Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Denkblockaden bei der Arbeit überwinden


von Softwerker (Gast)


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Ich bin Mitte 40 und freiberuflicher Embedded-Entwickler.

Z.Zt. habe ich ein Problem, dass ich in der Firma nicht weiterkomme, 
schon seit etlichen Wochen.
Ich habe August 2014 beim jetzigen Projekt angefangen und zunächst einen 
guten Eindruck hinterlassen, eine Verlängerung war klar.
Die Tätigkeiten/Aufgaben haben ein paar Mal gewechselt, z.Zt. kann ich 
einfach nicht mehr, ohne dass ich einen Grund erkennen kann. Das, was 
ich machen sollte, ist an sich interessant und machbar.

Grundsätzliches ist das Verhalten nicht neu. In der Schule und Studium 
gab es immer Fächer, wo ich keine Leistung brachte oder bringen wollte.
Habe aber immer die Kurve noch gekratzt, und konnte ein positives 
Gesamtbild/Gesamtnote behalten.

In den letzten Wochen versuchte ich, das Phänomen selbst psychisch zu 
analysieren.
Procrastination ist eher unwahrscheinlich.
Eher denke ich an sowas wie AHDS. Ein Neffe leidet darunter. An sich 
intelligent, aber kommt in der Schule nicht mit. (Jetzt bekommt er 
Ritalin).

Bei den Fächern in Schule/Studium war es meistens so, dass ich entweder 
gut war und mich dann nach oben orientierte, oder gerade mitkam und mich 
dann ganz hängen ließ. Meine jetztige Situation erinnert mich an letzte 
Option.

Kennt jemand sowas? Ich habe keine Ahnung wie ich das meinen 
Projektgeber erklären kann.

von Pnopel (Gast)


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Für solche Probleme gibt es Ärzte. Hier wird dir keiner helfen, aber du 
provozierst damit nette Trollposts.

von Rick M. (rick-nrw)


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Softwerker schrieb:
> Ich bin Mitte 40 und freiberuflicher Embedded-Entwickler.
>
> Z.Zt. habe ich ein Problem, dass ich in der Firma nicht weiterkomme,
> schon seit etlichen Wochen.
> ...
> Kennt jemand sowas? Ich habe keine Ahnung wie ich das meinen
> Projektgeber erklären kann.

Ernsthaft, was erwartest Du hier für eine Antwort?

Um deinem Projektgeber das zu erklären, musst Du wissen, wo dein Problem 
liegt.

Als jahrelang erfahrener medizinischer Laien-Diagnostiker gebe ich Dir 
den ernsthaften Rat, gehe zu einem Arzt deines Vertrauens.

von Fpgakuechle K. (Gast)


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Softwerker schrieb:
> Ich bin Mitte 40 und freiberuflicher Embedded-Entwickler.

> Kennt jemand sowas? Ich habe keine Ahnung wie ich das meinen
> Projektgeber erklären kann.

Erklären löst das Problem nicht, mit Verhaltenspsychologie wie 
Selbstinstruktionstraining dagegen schon: 
https://adhs-zentrum.de/ADHS/Selbstinstruktionstraining-bei-ADHS.php

Wobei das eher nach den üblichen Motivationsproblemen, Versagensängsten 
klingt. Achtsamkeit (Mediation) ist immer ein guter Anfang,

MfG,

von Softwerker (Gast)


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> Erklären löst das Problem nicht,

Am Donnerstag hat mein Teamleiter mich schon angesprochen und konkrete 
Fragen  nach dem Status gestellt.
Da habe ich mich rumgedruckst, ich war auch wirklich ahnungslos.



Um Aufgaben zu bewältigen, habe ich mir angewöhnt, diese in kleine 
Pakete zu zerteilen, quasi zu "atomisieren", bis keine Einheit mehr ein 
Problem darstellt und sofort angegangen werden kann.

Das ist im aktuellen Fall eher schwierig, da einiges sich als 
unzerteilbarer Block darstellt.

von N. N. (clancy688)


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Softwerker schrieb:
> Eher denke ich an sowas wie AHDS. Ein Neffe leidet darunter. An sich
> intelligent, aber kommt in der Schule nicht mit. (Jetzt bekommt er
> Ritalin).

Es gibt kein ADHS-Problem. Oder zumindest nicht in dem Ausmaß. Natürlich 
gibt es einige Schüler, die daran leiden, aber bei weitem nicht die 
Zahlen, die aktuell sind. Das ist ja schon fast Volkskrankheit-Status.

