Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Tipps zur ersten Gehaltverhandlung (ERA-Tabelle, Quereinsteiger)


von andifin (Gast)


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Hallo,

ich arbeite derzeit als Werkstudent in einer Informatik-Abteilung in 
einem Unternehmen mit weltweit >100.000 Angestellten. Dort habe ich die 
Möglichkeit, nach meinem Masterabschluss übernommen zu werden. Die 
Bezahlung erfolgt nach ERA-Tabelle, Region ist Erlangen/Nürnberg.
Ich freue mich zwar ungemein, dort bleiben zu können, habe auf der 
anderen Seite den Nachteil, dass ich bis zur unausweichlichen 
Gehaltsverhandlung ziemlich sicher kein weiteres Bewerbungsgespräch mehr 
an Land ziehen werde können. Dementsprechend unerfahren muss ich mich 
dem Ganzen stellen. Vielleicht ist hier ja aber der ein oder andere, der 
mir ein paar Fragen beantworten kann.

Zuerst aber noch ein paar Infos: Ich bin Quereinsteiger, habe selber 
Physik studiert. Den Bachelor habe ich mit Sehr gut abgeschlossen, 
Master wird vermutlich auch so. Das Studium werde ich ein Semester unter 
der Regelstudienzeit abschließen. Während der Studienzeit habe ich 
Grundvorlesungen zur Informatik besucht und sowohl in zwei vierwöchigen 
Projekten und in in der Masterarbeit sehr softwarelastige Themen 
behandelt. Die Werkstudententätigkeit werde ich insgesamt neun Monate 
ausüben. Vorwissen ist also vorhanden, aber ich kann fachlich natürlich 
nicht ganz mit einem Informatikabsolventen mithalten.

Jetzt aber zu den Fragen:

 - ERA 9 ist in Bayern bei 13,25 Monatsgehältern ca. 50k p.a. ohne 
Leistungszulage (die ja, wenn ich es richtig verstehe, ohnehin erst nach 
ein paar Monaten errechnet wird). Wie viel Spielraum ist da 
typischerweise nach oben und unten? Kann ich die 50k tatsächlich als 
untere Grenze ansehen (klingt sehr viel im Vergleich zu dem, was ich 
sonst so gelesen habe) oder sind auch Gehälter üblich/möglich, die 
deutlich drunter liegen?

 - Ein Masterabschluss wäre ja laut ERA-Tabelle mit Stufe 10 angegeben. 
Es gibt auch tatsächlich einige Ausschreibungen, die für Absolventen mit 
Stufe 10 angegeben sind. Kann man sich als Quereinsteiger überhaupt 
Hoffnungen machen, ERA 10 zu erhalten?

 - Nennt man bei der Frage nach der eigenen Gehaltsvorstellung eine 
Summe, die Urlaubs-, Weihnachtsgeld und evtl. Sonderzahlung schon 
beinhaltet?

 - Manchmal liest man, dass man eine Zielvereinbarung treffen soll, in 
welcher Zeit die nächste ERA-Stufe erreicht sein soll. Was ist denn so 
eine typische Zeit, eine Stufe aufzusteigen?

Danke an diejenigen, die sich die Zeit zum Beantworten der Fragen 
nehmen.

von bernhard (Gast)


