Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Fragen zu Wire-Wrap Technik


von Peter (Gast)


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Hallo zusammen,

ich habe ein paar Fragen zur Wire-Wrap Technik, die ihr mir bestimmt 
beantworten könnt.

Zur Ausgangslage:
Ich möchte eine größere Anzahl Federkontaktstifte mit Messerleisten 
verbinden. Dabei bin ich auf die Wire-Wrap Technik gestoßen. Diese soll 
sehr zuverlässige sein und recht schnell gehen.

Ich habe mich schon ein bisschen informiert und bin auf Wire-Wrap Stifte 
und Wrap-"Pistolen" gestoßen. Die Stifte scheinen mir nur für eine 
kleine Anzahl sinnvoll zu sein. Bei den Pistolen gibt es, soweit ich 
gesehen habe, Elektrische, Pneumatische und Handbetriebene.

Aufgrund der Kosten und des unregelmäßigen Einsatzes hätte ich zu den 
Handbetriebenen tendiert.

Hierzu werden noch Aufsätze benötigt. Bei Farnell habe ich schon einige 
gesehen und dazu habe ich nun meine Fragen.

Was genau brauche ich als Aufsatz? Wickeleinsatz/Hülsen oder beides?
Gibt es noch eine weitere Unterscheidung als den Drahtdurchmesser?
Ich bin da etwas überfragt.

Am liebsten hätte ich ein System, dass den Draht automatisch auf die 
richtige Länge abschneidet und abisoliert.

Außerdem würde ich gerne wissen ob man dazu speziellen Draht benötigt 
oder kann man einfach normalen, isolierten Draht mit dem richtigen 
Durchmesser nehmen?

Und als abschließende Frage: Wo bestellt man am besten? Kann mir jemand 
eine (oder mehrere) Bezugsquellen empfehlen?

Vielen Dank schon mal!
Peter

von Markus K. (markus777)


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Ich kann nicht alles beantworten aber ein bisschen da ich schon mal ganz 
früher mal viel gewräppt (nicht geräppt) habe :)

Peter schrieb:
> und recht schnell gehen.

Schnell geht es nach etwas üben mit einer elektrischen Pistole. Die 
technik wurde vor allem für das Verdrahten von Telefon-Großanlagen 
entwickelt wo es sehr viele Verbindungen zu machen gab.

Peter schrieb:
> Aufgrund der Kosten und des unregelmäßigen Einsatzes hätte ich zu den
> Handbetriebenen tendiert.

Dan hast du den Vorteil schnell viele Verbindungen machen zu können 
gleich wieder relativiert. Mit der Handbetriebenen geht es langsamer und 
teils muss man auch noch vorher "manuell" ab isolieren. Bei der 
elektrischen geht das alles in einem Arbeitsgang. Isolierten Draht 
einfädeln, Pistole auf den Stift setzen, abdrücken :) Die Pistole 
wickelt den Draht dan ruck zuck um den Stift uns isoliert ihn gleich 
noch ab.

Peter schrieb:
> Am liebsten hätte ich ein System, dass den Draht automatisch auf die
> richtige Länge abschneidet und abisoliert.

Abisolieren geht, abschneiden nicht da mann auch über mehrere Pins 
"sprigen" kann und die Pistole nicht wissen kann wann man den nun fertig 
ist und abschneiden soll.

Peter schrieb:
> Außerdem würde ich gerne wissen ob man dazu speziellen Draht benötigt
> oder kann man einfach normalen, isolierten Draht mit dem richtigen
> Durchmesser nehmen?

Ja, du brauchst den speziellen Draht. Der muss zum einen durch die 
Pistole passen und das Isoliermaterial muss die nötige Eigenschaften 
besitzen um automatisch ab isoliert werden zu können. Das Erfordert mit 
dem richtigen Draht schon etwas Übung, mit einem herkömmlichen könnte es 
unmöglich werden und macht den Zeitvorteil ganz bestimmt zu Nichte.

Peter schrieb:
> Aufgrund des unregelmäßigen Einsatzes...