Was wir haben ist ein Mangel an Disziplin, sowohl auf Schüler- wie auch 
auf Eltern-Seite. Zum Arzt zu rennen und sich Ritalin geben zu lassen 
ist für den Schüler angenehmer, als sich zusammenzureißen und für die 
Eltern angenehmer, als sich um den Sprössling zu kümmern und ihn 
ordentlich zu erziehen. Sollen's doch die Lehrer machen, und wenn die's 
nicht können gehen wir halt zum Arzt...

von Softwerker (Gast)


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> Was wir haben ist ein Mangel an Disziplin,

Ja, da ist was dran.
Wobei die Eltern immer mehr entrechtet werden.
Ich kenne einen Fall, wo eine 16-Jährige zum Jungendamt ging, dann wurde 
den Eltern das Sorgerecht genommen, Ich kannte nur die Mutter, die war 
aber sicherlich nicht unzumutbar.

Ich persönlich habe eine 13-Jährige Schulausbildung gemacht, bin ohne 
Verweise durchgekommen, Danach einen 15-Monatigen Wehrdienst, auch ohne 
sonderliche Vorkommnisse.
Ich würde mich zwar nicht als super-diszipliniert und angepasst 
bezeichnen, aber Mangel an Disziplin trifft bei mir nicht zu.

von Heinz V. (heinz_v)


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Midlife Crisis?

von Softwerker (Gast)


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Heinz V. schrieb:
> Midlife Crisis?

Yepp. Wobei ich da schon drüber bin. (midlife würde ich um 35-40 
einordnen).
Ja, man hat weniger Energie, das Erlernen neuer Sprachen, 
Build-Umgebungen, ... dauert länger.

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Softwerker,

> Die Tätigkeiten/Aufgaben haben ein paar Mal gewechselt, z.Zt. kann ich
> einfach nicht mehr, ohne dass ich einen Grund erkennen kann.
Vielleicht übersiehst Du ihn.

Dann lohnt sich die Anwendung von Qualitätsmanagementdenken auf das 
eigene Denken wie hier "embedded programming": Nimm den bekannten 
Demingkreis, den Du schon als Kind bei Deinem Kinderarzt beobachtet 
hast:

1. Ziel: Welche persönlichen Ziele willst Du mit embedded programming 
erreichen? Vielleicht Strandurlaub, davon bezahlt? Sich auch während der 
Arbeit wohlfühlen und etwas Freude haben?
Du weisst besser als jeder andere, was Du für wichtig hältst.

2. Anamnese, Aufnahme der Symptome: "Was ist nicht so, wie es sein 
sollte?", "Was läuft nicht so, wie es für die Ziele sollte?"

3. Diagnose der Ursache(n) der Symptome: "Wo sind die Arbeitsbedingungen 
nicht so, wie sie sein müssten?" "Welchen Irrtun über mich selbst 
übersehe ich?" (eine sehr trickreiche Frage!")

4. Erst nach einer klaren Diagnose können Gedanken über die Korrektur - 
oder Therapie - verantwortlich sein. Denn wer ohne Diagnose über 
Therapie spricht, der spekuliert. Hätte das bereits seine Kinderärztin 
getan, gabe es ihn wohl nicht.


Ciao
Wolfgang Horn

von Klaus (Gast)


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@ TO

Eine Situation denke ich, die man nur schwer nach ein paar Sätzen 
wirklich beurteilen kann. Jedenfalls eine Situation die mich ein Stück 
weit an mich selbst erinnert, was eine gewisse Empathie erzeugt, aber 
letztlich beurteilen kann ich Deine damit nicht wirklich. Die Ursachen 
und Denkmuster sind so unterschiedlich.

Wenn Dein primäres Problem die sinnvolle Aufspaltung in kleine Schritte 
ist und Du deswegen Motivation verlierst, dann ist es vielleicht 
sinnvoll sich im Internet Techniken anzuschauen, wie man Probleme in 
kleiner spalten kann.

Wenn ich selbst in diese Lage gerate, dann informiere ich mich 
umfassender über das technische Problem und den Vorgang und seine 
Anwendung. Ich für meinen Teil bekomme dann meist ein paar Ideen.

Die letzte Fallback-Lösung ist immer noch, einfach anzufangen. Das 
ergibt dann meist einen Punkt an dem man feststellt, dass man die Sache 
noch einmal von vorne beginnen muss, aber der Grund ist dann das man die 
Struktur besser verstanden hat.

Ein kleiner Lesetip sind die mit FreePlane 
(http://www.freeplane.org/wiki/index.php/Main_Page) mitgelieferten 
Dateien zur Problemlösung.