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1.
Leistungszulage: Nach unten geht da nichts, also kein Minus. Wenn dann 
machst du "Gewinn". Die Zulage schwankt meines Wissens nach irgendwo im 
Bereich von 7-12% wobei die 7% wohl "Standard" sind und die 12% 
"ungewöhnlich". Die Zulage kommt im Normalfall nach einem halbem Jahr.
50k€ sind nicht direkt unüblich. Für Bachelor vielleicht, für Master 
aber machbar. Für dich, so schätze ich jetzt einfach mal ohne dich zu 
kennen, nicht unmöglich. Deutlich drunter würde ich bei der 
Unternehmensgröße nicht sagen. Ich gehe jetzt mal davon aus, dass die 
dich haben wollen, also werden es nicht weniger wie 45k€ sein, die 
ERA-Einstufung die dem Entspricht weiß ich jetzt aber nicht auswendig.
2.
Laut ERA, wenn mir nach dem Papier gehen, zählt nicht mehr die 
Qualifikation sondern der Arbeitsplatz. Das heißt, ein Ausgebildeter 
Maurer kann aufgrund von ERA den gleichen Lohn wie ein Dr. in E-Technik 
bekommen, oder anders rum.
Praktisch sieht das etwas anders aus. Wer die nötige Quali nicht hat, 
muss unter Umständen mit einer ERA-Stufe niedriger rechnen. Das muss so 
aber nicht sein. Da gibt es wohl Unterschiede von Unternehmen zu 
Unternehmen.
Welche ERA-Einstufung hätte denn dein zukünftiger Arbeitsplatz?
3.
Da ERA Unternehmen wird im Grunde kein Betrag mehr verhandelt. Das 
trifft eigentlich nur noch auf AT'ler zu. Das heißt du nennst keine 
Summe sondern eine ERA-Gruppe. Was wiederum bedeutet du rechnest dir 
dein Jahresbrutto der jeweiligen ERA-Stufe aus und nennst dann die ERA 
Gruppe. Sonderzahlung darf man außen vorstellen und später als Leckerli 
betrachten.
4.
Das ist so eine Sache. Also zum einen macht das bei dir Sinn da du 
Quereinsteiger bist. Das heißt du musst vielleicht damit rechnen eine 
ERA-Stufe weniger zu bekommen als die Stelle tatsächlich ist. Zum 
anderen muss man auch sehen was in z. B. zwei Jahren ist. Mehr 
Verantwortung oder ähnliches.
Spicke doch bei den Kollegen, sofern die da was dazu sagen oder es sich 
zwischen den Zeilen heraus lesen/hören lässt.

Abschließend.
Ich vermute die werden dir so oder so, eine ERA-Stufe nennen. Das hat 
einfach die Ursache, dass eben der Arbeitsplatz bezahlt wird und nicht 
die Quali. Wenn deine Stelle ERA 10 ist, sollte man wenn man nüchtern 
oder sagen wir pessimistisch an die Sache ran geht mit ERA 9 rechnen. 
Ist es ERA 9 vielleicht auch mit ERA 8. Eine Zielvereinbarung wäre dann 
natürlich die passende ERA-Einstufung. Die Einstufung ist aber nicht 
immer zu 100% ernst zu nehmen.
Wenn die von dir wissen wollen was du für Vorstellungen hast. Dann 
wahrscheinlich um dich in irgendeiner weise zu testen. Z. B. ob du dein 
Wert kennst, wie du dich Einschätzt oder weiß der Geier.
###Das wichtigste###
Du solltest herausfinden welche Eingruppierung deine Stelle hat und dann 
auch diese ERA-Stufe fordern. Darunter macht keinen Sinn, darüber auch 
nicht.
###
Alles weitere muss man dann in ein oder zwei Jahren sehen. Wenn du gut 
bist, dann kann man vielleicht in einem Jahr schon über mehr Gehalt 
reden.
Normal wäre wohl ca. 1-2 Jahre. Das ist aber immer so eine Sache von 
persönlicher Entwicklung, "Glück", Nasenfaktor, entgegengebrachtes 
Vertrauen und ähnliches. Über mehr mach dir ab einem Jahr einen Kopf.

von Franz Eder (Gast)


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Kommst du an die interne Stellenbörse bei euch?
Da stehen idR die EG drin.

bernhard schrieb ja sonst schon viel.

Zur Leistungszulage, laut IGM Seite sind das bis zu 28%, im Schnitt 14%

War lange bei Bosch, also so 10% hatten fast alle, außer sie waren 
schlecht.

von andifin (Gast)


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Hallo Bernhard,

danke für die ausführliche Antwort.

zu 1.: Mit nicht weniger als 45k meinst du zuzüglich aller zusätzlichen 
Leistungen, also die "vollen" 13,25 Monatsgehälter?

