Forum: Offtopic Radioaktivität und Schwermetallgehalt von Fischen messen


von Arved (Gast)


Lesenswert?

Hallo Leute,
bei den immer neuen Katastrophenmeldungen aus Fukishima mache ich mir 
zunehmend Sorgen, ob es noch gesund sein kann, Meerestiere zu essen. Es 
mag zwar stimmen, dass sich die Radioaktivität der gelösten Stoffe in 
den Ozeanen so verteilt, dass die Zunahme nur einen Bruchteil der 
natürlichen Radioaktivität ausmacht.

Trotzdem gibt es zwei große Risiken:
1.) Lebewesen, die direkt vor der Küste Fukushimas Nahrung suchen und 
später ein paar 100km weiter gefangen werden, ernähren sich in einer 
milliardenfachen Giftstoffkonzentration und sammeln diese Stoffe in 
ihrem Fettgewebe an.
2.) Nicht lösliche Partikel, die sich in der Nähe Fukushimas am Grund 
ablagern, enthalten in wenigen mikrogramm eine tödliche Dosis, die über 
die Nahrungskette zumindest in Einzelfällen auf unseren Tischen landen 
wird. Denn wer kann ausschließen, dass keiner der gefangenen Thunfische 
kurz zuvor einen kleineren Fisch gefressen hat, der wiederum ein paar 
1000 mikrogramm Caesium verschluckt hat?

Ich denke, dass Stichproben an einzelnen Fischen eines Fangs dieses 
Risiko nicht aus der Welt schaffen. Wenn einmal eine Stichprobe 
auffällig sein wird, sind bis dahin schon Tausende ähnlich tödliche 
Fisch von Menschen verspeist worden, die wahrscheinlich nur noch Wochen 
oder wenige Monate zu leben haben, ohne sich der Ursache bewusst zu 
sein.

Nun meine Frage:
Welche Techniken gibt es, um einzelne hochbelastete Fische zu erkennen, 
die bei den vorgeschriebenen Stichproben übersehen werden?
Ist ein Geigerzähler sinnvoll, oder schirmen wenige Zentimeter des 
Gewebes der Fische die Strahlung radioaktiver Partikel so weit ab, dass 
trotz tödlicher Dosis in nächster Nähe der Partikel bei Messung von 
außen nichts detektiert wird?
Man könnte zwar einen Fisch pürieren und massenspektrometrisch nach 
Schwermetallen untersuchen. Außer Fischstäbchen kann man dann aber nicht 
mehr viel damit anfangen. Gibt es eine nichtinvasive Möglichkeit, lokale 
hohe Konzentrationen von Schwermetallen zu erkennen? Röntgen?

Mit neugierigen Grüßen
Arved

: Verschoben durch User
von Jens G. (jensig)


Lesenswert?

>milliardenfachen Giftstoffkonzentration und sammeln diese Stoffe in
>ihrem Fettgewebe an.

Warum nicht gleich Billiarden, Trilliarden, 10^100, ... ?

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

Arved schrieb:
> Ist ein Geigerzähler sinnvoll, oder schirmen wenige Zentimeter des
> Gewebes der Fische die Strahlung radioaktiver Partikel so weit ab, dass
> trotz tödlicher Dosis in nächster Nähe der Partikel bei Messung von
> außen nichts detektiert wird?

Das ist sehr unterschiedlich. Du solltest dich erstmal über die 
verschiedenen Arten radioaktiver Strahlung belesen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ionisierende_Strahlung

von Georg (Gast)


Lesenswert?

Arved schrieb:
> Gibt es eine nichtinvasive Möglichkeit, lokale
> hohe Konzentrationen von Schwermetallen zu erkennen? Röntgen?

Wenn er mit der Schrotflinte geschossen wurde oder den Angelhaken 
verschluckt hat, ja.

Georg

von holger (Gast)


Lesenswert?

>bei den immer neuen Katastrophenmeldungen aus Fukishima mache ich mir
>zunehmend Sorgen

Ach was. Und du meinst das der Dreck aus Tschernobyl nicht mehr
strahlt? Friss am besten gar nichts mehr, dann hast du es bald hinter 
dir.

von Yamashita (Gast)


Lesenswert?

Du könntest die Fische einfach im Dunkeln wiegen.
Damit erreichst Du die Antwort auf die Fragen in nur einem Schritt.

von Fischversteher (Gast)


Lesenswert?

Nimm nen PIC, damit geht das.  AVRs sind für Fische nicht so gut 
geeignet.

von Mani W. (e-doc)


Lesenswert?

Geht auch analog, mit einem Fischsäure-Sensor.

Erhältlich im gut sortierten Fischerei-Zubehörhandel.

von Georg G. (df2au)


Lesenswert?

Du solltest dir als erstes einen Alu Hut zulegen.

von Udo S. (urschmitt)


Lesenswert?