Das alles betrifft erstmal die rein sachliche Ebene.

--------

Das persönliche läßt sich nun wirklich schwer aus der Ferne nach ein 
paar Sätzen beurteilen.

Das beste wäre wenn Du es irgendwie schaffst festzustellen und für Dich 
zu formulieren was Du willst. Man denkt an einem Punkt im Leben immer 
wieder mal darüber nach. Aber der Gedanke selbst verliert "an Kraft" und 
muss immer wieder "genährt" werden. Z.B. in dem man sich (realistische) 
Vorstellungen davon macht, wie der Zustand, den man erstrebt, ist.
Meist entstehen solche Blockaden weil das gegenwärtige dann doch nicht 
so ist, wie man möchte und weil man eine Weile dachte mit Disziplin und 
Willen die "kleinen Nebensähclichkeiten" - ob sie nun in Deinem Inneren 
entstehen oder von Aussen kommen - zu überwinden

----

Eine Sache ist mir noch beim lesen aufgefallen. Es wäre wichtig, denke 
ich, dass Du Deinem Vorgesetzten entweder erklären kannst, dass Du im 
Moment ein sachliches Problem hast, an dem Du arbeitest (und für das Du 
im Moment keine Lösung hast) oder ein persönliches.

Ich vermute die meisten Vorgesetzten können sich zumindest eine Zeit 
lang damit abfinden, dass jemand an einem Problem arbeitet wenn er es 
zumindest grob benennen kann. Das kann dann auch die Aufteilung eines 
grossen in kleine Teile sein, mit der Du ein Problem hast. Das machen ja 
die meisten Entwickler so. Schön wäre natürlich wenn Dein Vorgesetzter 
auch Entwickler ist.

Es ist schwierig zu beurteilen, was Du meinst, wenn Du Dein Verhalten so 
beschreibst, dass Du "rumdruckst". Auch sind Vorgesetzte als Menschen ja 
wie alle anderen auch, sehr unterschiedlich. Und man weiss auch nicht 
unter welchen Druck er selbst steht. So wie ich "herumdrucksen" 
verstehe, also allgemeine Aussagen, ohne konkreten Bezug, ist es gut 
möglich, dass das nicht hinreicht.
Ganz sachlich gesehen, wird er Dein "herumdrucksen" nur eine kleine 
Weile hinnehmen und dann entweder auf etwas konkretem bestehen oder die 
Konsequenzen ziehen. Welche das sind, ist auch wieder schwer 
vorherzusagen.

von Klaus (Gast)


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Ach, noch was: Ich wünsche Dir Viel Erfolg und dass Du wieder mehr 
Freude am Leben und an der Arbeit hast.

von oszi40 (Gast)


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Softwerker schrieb:
> Ich habe keine Ahnung wie ich das meinen
> Projektgeber erklären kann.

Festgefahren und Mauer aufgebaut?
Das kenne ich von einigen Entwicklern mit Inseldasein. Deswegen ist die 
Kaffeepause mit Erfahrungsaustausch manchmal eine sehr hilfreiche 
Geschichte. Viele Wege führen nach Rom. Versuch mal einen neuen!

von Thomas D. (thomasderbastler)


Angehängte Dateien:

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Schon wieder..

von IchGlaubeEsNicht (Gast)


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@Bastler,

schönes Foto aus deinem Familienalbum!

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Thomas,

> Schon wieder..
Ja. Weil jeder, der arbeitet, in solche Probleme geraten kann.
Allerdings bezweifle ich, dass da ein Psychotherapeut die beste Wahl 
ist, aus dem Problem wieder heraus zu kommen.
Denn der hat von diesem Problem nicht viel mehr Ahnung als ein 
Astrologe.

Aber zumindest ein Astrologe wird das Problem aus seiner Sicht sehen und 
so lange verkomplizieren, bis alle beeindruckt sind und genügend 
verwirrt, damit das Problem wirklich unlösbar geworden ist.

Beste Hilfen in ähnlichen Situationen habe ich von Kollegen bekommen, 
von guten Chefs, und die beste mentale Unterstützung von der 
Herzallerliebsten und der Familie.

Aber schon in meinen letzten Jahren in der Entwicklung:
a) Kümmerten sich meine Kollegen eher um das Erreichen ihrer zu hohen 
Ziele,
b) War der Vorgesetzte eher nur auf dem Büroflur zu sehen, wie er von 
einer Besprechung zur nächsten hetzte.

Ciao
Wolfgang Horn

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