Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Studium hat Schwerpunkt Energie - Interesse eher Elektronik - Zukunft?


von mensch y. (ichbindas)


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Hallo,

ich bräuchte etwas Hilfe von Berufserfahrenden...

Ich studiere im 4. Semester Elektrotechnik mit Schwerpunkt elektrische 
Energie. Leider ist mir erst jetzt bewusst geworden, dass ich mich viel 
mehr für die Entwicklung von "Consumer" Geräten interessiere, als für 
große elektrische Anlagen. (z.B. so internet of things Kram. Kleingeräte 
mit Mikrocontrollern und sowas).

Meine Frage ist jetzt, ob ich irgendwie versuchen soll auf eine andere 
FH mit Schwerpunkt Elektronik zu wechseln, oder einfach durchziehen soll 
und den Rest eh später im Beruf lerne.

Problematisch dabei ist, dass ich Bafög bekomme und das natürlich am 
besten behalten möchte. Das Problem ist, dass ich bei einem FH Wechsel 
vermutlich sehr viele Module nachholen müsste. Dadurch verlängert sich 
das Studium natürlich.
Außerdem ist mein Interesse an den großen Anlagen und krassen komplexen 
Rechungen gleich null was in miesen Noten resultiert. Meine besten Noten 
waren aktuell in CAD, Programmieren... weil Kleinschaltungen/controller 
- was mich wirklich interesisert - kamen bisher gar nicht vor.

Wie sind da eure Erfahrungen? Kann ich jetzt mit Schwerpunkt elektrische 
Anlagen usw. weitermachen und später trotzdem irgendwelche 
Consumergeräte entwickeln? Allein das ich aktuell nix über 
Mikrocontroller, Schaltungen, Gerätesicherheit lerne, macht mir ein 
bisschen Bedenken.

Am Ende kann ich zwar riesige Anlagen nach VDE planen, weiß aber nicht 
wie ich ortsveränderliche Geräte sicher gestalte oder wie man Platinen 
auslegen sollte. Außerdem interessiert mich der Bereich viel mehr. Ich 
weiß zwar nicht ob man mit anderem Schwerpunkt lernt wie man Schaltungen 
am besten auslegt - was mich persönlich interessieren würde. Aber unsere 
einzige Berührung dahin war bisher "löten sie den Quarz auf das board, 
weil das da steht".


Oder ist das normal in Elektrotechnik? Ich dachte so Dinge wie 
Schaltungsdesign, Bauteilkunde, Programmieren von Controllern wäre 
zumindest Teil des Studiums. 3 Jahre elektrische Anlagen planen und 
millionen von komplexen Rechnungen nutzen mir in der Praxis, mit 
mikrocontrollergesteuerten Gleichstromgeräten ja wenig - vorallem, wenn 
ich nicht einmal ansatzweise gehört habe wie Platinen hergestellt 
werden.


(Das man immer Sachen lernen muss, die man nicht mag - und das man 
später immer was zusätzlich lernen muss ist mir klar. Es geht mir um die 
wirklich großen Unterschiede.)


Für erhellende Beiträge bedanke ich mich im Voraus,
marvin

von Sebastian (Gast)


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Für Elektrotechnik klingt das ziemlich normal. Nachrichtentechnik wäre 
vielleicht eine Alternative gewesen, ist allerdings auch ein sehr 
"rechenintensives" Fach.

von oldman (Gast)


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Elektrotechnik ist was für Cowboys mit Mut und Muckis. Elektronik ist 
Mädchenzeugs.

von Johann L. (radiostar)


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mensch yich schrieb:
> Leider ist mir erst jetzt bewusst geworden, dass ich mich viel
> mehr für die Entwicklung von "Consumer" Geräten interessiere, als für
> große elektrische Anlagen. (z.B. so internet of things Kram. Kleingeräte
> mit Mikrocontrollern und sowas).

Ektronik - egal ob Consumer oder Business - wird heutzutage in China 
entwickelt, weil's dort billiger ist (höhö, das glauben die Manager, 
weil sie nie die Gesamtkosten betrachten, sondern immer nur das Gehalt 
der Ingenieure) und sich einfach auslagern läßt (Einfach in Shenzen ein 
Büro anmieten, ein paar frische Jungs und Mädels von der Uni einstellen 
und schon hat man ein Entwicklungslabor).

Als Energietechniker wirst Du hier gebraucht.

von Fridolf (Gast)


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Im Ernst, in der Energietechnik werden schon viele Stellen abgebaut, so 
generell...

von Michael (Gast)


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J. L. schrieb:
> Als Energietechniker wirst Du hier gebraucht.