Wer Fisch isst sorgt eh dafür dass die Meere weiter leergefischt werden.
Fleisch ist genauso übel, es wird also Zeit dass du Veganer wirst.

p.s.
Ich freue mich auf die Grill-Saison :-)

: Bearbeitet durch User
von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


Lesenswert?

Wolfgang schrieb:

> Das ist sehr unterschiedlich. Du solltest dich erstmal über die
> verschiedenen Arten radioaktiver Strahlung belesen.
> https://de.wikipedia.org/wiki/Ionisierende_Strahlung


Krümelkack: Es heisst "ionisierende Strahlung" oder "Strahlung 
radioaktiver Stoffe". "Radioaktiv" heisst nämlich "strahlend".

Das bedeutet, dass "radioaktive Strahlung" in etwa den gleichen 
Sinngehalt hat wie "leuchtendes Licht". Nur weil dieser Ausdruck 
millionenfach falsch verwendet wird, heißt das noch lange nicht, dass er 
richtig ist.

von Scelumbro (Gast)


Lesenswert?

Arved schrieb:
> Man könnte zwar einen Fisch pürieren und massenspektrometrisch nach
> Schwermetallen untersuchen.

Du hast keine Vorstellung wie ein analytisches Labor arbeitet. Da wird 
kein ganzer Fisch püriert und durch ein Massenspektrometer geleitet. Da 
reicht eine kleine Menge Probe, die aufwendig aufgearbeitet werden muss 
um sie dann mit spektroskopischen Methoden untersuchen zu können. Ein 
kleiner Fehler bei der Probenvorbereitung und die Messung liegt um 
Größenordnungen daneben.

Abgesehen davon konsumiert Japan soviel Fisch, das es mir 
unwahrscheinlich scheint, das sie welchen aus ihren Gewässern 
exportieren.

von WehOhWeh (Gast)


Lesenswert?

Arved schrieb:
> Nun meine Frage:
> Welche Techniken gibt es, um einzelne hochbelastete Fische zu erkennen,
> die bei den vorgeschriebenen Stichproben übersehen werden?
> Ist ein Geigerzähler sinnvoll, oder schirmen wenige Zentimeter des
> Gewebes der Fische die Strahlung radioaktiver Partikel so weit ab, dass
> trotz tödlicher Dosis in nächster Nähe der Partikel bei Messung von
> außen nichts detektiert wird?

Einen Geigerzähler habe ich zuhause, den hab ich mir selber gebaut. Der 
kann Alpha, Beta und Gammastrahlung. Ich hab ein LND712 verwendet.

Damit die Belastung von Lebensmitteln messen ist schwierig.Bq/kg zu 
messen ist damit nicht möglich. Präzise ist es sowieso nicht ;-)

Die Belastung ist generell so schwach, dass du eine lange Messzeit von 
Stunden oder mehr haben wirst. Du must zwei Messungen machen - eine 
Referenz, dann die Probe. Aus dem Vergleich siehtst du, ob die Probe 
belastet ist. Durch mehrere Messungen, mit welcher Art von 
Strahlungsquelle. Alpha, Beta, Gamma kannst du mittels verschiedener 
Abschirmung unterscheiden. Alpha ist sehr schwierig, du muss den Fisch 
quasi pürieren und auf das Glimmerfenster schmieren oder so.

Ein Problem ist auch K-40 (natürliche Radioaktivität). Daher braucht man 
Vergleichsproben.

Aber:
Sehr stark belastete Lebensmittel (z.B. einige Pilze aus der Ukraine) 
erkennt man aber bei z.B. 2h Messzeit schon. Dazu kommt, dass einige 
relevante Isotope CS-137 oder SR-90 Betastrahler und damit leicht zu 
entdecken sind.

Bei mir war das Ding ein reines Bastelprojekt - nur aus Spass an der 
Freude. Kann ich weiterempfehlen - sehr spassig :-)
Es tickert jetzt vor sich hin, große Abweichungen von 120nSv/h bei mir 
zuhause gabs seither nicht. Lt. Strahlenkarte passt das so ungefähr.
(Mir ist schon klar, dass die Berechnung der Sv ohne Kenntniss des 
betreffenden Isotops zweifelhaft ist)

von Andrew T. (marsufant)


Lesenswert?

Scelumbro schrieb:
> Du hast keine Vorstellung wie ein analytisches Labor arbeitet. Da wird
> kein ganzer Fisch püriert und durch ein Massenspektrometer geleitet. Da
> reicht eine kleine Menge Probe, die aufwendig aufgearbeitet werden muss
> um sie dann mit spektroskopischen Methoden untersuchen zu können.

