Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Kündigen für Studium? Wie am Besten angehen?


von Kai-Uwe (Gast)


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Hi.

Ich habe bei einer Firma angefangen.
Diese Firma hat mich vor kurzem vom Personaldienstleister abgeworben, 
und mit mir einen eigenen Arbeitsvertrag gemacht.

In diesem Arbeitsvertrag ist eine Probezeit vereinbart.

Ich bin mit der Firma eigentlich recht zufrieden, es ist von den 
Tätigkeiten her auch die Beste Arbeitsstelle, die ich in meinem Leben 
bisher hatte.

Laut Vertrag bin ich offiziell als Monteur und Servicetechniker da.
Aber ich arbeite auch viel als Konstukteur / Entwickler. Meine 
eigentlichen Aufgaben (Montage / Servicetechniker) sind dafür 
zurückgefahren worden, ich mache also beide Tätigkeiten, je nach Bedarf 
mit unterschiedlichem Zeitanteil.

Für eine Stelle als Monteur/Servicetechniker ist die Bezahlung so, dass 
es grade noch so akzeptabel ist. (Untere persönliche Schmerzgrenze)

Als Konstukteur / Entwickler wäre ich unterbezahlt. Aber ich habe auch 
kein abgeschlossenes Studium. Da ich persönlich die Tätigkeit aber der 
Tätigkeit als Monteur/Servicetechniker vorziehe, mache ich das gerne und 
schaue nicht aufs Geld.

Allerdings ist mein Terminplan übervoll, und ich mache massiv 
Überstunden. Gerade wenn man 2 Aufgaben im Unternehmen hat, bleibt das 
nicht aus.

Aber ich toleriere das alles, da ich gerne Konsturkteur sein möchte, ich 
rede in der Firma auch lieber nicht drüber, sonst nehmen sie mir die 
Konstrukteursaufgaben womöglich schnell wieder weg. (Offiziell bin ich 
ja eben als Monteuer angestellt)


Nun ist es so, dass ich dieses Jahr im Sommer die Möglichkeit habe, mein 
Studium zu beginnen. In Rücksprache mit der Hochschule werde ich 
wahrscheinlich angenommen, ein entsprechender Bescheid geht bald zu.

Es ist aus Altersgründen und finanziellen Gründen die letzte Chance, an 
meinem beruflichen Stand noch etwas nach oben hin zu verbessern, durch 
das Studium. Und anschließend irgendwo ganz offiziell Konstrukteur 
werden.

Wenn ich es nicht mache, bleibt nur noch die Möglichkeit, den 
Betriebsinternen Weg zu gehen, und durch entsprechendes Handeln und 
Steuern mittelfristig zum Vollzeit-Konstrukteur zu werden. (Bei 
Konstrukteursaufgaben also wahnsinnig ins Zeug legen, damit ich immer 
mehr in dieser Reichtung eingesetzt werde und schließlich diese Aufgabe 
Vollzeit habe)


Mir persönlich wäre es aber lieber, das Studium zu machen. Wer weiß, wie 
das bei der Firma auf Dauer weiter geht. Nicht dass ich mich irgendwann 
doch wieder als Handwerker auf einer Baustelle wieder finde.


Mir gehts beim Studium noch nicht mal um die zukünftigen 
Gehaltsaussichten, sondern um das persönliche Interesse.

Und darum, die Chance, jemals in meinem Leben wieder als Handwerker auf 
dem Bau zu landen, so gering wie irgendwie möglich zu machen.

Allerdings habe ich ein schlechtes Gewissen.

Die Firma hat eine satte Ablösesumme an die Zeitarbeitsfirma bezahlt.
Wenn ich nun wieder kündige, im Rahmen der Probezeit, haben sie das Geld 
bezahlt und ich war dann gar nicht lange da.

Außerdem weiß ich nicht was ich machen soll.

Soll ich einfach im Rahmen der Probezeit kündigen, so dass ich zum 
Studienbeginn dann "Frei" bin?

Oder soll ich, sobald der Zulassungsbescheid da ist, sofort das Gespräch 
suchen?
Vielleicht kann man da ja noch irgendwie auf Aufhilfsbasis weiter 
arbeiten, das Geld könnte ich im Studium gut gebrauchen. Und lieber 
"Berufsnah" als Aushilfe arbeiten, als z.B. irgendwo in der Gastronomie.


Beste Grüße

von Kai-Uwe (Gast)


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Nein, die Idee habe ich schon über 1,5 Jahre.

Beim ersten Versuch letztes Jahr wurde ich nicht angenommen, auch die 
Finanzierung des Lebensunterhaltes war noch nicht geklärt.

