Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Alu Druckgussgehäuse sauber kontaktieren


von Markus (Gast)


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Wie kann ich bei einem Hammond 1550 Gehäuse (Alu Druckguss) sowohl die 
Schirmmasse der Platine, den Kabelschirm und auch den Deckel (hat 
original eine nicht leitfähige Schaumstoffdichtung) gut und vor allem 
langzeitstabil mit dem Gehäusematerial verbinden um die bestmögliche 
Schirmwirkung zu erzielen?
Oder kennt jemand IP66 Stahlblechgehäuse, wo es ev. einfacher gehen 
könnte?

von Hendi (dg3hda) (Gast)


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Alu wird schwierig, da es bei Luftkontakt eine isolierende Oxidschicht 
ausbildet. Es gibt eine alternative Dichtschnur mit Metallgewebe 
außenrum, das dürfte am besten klappen. afaik zB bei Würth Elektronik zu 
beziehen. Die haben auch noch andere Entstörmittel und 
Verbindungshelfer.

Gruß Hendi

von Der Andere (Gast)


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Über die Schrauben und Zahnscheiben?

von Thomas H. (Firma: CIA) (apostel13)


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Zwei Löcher bohren, Gewinde Schneiden, Zwei Schrauben, Kabel mit Rundöse 
und Fertig. Alternativ Flachstecker Nieten. Auf dem Bild habe ich solche 
nietbaren Flachstecker beim Bau eines Netzteils für eine CNC Anlage 
verwendet. Der Kontaktschluss ist einwandfrei.

: Bearbeitet durch User
von X4U (Gast)


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Markus schrieb:
> ... sowohl die Schirmmasse der Platine,

Was ist eine Schirmmasse? Meines Wissens ist ein Schirm eine 
Abschirmung, d.h. du brauchst etwas was elektromagnetische Wellen 
dämpft.

> den Kabelschirm

gibt es spezielle Kabelverschraubungen für

> und auch den Deckel (hat
> original eine nicht leitfähige Schaumstoffdichtung) gut und vor allem
> langzeitstabil mit dem Gehäusematerial verbinden um die bestmögliche
> Schirmwirkung zu erzielen?

am einfachsten durch eine leitfähige ersetzen

Thomas H. schrieb:
> Zwei Löcher bohren, Gewinde Schneiden, Zwei Schrauben, Kabel mit
> Rundöse und Fertig.

Das ist als Schirmung so gut wie unwirksam da nur ein Potentialausgleich 
(also Nullung oder Erdung).

von X4U (Gast)


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Markus schrieb:
> Oder kennt jemand IP66 Stahlblechgehäuse, wo es ev. einfacher gehen
> könnte?


Gibt von Bopla/Rose und Konsorten fertige Alu-Gehäuse mit spezifizierter 
EM-Schirmung. Da ist die Nut für die leitende Dichtung dann auch so 
beschichtet das Sie nicht oxidiert.

von Markus (Gast)


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Schraube durchs Gehäuse wird schwierig da IP66 Schutz erhalten bleiben 
muss. Die EM geschirmten Gehäuse haben üblicherweise kein IP Rating.

von MaWin (Gast)


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Thomas H. schrieb:
> Auf dem Bild habe ich solche nietbaren Flachstecker beim Bau eines
> Netzteils für eine CNC Anlage verwendet.

Autsch.

Ohne Isoliertüllen und blau und gelb/grün an einem Ausgang verbunden.

Ganz schön teures Gehäuse übrigens.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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MaWin schrieb:
> Ohne Isoliertüllen und blau und gelb/grün an einem Ausgang verbunden.

Das war mir auch als allererstes aufgefallen. Ist das Netzteilgehäuse 
wirklich der beste Punkt, um den Schutzleiter mit der (oder einer) 
Signalmasse zusammenzuführen? Falls diese noch an einem anderen Punkt 
zusammengeführt werden, können ggf. DC-Ausgleichsströme über den 
Schutzleiter und/oder Gehäuseteile fließen und im Gegenzug auch 
Störströme in der Signalmasse induziert werden.

Bei einer CNC-Maschine vermute ich, dass es durchaus auch noch externe 
Komponenten (z.B. PC, Kühlmittelpumpe, Absaugung) gibt, die separat 
geerdet sind und dort womöglich auch die Massen verbinden. Besonders 
heikel sind das EIA-232- und USB-Verbindungen.

Die fehlenden Isoliertüllen sind auf der Netzspannungsseite sogar noch 
wesentlich problematischer.

Der Schutzleiter des Netzspannungseinganges ist auch höchstens genauso 
lang wie Null- und Außenleiter. Falls also das (trotz Zugentlastung) 
Netzkabel herausgezogen wird, ist nicht sichergestellt, dass der 
Schutzleiteranschluss als letztes abreißt. Der Gehäusedeckel sollte 
übrigens auch mit einem Schutzleiterkäbelchen angeschlossen werden.

