Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Patente - warum nicht verständlich formuliert?


von Der_Verzweifelte (Gast)


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Lassen sich Patente eigentlich nicht verständlich formulieren?

Ab und an schickt mir unsere Rechtsabteilung Patente von Wettbewerbern 
zu, verbunden mit der Frage, ob unsere Produkte mit den Patenten 
kollidieren.
Ich versuche zwar ernsthaft, die Patente durchzulesen und zu verstehen, 
nur will mir letzteres nicht gelingen. Selbst die Ansprüche aus unseren 
eigenen Patenten kann ich kaum wiedererkennen, nachdem sie vom 
Patentanwalt bearbeitet und ausformuliert zurückkommen....

Das kann doch irgendwie nicht der Sinn sein, daß man die Dinger 
überhaupt nicht versteht, voll in die Ansprüche reingrätscht und 
hinterher von bauerschlauen Anwälten des Wettbewerbs verklagt wird???

von Der_Patente (Gast)


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Der_Verzweifelte schrieb:
> Das kann doch irgendwie nicht der Sinn sein, daß man die Dinger
> überhaupt nicht versteht, voll in die Ansprüche reingrätscht und
> hinterher von bauerschlauen Anwälten des Wettbewerbs verklagt wird???

Was soll denn sonst der Sinn sein?

von Der_Verzweifelte (Gast)


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Der_Patente schrieb:
> Was soll denn sonst der Sinn sein?

Wenn selbst ein fachkundiger Ingenieur die Dinger nicht versteht, müßte 
eigentlich jede Klage des Patentinhabers abgewiesen werden. Ich finde es 
unfaßbar, daß irgendein unverständlicher Schmarrn dahingekritzelt wird 
und hinterher heißt es dann vor Gericht: Der hat eindeutig gegen mein 
Patent verstoßen, steht doch alles dadrin.

von Helmut L. (helmi1)


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Wenn Ingenieure Gesetzestexte schreiben wuerden kaeme nman mit der 
Flaeche eines Bierdeckels aus und das waere auch noch verstaendlich.

von Der_Patente (Gast)


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Der_Verzweifelte schrieb:
> Ich finde es unfaßbar

Das interessiert aber keinen Patentanwalt.

von Patentus (Gast)


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Patente sind deshalb abstrakt formuliert, damit sie den allgemeinen Fall 
abdecken und somit einen Nachbau erschweren oder im besten Fall 
unmöglich machen.

Das ist deshalb wichtig, weil es heutzutage nur noch Trivialpatente 
gibt.
Ganz ganz selten kommen mal neue Produkte auf den Markt, die nicht 
zuallererst ein bestehendes Produkt verdrängen und das bedeutet, dass 
Entwicklung immer einen graduellen Fortschritt bzgl. dem Stand der 
Technik darstellt.

Oftmals erkennt man auch erst während der Entwicklung eines Produktes, 
dass bestimmte Dinge notwendig sind, um bestimmte Funktionstests oder 
Belastungstests besser  schneller  zuverlässiger bestehen zu können. 
Folglich kann durchaus die bloße Form einer Außenhaut darüber 
entscheiden, ob ein Produkt schnell kaputt geht oder ob das Gerät ein 
Umkippen unbeschadet übersteht.

Bei einem echt interessanten Trivialpatent denke ich immer an mein altes 
Analogtelefon, glaube es war von Siemens. Das hatte die Außenschale auf 
der Rückseite in einer weit geöffneten halben Parabel geformt.
Die Folge: Wenn es rückwärtig umgekippt wurde, dann hat es sich perfekt 
abgerollt, besser als jeder Judo-Kämpfer. Da der Scherpunkt infolge des 
Akkus ebenfalls eher im hinteren Bereich liegt, ist ein Umkippen nach 
vorne ungleich unwahrscheinlicher und somit die Lebensdauer des Telefons 
garantiert höher, als es das ohne diese rückwärtige Gestaltung gewesen 
wäre.

Aber, ist das nun eine weltbewegende Idee?
Irgendwie ja und doch wieder nicht. Es macht die Produkte besser, ist 
aber dennoch trivial.

von Paul B. (paul_baumann)


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Der_Verzweifelte schrieb:
> Lassen sich Patente eigentlich nicht verständlich formulieren?

