Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Stimme verzerren?


von Dieter (Gast)


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Hallöchens,

ich such ne Schaltung, mit der sich die Stimme in Echtzeit verfremden
bzw. lässt. Hat da jemand ne Idee? Ich glaub, der Fachbegriff heisst
Harmonizer.

Wie genau funktioniert das? Wird da einfach noch eine Frequenz
draufgegeben, oder geht das total anders?

von .... (Gast)


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Vocoder ?

von Christoph Kessler (Gast)


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Harmonizer erzeugen künstliche Oberschwingungen, um eine Singstimme zu
veredeln. Geschützer Markenname "Exciter", andere nenne es daher
ähnlich.
Vocoder setzen die Stimme aus einzelnen Formanten und Tönen synthetisch
zusammen.

Ein Ringmodulator ist vermutlich die einfachste Schaltung, um die
typische "Roboterstimme" zu erzeugen, das geht mit einem
Analog-Multiplizierer oder einem eigentlich für Hochfrequenz gedachten
Mischer, wie dem NE612, und einem Oszillator im Niederfrequenzbereich.

von The Daz (Gast)


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Christoph,
Harmonizer ist ein geschuetzer Begriff der Marke Eventide und die
Dinger fuegen abhaengig von eingestellter Tonleiter und Modus
harmonische Intervalle zum Original hinzu - sprich aus einer Stimmer
ein mehr oder weniger echter Chor. Mit Excitern hat das nix zu tun Im
Bereich des harmonizings werden Formanten verwendet, damit das
harmonisierte Intervall nicht wie eine Schlumpfstimme klingt sondern
eben etwas natuerlicher.

Vocoder sind die Dinger kennt man aus dem bekannten Cher-Hit ('Do you
believe' oder so) sind allerdings urspruenglich aus der militaerischen
Entwicklung entsprungen, wo man so eine Art sprektrale Analyse der
gesprochenen Stimme mit analogen Filtern machen wollte, um diese mit
sehr geringer Bandbreite kodiert uebertragen zu koennen.

von Dieter (Gast)


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Okay... ich versteh nur Bahnhof... gibts da ne fertige Schaltung für?
Oder ist sowas zu komplex?

von The Daz (Gast)


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Dieter,
wenn du sowas wie nen Harmonizer-Effekt willst, dann musst du dir was
mit nem digitalen Signalprozessor zusammenbauen. Und dann darfst du
dich mit komplexen numerischen Algorithmen herumschlagen. Ich rate dir,
such bei ebay im Bereich der Musik/Gitarreneffektgeraete nach dem
Begriff "Pitch-Shifter". Muss ja nicht gleich ein Eventide fuer 2000
Euro sein. Wenn du aber die Roboter-Stimme willst, dann such nach einer
Ringmodulator-Schaltung (wie von Christoph beschrieben).

von Freak5 (Gast)


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Man kann doch eine Frequenzinvertierung mittels Seitenband en und
decodierung machen.
Kann man mit der Technick nicht auch die Fequenzen verschieben?
Damit würde man seine Stimme vielleicht in Richtung Schlumpf/Zeus
verfremden können.

von Freak5 (Gast)


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Das war eine Frage. Das Thema interessiert mich auch.

von Ingo H. (putzlowitsch)


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Die Sache mit dem Ringmodulator sollte auch ganz gut funktionieren, wie
Christoph schon schrub, einen Mischer aus der HF-Technik dafür
mißbrauchen. Meine allererste Elektronik-Bastelei war seinerzeit eben
solch eine "Roboterstimme", mit einem A220 (Fernsehton-ZF-Mischer),
hat aber leider nicht funktioniert. Ich hab mich wohl zu blöd
angestellt. Schaltung stand mal in einem "Funkamateur", dürfte
Anfang/Mitte der 80er Jahre gewesen sein.

Gruß
Ingo

von Nik (Gast)


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Heh, ich hab auch schon öfter nach soetwas gesucht, eine Schaltung, die
die Stimme leicht verändert, höher oder tiefer, ohne verfälscht zu
wirken. :)


Grüße, Nik

von Mighty (Gast)


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Hi,
also ich kann zwar keine konkreten Schaltpläne vorzeigen,
aber in den (neuen) Fischer Price kinder Kasettenrekordern
is ein Stimmenverzerrer eingebaut. Der kann Fiepsstimme bis
Roboterstimme in verschiedenen Stufen.
Wenn du so ein Ding bei EBay oder sonst wo defekt auftreiben kannst
is das vieleicht was du suchst.