Noch mein Tipp, dann würde ich mir überlegen ob es nicht doch noch 
andere Alternativen gibt. Wie schon gesagt die Wrap Technik ist für den 
Industriellen Einsatz konzipiert worden wo schnell sehr sehr viele 
Verbindungen gemacht werden mussten und um Kosten zu sparen. Dem 
gegenüber steht halt das die Pistole (die elektrische) viel kostet, aber 
ich sehe wenig sin in den manuellen da sie den Zeitvorteil relativieren.

Hoffe es hilft

von Peter (Gast)


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Schon mal vielen Dank für die Antwort!

Hauptargument für mich wäre zunächst die Zuverlässigkeit. Keine kalten 
Lötstellen und mechanisch stabil.

Der Zeitfaktor ist nur zweitrangig. Es sollte aber trotzdem nicht länger 
dauern als mit dem Lötkolben.

Ein elektrisches Werkzeug wäre schon ne feine Sache, sprengt aber 
vermutlich das Budget etwas. Daher die Idee mit der handbetriebenen 
Lösung.

Weißt du ob die Handbetriebenen auch abisolieren oder können das nur die 
Elektrischen?

Die Alternative ist löten. Aber eine versaute Lötstelle wäre sehr 
ungünstig. Deshalb bin ich auf der Suche nach einer Alternative.

Ich hoffe mir kann noch jemand in Bezug zum nötigen Werkzeug 
weiterhelfen.

von Markus K. (markus777)


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Peter schrieb:
> Hauptargument für mich wäre zunächst die Zuverlässigkeit. Keine kalten
> Lötstellen und mechanisch stabil.

Ja, dafür wurde Wire-Wrap gemacht. Anfangs haben die ihre Telefonanlagen 
auch gelötet, hat aber auf Dauer Probleme gemacht da die Kabel 
irgendwann abgefallen sind oder durch Korrosion beschädigt waren. Das 
Passiert bei Wire-Wrap nicht.

Peter schrieb:
> Weißt du ob die Handbetriebenen auch ab isolieren oder können das nur die
> Elektrischen?

Ich habe die handgearbeiteten nie benutzt daher kann ich es nicht sicher 
sagen. Ich weis nur soviel: mann musste mit der elektrischen üben bis es 
geklappt hat mit dem ab isolieren, die Geschwindigkeit mit der der Draht 
um den Pin gewickelt wurde war wichtig. Die Pins sind rechteckig mit 
scharfen Kanten, daran reist die Isolierung ab. Hat man also zu zaghaft 
oder zu kurz gedrückt, wurde die Isolierung nicht entfernt. Ich könnte 
mir vorstellen das es mit der handbetriebenen nicht klappt die nötige 
Kraft und/oder Geschwindigkeit zu erzeugen. Kann es aber nicht wirklich 
Beantworten, vielleicht gehts. In jedem Fall ist es ein gutes 
Fingertraining mit ner manuellen :-)

von Nemesis (Gast)


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Da es Wrap-Sockel mit verschiedenen Pfostenlängen gibt, muss man
sich vorher überlegen wie viele Wraps man setzen will/muss.

Auch ist nicht jede Anwendung dafür geeignet. Digital dürfte
kein Problem sein. Analog könnte Probleme mit Störungen durch
Übersprechen nach sich ziehen. Damit man in dem Drahtverhau
sich später noch zurecht findet, sollte man sich gut überlegen
wie man die Drähte verlegt.

Außerdem sollte man die Rückseite des Boards mit Bezeichnern/Nummern
beschriften, weil man sich sonst leicht verzettelt und ungewollt
Fehler eingebaut. So ein Set mit Schildern gabs mal bei Bürklin.

Über die Werkzeuge und den Draht kann ich nicht viel sagen.
Letztendlich werden die Kosten entscheidend sein.

Mich wundert, dass Wire-Wrap heute überhaupt noch verwendet wird.
Für einen Prototyp kann man auch ein Breadboard nehmen und bezahlbar
ist es auch.

von Nemesis (Gast)


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Nachtrag: "Ok Industries" bei Google zeigt einige interessante Treffer,
vor allem auf Youtube.

von oszi40 (Gast)


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Peter schrieb:
> Weißt du ob die Handbetriebenen auch abisolieren oder können das nur die
> Elektrischen?