: Bearbeitet durch User
von Klaus W. (mfgkw)


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Es gibt auch Blindnieten mit Flachsteckzunge dran, da kann man drauf 
löten oder stecken.

von brzz (Gast)


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Was ändert das an der Problematik der Oxidschicht? Die bildet sich auch 
bevor der Blindniet gesetzt ist.

Was ist mit Hartlöten? Sieht zwar sch... aus, aber durch das Flussmittel 
kommt ein oxidschichtfreier Kontakt zustande. Stabil ist das auch...

von Klaus W. (mfgkw)


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brzz schrieb:
> Was ändert das an der Problematik der Oxidschicht? Die bildet sich auch
> bevor der Blindniet gesetzt ist.

Beim Ziehen des Stifts wird eine deutliche Kraft ausgeübt, die das 
umgebende Alu deutlich verformt.

Es scheint zu funktionieren...

von W.A. (Gast)


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brzz schrieb:
> Was ist mit Hartlöten?

Warum nicht ganz normal Löten? Tropfen Öl drauf, unter Luftabschluss die 
Oxidschicht mechanisch entfernen, Kabel anlöten.
Das Thema wurde hier gerade ausführlich diskutiert
Beitrag "Masse von Aluminiumgehäuse (unlötbar)"

von Thomas H. (Firma: CIA) (apostel13)


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X4U schrieb:
> Das ist als Schirmung so gut wie unwirksam da nur ein Potentialausgleich
> (also Nullung oder Erdung).

Von Erdung bin ich ausgegangen. Da Schirmung" alles und nichts bedeuten 
kann.

von oszi40 (Gast)


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> Alu löten gerade ausführlich diskutiert

Alu ist ein guter Wärmeleiter. Bevor Du auf der großen Fläche eine 
ordentliche Lötstelle hinbekommst wirst Du einen recht großen Lötkolben 
brauchen. HF-dicht wird diese Kiste von EINEM Draht allein auch nicht. 
Es sollte schon die ganze Fläche dicht sein. Deswegen werden z.B. Tuner 
oder Netzfilter voll zugelötet oder notfalls wie im Foto zahlreiche 
Flächenkontakte bei PCs angebracht.

von Thomas H. (Firma: CIA) (apostel13)


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MaWin schrieb:
> Autsch.

Bei mir ging's ohne Schmerzen.

> Ohne Isoliertüllen und blau und gelb/grün an einem Ausgang verbunden.

Die Farbgebung hat ihren Sinn. Schutztüllen sind nicht nötig.

> Ganz schön teures Gehäuse übrigens.

Ja in der Tat ganz schön teuer. Leider mangelt es in der Größe und 
Stabilität an preiswerteren Stahlblechgehäusen und leider ist die 
Bearbeitung von Stahlblech im besonderen das saubere schneiden von 
Stahlblech um 1mm dicke ohne sehr teure Maschinen kaum zu 
bewerkstelligen.

von Thomas H. (Firma: CIA) (apostel13)


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brzz schrieb:
> Was ändert das an der Problematik der Oxidschicht? Die bildet sich auch
> bevor der Blindniet gesetzt ist.

Die Leitfähigkeit hängt im entscheidenden Maße von der Legierung ab. Der 
widerstand zwischen Zwei Flachstecker-Nieten beträgt bei meinem Gehäuse 
0,6 Ohm bei einem Abstand von ca. 13 cm.  Drucklose Kontaktmessung auf 
der Oberfläche gibt 0,8 Ohm. Die Leitfähigkeit würde ich als gut 
bezeichnen. Normale Haushaltsalufolie z.B. leitet auch ausgezeichnet. 
Wer das nicht glaubt forme ein flaches Würstchen und stecke es 
nacheinander in die zwei Öffnungen einer Steckdose. Auf Berichte bin ich 
gespannt.

Reines Aluminium ist hingegen tatsächlich wegen der angedeuteten Bildung 
einer Oxidschicht ein schlechter Kontaktleiter. Reines Aluminium wird 
aber aus diversen Gründen in technischen Produkten kaum verwendet.

von W.A. (Gast)


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oszi40 schrieb:
> Alu ist ein guter Wärmeleiter. Bevor Du auf der großen Fläche eine
> ordentliche Lötstelle hinbekommst wirst Du einen recht großen Lötkolben
> brauchen.

Alu leitet die Wärme nur unwesentlich besser als Kupfer. Üblicherweise 
heizt man die zu verlötenden Teile kräftig vor (Heizplatte, Heissluft), 
so dass der Lötkolben nur noch die restliche Temperaturerhöhung bis zur 
Löttemperatur leisten muss.

von Hp M. (nachtmix)


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W.A. schrieb:
> Alu leitet die Wärme nur unwesentlich besser als Kupfer.

