Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wie müsste ein Messtransformator aussehen?


von Timm T. (Gast)


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Wenn ich galvanisch getrennt mit einem Oszi möglichst genau den Verlauf 
der Netzspannung verfolgen möchte, wie müsste ein dafür geeigneter 
Messtransformator beschaffen sein?

Netzspannung im üblichen Toleranzbereich, also 230V plusminus
Frequenz 50Hz
Teilerverhältnis 100 zu 1, also 2.3V bei Nennspannung
Lastwiderstand sekundärseitig 1kohm
kurzschlussfest

Schutzisolation sollte auf jeden Fall gegeben sein. Die Kurvenform der 
Netzspannung soll möglichst wenig verzerrt werden, die Phasenschiebung 
soll möglichst gering sein. Letztlich soll gefahrlos ein Oszi 
angeschlossen werden können und Spannung sowie Stromverlauf - dieser 
über einen Stromwandler - dargestellt werden.

Auch sollen niederfrequente Störungen und Verzerrungen des 
Spannungsverlaufs z.B. durch Triacs, Schaltnetzteile usw. auf dem Oszi 
sichtbar sein. Dass das nach oben begrenzt ist, ist klar, aber so 10kHz 
Grenzfrequenz wären schon schön.

Was meint ihr, ist sowas noch durch einfache Reihenschaltung* zweier 
handelsüblicher Kleinleistungstransformatoren zu erreichen? Oder braucht 
es dafür einen speziellen Trafo, bei dem die Wicklungen verschachtelt 
sind wie früher bei Ausgangsübertragern, um die höheren Frequenzanteile 
mit zu übertragen?

Und wenn ich die Ausgangsspannung mit einem Spannungsteiler abgleichen 
will, sollte der besser primärseitig oder sekundärseitig sein?

*) Die Reihenschaltung deswegen, weil die kleinen Trafos meist so auf 
Kante genäht sind, dass sie an Nennspannung schon in die Sättigung gehen 
und die Kurvenform verzerren.

von Hp M. (nachtmix)


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Timm T. schrieb:
> Was meint ihr, ist sowas noch durch einfache Reihenschaltung* zweier
> handelsüblicher Kleinleistungstransformatoren zu erreichen?

Das wird für die meisten Zwecke reichen, aber  kaum für 10kHz, weil die 
meisten Kleintrafos heute ja gekammerte Wicklungen mit hoher 
Streuinduktivität besitzen.

Einen Gegentakt-Ausgangstrafo von einer Röhrenendstufe zu nehmen ist 
keine schlechte Idee.
Die Spannungsfestigkeit ist ausreichend und die Induktivität der 
Primärwicklung ist reichlich bemessen.
Außerdem gibt es diese Trafos mit verschachtelten Wicklungen.
Die Messbereichsanpassung auf ein bequem zu handhabendes 
Teilerverhältnis kann man leicht mit einem sekundärseitigen 
Widerstands-Spannungsteiler realisieren.
Diese Widerstände ergeben dann auch gleich die Kurzschlussfestigkeit.

: Bearbeitet durch User
von Possetitjel (Gast)


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Timm T. schrieb:

> Was meint ihr, ist sowas noch durch einfache Reihen-
> schaltung* zweier handelsüblicher Kleinleistungs-
> transformatoren zu erreichen?

Ich würde es genau so probieren.

> Oder braucht es dafür einen speziellen Trafo, bei dem
> die Wicklungen verschachtelt sind wie früher bei
> Ausgangsübertragern, um die höheren Frequenzanteile mit
> zu übertragen?

Miss doch erstmal den Frequenzgang (Signalgenerator). Dann
kann man weitersehen.

von Old P. (Gast)


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Warum zwei hintereinander? Es verdoppeln sich doch die Ungenauigkeiten.
Ein guter NF-Übertrager mit passender Spannungsfestigkeit wäre auch 
meine Wahl.
In meinem großen Lastwiderstand zur Verstärkermessung habe ich zwei 
zufällig vorhandene Übertrager für die Oszianschlüsse verbaut. Da diese 
am Oszi fast im Leerlauf arbeiten ist auch der Frequenzgang von etwa 
50-15.000 Hz brauchbar. Einen Parallelwiderstand wollte ich immer mal 
testen. (naja, ich wollte...)

Old-Papa

von MaWin (Gast)


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Old P. schrieb:
> Warum zwei hintereinander?