Ansonsten kann ich leider - derzeit - noch nicht sagen, welche ERA-Stufe 
für die Stelle angedacht ist. Das liegt daran, dass die Stelle noch gar 
nicht offiziell ausgeschrieben ist. Ich hatte angefragt, ob es eine 
Möglichkeit gibt, übernommen zu werden, und im Endeffekt wurde mir dann 
mitgeteilt, dass jetzt eben extra dafür eine Stelle ausgeschrieben wird 
(die aber dann entsprechend erst gar nicht von jemand anderem besetzt 
werden könnte). Wenn es nach dem Abteilungsleiter ginge, dann würde es 
auch gar nicht erst den offiziellen Weg mit extra Bewerbungsgespräch 
etc. geben. Ob ich also jemals eine richtige Stellenausschreibung mit 
ausgewiesener ERA-Gruppe in der Hand halten werde oder ob das quasi 
unter vier Augen geklärt wird, weiß ich nicht. Aber dann werde ich wohl 
nicht drum herum kommen, den Abteilungsleiter mal direkt darauf 
anzusprechen, welche Stufe vorgesehen ist.
Von den Kollegen weiß ich nicht viel - wollte es auch nicht so direkt 
ansprechen -, aber habe schon von jemand gehört, dass er unter Stufe 9 
nicht anfangen würde.

von Autor (Gast)


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Sie werden dir sagen was du bekommst - und zwar EG10. Die 
Leistungszulage wird nach 6 Monaten vermutlich bei ~4-7% liegen.

Glückwunsch zum Job, Kollege.

Vergess nicht im Dezember das Aktienpaket mitzunehmen.

von Autor (Gast)


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Achja, in Bayern ist es glaube ich so, dass du nach 1,5 Jahren in 
Entgeltstufe B rutscht. Dann wird es vermutlich nochmal mindestens 
solange dauern, bis du Stufe 11 erklimmen kannst. Ab diesem Level hast 
du mMn schon ein super tolles Gehalt.

von bernhard (Gast)


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Ja stimmt 45k€ im Jahr = Monatliches Brutto+Urlaubsgeld+Weihnachtsgeld.
Erfolgsbeteiligung ist aber nicht mit drin.
Das ist zumindest eine durchschnittliche Summe die ich in den letzten 
Jahren für Frischlinge wahrgenommen hab.

Wenn der Kollege nicht unter 9 anfangen würde, dann hast du ja schon mal 
ein groben Orientierungspunkt. Obwohl man auch immer bedenken muss was 
für ein Typ der Kollege ist. Heißt labert der gerne mal und prallt oder 
ist er vertrauensvoll. Je nach dem kann man auf die Aussage Wert geben 
oder eben nicht.

Ich kann mich jetzt auch täuschen, aber: Die Stellenausschreibung wird 
kommen, so vermute ich. Ich meine das muss wegen Betriebsrat und Tarif 
so gemacht werden.
Dein Abteilungsleiter hat da wahrscheinlich kein Bock drauf weil er dann 
eben auch mit anderen Bewerbungsgespräche führen muss. Was in dem Fall 
Zeitverschwendung ist.
In einem so großen Unternehmen ist das mit den vier Augen nicht gerade 
üblich. Ein Bewerbungsgespräch wird da sicher noch stattfinden. 
Wahrscheinlich mit dem Abteilungsleiter, Personaler, vielleicht auch wer 
vom BR, wer weiß.
Auch wenn es am Ende nur wegen der Richtigkeit gemacht wird.

Ich würde mir da jetzt auch nicht einen all zu großen Kopf machen. Von 
EG9 zu 10 sind es im Jahr "nur" 5000€ Unterschied. Ist schon eine Stange 
Geld, das dürfte jedem klar sein. Allerdings bist du Einsteiger, dein 
Chef will dich haben und dann auch noch in nem Tarifunternehmen.
Wenn du dich nicht blöd anstellst bist du in 2 Jahren eh in einer 
besseren Position.
Stell dich mit dem Chef gut, mach deine Arbeit gut und angaschiere dich. 
Lass durchblicken das du Bock hast und sei einer von denen die nicht 
früh am Tag mit der Arbeiten anfangen und früh nach Hause gehen, 
sonderen einer von denen die später anfangen und länger bleiben (Chefs 
sehen das gern)
Dann kannst du gut vor ran kommen. Hast ja jetzt ne gut Basis.

von Ulli N. (Gast)


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bernhard schrieb:
> und angaschiere dich

Genau das solltest du auf alle Fälle machen, was immer das auch ist.

von Nürnberger (Gast)


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Hallo

was ich aus eigener Erfahrung und der von Freunden und Bekannten - 
Stichprobe ca 5 -  sagen kann:

Für einen Uni Abgänger sind ERA 8-10 im Nürnberger Raum bekannt, je nach 
Firma und Sektor. Wobei 8 echt schon übel sind, die Firma nenne ich 
jetzt besser nicht.
Üblicherweise startet man mit 25 Leistungspunkten und dann jedes Jahr 
ein bisschen was drauf - wegnehmen hab ich noch nie erlebt.
Der Begriff Leistungspunkte wird eher so gelebt: Bist du gut, bekommst 
du dazu, ansonsten: Nullrunde. Kann aber sein, dass das in anderen 
Firmen anders gelebt wird.

