Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Strom messen per Oszi


von Max M. (mustermann77)


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Hallo,
irgendwie komme ich nicht weiter bzw. bin mir nicht sicher, ob das 
richtig ist was ich mache.
Vielleicht könnt ihr mit helfen?

Ich möchte den Strom/Energie-Verbrauch eines batterie-betriebenen 
Funk-Moduls messen um die Lebensdauer der Batterie abschätzen zu können.
Das Modul wird von einer CR2032 versorgt.
Das Stromprofil hab ich mir per Oszi an einem in Reihe-geschalteten 
Widerstand (33Ohm) angesehen.
Es handelt sich um ein nicht periodisches Signal mit deutlichen Spitzen 
(bis 20mA, RX/TX), Phasen niedriger Stromaufnahme (ca. 1mA) und 
StandBy-Verbrauch (wenige µA). Das ganze wiederholt sich in etwa jede 
1sec.
Für die Energieabschätzung wollte ich jetzt einen mittleren Strom pro 
Zeiteinheit ermitteln und mit diesem hochrechnen auf den 
Jahres-Energiebedarf.

Kann ich dazu per Oszi das Stromprofil über einen gewissen Zeitraum 
(z.B. 20sec.) aufnehmen und darüber ein Integral bilden? Ergebnis wären 
x Vs.
Ist dann der mittlere Strom I = (x Vs / 20s) / 33Ohm ?
Und die Energie pro Jahr: I* 24h* 365 = x Ah ?

Oder muss ich das aufgenommene Signal erst quadrieren, integrieren und 
wieder die Wurzel ziehen? (Diese Mathe-Funktionen kann das Oszi.)

Oder bin ich auf dem Holzweg?

Bitte um Hilfe - Danke, Max

von Andrew T. (marsufant)


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Max Mustermann schrieb:
> Kann ich dazu per Oszi das Stromprofil über einen gewissen Zeitraum
> (z.B. 20sec.) aufnehmen und darüber ein Integral bilden? Ergebnis wären
> x Vs.
> Ist dann der mittlere Strom I = (x Vs / 20s) / 33Ohm ?
> Und die Energie pro Jahr: I* 24h* 365 = x Ah ?

Sieht gut aus.

von Little B. (lil-b)


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Ich kenne das so:

das ganze dann über deinen gewünschten Zeitraum mitteln:

dann mit der spannung multiplizieren, um auf die Leistung zu kommen, und 
mit der gewünschten Zeit multiplizieren, um auf die verbrauchte Energie 
zu schließen

: Bearbeitet durch User
von Achim S. (Gast)


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"Ah" ist nicht die Einheit von "Energie pro Jahr". Aber wenn du 
abschätzen willst, ob deine Batterie ein Jahr lang hält, dann ist die 
Rechnung ok.

von Joachim B. (jar)


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Little Basdart schrieb:
> Ich kenne das so:

Um für eine Primärquelle mit mAh Angabe zu rechnen wäre nur der Strom 
wichtig, also Udiff am Shunt / R + Zeit um die (m)Ah aufzusummieren.

von Little B. (lil-b)


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Joachim B. schrieb:
> Little Basdart schrieb:
>> Ich kenne das so:
>
> Um für eine Primärquelle mit mAh Angabe zu rechnen wäre nur der Strom
> wichtig, also Udiff am Shunt / R + Zeit um die (m)Ah aufzusummieren.

Richtig.

In den obigen Ausführungen einfach V_dd weglassen, und man erhält die Ah 
über den gewünschten Zeitraum.

von Max M. (mustermann77)


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Vielen Dank für eure schnelle Antwort!

Eigentlich müsste ich den Mess-Widerstand wieder raus-rechnen, oder?
Der verfälscht mir doch den mittleren Strom.

Wenn sich z.B. ein mittlerer Strom von 0,85mA ergibt, dann wäre das der 
Strom durch Messwid.(33Ohm)  UND  Modul (3V-(33Ohm* 0,85mA)/ 0,85mA = 
3496Ohm)
Der Messwert ist also ca. 1% (33/3496) zu niedrig -> 0,858mA?

Und jetzt wird kompliziert:
Die Batterie bleibt natürlich nicht stabil bei 3V, sondern bricht 
speziell bei der Spitzenbelastung RX/TX etwas ein.
Muss ich das auch noch berücksichtigen?
Oder interessiert mich das wenig, da ich mit dem mittleren Strom x Ah 
ermittle und diese mit der Ladungsmenge der Batterie vergleiche?

Servus, Max

von Little B. (lil-b)


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Max Mustermann schrieb:
> Eigentlich müsste ich den Mess-Widerstand wieder raus-rechnen, oder?
> Der verfälscht mir doch den mittleren Strom.