Damit man weit weg bleibt von der verzerrenden Kernsättigung.

von ths (Gast)


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Warum betreibt ihr das Oszi nicht an einem Trenntrafo und nehmt einfach 
einen Spannungsteiler?

von eProfi (Gast)


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Weil das (zumindest bei Oszis, deren Gnd = PE ist) nicht statthaft ist.
Hat der Oszi einen Erdschluss, steht das Gehäuse unter Spannung.

Das einzig richtige Vorgehen ist ein Differenz-Tastkopf mit dem 
entsprecheneden Spannungsbereich. Für die Strommessung eine 
Current-Probe.

von Bernd (Gast)


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ths schrieb:
> Warum betreibt ihr das Oszi nicht an einem Trenntrafo und nehmt
> einfach
> einen Spannungsteiler?

Das ist sicherheitstechnisch nicht zulässig. Wenn dein Scope einen Hau 
hat, ist es möglich, dass an den berühbaren metallischen Flächen (sofern 
vorhanden) volle Netzspannung anliegt.
Deshalb sollte immer das Messobjekt und nicht das Messsystem am 
Trenntrafo betrieben werden.

von Tcf K. (tcfkao)


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ths schrieb:
> Warum betreibt ihr das Oszi nicht an einem Trenntrafo und nehmt einfach
> einen Spannungsteiler?

Weil dann das ganze Scope direkt an Netzspannung hängt und das 
ziemlicher Leichtsinn ist.

Aber immerhin ließe sich dann mit der galvanischen Kopplung mit zwei 
Kanälen der wie auch immer geartete Messwandler überprüfen bezüglich 
Phasenverschiebung, Nichtlinearitäten und falls Speicherscope Verhalten 
bei transienten Vorgängen.

von Nemesis (Gast)


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Tcf K. schrieb:
> Weil dann das ganze Scope direkt an Netzspannung hängt und das
> ziemlicher Leichtsinn ist.

Vor allem wenn die Hausinstallation nicht mit einem FI-Schutzschalter
ist. Ansonsten wäre das Risiko gering, wenn man weiß, was man tut.

Als Messwandler würde ich es mal mit einem Ringkerntransformator
versuchen. Der hat bekanntlich die geringste Streuinduktivität
und geringsten Verluste. Was die Sättigung angeht, muss man das
mal ausrechnen. Allerdings sollten die Impedanzen dann zueinander
passen, damit es zu keinen Verzerrungen kommt. Bisschen
experimentieren ist da schon angesagt, weil es da nur sehr wenig
fertiges geben wird.

von Old P. (Gast)


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MaWin schrieb:
> Old P. schrieb:
>> Warum zwei hintereinander?
>
> Damit man weit weg bleibt von der verzerrenden Kernsättigung.

Kernsättigung beim mehr oder weniger stromlosen Messen?

Old-Papa

von Possetitjel (Gast)


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Old P. schrieb:

> MaWin schrieb:
>> Old P. schrieb:
>>> Warum zwei hintereinander?
>>
>> Damit man weit weg bleibt von der verzerrenden Kernsättigung.
>
> Kernsättigung beim mehr oder weniger stromlosen Messen?

Natürlich. GERADE bei geringen Strömen.

von Nemesis (Gast)


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Old P. schrieb:
> Kernsättigung beim mehr oder weniger stromlosen Messen?

Wenn die Primärwicklung falsch dimensioniert ist und ich gehe mal
davon aus, einen Messtrafo selbst zu wickeln, kann das schon
passieren. Für so eine hochohmige Messung braucht man ja auch
nur einen winzigen Kern auf dem eine hochohmige Wicklung passt.
Alles hab ich aber nicht bedacht.

von Old P. (Gast)


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Possetitjel schrieb:
> Old P. schrieb:
>> Kernsättigung beim mehr oder weniger stromlosen Messen?
>
> Natürlich. GERADE bei geringen Strömen.

Oha... Das muss ich mal verhirnen ;-)
Ich dachte bisher, das sei  magnetfeldabhängig. Also je mehr Strom, 
desto stärker das Magnetfeld.

Old-Papa

von Lurchi (Gast)


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2 Trafos Primarseitig in Reihe ist schon richtig, weil vor allem die 
kleinen billigen schon recht viel magnetisierungstrom brauchen.

Wenn man den Trafo nich wesentlich belastet ist die Streuinduktiviät 
nicht so kritisch. Da wird auch eine 2-Kannerwicklung nicht so groß 
stören.

