Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Visaton-Elkos für Frequenzweiche ungeeignet?


von Lenny G. (e_lenny)


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Ich möchte die Elkos der Frequenzweiche aus meinem Leslie 147 tauschen, 
da diese nach vielen Jahrzehnten bereits 125 % ihrer Nennkapazität haben 
und dadurch zunehmend der Hochtöner belastet wird.

Ich habe dazu die teureren der 2 Alternativen bei Reichelt gewählt, 
nämlich die Visaton-Tonfrequenzelkos spezial mit 10 % Toleranz. Als ich 
ihre Kapazität gemessen habe (bei 100 Hz), musste ich enttäuscht 
feststellen, dass 3 von 5 der neuen Elkos bereits mehr als 10 % über 
ihrem angegebenen Wert liegen, also außerhalb des Toleranzbereichs sind. 
Die anderen 2 liegen nur ganz knapp drinnen.

Hat jemand von euch so etwas Ähnliches erlebt bei Visaton-Elkos? Ist 
Visaton evtl. generell nicht empfehlenswert oder habe ich nur eine 
schlechte Charge erwischt (3 verschiedene Nennwerte)? Oder gibt es 
irgendwelche Weisheiten bzgl. bipolaren Elkos?

Man könnte wohl argumentieren, dass die Kapazität dieser Art von Elko 
mit der Zeit nur abnehmen wird, aber trotzdem ...

thx

von Stephan (Gast)


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ich habe bei mir in den Boxen welche von Mundorf drin.

z.B. 
http://www.mundorf.com/de/?category=hifi&menu=caps_audio&content=mcap_supreme

von Jupp (Gast)


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Das ist ein generelles Problem. Bei den meisten Elkos neigt sich die 
Kapazität eher dem oberen Ende der Toleranz zu. Bei Weichenteilen ist 
das natürlich u.U. ungünstig, insbesondere, wenn es noch darüber hianus 
geht. Reklamiere sie und bau Dir die nötige Kapazität aus MKPs zusammen.

von MaWin (Gast)


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Lenny G. schrieb:
> bereits mehr als 10 % über
> ihrem angegebenen Wert liegen, also außerhalb des Toleranzbereichs sind.

Selbst bei Visaton gibt es kein ordentliches Datenblatt zu den Elkos 
(vielleicht auf Nachfrage, aber was soll der Blödsinn?)

Also weiss man nicht, ob der Frequenzwert bei 100Hz, Gleichspannung oder 
100kHz gemessen wurde (als Extreme). Ausserdem ist die Kapazität 
temperaturabhängig.

Man kann also noch nicht garantiert sagen, daß sie ihre Toleranzen nicht 
einhalten (vielleicht misst auch dein Messgerät falsch).

Aber man kann schon mal sagen, daß Visaton irgendwas weitgehend 
unspezifiziertes verkauft, und das ist schon mal kein Zeichen von 
Qualität.

von Kai K. (klaas)


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>Als ich ihre Kapazität gemessen habe (bei 100 Hz), musste ich enttäuscht
>feststellen, dass 3 von 5 der neuen Elkos bereits mehr als 10 % über
>ihrem angegebenen Wert liegen, also außerhalb des Toleranzbereichs sind.

Miß mal mit einem richtigen Cap-Meter...

>Aber man kann schon mal sagen, daß Visaton irgendwas weitgehend
>unspezifiziertes verkauft, und das ist schon mal kein Zeichen von
>Qualität.

Visatonware kommt oft aus Fernost und ist völlig überteuert. Wir hatten 
mal in den 90-gern mit dem DSM25FFL für eine besonders hochwertige 
Aktivbox geliebäugelt und das Teil gründlich durchgemessen. Wir konnten 
extreme Partialschwingungen feststellen, auch im Frequenzgang. Visaton 
hat die in ihren Frequenzgangsmessungen einfach weggewobbelt oder sonst 
irgendwie herausgetrickst. Wir hatten lange Diskussionen mit Herrn 
Hausdorf, die nicht sehr vertrauenerweckend waren. Wir haben dann keine 
Visaton-Produkte mehr verwendet.

von Lenny G. (e_lenny)


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Vielen Dank für eure Antworten!