Die "handbetriebene" Variante nennt sich "Wickelnadel". Das ist ein 
Stück 3mm Rundmaterial mit einem tiefen Loch in der Mitte für den Stift 
und einem Loch am Rande für den Draht zum reinstecken. Dann mußt Du 
drehen. Das ist relativ kontaktsicher wenn der Draht nicht abbricht 
durch Mißhandlung mit der Abisolierzange. Allerdings sollte man DEN 
richtigen Draht dazu haben.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Peter schrieb:
> Ich möchte eine größere Anzahl Federkontaktstifte mit Messerleisten
> verbinden.

Was für Messerleisten und was für Federkontaktstifte sind das? Damit die 
per Wirewrap kontaktiert werden können, müssen sie entsprechende 
Wrap-Enden haben, d.h. quadratischen Querschnitt mit recht scharfen 
Kanten haben.

Sind das beispielsweise runde Stifte, ist eine brauchbare Kontaktierung 
nicht möglich.

Wie sieht der mechanische Aufbau aus? Gibt es eine Platine, die das 
ganze tragen soll?

von someone (Gast)


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Noch ein kleiner Hinweis am Rande:
Für deine Anwendung ist es vielleicht interessant, auf bereits 
vorbereitete Wrap-Drähte zurückzugreifen. Die sind bereits auf die 
entsprechende Länge geschnitten und in der richtigen Länge abisoliert.
Erhältlich z.B. bei digikey, aber sicher auch bei anderen Händlern (Bei 
digikey taugt die Suchfunktion etwas und findet den Artikel schnell):
http://www.digikey.de/product-detail/de/30-B-50-020/B4-ND/2298

Erfahrungen mit den handbetriebenen Wrap-Pistolen habe ich leider nicht. 
Das Wrap-Werkzeug zum Drehen von Hand ist okay für den gelegentlichen 
Einsatz, aber die Wraps sind nicht so gut wie mit ordentlichem Werkzeug. 
Elektrische Wrap-Pistolen sind natürlich großartig, damit kann man 
ruckzuck verdrahten und die Qualität der Wraps ist gut.

In der IPC 610 stehen auch Qualitätskriterien für Wrap-Verbindungen, die 
solltest Du dir mal anschauen, wenn du zuverlässig verdrahten willst.

von Michael B. (laberkopp)


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Peter schrieb:
> Wo bestellt man am besten?

Wire-Warp ist als alte Technik eher tot, man muss nehmen, was man 
kriegen kann und es ist teuer und unzuverlässig. Aber wenn du unbedingt 
willst, der hier war der grosse deutsche Anbieter von Wire-Wrap:

http://www.seltronics.de/wb267/pages/o-online-katalog/fertigungsmittel/wrap-werkzeugedraht.php

von Nemesis (Gast)


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Rufus Τ. F. schrieb:
> Was für Messerleisten und was für Federkontaktstifte sind das?

Vermutlich die Karten-Stecker- oder Buchsenleisten nach DIN 41612
https://www.buerklin.com/de/katalog/Messerleisten-C-gerade-mit-Loetstiften-4-0-mm-Typ-ERNI-374-384-F491800.html
Die gibts auch für Wire-Wrap.

Die Federkontaktstifte könnten von Ingun o.a. für einen Prüfadapter
sein. Die gibts auch mit Wrap-Pfosten. Hab selbst mal damit gearbeitet.
Welcher Typ kann ich nicht mehr sagen(zu lange her).

von Kutte R. (kutte)


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Michael B. schrieb:
> Peter schrieb:
>> Wo bestellt man am besten?
>
> Wire-Warp ist als alte Technik eher tot, man muss nehmen, was man
> kriegen kann und es ist teuer und unzuverlässig. Aber wenn du unbedingt
> willst, der hier war der grosse deutsche Anbieter von Wire-Wrap:
>
> 
http://www.seltronics.de/wb267/pages/o-online-katalog/fertigungsmittel/wrap-werkzeugedraht.php

hmm, teuer vielleicht ja, unzuverlässig >> nein!!.
Wirewraptechnik ist(war?) mil-spezifiziert, damit wurden früher ganze 
Computer verdrahtet. Kollegen und ich selbst haben damit früher viel 
gearbeitet. Wie gesagt: extrem zuverlässig.
Kutte

von Peter (Gast)


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Vielen Dank an alle!

Leider habe ich es am Wochenende nicht geschafft zu antworten.