Wenn die Isolierung ausreicht (sollte es eigentlich) würde ich 2 nicht 
ganz so kleine Ringkerntrafos, so im Bereich 10 VA nehmen. Das ist das 
Kernmaterial teils besser, und der Effektive Luftspalt ist geringer.

Ein Möglichkeit wäre ggf. noch Primärseitig über einen Widerstand 
relativ viel Strom fließen zu lassen, und dann einen kleinen guten 
Stromtransformator zu nutzen. Es ist halt eine Frage wie viel Leistung 
man primär verheitzen will.

von Possetitjel (Gast)


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Old P. schrieb:

> Possetitjel schrieb:
>> Old P. schrieb:
>>> Kernsättigung beim mehr oder weniger stromlosen Messen?
>>
>> Natürlich. GERADE bei geringen Strömen.
>
> Oha... Das muss ich mal verhirnen ;-)

Das Problem hatte ich vor eine Weile auch... :)

> Ich dachte bisher, das sei magnetfeldabhängig.

Ist es ja auch.

> Also je mehr Strom, desto stärker das Magnetfeld.

Das ist auch richtig - aber das Vorzeichen ist andersherum,
als man es erwartet: Der Strom in der Sekundärwicklung (sofern
einer fließt) erzeugt ein Magnetfeld, das dem Feld des
Primärstromes entgegenwirkt, also das Gesamtfeld im Kern
verringert.

Das sieht man bei Betrachtung der Grenzfälle: Im (sekundär-
seitigen) Leerlauf wirkt die Primärwicklung wie eine reine
Induktivität; das Magnetfeld der Primärwicklung bleibt
unbeeinflusst.
Im sekundärseitigen Kurzschluss wirken nur die Streu-
induktivitäten, d.h. die Primär- und das Sekundärfeld
heben sich fast perfekt auf.

von eProfi (Gast)


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Die Sättigung ist ein Indiz für zu hohe Spannung. Natürlich ist der 
Primärstrom die Ursache für das Magnetfeld, dieser ist jedoch von der 
"bereits erzeugten" Feldstärke abhängig.
Ein hoher Laststrom reduziert die Sättigung ein wenig.

von Falk B. (falk)


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Ein guter, breitbandiger Messtrafo ist ein Weg, aber der kostet einiges. 
Ich würde lieber einen Differenztastkopf nutzen. Der ist zwar nicht 
galvanisch getrennt, aber dennoch sicher, denn er ist ja an beiden Polen 
hochohmig. Es gibt auch galvanisch getrennte Differenztastköpfe, aber 
die sind um einiges teurer.

von Nemesis (Gast)


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Lurchi schrieb:
> und der Effektive Luftspalt ist geringer.

Genau, weil er bei einem Ringkern Null ist.

Lurchi schrieb:
> Es ist halt eine Frage wie viel Leistung
> man primär verheitzen will.

Schreib mal in Zukunft "verheizen", ist nicht so peinlich.
Bezgl. der von dir erwähnten Leistung nichts, würde ich mal
sagen, denn der Trafo wird quasi im Leerlauf betrieben, es
sei denn, man verpasst ihm sekundär eine Last, aber wozu?
Wenn der Sinus sauber rüber kommt und auf dem Oszi so auch
dargestellt wird, hat der TO doch das, was er wollte.
Um Phasenverschiebungen darzustellen, sofern man will, wird
man zwei identische Wandler brauchen oder eine Schaltung die eine
Phasenverschiebung differenziert und darstellbar macht.
Wenn dann die Phasenverschiebung von Spannung und Strom gemessen
werden soll muss einer der Messwandler wieder anders aufgebaut
werden, nämlich eher niederohmig.
Da wäre noch der Punkt, von dem der TO schrieb, auch höheren
Frequenzen messen zu können. Dann wirds nämlich knifflich weil man
dazu erst mal eine spektrale Kennlinie vom Messwandler braucht
und man im ungünstigsten Fall noch eine Kompensationsschaltung
entwickeln muss, um den Messfehler auszugleichen.
Mit einem Ringkern, sollte man aber relativ problemlos einen
weiten Frequenzbereich abdecken können, bevor die Dämpfung
nicht Messbares mehr bringt.

von Timm T. (Gast)


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Nemesis schrieb:
> auch höheren
> Frequenzen messen zu können

"Messen" ist vielleicht etwas viel verlangt. Ich will die 
höherfrequenten Störanteile z.B. durch Dimmer, Schaltnetzteile sehen und 
qualitativ beurteilen können. Daß das seine Grenzen hat, ist mir bewußt.