Stephan schrieb:
> ich habe bei mir in den Boxen welche von Mundorf drin.
>
> z.B.
> http://www.mundorf.com/de/?category=hifi&menu=caps...
Also die sind mir dann aber doch deutlich zu teuer, da müsste ich ja 
über 100 € ausgeben ...

Jupp schrieb:
> Reklamiere sie und bau Dir die nötige Kapazität aus MKPs zusammen.
Das mag jetzt etwas blöd klingen, aber ich würde aus optischen Gründen 
schon gerne Elkos verwenden :D. Die Folienkondensatoren, die ich so 
kenne, machen optisch einfach wenig her. Aber ausgeschlossen habe ich 
sie deswegen noch nicht.

Kai Klaas schrieb:
> Miß mal mit einem richtigen Cap-Meter...
Ist ein dediziertes LCR-Meter. Ich kann jetzt nicht wirklich 
kontrollieren, wie akkurat das misst, aber wenn ich andere Kondensatoren 
messe, passt der Wert eigentlich ziemlich gut.

Die generelle Meinung von Visaton scheint also eher nicht so gut zu 
sein. Könnt ihr mir zu einem anderen Elko-Hersteller raten? Ich bin, 
wenn ich den Preis und Wert des Leslies berücksichtige, durchaus bereit, 
etwas Geld zu investieren, aber so 60 € sollte für 5 Elkos (6µ8 + 4µ7 + 
1µ = 12µ5, 6µ8 + 1µ = 7µ8) dann doch die Obergrenze sein, finde ich.

von Michael B. (laberkopp)


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Wie wären die Bipolare Elektrolytkondensatoren 
(Tonfrequenzkondensatoren) für den Betrieb von Frequenzweichen ohne 
Polarisationsgleichspannung geeignet. Bauform axial mit langen 
Drahtenden 100 V=/ 35 V Niederfrequenz.

TON 8,2
TON 12

http://www.oppermann-electronic.de/html/elkos.html

Nennwerte liegen im Toleranzberiech, die Frage ist, wie ihre eigene 
Toleranz ist.

von Linksammler (Gast)


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Lenny G. schrieb:
> Ich bin,
> wenn ich den Preis und Wert des Leslies berücksichtige, durchaus bereit,
> etwas Geld zu investieren, aber so 60 € sollte für 5 Elkos (6µ8 + 4µ7 +
> 1µ = 12µ5, 6µ8 + 1µ = 7µ8) dann doch die Obergrenze sein, finde ich.

Wow. Kann man da wirklich einen Unterschied hören?

Wenn ich hier schaue, komm ich auf 1/10 des Preises...

http://www.reichelt.de/Elkos-axial-bipolar/2/index.html?&ACTION=2&LA=2&GROUPID=3144

Meine nicht-audiophile Meinung: Erstmal mit den billigen probehören.
Die teuren kommen vielleicht sogar aus der selben Fabrik, werden nur 
evtl. feiner selektiert und kriegen einen schickeren Schrumpfschlauch?

von Linksammler (Gast)


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Lenny G. schrieb:
> (6µ8 + 4µ7 + 1µ = 12µ5, 6µ8 + 1µ = 7µ8)

Ach ja, Grundsatzfrage, vielleicht kann mich hier jemand erleuchten:

Nach meinem Bauchgefühl wäre es besser, die benötigte Kapatität aus 
möglichst gleich großen Elkos zusammenzusetzen.
Wegen ähnlichem ESR usw.

Also z.B.
4µ7 + 4µ7 + 3µ3 = 12µ7
4µ7 + 3µ3 = 8µ

Macht das Sinn, ist das egal, hört man überhaupt einen Unterschied?

von Jan (Gast)


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Ich hoffe du hast auch den Röhrenverstärker überholt der in der Kiste zu 
stecken scheint. /=

>Die generelle Meinung von Visaton scheint also eher nicht so gut zu
>sein.

Nun, ihre Chassis sind teilweise sogar sehr gut.