Du meinst sicher schlechter als Kupfer.

Im Übrigen ist mir  nicht klar, was der Zweck der Übung ist, die Markus 
da veranstalten will.
HF-Dichtigkeit ist etwas anderes als nur einen Deckel kontaktsicher zu 
befestigen.
Dafür gibt es bei HF evtl. andere Tricks um Dichtigkeit zu erreichen. 
Siehe Tür beim Mikrowellenherd.

von Old P. (Gast)


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Hp M. schrieb:
>
> HF-Dichtigkeit ist etwas anderes als nur einen Deckel kontaktsicher zu
> befestigen.
> Dafür gibt es bei HF evtl. andere Tricks um Dichtigkeit zu erreichen.
> Siehe Tür beim Mikrowellenherd.

Ich habe noch keine einzige wirklich HF-dichte Mikrowelle gefunden. Die 
Hersteller garantieren nur, dass da nicht soviel rauskommt, wie innen 
aufs Hähnchen brennt. Ein einfacher HF-Messprömpel schlägt schon bei 
mehr als 30cm Abstand Alarm ;-)
Aludruckgussgehäuse sind schon ohne HF-dichte Dichtschnur besser als die 
Mikrowelle. Kommt ja auch ganz auf die Frequenz an. Für NF reichts so 
wie gekauft, im GHz-Bereich muss halt eine leitfähige Dichtung rein.
Für einfachen Potentialausgleich geht jede Schraube, solange sie nicht 
aus Messing ist. Ich nehm für sowas Linsenkopfschraube in Edelstahl, 
Gewinde ins Gehäuse geschnitten, Schaube mit Sicherungslack eingedreht 
(ist bombendicht) und innen Zahnscheiben und Muttern.

Old-Papa

von W.A. (Gast)


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Hp M. schrieb:
> Du meinst sicher schlechter als Kupfer.

Ja, sorry - ob größer oder kleiner spielt bei der Ähnlichkeit der Werte 
allerdings kaum eine Rolle.

Bei Wikipedia werden für den Wärmeleitfähigkeit angegeben
1
Kupfer, Handelsware   240…380 W/(m · K)
2
Aluminium (99,5 %)    236     W/(m · K)

von Simon (Gast)


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Thomas H. schrieb:
> Der
> widerstand zwischen Zwei Flachstecker-Nieten beträgt bei meinem Gehäuse
> 0,6 Ohm bei einem Abstand von ca. 13 cm.  Drucklose Kontaktmessung auf
> der Oberfläche gibt 0,8 Ohm.

Mal als Anmerkung: Der Widerstand zwischen Schutzleiterkontakt am 
Stecker und Gehäuse darf laut BGV-A3 bei Geräten der Schutzklasse I nur 
maximal 0,3 Ohm betragen

von Thomas H. (Firma: CIA) (apostel13)


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Simon schrieb:
> Mal als Anmerkung: Der Widerstand zwischen Schutzleiterkontakt am
> Stecker und Gehäuse darf laut BGV-A3 bei Geräten der Schutzklasse I nur
> maximal 0,3 Ohm betragen

Ist er auch.

: Bearbeitet durch User
von X4U (Gast)


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Thomas H. schrieb:
> X4U schrieb:
>> Das ist als Schirmung so gut wie unwirksam da nur ein Potentialausgleich
>> (also Nullung oder Erdung).
>
> Von Erdung bin ich ausgegangen. Da Schirmung" alles und nichts bedeuten
> kann.

Wenn es um "Schirmung" geht  (wie auch immer) ist eine Leitung zwischen 
Deckel und Gehäuse aber eine Antenne (in Sende- und Empfangsrichtung). 
Sie kann die Störungen verstärken.

Old P. schrieb:
> Ich habe noch keine einzige wirklich HF-dichte Mikrowelle gefunden.

Es gibt nichts "HF-dichtes" auf dieser Welt. Ein bekannter Funker hat 
mal einen Sender mit Batterie gebaut (ein paar mW) den in ein 
"HF-dichtes" Gehäuse gepackt und rundum verlötet.

Mit einem empfindlichen Empfänger war das Ding auch aus ein paar Metern 
Entfernung noch anzupeilen.

Markus schrieb:
> Die EM geschirmten Gehäuse haben üblicherweise kein IP Rating.

Was ist z.B. hiermit?

http://de.rs-online.com/web/p/products/2874960/

Druckgußgehäuse IP66 in Standard- und EMV-Ausführung

- geschützt nach IP66
- Gehäuse in EMV-Ausführung sind innen lackfrei
  und mit einer EMV-Dichtung versehen

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