Nemesis schrieb:
> Wenn die Primärwicklung falsch dimensioniert ist

Bei den kleinen Printrafos ist die Primärwicklung quasi immer "falsch" 
dimensioniert, weil die hart an der Sättigung betrieben werden. Sieht 
man schön im sekundärseitigen Oszibild, da hat der Sinus immer ein 
Plateau.

Old P. schrieb:
> Oha... Das muss ich mal verhirnen ;-)

Ich hab einen alten 220V-Trafo mit vielen Ausgangsspannungen als 
universellen Basteltrafo. Der hat am Oszi immer einen eigentümlich 
abgeflachten Sinusverlauf gehabt. Das hat mir lange zu grübeln gegeben, 
bis ich durch einen Beitrag im Forum auf die Kernsättigung gekommen bin. 
Der wird im Leerlauf auch merklich warm.

Lurchi schrieb:
> Ein Möglichkeit wäre ggf. noch Primärseitig über einen Widerstand
> relativ viel Strom fließen zu lassen, und dann einen kleinen guten
> Stromtransformator zu nutzen.

Dann hab ich aber eine Phasenschiebung von 90°, oder? Andererseits hat 
doch ein Stromwandler auch eine Phasenschiebung von 90° zwischen 
Laststrom und Meßspannung, oder? Das käme mir dann ja entgegen.

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Timm,

> Wenn ich galvanisch getrennt mit einem Oszi möglichst genau den
> Verlauf der Netzspannung verfolgen möchte,

Wenn Dir 14 Bit reichen, dann nimm die Kombination HCPL-7560, HCPL-0872 
(siehe Anhänge), AtMega und ein 14-Bit-D/A - oder speise den Datenstrom 
des HCPL-0872 gleich in Deinen PC.
Solltest Du am Trafo hängen, kannst Du mit ihm die sekundärseitige 
Auswertung immer noch speisen.

Aber Du könntest auch Atmega08 speisen, damit er das SPI-Signal in 
RS-232C wandelt....

Ciao
Wolfgang Horn

: Bearbeitet durch User
von Lurchi (Gast)


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Mit Widerstand und Stromtransformator hat man keine extra 90 Grad Phase:
Der Widerstand gibt einen Strom proportional zur Spannung, und der 
Stromwandler ( = kleiner Trafa mit relativ niederohmigen Widerstand auf 
der Sekundärseite) gibt eine Spannung proportional zu jeweiligen Strom 
aus. Vorraussetzung ist halt, dass am Stromtransformator (insbesondere 
dessen streuinduktivität) keine so hohe Spannung abfällt.

Die Abflachung bei der Spannung hinter einem Trafo kann von der 
Sättigung kommen, aber auch von einer gestörten Netzspannung wegen zu 
viel Geräten ohne PFC.

Die kleine ( < 3 VA) Netztrafos sind wirklich nicht so toll - die 
Magentisierung ist aber nicht unbedingt höher als bei den größeren. 
Durch den Windungswiderstand sieht man den höheren Magnetisierungsstrom 
einfach stärker. Die Sättigung ist beim Eisenkern keine so scharfe 
Grenzen, ab etwa 1,2-1,5 T wird halt zusätzlicher Strom benötigt, dann 
geht es zunehmend schwerer bis etwa 1,8 T. Wirkliche Sättigung kriegt 
man gelegentlich beim Einschalten von größeren Ringkerntrafos.

Auch bei den üblichen gewickelten Ringkernen gibt es einen Luftspalt: 
das ist einmal die Isolierung zwsichen den Lagen, verteilt auf die 
Umfangsfläche. Eine geschlossene Flussline muss halt einmal vom Blech in 
die Lage darüber oder drunter. Durch den großen Umfang im Vergleich zur 
Blechdicke, ist die effektive Länge des Luftspalts aber sehr kleine 
(i.A. << 1 µm).