Bei Lautsprecherweichen ist nicht nur die Kapazität entscheidend sondern 
auch die parasitären Eigenschaften der Kondensatoren. Ich habe schon in 
älteren Studiomonitoren (Ende 70er Jahre) die Elkos gegen Folien 
tauschen wollen, das klang ziemlich unschön. Wie kritisch das bei einem 
Leslie Amp ist weis ich nicht, ich denke aber das auch die alten Elkos 
schon ähnliche Toleranzen hatten wie die neuen Visaton. Ich würde es 
trotzdem mal mit Visaton Folienkondensatoren versuchen, die sind auch 
bezahlbar. Auch eine gute Adresse:

http://www.lautsprechershop.de/index_hifi_de.htm

von Kai K. (klaas)


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>> Miß mal mit einem richtigen Cap-Meter...
>Ist ein dediziertes LCR-Meter. Ich kann jetzt nicht wirklich
>kontrollieren, wie akkurat das misst, aber wenn ich andere Kondensatoren
>messe, passt der Wert eigentlich ziemlich gut.

Hhm, ich kann mir fast nicht vorstellen, daß die vom aufgedruckten Wert 
abweichen. Vielleicht verkauft Reichelt alte Ware? Miß doch mal andere 
frische Elkos, die 20% Toleranz haben. Fallen die auch aus dem 
Toleranzband heraus?

von Ulrich H. (lurchi)


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Vom ESR sollte es kaum unterschied machen ob man Elkos mit 
unterschiedlicher Kapazität oder ähnlicher Kapazität zusammenschaltet. 
Um wenn, wird man davon so gut wie nichts bemerken, denn die LC Kreise 
sind so oder so durch die Lautsprecher und ggf.extra Widerstände recht 
stark bedämpft. Entsprechend sind ESR und tan Phi Werte bei den 
Kondensatoren relativ unkritisch, jedenfalls für Audio und 
Frequenzweichen. Schaltnetzteile oder Klasse D Verstärker sind wegen der 
Strombelastung ggf. was anderes.

Wenn man sowieso schon mehrere Elkos parallel Schaltet, kann man ggf. 
den ein oder anderen Elko in Reserve kaufen, so dass man sich dann eine 
passende Kombination an Hand der Gemessenen Kapazitäten zusammenstellt.

Wenn es Folienkondensatoren sein sollten, dürfen es auch MKS sein - den 
Unterschied zu MKP wird man bei Audio nicht bemerken. MKP ist zwar näher 
dran an einem idealen Kondensator, aber etwas mehr Dämpfung führt nur zu 
einem minimal anderen Frequenzgang, wo man so oder so durch die 
Toleranzen viel größere Unsicherheiten hat. Solange man keine 0,1% 
Toleranzen bezahlen will, braucht es auch kein MKP. MKP wäre 
interessant, wenn die von der Mechanischen Größe was her machen sollen - 
Motorkondensatoren sind da sogar erschwinglich, nur halt eine reichlich 
große Bauform.

von Klaus R. (klara)


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Lenny G. schrieb:
> aber so 60 € sollte für 5 Elkos (6µ8 + 4µ7 +
> 1µ = 12µ5, 6µ8 + 1µ = 7µ8) dann doch die Obergrenze sein, finde ich.

Dann nimm doch MKP-Kondensatoren. Diese geringen Kapazitäten würde ich 
in passiven Weichen nicht mit Elkos realisieren. Vor allem, wenn es um 
Power geht.

http://www.conrad.de/ce/de/Search.html?search=mkp10&filterElektr.+Kapazit%C3%A4t~~%C2%B5F=4%2C7~~~10

mfg klaus

von Peter D. (peda)


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Ich kann mir nicht vorstellen, daß in dem Leslie überhaupt schon Elkos 
in der Weiche verbaut wurden.
Hochstromfähige Wechselstromelkos gab es damals noch nicht.
Die Elkos taugten gerademal zur Siebung oder als Katodenelko, d.h. wo es 
auf den genauen Wert nicht ankommt und nur wenige 10mA fließen.

Die originalen Kondensatoren werden mit Sicherheit MP-Kondensatoren 
gewesen sein. Die waren auch in runden Bechern gewickelt.