Nemesis schrieb:
> Mich wundert, dass Wire-Wrap heute überhaupt noch verwendet wird.
> Für einen Prototyp kann man auch ein Breadboard nehmen und bezahlbar
> ist es auch.

Das ganze ist nicht für einen Prototypen gedacht, sondern für einen 
Prüfadapter. Und da ist Wire-Wrap anscheinend immer noch Standard.


oszi40 schrieb:
> Die "handbetriebene" Variante nennt sich "Wickelnadel".

Die Wickelnadel ist für meinen Einsatz wahrscheinlich etwas 
unterdimensioniert. Mit handbetriebener Wickelpistole habe ich an 
soetwas gedacht:
http://de.farnell.com/metcal/g200-r3278/hand-wickel-abwickelpistole-awg/dp/8264414

Rufus Τ. F. schrieb:
> Was für Messerleisten und was für Federkontaktstifte sind das? Damit die
> per Wirewrap kontaktiert werden können, müssen sie entsprechende
> Wrap-Enden haben, d.h. quadratischen Querschnitt mit recht scharfen
> Kanten haben.
>
> Sind das beispielsweise runde Stifte, ist eine brauchbare Kontaktierung
> nicht möglich.
>
> Wie sieht der mechanische Aufbau aus? Gibt es eine Platine, die das
> ganze tragen soll?

Das ganze wird in einem Prüfadapter verwendet. Die Messerleisten und 
Federkontaktstifte sind für Wire-Wrap ausgelegt. Der Aufbau ist auch 
dafür ausgelegt. Die Messerleisten sind tatsächlich ähnlich zu den 
bereits geposteten:
https://www.buerklin.com/de/katalog/Messerleisten-C-gerade-mit-Loetstiften-4-0-mm-Typ-ERNI-374-384-F491800.html

In Bezug auf die Zuverlässigkeit wurde mir die Wrap Technik empfohlen. 
Allerdings weiß ich leider nicht genau welche Aufsätze ich benötige und 
auf was ich dabei achten muss. Es wäre echt super, wenn dazu noch jemand 
was wissen würde.

Was mich auch noch interessieren würde: Benötige ich dafür speziellen 
Wire-Wrap Draht oder funktioniert ein "normaler" Draht auch?

Nochmal vielen Dank für eure Antworten!

Peter

von oszi40 (Gast)


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Peter schrieb:
> oder funktioniert ein "normaler" Draht

oszi40 schrieb:
> Allerdings sollte man DEN richtigen Draht dazu haben.

Jeder geht nicht! "Normaler" 2,5mm² oder Klingeldraht wird selten 
benutzt. Er muß die richtige Stärke für Dein Wickelgerät und Deine 
Stifte haben! Außerdem stört z.B. zu dicke Isolation bei Klingeldraht.

von Peter (Gast)


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Danke!

von Rainer V. (Gast)


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Hi,
wrappen ohne Profiwerkzeug ist Murks! Die Verbindung ist saugut, wenn 
sie mit entsprechendem Werkzeug gemacht wurde! Ist sogar Bundesbahn 
zugelassen...
Wer ohne Not ein paar Verbindungen wrappen will, ist auf dem falschen 
Dampfer...
Gruß Rainer

von Peter (Gast)


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Rainer V. schrieb:
> Hi,
> wrappen ohne Profiwerkzeug ist Murks! Die Verbindung ist saugut, wenn
> sie mit entsprechendem Werkzeug gemacht wurde! Ist sogar Bundesbahn
> zugelassen...
> Wer ohne Not ein paar Verbindungen wrappen will, ist auf dem falschen
> Dampfer...
> Gruß Rainer


Für das Projekt ist Wire-Wrap sicher genau das richtige. Das einzigen 
Probleme sind das Budget, die Einsatzhäufigkeit und dass mir damit 
leider die Erfahrung fehlt.

Ich möchte sicher kein Billigwerkzeug, nur ist die elektrisch bedienbare 
Pistole leider zu teuer, da sie auch die meiste Zeit im Schrank liegen 
wird.

Daher würde ich gerne auf die handbetriebene Variante setzen. Die sollte 
es doch auch für den Profibereich geben. Denn soweit ich weiß sind die 
für den Außeneinsatz gedacht, bei dem keine Steckdose in der Nähe ist.