Max Mustermann schrieb:
> Und jetzt wird kompliziert:
> Die Batterie bleibt natürlich nicht stabil bei 3V, sondern bricht
> speziell bei der Spitzenbelastung RX/TX etwas ein.

Das sind durchaus richtige Einwände, und du hast auch recht, dass es 
kompliziert wird.

Beachte vor allem folgendes: Du hast keinen linearen Verbraucher an der 
Batterie! (wie es ein ohmscher Widerstand wäre)
Ein Mikrocontroller hat für gewöhnlich Spannungsregler integriert, die 
diesen (in einem gewissen Rahmen) unabhängig von der Versorgungsspannung 
macht. (vgl. hierzu Pins wie z.B. "V_cap" oder wie diese auch immer 
heisen mögen)

Um es zusätzlich kompliziert zu machen, beachte auch noch folgendes:
Eine Batterie hat nicht fix eine Kapazität. Die Menge an entnehmbarer 
elektrischer Energie variiert über Temperatur und Entladestrom.

Was du tatsächlich berechnen kannst, ist eine grobe Abschätzung der 
Batterielebensdauer, mit etwas Glück auf +-20% genau

von oszi40 (Gast)


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Max Mustermann schrieb:
> Muss ich das auch noch berücksichtigen?

> deutlichen Spitzen (bis 20mA, RX/TX)

Nur wenn es dann noch funktionieren soll :-) Der Unterschied zwischen 
einem 5A-Labornetzteil und Deiner schwächlichen 220mAh Batterie ist der 
Innenwiderstand bei 2,5V. Die Batterie sackt bei niedrigem Ladezustand 
unter Last ab, das dicke Netzteil wird bei 2,5V nachregeln. 20mA Last 
sind viel für die CR2032.

von Max M. (mustermann77)


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du hast recht.
für eine grobe Abschätzung muss das reichen.

Danke für eure Hilfe

von Joachim B. (jar)


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Little Basdart schrieb:
> Max Mustermann schrieb:
>> Und jetzt wird kompliziert:
>> Die Batterie bleibt natürlich nicht stabil bei 3V, sondern bricht
>> speziell bei der Spitzenbelastung RX/TX etwas ein.
>
> Das sind durchaus richtige Einwände, und du hast auch recht, dass es
> kompliziert wird.
>
> Beachte vor allem folgendes: Du hast keinen linearen Verbraucher an der
> Batterie!

deswegen ja auch die Aufnahme und Versuch mit einer CR2032 durchführen, 
dann verhält sich der Versuch wie später die ~Wirklichkeit.

Ich würde den 33 Ohm noch so weit wie möglich reduzieren um den Einfluss 
gering zu halten, in der späteren Realität läuft es denn vermutlich 
länger und besser weil der R fehlt.

von sdg (Gast)


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Weil ich auch mit Cr2032 arbeite hier kurz meine Erfahrung:

Für eine einzige Knopfzelle sind die Spitzen von 20mA wirklich sehr 
viel, es gibt dazu nur ganz spärlich Informationen, glaube die großen 
alla Varta haben dazu was aufm Datenblatt. Die gehen eheer von Belastung 
bis 2mA aus.

Bei meinen Anwendungen werden auch zu Spitzenzeiten ca 18mA gezogen, 
allerdings habe ich deswegen 3 parallel im Einsatz, die großen 
Strombleastung führt zum Einbruch der Spannung auf unter 2 Volt und 
dadurch kann es dann zu ungewünschten Ausfällen kommen.


Prinzipiell ging es bei mir auch immer, bis die Batterien nicht mehr neu 
waren und soweiter. Alsu das ist nur zur Info, dass man das im 
Hinterkopf hat, falls Ausfälle kommen woran es liegen kann.

von Joachim B. (jar)


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sdg schrieb:
> Für eine einzige Knopfzelle sind die Spitzen von 20mA wirklich sehr
> viel, es gibt dazu nur ganz spärlich Informationen,

könnte man ja mit einem Kondi buffern, bei Elko bin ich unsicher wegen 
der Leckströme, nicht das die höher liegen als der Eigenverbrauch, aber 
wäre ja feststellbar, notfalls besseren Kondi auswählen.

Nach Recherche bleibt nur Folienkondi über......

von hauspapa (Gast)


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So schwer ist das doch nicht. Wenn Du die Sendezeit unter 1ms bringst 
und mit kräftig Keramikkondensator stüzt kommst Du auf 2 Wochen 
Dauerbetrieb.

Das kann man noch ganz real testen. 2 Stk. auf dem Schreibtisch, 2 im 
Kühlschrank, 2 in der Tiefkühltruhe. 3 verschiedene Batteriehersteller 
und gut.

