Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Masseelektrode InAmp?


von Hans (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo zusammen,
Von euch kennen sich doch sicherlich welche mit medizinischer 
Messtechnik aus. Hätte da mal eine Frage, die mich schon eine Weile 
beschäftig. (Ich will nichts selber bauen oder so, ich lerne nur gerne 
etwas dazu)
Folgendes: Man kann ja Spannungen auf der Hautoberfläche mit 2 
Elektroden bipolar messen, die dann jeweils auf die beiden Eingänge 
eines Instrumentierungsverstärkers gelegt werden.

Bei dem angehangenem Bild wären das ja U1 und U2. Jetzt habe ich aber 
gelesen, dass man noch eine Masseelektrode für den Potentialausgleich 
brauch. Habe aber nie herausfinden können, wie die angeschlossen wird. 
Heißt das einfach, dass die Elektrode mit Masse und mit dem Menschen 
verbunden wird, und das wars? Oder wie spielt das mit dem Rest der 
Schaltung zusammen?

von Thomas S. (thom45)


Lesenswert?

Hans schrieb:

> Bei dem angehangenem Bild wären das ja U1 und U2. Jetzt habe ich aber
> gelesen, dass man noch eine Masseelektrode für den Potentialausgleich
> brauch. Habe aber nie herausfinden können, wie die angeschlossen wird.
> Heißt das einfach, dass die Elektrode mit Masse und mit dem Menschen
> verbunden wird, und das wars? Oder wie spielt das mit dem Rest der
> Schaltung zusammen?

Man bezeichnet die Massenelektrode auch Referenzelektrode. Wird die 
Schaltung mit +/-Ub (Dual-Supply) gespiesen, ist die Referenzspannung 
die Massespannung (GND). Wird sie jedoch mit +Ub (Single-Supply) 
gespiesen, ist die Referenzspannung in der Regel +Ub/2.

Mehr zu diesem Thema kannst Du hier lernen:

  Verstärkerschaltungen, Operationsverstärker, OTA,
  Instrumentationsverstärker, Isolationsverstärker…
    http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/#verstaerker

Guck zunächst einfach mal in die Elektronik-Minikurse rein, wo es um 
Opamp und Instrumentationsverstärker geht und Du wirst merken, wo Du 
Nachholbedarf hast.

Viel Spass beim Lernen. :-)

Gruss
Thomas

von DerChef (Gast)


Lesenswert?

Leider ist gerade diese Artikelserie im Elko nicht laienverständlich.
Die Masse- oder Referenzelektrode brauchst Du, um überhaupt ein 
definiertes Potential zum Messen zu haben. Ohne geht nicht. Zum anderen 
dient sie dem Input Bias Strom als Rückweg. D.h. beide Eingänge müssen, 
wenn auch hochohmig mit ihr verbunden sein. Beim EKG bedeutet das, dass 
sie mit an den Körper muss. Möglichst an eine Stelle, die weit vom zu 
messenden Signal weg ist. Typischerweise das rechte Bein. Man kann sie 
auch noch über einen aktiven Schaltkreis führen, der die Common Mode 
Spannung reduziert. Ein sogenanntes driven right leg.
Typische Fehler in Schaltungen mit INAs sind, galvanische Verbindungen 
zwischen Eingang und Referenz zu vergessen, zB durch Kondensatoren an 
den Eingängen oder induktiven Sensoren. Wichtig ist weiterhin, dass die 
Referenz niederohmig mit der Schaltungsmasse verbunden ist!

von DerChef (Gast)


Lesenswert?

U1 und U2 sind schließlich relativ zu Masse. Nur haben sie da den Pfeil, 
anders als bei Ua, nicht mit gezeichnet.

von Thomas S. (thom45)


Lesenswert?

Hallo DerChef,

DerChef schrieb:

> Leider ist gerade diese Artikelserie im Elko nicht laienverständlich.

