Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Leistungsregelung bei ZVS / Royer-Konverter / Induktionserhitzer


von Mike K. (zod)


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Hallo,

ich habe zu meiner Frage einige Zeit im Netz und auch diesen Foren 
herumgesucht, konnte durchaus etwas dazulernen, aber eine Kernfrage 
bleibt bei meinem Ansinnen noch offen.


Ganz Kurz:
Ich suche eine Induktionsschaltung, die ich halbwegs flink von 0-~40W 
Ausgangsleistung regeln kann.


Etwas ausführlicher:
Ein Metallteil soll trotz schwankender Umgebungsbedingungen per 
Induktion auf einer festgelegten Temperatur gehalten werden. Diese wird 
klassisch über einen naheliegend angebrachten Fühler gemessen.
Es geht um Heizleistungen zwischen 20-40W und Temperaturen unter 450°C.
Ziel ist, dazu eine kleine ZVS zu dimensionieren, die sich durch 
irgendeine Art mäßig schnelles Schalten (mind. 4Hz) oder durch eine 
anderweitige Art Portionierung / Modulierung der Eingangs- oder 
Ausgangsleistung halbwegs sinnvoll und nicht zu träge temperaturregeln 
läßt.


Kann die klassische ZVS in irgendeiner Form dahingehend modifiziert oder 
ausgebaut werden?
Da es sich hier, soweit ich lernen konnte, um Schwingkreise handelt, die 
sehr hohe Ströme führen, auch sauber einschwingen müssen und für mich 
eher "rustikal" anmuten - ohne das negativ zu meinen -, weiß ich nicht, 
wie ich damit umgehen muß.

Die Frage ist in diesem Forum aufgrund der Tatsache eingestellt, daß ich 
die Regelung per AVR µC und Software lösen möchte. Eine "Brücke", die 
eventuell nötig ist, muß von mir also ebenfalls bedacht werden.

Kleine Hinweise, Links, Erklärungen und andere Schnipsel, von denen ich 
Antworten ableiten und weiterlernen kann, sind schon eine Hilfe.
Ich bin recht sicher, in den bisher gelesenen Beiträgen dazu keine 
direkte, passende Info gefunden zu haben.

Vielen Dank für eure Zeit!

: Verschoben durch Moderator
von lrep (Gast)


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Mike K. schrieb:
> Kann die klassische ZVS in irgendeiner Form dahingehend modifiziert oder
> ausgebaut werden?

Zulassungstelle für die Vergabe von Studienplätzen?

von lrep (Gast)


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Ach nee, die heissen etwas und jetzt überhaupt anders:
Stiftung für Hochschulzulassung (SfH), bis 2008 Zentralstelle für die 
Vergabe von Studienplätzen (ZVS)

von Falk B. (falk)


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@ Mike K. (zod)

>Ich suche eine Induktionsschaltung, die ich halbwegs flink von 0-~40W
>Ausgangsleistung regeln kann.

Klingt moderat.

>Es geht um Heizleistungen zwischen 20-40W und Temperaturen unter 450°C.
>Ziel ist, dazu eine kleine ZVS zu dimensionieren, die sich durch

ZVS ist ein Schaltungsprinzip, kein Gerät oder so.
Der Royer Converter ist halt eine der einfachsten und ältesten 
Variante von Zero Voltage Switching.

>irgendeine Art mäßig schnelles Schalten (mind. 4Hz)

Warum so wenig? Normale Induktionskochfelder werden mit 
gleichgerichteter Netzspannung bertrieben, pulsen somit mit 100 Hz. Das 
kannst du auch machen.

>Kann die klassische ZVS in irgendeiner Form dahingehend modifiziert oder
>ausgebaut werden?

Du kannst vor den Royer Converter einen Leistungsschalter (MOSFET) 
setzen und dort per PWM die mittlere Leistung regeln.

>Da es sich hier, soweit ich lernen konnte, um Schwingkreise handelt, die
>sehr hohe Ströme führen, auch sauber einschwingen müssen

Das sollten sie ;-)

>eher "rustikal" anmuten - ohne das negativ zu meinen -, weiß ich nicht,
>wie ich damit umgehen muß.

Es funktioniert. Die Luxusvariante schaltet vor den Royer-Converter 
einen einfachen Step-Down Wandler und speist damit mit Gleichspannung. 
Dann muss er nur einmal sauber anschwingen ;-)

>Die Frage ist in diesem Forum aufgrund der Tatsache eingestellt, daß ich
>die Regelung per AVR µC und Software lösen möchte.