Die Patentanwälte haben sich diese Formulierungen bestimmt patentieren 
lassen....

MfG Paul

von Mark B. (markbrandis)


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Helmut L. schrieb:
> Wenn Ingenieure Gesetzestexte schreiben wuerden kaeme nman mit der
> Flaeche eines Bierdeckels aus und das waere auch noch verstaendlich.

Das bezweifle ich sehr stark. Schon mal technische Normen gelesen? So à 
la EN 50128, oder zum Thema Mobilfunk?

: Bearbeitet durch User
von Amateur (Gast)


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Stell Dir vor, es wären "umgekehrte" Gesetzestexte.

Bei einem Gesetzestext wird genau (?) formuliert, was eingeschlossen 
ist.

Bei einem Patent soll möglichst das, an das man im Moment noch nicht 
gedacht hat, mit eingeschlossen werden. Wobei die Formulierung möglichst 
schwammig bleiben soll. Auch im Gegensatz zu einem Gesetz.

von Alex W. (a20q90)


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Der_Verzweifelte schrieb:
> Ab und an schickt mir unsere Rechtsabteilung Patente von Wettbewerbern
> zu, verbunden mit der Frage, ob unsere Produkte mit den Patenten
> kollidieren.

Wenn Du selbst eure eigene Patente nicht verstehst, schreib deiner 
Abteilung zurück sie sollen das dem Anwalt zusenden! Andernfalls bist Du 
als MA in der Haftung! Vor allem wenn Du eine Arbeit ausführst die nicht 
in deinen Kompetenzbereich fällt...

Genau deshalb (weil Patente für Nicht-Fachanwälte unverständlich sind) 
gibt es Patentanwälte. Ich kenne das Problem, haben selber einige 
Patente am Start...

: Bearbeitet durch User
von Der_Verzweifelte (Gast)


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Die Geschichte mit der Haftung verkompliziert das ganze: Wenn ich eine 
Patentanfrage an unsere Rechtsabteilung richte (in der u.a. 
Patentanwälte arbeiten), erhalte ich Monate später dutzende von 
infragekommenden Patenten zurückgemailt. Aber die Auswertung, inwieweit 
diese tatsächlich von Relevanz sind, darf ich übernehmen, weil sich die 
Kollegen aus der Rechtsabteilung damit herausreden, sie könnten das 
technisch nicht einschätzen.
Also dann kann ich auch gleich selbst eine Anfrage in den gängigen 
Datenbanken vornehmen!

von Dussel (Gast)


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Nach den ganzen Quatschantworten (mit Ausnahmen): Im Patent steht in 
Textform, wie das Produkt aussieht und was es macht. Der Spruch 'Ein 
Bild sagt mehr als tausend Worte' stimmt eben auch hier. Ohne Bezug zum 
Bild muss man eben tausend Worte schreiben. Versuch nur mal, Aussehen 
und Funktion einer Schraube in Textform genau zu beschreiben.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Der_Verzweifelte schrieb:
> Ich versuche zwar ernsthaft, die Patente durchzulesen und zu verstehen,
> nur will mir letzteres nicht gelingen.

Patentschriften sind keine Lehrbücher oder Entwicklerdokumentationen.

Es geht darin nicht darum, die Funktionsweise eines Produkts oder eines
Verfahrens in allen Details zu erläutern, sondern die neuartigen (und
damit zu schützenden) Merkmale zu nennen. Diese betreffen oft nur einen
kleinen Teil der gesamten Produkts.

Patentschriften sind – ähnlich wie auch Gesetzestexte und Normen – in
einer dem Laien seltsam anmutenden Sprache verfasst. Die verwendeten
Phrasen (wie bspw. "... dadurch gekennzeichnet, dass ..." in
zweiteiligen Ansprüchen) und sich oft wiederholende Schlüsselwörter (wie
bspw. "mindestens") haben dabei festgelegte Bedeutungen. Die
Eindeutigkeit der Beschreibungen (insbesondere der Ansprüche) steht über
einer flüssigen und leicht lesbaren Formulierung.