Das ist korrekt. Das ist auch ganz am Anfang in der Indexseite 
beschrieben. Diese Minikurse sind an Leute gerichtet, die bereits eine 
gewisse Erfahrung haben. Je nach Minikurs ist dieser Grad 
unterschiedlich.

Mir ist schon aufgefallen im Posting von Hans, dass er zu den Anfängern 
gehört und darum habe ich ein Link gesetzt, der gleich alle Minikurse 
zur Thematik Opamp und Instrumentationsverstärker zeigt und ich 
erklaerte, er möge einfach erst mal reingucken um abzuchecken wo sein 
Wissen liegt.

Im Falle, dass noch alles fuer ihn zu schwierig ist, gelten die 
Grundlagenkurse von Patrick Schnabel. Dabei gibt es das Problem, dass 
der Graben zwischen den Grundlagen- und Minikursen teilweise recht gross 
ist. Dann muss man sich halt noch mit anderer Literatur oder Weblinks 
weiterhelfen.

Dabei darf man halt auch nicht vergessen, dass das ELKO mit meiner 
Wenigkeit ein Zweimann-Betrieb ist. Da ist halt nicht alles moeglich, 
das die Leserschaft sich wünscht. Die Elektronik-Grundlagenkurse von 
Patrick sind nur grad eine Sache. Er bearbeitet noch andere Temen, 
vorwiegend im IT-/Netzwerk-Sektor. Ein Gebiet, wo ich ein Laie bin.

> Die Masse- oder Referenzelektrode brauchst Du, um überhaupt ein
> definiertes Potential zum Messen zu haben. Ohne geht nicht.

Richtig.

> Zum anderen
> dient sie dem Input Bias Strom als Rückweg. D.h. beide Eingänge müssen,
> wenn auch hochohmig mit ihr verbunden sein.

Bei (i)EMG-Messungen macht man das via Referenzelektrode --> Mensch --> 
Signalelektroden -- Verstaerkereingänge. D.h. an den Eingängen selbst 
benötigt es keine hochohmige Widerstände zum Referenz-Potiential (GND 
bei ±Ub).

> Beim EKG bedeutet das, dass
> sie mit an den Körper muss. Möglichst an eine Stelle, die weit vom zu
> messenden Signal weg ist.

Das ist da so weil die Messelektroden beim EKG nicht nahe beieinander 
sind. Beim (i)EMG ist das etwas anders.

> Typischerweise das rechte Bein. Man kann sie
> auch noch über einen aktiven Schaltkreis führen, der die Common Mode
> Spannung reduziert. Ein sogenanntes driven right leg.

Bei sehr hochohmigen iEMG-Messungen, wo man die Aktionspotantiale so gut 
wie moeglich wiedergeben will, ist die Neutralisierung der Kapazität 
zwischen Leiter und Abschirmung das Wichtigste. So gelangt das gemessene 
Differenzsignal relativ unverzerrt zum Verstaekereingang.

> Typische Fehler in Schaltungen mit INAs sind, galvanische Verbindungen
> zwischen Eingang und Referenz zu vergessen, zB durch Kondensatoren an
> den Eingängen oder induktiven Sensoren. Wichtig ist weiterhin, dass die
> Referenz niederohmig mit der Schaltungsmasse verbunden ist!

So ist es.

Besten Dank für Dein Mitlesen und den Hinweisen.

Gruss
Thomas

: Bearbeitet durch User
von Fragender (Gast)


Lesenswert?

Sehr schöne Erklärungen! Die INA Kurse im Elko sind schon geil, nur halt 
etwas anspruchsvoll.

von Thomas S. (thom45)


Lesenswert?

Fragender schrieb:

> Sehr schöne Erklärungen!

Danke für die Anerkennung.

> Die INA-Kurse im Elko sind schon geil, nur halt
> etwas anspruchsvoll.

