Forum: HF, Funk und Felder Ringkern wickeln, zwei Varianten


von Timo Kl. (Gast)


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Hallo Forum,

ich habe eine prinzipielle Frage zu Art der be-Wickelung von Ringkernen.

Sind die elektrische Eigenschaften der beiden Varianten A und B im Bild 
gleich?

Könnte ich also eine Ringkern welcher nach A gewickelt ist auch durch 
die Varante B ersetzten?

Problem ist: Ich bekomme machanisch Varante A nicht unter, Variante B 
wäre konstruktiv besser unter zu bekommen. Grund: Die beiden Anschlüße 
sind in Variante B bei 0 und 180 Grad, nicht bei 0 und 360 wie in 
Varainte A.

Danke für lesen und schreiben!
Einen Gruß Timo!

PS: Sorry für die schlechte illustration und wirres schreiben, weis grad 
aber echt nicht, wie ich es sonst beschreiben soll! :)

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Kniffelig, aber ich denke, deine Variante ist nicht ganz korrekt.
Schneide den Ringkern mal gedanklich auf und biege ihn zu einem Stab. 
Dann ist das erste Wicklungsstück von der Mitte nach rechts im 
Uhrzeigersinn gewickelt und das zweite Wicklungsstück  von der Mitte 
nach links auch im Uhrzeigersinn. Damit laufen die beiden Flüsse 
entgegengesetzt. Ein Wicklungsstück muss also entgegen dem Uhrzeigersinn 
gewickelt werden um die Flüsse zu addieren.

von Dussel (Gast)


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Joe G. schrieb:
> Dann ist das erste Wicklungsstück von der Mitte nach rechts im
> Uhrzeigersinn gewickelt und das zweite Wicklungsstück  von der Mitte
> nach links auch im Uhrzeigersinn. Damit laufen die beiden Flüsse
> entgegengesetzt.
Nein, das sollte schon so passen. Wende mal die Rechte-Hand-Regel an. 
Wenn ich mich total vertue, liegen die Flüsse richtig. Auch läuft der 
Strom über die (o.B.d.A.) oberen Drahtstücke immer in die gleiche 
Richtung.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Dussel schrieb:
> Nein, das sollte schon so passen.

Ja, korrekt. Es geht ja ganz einfach. Immer die Stromrichtung im Inneren 
des Kerns betrachten. Alle Ströme fließen in eine Richtung.

von Mikrowilli (Gast)


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Bei gleicher Windungszahl ist die Induktivität der Varianten A und B 
gleich; Variante A hat eine größere parasitäre Kapazität zwischen 
Wicklungsanfang und Wicklungsende, da hier beide Enden nahe beieinander 
liegen. Bei Variante B ist deshalb also eine höhere 
Eigenresonanzfrequenz zu erwarten - das muß ja nichts Schlechtes sein... 
. Die Wickeltechnik nach Variante B wird in der Hochfrequenztechnik bei 
Strom-Baluns verwendet, um die unerwünschte Kopplung zwischen Ein- und 
Ausgang möglichst gering zu halten (zu sehen z.B. hier: 
http://vk6ysf.com/balun_guanella_current_1-1.htm )

von Timo Kl. (Gast)


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Danke Euch!

Ich saß auch schon mit Hand und Daumen da (wie mal gelernt), war aber 
irgendwie dann doch verwirrt, weil Rund und so.

Hmmm, ein Kollege meinte gerade: Ganz einfach... einfach beachten wo der 
Draht rauf und runter geht. Aussen rauf, innen runter, nach dem umlegen, 
dem Halbrundrücksprung, muss es wieder in die gleiche Richtung gehen.

Also müssten die Zeichnung Variante B passen und sich doch beide 
Varainten theoretisch gleich verhalten?!?

Was sagen die HF'ler noch zu parasitären Effekten? :-)

Einen Gruß Timo!

von Timo Kl. (Gast)


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@Mikrowilli:

:-) Danke für den Link!

von S_Hennig (Gast)


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Das ist eine sehr gute Frage.

Meine Antwort: Nein, sie sind nicht ganz gleich, vor allem, wenn Du es 
mit höheren Spannungen zu tun hast. Wenn Du z.B. einen Schwingkreis 
hoher Güte aufbaust, kann die Spannung an der Spule sehr hoch werden. 
Diese Spannung teilt sich auf die Windungen auf, Du hast also bei z.B. 7 
Windungen und 280Vpp pro Windung 40V Spannungsabfall. BIS AUF DIE 
STELLE, WO SICH DER KREIS SCHLIESST. Dort kommen nämlich 0V und 280V in 
Berührung. Bei lackisoliertem Draht kann das schon zu viel sein. (Die 
280V sind jetzt nur mal eine Zahl zum Rechnen, die 7 Windungen entnehme 
ich Deiner Zeichnung.)

Im zweiten Wicklungsschema liegen keine Wicklungen nebeneinander, 
zwischen denen mehr als die halbe Spitzenspannung als Spannungsdifferenz 
anliegt. Das zweite Wicklungsschema hat also bei gleicher Isolierung 
annähernd die doppelte Spannungsfestigkeit.

Bei anderen Kernformen wickelt man übrigens aus genau demselben Grund 
nicht in Lagen von innen nach außen, sondern in Kammern von rechts nach 
links, damit nicht spannungsmäßig zu weit auseinanderliegende Windungen 
in Kontakt miteinander kommen. Windungsschlüsse in Übertragern sind 
nämlich sehr lästig, weil sie meist irgendwo innen passieren, wo die 
Isolierung thermisch am meisten belastet ist.

Ich hoffe, das war verständlich und hilfreich.

 Stefan

von S_Hennig (Gast)


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Ergänzung: Die Erklärung mit parasitären Kapazitäten ist natürlich für 
den Einsatz als Balun die treffendere, beruht aber auf den selben 
Überlegungen.

Stefan

von Gerald M. (Gast)


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Wie bei allen Spulen ist die Wicklungsweise niemals elektrisch 
gleichwertig. Es kommt auch darauf an, welche Art von Induktivität man 
anstrebt. Eine Spule hoher Güte erfordert stellt an die Bewicklung 
andere Anforderungen als eine Breitbanddrossel.

Für Spulen hoher Güte empfiehlt es sich zum Beispiel den Ringkern über 
330 Grad mit gleichmäßigen Windungsabstand zu bewickeln.

Die oben abgebildete Wicklungsart ist bei 
Mantelwellensperren/Gleichtaktdrosseln mit aufgewickelter Koaxleitung 
verbreitet. Sie hat den praktischen Vorteil, dass sich Ein- und Ausgang 
des Koaxkabels gegenüberliegen. Ansonsten sind unter 100 MHz keine 
Wirkungen gegenüber dem Rundwickel wirksam. (Auch wenn es der 
Volksglaube oft anders überliefert)

http://213.114.140.60/_pdf/special_function/Winding%20and%20Using%20Toroids.pdf

von harry (Gast)


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