Richtig. Die kleine Probe hat aber ca. 100 Gramm. Wobei die 
chromatografischen Methoden dominieren, aber Spektro ist auch fein.

guckst Du:
http://www.cvuas.de/pub/default.asp?subid=1&lang=DE

Den Rest des Fisches kann man dann essen (je nach Analyseergebnis).

So arbeiten moderne Labors heute .-)

von strahlender (Gast)


Lesenswert?


von Pandur S. (jetztnicht)


Lesenswert?

Leider wird nichts mehr mit Fischstaebchen sein. Im weseltlich muss man 
den Fisch hoch-vakuumieren, verdampfen, ionisieren, beschleunigen und 
dann durch einen Magneten durch jagen. Auf der Targetflaeche kann man 
dann die einzelnen Komponenten abschaben und wiegen.

von John D. (Gast)


Lesenswert?

Jetzt Nicht schrieb:
> Leider wird nichts mehr mit Fischstaebchen sein. Im weseltlich muss man
> den Fisch hoch-vakuumieren, verdampfen, ionisieren, beschleunigen und
> dann durch einen Magneten durch jagen. Auf der Targetflaeche kann man
> dann die einzelnen Komponenten abschaben und wiegen.

Dabei fällt mir natürlich der Abstruse Goose-Comic ein:
http://abstrusegoose.com/156

von Rainer V. (rudi994)


Lesenswert?

Jetzt Nicht schrieb:
> beschleunigen und dann durch einen Magneten durch jagen.

Dafür nimmt man eine Zentrifuge, zur Not geht auch eine Honigschleuder.

von Jens G. (jensig)


Lesenswert?

>Den Rest des Fisches kann man dann essen (je nach Analyseergebnis).

>So arbeiten moderne Labors heute .-)

Was - die futtern danach ihre Proben auf ???

von J. A. (gajk)


Lesenswert?

Arved schrieb:

>
> Nun meine Frage:
> Welche Techniken gibt es, um einzelne hochbelastete Fische zu erkennen,
> die bei den vorgeschriebenen Stichproben übersehen werden?

>
> Mit neugierigen Grüßen
> Arved

Einfach die Fische beim Fischhändler deiner Wahl in Fotopapier einpacken 
lassen. Vor dem Zubereiten das Fotopapier entwicklen.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


Lesenswert?

Geigerzähler sind halt ziemlich unempfindlich. Ein 
Scintillationsdetektor könnte schon eher helfen, aber auch da beträgt 
die Messzeit vermutlich mehrere Stunden, am besten alles mit dicken 
Bleiwänden abgeschirmt (Die sind vermutlich das giftigste an der ganzen 
Geschichte...).
Es gibt ein Buch aus dem Franzis-Verlag zu solchen Versuchen zuhause, da 
unterscheidet sich eine radioaktive Probe kaum vom Hintergrundrauschen.
ISBN 9783772353772

: Bearbeitet durch User
von Magic S. (magic_smoke)


Lesenswert?

Solange Du keine nachts im Wasser blau leuchtenden Wesen findest, die 
sich nur mit einem Kran herausheben lassen, ist's noch nicht so schlimm.

;)

von B. O. (t_65)


Lesenswert?

Christoph Kessler (db1uq) schrieb:
> Geigerzähler sind halt ziemlich unempfindlich. Ein
> Scintillationsdetektor könnte schon eher helfen, aber auch da beträgt
> die Messzeit vermutlich mehrere Stunden, am besten alles mit dicken
> Bleiwänden abgeschirmt (Die sind vermutlich das giftigste an der ganzen
> Geschichte...).

Im Kernforschungszentrum in Karlsruhe kannst du das machen lassen, zig 
Meter unter der Erde, abgeschirmt von Panzerplatten von Kriegsschiffen 
aus dem 1. Weltkrieg (vor den oberirdischen Kernwaffentests gesunken).

Aber: wenn die Fische nicht leuchten und der Geigerzähler nichts misst, 
sind die unbedenklich (jedenfalls was die Strahlung angeht). Dann 
macht's dem Körper auch nichts aus.

von Lothar S. (loeti)


Lesenswert?

> Welche Techniken gibt es, um einzelne hochbelastete Fische zu erkennen,
> die bei den vorgeschriebenen Stichproben übersehen werden?

Im Falle von Fukushima leider keine.
Hier werden seit über 4 Jahren große Mengen von Plutonium freigesetzt 
das, da ein Alphastrahler, nur mit aufwändigen Laboruntersuchungen 
gemessen werden kann.

Von meist aus den Chinesischen Meer stammenden Fischstäbchen und Alaska- 
Shrimps kann man im Moment daher eigentlich nur abraten.
Bestimmte große Raubfische wie Tun oder Hai durchschwimmen aber ganze 
Ozeane so daß auch in anderen Fanggebieten Fische mit hohen 
Plutoniumkonzentrationen möglich sind.

Grüße Löti

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.