Hallo zusammen, vielleicht bin ich auch einfach nur ein bisschen beknackt, aber ich merke nach rund 2 Jahren, die seit der letzten Klausurphase vergangen sind bereits, dass sich mein Uni-Wissen verabschiedet. Ich sitze hier teilweise und muss den einfachsten Scheiß nachgucken. Habe mit der eigentlichen Theorie hier wenig am Hut; will ich mir mal Dinge selbst erklären, scheitert es daran, dass mir der theoretische Background jetzt schon abhanden kommt. Ist das normal? Die einzigen Dinge, die sich bei mir bis heute langfristig gefestigt haben sind die Sachen aus der Berufsausbildung. Dinge die mir so mal einfallen: *Ich bekomme aus dem Steh-greif nicht eine OPV-Schaltung mehr hin. *Heute erwische ich mich bei der Frage: Warum erzeugt ein Kondensator/Induktivität eigentlich eine Phasenverschiebung und warum wirken sie entgegengesetzt? *Wie wirkt ein Kondensator in einem Gleichstromkreis durch aktive/passive Gleichrichter auf das Netz? Teilweise relevant aus meiner Abschlussarbeit. *Mechanik/Physik oder Thermodynamik: Da bekomme ich aus der Hüfte geschossen gar nichts mehr hin. Ich erinner mich nicht an einen Satz der Thermodynamik! Das Schlimme: Es hat mich immer interessiert und jetzt frage ich mich: Wofür habe ich ein Studium absolviert, wenn alles bereits weg ist!
Dann lese doch mal wieder ein Fachbuch. Mach ich auch hin und wieder, frischt einiges mal wieder auf, obwohl bei mir (Studium schon >25J vorbei) schon viel zu viel weg ist :-(
So ist das mit unserer menschlichen Gehirnkugel: Was man nicht täglich übt, verfliegt ..
Joe schrieb: > So ist das mit unserer menschlichen Gehirnkugel: Was man nicht > täglich > übt, verfliegt .. Nicht unbedingt, Radfahren verlernt man ja auch nicht, egal wie lange man nicht mehr gefahren ist. So ist es auch mit der Thermodynamik.
Comeback Kid schrieb: > Ist das normal? Ja. Und es wird mit zunehmendem Alter nicht besser. In dem Fall schliesse ich mich Joe an: Joe schrieb: > So ist das mit unserer menschlichen Gehirnkugel: Was man nicht täglich > übt, verfliegt .. Wer rastet, der rostet, leider.
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Comeback Kid schrieb: > *Ich bekomme aus dem Steh-greif nicht eine OPV-Schaltung mehr hin. > *Heute erwische ich mich bei der Frage: Warum erzeugt ein > Kondensator/Induktivität eigentlich eine Phasenverschiebung und warum > wirken sie entgegengesetzt? > *Wie wirkt ein Kondensator in einem Gleichstromkreis durch > aktive/passive Gleichrichter auf das Netz? Teilweise relevant aus meiner > Abschlussarbeit. > *Mechanik/Physik oder Thermodynamik: Da bekomme ich aus der Hüfte > geschossen gar nichts mehr hin. Ich erinner mich nicht an einen Satz der > Thermodynamik! Genau das kann ich auch behaupten. Würde davon auch nichts aus dem Stegreif auf die Reihe kriegen. Aber: a) Ich weis wo ich nachlesen kann. b) Ich wusste es schon mal und werde es in kürzester Zeit wieder wissen, wenn konkreter Bedarf besteht. Mach dir keinen Kopf, das ist normal. Alles was du nicht täglich brauchst geht irgendwann verloren (jaja, Radfahren nicht...). Das Studium hat dir in erster Linie Hilfe zur Selbsthilfe vermittelt.
... und vollkommen weg ist das nicht. Das merkt man, wenn man sich erneut zwecks Auffrischung damit beschäftigt. Erinnerungen werden wach.
Karl-Heinz M. schrieb: > Erinnerungen werden wach. ...manchmal aber unangenehme. Verdrängung ist nicht umsonst ein Schutzmechanismus der menschlichen Psyche.
bal schrieb: > Aber: > a) Ich weis wo ich nachlesen kann. > b) Ich wusste es schon mal und werde es in kürzester Zeit wieder wissen, > wenn konkreter Bedarf besteht. Und genau das ist doch Sinn und Zweck eines Studiums. Zu lernen wie man sich selbst Wissen aneignet (oder auffrischt)! Im Gegensatz zu auswendig gelernten Zeugs sind diese Fähigkeiten für das restliche Berufsleben relevant.
Karl schrieb: > Im Gegensatz zu auswendig > gelernten Zeugs das vergisst man auch schnell, währenddessen man das, was man verstanden hat, länger behält und beim Auffrischen hilfreicher ist.