Kann man machen. Der Avr misst die Temperatur und stellt demenstprechend 
die PWM ein.

von Oleg A. (oga)


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Falls Du LTspice installiert hast, schau mal bei den Educational nach, 
dort ist eine Royer Schaltung, mit einer Steuerung über die Emitter der 
Leistungstransistoren. Die lässt sich mit einem zusätzlichen externem 
Transistor sicher für Deine Zwecke modifizieren.

von Mike K. (zod)


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@Irep:
Die Assoziation liegt mir fern, das wäre hier auch das falsche Forum. 
Ein Blick in die Themaüberschrift verrät dir allerdings: ZVS -> 
Royer-Konverter, der ist gemeint.


@Oleg:
Super, ich habe mich da selbst, muß ich gestehen, noch nicht 
herangetraut, aber wenn jemand eine funktionierende Vorlage hat, dann 
fällt mir die Modifikation leichter. Danke für den Tipp.


@Falk:
Abermals vielen Dank für deinen Beitrag!

> ZVS ist ein Schaltungsprinzip
Verstehe - Genügt denn der Royer-Converter für den genannten Zweck, oder 
sollte ich nach anderen Schaltungen suchen, um das Feld zu erzeugen?
(Wenn ja: eventuell einen Tip?)

>> (mind. 4Hz)
> Warum so wenig? Normale Induktionskochfelder [..] pulsen somit mit 100 Hz.
Ich wollte nur gaaanz vorsichtig eine ungefähre Untergrenze setzen, da 
ich nicht wußte, ob sich (bspw. wegen des Anschwingens) diese Art 
Schaltung überhaupt pulsen läßt. :) 100Hz dagegen klingen sehr gut in 
meinen Ohren!

>> auch sauber einschwingen müssen
> Das sollten sie ;-)
Kann ich etwas tun, um das zu forcieren / begünstigen, wenn ich nicht 
(s.u.) den Weg über den Step-Down gehe?

> Die Luxusvariante schaltet vor den Royer-Converter einen einfachen Step-Down
> Wandler und speist damit mit Gleichspannung.
Luxus ist vielleicht nicht verkehrt - ich mag / bevorzuge jedenfalls, 
wenn der Aufwand vertretbar ist, die elegantere, effizientere Lösung, wo 
möglich.
Wie muß ich das "Verbrauchsverhalten" eines R-C denn verstehen?
Ähnlich wie eine Ohmsche Last, wo auch Strom mit steigender Spannung 
ansteigt? Oder muß ich Spannung \ Strom genauer steuern \ begrenzen 
(bspw. Konstantstrom zuführen)?

> Der Avr misst die Temperatur und stellt demenstprechend die PWM ein.
Ja, so hatte ich mir das vorgestellt. Mit ihm könnte ich ggf. auch den 
besagten Step-Down realisieren; so kenne ich auch U und I genauer, damit 
auch P, und kann das in der Software zusätzlich zur Temperatur in die 
PID-Regelung einfließen lassen. Traumhafte Bedingungen, wenn ich nichts 
übersehen habe.


@Allgemein:
Gerade noch eine kleine Verständnisfrage:
Mit den extremen Strömen im Schwingkreis habe ich "direkt" nichts zu 
tun, oder? Ich rege den LC-Kreis von außen mit einer gewissen Energie 
an, und dann schwingt er mehr oder weniger autark?

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


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@ Mike K. (zod)

>Verstehe - Genügt denn der Royer-Converter für den genannten Zweck,

Ja.

>> Das sollten sie ;-)
>Kann ich etwas tun, um das zu forcieren / begünstigen, wenn ich nicht
>(s.u.) den Weg über den Step-Down gehe?

Richtig dimensionieren.

>Wie muß ich das "Verbrauchsverhalten" eines R-C denn verstehen?

R-C was? Royer Converter?

>Ähnlich wie eine Ohmsche Last, wo auch Strom mit steigender Spannung
>ansteigt?

In erster Näherung ja.

> Oder muß ich Spannung \ Strom genauer steuern \ begrenzen
>(bspw. Konstantstrom zuführen)?

Nein, das macht die Schaltung schon allein.

>Mit den extremen Strömen im Schwingkreis habe ich "direkt" nichts zu
>tun, oder?

Nein.

> Ich rege den LC-Kreis von außen mit einer gewissen Energie
>an, und dann schwingt er mehr oder weniger autark?

Genau.

von Mike K. (zod)


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Super, danke!