Ganz wichtig ist auch die Gliederung. Die Patentschrift besteht aus der
Nennung der zu schützenden Merkmale (Ansprüche) des Produkts bzw.
Verfahrens und informativen Teilen wie bspw. der Begründung, warum diese
Merkmale schützenswert sind. Rechtlich relevant ist nur der Abschnitt
mit den Ansprüchen.

> Ab und an schickt mir unsere Rechtsabteilung Patente von Wettbewerbern
> zu, verbunden mit der Frage, ob unsere Produkte mit den Patenten
> kollidieren.

Alles, was du dazu lesen musst, ist der Hauptanspruch, der meist in
einem einzigen Satz formuliert ist. Du musst nicht verstehen, wie das
Produkt des Wettbewerbers funktioniert, du musst dir lediglich Gedanken
darüber machen, welche der im Hauptanspruch genannten Merkmale auch euer
eigenes Produkt aufweist. Nur wenn dies für sämtliche im Hauptanspruch
genannten Merkmale zutrifft, wird das Patent von euch verletzt.

Am besten lässt du dir das einmal von den Patentexperten in deiner Firma
erklären. Über die Stichwörter

  Patentschrift lesen

kannst du im Netz nach weiteren Informationen suchen.

von Helmut L. (helmi1)


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Mark B. schrieb:
> Das bezweifle ich sehr stark. Schon mal technische Normen gelesen? So à
> la EN 50128, oder zum Thema Mobilfunk?

Da waren bestimmt auch Anwaelte mit am Werk. :=)

von Pandur S. (jetztnicht)


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Der Sinn von Patenten ist zweifach.

1) Spezialisierte Anwaelte wollen von der Wertschoepfung von Ingenieuren 
abgreifen.

2) grosse Firmen mit schlaffen Entwicklungsabteilungen koennen per 
Patent die Leistungen von kleinen innovativen Firmen abgreifen.

Eine wichtige Frage ... wer hat das Patentsystem erfunden, resp es der 
Welt aufgedrueckt ?  Und mit welchen Gedanken ?

Vorneweg ... nein es ist nicht der Schutz des geistigen Eigentums.

von Joachim B. (jar)


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leicht zu beantworten,

Es gibt eine Juristenschwemme seit 1960, Statistik, niedergelassene 
Anwälte.
Alle wollen leben und verdienen.
Wären Gesetze und Patente eineindeutig gäbe es weniger Verstöße, Klagen 
und sie würden verhungern.

von Patenter (Gast)


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Patente sind keine Bauanleitungen, sondern:

-Darstellung des Patentanspruches (Claim) und dies so das auch Fälle 
erfasst werden an die der Antragsteller noch nicht denkt.

-Darstellung das es sich um was neues handelt und es  daher nicht in den 
patenttexten anderer findet (selbst wenn die Idee an sich nicht neu ist)

Die Patentexte die ich erkenne erfüllen genaus diese Ansprüchen und sind 
daher OK.

MfG,

PS:
Nicht vergessen, Einstein hatte einen Job auf dem Patentamt, das ziegt 
wie hoch die Messlatte liegt.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Patentanwaelte haben kein Jurastudium. Und Juristen waeren 
wahrscheinlich zu dumm fuer den Patenanwalt.
Und Patentpruefer muessen das zu patentierende nicht nachbauen oder 
verifizieren. Dazu braucht man keine Einsteine.
Im Gegenteil. Das Patentamt nimmt mehr ein, je mehr sie zulassen. 
Eignetlich braucht man dort Deppen, die alles durchlassen.
Ich erinnere an das Softwarepatent, in dem mam mit einem Buttonclick 
einen Kaufvertrag abschliesst...

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, "Der_Verzweifelte",

> Lassen sich Patente eigentlich nicht verständlich formulieren?