Geht mir genauso. Seit 1.5 Jahren abgeschlossen und bereits keinen Schimmer mehr. Ich merke es aber vor allem in der Mathematik. Ableiten oder integrieren könnte ich nicht mehr ohne weiteres. Schon gar nicht Differenzialgleichungen lösen... Meine Befürchtungen sind eher wenn bei einem Vorstellungsgespräch eine Frage in diese Richtung kommt, bei der ich dann dumm dastehe, weil ich das nie wieder gebraucht habe.
Ich hatte letztens Mathe-Unterlagen von meiner Ausbildung zum Kommunikations-Elektroniker in der Hand. Meine Handschrift hab ich wieder erkannt, also muss ich das alles mal verstanden haben ;-) Liegt jetzt über 20 Jahre zurück.
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Das ist normal und auch nicht schlimm. Ich habe jetzt (nach 7 Jahren) fast das gesamte Studium vergessen. Die Ausbildung davor sowieso. Wichtig zu wissen ist bei den meisten Sachen, dass es sie gibt, und wo man nachschauen kann. Beim Nachschauen ist das Wissen schnell wieder da. Viel schneller, als wenn man bei 0 Anfangen müsste. Das wichtigste das man lernt ist Selbstvertrauen. Ist ein Thema komplex? Macht nichts, man hat ja die Prüfung in Systemtheorie auch irgendwie gepackt. Michael schrieb: >> Erinnerungen werden wach. > > ...manchmal aber unangenehme. Ich werde heute noch manchmal schweißgebadet wach und glaube im ersten Moment, heute wäre die Prüfung in technischer Mechanik.
WehOhWeh schrieb: > Das wichtigste das man lernt ist Selbstvertrauen. Stimmt, das Vertrauen darauf, dass man das schafft, ist notwendig. Ausserdem hatte ich das Gefühl, dass das Lernen mit der Zeit immer leichter fiel, als ob man gelernt hatte zu lernen. WehOhWeh schrieb: > Ich werde heute noch manchmal schweißgebadet wach und glaube im ersten > Moment, heute wäre die Prüfung in technischer Mechanik. Das lässt tief blicken ;-) Hat Dich wohl arg mitgenommen.
nach dem ganzen Scheiß kräht sowieso keine Sau mehr. Nicht mal 10% ausem Studium hab ich bisher in meinem Job gebraucht und das ist auch gut so. Thermodynamik und Mathematik, lol was ein Scheißdreck.
bernhard schrieb: > nach dem ganzen Scheiß kräht sowieso keine Sau mehr. Würde ich nicht so laut sagen. Bei Einstellungsgesprächen könnte so ein Juppi da auf dumme Gedanken kommen und mit seinem frischen Wissen dich aus der Reserve locken. In dieser Hinsicht sind diese Nerds nämlich ziemlich einfallslos. Wer dann schon älter ist und noch nicht oft gewechselt hat, ist dann klar in der Defensive. Der Mensch speichert meist Wissen nicht in Zahlen und Fakten, sondern eher in Bildern und Tönen, was durch unsere Sinne auch nicht weiter verwunderlich ist. Da unser Gedächtnis endlich von der Speicherkapazität ist, muss eben neues Wissen Platz schaffen. Erinnern wird man sich meist nur noch an Fragmente und wie das auf Festplatten manchmal zum Problem wird, passiert das auch in der Natur, nur eben krasser mit Datenverlust. Mit einem Auffrischungsstudium könnte man, zumindest theoretisch, auch wieder vieles defragmentieren. ;-b
Wollmilchsau schrieb: > Würde ich nicht so laut sagen. Bei Einstellungsgesprächen > könnte so ein Juppi da auf dumme Gedanken kommen und mit > seinem frischen Wissen dich aus der Reserve locken. > In dieser Hinsicht sind diese Nerds nämlich ziemlich einfallslos. Brings vorher in Erfahrung, wenn möglich ... und mach Dich dann gezielt fit. Das hat mir mal sehr weiter geholfen. Der gute Mann hatte stets seine Standard-Fragen und fragte auch nur, ob ich das und das noch weiß, überprüfte es nichtmals.
Aber woher kommt denn der ganze Mathe-Scheiß mit seinen komischen Beweisverfahren undso. Sind Mathematiker eine Sekte?