Dazu kommt oft noch, dass man z.B. mit Era9 einsteigt, und nach 2-3 
Jahren fast automatisch nach 10 kommt (Beispiel aus der Entwicklung 
Automotive).

Versuche wegen der Eingruppierung mit einem jungen Kollegen unter vier 
Augen herauszufinden, was bei dir so üblich ist.

Wenn dein Chef dich kennt und brauchen kann, dann wird er dir sicher 
keinen Malus wegen Quereinstieg geben. Gute Leute, die man schon kennt 
werden gern genommen. Es passiert gelegentlich, dass man sich bei der 
Einstellung als Chef/Personaler bei einem Unbekannten verschätzt und 
sich eine Null angelt. Das Risiko möchte man vermeiden.

Das bedeutet bei 40h Vertrag:
*3.806 (ERA9A)
*13.2 (12 Monate, + Urlaubs- und Weinachts-Geld, Achtung, 
zeitgestaffelt)
*40/35 (40h-Vertrag)
*1.07 (Leistungszulage für Anfänger, wird bis zur ersten Einstufung oft 
schon als freiwillige Zulage gezahlt welche dann in die Zulage 
umgewandelt wird)
= 61k€/Jahr

von Ulli N. (Gast)


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bernhard schrieb:
> und prallt

Auch nicht schlecht. Wäre einen Versuch wert. Einen der sich angaschiert 
und nicht prallt würde ich sofort einstellen.

von Marx W. (Gast)


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andifin schrieb:
> Dort habe ich die
> Möglichkeit, nach meinem Masterabschluss übernommen zu werden.

Sei froh!

Ansonsten, kannste dich doch weiter bewerben in der "Metropolregion" 
Nürnberg.
Dann kannste ja mit deinem Master fordern was  du willst.
Bieten werden sie dir ERATabelle - 10 bis -30% in der Boomregion.
Also, geh zur Mutti Siemens und entwickle dich zur Konzerndrohne.
Und bete jeden Tag, das die im München am Wittelsbacher Platz ned wieder 
einen Konzernumbau vorhaben.

Alles klar?

von tarif (Gast)


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Leistungszulage in Baden Württemberg: zwischen 0 und 30%.
Im Firmenschnitt sollen 15% ausbezahlt werden.

So ist die Vorgabe der IGM. Oben lese ich viele komischen Zahlen, haben 
die Firmen angefangen selbst das wegzukürzen?

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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tarif schrieb:
> So ist die Vorgabe der IGM. Oben lese ich viele komischen Zahlen, haben
> die Firmen angefangen selbst das wegzukürzen?

Hey!
IG-Metallmiglieder bekommen 30% LZ
Die Nichtmitglieder 0%
Ergebnis im Mittel 15%.
Alles klar?

von Max (Gast)


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nur zur Info,
ERA beschreibt die Tätigkeitsanforderung der Stelle und NICHT deine 
Qualifikation.

von andifin (Gast)


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Danke nochmal an alle für die teils sehr ausführlichen Antworten. Das 
hilft mir schonmal sehr viel weiter, um mich orientieren zu können. Vor 
allem ist es interessant zu wissen, dass es bei der Gehaltsverhandlung 
schlussendlich weniger um konkrete Zahlen sondern nur um die Stufe und 
eventuelle Zulage geht.

Dass ERA die Tätigkeit und nicht die Qualifikation beschreibt, wusste 
ich, aber vielleicht kam das nicht ganz rüber.

von nonick (Gast)


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andifin schrieb:
> Danke nochmal an alle für die teils sehr ausführlichen Antworten. Das
> hilft mir schonmal sehr viel weiter, um mich orientieren zu können. Vor
> allem ist es interessant zu wissen, dass es bei der Gehaltsverhandlung
> schlussendlich weniger um konkrete Zahlen sondern nur um die Stufe und
> eventuelle Zulage geht.