Patentschriften sind Spitze in Verständlichkeit - allerdings eine der 
zweckorientierten Art:
a) Der Grundschullehrer fordert und trainiert eine klare Aussprache.
b) Später ist die Klarheit der Aussage der Schwerpunkt.
c) Das Patentgesetz fordert eine klare Bezeichnung des erfindungsgemäßen 
Gegenstands, und dass dieser nachbaubar sein solle für den 
"Durchschnittsfachmann".
d) Wer Umgehungspatente vermeiden will, der formuliert möglichst 
weitreichende Ansprüche mit kaskadierten Ansprchen.
e) Wenn aber Martin-Marietta ein Patent für einen Fusionsreaktor 
einreicht, dann soll das Patent keine Vorlage für Umgehungspatente sein. 
(Nach dem, was ich gelesen habe, zweifle ich an der Erfindung sehr.)

Das Gegeneinander macht alles komplizierter, als es im Miteinander sein 
müsste.
Wer seine Ehe im siebten Himmel schloss, der merkt das im Rosenkrieg.

Ciao
Wolfgang Horn

von MaWin (Gast)


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Der_Verzweifelte schrieb:
> Lassen sich Patente eigentlich nicht verständlich formulieren?

Doch, aber dann würde jeder merken, um welche Trivialitäten es geht.

Man darf auch keinesfalls den wirklichen Hintergrund aufdecken, sonst 
wüsste die Konkurrenz ja was man macht. 90% aller Patente macht man 
allerdings nicht, sondern will damit nur die Konkurrenz behindern.

Eine gewisse Struktur, Stand der Technik und nacheinander die Schritte 
die zum patentierten Verfahren führen, sind nötig, damit bei ähnlicher 
prior art klar ist, ab welchem Schritt das eigenen Patent einzigartig 
ist.

Länder, die Patente ignorieren, haben ein erheblich grösseres 
Wirtschaftswachstum, daher sind Patente nachweisbar ein 
Fortschrittsverhinderer.

von Werktätiger (Gast)


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MaWin schrieb:

> Länder, die Patente ignorieren, haben ein erheblich grösseres
> Wirtschaftswachstum, daher sind Patente nachweisbar ein
> Fortschrittsverhinderer.

Klar, konnte man gut am Ostblock sehen bei dem ein Grossteil des 
Geheimdienstes zur Wirtschaftsspionage etc. abgestellt war. Alles 
nachgebaut was geht, wurscht ob Patent oder nicht.

Deren Wirtschaftswachstum war so hoch das die den Westen mehrmals 
überholten oder einzuholen.

SCNR,

von Joachim B. (jar)


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Werktätiger schrieb:
> Ostblock sehen bei dem ein Grossteil des
> Geheimdienstes zur Wirtschaftsspionage etc. abgestellt war. Alles
> nachgebaut was geht, wurscht ob Patent oder nicht.
> Deren Wirtschaftswachstum war so hoch das die den Westen mehrmals
> überholten oder einzuholen.


denkst du auch gerade an den 1Mbit dynamischen RAM
https://de.wikipedia.org/wiki/U61000
als ich hier schon die 4M einlötete?

Wurde der DDR 1M DRAM mal irgendwo verkauft?

Aber wenn ich bedenke das bei Einreise in die USA mal eben meine 
Festplatte geclont wird mache ich mir um Ostspionage keine Sorgen.

Hat denn das Patent vom apfel Maus und grafische Oberfläche irgendwas 
verhindert? Den Atari nicht und auch kein Windows, ich denke an Lisa GEM 
TOS

: Bearbeitet durch User
von Paul B. (paul_baumann)


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Joachim B. schrieb:
> Wurde der DDR 1M DRAM mal irgendwo verkauft?
Nein, denn er sollte erst ab 1990 in Erfurt in Serie produziert werden.
Dem kam aber die so. Wende zuvor.

Zitat aus Wikipedia:

U61000 war ein 1-MBit-DRAM-Schaltkreis aus der Deutschen Demokratischen 
Republik (DDR). Er wurde ab 1986 im VEB Forschungszentrum 
Mikroelektronik Dresden (ZMD) des VEB Carl Zeiss Jena entwickelt und 
sollte 1990 in die Serienproduktion im Werk ESO III des VEB 
Mikroelektronik „Karl-Marx“ Erfurt (KME) überführt werden.

Zitat Ende.

Paul Ende.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Joachim B. schrieb:
> Wurde der DDR 1M DRAM mal irgendwo verkauft?

