Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Frequenzumrichter an Asynchronmotor (Pumpe) nachrüsten -> Überwachung Motortemperatur?


von AnddnA (Gast)


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Guten Tag und Hallo an alle Mitleser!

Für meine Bachelorarbeit benötige ich eine Drosselung von bereits 
vorhandenen Kreiselpumpen. Dies soll durch Nachrüsten von 
Frequenzumrichtern an jedem Asynchronmotor geschehen. Das Problem ist, 
dass ich nicht weiß, ob die Pumpen für FUs freigegeben sind. Eine 
Nachfrage beim Hersteller (Speck Pumpe BC42/6 EPDM) ergab, dass die 
Motoren keinen Kaltleiter (PTC - Temperaturüberwachung) verbaut haben. 
Die Umrichter sind mehr oder weniger vorgegeben, also Vorzugstypen hier 
in der Firma: Sinamics G110. Diese überwachen die Motortemperatur aber 
anscheinend über die thermische Motorzeitkonstante.
Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, brauchen diese Umrichter 
keinen Temperaturfühler sondern berechnen die Motortemperatur anhand des 
Stroms, der Zeit (I²t) und der Motorzeitkonstante.

Meine Frage ist nun, welche Erfahrungen ihr beim Nachrüsten von FUs 
gemacht habt. Worauf soll ich besonders achten und wie komme ich an die 
thermische Motorzeitkonstante. Ist diese Methode der 
Temperaturüberwachung ausreichend, um den Motor bei gedrosseltem Betrieb 
und reduzierter Kühlung (selbstkühlend) sicher betreiben zu können? Mein 
Bachgefühl sagt, dass die Erwärmung stärker zurückgehen sollte als die 
Kühlung, da bei Pumpen die Belastung mit der Drehzahl zurückgeht. Die 
U/F Kennlinie werde ich natürlich quadratisch wählen um den 
Motormagnetisierungsstrom bei geringeren Drehzahlen zu reduzieren.

Ebenfalls versuche ich beim Hersteller der Pumpe genauere Infos zu 
bekommen. Trotzdem wären ein paar Expertenmeinungen sehr willkommen.

Vielen Dank für jede Antwort!

von hinz (Gast)


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Pumpenhersteller soll den Motorhersteller fragen. Falls kein Betrieb an 
FU vorgesehen ist Sinusfilter vorschalten.

Und wegen der Temperatur: das ist bestimmt ein Normmotor. Gängige FUs 
kennen deren Zeitkonstante ausreichend genau. Ansonsten kann man sie 
auch nachlesen oder beim Hersteller erfragen.

von SonicHazard (Gast)


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Die Last an Kreiselpumpen hat eine quadratische Kennlinie. Die 
Eigenkühlung mittels Lüfterrad am Motor ist aber auch nicht proportional 
zur Drehzahl. Dein "Bauchgefühl" liegt also daneben. Trotzdem sehe ich 
keine Probleme:
Das Temperaturmodell des FU`s ist üblicherweise OK.
Der Motor ist recht klein und hat daher eine große Oberfläche im 
Verhältnis zur Leistung.
Außerdem werden in der Praxis Kreiselpumpen mit 60-100% der Nenndrehzahl 
betrieben.

Ein weiter Punkt bei der Nachrüstung:
Wie sieht es mit dem Motorkabel aus? Werden geschirmte Kabel 
nachgerüstet? Ist die Leitungslänge kritisch?

von Max M. (jens2001)


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Der Motor ist wohl ein einphasen Kondensatormotor.
Der FU hat einen dreiphasigen Ausgang.
Das Thema "Einphasen-Asynchronmotor an Dimmer/FU" gabs hier schon 
öfters.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Max Mustermann schrieb:
> Der Motor ist wohl ein einphasen Kondensatormotor.

Nö. Wenn der TE den Begriff 'Asynchronmotor' korrekt benutzt, ist das 
ein echter Drehstrommotor:
AnddnA schrieb:
> Dies soll durch Nachrüsten von
> Frequenzumrichtern an jedem Asynchronmotor geschehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Drehstrom-Asynchronmaschine

Und das geht dann ohne Probleme, wenn die Motoren hinreichend 
isolationsfest sind.

von hinz (Gast)


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Matthias Sch. schrieb:
> Und das geht dann ohne Probleme, wenn die Motoren hinreichend
> isolationsfest sind.

