Forum: PC Hard- und Software PoE - Switch, sinnvolle Anschaffung oder Gimmick?


von J. A. (gajk)


Lesenswert?

Überlege, einen weiteren Switch anzuschaffen und stoße auf Geräte die 
PoE können. Die Reklame sagt, dass man damit die Endgeräte auch gleich 
mit Energie versorgen kann.

Allerdings sind diese Geräte dann oft "nur" 10/100-schnell und haben 
also kein Giga-Lan.

Frage: Ist das wirklich ein Nachteil, kein 1000-Lan zu haben? Macht sich 
die 100er-Geschwindigkeit dann auch im Rest des Systems breit oder 
bleiben bestehende 1000-er Verbindungen gleich schnell?

Frage: Ist zu erwarten, dass es demnächst viele PoE-Geräte gibt und wäre 
insofern die Anschaffung eine Poe-Switches (quasi mit PoE-Reserve) eine 
zukunftsweisende Investition?

von g457 (Gast)


Lesenswert?

> Die Reklame sagt, dass man damit die Endgeräte auch gleich
> mit Energie versorgen kann.

PoE-fähige Geräte, ja. Oder nicht-PoE-fähige Geräte mit hinreichend 
kleinem Leistungsbedarf und PoE-auf-wasauchimmer-Adapter.

> Frage: Ist das wirklich ein Nachteil, kein 1000-Lan zu haben?

Wenn Du es haben willst oder brauchst und nicht hast, dann ja, sonst 
nein. Offenkundig.

> Macht sich die 100er-Geschwindigkeit dann auch im Rest des Systems breit

Depends.

> bleiben bestehende 1000-er Verbindungen gleich schnell?

In dieser Allgemeinheit kann man diese Frage nur mit 'nein' beantworten, 
unter handelsüblichen Bedingungen und mit aktivem Brain 1.0 mit 'ja'.

> Frage: Ist zu erwarten, dass es demnächst viele PoE-Geräte gibt

Gibt schon jetzt zahllose Geräte. Der Standard ist ja auch erst >> 10 
Jahre alt.

> [..] und wäre insofern die Anschaffung eine Poe-Switches (quasi mit
> PoE-Reserve) eine zukunftsweisende Investition?

Wenn Du zukünftig PoE nutzen willst dann ja, sonst nein.

HTH

von Stryker (Gast)


Lesenswert?

POE macht dort sinn, wo Geräte aufgestellt werden welche keine Steckdose 
in der Nähe haben oder man die Wartung durch das entfallen des 
Netzteiles reduzieren will.

Am meisten findet man daher solche POE fähigen Geräte als Accesspoint 
oder Webcams vor welche hoch an einer Decke hängen.
Man kann aber auch aus einem normalen 10/100er mit Adaptern einfach POE 
nachrüsten. Alles kein Hexenwerk. Im Privaten Umfeld fällt mir aber kaum 
ein sinnvolles Szenario ein, was die Kosten hinreichend entschädigt... 
vielleicht ein Router auf dem Dachboden!?

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

PoE spielt dort eine Rolle, wo viele vernetzte Geräte mit eher geringem 
Stromverbrauch im Einsatz sind. Bürotypisch wären das beispielsweise 
IP-Telefone und WLAN-APs. In Privathaushalten dürfte das vorerst nur 
dort interessant sein, wo man eine unfangreiche Hausautomatisierung 
darüber abwickelt.

: Bearbeitet durch User
von tk (Gast)


Lesenswert?

J. A. schrieb:
> Allerdings sind diese Geräte dann oft "nur" 10/100-schnell und haben
> also kein Giga-Lan.

Da muss man etwas aufpassen, denn es gibt zwei Varianten von PoE. Echtes 
PoE (aktiv) unterstützt auch Gigabit-Verbindungen und kostet in der 
Regel einen heftigen Aufpreis beim Switch-Kauf. Dann gibt es jedoch noch 
die Billigvariante in Form von passivem PoE. Da werden einfach vier der 
acht Adern für die Stromversorgung genutzt, wodurch nur noch 100 MBit/s 
möglich sind. Es ist offensichtlich, dass die beiden Varianten nicht 
kompatibel zueinander sind.

