Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Schutzgasschweißen


von nichtGast (Gast)


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Mir ist vor einiger Zeit ein älteres MIG-Schweißgerät von Einhell 
zugelaufen. Das würde ich jetzt gerne ausprobieren. Allerdings kostet 
das Gas ja ganz schön viel.  Daher folgende Fragen:
 - taugt Fülldraht ohne Schutzgas?
 - Was nehme ich als Schutzgas wenn ich MIG mal in einer 
Low-cost-Variante ausprobieren möchte?

von Johannes M. (johannes_m76)


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Hallo!

Ganz ohne Gas wird das ehr nix! Man kann durchaus auch co2 als Schutzgas 
verwenden - zumindest zum ausprobieren - das ist billiger.

Lg
Johannes

von g457 (Gast)


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>  - taugt Fülldraht ohne Schutzgas?

Wenns Fülldraht ist, der zum Einsatz ohne Schutz- oder Aktivgas 
vorgesehen ist (gibt auch Fülldraht +Schutz-/Aktivgas) und er zum zu 
verarbeitenden Material passt, dann ja.

von David .. (volatile)


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g457 schrieb:
>>  - taugt Fülldraht ohne Schutzgas?
>
> Wenns Fülldraht ist, der zum Einsatz ohne Schutz- oder Aktivgas
> vorgesehen ist (gibt auch Fülldraht +Schutz-/Aktivgas) und er zum zu
> verarbeitenden Material passt, dann ja.

Vmtl muss er dafuer aber den Antrieb umruesten

von Olaf (Gast)


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> Allerdings kostet das Gas ja ganz schön viel.

Erzaehl mal mehr. Obwohl ich meins mehrmals im Jahr fuer ein paar 
Kleinigkeiten nutze, bin ich mir relativ sicher die letzte Fuellung noch 
in DM bezahlt zu haben. Mit anderen Worten Gas ist total billig weil es 
so lange haelt.

Olaf

von F. F. (foldi)


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Olaf schrieb:
> Mit anderen Worten Gas ist total billig weil es
> so lange haelt.

Den Fehler den viele machen, sie wollen nicht "so eine große Flasche" 
rumstehen haben. Die Füllung kostet fast keinen Unterschied und die 
Anschaffung ist auch kaum teurer, aber die Menge an nutzbarem Gas ist 
ein Vielfaches mehr bei einer großen Flasche.

von Einer der seit 35 Jahren schweißt (Gast)


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Hallo,
Führt Euch doch bitte mal den Unterschied von MIG und
MAG zu Gemüte. Wenn es Stahlwerkstoffe sind, kann man
mit Co2 MAG schweißen. Bei Edelstahl kommt man um MIG
nicht herum und das heißt: Schutzgas mit Argon.
Das CO2 kann man sich, nur zum probieren, ob das mit
dem Schweißen etwas für einen ist, auch beim Getränkehandel
der Zapfanlagen vermietet, mieten.
Eventuell kann einem der freundliche Gastwirt an der
Ecke oder ein bekannter Verein mit Vereinshaus und mit
Ausschank auch mal unter die Arme greifen.
Co2 ist für Anfänger ausreichend. Das wurde sehr lange
in der DDR genutzt. Es hat den Nachteil, dass der Licht-
bogen sehr "hart" ist und der Einbrand und die Neigung
zu Schweissspritzern unangenehm hoch sind. Das ist bei
dünneren Werkstoffen ungünstig. Wenn man es dann kann,
ist Mischgas die bessere Wahl.
Ich persönlich habe für zu Hause einen Inverter mit WIG
und Elektrode. Da sind alle Bedürfnisse mit abgedeckt.
Wie oben schon angeführt, muss bei Fülldraht der Draht-
vorschub passen. Eventuell kann das Einhell das schon
von Haus aus. Meist gibt es dafür extra einen Schalter.
Ansonsten mit der Gerätebezeichnung: (mal googeln).
Fülldraht macht beim Schweißen Schlacke etwa wie beim
Elektrodenschweißen nur etwas weniger und wenn ich
die Mondpreise im Baumarkt für die wenigen Kilo auf der
Rolle sehe, dann ist MAG schon günstiger (kommmt aber auf
das Arbeitsvolumen an).
So, ich habe nach bestem Wissen und Gewissen mal versucht
dem Threadersteller zu helfen. Bitte zerreist mich oder meinen
Kommentar nur, wenn Ihr vom Fach seid und es besser wisst.
Ich lasse mich gern eines Besseren belehren. Aber ich habe
außer Titan schon alle Metallwerkstoffe, welche schweißbar
sind, mit den entsprechenden Verfahren verschweißt und denke,
dass ich etwas Ahnung habe.
Bitte keine Kommentare von Stänkerern und KlugSc.....rn.
Und wer Fehler findet, darf sie gerne als Geschenk
behalten. :-)

von nichtGast (Gast)


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Zuerst mal vielen Dank für die vielen, tollen Antworten!