Oder man schaltet halt einen Sinusfilter vor den Motor.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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hinz schrieb:
> Oder man schaltet halt einen Sinusfilter vor den Motor.

So isses. Ich wollte nur noch mal den Begriff 'Isolationsfestigkeit' in 
die Menge werfen, dann weiss der TE, was er die Hersteller fragen muss.

Allerdings habe ich hier auch Motoren aus den 60er Jahren, die überhaupt 
keine Probleme im FU Betrieb haben, obwohl der Hersteller vermutlich 
nicht mal den Begriff PWM kannte.
Entweder haben die Jungs damals überdimensioniert, oder die Motoren sind 
sowieso auf Überschläge geprüft und sicher.

von Harald W. (wilhelms)


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Matthias Sch. schrieb:

> Allerdings habe ich hier auch Motoren aus den 60er Jahren, die überhaupt
> keine Probleme im FU Betrieb haben,

Ja, damals wurde der Lack noch per Hand auf den Lackdraht gepinselt.
:-)

von Klaus (Gast)


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Matthias Sch. schrieb:
> Allerdings habe ich hier auch Motoren aus den 60er Jahren, die überhaupt
> keine Probleme im FU Betrieb haben, obwohl der Hersteller vermutlich
> nicht mal den Begriff PWM kannte.

Auch mit neueren billigsten Motoren (wohl aus China) geht das 
problemlos. Einen Filter benutze ich für Kaffee.

MfG Klaus

von hinz (Gast)


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Klaus schrieb:
> Matthias Sch. schrieb:
>> Allerdings habe ich hier auch Motoren aus den 60er Jahren, die überhaupt
>> keine Probleme im FU Betrieb haben, obwohl der Hersteller vermutlich
>> nicht mal den Begriff PWM kannte.
>
> Auch mit neueren billigsten Motoren (wohl aus China) geht das
> problemlos. Einen Filter benutze ich für Kaffee.

Und Bremsleitungen kann man bestens mit Leukoplast reparieren.

von Klaus (Gast)


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hinz schrieb:
> Und Bremsleitungen kann man bestens mit Leukoplast reparieren.

Nee, da brauchts schon Panzerband, oder besser ne Gipsbinde, wie beim 
Auspuf.

MfG Klaus

von motori (Gast)


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Klaus schrieb:
> geht das > problemlos.

Das es funktioniert steht ausser Frage, nur wie lange? Eine 
überbenspruchte Isolation versagt in diesem Fall nicht sofort, das ist 
ein schleichender Vorgang (Teilentladungen, Spannungsspitzen).
Daher gibt ein "guter" Hersteller eine f/U Eingnung an.

von Klaus (Gast)


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motori schrieb:
> Das es funktioniert steht ausser Frage, nur wie lange?

Wahrscheinlich länger als die Lager halten. Alles nur Schisser hier?

MfG Klaus

von motori (Gast)


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Industrieller Standard und Bastler-Technik hat Unterschiede.

von AnddnA (Gast)


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Vielen Dank für die Antworten!

Es handelt sich tatsächlich um einen dreiphasen Drehstrommotor, welcher 
über ein Schütz angesteuert wird. Die Pumpen wurden bei der Entwicklung 
der Anlage überdimensioniert, da man noch keine Erfahrungswerte hatte. 
Nun hat sich herausgestellt, dass diese einfach zu stark sind und es dem 
Prozess sogar schadet.
Ich werde beim Hersteller mal weiter nachhaken und versuchen an die 
Zeitkonstante zu kommen. Zur Zeit sind wohl ungeschirmte Kabel zu den 
Pumpen verlegt. Das sollte doch kein Problem darstellen, wenn ich den 
Sinusfilter (reicht da keine Motordrossel aus?) direkt am FU-Ausgang 
anschließen lasse?

Ich nehme an, dass der Sinusfilter Probleme mit der Isolierung, der EMV 
und kapazitiven Ableitströmen über das Motorgehäuse minimiert?