Das ist nicht meine Erfahrung:

Du nennst dein gewünschtes Jahresbruttogehalt inklusive aller Zulagen.
Wenn die genannte Summe paßt, wird diese auf ein Monatsgehalt 
umgerechnet.

Aber vorsicht: Während das Urlaubsgeld vom ersten Tag an in voller Höhe 
fällig wird, ist dies beim Weihnachtsgeld gestaffelt nach der 
Betriebszugehörigkeit: Erst nach 3 Jahren wird das Maximum von 55% eines 
Monatsgehalts fällig.
Bezieht der AG sich bei der Umrechnung auf die 55% bekommst du dein 
Wunschgehalt erst im 4. Jahr!

Wie der AG eingruppiert hat, sollte dich hinsichtlich deines 
Wunschgehalts nicht interessieren. Ich bekomme zum Beispiel mehr, als 
laut ERA für meine Gruppe überhaupt möglich wäre.

von andifin (Gast)


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Ok, dann werde ich wohl mal bei ein paar Kollegen nachhaken, ob in der 
Firma eher Zahlen oder Stufen genannt werden.

von Bronco (Gast)


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Noch ein paar Tips:

1. IG-Metall-Tarif ist grundsätzlich schon mal gut. In vielen 
(kleineren) Firmen wird oft deutlich schlechter bezahlt (Ausnahmen 
bestätigen die Regel).

2. Es kann sein, dass Du ein "Entwicklungsziel" bekommst, d.h. Du fängst 
heute mit niedriger EG-Stufe an, bekommst aber die Zusage, innerhalb 
einer definierten Zeit in eine höhere Ziel-Stufe aufzusteigen. Das ist 
nicht selten und sollte Dich nicht irritieren.

3. Alteingesessene haben bei gleicher Tätigkeit oft erheblich höhere 
EG-Stufen als Einsteiger. Dies ist eigentlich völlig am ERA-Gedanken 
vorbei, da dort ja gerade die Tätigkeit ausschlaggebend sein soll. Das 
liegt daran, daß man im IGM-Tarif jemanden kaum etwas wegnehmen kann, 
was er einmal hat. Ich habe nur ein einziges mal erlebt, dass ein 
Kollege eine geringfügige Kürzung der Leistungszulage bekommen hat, weil 
ich ständig im Büro geschlafen hat.

4. Personaler wollen Geld sparen. Die versuchen Dich billig einzukaufen, 
wobei billig im IGM-Tarif im Vergleich zu anderen immer noch gut ist. 
Dann kommen schonmal seltsame Begründungen wie "das was Sie machen, sind 
ja keine echten Entwicklungen" etc. Laß Dich davon nicht ärgern.

von Bewerbungstraining (Gast)


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andifin schrieb:
> Ich freue mich zwar ungemein, dort bleiben zu können, habe auf der
> anderen Seite den Nachteil, dass ich bis zur unausweichlichen
> Gehaltsverhandlung ziemlich sicher kein weiteres Bewerbungsgespräch mehr
> an Land ziehen werde können. Dementsprechend unerfahren muss ich mich
> dem Ganzen stellen.

Was spricht dagegen sich bei anderen Unternehmen zu bewerben? Auch wenn 
du von deiner aktuellen Firma gerne übernommen werden willst, so kannst 
du dich dennoch auf dem Markt umsehen.
Siehe es als Möglichkeit an deine Bewerbungsfähigkeiten zu verbessern. 
Irgendwann wird sich das als hilfreich erweisen. Und etwaige 
Vertragsangebote musst du ja nicht unterschreiben... ;)
(sei aber bitte so anständig und sage denen schnell ab, damit jemand 
anders nicht hingehalten wird)

von Nervensägen (Gast)


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Bronco schrieb:
> 3. Alteingesessene haben bei gleicher Tätigkeit oft erheblich höhere
> EG-Stufen als Einsteiger. Dies ist eigentlich völlig am ERA-Gedanken
> vorbei, da dort ja gerade die Tätigkeit ausschlaggebend sein soll. Das
> liegt daran, daß man im IGM-Tarif jemanden kaum etwas wegnehmen kann,
> was er einmal hat. Ich habe nur ein einziges mal erlebt, dass ein
> Kollege eine geringfügige Kürzung der Leistungszulage bekommen hat, weil
> ich ständig im Büro geschlafen hat.