Wie es dazu kam, liest man ansatzweise im ersten Abschnitt in der 
Indexseite:
  "Schaerers Elektronik-Minikurse praxisnah erleben!"
    http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/index.htm

Genauer hier:

Diese Minikurse und ein spezielles Praktikum entstanden unabhängig von 
einander um das Jahr 2000/2002. Die Ursache ist, dass knapp vor 2000 im 
"Departement für Elektrotechnik und Informatik" (ETH Zürich) beschlossen 
wurde, ein neuer Praktkumstyp zu realisieren. Man erkannte, dass die 
Ausbildung zu theorie- und simulationslastig ist und wollte damit 
Gegensteuer geben. Aus dieser Idee heraus entstanden viele 
unterschiedliche Praktika, welche unter dem Begriff "Projekte und 
Seminare" (P&S) funktionieren.

In dieser Zeit hatte sich mein Chef (Institutsvorsteher) meinen damals 
ersten Minikurs angeguckt. Etwas später kam es zu einer Diskussion, wo 
er mich beauftragte ein P&S-Praktikum zu realisieren. Nach einigem 
grübeln kam ich auf die Idee ein P&S-Praktikum unter dem Zeichen Projekt 
zu realisieren, das mit der Elektromyographie (EMG-Biofeedback) zu tun 
hat. Die Entwicklung von EMG-Elektronik war eine immer wiederkehrende 
Aufgabe meiner Tätigkeit am Institut.

Als ich mitten in der Vorbereitung war, kontaktierte mich mein Chef 
nochmals und empfahl mir, dass ich meine (privaten) Minikurse mit dem 
P&S-Praktikum kombinieren soll, weil dies sich positiv auf das Ganze 
auswirkt. Ich begann dann diesen Vorschlag umzusetzen. Nach wenigen 
Semestern zeigte sich, wie Recht er hatte mit seiner Idee.

Und jetzt kommt das Wichtigste und das ist der Grund für diesen Aufsatz 
hier. Ich sagte zu ihm, dass ich ein Problem darin sehe, wenn es Fragen 
gibt in Zusammenhang mit komplexer Mathematik, da bin ich Fehl am Platz. 
Seine Antwort war, dass er das weiss, dies aber genau das ist was er 
beabsichtigte. Mathematik bekommen die Studenten genug an den 
Vorlesungen, ich soll den Studenten jedoch mit Wort und Bild eine 
Schaltung so anschaulich erklären, dass sie es begreifen. Das ist 
manchmal anstrengend aber immer wieder sehr lohnend und befriedigend 
wenn ich erlebe wie "der Groschen runterfällt".

Zu diesem Abschnitt noch: Ich bin ursprünglich Mechaniker und habe 
später  eine Elektrotechnik-Weiterbildung absolviert. Also keine 
akademische Laufbahn. Trotzdem entwickelte ich während den vergangenen 
mehr als 40 Dienstjahren viele Schaltungen und Geräte für den 
Institutsbedarf und für den studentischen Einsatz.

Solche Erlebnisse erzeugen ein Feedback zurück zu den Minikursen. Das 
"Wie erkläre ich etwas" fliesst in meine Minikurse zurück, jeweils bei 
den nachfolgenden Updates und das wiederum kommt der Leserschaft zu gut.

So, jetzt ist hier mal der gesamte Zusammenhang erklärt, um zu 
verstehen, warum meine Minikurse so sind wie sie sind. Ich wollte hier 
schon lange mal eine solche Zusammenfassung schreiben, die etwas 
aufklärt. Das ist jetzt geschehen und ich danke Dir dafür, dass Du dafür 
die Aufgabe des Triggers übernommen hast. :-)

Gruss
Thomas

von Hans (Gast)


Lesenswert?