Elkos findet man nur in preiswerten Weichen. Hochwertige Weichen 
enthalten immer Folienkondensatoren.
In Weichen an alten Röhrenverstärkern habe ich noch nie Elkos gesehen.

von Lenny G. (e_lenny)


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Linksammler schrieb:
> Wow. Kann man da wirklich einen Unterschied hören?
Ich glaub ja nicht wirklich dran ...^^

Kai Klaas schrieb:
> Miß doch mal andere
> frische Elkos, die 20% Toleranz haben. Fallen die auch aus dem
> Toleranzband heraus?
Ich hab mal zum Spaß wild in meine Kondensator-Kistchen gegriffen und 
ein paar unbenutze gemessen:
 - 20 Elkos: -1,3 % Abweichung
 - 10 Folienkondensatoren: -0,17 % Abweichung
 - 10 Kerkos: -4,3 % Abweichung
Macht eine mittlere Abweichung von -1,8 %. Damit bin ich ganz zufrieden. 
Und die meisten der Kondensatoren hatten nichtmal eine Toleranzangabe 
aufgedruckt. :D

Klaus Ra. schrieb:
> Dann nimm doch MKP-Kondensatoren. Diese geringen Kapazitäten würde ich
> in passiven Weichen nicht mit Elkos realisieren.
Ich würde Elkos optisch wirklich bevorzugen, auch wenn abgesehen von 
Optik und Preis alles für Folie spricht. Es muss ja schon auch gescheite 
Elko-Hersteller geben, die nicht 10 € pro Bauteil verlangen ...

Peter Dannegger schrieb:
> Ich kann mir nicht vorstellen, daß in dem Leslie überhaupt schon Elkos
> in der Weiche verbaut wurden.
Da hast du natürlich Recht! Ich hatte gar nicht drüber nachgedacht, als 
ich von den alten Elkos geredet hab ... es sind halt sonst immer die 
Elkos, die man bei Reparaturen austauscht, du weißt schon. :D

Ich hab mir mal etwas Aufwand gemacht und den Amplitudengang der 
Frequenzweiche ziemlich umständlich mit dem Kopfhörerausgang meines 
Computers (in Ermangelung eines Funktionsgenerators) und Ablesen der 
Amplitude mit dem Oszi gemessen (ich hoffe, der Aufbau macht entfernt 
Sinn^^). Dabei war alles wild mit Kabeln im Leslie installiert und die 
Lautsprecher angeschlossen (Verstärker nicht). Die Eingangsamplitude war 
150 mV (unbelastet 600 mV, ich hoffe meine Soundkarte verzeiht mir).
Ich hätte irgendwie eine größere Differenz zwischen den alten und den 
Visaton-Kondensatoren erwartet (und ich bin etwas erschrocken über die 
grausigen Kurven). Seltsamerweise kam etwas ganz anderes raus, als ich 
gestern im Labor diese Methode getestet hab, indem ich anstelle der 
Leslie-Lautsprecher entsprechend gewählte Widerstände an die Weiche 
gehängt habe ...
Kennt jemand von euch eigentlich ein geschickteres Verfahren, den 
Amplitudengang zu bestimmen, ohne zusätzliche Hardware anzuschaffen? Ich 
hatte erst ein Chirp-Signal auf die Weiche gegeben und mit dem 
Mikrofon-Eingang das Ausgangssignal gemessen, aber ich weiß nicht, wie 
ich die Amplitudeninformation aus der Datei rausbekomme ...

Ich hab dann auch mal etwas auf der Orgel gespielt und per Schalter 
zwischen den Kondensatortypen hin- und hergewechselt ... kein 
Unterschied hörbar! :D

: Bearbeitet durch User
von F. F. (foldi)


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Stephan schrieb:
> ich habe bei mir in den Boxen welche von Mundorf drin.
>
> z.B.
> http://www.mundorf.com/de/?category=hifi&menu=caps_audio&content=mcap_supreme


Alter Falter, fast 63 Euro für eine doofen Kondensator? Mal ganz 
ehrlich, kann man den Unterschied wenigstens noch im Ausgangssignal 
messen? Das Gehör hört es sicher nur, wenn man "weiß", dass sie 
eingebaut sind.

von Lenny G. (e_lenny)


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Äh ja ... hier eine gewohntere Skala! War mir vorhin gar nicht 
aufgefallen ...

von Jupp (Gast)


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F. Fo schrieb:
> Alter Falter, fast 63 Euro für eine doofen Kondensator? Mal ganz
> ehrlich, kann man den Unterschied wenigstens noch im Ausgangssignal
> messen?

Konnte ich bisher nicht feststellen, jedenfalls nicht im 
Audio-Frequenzbereich.