warum wirft man so einen nicht einfach raus? was hat der überhaupt 
gearbeitet wenn er nur gepennt hat? so wie ich die Leistungszulage kenne 
ist die ja eigentlich der variable Gehaltsbestandteil, wo man einen 
MItarbeiter anhand seiner im Jahr geleisteten Leistungen einstufen kann.

von Gonzo (Gast)


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Nervensägen schrieb:
> so wie ich die Leistungszulage kenne
> ist die ja eigentlich der variable Gehaltsbestandteil, wo man einen
> MItarbeiter anhand seiner im Jahr geleisteten Leistungen einstufen kann.

Falsch, bei tarifgebundenen Unternehmen hat die Leistungszulage in der 
Praxis nur wenig mit Leistung zu tun.

1. Man bekommt nie weniger als man schon hat (von krassen Ausnahmen wie 
dem Schläfer mal abgesehen).

2. Die Leistungszulage steigt mit den Jahren der Betriebszugehörigkeit, 
könnte man also auch als eine Art Erfahrungs-/Alterszulage ansehen.

3. Wie schnell die Leistungszulage steigt, bestimmt der Nasenfaktor bzw. 
wie gut du dich mit deinem Chef verstehst.

von Nervensägen (Gast)


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und warum schmeisst man solche Schläfer nicht raus? so würde man das 
woanders machen und gut ist. Oder ist das schon die 
Bedingungsfeindlichkeit von der hier viele sprechen, wenn man auf der 
Arbeit tatsächlich arbeiten muss? woanders hätte so einer eine Abmahnung 
am Hals, ggf. Gespräch mit dem Betriebsarzt (Verdacht auf Drogen oder 
Alkoholmissbrauch wegen Müdigkeit) und im Wiederholungsfall die 
Kündigung. Aber das würden die ganzen linken wohl als 
"Bedingungsfeindlichkeit" bezeichnen.

von Gonzo (Gast)


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Nervensägen schrieb:
> und warum schmeisst man solche Schläfer nicht raus?

Konzernbeamte wirft man nicht einfach so raus!

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Gonzo schrieb:
> Nervensägen schrieb:
>> und warum schmeisst man solche Schläfer nicht raus?
>
> Konzernbeamte wirft man nicht einfach so raus!

Naja, die werden sozialverträglich entsorgt!
Also entweder über einen Sozialplan einvernehmlich in die Altersrente 
geschickt.
Oder aber bei Lieferanten oder dem ÖD via "out placement" entsorgt.

von Gonzo (Gast)


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> Nervensägen schrieb:
> und warum schmeisst man solche Schläfer nicht raus?

Bei vielen Konzernbeamten ist die Produktivität in etwa gleich hoch, ob 
sie nun arbeiten oder schlafen nimmt sich nicht viel.
Ich muss es wissen, bin ja auch so einer.

von Mark B. (markbrandis)


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Gonzo schrieb:
> Falsch, bei tarifgebundenen Unternehmen hat die Leistungszulage in der
> Praxis nur wenig mit Leistung zu tun.

Das ist richtig.

> 1. Man bekommt nie weniger als man schon hat

Das stimmt so nicht - wenn man in eine höhere Entgeltgruppe aufsteigt, 
bleibt die Leistungszulage nicht automatisch gleich. Da wo ich arbeite, 
fällt sie in dem Fall auf ihren Startwert (5%) zurück.

von Bronco (Gast)


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Nervensägen schrieb:
> warum wirft man so einen nicht einfach raus? was hat der überhaupt
> gearbeitet wenn er nur gepennt hat? so wie ich die Leistungszulage kenne
> ist die ja eigentlich der variable Gehaltsbestandteil, wo man einen
> MItarbeiter anhand seiner im Jahr geleisteten Leistungen einstufen kann.