Hallo,
Also erstmal danke für die Antworten. Das Elektronik-Kompendium war mit 
einer der Gründe, aus denen mich besagtes Thema interessiert. Dort habe 
ich angefangen, mich einzulesen, besonders die Artikel, die die 
Elektromyographie betreffen.
Ich verstehe natürlich, dass so etwas für Anfänger schwer zu verstehen 
ist, ganz klar. Es übersteigt natürlich das, was man in der Schule 
lernt, was schade ist, denn bis ich studieren darf, muss ich noch ein 
paar Jährchen warten. Da nerven dann wahrscheinlich fragen von Leuten, 
die sich in ihrer Freizeit damit beschäftigen, sich dafür interessieren 
und mal ebenso Aufklärung über eigentlich komplexe Themen erwarten. Was 
mich betrifft kann ich aber sagen, dass ich durch das Lesen der 
entsprechenden Artikel schon einiges dazugelernt und auch verstanden 
habe, da dort alles sehr gut und verständlich erklärt ist.
Deswegen finde ich es auch sehr ehrenvoll, dass einer der Autoren aus 
dem bekannten Elektronik-Kompendium hier versucht zu helfen, und sei es 
auch mit dem Verweis auf bestimmte Links.

Das Problem ist, dass ich einfach nicht dahintersteige, wie die 
Masseelektrode, die ja scheinbar gleichbedeutend mit der 
Referenzelektrode ist, angeschlossen wird. Wahrscheinlich stehe ich auf 
dem Schlauch oder weiß einfach noch nicht genug (das ist mir bewusst), 
um es zu verstehen. Vielleicht habe ich es überlesen aber es wird 
irgendwie nie erwähnt, wie besagte Elektrode schaltungstechnisch 
angeschlossen wird (wahrscheinlich, weil es selbstverständlich ist..). 
Ich finde, wenn man sowas direkt in einem Schaltplan sieht, erklärt das 
so einiges ganz von selbst, eine kurze Skizze wäre daher überaus 
hilfreich.

@Thomas Schaerer: Ich hoffe es ist in Ordnung wenn ich mich direkt an 
dich wende. Könntest du (oder gerne auch andere) mir das vielleicht kurz 
erklären (falls das kurz geht und nicht zu viel Aufwand ist, ich möchte 
keine unverschämten Bitten aussprechen)? Davon profizieren dann 
sicherlich auch andere, die dasselbe Verständnisproblem haben.

von dunno.. (Gast)


Lesenswert?

Hans schrieb:
> vielleicht habe ich es überlesen aber es wird
> irgendwie nie erwähnt, wie besagte Elektrode schaltungstechnisch
> angeschlossen wird (wahrscheinlich, weil es selbstverständlich ist..).

Ich komme nicht aus der Medizintechnik, aber bei mir wird die 
Bezugsmasse, die ich für die Messung verwende (also meine Referenzmasse) 
an die Masse meines Verstärkers geklemmt. Die liegt einfach direkt hart 
auf dem GND der normalen Verstärkerschaltung.

http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/bilder/emg1_08.gif

Das Bild deutet es an.

von Thomas S. (thom45)


Lesenswert?

dunno.. schrieb:
> Hans schrieb:
>> vielleicht habe ich es überlesen aber es wird
>> irgendwie nie erwähnt, wie besagte Elektrode schaltungstechnisch
>> angeschlossen wird (wahrscheinlich, weil es selbstverständlich ist..).
>
> Ich komme nicht aus der Medizintechnik, aber bei mir wird die
> Bezugsmasse, die ich für die Messung verwende (also meine Referenzmasse)
> an die Masse meines Verstärkers geklemmt. Die liegt einfach direkt hart
> auf dem GND der normalen Verstärkerschaltung.
>
> http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/bilder/emg1_08.gif
>
> Das Bild deutet es an.

Hallo Dunno und hallo Hans,

So ist es. Wobei die Schaltung mit ±Ub (Dual-Supply) gespiesen wird.

Wird sie mit +Ub und GND (Single-Supply) gespiesen, dann ist +Ub/2 die 
Referenzspannung, die einerseits mit der meist grösserflächigen 
Refenzelektode verbunden ist und als Arbeitspunktspannung für die 
analoge Schaltung dient.