> Das Gehör hört es sicher nur, wenn man "weiß", dass sie
> eingebaut sind.

Jain ;)

Ich bin sicher kein Verfechter überteuerten Voodoo Audio-Krams, aber 
sehr hochwertig darf es durchaus sein. An einer scheppernden 
Metall-Kallotte für € 50,- fällt mir Elko vs. Folie nicht auf, an meinen 
Bändchen höre ich das durchaus. Ja, auch blind ;) Aber: Innerhalb der 
(MKP-)Folien wird's nahezu unmöglich Unterschiede auszumachen, egal ob 
WiMa aus der Bastelkiste oder Super-Duper-bei-Vollmomd-gewickelt für 
fantastillionen Euro.

@OP: Schau dich mal bei Intertechnik um.

von Stephan (Gast)


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Visaton hatte in der Weiche normale bipo Elkos vorgesehen.
Für die Gewebekalotten habe ich dann lieber die Mundorfs genommen und 
Spulen aus Kupferfolie statt Backlackdraht.
Bei dem Gesamtpreis für die beiden Boxen kam es darauf nicht an.

von Jan (Gast)


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>Die originalen Kondensatoren werden mit Sicherheit MP-Kondensatoren
>gewesen sein. Die waren auch in runden Bechern gewickelt.

Sofern die ihre Kapazität noch haben und nicht auslaufen bin ich mir 
sicher das die Teile noch OK sind. Vorallem bei einer so geringen 
Belastung wie in einer Lautsprecherweiche. Sollte es kein MP sein, 
Vorsicht wegen PCBs!

>Innerhalb der (MKP-)Folien wird's nahezu unmöglich Unterschiede auszumachen, 
>egal ob WiMa aus der Bastelkiste oder Super-Duper-bei-Vollmomd-gewickelt für
>fantastillionen Euro.

Man sieht auch an den Relevanten technischen Daten keinen Vorteil bei 
Mundorf gegen WiMa. Im Hifi Bereich wird unglaublich viel Unfug 
vermarktet, das merkt man auch schon an den "Referenzlautsprechern" die 
weit über 10k kosten. Ich habe nie einen gehört der einem guten aktiven 
Studiomonitor (K+H, Genelec, Geithain...) gefährlich werden könnte.

>Für die Gewebekalotten habe ich dann lieber die Mundorfs genommen und
>Spulen aus Kupferfolie statt Backlackdraht.

Bei den Induktivitäten muss man auch den Innenwiderstand bei der 
Weichenentwicklung beachten, einfach "bessere" Teile verwenden zerstört 
die Abstimmung eventuell.

von Ulrich H. (lurchi)


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Für die Messung des Frequenzganges gibt es Software, die den Eingang der 
Soundkarte zum Messen des Frequenzganges nutzt. Ggf. sollte man eine 
minimale Schutzschaltung (z.B. 2 oder 4 Dioden zur Begrenzung der 
Spannung) und ggf. einen Teiler als zusätzliche Hardware haben.

von Lothar S. (loeti)


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> die Visaton-Tonfrequenzelkos spezial mit 10 % Toleranz

Visaton ist asiatische Billigware... .

> gemessen habe (bei 100 Hz)

Üblicher Weise misst man Tonfrequenzelkos speziell bei der Grenzfrequenz 
für die sie verwendet werden.
Daher dient der aufgedruckte Wert bei der Dimensionierung einer 
Frequenzweiche auch nur als grober Anhaltspunkt.

Du solltest die in der Weiche verbauten Elkos, auf Grund der Werte 
Deiner Messung, daher nicht tauschen!

Grüße Löti

von Manuel P. (Gast)


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Hallo Lenny,

hast Du Deine 147er Weiche fertig, es liegt ja schon länger zurück?

Ich habe heute den alten Thread gelesen, wenn ich das früher gesehen 
hätte, hätte ich Dir etwas empfehlen können:


Ich habe für mein 147er MKP (zB. Audyn Q6 bei Intertechnik) verwendet, 
die Qualität reicht dicke aus. Highendig(er) muss man da nicht ran 
gehen....zudem so absolut bezahlbar!