Allerdings fehlt mir natürlich die Erfahrung um sagen zu können, dass 
dies kein "Murks" ist. Wie sieht es mit den handbetriebenen Pistolen 
aus? Sind die Profiwerkzeug?

Peter

von Michael B. (laberkopp)


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Götz R. schrieb:
> unzuverlässig >> nein!!.

Die Erfahrungen (des letzten Jahrhunderts) sagen:

1. sind bei Wire Warp Verdrahtungsfehler häufig. Daher wurden komplexere 
System automatisiert gewrappt.

2. gibt es das Problem, daß der Draht zwar am Anfang fest um den Pfosten 
liegt, aber an Ende nur locker als Spule wirkt, was das 
Hochfrequenzverhalten massiv beeinträchtigt. Insbesondere bei 
Handwickelwerkzeug.

von Rainer V. (Gast)


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Peter schrieb:
> Rainer V. schrieb:
>> Hi,
>> wrappen ohne Profiwerkzeug ist Murks! Die Verbindung ist saugut, wenn
>> sie mit entsprechendem Werkzeug gemacht wurde! Ist sogar Bundesbahn
>> zugelassen...
>> Wer ohne Not ein paar Verbindungen wrappen will, ist auf dem falschen
>> Dampfer...
>> Gruß Rainer
>
>
> Für das Projekt ist Wire-Wrap sicher genau das richtige. Das einzigen
> Probleme sind das Budget, die Einsatzhäufigkeit und dass mir damit
> leider die Erfahrung fehlt.
>
> Ich möchte sicher kein Billigwerkzeug, nur ist die elektrisch bedienbare
> Pistole leider zu teuer, da sie auch die meiste Zeit im Schrank liegen
> wird.
>
> Daher würde ich gerne auf die handbetriebene Variante setzen. Die sollte
> es doch auch für den Profibereich geben. Denn soweit ich weiß sind die
> für den Außeneinsatz gedacht, bei dem keine Steckdose in der Nähe ist.
>
> Allerdings fehlt mir natürlich die Erfahrung um sagen zu können, dass
> dies kein "Murks" ist. Wie sieht es mit den handbetriebenen Pistolen
> aus? Sind die Profiwerkzeug?
>
> Peter

Wir haben bis vor 10 Jahren noch Backpanels für ein industrielles 
Messgerät gewrappt. Letztlich haben wir das aufgegeben, weil neben dem 
hohen Preis für die diversen Wickeleinsätze deren Qualität massiv in den 
Keller gegangen ist. Auch die Drähte sind deutlich schlechter geworden, 
sodass manchmal mit einem Wickel die Hälfte des Drahtes weggeschmissen 
werden mußte.
Es handelt sich hier um Präzisionsmechanik, wo der Draht exakt zum 
Wickeleinsatz und seiner Hülse passen muß. Die Isolation des Drahts wird 
auch nicht von den scharfen Kanten des Pfostens abgerissen, sondern von 
einem v-förmigen Messer im Werkzeug angeschnitten. Mit den Kanten des 
Pfostens bilden sich dann am gewickelten Draht punktförmige 
Kaltschweissstellen, wenn der Draht mit der richtigen Spannung gewickelt 
wurde. Das merkst du auch daran, dass du einen gewrappten Draht nicht 
einfach wieder vom Pfosten abwickeln kannst. Du mußt auch dazu ein 
Werkzeug benutzen.
Wenn ich mich recht erinnere, gab es seinerzeit weltweit nur noch einen 
Hersteller von Wrapwerkzeugen und die Qualität war irgendwann miserabel! 
Oftmals waren schon bei Lieferung die Messer im Wickler beschädigt und 
die Bereitschaft der Händler, diese auszutauschen ging rasch gegen 
Null.Bei einem Preis von mehreren 100€ kein Spass.
Das ganze jetzt im gelegentlichen "Hobbygebrauch" zu nutzen, kann nur 
Frust werden. Teurer Frust. Und einen Klingeldraht kannst du getrost 
auch vergessen.
Nimm ein Steckbrett und fertig is...
Gruß Rainer

von Peter (Gast)


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Danke Rainer!

Mittlerweile habe ich herausgefunden, dass das automatische abisolieren 
mit den handbetriebenen Pistolen nicht funktioniert.