Dann habe ich es in einer anderen Stadt nochmal versucht. Ob es was 
wird, wusste ich aber bislang noch nicht.

Mittlerweile habe ich eine fernmündliche Rückmeldung, dass es 
wahrscheinlich klappt. Einen schriftlichen Zulassungsbescheid habe ich 
aber noch nicht.

Ich habe aber dann die Stelle angenommen, da ich noch nicht wusste, ob 
das mit dem Studium in meinem Leben noch klappt. Es ist wirklich absolut 
Last-Minute. Wenns dieses Jahr nix werden würde, ist das Thema final 
erledigt.

Sobald der Zulassungsbescheid da ist, und auch das Bafög in trockenen 
Tüchern ist, kann ich das Gespräch mit der Firma suchen.
Oder ich kündige dann einfach im Rahmen der Probezeit, und zwar so, dass 
es terminlich mit dem Studium dann passt.

Die Arbeitsstelle ist für mich "Option Nummer 2", bzw die 
Rückfalloption.
Für mich war das auch schon von Anfang an so gewesen. Aber ich habs 
denen nicht unbedingt auf die Nase gebunden, da ich die Stelle erst mal 
haben wollte, und das Übernahmeangebot nicht ausschlagen wollte.

Außerdem hatte ich da auch schon einige "Kontrukteuersaufgaben".

Die Stelle ist auf meinem bisherigen Berufsstand (Abgeschlossene 
Berufsausbildung/ Lehre) bezogen, schon ziemlich gut. Von der Tätigkeit 
her schon ziemlich das obere Ende, was aus Basis einer Lehre (ohne 
spezielle Weiterbildungen, staatl. gepr. techniker oder bachelor) 
erreichbar ist.
Den Anteil der Montageaufgaben bekomme ich über die Zeit gesehen 
hoffentlich auch noch weiter reduziert.

Also habe ich die Stelle erstmal genommen, um wenigstens das sicher zu 
haben.

von Online (Gast)


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Hast du vielleicht die Möglichkeit online/Fernstudium neben deiner 
Arbeit zu machen?

von Christian B. (casandro)


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Geh zu Deinem Arbeitgeber, erkläre ihm die Lage, vielleicht gibts ja 
sogar einen Kompromiss der für beide besser ist.

Es gibt ja vielleicht auch die Möglichkeit in der vorlesungsfreien Zeit 
etwas für das Unternehmen zu arbeiten. Außerdem bist Du im Studium ja 
erreichbar falls Deine Kollegen Fragen zu Deiner Arbeit haben, usw.

Ich würde da einfach offen damit umgehen. Ein Mitarbeiter der studieren 
möchte ist ja eigentlich keine schlechte Sache. Du willst Dich 
weiterentwickeln.

von F. F. (foldi)


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ddd dddd schrieb im Beitrag #4134469:
> Und das du studieren willst fällt dir erst jetzt ein?
> Schon ziemlich assig. Im Zweifel würde ich mich für Studium entscheiden,
> aber die feine englische ist das wirklich nicht..

Das ist Blödsinn im Quadrat. Meinst du die Firmen geben etwas drauf? Sie 
haben ihn von der Zeitarbeitsfirma abgeworben (oder eher wie ein Sklaven 
gekauft; für mich sind das sowieso alles Sklavenhändler) weil sie ihn 
für billig Geld bekommen, im Vergleich zu einem anderen. Jetzt macht er 
eine höherwertige Tätigkeit für den tieferen Lohn. Ist das die "feine 
englische Art"? Die Firmen dürfen mit dir umspringen wie sie wollen und 
du musst loyal sein?
Wo lebst du?

@TO
Studiere in jedem Fall!!!
Ich habe das oft in Firmen gesehen, dass gute Leute später durch Leute 
mit Studium ersetzt wurden. Und so hast du nicht nur bei denen die 
Möglichkeit, sondern auch anderswo.
Mein Rat, wenn du das mit der Hochschule klar hast und das absolut 
sicher ist, gehe auf deine Firma zu, sag ihnen was Sache ist und frag, 
ob du Aushilfsweise als Konstrukteur weiter arbeiten kannst.
Wenn die nicht blöd sind, dann machen die das gern, denn sie haben die 
ja nicht ohne Grund "gekauft".
Aber in aller erster Regel gilt, mache immer das bessere Geschäft. Du 
hast nur diese eine Haut und die verkaufe so teuer wie möglich.

von Kai-Uwe (Gast)


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Hi.