Ich habe hier ein passendes Beispiel, ein Teil aus einer 
EMG-Biofeedbackschaltung. Man versuche die 
Arbeitspunkt-/Referenzspannung Ux von der Quelle zu IC:A4 über die 
Referenzelektrode/Schirm in den Instr.Amplifier zu verstehen. 
Instr.Amplifier  hier quasidiskret realisiert.

Das Bild ist von hier:
http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/diffemg.htm

So, ich hoffe das hilft weiter. Sonst halt im Minikurs lesen. Wenn dann 
dort etwas nicht verstanden wird, Text und Bild nennen, dann kann ich 
gelegentlich antworten. Ich muss leider damit andeuten, dass es einen 
Unterbruch aus Zeitgruenden geben wird. Vielleicht komme ich irgend wann 
am Samstag oder Sonntag wieder etwas dazu.

Gruss
Thomas

von Hans (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Vielen Dank. Ich glaube, gerade ist der "Groschen gefallen". Die 
Erklärung hat mir sehr geholfen. Ich denke mir das jetzt so:

Ein Operationsverstärker benötigt eine Referenzierung (= Arbeitspunkt).
Will man erreichen, dass die maximale Eingangsspannung und 
Ausgangsspannung symmetrisch ist, muss diese Referenz zwischen Ub+ und 
Ub- liegen. Wird der OpAmp symmetrisch betrieben, zum Beispiel +- 6V, 
wäre das genau Masse (0V Potential).

Betreibt man ihn im Single-Supply, also nur mit einer Spannung von zum 
Beispiel 6V, heißt das ja, dass Ub+ = 6V und Ub- = 0V (Masse ist). Die 
Referenzierung wäre dann nicht Masse, sondern 3V(zwischen 0V und 6V), 
also Ub/2.

So oder so wird die Referenzelektrode mit dieser Verbunden.
Ich habe das mal im Bild vom Eingang skizziert.

von Thomas S. (thom45)


Lesenswert?

Hans schrieb:
> Vielen Dank. Ich glaube, gerade ist der "Groschen gefallen". Die
> Erklärung hat mir sehr geholfen. Ich denke mir das jetzt so:
>
> Ein Operationsverstärker benötigt eine Referenzierung (= Arbeitspunkt).
> Will man erreichen, dass die maximale Eingangsspannung und
> Ausgangsspannung symmetrisch ist, muss diese Referenz zwischen Ub+ und
> Ub- liegen. Wird der OpAmp symmetrisch betrieben, zum Beispiel +- 6V,
> wäre das genau Masse (0V Potential).
>
> Betreibt man ihn im Single-Supply, also nur mit einer Spannung von zum
> Beispiel 6V, heißt das ja, dass Ub+ = 6V und Ub- = 0V (Masse ist). Die
> Referenzierung wäre dann nicht Masse, sondern 3V(zwischen 0V und 6V),
> also Ub/2.
>
> So oder so wird die Referenzelektrode mit dieser Verbunden.
> Ich habe das mal im Bild vom Eingang skizziert.

Kurze Antwort: Du hast es richtig verstanden.

Gruss an alle in diesem Thread
und ein schönes Wochenende,
                              Thomas

von Hans (Gast)


Lesenswert?

Hallo,
Oh sehr schön. Danke vielmals für eure Erläuterungen, die Hinweise und 
Links und natürlich eure Zeit, das war alles ausgesprochen hilfreich und 
interessant.

Eine letzte Frage hätte ich allerdings noch: DerChef meinte ja, dass 
über die Referenzelektrode der Input Bias Strom zurück zu den Eingängen 
gelangt. Heißt das jetzt praktisch, dass der Strom, der in die 
Verstärkereingänge fließt, über die Referenzelektrode und dann durch den 
menschlichen Körper (<- besonders das interessiert mich, fließt da 
tatsächlich Strom durch? Wenn ja, in welchen Größenordnungen bewegen wir 
uns da, MikroAmpere?) zurück zum Eingang?