Einen Vorteil kann man beim Ringkern noch haben: die besseren nutzen 
kornorientiertes Material, dass weniger Magnetistriktion hat als das 
normale Blech für die gestapelten Kerne.

von J. A. (gajk)


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Old P. schrieb:
> Warum zwei hintereinander? Es verdoppeln sich doch die
> Ungenauigkeiten.
> Ein guter NF-Übertrager mit passender Spannungsfestigkeit wäre auch
> meine Wahl.
> In meinem großen Lastwiderstand zur Verstärkermessung habe ich zwei
> zufällig vorhandene Übertrager für die Oszianschlüsse verbaut. Da diese
> am Oszi fast im Leerlauf arbeiten ist auch der Frequenzgang von etwa
> 50-15.000 Hz brauchbar. Einen Parallelwiderstand wollte ich immer mal
> testen. (naja, ich wollte...)
>
> Old-Papa

Kann man da so was nehmen?

http://www.conrad.de/ce/de/product/739679/Miniatur-Uebertrager-Impedanz-670-Primaerspannung-155-V-Windungsverhaeltnis-110-Inhalt-1-St?ref=searchDetail

Die eine Windung in Reihe mit dem Verbraucher, die andere Windung ans 
Oszi?

von J. A. (gajk)


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Könnte man nicht eine Leitung von der Zuführung um einen Eisenjoch 
wickeln und auf dieses Eisenjoch dann einer Spule mit vielen Windungen 
aufsetzen?

An der Spule wird dann gemessen?

von ich (Gast)


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Ich wundere mich immer wieder, dass offenbar viele die Sache mit der 
Kernsättigung nicht so wirklich verstehen. Die magnetische Feldstärke 
beim Transformator hängt überhaupt nicht vom Strom ab, sondern 
ausschließlich von der Primärspannung welche den Magnetisierungsstrom 
verursacht (solange man die Streuinduktivität vernachlässigt). Ein 
Sekundärstrom verursacht ein Magnetfeld welches dem primärseitigen 
Magnetfeld entgegen wirkt, um dieses Magnetfeld aufzuheben muss der 
Primärstrom ansteigen. Der magnetische Fluss im Kern ist aber, 
unabhängig davon ob im Leerlauf oder unter Nennlast, immer der gleiche.

Berücksichtigt man die Streuung nimmt die magnetische Feldstärke im 
Transformator etwas ab (wegen dem Spannungsabfall über der 
Streuinduktivität, die Spannung an der Magnetisierungsinduktivität ist 
dann natürlich etwas kleiner).

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Lurchi schrieb:
> Die Abflachung bei der Spannung hinter einem Trafo kann von der
> Sättigung kommen, aber auch von einer gestörten Netzspannung wegen zu
> viel Geräten ohne PFC.

+1, ich habe mit einem x100 Tastkopf (zwar nur CAT I 1500 V oder so, 
aber was soll's) mal die Netzspannung direkt gemessen, die war genauso 
hässlich und verzerrt wie hinterm ~800 VA Trenntrafo. Der hat nur ein 
paar Prozent mehr Amplitude im Leerlauf.

edit: verzerrte Netzspannung von Geräten ohne PFC meint übrigens auch 
die sonst so heißgeliebten Eisenschweine/Linearnetzteile.

: Bearbeitet durch User
von J. A. (gajk)


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ich schrieb:
> Ich wundere mich immer wieder, dass offenbar viele die Sache mit
> der
> Kernsättigung nicht so wirklich verstehen. Die magnetische Feldstärke
> beim Transformator hängt überhaupt nicht vom Strom ab, sondern
> ausschließlich von der Primärspannung welche den Magnetisierungsstrom
> verursacht (solange man die Streuinduktivität vernachlässigt).

Ok, also doch kein Magnetfeld ohne Strom.

> Ein
> Sekundärstrom verursacht ein Magnetfeld welches dem primärseitigen
> Magnetfeld entgegen wirkt, um dieses Magnetfeld aufzuheben muss der
> Primärstrom ansteigen. Der magnetische Fluss im Kern ist aber,
> unabhängig davon ob im Leerlauf oder unter Nennlast, immer der gleiche.

Ok, wenn ich also nur EINE Spule hätte und einen Eisenkern, dann würde 
der Fluss bei großerem Strom schon steigen, oder? Nur wenn ich ZWEI 
Spule habe (bzw. die zweite Spule dann auch belastet wird), geht der 
Fluss zurück bzw. ist konstant. Habe ich das so richtig verstanden?

>
> Berücksichtigt man die Streuung nimmt die magnetische Feldstärke im
> Transformator etwas ab (wegen dem Spannungsabfall über der
> Streuinduktivität, die Spannung an der Magnetisierungsinduktivität ist
> dann natürlich etwas kleiner).