Nimm 2 x 3.9 uF parallel = 7.8 uF für den HT
und 1 x 10 uF plus 1 x 2.7 uF parallel= 12.7 uF für den Bass

LG

Manuel

von Michael B. (laberkopp)


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Lenny G. schrieb:
> Kennt jemand von euch eigentlich ein geschickteres Verfahren, den
> Amplitudengang zu bestimmen, ohne zusätzliche Hardware anzuschaffen?

Nun  ja, es gibt zumindest Software die das per Soundkarte von alleine 
macht.

 http://www.sillanumsoft.org/ Visual Analyzer
 http://www.artalabs.hr/ ARTA/Steps
 http://daqarta.com/ (Audio und Datenerfassung per Soundkarte, 30 Tage 
Test)
 http://www.audiotester.de/ http://www.sumuller.de/audiotester/ (35 EUR, 
auch Thiele Small)
 http://www.trueaudio.com/rta_abt1.htm TrueRTA
 http://www.ne.jp/asahi/fa/efu/soft/ws/ws.html (WaveSpectra, THD 
Testfrequenz muss vielfaches der Auflösung der FFT sein sonst 
Fehlmessung)
 http://audio.rightmark.org/index_new.shtml (Right Mark Audio Analyzer, 
bekannt für drastische Fehlmessungen)

Aber misst du wirklich die Spannung am Lautsprecher oder das Boxensignal 
per Mikrophon ? Ein Messmikro mit bekannter Response-Linie ist teuer und 
der Aufstellungsraum versaut dir die Ergebnisse im unteren 
Frequenzbereich, man müsste einen schalltoten Raum haben. Andererseits 
willst du möglichst gute Ergebnisse im realen Aufstellungsraum.

: Bearbeitet durch User
von Lenny G. (e_lenny)


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Manuel P. schrieb:
> hast Du Deine 147er Weiche fertig, es liegt ja schon länger zurück?
> [...]
> Ich habe für mein 147er MKP (zB. Audyn Q6 bei Intertechnik) verwendet,
> die Qualität reicht dicke aus. Highendig(er) muss man da nicht ran
> gehen....zudem so absolut bezahlbar!
Danke für den Tipp! Ich habe die Kondensatoren am Ende tatsächlich nicht 
getauscht. Aber wenn ich das irgendwann mal tun sollte, werd ich mir die 
Audyn Q6 mal anschaun. Wieso hast du dich genau für diese Sorte 
entschieden?

Michael B. schrieb:
> Nun  ja, es gibt zumindest Software die das per Soundkarte von alleine
> macht.
>
>  http://www.sillanumsoft.org/ Visual Analyzer
>  http://www.artalabs.hr/ ARTA/Steps
>  http://daqarta.com/ (Audio und Datenerfassung per Soundkarte, 30 Tage
> Test)
>  http://www.audiotester.de/ http://www.sumuller.de/audiotester/ (35 EUR,
> auch Thiele Small)
>  http://www.trueaudio.com/rta_abt1.htm TrueRTA
>  http://www.ne.jp/asahi/fa/efu/soft/ws/ws.html (WaveSpectra, THD
> Testfrequenz muss vielfaches der Auflösung der FFT sein sonst
> Fehlmessung)
>  http://audio.rightmark.org/index_new.shtml (Right Mark Audio Analyzer,
> bekannt für drastische Fehlmessungen)
Uh, vielen Dank für die Liste! :D

> Aber misst du wirklich die Spannung am Lautsprecher oder das Boxensignal
> per Mikrophon ?
Das Ausgangssignal der belasteten Frequenzweiche, also die Spannung am 
Lautsprecher.

von Manuel P. (Gast)


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Hallo Lenny,

Lenny G. schrieb:

>Aber wenn ich das irgendwann mal tun sollte, werd ich mir die
Audyn Q6 mal anschaun. Wieso hast du dich genau für diese Sorte
entschieden?<

Ich werkle hin und wieder im Hifi-Bereich mit Frequenzweichen und hatte 
die Audyn noch im Fundus, andere MKPs tun es aber auch, z.B.Audyn 
MKP_QS, oder Clarity Caps (die habe ich selbst noch nicht verwendet, 
auch Solen....). Die Qualität, Langzeitstabilität, Spannungsfestigkeit 
und Toleranz ist bei diesen Typen absolut in Ordnung.