Olaf schrieb:
>> Allerdings kostet das Gas ja ganz schön viel.
>
> Erzaehl mal mehr. Obwohl ich meins mehrmals im Jahr fuer ein paar
> Kleinigkeiten nutze, bin ich mir relativ sicher die letzte Fuellung noch
> in DM bezahlt zu haben. Mit anderen Worten Gas ist total billig weil es
> so lange haelt.

Das stimmt natürlich, allerdings sind meine anfänglichen Investitionen 
dann doch um 100+ Euro höher, auch wenn das Gas dann eine Weile reicht.

> >  - taugt Fülldraht ohne Schutzgas?
>
> Wenns Fülldraht ist, der zum Einsatz ohne Schutz- oder Aktivgas
> vorgesehen ist (gibt auch Fülldraht +Schutz-/Aktivgas) und er zum zu
> verarbeitenden Material passt, dann ja.

Ebay 271636513800 wäre ja ein solcher, oder? Typ: AWS E71T-1
Allerdings fand ich dazu zum einen auch Kommentare bezüglich Probleme 
mit dem Transport des Drahts und zum anderen Kommentare zur umgekehrten 
Polarität bei Fülldraht.

von nichtGast (Gast)


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Einer der seit 35 Jahren schweißt schrieb:

> Führt Euch doch bitte mal den Unterschied von MIG und
> MAG zu Gemüte. Wenn es Stahlwerkstoffe sind, kann man
> mit Co2 MAG schweißen. Bei Edelstahl kommt man um MIG

Ich will erstmal nur Baustahl schweißen und eigentlich ist
mir Co2 -> MAG auch klar.

> nicht herum und das heißt: Schutzgas mit Argon.
> Das CO2 kann man sich, nur zum probieren, ob das mit
> dem Schweißen etwas für einen ist, auch beim Getränkehandel
> der Zapfanlagen vermietet, mieten.

Das las ich schon, ich fand allerdings keine Flaschen unter
50 Euro, deshalb noch die Überlegung ob vielleicht Fülldraht
in Frage kommen könnte.

> Eventuell kann einem der freundliche Gastwirt an der
> Ecke oder ein bekannter Verein mit Vereinshaus und mit
> Ausschank auch mal unter die Arme greifen.
> Co2 ist für Anfänger ausreichend. Das wurde sehr lange

Okay, das ist gut zu wissen.

> in der DDR genutzt. Es hat den Nachteil, dass der Licht-
> bogen sehr "hart" ist und der Einbrand und die Neigung
> zu Schweissspritzern unangenehm hoch sind. Das ist bei
> dünneren Werkstoffen ungünstig. Wenn man es dann kann,
> ist Mischgas die bessere Wahl.
> Ich persönlich habe für zu Hause einen Inverter mit WIG
> und Elektrode. Da sind alle Bedürfnisse mit abgedeckt.
> Wie oben schon angeführt, muss bei Fülldraht der Draht-
> vorschub passen. Eventuell kann das Einhell das schon
> von Haus aus. Meist gibt es dafür extra einen Schalter.
> Ansonsten mit der Gerätebezeichnung: (mal googeln).
> Fülldraht macht beim Schweißen Schlacke etwa wie beim
> Elektrodenschweißen nur etwas weniger und wenn ich
> die Mondpreise im Baumarkt für die wenigen Kilo auf der
> Rolle sehe, dann ist MAG schon günstiger (kommmt aber auf
> das Arbeitsvolumen an).

Das Arbeitsvolumen ist eher gering, bzw. ich wollte es halt mal
günstig ausprobieren.

> So, ich habe nach bestem Wissen und Gewissen mal versucht
> dem Threadersteller zu helfen. Bitte zerreist mich oder meinen

Vielen Dank dafür!

von Olaf (Gast)


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> Co2 ist für Anfänger ausreichend. Das wurde sehr lange
> in der DDR genutzt.