Danke nochmals für all eure Hilfe, und auch von mir ein schönes 
Wochenende an alle.

von Thomas S. (thom45)


Lesenswert?

Hans schrieb:

> Eine letzte Frage hätte ich allerdings noch: DerChef meinte ja, dass
> über die Referenzelektrode der Input Bias Strom zurück zu den Eingängen
> gelangt. Heißt das jetzt praktisch, dass der Strom, der in die
> Verstärkereingänge fließt, über die Referenzelektrode und dann durch den
> menschlichen Körper (<- besonders das interessiert mich, fließt da
> tatsächlich Strom durch? Wenn ja, in welchen Größenordnungen bewegen wir
> uns da, MikroAmpere?) zurück zum Eingang?

Wenn, wie ich bereits beschrieben habe, die Eingänge nicht mit sehr 
hochohmigen Widerständen zur Referenzspannungsquelle verbunden sind (was 
oft vernünftig ist, wie auch bereits erklärt), dann nimmt der Biasstrom 
den Weg durch den Körper.

Er lässt ihn dadurch erschauern und erzittern! :-)))
Neinein, - Spass beiseite.

Es ist so, weil für diese Anwendung nur JFET- oder besser noch 
MOSFET-Opamps in Frage kommen, ist dieser Biasstrom extrem niedrig.

Baut man sich einen einfachen EMG-Verstärker für Oberflächenanwendungen 
und niedriger Frequenzbandbreite, wie z.B. EMG-Biofeedback, genügt 
einfach und preiswert einen selbst gebauten Instrumentationsverstärker 
mit dem TLC274 (Quad-Opamp-LinearCMOS). Drei von den vier Opamps 
benötigt man dafür. Der maximale Biasstrom (25ºC) beträgt 60 pA. 
Verwendet man den Creme-de-la-Creme-Instrumentationsverstärker INA111 
für hochqualitativere Anwendungen sind es nur 20 pA.

Das sind so kleine Ströme, die kann man eh gleich vergessen. Selbst wenn 
sie mehr als 1000 mal grösser sind.

Hier noch die Datenblätter für TLC274 und INA111:
http://www.ti.com/lit/ds/symlink/tlc274.pdf
http://www.ti.com/lit/ds/symlink/ina111.pdf

Gruss und schönes
Restwochenende,
                Thoms

: Bearbeitet durch User
von Hans (Gast)


Lesenswert?

Hallo Thomas,
Ich danke dir vielmals für all deine Erklärungen. Waren sehr lehrreich 
und interessant, und haben mir Erkenntnisse geliefert, die ich sonst nie 
verstanden hätte. Dass da wirklich Strom durchfließt, hätte ich nicht 
gedacht, aber du hast das sehr gut erklärt.
Mit dem ELKO hast du meiner Meinung nach wirklich etwas beachtliches 
geleistet, denn, bis auf wenige Ausnahmen, sind die Kurse auch für 
Nichtstudierte / Laien wie mich verständlich. Ich, und viele andere 
wahrscheinlich auch, sind dir dafür überaus dankbar.

Auch ein schönes Restwochenende an dich, und nochmals vielen Dank :).
Hans

von Thomas S. (thom45)


Lesenswert?

Hans schrieb:
> Hallo Thomas,
> Ich danke dir vielmals für all deine Erklärungen. Waren sehr lehrreich
> und interessant, und haben mir Erkenntnisse geliefert, die ich sonst nie
> verstanden hätte. Dass da wirklich Strom durchfließt, hätte ich nicht
> gedacht, aber du hast das sehr gut erklärt.