Teurerer Teile würde ich nicht einsetzen, das macht in einer 
Leslie-Weiche sicher keinen Sinn. Die Spulen müssen übrigens nicht 
getauscht werden, die sind langzeitstabil.

Bei meinem lagen die Werte des alten Kondensators bei 22uF (12,5uF)und 
12uF (7,8uF), für mich Anlass genug, das Ding rauszuschmeißen.

Der HT und die gesamte Wiedergabequalität profitieren vom 
Kondensatorentausch, ich habe allerdings auch die Leslie-Röhrenendstufe 
überarbeitet, (also auch hier Kondensatoren und Widerstände getauscht, 
Rebuild-Kit, Tonewheelgeneral), dies ist wie hier schon gesagt auch 
nicht außer Acht zu lassen, will aber bedächtig und nur nach 
Notwendigkeit gemacht sein, zumal hier ein Risiko wegen hoher Spannungen 
( 420v) besteht.

LG

Manuel

von Elektrofan (Gast)


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Nimm einfach Folienkondensatoren, so weit die Werte tragen ...

(anderer -theoretischer- Gedanke: Kann man Elkos 'nachformieren', indem 
man sie längere mit ca. Nennspannung beaufschlagt ? Dann sollte doch die 
Aluoxidschicht wieder anwachsen ?)

von Alfred B. (alfred_b979)


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Jupp schrieb:
> Innerhalb der
> (MKP-)Folien wird's nahezu unmöglich Unterschiede auszumachen, egal ob
> WiMa aus der Bastelkiste oder Super-Duper-bei-Vollmomd-gewickelt für
> fantastillionen Euro.

Jan schrieb:
> Man sieht auch an den Relevanten technischen Daten keinen Vorteil bei
> Mundorf gegen WiMa. Im Hifi Bereich wird unglaublich viel Unfug
> vermarktet

War das nicht der Konsens? (Den auch ich hiermit bestätige - auch ohne 
tausende Vergleiche gemacht zu haben. Reine Physik.) Warum dann aber 
nicht (außer, aus optischen Gründen evtl.) überhaupt günstige MKPs 
verbauen? Gibt´s doch.

von Maturelover (Gast)


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Ich tausche nun schon seit Jahren aus alten Boxen ( Heco, WHD, Canton, 
Acron ) die alten bipolaren glatten Elkos aus und neue MKPs 
Folienkondensatoren ein.
Meine Erfahrung: Je höher die Kapazität, umso größer die Abweichung.

In der Regel erhöht sich die Kapazität, je älter die Elkos sind.

Grund: das flüssige Dielektrikum trocknet nach Jahrzehnten aus.

Wenn ihr also " neue " Elkos kauft, kann es sein, dass dieser zwar neu + 
unbenutzt ist, aber schon 30 - 35 Jahre gelagert wurde.

Bei Ebay gibt es einige Händler, die Chargen aus den 70er + 80er Jahren 
aufgekauft haben und jetzt gewinnbringend veräußern wollen.

Kein Wort zu der Abweichung.
Meine Erfahrung: 2 Elkos 100yF von Siemens gekauft bei Ebay.
Gemessen: 140 yF.
Nach Erhalt konnte ich auf dem Elko lesen: 9/79
September 1979 war Produktionsjahr. Ich hatte also einen 37 Jahre alten 
" neuen " Elko gekauft.
Auf Nachfrage: Es sei ja besser, dass der Elko statt 100 yF 140yF habe.
Wenn dies so stimmt, dann frag ich mich, warum der Boxenbauer nicht 
sofort 140 yF eingebaut hat.

Mein Tipp: Vernünftiges Kapazitätsmessgerät kaufen und nach dem Kauf 
nachmessen.

Leider habe ich die Erfahrung auch bei bipolaren Mundorf Elkos gemacht.
Statt 100yF waren es dann 122 yF.

Ob nun älterer Lagerbestand oder Wert nach Fertigung kann ich nicht 
beurteilen.

Bei Visaton muss man natürlich sagen, dass die schon Jahrzehnte Elkos 
produzieren.
Altlasten kann man immer erhalten.

von Holm T. (Gast)


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Oh Man... so ein Käse.

Ihr beurteilt elektrische Parameter nach dem Aussehen? Echt?