Die Frage hätte ich noch: Wenn der Kern gesättig ist, treten doch 
Nichtlinearitäten auf der Sekundärseite auf, oder ?

Ist denn der Kern nun gesättigt oder nicht und wovon hängt das ab?

von Timm T. (Gast)


Angehängte Dateien:

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Lurchi schrieb:
> Mit Widerstand und Stromtransformator hat man keine extra 90 Grad Phase:
> Der Widerstand gibt einen Strom proportional zur Spannung, und der
> Stromwandler (...) gibt eine Spannung proportional zu jeweiligen Strom
> aus.

Das sieht meine Simu aber anders: Der Stromwandler gibt eine Spannung 
proportional zur Strom*änderung* aus. Diese ist im Nulldurchgang am 
größten und im Scheitel am geringsten.

Allerdings scheint mir der Stromwandler mit Vorwiderstand sehr 
lastabhängig zu sein, klar, er versucht ja den Ausgangsstrom ins 
Windungsverhältnis zum Eingangsstrom zu bringen. Also unbedingt fest 
belasten.

von Timm T. (Gast)


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ich schrieb:
> Der magnetische Fluss im Kern ist aber,
> unabhängig davon ob im Leerlauf oder unter Nennlast, immer der gleiche.

Im Prinzip ja, aber warum ist dann die über einen Kern übertragbare 
Energie durch den Kernquerschnitt begrenzt?

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Timm T. schrieb:
> ich schrieb:
>> Der magnetische Fluss im Kern ist aber,
>> unabhängig davon ob im Leerlauf oder unter Nennlast, immer der gleiche.
>
> Im Prinzip ja, aber warum ist dann die über einen Kern übertragbare
> Energie durch den Kernquerschnitt begrenzt?

Weil ab einer gewissen Temperatur Kupfer schmilzt. Mit anderen Worten, 
der Kernquerschnitt begrenzt die Leistung, weil er den Kupferquerschnitt 
der Wicklungen begrenzt.

von Timm T. (Gast)


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Marian B. schrieb:
> Mit anderen Worten,
> der Kernquerschnitt begrenzt die Leistung, weil er den Kupferquerschnitt
> der Wicklungen begrenzt.

Nee, das ist kein Argument, dann könnte ich ja einfach die Joche größer 
machen.

von Earl S. (Gast)


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Timm T. schrieb:
> Nee, das ist kein Argument, dann könnte ich ja einfach die Joche größer
> machen.

ja, könnte man. Allerdings konstruiert man Trafos nicht, um recht zu 
haben, sondern um ein möglichst sinnvolles Ergebnis zu erhalten.
Unter diesen Gesichtspunkt ist es besser, den Eisenquerschnitt zu 
vergrößern, wenn man mehr Leistung benötigt.
Man braucht dann weniger Windungen und damit weniger teures Kupfer und 
hat geringere Verluste.
Die üblichen Kernformen sind eine Optimierung bezüglich Materialkosten, 
Montagekosten, Gewicht, Baugröße und elektrischen Eigenschaften.

von Falk B. (falk)


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@ Timm Thaler (timm-thaler)

>> Mit anderen Worten,
>> der Kernquerschnitt begrenzt die Leistung, weil er den Kupferquerschnitt
>> der Wicklungen begrenzt.

Richtig.

Siehe Transformatoren und Spulen.

>Nee, das ist kein Argument,

Doch. ;-)

> dann könnte ich ja einfach die Joche größer machen.

Und dann wird die Länge einer Kupferwicklung größer, allerdings braucht 
man auch weniger Windungen.

von Timm T. (Gast)


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Earl S. schrieb:
> Man braucht dann weniger Windungen und damit weniger teures Kupfer und
> hat geringere Verluste.

Du meinst weil L ~ N * A / l, wäre es dumm l zu vergrößern, A zu 
verringern, weil man dann mehr N bräuchte.

Ich wußte doch, da war nach was...

von Earl S. (Gast)


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Falk B. schrieb:
>> dann könnte ich ja einfach die Joche größer machen.
>
> Und dann wird die Länge einer Kupferwicklung größer, allerdings braucht
> man auch weniger Windungen.

nein, die erforderliche Windungszahl hängt nur vom Kernquerschnitt ab
(bei gleicher Induktion, Frequenz und Spannung)

von Lurchi (Gast)


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Die Sättigung des Kerns begrenzt die Spannung die man an eine Windung 
anlegen kann. Die erlaubte Spannung nimmt proportional zur 
Querschnittsfläche zu.