Wenn kein sinnvoller Anwendungszweck gegeben ist, würde ich auf PoE 
verzichten. Passives PoE kann man immer noch billig mit Adaptern 
nachrüsten. Echtes PoE findet man bei Geräten für die private Nutzung 
nur selten.

von J. A. (gajk)


Lesenswert?

tk schrieb:
> J. A. schrieb:
>> Allerdings sind diese Geräte dann oft "nur" 10/100-schnell und haben
>> also kein Giga-Lan.
>
> Da muss man etwas aufpassen, denn es gibt zwei Varianten von PoE. Echtes
> PoE (aktiv) unterstützt auch Gigabit-Verbindungen und kostet in der
> Regel einen heftigen Aufpreis beim Switch-Kauf. Dann gibt es jedoch noch
> die Billigvariante in Form von passivem PoE. Da werden einfach vier der
> acht Adern für die Stromversorgung genutzt, wodurch nur noch 100 MBit/s
> möglich sind. Es ist offensichtlich, dass die beiden Varianten nicht
> kompatibel zueinander sind.

Das ins Auge gefasste Gerät wäre dieses gewesen:

http://www.amazon.de/gp/product/B000BLA1QG

...also mit der "Bilig"-Variante. Dennoch ist der Switch deutlich 
teurer.
Was mit auch jetzt erst auffällt: Das Teil arbeitet mit 48 Volt. Ein 
Großteil des Kaufpreises dürfte in dem eher ungewöhlichen Netzteil 
stecken, das ja noch 70 W leisten können muss.

Und auf der Geräteseite (Empfänger) braucht die Kamere oder ähnliches ja 
dann auch ein internes Netzteil, welches aus den 48 V dann die 
schaltungstypischen 5 oder 12 Volt macht - was die Geräte nicht billiger 
machen dürfte.

> Wenn kein sinnvoller Anwendungszweck gegeben ist, würde ich auf PoE
> verzichten. Passives PoE kann man immer noch billig mit Adaptern
> nachrüsten. Echtes PoE findet man bei Geräten für die private Nutzung
> nur selten.

Ja, leuchtet ein. Wenn man es irgendwann mal wirklich auf einem Kanal 
brauchen sollte, kann man es ja immer noch nach-installieren.

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

tk schrieb:
> Es ist offensichtlich, dass die beiden Varianten nicht
> kompatibel zueinander sind.

Beide Varianten sind miteinander verträglich. Ein Device, das über PoE 
versorgt werden will, kann beides unterstützen.

Es scheint deshalb so zu sein, dass der aktuelle Standard für Devices 
beide Varianten vorschreibt, eben damit ein Device in beiden 
Netzvarianten funktioniert.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

J. A. schrieb:
> Und auf der Geräteseite (Empfänger) braucht die Kamere oder ähnliches ja
> dann auch ein internes Netzteil, welches aus den 48 V dann die
> schaltungstypischen 5 oder 12 Volt macht - was die Geräte nicht billiger
> machen dürfte.

Die Alternative ist ein Steckernetzteil. Das ist zwar dank 
Massenfertigung derzeit billiger, aber vom schaltungstechnischen Prinzip 
her ist es ziemlich egal, ob du die Versorgung von 230V AC oder 48V DC 
beziehst. Nur dass die PoE Variante deutlich einfacher im Gehäuse eines 
Kleingerätes integriert werden kann (wg. Sicherheitsvorschriften).

: Bearbeitet durch User
von Schreiber (Gast)


Lesenswert?

A. K. schrieb:
> Die Alternative ist ein Steckernetzteil. Das ist zwar dank
> Massenfertigung derzeit billiger,

Irrtum. Ein Steckernetzteil ist wesentlich teurer wie ein einfacher 
Stepdown-Schaltregler (48V => 5V) oder zudem nichtmal über eine 
glvanische Trennung verfügen muss.
Zudem braucht ein Steckernetzteil ein Gehäuse (teuer), ein Kabel (auch 
teuer), eine zusätzliche Buchse am Gerät (kostet auch Geld) und soll 
dann noch über eine galvanische Trennung verfügen (=>zusätzliche 
Bauteile => teuer)

Bei PoE hat man einfach einen zusätzlichen Spannungswandler (1 IC, 1 
Spule, Hühnerfutter) den man irgendwie auf die Platine quetschen kann.

von Peter D. (peda)


Lesenswert?