Manchmal ist es ganz nett in ein Datenblatt zu schauen und darin war es 
früher nicht unüblich Toleranzangaben für die Kapazität von -10..+40% zu 
finden. Das war der Auslieferungszustand und völlig ok!
Weiterhin denke ich das es angebracht wäre sich die grundlegende 
Funktionsweise eines Elkos mal rein zu ziehen.

Dazu kommt das Elkos vor der ersten Benutzung prinzipiell nachformiert 
werden sollten damit sich die isolierende Oxidschicht neu aufbaut.
Ich weiß nicht was man messen will wenn man Elkos die seit 1979 gelagert 
wurden aus der Bucht fischt und die Kapazität vermißt? Die 
Lagerbedingungen?

Elkos haben in Frequenzweichen nichts zu suchen (ist meine Meinung) da 
deren Parameter ein moving Target sind, abhängig davon welche 
Polarisationsspannungen anliegen und wie lange die Dinger unbenutzt 
standen.
Hochwertige Weichen verwenden Folien-Cs.

Ich bin durchaus Röhrenfan aber ich gehe nicht davon aus das der 
Verstärker eines alten Leslie heutige HIFI Ansprüche einhält, ich halte 
es für völlig müßig sich Gedanken um höer oder minderwertige Elkos in 
der Weiche zu machen..auch die Pappen der Lautpsrecher haben indessen 
Parameter die mit denen zum Produktionszeitpunkt nichts mehr zu tun 
haben..

Gruß,

Holm

von Peter D. (peda)


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Man muß außerdem beachten, daß das Ohr logarithmisch wahrnimmt.
Abweichungen im Frequenzgang durch Bauteile kann man daher bestenfalls 
meßtechnisch feststellen, aber nicht nach Gehör.
Auch schneiden ja die Chassis die Frequenzen nicht rechteckig ab, d.h. 
bei Verschiebung der Weichenfrequenz arbeitet eben das Chassis in einem 
anderen Frequenzbereich.

von Maturelover (Gast)


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Hallo Holm, hallo peda.

peda:

"bei Verschiebung der Weichenfrequenz arbeitet eben das Chassis in einem
anderen Frequenzbereich."

Du lieferst die richtige Begründung, denn natürlich hat der Boxenbauer 
jedem Chassis seine eigene Trennung zugewiesen.
Dies geht natürlich nur durch die richtige Kapazität.
Insofern ist die Kapazität sehr entscheidend für die Trennung der 
Frequenzen und somit für den Klang.

Holm:
Ja, MKTs oder MKPs sind, weil kurzschlussfest, langzeitstabil und in 
ihren Toleranzen den bipolaren Elkos klar überlegen.
Bei einem bipolaren, glatten 100yF Elko, kostet der Ersatz MKP deutlich 
mehr, darum weichen viele auf neue bipolare Elkos aus. Bis die wieder 
austrocknen, vergehen wohl Jahrzehnte.
Und ja, ich will einen 100 yF, wenn vorher auch ein 100 yF verbaut war.
Wenn die Kapazitätswerte beliebig nach oben oder unten verändert werden,
wird sich das nicht nur messtechnisch, sondern auch hörbar auswirken.

von Lurchi (Gast)


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Ein Ansteigen der Kapazität bei gealterten Elkos kann davon kommen, dass 
sich die Isolierschicht ohne Spannung ggf. abbaut.

Bei Kapazitäten im 100 µF Bereich wird es schwer bzw teuer mit 
Folienkondensatoren. Es müssen da auch nicht extra gute sein - praktisch 
jeder Folienkondensator ist von der Linearität, Haltbarkeit und Toleranz 
und besser als noch so gute Elkos. MKS4 reicht da von der Qualität aus.

Für einen richtig guten Ton ist eine passive Weiche sowieso keine so gut 
Wahl. Da helfen auch kein vergoldeten Vakuumkondensatoren.

von Homo Habilis (Gast)


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Maturelover schrieb:
> Und ja, ich will einen 100 yF, wenn vorher auch ein 100 yF verbaut war.

Logisch. Wer will schon an den absoluten Werten was verändern?

Lurchi schrieb:
> MKS4 reicht da von der Qualität aus.

http://www.ebay.de/itm/like/311651714807?lpid=106&chn=ps&ul_noapp=true

Und ist als 100µF 63VDC für unter 10€ zu haben...

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