Immerhin schaffte es die DDR, einen 1MBit-Chip bis zur Marktreife zu 
entwickeln, wohingegen im Westen das unrühmliche JESSI niemals auch nur 
ansatzweise so weit kam:

http://www.computerwoche.de/a/philips-verabschiedet-sich-von-joint-memory-projekt,1147651

Wahrscheinlich hängen in irgendeiner dortigen Amtsstube immer noch ein 
paar alte Siemens-Konzernbeamte herum, die von westdeutschen Megabits 
träumen... Der heutige JESSI-Rechtsnachfolger Fraunhofer ISIT 
verschweigt ja auch ganz geschickt das damalige Fiasko. Im Vergleich 
dazu sind der Transrapid, BER und Elbphilharmonie noch richtige 
Erfolgsgeschichten.

von Werktätiger (Gast)


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Andreas S. schrieb:

> 
http://www.computerwoche.de/a/philips-verabschiedet-sich-von-joint-memory-projekt,1147651
>
> Wahrscheinlich hängen in irgendeiner dortigen Amtsstube immer noch ein
> paar alte Siemens-Konzernbeamte herum, die von westdeutschen Megabits
> träumen...

Naja im Artikel steht das Siemens sehrwohl die Mbits geschafft hat, nur 
eben die  "Gloeilampenfabrieken" nicht in die Potte kam. Nomen est Omen,

Gruß

von Michael B. (laberkopp)


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Werktätiger schrieb:
> Naja im Artikel steht das Siemens sehrwohl die Mbits geschafft hat

In dem sie mit Steuergeldern die Technologie von Toshiba eingekauft 
hatten.

Und da redet der Artikel gerade davon, daß Fujitsu aus JESSIE per ICL 
irgendwelche Technologie transferieren würde. Deutschen Bürokratismus ? 
Arrogantes Deppentum ?

von (prx) A. K. (prx)


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Der_Verzweifelte schrieb:
> Lassen sich Patente eigentlich nicht verständlich formulieren?

Aber dann versteht sie doch jeder!

Der tiefere Sinn von Patenten besteht neben Abwehr von Ansprüchen 
Anderer heute darin, sie erst dann gegen andere in Stellung zu bringen, 
wenn sie bereits umfänglich verwendet werden und viel Geld damit zu 
holen ist. Wer sie zu früh bemerkt, der konzipiert sein Produkt um die 
Patente herum und das bringt dir nichts. Deshalb ist es sehr wichtig, 
dass es niemand vorher merkt.

: Bearbeitet durch User
von Joachim B. (jar)


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Paul B. schrieb:
> Er wurde ab 1986 im VEB Forschungszentrum
> Mikroelektronik Dresden (ZMD) des VEB Carl Zeiss Jena entwickelt und
> sollte 1990 in die Serienproduktion

was ich mich noch erinnerte, 1987-'88 den Atari 260ST erst auf 1MByte 
mit 1Mbit Steine huckepack aufgerüstet , ein Jahr später auf 2,5MByte 
gemischt mit 4MBit Steine und Adaptersockel das Layout passte nicht mehr 
zu den 1MBit und 1990 definitiv alle nach Umbau zu megaST (habe ne mega 
Leerplatine bekommen) durch 4 MBit ersetzt, hat mir trotz 486er mehr 
Freude gemacht, vor allem bei der C-Prüfprogrammentwicklung keine 
Begrenzung durch DOS mit 640k.

Das abspecken und einpassen im PC durften die Progger machen :-)

von Ich (Gast)


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Wenn man ein paar Patente durchgeackert und das Muster verstanden hat, 
geht das eigentlich ganz fix.
Ich schaue mir zuerst die Bilder an und gehe dann zum 1. Anspruch 
(Claim). Wenn der schon ewig lang ist und viele "UND"-Verknüpfungen 
enthält, deutet das auf ein Umgehungspatent hin, was nicht so stark. Je 
kürzer der erste Anspruch, desto mehr könnte das Patent einschließen. 
Damit kann man m.E. ganz gut bewerten, ob das Patent die eigenen 
Produkte oder Patente irgendwie berührt.
Im schlimmsten Fall muss man wirklich alles im Detail durchgehen. Das 
ist dann natürlich aufwändig, aber selten nötig.