Schreiber schrieb:
> Ein Steckernetzteil ist wesentlich teurer wie ein einfacher
> Stepdown-Schaltregler

In der Theorie. Praktisch kriegst Du ne 5V/1A Wandwarze in jedem Markt 
hinterher geworfen. Und wenn Du Pech hast, pfiept sie etwas.

von Georg (Gast)


Lesenswert?

J. A. schrieb:
> braucht die Kamere oder ähnliches ja
> dann auch ein internes Netzteil, welches aus den 48 V dann die
> schaltungstypischen 5 oder 12 Volt macht - was die Geräte nicht billiger
> machen dürfte.

Das ist ja auch nicht der Zweck. Es geht darum, dass man für das 
Endgerät keinen 230V-Anschluss braucht - wenn man den etwa in einer 
Industriehalle erst vom Elektriker da hinlegen lassen muss, übersteigt 
das die Kosten von POE ganz erheblich. Und wenn jedes Telefon zusätzlich 
ein eigenes Steckernetzteil braucht ist das auch nicht gerade eine 
elegante Lösung für den Schreibtisch. Nicht immer ist nur der absolut 
niedrigste Preis ausschlaggebend (ist aber natürlich eine Sache der 
persönlichen Auffassung).

Georg

von oszi40 (Gast)


Lesenswert?

Vom "Schönheitsideal" und fehlender 230V mal abgtesehen würde ich auf 
PoE verzichten, da exotische Ersatzteile später etwas mühsamer zu 
beschaffen sein werden.

Ob alle irrtümlich angesteckten anderen Geräte PoE vertragen haben, weiß 
man auch erst hinterher genauer. :-) Ja ich weiß, es wird theoretisch 
erst geprüft bevor PoE richtig zuschaltet... 
https://de.wikipedia.org/wiki/Power_over_Ethernet

von Schreiber (Gast)


Lesenswert?

oszi40 schrieb:
> Vom "Schönheitsideal" und fehlender 230V mal abgtesehen würde ich
> auf
> PoE verzichten, da exotische Ersatzteile später etwas mühsamer zu
> beschaffen sein werden.

Bei Telephonen, Überwachungskameras, Accespoints u.dgl. ist PoE üblich 
und fast schon Standart. Wenn das benötigt wird, sollte man definitiv 
über PoE nachdenken, entweder mit einem passenden Switch oder mit einem 
zusätzlichen Adapter.

Das hilft auch den späteren Kabelsalat zu minimieren.

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

oszi40 schrieb:
> Ob alle irrtümlich angesteckten anderen Geräte PoE vertragen haben, weiß
> man auch erst hinterher genauer. :-) Ja ich weiß, es wird theoretisch
> erst geprüft bevor PoE richtig zuschaltet...

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass ein korrekt nach den Regeln 
des Ethernet gebautes Endgerät sich automatisch mit einem PoE-Port 
verträgt, auch wenn es das nicht benötigt oder dafür ein Jahrzehnt zu 
früh gebaut wurde und noch nichts davon wusste.

Zum Problem kann es werden, wenn das Gerät die übrigen 4 Leitungen eines 
10/100er Interfaces irgendwie kreativ belegt.

: Bearbeitet durch User
von J. A. (gajk)


Lesenswert?

Danke für die vielen Hinweise. Wenn man es nicht braucht wäre es ein 
Schmarrn.

Aber mal andersherum gefragt: Kann man ein PoE-VoIP-Telefon zusätzlich 
und unabhängig zum ISDN-System aufsetzen und damit probeweise 
VoiP-Telefonieren?

Die Leute sagen ja, wie schlecht die Qualität sei. Wenn man parallel 
auch das "gute" ISDN hätte, könne man es ja ausprobieren und testen.

von Reinhard S. (rezz)


Lesenswert?

J. A. schrieb:
> Aber mal andersherum gefragt: Kann man ein PoE-VoIP-Telefon zusätzlich
> und unabhängig zum ISDN-System aufsetzen und damit probeweise
> VoiP-Telefonieren?

Ja klar. ISDN-Telefon halt an die Telefonanlage/S0-Bus anschließen und 
VoIP-Telefon an den Switch.

> Die Leute sagen ja, wie schlecht die Qualität sei. Wenn man parallel
> auch das "gute" ISDN hätte, könne man es ja ausprobieren und testen.

Setzt natürlich voraus, das du auch noch einen echten ISDN-Anschluss 
hast, mit NTBA und so :)

von BB84 (Gast)


Lesenswert?