Schon fuer die DDR, aber in der BRD benutze ich seit mitte der 80er ein 
CO2/Argon gemisch. Genaues Verhaeltnis weiss ich jetzt nicht. Ist aber 
weder etwas besonderes noch besonders teuer und dabei bezahl ich ja 
jedesmal wenn ich das alle Jubeljahre auffuellen lasse auch noch den 
TueV oder den Austausch gegen eine andere Flasche gleich mit.

Olaf

von Denis (Gast)


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oder kauf Dir einen CO2-Feuerlöscher billig im Baumarkt und verwende 
diesen auf dem Kopf stehend...

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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F. Fo schrieb:
> Olaf schrieb:
>> Mit anderen Worten Gas ist total billig weil es
>> so lange haelt.
>
> Den Fehler den viele machen, sie wollen nicht "so eine große Flasche"
> rumstehen haben. Die Füllung kostet fast keinen Unterschied und die
> Anschaffung ist auch kaum teurer, aber die Menge an nutzbarem Gas ist
> ein Vielfaches mehr bei einer großen Flasche.

Das stimmt - es kommt aber natürlich immer darauf an, wie oft und 
wieviel man schweisst.

Und manche möchten gerne auch die gesamte Kombination portabel halten - 
da ist dann eine 10-Liter-Flasche schon schön. Es gibt aber auch die 
Möglichkeit des Umfüllens von einer großen auf kleinere. Aber die 
Grundinvestition ist natürlich erstmal nötig.

Eine 10-Liter-Flasche mit Argon 4.6 kostet um die 90€, die 
50-Liter-Flasche um die 200€.

Die Füllung kostet aber dann fast dasselbe: 30€ zu 35€ - das 
Anhängen/Prüfen der Flasche ist eben das Teure.

ABER: wenn man noch nie WIG geschweisst hat, ist eine große Buddel von 
Vorteil - man kann in Ruhe üben, ohne immer auf das Manometer schauen zu 
müssen ;-) Wobei: wer gut löten kann, sollte auch mit WIG schnell 
zurecht kommen.

Vielleicht mal als Richtwert: bei recht üblichen 7 Litern pro Minute 
reicht eine 50L-Flasche (bei 200bar sind das etwas über 10m³) für 24 
Stunden Nonstopschweißen. Bei 10 Litern ist es entsprechend ein Fünftel 
der Zeit.

Mit CO2 etc. würde ich nicht anfangen - zu schnell kommt der Wunsch auf, 
auch mal Alu, Edelstahl, Titan, Kupfer, Messing, Guss usw. schweissen zu 
wollen.

Mit WIG/Argon kann man alles schweißen, was irgendwie den Strom leitet 
und hat dabei maximale Freiheit der Parameter (Materialzugabe usw.).

Wenn sonst nichts angeschafft werden soll, würd eich immer zu WIG 
tendieren, auch wenn es das langsamste aller Verfahren ist: keine 
Schlacke, keine Funken, Fehler kann man leicht "nachbearbeiten", dazu 
absolut leise und exakt.

Und zu guter Letzt: es macht unglaublich Spaß :-)

: Bearbeitet durch Moderator
von nichtGast (Gast)


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Das Gerät ist ein Einhell Oxymig 105.
Bilder von einem ähnliches Gerät gibt es hier: 
https://pimok.wordpress.com/2013/02/18/einhellmig/

Zum Gas-Versuch fehlt mir zusätzlich zum Gas noch ein Druck-Regler.

Da das Gerät bereits vorhanden ist und ich wenig Geld ausgeben will, 
habe
ich nun eine Rolle Fülldraht für 12 Euro/kg inkl. Versand bestellt.

Dazu muss ich dann möglicherweise den Antrieb umbauen und die Polarität 
von Handstück und Masseklemme vertauschen.

von Bernd F. (metallfunk)