Ansonsten: Ja, es ist schon beeindruckend, was ein Patentanwalt aus 2 
Seiten Ingenieurstext, 5 Bildern und einer Stunde Gespräch so alles 
zusammenschreibt :-D
Und der Betriebsmodus "Sie schicken die zu umgehenden Patente mit, und 
ich finde einen Weg daran vorbei" ist auch sehr praktisch. Daraus 
resultieren leider manchmal sehr eigenartige, das Verständnis 
erschwerende Formulierungen, weil der Wettbewerber etwas ähnliches schon 
mit einer anderen Bezeichnung geschützt hat.

von Joachim B. (jar)


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Ich schrieb:
> Ansonsten: Ja, es ist schon beeindruckend, was ein Patentanwalt aus 2
> Seiten Ingenieurstext, 5 Bildern und einer Stunde Gespräch so alles
> zusammenschreibt :-D

wie hörte ich mal, "Jeder Satz beim Anwalt kostet Geld"

so ist es doch verständlich das Sätze erzeugt werden, ob verständlich 
oder unangreifbar interessiert dabei doch nicht.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Werktätiger schrieb:
> Naja im Artikel steht das Siemens sehrwohl die Mbits geschafft hat, nur
> eben die  "Gloeilampenfabrieken" nicht in die Potte kam. Nomen est Omen,

Philips ist abgesprungen, weil sie das Desaster schon vorhergesehen 
haben. JESSI wurde kurze Zeit später von Siemens und Konsorten komplett 
an die Wand gefahren. Um den eigenen Imageschaden zu reduzieren, hat 
Siemens dann eine komplette Fertigungslinie bei Toshiba eingekauft, was 
beschönigend als "gemeinsame Entwicklung" dargestellt wurde. Zu der 
damaligen Zeit (und später natürlich auch...) hat Siemens doch gar 
nichts mehr selbst auf die Reihe bekommen, sondern ausschließlich 
Produkte oder ganze Unternehmen eingekauft und weiterverhökert. Die 
angeblich so erfolgreichen Mainframes stammten in Wirklichkeit allesamt 
von Fujitsu und die Röntgengeräte von Stoe.

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Andreas,

> Zu der damaligen Zeit hat Siemens doch gar nichts mehr selbst auf die
> Reihe bekommen, sondern ausschließlich Produkte oder ganze Unternehmen
> eingekauft und weiterverhökert.

Tja, wer auf die Verführung hereinfällt, seinen eigenen guten Namen zu 
verhökern, der hat den bald nicht mehr.

Ich fürchte, wer von seinem Unternehmen etwas länger etwas haben will, 
der darf auf die dafür notwendigen Kernkompetenzen nicht verzichten. Wie 
eben

a) Forschung an der Vorderkante des Fortschritts, also dort, wo es 
wirklich riskant ist und wo nur Entscheider mit hervorragenden 
Fachkenntnissen - wie sie Werner von Siemens damals hatte - erfolgreich 
entscheiden können. Reine Menschenkenntnis ist da unzureichend.

b) Entwicklung - und zwar weniger Marketing, sondern innovative 
Butter&Brot-Produkte.

Aber wie stöhnten Oxcar Wilde und Greta Garbo noch: "Ich kann allem 
widerstehen - nur der Verführung nicht!"


Ciao
Wolfgang Horn

von Werktätiger (Gast)


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Andreas S. schrieb:

> angeblich so erfolgreichen Mainframes stammten in Wirklichkeit allesamt
> von Fujitsu und die Röntgengeräte von Stoe.

wobei allerdings zu erwähnen ist das Fujitsu als Joint Venture von 
Siemens gegründet wurde, (das Ji steht für Jīmensu (japanische 
Lautschreibung von Siemens)) und es in der Vergangenheit echte 
Zusammenarbeit gab (Entwicklung Siemens, Fertigung Fujitsu).
Und an den Siemens Mainframes hat auch die zu Siemens geratenen Nixdorf 
AG einen nicht zu unterschätzenden Anteil.

Gruß,

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