Wenn man privat 1 oder 2 Geräte mit poe versorgen will eignen/rechnen 
sich poe Injektoren. Beim Kauf des Switch achtet man dann auf die 
herkömmlichen Anforderungen.

Hat man eine Menge z.b. Poe Webcams, lohnt sich schon ein extra Switch 
mit entsprechend vielen Ports.

Gerade bei guten, schnellen Access Points mit mehreren Benutzern ist 
natürlich ein 100er poe Switch nicht die beste Wahl.

von abcd (Gast)


Lesenswert?

J. A. schrieb:
> Frage: Ist zu erwarten, dass es demnächst viele PoE-Geräte gibt und wäre
> insofern die Anschaffung eine Poe-Switches (quasi mit PoE-Reserve) eine
> zukunftsweisende Investition?

Viele Punke wurden hier schon genannt, meine paar Cent dazu:

 - Wenn es nur eine Verteilerswitch für den Arbeitsplatz oder die 
Multimedia-Anlagen ist: Nein, hier brauchst du definitiv kein PoE(+) - 
da reicht eine ganz normale GigE-Switch aus. Dort sind sowieso meistens 
eine große Mengen Steckdosen vorhanden.
 - Ist es eine zentrale Switch für die Hausverkabelung: Ja, hier sollte 
man zukunftsweisend auf PoE(+) setzen, da langfristig damit relativ 
problemlos Accesspoints und Kameras anbinden kann. 8-16 Port Managed 
Switches mit PoE+ kosten nicht mehr die Welt

von oszi40 (Gast)


Lesenswert?

abcd schrieb:
> Managed Switches mit PoE+ kosten nicht mehr die Welt

... müssen aber im Gegensatz zu einem simplen Switch entsprechend 
eingerichtet werden. Kann also später nicht die Putzfrau so einfach 
tauschen, wie eine Schuko-Verlängerungsschnur.

von abcd (Gast)


Lesenswert?

oszi40 schrieb:
> ... müssen aber im Gegensatz zu einem simplen Switch entsprechend
> eingerichtet werden. Kann also später nicht die Putzfrau so einfach
> tauschen, wie eine Schuko-Verlängerungsschnur.

Stimmt durchaus. Aber das schöne bei Infrastruktur-Komponenen ist: 
Einmal aufgesetzt und Backup gezogen. Fertig. Da bastelt man nicht immer 
herum ...

Für den Havarie-Fall kann man noch immer das WLAN direkt am 
DSL/Kabel-Router freischalten, dann ist auch Frauchen im Notfall nicht 
völlig vom Internet abgeschnitten.

von Peter II (Gast)


Lesenswert?

oszi40 schrieb:
> ... müssen aber im Gegensatz zu einem simplen Switch entsprechend
> eingerichtet werden.

nicht jeder PoE Switch muss oder kann eingerichtet werden. Die meisten 
kann man einfach auspacken und anschließen.

von Matthes (Gast)


Lesenswert?

da wo ein Netzwerkkabel liegt, liegt auch ein Stromkabel. Meist liegt 
auch nur ein Stromkabel ohne NEtzwerkkabel (dafür gibts ja DLAN) ;-) Nur 
Netzwerkkabel ohne Strom läuft doch selten. Und wenn es nachträglich 
über Kollege Kabelkanal gelegt wurde, dann ist es doch eher ein 
kleineres Problem da noch ein Stromkabel nachzuziehen... Soviel zum Sinn 
und Zweck von POE. Die wirklichen Anwendungsfälle sind verschwindend 
gering.

von Klaus P (Gast)


Lesenswert?

PoE hat in zwei Anwendungsfällen Vorteile:

1. bei Telefonen auf dem Schreibtisch (weniger Kabelsalat)
2. bei Sensoren / WebCams etc., bei denen wegen der 48V 
Versorgungsspannung der Verkabelungsaufwand niedriger ist.

Zu 2: es wurde zwar schon geschrieben, dass man eine Netzleitung bei 
Bedarf recht leicht parallel zum Netzwerkabel verlegen kann, aber gerade 
bei Außenanwendungen ist die Versorgung über ein Steckernetzteil 
problematisch. Und natürlich reduziert jede zusätzliche 
Verbindungsstelle und Komponente die Zuverlässigkeit des Systems.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.