Nicht unbedingt, frag mal beim User Dipl.-Gott (hipot) nach, er ist mit 
seinem Fach extra in die USA ausgewandert.

von ttl (Gast)


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Glaube kaum das mehr als 5% pro Jahrgang in der Entwicklung von Hardware 
landen, die meisten machen Software, Vertrieb, Bullshitmanagment.
Warum solltest du da landen?

von mensch y. (ichbindas)


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J. L. schrieb:
> Als Energietechniker wirst Du hier gebraucht

Wenn es mir darum gehen würde, dass zu machen, was gebraucht wird, würde 
ich nebenan beim Bäcker anfangen. Der sucht dringend.

Ich hab keine Zukunft als Energietechniker. Weil Können ja auch was mit 
Interesse zutun hat.
Kann ja auch nicht sein, dass ich vor dem Studium schon eine reservierte 
Stelle haben muss, damit ein Beginn überhaupt sinn macht?!

Oder sieht es so schlecht aus? Ja, ich hab nicht wirklich konkrete 
Vorstellungen davon, was ich danach machen möchte. Aber prinzipiell 
hätte ich mehr Spaß an nem Wifi-Radio, als mit Aufzügen in Minen.

(ja, ich gehöre auch zu diesen Arduino&co Bastlern. Aber nix aus dem 
Studium hilft mir dabei eine Schaltung damit zu entwickeln - und ich 
denke, dass "Computer-gesteuerte-Geräte" ja schon Zukunft haben.)

: Bearbeitet durch User
von Antimedial (Gast)


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J. L. schrieb:
> Ektronik - egal ob Consumer oder Business - wird heutzutage in China
> entwickelt, weil's dort billiger ist (höhö, das glauben die Manager,
> weil sie nie die Gesamtkosten betrachten, sondern immer nur das Gehalt
> der Ingenieure) und sich einfach auslagern läßt

Auch Consumerelektronik wird noch hier entwickelt. Aber es stimmt schon, 
dass das bei uns sehr selten ist.

Wenn Hardwareentwicklung, dann Industrietechnik (Medizintechnik, 
Automatisierungstechnik, Messtechnik, etc.). Das ist in Deutschland noch 
sehr weit verbreitet. Mag von außen langweilig klingen, ist im Endeffekt 
aber viel spannender als ein Wifi-Radio.

Von Automotive würde ich die Finger lassen, aber manche mögen es. Und 
dort gibt es in Deutschland auch noch viel Hardwareentwicklung.

ttl schrieb:
> Glaube kaum das mehr als 5% pro Jahrgang in der Entwicklung von Hardware
> landen, die meisten machen Software, Vertrieb, Bullshitmanagment.
> Warum solltest du da landen?

Die meisten wollen aber auch gar keine Hardware machen. Wer wirklich 
will und sich frühzeitig bemüht, hat schon Chancen.

mensch yich schrieb:
> Aber nix aus dem
> Studium hilft mir dabei eine Schaltung damit zu entwickeln

Das ist normal. Ich kenne nur eine Hochschule, die ein Studienfach hat, 
welches direkt auf Hardwareentwicklung abzielt.

von lala (Gast)


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Ich wollte erst bei Energieversorgern in der netzberechnung 
einsteigen.....aber meinst du das du da dran kommst? Keine Chance ohne 
Vitamin b. Ich bin jetzt in der Entwicklung gelandet und zufrieden.
Versuch spätestens in der Abschlussarbeit das zu machen was du willst!!

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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mensch yich schrieb:
> (z.B. so internet of things Kram. Kleingeräte
> mit Mikrocontrollern und sowas).

Vergiß das!
Dafür braucht man kein E-Studium.
Und Elektronik noch weniger!
Eher einen der in Mediendesign was macht!

von Dipl.- G. (hipot)


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Michael schrieb:
> J. L. schrieb:
>> Als Energietechniker wirst Du hier gebraucht.
>
> Nicht unbedingt, frag mal beim User Dipl.-Gott (hipot) nach, er ist mit
> seinem Fach extra in die USA ausgewandert.

I don't see the connection. :-( I left Germany because I was offered a 
job one couldn't say no to. :-) A career is built on opportunities and 
decisions.
In Deutschland hätte ich schon irgendwas Langweiliges finden können. 
Warum sollte ich mich allerdings selber bewerben, wenn mir die 
Arbeitsangebote aus dem Ausland quasi in die Wohnung getragen werden?