Außerdem weiß ich nun auch, was ich alles an Werkzeug benötige. Neben 
der Pistole noch eine Hülse und einen Wickelaufsatz.
Beides passend zum Drahtdurchmesser und zu den Posten der 
Federkontaktstifte und der Messerleisten.

Um richtigen Wire-Wrap Draht werde ich mich wohl auch kümmern.

Rainer V. schrieb:
> Das ganze jetzt im gelegentlichen "Hobbygebrauch" zu nutzen, kann nur
> Frust werden. Teurer Frust. Und einen Klingeldraht kannst du getrost
> auch vergessen.
> Nimm ein Steckbrett und fertig is...

Das ganze soll zur Verdrahtung eines Prüfadapters eingesetzt werden. Das 
wird zwar nur gelegentlich gemacht, aber nicht im "Hobbybereich" und 
daher fällt das Steckbrett leider auch flach.

Von unserem Lieferanten wurde mir zu Wire-Wrap geraten. Das sei 
angeblich in diesem Bereich das beste.
Alternative würde ich die Federkontaktstifte/Messerleisten mit dem Draht 
verlöten anstatt zu wrappen.

Wenn ich eure Antworten so lese, bin ich mir aber nicht mehr sicher, ob 
das wrappen wirklich sinnvoll für mich ist.

Rainer, wie verdrahtet ihr eure Backpanels mittlerweile?

Peter

von Rainer V. (Gast)


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Peter schrieb:
> Das ganze soll zur Verdrahtung eines Prüfadapters eingesetzt werden. Das
> wird zwar nur gelegentlich gemacht, aber nicht im "Hobbybereich" und
> daher fällt das Steckbrett leider auch flach.
>
> Von unserem Lieferanten wurde mir zu Wire-Wrap geraten. Das sei
> angeblich in diesem Bereich das beste.
> Alternative würde ich die Federkontaktstifte/Messerleisten mit dem Draht
> verlöten anstatt zu wrappen.
>
> Wenn ich eure Antworten so lese, bin ich mir aber nicht mehr sicher, ob
> das wrappen wirklich sinnvoll für mich ist.
>
> Rainer, wie verdrahtet ihr eure Backpanels mittlerweile?
>
> Peter

Hallo,

Wir haben damals eine 8-lagen Multilayer-Backpanel gemacht, die trotz 
vieler Bedenken die ganze Wrapverdrahtung erfolgreich ersetzt hat. Macht 
natürlich nur Sinn, wenn man nicht alle paar Monate mal das Layout 
ändern muß.
Wenn du wirklich das Geld in eine Wrapmaschiene nebst Zubehör 
investieren willst, dann schau dir auf jeden Fall sofort das Messer 
unter dem Mikroskop an. Wenn das nicht in Ordnung ist, dann hast du 
schon verloren. Und benutze dann das Teil gar nicht erst! Versuche 
sofort einen neuen Einsatz zu bekommen! Wenn der Wrapdraht zickt, dann 
hat manchmal ein leichtes Strecken geholfen. Also Draht einfach zwischen 
Daumen und Zeigefinger durchziehen. Hilft aber nur, wenn der Draht 
leicht zu dick ist. Im anderen Fall kannst sofort eine neue Rolle 
bestellen. Und wie gesagt, die Händler sind da nicht sehr kulant!
Viel Spass,
Rainer

von Peter (Gast)


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Danke für die Tipps!

Eine Frage habe ich aber noch. Ist dieses Messer nur in dem Werkzeug 
vorhanden, dass automatisch abisoliert oder auch in den anderen?

Wenn wir uns eine Wrap-Pistole zulegen, die nicht elektrisch betreiben 
wird, müssen wir sowieso per Hand abisolieren.

Peter

von Pandur S. (jetztnicht)


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Fuer Einzelstuecke wuerd ich Handwrappen. Das Tool :
zB  http://www.digikey.com/product-detail/en/WSU-30M/K105-ND/5986
suche bei digikey nach "wire wrap"

Als Draht :
http://www.digikey.com/product-detail/en/30-B-50-020/B4-ND/2298
suche bei digikey nach "wire wrap"
in verschiedenen Laengen und Farben. Ich wuerd vielleicht auf Rolle oder 
in Festen laengen nehmen.