Du kannst mir glauben, daß der Typ für ziemlichen Ärger gesorgt hat, 
weil immer wieder die anderen seine Arbeit machen mußten. Ich selbst war 
auch betroffen.
Es ist dann schon haarsträubend, wenn Dein Chef im Jahresgespräch 
versucht, zu rechtfertigen, warum Du noch kein EG15 verdient hast, 
während nebendrann einer mit EG16 schläft und Du seine Arbeit mitmachen 
mußt.

Insgesamt muß ich sagen, daß das ganze absolut nichts mit Fairness oder 
leistungsgerechter Bezahlung zu tun hatte.
Da kriegst Du zur ERA-Einführung einen Wisch wo sinngemäß drauf steht:
"Sehr geehrter Herr Ingenieur, Ihre Arbeit entspricht nur der eines 
Technikers, daher bekommen Sie momentan mehr Gehalt als Sie wert sind. 
Da war aber so nett sind, zahlen wir Ihnen die Differenz trotzdem, 
allerdings wird Sie Ihnen auf zukünftige Erhöhungen angerechnet."
Und dann steht da noch so Zeug wie, daß Du zur Ausführung Deiner Aufgabe 
"lediglich bekannte Lösungsmuster anwenden mußt". Stell Dir mal vor, 
dass würde jemand in ein Arbeitszeugnis schreiben!

Und dann gehst Du zum Chef und der sagt:
"Sie haben das Pech, dass Sie zum Zeitpunkt der ERA-Einführung ein so 
geringes Gehalt hatten. Bei der ERA-Einführung wurden Sie auf die 
nächste EG-Stufe abgerundet und die ist nunmal eine Techniker-Stufe. Das 
hat aber nichts mit Ihrer tatsächlich Leistung zu tun, die 
selbstverständlich ganz superdupertoll ist."

von Cyblord -. (cyblord)


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Bronco schrieb:
> Da kriegst Du zur ERA-Einführung einen Wisch wo sinngemäß drauf steht:
> "Sehr geehrter Herr Ingenieur, Ihre Arbeit entspricht nur der eines
> Technikers, daher bekommen Sie momentan mehr Gehalt als Sie wert sind.
> Da war aber so nett sind, zahlen wir Ihnen die Differenz trotzdem,
> allerdings wird Sie Ihnen auf zukünftige Erhöhungen angerechnet."
> Und dann steht da noch so Zeug wie, daß Du zur Ausführung Deiner Aufgabe
> "lediglich bekannte Lösungsmuster anwenden mußt". Stell Dir mal vor,
> dass würde jemand in ein Arbeitszeugnis schreiben!

Was ist denn nun genau deine Aufgabe, dass man dich auf eine 
Technikerstufe steckt? ERA richtet sich nunmal nach der Aufgabe, und der 
Teil mit den "bekannten Lösungsmustern" entstammt ja genau des 
Einordnungsbogens für ERA.
Da gibts auch viele Beispiele wie bestimmte Tätigkeiten eingordnet 
werden und warum.

> Und dann gehst Du zum Chef und der sagt:
> "Sie haben das Pech, dass Sie zum Zeitpunkt der ERA-Einführung ein so
> geringes Gehalt hatten. Bei der ERA-Einführung wurden Sie auf die
> nächste EG-Stufe abgerundet und die ist nunmal eine Techniker-Stufe. Das
> hat aber nichts mit Ihrer tatsächlich Leistung zu tun, die
> selbstverständlich ganz superdupertoll ist."

Hier jetzt soll das letzte Gehalt also die ERA Stufe bestimmt haben. 
Oben noch die Aufgabe.

von Bronco (Gast)


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Cyblord ---- schrieb:
> ERA richtet sich nunmal nach der Aufgabe,
Soweit die Theorie.

Die Praxis sah bei uns bei der ERA-Einführung so aus:
Aktuelles Gehalt nehmen und auf die nächst niedrigere EG-Stufe abrunden.
Dann die passende Stellenbeschreibung dazu nehmen (Software-Entwickler 1 
oder 2 oder 3 oder 4 usw.).

Erklärt wurde das so:
Durch die ERA-Einführung dürfen die Gehaltskosten für das Unternehmen 
nicht steigen. Also durften die Abteilungen niemanden hochstufen. Und 
daher ergab sich Deine Stellenbeschreibung nicht aus Deiner 
Aufgabe/Tätigkeit, sondern aus Deinen Gehalt zum Zeitpunkt der 
ERA-Einführung.

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