Forum: HF, Funk und Felder Wie tief geht Feld bei Reflexionsmessung?


von Scaramouche (Gast)


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Hallo,

wenn ich eine Reflexionsmessung mittels Koaxialkabel an einem Material 
durchführe, wie tief geht das Feld dann in das Material? Wenn ich z.B. 
ein Material habe, das aus mehreren Schichten aufgebaut ist, woher weiß 
ich dann, ob die unteren Schichten auch noch Einfluss haben oder nicht?

Kann man das irgendwie simulieren, berechnen oder messen?

von U. B. (Gast)


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Auch, wenn n1, n2, n3 dasselbe ε(r) hätten, wie das Dielektrikum im 
Kabel, müsste man das wohl numerisch rechnen, Finite-Elemente-Methode.
Es sei denn, sowas lässt sich einer Formelsammlung entnehmen.
(Wenn nicht Totalreflexion gegeben ist, ist die Eindringtiefe 
theoretisch unendlich.)

von Reinier Z. (mcnetuser)


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U. B. schrieb:

> Auch, wenn n1, n2, n3 dasselbe ε(r) hätten, wie das
> Dielektrikum im Kabel, müsste man das wohl numerisch
> rechnen, Finite-Elemente-Methode.

Glaube ich gar nicht mal. Das Problem ist rotationssymmetrisch;
viele solche Konfigurationen hat irgendwer schon mal analytisch
durchgerchnet. (Nein, ich kann das nicht rechnen...)

> Es sei denn, sowas lässt sich einer Formelsammlung entnehmen.
> (Wenn nicht Totalreflexion gegeben ist, ist die Eindringtiefe
> theoretisch unendlich.)

Naja... wenn der Abstand ein Mehrfaches des Durchmessers ist,
wird sich sehr wenig ändern.

von Bodo (Gast)


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Hallo,

wenn jemand eine Formel dazu findet wäre das super, würde mich auch 
interesseren.
Rein prinzipiell würde ich schätzen, dass die Eindringtiefe vor Allem 
von der Leitfähigkeit abhängt. Damit bestimmt sie auch maßgeblich die 
Reflexion.
Die dielektrische Konstante ε(r) bestimmt zunächst nur das 
Feldverhältnis am Koax-n1 Übergang und sollte nur schwach die 
Eindringtiefe beeinflussen.
Sicherlich gibt es auch eine starke Frequenzabhängigkeit.

Reinier Z. schrieb:
> Naja... wenn der Abstand ein Mehrfaches des Durchmessers ist,
> wird sich sehr wenig ändern.

Wie ist denn das Verhältnis von Schichtdicke und Koax-Durchmesser? Wenn 
es extrem klein oder groß ist, kann man in der Berechnung sicher etwas 
vereinfachen.

BG Bodo

von asd (Gast)


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Gibt es jede Menge Paper zu, mal bei Google Scholar suchen.

von asd (Gast)


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Simulieren geht auf jeden Fall: CST, HFSS oder jeder andere 3D solver.
Rechnen sollte auch gehen, oben wurde ja schon der rotationssymetrische 
Ansatz genannt.
messen ist eher schwer, ausser Du hast viele Samples in 
unterschiedlichen Dicken und kannst dann checken ab wann sich an den 
Messwerten nichts mehr tut.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Was soll den gemessen werden ? Je nach dem gibt es einen optimalen 
Aufbau. Ich hab das bisher noch nicht so gesehen, das Koaxkabel stumpf 
auf eine Oberflaeche zu halten. Dabei wuerde ich erwarten die 
Oberflaeche des Koax muesste reproduzierbar plan sein. Und der Schirm 
auch. Was nicht einfach so gegeben ist.

von Markus (Gast)


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Jetzt Nicht schrieb:
> Ich hab das bisher noch nicht so gesehen

Vom Prinzip her werden derartige Reflexionsmessungen z.B. zur Messung 
der Permittivitätszahl benutzt.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Koennte theoretisch sogar funktionieren. Natuerlich nicht mit einem 
RG58, das mit dem Seitenschneider abgeknipst wurde. Mit einem Semirigid 
schon eher.
Gibt es ein Bild von so einem Aufbau? Von welchem Frequenzbereich reden 
wir ?

Eine Richtungsabhaengigkeit ist dann aber auch weg. Ich wuerd das eher 
mit einer Stripline messen wollen. Dann koennte man 
Richtungsinformationen bestimmen.

von Scaramouche (Gast)


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Wow, endlich einmal vernünftige Antworten, mit denen man etwas anfangen 
kann und nicht nur nutzloses Gequatsche von Besserwissern! Vielen Dank 
dafür schon einmal!

Bodo schrieb:
> Wie ist denn das Verhältnis von Schichtdicke und Koax-Durchmesser?

Schichtdicke: ca. 2cm
Koax-Durchmesser: ca. 0,5cm

Jetzt Nicht schrieb:
> Frequenzbereich reden wir ?

ca. 500kHz bis 100MHz

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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"Eindringtiefe" ist üblicherweise die Tiefe, in der das Feld (Spannung, 
oder Leistung?) auf 1/e oder ca. 37% abgefallen ist. Das ist vor allem 
von der Frequenz abhängig, je höher desto kleiner die Eindringtiefe.

von Reinier Z. (mcnetuser)


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Christoph Kessler (db1uq) schrieb:

> "Eindringtiefe" ist üblicherweise die Tiefe, in der
> das Feld (Spannung, oder Leistung?)