Ich hab damit vor 20 Jahren oder so embedded PC-Computer 
zusammengewrapt. Die fertigen gab's damals noch nicht.

: Bearbeitet durch User
von Rainer V. (Gast)


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Peter schrieb:
> Danke für die Tipps!
>
> Eine Frage habe ich aber noch. Ist dieses Messer nur in dem Werkzeug
> vorhanden, dass automatisch abisoliert oder auch in den anderen?
>
> Wenn wir uns eine Wrap-Pistole zulegen, die nicht elektrisch betreiben
> wird, müssen wir sowieso per Hand abisolieren.
>
> Peter

Hi,

habe keine Erfahrung mit den Handwerkzeugen, aber der Preisunterschied 
legt nahe, dass im Handwerkzeug kein Messer vorhanden ist. Und denke 
daran, der Draht muß so um die Pfostenkante gezogen werden, dass eine 
Kaltschweissstelle entsteht! Das kann ich mir bei einem Handwerkzeug nur 
als Roulette vorstellen...
Mir scheint in deinem Fall Löten eindeutig die bessere Lösung zu sein. 
Du sparst nicht nur die teuren Werkzeuge, du brauchst dann auch nicht 
die Bauteile mit WW-Pfosten. Sauber gelötete Litzen in einem Kabelbaum 
ordentlich zusammengefaßt und zugentlastet bringts allemal. Dann das 
Ganze noch mit Isolierspray versiegelt und du bist gut gewappnet.

Gruß Rainer

von Hans-Georg L. (h-g-l)


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Es gab noch ein ähnliches Verfahren von AMP nennt sich Termipoint ist 
aber auch obsolet. Da wird nicht gewickelt sondern der Draht mit einer 
Klammer auf den Pfosten geschoben. Das ergibt auch eine gasdichte 
Verbindung. Ist nicht kompatibel mit WireWrap und mindestens genauso 
teuer aber schneller. Wenn das hier noch jemand kennt ich hätte 
Interesse an einer Rolle Mini-Termipoint Clips.

Bei WireWrap war Cooper damals einer der führenden Werkzeughersteller. 
Beide Techniken werden noch von Klemmenherstellern verwendet, kannst ja 
mal bei Phönix nachfragen.

Aber immer schön  unten -> unten, oben-> oben wrappen. Wenn du das im 
Zickzack, oben ->unten, oben -> unten machst kannst du im Fehlerfall den 
kompletten Bus abwickeln ;)

Vielleicht findest du ja auch noch jemand der dir das in 
Auftragsfertigung macht.

von Thomas H. (thoern)


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Wire-Wrap - manche sachen sterben nie. Vor über 30 Jahren in der 
Ausbildung gemacht - bin mir jetzt gar nicht mehr sicher, ob die 
Pistolen damals manuell oder elektrisch betrieben wurden, glaube aber, 
Letzteres war der Fall. Aber eines weiß ich sicher: Ich habe das mein 
Leben lang nicht mehr gebraucht und das wird wohl auch so bleiben....

Ach ja, das war auch ein spezieller Draht mit einer grünen Isolierung... 
mehr weiss ich nicht mehr...

: Bearbeitet durch User
von mikrozip (Gast)


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Hans-Georg L. schrieb:
> Es gab noch ein ähnliches Verfahren von AMP nennt sich Termipoint
> ist
> aber auch obsolet. Da wird nicht gewickelt sondern der Draht mit einer
> Klammer auf den Pfosten geschoben. Das ergibt auch eine gasdichte
> Verbindung. Ist nicht kompatibel mit WireWrap und mindestens genauso
> teuer aber schneller. Wenn das hier noch jemand kennt ich hätte
> Interesse an einer Rolle Mini-Termipoint Clips.
>
> Bei WireWrap war Cooper damals einer der führenden Werkzeughersteller.
> Beide Techniken werden noch von Klemmenherstellern verwendet, kannst ja
> mal bei Phönix nachfragen.
>
> Aber immer schön  unten -> unten, oben-> oben wrappen. Wenn du das im
> Zickzack, oben ->unten, oben -> unten machst kannst du im Fehlerfall den
> kompletten Bus abwickeln ;)
>
> Vielleicht findest du ja auch noch jemand der dir das in
> Auftragsfertigung macht.

