bearbeitet durch User
von Martin S. (led_martin)


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Wenn es einigermaßen hell sein soll, würde ich einen Multiplex von 8 
nicht überschreiten. In Ausnahmefällen gehe ich auch schon mal bis 16, 
dann darf man, von der Helligheit her, aber nicht mehr viel erwarten. 
Nachträglich dunkler machen kann man immer, per Software, aber heller 
meistens nicht.

Mit freundlichen Grüßen - Martin

von m.n. (Gast)


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Christian S. schrieb:
> Ich befinde mich weiterhin im Lernmodus.

Dann überlege Dir, was Du eigentlich anzeigen willst.
Zum Lernen reichen 4 - 6 Stellen vorzugsweise mit Mehrfach-Anzeigen, die 
schon für Multiplexbetrieb intern verdrahtet sind. Vielleicht findest Du 
noch alte LED-Anzeigen von Taschenrechnern, die sich zum Spielen gut 
eigenen.

Sobald größere Anzeigen und/oder mehr Stellen gebraucht werden, ist eine 
statische Ansteuerung sinnvoller. Dabei treten dann keine periodischen 
Spitzenströme mehr auf, ein Ausfall des Prozessors führt nicht zum 
Ausfall der Anzeige und die Anzahl der Stellen ist durch Kaskadierung 
von Schieberegistern nahezu beliebig.

von Peter D. (peda)


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Man muß auch bedenken, daß das Auge logarithmisch ist.
D.h. ob 20mA oder 10mA ist ein kaum sichtbarer Unterschied.

Oft ist auch für das Segment-Matching ein Bereich bis 2:1 erlaubt, d.h. 
ein Segment kann halb so hell sein, wie das daneben.

von Stefan F. (Gast)


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Mit 8-Fach hatte ich weniger gute Erfahrung gemacht. Es funktionierte, 
war aber zu dunkel und der Schaltungsaufwand (wegen der Ströme) war 
unverhältnismäßig hoch.

4-Fach Multiplexen mit 7*5mA ist viel handlicher.

Ich stimme m.n zu: Statische Ansteuerung mit Schieberegistern statt 
Multiplexer ist auch handlich (vor allem bei DCF-77 wegen weniger EMV).

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