Wie finde ich heraus, ob es sich um einen Normmotor handelt? Auf dem 
Typenschilt konnte ich folgendes ablesen:

 Speck Pumpen Badu 3~Mot 313901
 AF63/2C-7 /0606 226889001X
 Y"Dreieck" 400/230V 1,25A/2,15A
 P1=0,66kW
 P2=0,45kW
 VDE Y"Dreieck" 380-420/220-240V 1,25A/2,15A
 cos phi 0,80 50Hz 2830/min
 Th.CL155(F) IP X4 EN60034


Ich nehme an, dass die EN60034 mehr über den Motor zu finden ist, falls 
mir der Hersteller nicht weiterhelfen kann?

Zur Zeit werden die Pumpen im 90-100sec Rhythmus ein und ausgeschaltet 
(dieser Takt soll um ca. 15sec reduziert werden). Das sollte mit der 
Ansteuerung durch einen FU dem Motor und dem FU doch keine Probleme 
bereiten? Kann ich bis auf die regelmäßigen höheren Anlaufströme des 
Motors mit weiteren Probleme durch dieses regelmäßige Ein- und 
Ausschalten rechnen? Evtl. wird die Gleichstombremsung des FU benutzt, 
um die Pumpe schneller zum Stehen zu bringen, was sicher eine höhere 
Erwärmung des Motor zur Folge hat, nehme ich an?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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AnddnA schrieb:
> die EN60034 mehr über den Motor zu finden ist

Leider nicht für die Isolationsfestigkeit, EN60034 beschreibt nur die 
Energieklassen und geforderte Wirkungsgrade für Elektromotoren. X4 steht 
übrigens für sprühwasserfest.

Meine Erfahrung mit Speck-Pumpen Motoren ist aber sehr positiv, die 
Motoren übertreffen alle Isolationsforderungen, die ein FU an sie 
stellen kann. Das Problem ohne Sinusfilter am Ausgang des FU ist ja auch 
nur, das Spitzen bis zur Zwischenkreisspannung auftreten, die 
normalerweise durch die Induktivität der Motorwicklungen gemittelt und 
geglättet werden.

Das sollte bei einem Qualitätsmotor nie das Problem sein, ich würde 
höchstens bei einem Motor aus Shangzen, PRC für 5$ inkl. Versand etwas 
vorsichtiger sein :-P

AnddnA schrieb:
> Evtl. wird die Gleichstombremsung des FU benutzt,
> um die Pumpe schneller zum Stehen zu bringen, was sicher eine höhere
> Erwärmung des Motor zur Folge hat, nehme ich an?

So ist es. Wenn die Pumpe nicht durch das Medium gekühlt wird, würde ich 
auf die Bremsung verzichten und stattdessen die Anfahr- und 
Abregelrampen des FU benutzen - alle modernen FU besitzen dafür die 
entsprechenden Regler.

: Bearbeitet durch User
von AnddnA (Gast)


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Mittlerweile bin ich etwas weiter mit meinen Erkenntnissen.
Es handelt sich wohl um einen Normmotor: AF 63/2C-7. Ich habe eine 
Tabelle zu den verschiedenen Motortypen gefunden, konnte AF 63/2C-7 aber 
nicht entschlüsseln. Hat da jemand einen Tipp?
Und gibt es eine Norm oder Vergleichbares, wo steht, ab wann eine 
Zwangsbelüftung notwendig ist? Der Motor scheint nach IC411 gekühlt zu 
sein. Ist ein Umrüsten solcher Motoren auf eine Fremdbelüftung möglich?

https://cache.industry.siemens.com/dl/files/059/36636059/att_108886/v1/un04-t05-de.pdf 
Auf Seite 8 ist eigentlich genau was ich brauche?

Oder bleibt mir am Schluss nur eine Messung der Motortemperatur mit 
einem echten Versuchsaufbau übrig? Wenn ich Glück habe, könnte ich an 
der Hochschule die Verluste im Motor bei verschiedenen Drehzahlen und 
Drehmomenten bestimmen. Das Betriebsverhalten der Pumpe müsste an dem 
Teststand auch messbar sein.
Ich kann davon ausgehen, dass sich die Fördermenge des Lüfters linear 
zur Drehzahl verhält. Kann ich dann davon ausgehen, dass sich die 
Wärmeabgabe des Motors linear zur Fördermenge der Luft verhält? 
Abgesehen davon, dass bei keiner Fördermenge von Luft der Motor trotzdem 
Wärme an die Umgebung abgeben kann.

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