Die Übertragbare Leistung hängt dann nur vom Strom ab, den man durch die 
Windungen schicken kann. Entsprechend könnten Transformatoren auch 
kurzeitig deutlich höhere Ströme liefern als den Nennstrom, denn die 
Begrenzung ist hauptsächlich thermischer Art.

Die Stromsnsoren werden normalerweise so betrieben, das der Widerstand 
auf der Sekundärseite klein ist, also also mit einem Quasi Kurzschluss 
aucf der Sekundärseite. Dann hat man auch keine merkliche 
Phasenverschiebung mehr.

Der oben verlinkte Übertrager würden da im Prinzp gehen, nur wie gut die 
Isolierung ist steht da nicht bei. Es fehlt also ggf. die Sichere 
Trennung.

von Harald W. (wilhelms)


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Timm T. schrieb:

>> Der magnetische Fluss im Kern ist aber,
>> unabhängig davon ob im Leerlauf oder unter Nennlast, immer der gleiche.
>
> Im Prinzip ja, aber warum ist dann die über einen Kern übertragbare
> Energie durch den Kernquerschnitt begrenzt?

Das ist sie nicht. Die Leistung kommt in der Trafoformel überhaupt
nicht vor. Die Leistung wird allein durch die Tatsache begrenzt,
das die Verlustleistung in den Wicklungen nicht beliebig gross
werden darf, weil man sie sonst nicht mehr über die Oberfläche
des Trafos los wird. Das kann man auch daran gut erkennen, das
Ringkerntrafos bei gleichem Eisenquerschnitt eine deutlich grös-
sere Nennleistung haben, einfach weil derenOberfläche grösser ist.

von MaWin (Gast)


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Old P. schrieb:
> Ich dachte bisher, das sei  magnetfeldabhängig. Also je mehr Strom,
> desto stärker das Magnetfeld

Strom DURCH den Trafo ist egal, Strom WEGEN anliegender Spannung 
(Spannung-Zeit-Fläche) also Induktivität und Leerlaufstrom ist 
entscheidend.

Man könnte auch mit 2-kanaligem Masse geerdeten Scope im Differenzmodus 
messen, die halten meist Netzspannung aus.

von J. A. (gajk)


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MaWin schrieb:
> Old P. schrieb:
>> Ich dachte bisher, das sei  magnetfeldabhängig. Also je mehr Strom,
>> desto stärker das Magnetfeld
>
> Strom DURCH den Trafo ist egal, Strom WEGEN anliegender Spannung
> (Spannung-Zeit-Fläche) also Induktivität und Leerlaufstrom ist
> entscheidend.

Da ist mir der Unterschied nicht klar. Ich hätte jetzt gesagt, der 
Primärstrom geht DURCH die Primärspule und der Sekundärstrom geht DURCH 
die Sekundärspule.

Dass es die in der Sekundärspule induzierte Spannug nur wegen der 
Änderung des Stromes auf der Primäsrseite gibt, ist auch klar.

von Lurchi (Gast)


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Der Strom in der Primär- und Sekundär-spule fließen in entgegengesetzte 
Richtung. Der Laststrom in der Sekundärespule wirkt dem Magentfeld 
entgegen und der zusätzliche Last-Strom in der Primärspule sorgt dann 
dafür das wieder das ursprüngliche zur Spannung gehörende Feld ereicht 
wird.

Zusätzlicher Laststrom führt also nicht zu mehr Feld im Kern.

von Nemesis (Gast)


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Lurchi schrieb:
> Zusätzlicher Laststrom führt also nicht zu mehr Feld im Kern.

Feld wohl nicht, aber magnetischer Fluss schon.

von Timm T. (Gast)


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Lurchi schrieb:
> Die Stromsnsoren werden normalerweise so betrieben, das der Widerstand
> auf der Sekundärseite klein ist, also also mit einem Quasi Kurzschluss
> aucf der Sekundärseite. Dann hat man auch keine merkliche
> Phasenverschiebung mehr.

Ach sorry, das mit der Phasenschiebung war bei der Rogowskispule und in 
meiner Simu ist einfach der Lastwiderstand zu hoch und die Induktivität 
zu gering.

Dann: 2 Kleinstleistungstrafos in Reihe für die Spannungswandlung und 
gut ist.

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