Energietechnik ist nach wie vor das beste und stabilste Feld. Nur weil 
die Großkonzerne zu dumm zum Wirtschaften sind, geht die Energietechnik 
nicht unter. Außerdem ist die Branche überaltert - in den nächsten 
Jahren werden dort Nachwuchsingenieure gesucht noch und nöcher. An den 
Unis will das auch keiner wirklich studieren, so daß die 
Absolventenzahlen in Energietechnik sehr niedrig sind.

von Marx W. (Gast)


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Dipl.- Gott schrieb:
> Energietechnik ist nach wie vor das beste und stabilste Feld.
China?
> Nur weil
> die Großkonzerne zu dumm zum Wirtschaften sind, geht die Energietechnik
> nicht unter.
Naja, aber fang doch mal bei einen  alternativen Energiekonzern an.
Da ist die Bezahlung eher eine nette Geste, aber auch ned mehr!
> Außerdem ist die Branche überaltert - in den nächsten
> Jahren werden dort Nachwuchsingenieure gesucht noch und nöcher.
Ach, der Blödsinn schon wieder!
> An den
> Unis will das auch keiner wirklich studieren, so daß die
> Absolventenzahlen in Energietechnik sehr niedrig sind.
Waren sie schon immer.
Verhältnis 1:4 oder bis 1:8 Energie:Rest-E-technik!

von Marx W. (Gast)


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Antimedial schrieb:
> Von Automotive würde ich die Finger lassen, aber manche mögen es. Und
> dort gibt es in Deutschland auch noch viel Hardwareentwicklung.

Ja, Entwicklung gibt`s, aber das sind immer Werkverträgler beim 
Zulieferer.
Die OEM`s lagern alles zu den Zulieferer aus, was nicht innerhalb von 6 
Monaten Ergebniswirksam ist!

von Antimedial (Gast)


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Marx W. schrieb:
> Ja, Entwicklung gibt`s, aber das sind immer Werkverträgler beim
> Zulieferer.
> Die OEM`s lagern alles zu den Zulieferer aus, was nicht innerhalb von 6
> Monaten Ergebniswirksam ist!

Wieder einer, der nicht kapiert, dass Automotive nicht alles ist.

Noch einmal: Finger weg von Automotive. Egal ob OEM oder Zulieferer.

Bessere Bereiche, in denen noch echte Entwicklung betrieben wird und 
Worte wie "Zulieferer", "Werksverstrag" oder "Leihingenieur" quasi 
Fremdworte sind, habe ich oben genannt.

Wer sich freiwillig den Mist antun will, nur um dicke Autos zu fahren, 
der ist selbst schuld. Der darf sich hinterher aber nicht beschweren.

von Fridolf (Gast)


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Antimedial schrieb:
> Bessere Bereiche, in denen noch echte Entwicklung betrieben wird und
> Worte wie "Zulieferer", "Werksverstrag" oder "Leihingenieur" quasi
> Fremdworte sind, habe ich oben genannt.

In der Hausgeräteentwicklung!

von Antimedial (Gast)


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Fridolf schrieb:
> In der Hausgeräteentwicklung!

Den Bereich würde ich Automotive auf jeden Fall vorziehen. Aber das 
meinte ich nicht.

von Michael H. (overthere)


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Wir entwickeln am Standort Freiburg Solarinverter. Das tolle ist, dass 
man FinePitch Elektronik mit richtiger Power verbinden kann.
Für die Hardwareentwicklung taugen wirklich nur eine kleine 
Schnittmenge: Man muss einen sehr großen Horizont haben, und viel 
beachten. Das meiste Wissen bringt man sich selbst bei und erarbeite 
sich das selbst. Manchmal hilft auch die Diskussion mit den Kollegen. 
Das braucht etwas Zeit; typische Time2Market sind 2 Jahre bei uns. Dafür 
sind das dann (so hoffe ich) solide Produkte.

Mikrocontrollerprogrammierung habe ich eigentlich nicht im Studium 
gelernt, sowas macht man in der Freizeit im Studium (bzw. schon vor dem 
Abitur.) Man muss eben für die Elektronik brennen, und alles wissen 
aufsaugen.
Man sollte nicht erwarten, dass man im Studium genau das lernt, was man 
braucht. Das wissen hat meistens eine Halbwertszeit von 2 Jahren, denn 
dann gibt es den nächsten Clou. (SiC, GaN in der Leistungselektronik, 
AVR zu ARM in der MCU-Welt). Im Studium sollte man vielmehr die Methoden 
lernen, sich das wissen anzueignen. Das braucht etwas Zeit. Ich finde es 
im nachhinein sehr Lehrhaft durch ein paar Klausuren zu rasseln, und 
dann kräftig die Zähne zusammenbeisen und durch! Später braucht man 
diese Eigenschaft ungemein in der Entwicklung.

Falls jemand mal als Praktikant bei uns in der Entwicklung 
reinschnuppern will, Bachelorarbeit / Masterarbeit, könnt ihr mir gerne 
eine PN schreiben. Wir sind eine kleine, schlägkräftige Mannschaft, von 
denen man sehr viel lernen kann.

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Fridolf schrieb:
> In der Hausgeräteentwicklung!

Findet in der Türkei statt!

von Fridolf (Gast)


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Cha-woma M. schrieb:
> Fridolf schrieb:
> In der Hausgeräteentwicklung!
>
> Findet in der Türkei statt!

Auch, aber auch in Dtl

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