Die Firma hat irgendwann mal als "Hinterhofkrauter" angefangen. Zu der 
Zeit interessierten sie sich nicht für irgendwelche Papiere, sondern nur 
dafür, ob man es drauf hat. Da wurden z.B. auch Leitungspositionen und 
Konstrukteursposten oder die Programmiererstelle an einfache Gesellen 
oder gar "Quereinsteiger" vergeben.

Mittlerweile fangen die auch mit Werkstudenten, gefördertes Studium o.ä. 
an. Da nehmen die aber nur ganz junge Leute direkt von der Schule, die 
noch gut formbar und Flexibel sind.
Ich selbst bin für ein "Gefördertes Studium" der Firma schon zu alt, bzw 
passe nicht ins Kozept.

Ich hab zwar defacto einen Konstruktuersposten. Aber nur inoffiziell, 
denn im Vertrag steht was anders und ich mache ja beide Tätigkeiten in 
wechselden Zeitanteilen.
Wie sicher mir das auf Dauer ist, weiß ich aber nicht.

Wenn die selbst hochgezüchteten Studenten fertig sind, kann es durchaus 
sein, dass ich wieder aus der Konstruktion abgezogen werde und mich als 
Handwerker in der Firma wieder finde. Denn man braucht dann ja wieder 
einen "freien Stuhl" in der Konstruktion.

Als Handwerker mag ich aber definitiv nicht bis zur Rente arbeiten. Also 
bleibt mir gar nichts anders übrig, als eigenständig zu studieren.

von deathfun (Gast)


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Wenn du die Zusagen in Händen hältst, entweder:

- Fernstudium (geht neben der Arbeit)
- Fristgerecht Kündigen (nicht Nett aber „Thats life“)
- Teilzeitarbeit anbieten (nicht unüblich)
- Arbeit in den Semesterferien anbieten (nicht unüblich)
- Mit dem Personaler über einen wiedereinstig nach dem Studium reden 
(bedingt)

Dir muss aber klar sein das du als nicht als Konstrukteur angestellt 
bist. Ob du je mehr als einen Hilfs Job in dieser Richtung machen wirst 
ist unklar. Wenn du dort bleiben willst (egal ob vor, während oder nach 
dem Studium) solltest du mit diesem Gedanken im Kopf entscheiden. Es 
kann jederzeit ein „richtiger“ Konstrukteur eingestellt werden.
Auch schreibst du das du in beiden Jobs eigentlich unterbezahlt bist, 
dass aber in Kauf nimmst weil du rumkonstruiren willst – sicher das 
dieser Weg der Richtige ist (was nur du und nicht wir entscheiden 
können/sollten)?

Als kleine Zusatz Info: Dein Chef stellt lieber einen Konstrukteur neu 
ein als einen neunen Monteur zu suchen. Letztere sind wegen der vielen 
rumgurkerei sowie der am liebsten schlechten Bezahlung meist schwer zu 
finden. Hat man mal einen fähigen „Idioten“ gefunden der unterbezahlt 
für einen quer durch Deutschland/die Welt reist werden die den Teufel 
tun und den ins Büro packen.

von genervt (Gast)


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Kai-Uwe schrieb:
> Ich selbst bin für ein "Gefördertes Studium" der Firma schon zu alt, bzw
> passe nicht ins Kozept.

Meine Güte!

Kündige ganz einfach - du hast einen Vertrag mit einer entsprechenden 
Kündigungsklausel!

Probezeit ist nicht nur für die Firma da!

von operator (Gast)


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Im moment bist du froh, dass du für eine höhere Aufgabe unterbezahlt 
arbeiten darfst.
Da verstehe ich das Problem nicht ganz, wenn man wechseln möchte. Vor 
allem nicht für ein Studium. Wenn du dich mit dem Chef gut verstehst 
würde ich offen damit umgehen und ihm die Situation erklären, wenn 
nicht, dann hast du nicht viel zu verlieren.

von Stefan D. (reverse)


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Mein Tipp, studiere aber nur mit einer Arbeit nebenbei, also entweder 
Teilzeit (beim alten oder neuen Arbeitgeber) oder (bezahlter) 
Werkstudent in einer ähnlichen Richtung in der du studierst. Während 
deiner Zeit im Studium hüpf zu anderen Firmen um mehr Erfahrung zu 
sammeln und um Kontakte zu knüpfen, die nach deinem Studium sehr 
wertvoll sein können.

Dein Problem ist wahrscheinlich das die obige Firma deine erste ist und 
du noch eine Art "Bindung " zu Ihr hast. Vor der Kündigung hat man ein 
schlechtes Gefühl, danach lässt es aber nach und du wirst dich freuen 
was Neues machen zu können.