Das mag sein, aber Themen aus dem Studium waren bei mir nur kurz im Gespräch zum ersten Job enthalten. Beim zweiten, welches 2 Jahre später stattfand wurde da überhaupt nichts mehr gefragt. Da ging es nur um das bisher im Beruf gemachte, was die Zukunft bringt und der übliche andere Kram. Beim dritten Jobwechsel war das Gespräch auch nicht anders wie im zweiten. Wenn man wirklich möchte, dann kann man das ein oder andere Thema als Studienthema hernehmen. Z. B. Arbeitsplanung, bzw. die Planung allgemein. Wie man in Problemsituationen vor allem bei unerwarteten reagiert. Damit meine ich aber nicht wie es einem persönlich dabei geht, sondern wie man diese Situation fachlich entschärft. Das sind aber meistens Dinge die durch Berufserfahrung gelernt werden. Ich durfte feststellen, dass ich lange den Leuten in Sachen "coolnes" hinterherhing die eine Lehre gemacht haben oder Dual ihre Weiterbildungen gemacht haben. 5 Jahre mehr BE machen in Situationen die man im Studium nicht wirklich gelehrt bekommen kann eben viel aus. Es dauert eine Weile bis es kaum noch Situationen gibt in denen man wirklich nervös wird. Ist die Routine aber mal drin, dann geht arbeiten recht locker von der Hand. Leider gibt es aber immer wieder Leute die dies nie auf die Reihe bekommen und dann immer sehr gestresst sind und in Richtung Burnout abdriften. Vielleicht sollte sich unser Bildungsgremium mal mit den Hippis ausem Gesundheitsclan zusammen tun und so etwas wie ein Stress-lern-Jahr einrichten. Als Ersatz für den Bund wäre das sicher nicht verkehrt, da würden einige von den jüngeren etwas entspannter arbeiten und vor allem auch wissen wo ihre Grenzen sind. Macht ja keinen Sinn wenn jemand eine Laufbahn einschlagen will von der er keine Ahnung hat wie hoch das Stresslevel tatsächlich ist. So wie ich das sehe ist das Mittlerweile viel eher das Problem wie die fachliche Inkompetenz. Die Frischlinge haben keine Ahnung was sie erwartet und so passiert es dass einige in ihr Verderben rennen und wer will das schon.
Geh davon aus, du musst in 6 Jahren alles neu lernen. Neues kommt dazu, Altes geht weg..
Wollmilchsau schrieb: > Platz schaffen. Erinnern wird man sich meist nur noch an > Fragmente und wie das auf Festplatten manchmal zum Problem > wird, passiert das auch in der Natur, nur eben krasser mit > Datenverlust. Nein, da muss ich widersprechen. Bei der Festplatte ist es weg, unwiderruflich. Wenn Du nach vielen Jahren versuchst, Dich an eine bestimmte Tatsache, Telefonnummer, oder einen Namen zu erinnern, dann faellt Dir dieser u.U. auch durch intensives Gruebeln nicht ein. Einige Zeit spaeter aber kommt der Effekt: Ja, das war Max Mueller..... wendelsberg
WehOhWeh schrieb: > Das wichtigste das man lernt ist Selbstvertrauen. > Ist ein Thema komplex? Macht nichts, man hat ja die Prüfung in > Systemtheorie auch irgendwie gepackt. Aber wie lernt man Selbstvertrauen? Bei mir ist es auch so, dass ich sehr viel aus dem Studium vergessen habe. Liegt jetzt ca 3 Jahre zurück. Mein Problem ist, dass mein Selbstvertrauen sehr schwach ist und ich häufig gleich denke dass ich wirklich nichts kann...
Comeback Kid schrieb: > Das Schlimme: Es hat mich immer interessiert und jetzt frage ich mich: > Wofür habe ich ein Studium absolviert, wenn alles bereits weg ist! Es ist gar nichts weg. Vermutlich würdest du keinen halben Tag brauchen, um in einer bestimmten Materie wieder voll drin zu sein, z.B. Thermodynamik oder OpAmps. Dafür hast du damals an der Uni ein ganzes Semester gebraucht. Das vermittelte Grundwissen ist nicht weg, bloss angestaubt. Andererseits geht es an der Uni ja auch nicht nur ums Wissen, sondern um Konzepte und "Denkschulung". Technische und physikalische Konzepte sind immer wieder ähnlich und wenn man mal einen ordentlichen Satz davon kennt, so kapiert man auch neue Konzepte sehr schnell. Software-Designer würden das wohl "Design Pattern" nennen ;-) Aus diesen beiden Gründen würde ich jedem leidenschaftlich gerne auf die Finger klopfen, der behauptet, an der Uni lerne man sowieso nur nutzlose Theorie und in der Praxis sei alles ganz anders.
Wollmilchsau schrieb: >> nach dem ganzen Scheiß kräht sowieso keine Sau mehr. > > Würde ich nicht so laut sagen. Bei Einstellungsgesprächen > könnte so ein Juppi da auf dumme Gedanken kommen und mit > seinem frischen Wissen dich aus der Reserve locken. Gerade kürzlich erlebt. Der fragte doch tatsächlich nach Messgeräteklassen (Genauigkeit), Effektivwerten und linearen Mittelwerten verzerrter Ströme. Das Ringintegral H*ds um einen stromdurchflossenen Leiter hat er aber nicht angefragt. LOL Ich habe mir dazu eine gesammelte Fachprüfung gemacht (Elektrotechnik, EMV, Messtechnik, auch Umladevorgänge, usw..) um mathematisch wieder auf halbwegs ausrechendes Niveau zu kommen. Meine Mathe, GE und Physik-Fachpüfung ist aber >20 Jahre her. Eine solche möglichst repräsentative Muster-Fachprüfungsaufgabensammlung für Anfänger in der Elektrotechnik wäre mal eine coole Sache.
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