Ja, R-C -> Royer-Converter, sorry ;)
Aber deine Antwort nahm das ja korrekt an.

Ein kleiner Blitz schoss mir eben noch in den Kopf, der da hoffentlich 
keine Schwierigkeiten macht ...
Ich hatte ja erwähnt, am Metallstück die Temperatur zu messen -
aber da das Innere des Thermistors (hier ein Vishay NTC mit 47k@25°C) 
ebenfalls metallisch ist und die Zuleitungen auch:
Muß ich den außerhalb des magnetischen Feldes anbringen, oder kann ich 
den in diesem Anwendungsfall ohne Probleme auch reinbringen (bspw. ins 
Metallteil einlassen)?

Wird da nicht auch eine (geringe) Spannung induziert?

Kontaktlos kann ich nicht messen, und wie man das Magnetfeld so genau 
auf einen Punkt bündelt, daß ich den Thermistor gefahrlos in direkter 
Nähe anbringen kann, wäre mir bislang nicht genauer bekannt.

Ich frage primär, ob es dazu Erfahrungswerte oder Empfehlungen gibt; im 
Zweifelsfalle: Versuch macht kluch. ;-)

von Falk B. (falk)


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@ Mike K. (zod)

>Wird da nicht auch eine (geringe) Spannung induziert?

Kann sein.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Mike K. schrieb:
>> Die Luxusvariante schaltet vor den Royer-Converter einen einfachen
>> Step-Down Wandler und speist damit mit Gleichspannung.

> Luxus ist vielleicht nicht verkehrt - ich mag / bevorzuge jedenfalls,
> wenn der Aufwand vertretbar ist, die elegantere, effizientere Lösung

Der Luxus hält sich in Grenzen. Vorteil der PWM ist halt die nahezu 
konstante Ausgangsleistung nach dem Royer-Konverter, weil die ohnehin 
notwendige Drossel in der Betriebsspannungszuführung als Glättung wirkt. 
Nicht umsonst sind die meisten Kaltkathoden-Inverter nach eben diesem 
Prinzip aufgebaut.

Aber für eine Heizung - also einen eher langsamen Vorgang - reicht 
sicher auch eine ungefilterte PWM. Und langsamer.

von Mike K. (zod)


Angehängte Dateien:

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Hmm .. okay, alles, was folgt, unter der Annahme, daß ich alles Gelesene 
korrekt verstanden habe:

Ich wähle die Schaltungsvariante, die mit einer Drossel (statt 2) 
funktioniert.

Die folgende Schaltung scheint sinnvoll:
http://www.joretronik.de/Oszillatoren/Oszillatoren.html
Jene, wo drunter steht (dort folgt Kapitel nach dem Bild):
"MOSFET-Royer-Oszillator mit hocheffizienter Gateansteuerung".
Ich denke, die sinnvollste Modifikation zur Regelung dürfte wohl die 
sein, einen FET mit PWM am Gate direkt vor die Drossel zu hängen, die 
quasi als Speicherdrossel des Step-Down mitwirkt.

Er hat nicht alle Bauteile bemessen, logischerweise - dazu habe ich mir 
die hier im Thread verlinkte LTSpice in die obige Schaltung umgebaut und 
teils bedacht, teils experimentell Werte bestimmt.
Bei der Sinnhaftigkeit bin ich mir nicht ganz sicher, die Simulation 
scheint aber zu funktionieren.
Bis auf merkwürdige "Ausreißer" in den Plots (wo ich bspw. im Schnitt 6A 
habe, und ein Spike nach 800A ausschlägt, bei Spannungen habe ich das 
teils auch).

Die ASC hätte ich mal angehängt, darf ich aber nicht direkt(?) ..
Vorerst eine PNG im Anhang.

R1 und R2 bewegen sich zw. 5-200 Ohm (reine Tests); nach meinem 
Wissensstand/Verständnis sollen die Gates wegen der Schaltverluste 
schnell umgeladen werden, was mich zu kleineren Widerständen bringt.

R4 und R5 sind im Original (mit den Dioden anstelle der oberen MosFETs) 
mit 220 Ohm bemessen, etwa dort wollte ich sie lassen.

Der MosFET zur PWM käme vor L3 in die Schaltung.

Wie ich Koppelfaktor, L4 und R3 bemessen muß, um brauchbare resultate zu 
bekommen, ist mir nicht klar; ich habe dort ja nur ein Stückchen Metall.

Habe hoffentlich keine groben Schnitzer gemacht.

Danke nochmals für alle eure Beiträge, sie helfen mir sehr.

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