Ach und erst Bescheid sagen, wenn du dein Studiumsplatz schriftlich 
hasst. Mündlich ist wertlos!

Viel Erfolg

: Bearbeitet durch User
von Joachim B. (jar)


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Christian Berger schrieb:
> Geh zu Deinem Arbeitgeber, erkläre ihm die Lage, vielleicht gibts ja
> sogar einen Kompromiss der für beide besser ist.

genau so (habe ich auch gemacht und weitergearbeitet, in den 
Semesterferien oder am WE)

von Kai-Uwe (Gast)


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Hi.

Ich komme immer mehr zu der Entscheidung, das Studium auch anzutreten, 
wenn ich angenommen werde. Ist zwar schade für die Firma, aber das ist 
eben unternehmerisches Risiko, dass die Leute wieder abwandern.

Ich bin aber immer noch hin und her gerissen, ob ich frühzeitig offen 
damit umgehe in der Firma, oder ob ich so lange wie möglich nichts sage 
und erst dann die Katze aus dem Sack lasse, wenn es wirklich soweit ist. 
(Also 4 Wochen vor Studienbeginn und somit die fristgerechte Kündigung 
ansteht)

von wendelsberg (Gast)


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Kai-Uwe schrieb:
> Ich bin aber immer noch hin und her gerissen, ob ich frühzeitig offen
> damit umgehe in der Firma,

Ueberlege Dir, was die Nachteile dabei waeren.
Ich sehe keine.

wendelsberg

von Seano L. (Gast)


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Also wenn die schon solche dualen Studenten haben, dann mach das doch 
auch dort. "Zu alt", hat dir das dort jemand gesagt oder sind das 
Vermutungen?

Das wäre das Beste für alle Beteiligten. Du kennst den Laden, kannst 
praktisch schon voll mitarbeiten, als "Dualer" bist du ein viel 
billigerer Posten für die Firma, die wären blöd wenn sie das nicht 
anbieten würden.

Ansonsten kündigen wenn schriftliche Zusage fürs Studium vorliegt und 
vorher mit dem Arbeitgeber darüber reden was man vorhat und evt. in der 
freien Zeit dort arbeiten kann.  Wenn das nicht möglich ist, dann kannst 
du alle Zelte dort abbrechen und dir schleunigst was anderes suchen wo 
du neben dem Studium arbeiten kannst. Der Zirkus mit Bafög,... wird dir 
nämlich schnell auf die Eier gehen, mit einem sicheren Nebenjob lässt 
sich nämlich viel entspannter studieren.

von Stefan (Gast)


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Ich kann mir vorstellen, daß es auch für Deinen Arbeitgeber attraktiv 
ist, daß Du studierst und nebenbei noch für die Firma arbeitest. Ggf. 
mit der Option, Dich nach dem Studium in der Konstruktion oder 
Entwicklung einzustellen. Deine Firma hat gezeigt, daß sie Dich gut 
findet (Ablöse an Dienstleister), offensichtlich schätzen sie Deine 
Arbeit. Wenn Dein Chef nicht auf den Kopf gefallen ist, wird er 
versuchen, Dich über das Studium hinaus zu halten und später einen sehr 
guten Mitarbeiter wiederzugewinnen.

Zum Thema studieren:
Ich kenne einige Leute, die nicht studiert bzw. abgebrochen haben und 
die eine Karriere in einer Firma gemacht haben. Aber alle haben das 
Problem, daß sie an diese Firma gebunden sind. Außerhalb kennt niemand 
ihre Qualifikation. Und das macht ihre Verhandlungsposition auch 
innerhalb der Firma schwierig. Geht die Firma pleite / der gute Chef 
wechselt / Du hast einen Umzug vor wegen Freundin am anderen Ende der 
Welt, dann wird es ohne gute Ausbildung schwierig.

Good luck,
Stefan

von wollmilchsau (Gast)


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Kai-Uwe schrieb:
> Nun ist es so, dass ich dieses Jahr im Sommer die Möglichkeit habe, mein
> Studium zu beginnen.

Gehst du denn davon aus, so gut zu sein, das du das Studium mit
einem guten Abschluss packst? Die Abbrecherquote liegt aktuelle
so bei 30% und statistisch ist die Wunschjobtrefferquote sogar
nur bei 25%. Außerdem ist nicht sicher wie dann die Wirtschaftslage
aussieht. Spätstudierende haben es dann noch schwerer am Arbeitsmarkt.

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