Ein pragmatsicher Ansatz währe noch ob es mit einer CR2012 auch läuft. 
Wenn ja hast Du genug Reserven und über das Verhältnis der Kapazitäten 
bekommst du schon nach 5 Tagen Dauerbetrieb ein gute Aussage über die 
Funktion.

Nächsten Montag kannst Du also schon ganz real schlauer sein.

viel Erfolg
Hauspapa

von Max M. (mustermann77)


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Joachim B. schrieb:
> könnte man ja mit einem Kondi buffern, bei Elko bin ich unsicher

> Nach Recherche bleibt nur Folienkondi über......

Aktuell hab ich einen Keramik-Kond.(MLCC) 47µ 6,3V 1206 bestückt
und die Bestückoption auf einen zusätzl. 1206 oder 1210 Kond.

Das Modul soll bis 105° stabil laufen,
üblicher Temperaturbereich wird 20°...75° sein.

Wär hier ein anderer Kondensatortyp günstiger?  Tantal?
Folienkond. in der Bauform und Kapa. sind nicht bezahlbar, oder?


und an Hauspapa:
Das Modul hat ausgiebige StandBy-Zeiten.
Theoretisch komme ich aktuell auf eine Batterie-Laufzeit von 285 Tagen, 
150mAh Bat.-Kapazität angenommen.
Ziel wäre 365 Tage.
So schnell werde ich das in Realität also nicht testen können.

von sdg (Gast)


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also Li Batterien über 80° würd ich nochmal nachlesen, laut Datenblatt 
ist das glaube ich fast maximum.
Wenn sie dir anfangen abzubrennen beim Kunden / im Betrieb ist das nicht 
so prickelnd. Aber die Folgen kannst du dir ja selber ausmalen.

von Max M. (mustermann77)


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Richtig - ich hab hier ein Spezialteil von Panasonic, sollte 105° 
können.
Üblicherweise wird diese Temp. aber nicht erreicht.

von Joachim B. (jar)


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Max Mustermann schrieb:
> Aktuell hab ich einen Keramik-Kond.(MLCC) 47µ 6,3V 1206 bestückt
>
> Das Modul soll bis 105° stabil laufen,
> üblicher Temperaturbereich wird 20°...75° sein.
>
> Wär hier ein anderer Kondensatortyp günstiger?  Tantal?
> Folienkond. in der Bauform und Kapa. sind nicht bezahlbar, oder?

auch Keramik sind Blondinenlieblinge, deswegen denke ich an Folie, auch 
Keramikkondis haben rel. miese Leckströme, hat mich für Abblockkondis 
nie interessiert, die Temperaturunstabilität ist ja egal, sind ja keine 
HF Sender oder Empfänger.

Wenn man recherchiert werden den Keramik durchaus schlechte 
Isolatinonswerte bescheinigt aber in welcher Größenordnung habe ich noch 
nicht gefunden, für den "dicken" Stützkondi wird je wenig Leckstrom 
gewünscht.

von hauspapa (Gast)


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>Aktuell hab ich einen Keramik-Kond.(MLCC) 47µ 6,3V 1206

Das klingt gut. Kommt noch etwas auf die Qualität an. Um Y5U und 
Konsorten mache ich persönlich einen Bogen, X7R verbau ich gerne. Was Du 
genommen hast weis ich nicht.

>Das Modul hat ausgiebige StandBy-Zeiten.
Das hattest Du oben nicht angegeben. Ich ging davon aus, das die Werte 
vom Oszi anzunehmen sind.

>150mAh Bat.-Kapazität angenommen.
Das Datenblatt von Energizer ist ziemlich gut.
http://data.energizer.com/PDFs/cr2032.pdf

Freundlicherweise steht da drin, das wenn Du es schaffst den Sendepulse 
aus dem Kondensator zu ziehen 200mAh für dich drinliegen. Das würde sehr 
knapp für Dein Jahr reichen.

Leider steht da auch: Operating Temp: -30C to 60C
Das wird bei anderen Herstellern nicht viel anders sein und ist von 
105°C ziemlich weit weg.

Diese uA Zählerei geht ziemlich streng davon aus, das alles 
Kriechstromfrei bleibt. Keine Feuchtigkeit, keine leitfähigen Stäube 
usw. sicher das keine Betauung auftreten kann?

Kannst Du die 1mA Brocken evtl. mit Pausenzeiten versehen? Also statt 1x 
400ms/1mA lieber 20x 20ms/1mA mit definierten 50ms Pausen dazwischen? 
Dann könnte der Keramikkondensator auch diese Puffern ohne extrem gross 
zu werden. Als Folge könntest du sicher 10% mehr Kapazität nutzen.

viel Erfolg
Hauspapa

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