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Chris D. schrieb:
> F. Fo schrieb:
>> Olaf schrieb:
>>> Mit anderen Worten Gas ist total billig weil es
>>> so lange haelt.
>>
>> Den Fehler den viele machen, sie wollen nicht "so eine große Flasche"
>> rumstehen haben. Die Füllung kostet fast keinen Unterschied und die
>> Anschaffung ist auch kaum teurer, aber die Menge an nutzbarem Gas ist
>> ein Vielfaches mehr bei einer großen Flasche.
>
> Das stimmt - es kommt aber natürlich immer darauf an, wie oft und
> wieviel man schweisst.
>
> Und manche möchten gerne auch die gesamte Kombination portabel halten -
> da ist dann eine 10-Liter-Flasche schon schön. Es gibt aber auch die
> Möglichkeit des Umfüllens von einer großen auf kleinere. Aber die
> Grundinvestition ist natürlich erstmal nötig.
>
> Eine 10-Liter-Flasche mit Argon 4.6 kostet um die 90€, die
> 50-Liter-Flasche um die 200€.
>
> Die Füllung kostet aber dann fast dasselbe: 30€ zu 35€ - das
> Anhängen/Prüfen der Flasche ist eben das Teure.
>
> ABER: wenn man noch nie WIG geschweisst hat, ist eine große Buddel von
> Vorteil - man kann in Ruhe üben, ohne immer auf das Manometer schauen zu
> müssen ;-) Wobei: wer gut löten kann, sollte auch mit WIG schnell
> zurecht kommen.
>
> Vielleicht mal als Richtwert: bei recht üblichen 7 Litern pro Minute
> reicht eine 50L-Flasche (bei 200bar sind das etwas über 10m³) für 24
> Stunden Nonstopschweißen. Bei 10 Litern ist es entsprechend ein Fünftel
> der Zeit.
>
> Mit CO2 etc. würde ich nicht anfangen - zu schnell kommt der Wunsch auf,
> auch mal Alu, Edelstahl, Titan, Kupfer, Messing, Guss usw. schweissen zu
> wollen.
>
> Mit WIG/Argon kann man alles schweißen, was irgendwie den Strom leitet
> und hat dabei maximale Freiheit der Parameter (Materialzugabe usw.).
>
> Wenn sonst nichts angeschafft werden soll, würd eich immer zu WIG
> tendieren, auch wenn es das langsamste aller Verfahren ist: keine
> Schlacke, keine Funken, Fehler kann man leicht "nachbearbeiten", dazu
> absolut leise und exakt.
>
> Und zu guter Letzt: es macht unglaublich Spaß :-)

Dem schließt sich der Schlossermeister an.

Aber: Wenn du mal die sechzig erreicht hast, wird es ein Augen-
Problem. Schweißen mit Gleitsichtbrille macht keinen Spaß.

Anderseits kannst du in dem Alter nach Gehör schweißen :)

Grüße Bernd

von F. F. (foldi)


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Bernd Funk schrieb:
> Anderseits kannst du in dem Alter nach Gehör schweißen :)
>
> Grüße Bernd

:-)

von Dieter W. (dds5)


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Bernd Funk schrieb:
> Anderseits kannst du in dem Alter nach Gehör schweißen :)

Jaja, wenn Dir nicht so ein mistiger Tinnitus dauernd dazwischen pfeift.

von nichtGast (Gast)


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Zwischenstand:
 - Transport von Fülldraht klappt wohl, zumindest ist er gut geklemmt
   und wird transportiert. Ob es noch andere Probleme gibt, weiß ich
   noch nicht.
 - Umpolung von Pistole und Klemme für Fülldraht habe ich noch nicht
   probiert, da die Motorsteuerung elektronisch ist und daher
   vielleicht nicht verpolt werden mag.
 - Schweißen erstmal nur schwer: Auf höchster Stromstufe (von 4) reißt
   mir der Lichtbogen nicht dauernd ab, allerdings brate ich Löcher in
   mein 1,5 mm Stahl.
   Ein bekanntes Problem ist wohl, dass der Motor über den
   Schweißtrafo versorgt wird und deshalb bei Zündung des Lichtbogens
   langsamer wird, da die Spannung einbricht.

Welchen Einfluss hat die falsche Polung?

von nichtGast (Gast)


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nichtGast schrieb:
>    Ein bekanntes Problem ist wohl, dass der Motor über den
>    Schweißtrafo versorgt wird und deshalb bei Zündung des Lichtbogens
>    langsamer wird, da die Spannung einbricht.

Okay, das ist wirklich extrem und netterweise schnell behoben. Ein Relay
mit externem Netzteil und das Stottern wird schon viel weniger.

von nichtGast (Gast)


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Update: Fülldraht ist schrecklich, ich weiß nicht wo das Problem liegt.

Allerdings habe ich bei Ebay zwei gebrauchte 2,5 kg CO2-Flaschen 
geschossen, einen Druckminderer gefunden und die Flaschen beim 
Brauereibedarf für 4 Euro/kg gefüllt.
Das Schweißen klappt für mein Laienverständnis super und ist kein 
Vergleich zum Fülldraht.
Wenig Spritzer, obwohl überall die vielen Spritzer bei reinem CO2 
bemängelt werden.

Beim Schweißdraht fand ich SG2 und SG3, gibt es für mich relevante 
Unterschiede?

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