Der Strom.

> auf 1/e oder ca. 37% abgefallen ist. Das ist vor allem
> von der Frequenz abhängig, je höher desto kleiner die
> Eindringtiefe.

Und von der Leitfähigeit. In Kupfer ist die Eindringtiefe
bei 500kHz ungefähr 0.1mm.

von Scaramouche (Gast)


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Reinier Z. schrieb:
> Und von der Leitfähigeit. In Kupfer ist die Eindringtiefe
> bei 500kHz ungefähr 0.1mm.

Hmm... und wie kommst du jetzt darauf? Die Frequenz und Leitfähigkeit 
der verschiedenen Materialschichten kenne ich ja. Wenn du mir verrätst 
wie du auf die 0,1mm kommst, kann ich das bei mir vielleicht genauso 
machen.

von mse2 (Gast)


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von mse2 (Gast)


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... das hilft aber nur bei leitfähigen Werkstoffen, bei Dielektrika 
nicht.

von mse2 (Gast)


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Christoph Kessler (db1uq) schrieb:
> "Eindringtiefe" ist üblicherweise die Tiefe, in der das Feld
> (Spannung,
> oder Leistung?) auf 1/e oder ca. 37% abgefallen ist. Das ist vor allem
> von der Frequenz abhängig, je höher desto kleiner die Eindringtiefe.
Äh, Moment! Was reden wir hier alle? Eindringtiefe sagt, wie tief der 
Strom eindringt (sprich: bis zu welcher Tiefe im Leiter strom fließt. 
Nicht, wie tief ein Feld irgendwo eindringt, oder!?

von Pandur S. (jetztnicht)


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Doch natuerlich. Denn sonst haette man schliesslich Strom und kein Feld 
mehr, oder umgekehrt.
Bei Dielektrika ist es in der Tat anders. Da wuerd ich die Simulation 
anwerfen, auch wenn ich mir schon vorstellen kann wie's geht.

: Bearbeitet durch User
von Scaramouche (Gast)


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Wir reden hier übrigens von biologischen Materialien...

von Reinier Z. (mcnetuser)


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Scaramouche schrieb:

> Reinier Z. schrieb:
>> Und von der Leitfähigeit. In Kupfer ist die Eindringtiefe
>> bei 500kHz ungefähr 0.1mm.
>
> Hmm... und wie kommst du jetzt darauf?

Faustformel. :)

Ich habe mir gemerkt, dass die Eindringtiefe in Kupfer bei
Netzfrequenz (50Hz) UNGEFÄHR 1cm ist.
Außerdem habe ich mir gemerkt, dass die Eindringtiefe mit
der Wurzel aus der Frequenz fällt: 100fache Frequenz bedeutet
1/10 der Eindringtiefe.

> Die Frequenz und Leitfähigkeit der verschiedenen
> Materialschichten kenne ich ja. Wenn du mir verrätst wie du auf
> die 0,1mm kommst, kann ich das bei mir vielleicht genauso machen.

Ja, im Prinzip kannst Du das machen. Stichwort ist "Skineffekt";
dort findest Du die passenden Formeln.

Aber Vorsicht: Du schreibst weiter unten, es handele sich um
biologisches Material. Falls die elektrische Leitfähigkeit von
der Frequenz abhängt, musst Du das natürlich berücksichtigen.

von Reinier Z. (mcnetuser)


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mse2 schrieb:

> Christoph Kessler (db1uq) schrieb:
>> "Eindringtiefe" ist üblicherweise die Tiefe, in der das Feld
>> (Spannung, oder Leistung?) auf 1/e oder ca. 37% abgefallen
>> ist. Das ist vor allem von der Frequenz abhängig, je höher
>> desto kleiner die Eindringtiefe.
>
> Äh, Moment! Was reden wir hier alle? Eindringtiefe sagt, wie
> tief der Strom eindringt (sprich: bis zu welcher Tiefe im
> Leiter strom fließt. Nicht, wie tief ein Feld irgendwo eindringt,
> oder!?

Wenn frei bewegliche Ladungsträger vorhanden sind - was die
Voraussetzung für einen Stromfluss ist -, hängt das miteinander
zusammen.
Es fließt nur dort Strom im Leiter, wo auch eine lokale elektrische
Feldstärke vorhanden ist.

Bei Dielektrika sind die Verhältnisse vermutlich anders.

von Scaramouche (Gast)


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Das heißt, dass ich nicht nur die Frequenz, elektrische Leitfähigkeit 
und Permittivität, sondern auch die Permeabilität wissen muss?

von Stephan M. (stephanm)


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Mich erinnert das Thema hier an folgendes: 
http://de.wikipedia.org/wiki/Evaneszenz

von Scaramouche (Gast)


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Wenn ich das richtig verstehe, spricht man ja nur von evaneszenter 
Welle, wenn in dem zweiten Medium eigentlich GAR NICHTS mehr sein 
dürfte. Aber das ist ja nicht der Fall. Die Welle geht auch durch die 
tieferen Medien. Die Frage ist eben nur: Wie weit?

Ich denke, dass Skin-Effekt da schon das richtige Schlagwort ist. Die 
Formel im Anhang (aus dem Artikel "Skin-Effekt" von Wikipedia) ist wohl 
genau das, das ich brauche.

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