Hi,

ja ich erinnere mich...in dieser Technik hatte unser damaliger 
Geschäftsführer das "Herzstück" unseres Messsystems gebaut...ein großes 
Elend und wirklich nur für Prototypen geeignet. Und die Geschichte mit 
dem Rückwickeln gilt natürlich auch für Wrappen! Dann lieber doch 
Lochraster und/oder Inselfräsen mit dem Proxon...

Gruß Rainer

von oszi40 (Gast)


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Nemesis schrieb:
> Außerdem sollte man die Rückseite des Boards mit Bezeichnern/Nummern
> beschriften, weil man sich sonst leicht verzettelt und ungewollt
> Fehler eingebaut.

Verdrahtungsfehler machen viel Freude. Deshalb wurde eigentlich immer 
Rechnergestützt verdrahtet und sofort geprüft.

von Peter (Gast)


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Vielen Dank für eure Antworten und Anregungen!


Ich werde diese Woche eine Entscheidung für oder gegen Wire-Wrap 
treffen.
Falls es Wire-Wrap wird, werde ich meine Erfahrungen auf alle Fälle mit 
euch teilen!

Peter

von Hans-Georg L. (h-g-l)


Angehängte Dateien:

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Zur Termipoint Technik habe ich auch noch ein Bild.

Eine selbstgebaute Speichererweiterung für meinen Eigenbau PC aus dem 
Jahre 1987 ;)

von Horst (Gast)


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Bei Einzelstücken die schnell fertig werden müssen (=Prüfadapter) ist 
das immer noch Standard und wird so schnell nicht verdrängt werden 
können.

von oszi40 (Gast)


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Hans-Georg L. schrieb:
> Eine selbstgebaute Speichererweiterung

Schöne Arbeit aus dem letzten Jahrtausend. Ein abgebrochener Draht in 
der Wickelnadel war auch immer ein "Erlebnis" mit viel Piepelei.

Horst schrieb:
> Bei Einzelstücken, die schnell fertig werden müssen (=Prüfadapter), ist
> das immer noch Standard und wird so schnell nicht verdrängt werden
> können.

Kommt auch auf die Frequenz an. Eine GHz-CPU wirst Du schon wegen der 
Signal-Laufzeiten so nicht verdrahten.

von Rainer V. (Gast)


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Hans-Georg L. schrieb:
> Zur Termipoint Technik habe ich auch noch ein Bild.
>
> Eine selbstgebaute Speichererweiterung für meinen Eigenbau PC aus dem
> Jahre 1987 ;)

Hallo,

ja, sowas aus dem letzten Jahrtausend kenne ich auch noch...allerdings 
haben wir damals Fädeltechnik benutzt. Da wurde die Karte auf der 
Lötseite mal gut 5mm hoch. Und wie gesagt, wenn die Karte im System 
gelaufen ist, dann durfte man das Layout erstellen und z.B. 100 Stück 
bestellen!
Bin weiterhin der Ansicht, dass der Threadstarter mit simplem Löten am 
Besten bedient wäre...
Viel Spass bei der Entscheidungsfindung!

Gruß Rainer

von Hans-Georg L. (h-g-l)


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Mir ist gerade eingefallen es gab noch eine weitere Technik mit 
Schneidklemmen. Ob es Steckerleisten dafür gibt oder gegeben hat kann 
ich aber nicht sagen ich kenne nur die Platinen für Prototypen mit 
dieser Technik.

von Peter (Gast)


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Die Entscheidung hat sich etwas hinausgezögert. Trotzdem hier eine kurze 
Rückmeldung.

Wir werden erstmal kein Wire-Wrap verwenden, sondern die Verbindungen 
Löten.

Der Grunde dafür sind:

* Wir müssen kein neues Werkzeug besorgen
* Wir überprüfen erst einmal wie hoch der Aufwand durch das Löten ist, 
unter Umständen hält er sich in Grenzen
* Die Zuverlässigkeit, wegen der Wire-Wrap überhaupt ins Spiel gebracht 
worden ist, wird bei der Lötlösung normalerweise ausreichend sein


Vielen Dank nochmal an alle! Ihr habt mir auf alle Fälle sehr viel 
weitergeholfen!

Peter

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