Danke. Die Ströme, die biologisch bedingt in uns fliessen sind im 
Verhältnis zu diesem Bias-Strom beachtlich. Aktionspoteniale, die 
entlang der Nervenfasern laufen haben einen Peakwert bis 100 mV (ca. +70 
mV ; -30 mV). Die so genannten Ionenpumpen entlang der Fasern sorgen für 
die Aufrechterhaltung des Ruhepotentials und die Ionenventile für das 
Weiterleiten der Impulse (Aktionspot.). Gäbe es nicht ausreichend solche 
Einheiten, würden die Verluste dafür sorgen, dass Leben gar nicht 
möglich wäre und es das was eben erklärte gar nicht gibt.

Mehr dazu, falls es Dich interessiert, hier:
"Elektro-Myographie (EMG) eine kleine Einführung"
  http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/emg1.htm

> Mit dem ELKO hast du meiner Meinung nach wirklich etwas beachtliches
> geleistet, denn, bis auf wenige Ausnahmen, sind die Kurse auch für
> Nichtstudierte / Laien wie mich verständlich. Ich, und viele andere
> wahrscheinlich auch, sind dir dafür überaus dankbar.

Damit Du etwas nicht falsch verstehst. Der Inhaber des ELKO ist Patrick 
Schnabel. Das ELKO ist seine Erfindung und der grösste Teil und Vielfalt 
die es gibt, inklusive der (Einsteiger-)Elektronik-Grundlagenkurse sind 
von ihm.

Das Einzige was von mir ist, sind die Elektronik-Minikurse:
http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/index.htm
http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/indexfokus.htm

Gruss
Thomas

von Hans (Gast)


Lesenswert?

Hey,
Danke, für die Informationen. Erstaunlich, das wiederum hatten wir sogar 
mal in der Schule :D.

Das Lob war natürlich an die Minikurse gerichtet, da sollte eigentlich 
mal stehen: "Mit deinen Beiträgen im Elko...". Waren die Finger mal 
wieder schneller als der Kopf^^. Dass das Elko vorwiegend von Patrick 
Schnabel entwickelt wurde, war mir bewusst. Ich wollte tatsächlich die 
Minikurse ansprechen, denn weiter oben im Thread wurde ja beschrieben, 
dass sie für Laien oft schwer verständlich sind. Und aus meiner Sicht 
(denn ich bin ja Laie), trifft das nur auf wenige Stellen zu, da selbst 
ich das meiste auf Anhieb verstanden habe, weil es wirklich sehr gut 
erklärt ist.

Grüße,
Hans

von Thomas S. (thom45)


Lesenswert?

Hans schrieb:
> Hey,
> Danke, für die Informationen. Erstaunlich, das wiederum hatten wir sogar
> mal in der Schule :D.
>
> Das Lob war natürlich an die Minikurse gerichtet, da sollte eigentlich
> mal stehen: "Mit deinen Beiträgen im Elko...". Waren die Finger mal
> wieder schneller als der Kopf^^. Dass das Elko vorwiegend von Patrick
> Schnabel entwickelt wurde, war mir bewusst. Ich wollte tatsächlich die
> Minikurse ansprechen, denn weiter oben im Thread wurde ja beschrieben,
> dass sie für Laien oft schwer verständlich sind. Und aus meiner Sicht
> (denn ich bin ja Laie), trifft das nur auf wenige Stellen zu, da selbst
> ich das meiste auf Anhieb verstanden habe, weil es wirklich sehr gut
> erklärt ist.
>
> Grüße,
> Hans

Danke für Deine Blumen.

BTW.: Der Begriff Laie ist allerdings schwierig definierbar. Es kann 
nämlich sein, dass Du Dich selbst aus Bescheidenheit als Laie 
empfindest, aber z.B. Dein Kollegenkreis Dich eher weniger als Laien 
einschätzt, weil die denken, der Hans kann und versteht ja doch einiges, 
was die nicht können und vesrtehen.

Und dann kommt es im Bereich der Elektronik auf das Gebiet an. Was die 
analoge Technik betrifft, bin ich wesentlich weniger als ein Laie, wenn 
es um Höchstfrequenztechnik geht. Das ist eine ganze Wissenschaft für 
sich...

Gruss
Thomas

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.