(Den meiner Tochter werd ich jetzt aber nicht zerlegen, ich warte
bis sie das macht ;) )

von Freak5 (Gast)


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Ich denke, der letzte Zusatz in deinem Satz verkompliziert die Lösung...

von Freak5 (Gast)


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Ich habe mich vorher auf Nik bezogen

von Axel R. (Gast)


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Sony EVM3000
aus der Riehe "My First Sony". Ein Spielzeugmikrofon für Kinder
kann(konnte) genau das, was Du machen willst. Ob es das noch gibt,
weiss ich allerdings nicht. Im "Funkamateur" war mitte der neunziger
eine Modifikation drinne, mit Hilfe derer man die Oktave höher oder
tiefer stellen konnte. Das ganze läuft komplett digital mit einem
kleinen Zeitversatz von ein paar millisekunden.
Sonst fällt mir nur noch Elm Chang ein. (Link habe ich vergessen)

AxelR.

von Freak5 (Gast)


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Ich würde mich mehr für die Technik interessieren die hinter einem
analogen verändern von Frequenzen steht als für einen praktischen
Einsatz...

von Roland P. (pram)


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Ringmodulator (und ein paar andere Effekte) gibt's z.B. hier:

http://elm-chan.org/works/vp/report.html

für komplexere Effekte darfs aber dann schon ein echter DSP sein.

Gruß
Roland

von Freak5 (Gast)


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@Roland. Kennst du soetwas auch in analog?(Wobei das andere auch sehr
interessant ist)

von Christoph Kessler (Gast)


Angehängte Dateien:

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Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten, der Tonhöhenänderung, die sehr
unterschiedlich klingen: die "Addition" einer konstanten Frequenz und
die Multiplikation aller Frequenzen mit einer Konstanten. Letzteres
passiert, wenn man ein Tonband schneller abspielt.
Die Addition einer Frequenz entspricht einer Einseitenband (SSB)
-Aufbereitung im Niederfrequenzbereich. Ein Multiplizierer generiert
das Produkt des Audiosignals mit einem NF-Sinus. dabei entstehen zwei
"Seitenbänder", von denen eines unterdrückt werden muß Stichwort z.B.
"Einseitenbanderzeugunmg nach der Phasenmethode"). .
Angehängt eine Seite aus einem DSP-Bastelbuch zum TMS320C25, zum Thema
"Pitch shift". Das Tonband wird digital simuliert. Bei Tonerhöhung
muß zum Ausgleich etwas wiederholt werden, zur Tonerniedrigung
weggelassen werden, ähnlich der Zeitlupe/Zeitraffer beim TV.

Ok "Harmonizer" hatte ich mit dem falschen Prinzip verknüpft.
Was Cher benutzt war soweit ich weiß ein Gerät das zwangsweise etwas
danebenliegende Töne in eine bestimmte Tonleiter transformiert, eben
falls mittels pitch-shifter, und daher kommen die gesungenen Tonleitern

von Daniel (Gast)


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Ne einfache Schaltung dafür gabs bei Elektor. Schau mal dort auf die
Homepage, ob du den Artikel runterladen kannst. Ich find den in meiner
Unordnung gerade nicht...

von Christoph Kessler (Gast)


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In Heinz Richters Buch "Tonaufnahme für alle" aus den frühen
Sechzigern ist ein Diktiergerät mit rotierendem Tonkopf beschrieben,
ähnlich heutigen Videorecordern. Die Wiedergabegeschwindigkeit ist
stufenlos einstellbar, die Rotation wird so nachgeführt, dass die
Relativgeschwindigkeit Tonkopf - Band konstant bleibt. Damit erreicht
man genau den Effekt des Pitch-Bending, Tonhöhe bleibt gleich,
Geschwindigkeit ändert sich. Langsamere Wiedergabe bedeutet, dass
Stücke des Bandes vom Tonkopf doppelt erfasst werden, schnellere
Wiedergabe heißt, Stücke fehlen. Die Zerhackerfrequenz muß irgendwo im
Infraschallbereich liegen, und das Audiosignal hochpaßgefiltert werden,
damit die Störungen klein bleiben. Ein Kammfilter wäre optimal

von René Liebscher (Gast)


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Ist zwar schon etwas her der Thread. Aber der Beitrag im Funkamateur war 
in Ausgabe 2/1979 S. 70. und hatte noch Korrekturen in Ausgabe 6/1979 S. 
290.

Unter anderem waren einige Kondensatoren falsch gepolt und auf der 
Leiterplatte fehlte eine Brücke, und wenn ich mir das recht ansehe 
sollte wohl auf dem Bestückungsplan der IC auch um 180° gedreht sein.

Also nicht zu blöd angestellt, nur nicht alle Fehler im Original 
gefunden, aber wer erwartet denn auch schon ein Fehlersuchbild?

von Chris (Gast)


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Da gab es auch mal einen kleine Schaltung in einer Elektor. Ein 
Ringmodulator, der mit einem Tiny45 realisiert wurde. Die wollte ich zum 
Spaß immer mal nachbauen, bin aber nie dazu gekommen.
http://www.elektor.de/jahrgang/2011/januar/stimmenverzerrer.1647954.lynkx

von Lehrmann M. (ubimbo)


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von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Chris schrieb:
> Da gab es auch mal einen kleine Schaltung in einer Elektor. Ein
> Ringmodulator, der mit einem Tiny45 realisiert wurde. Die wollte ich zum
> Spaß immer mal nachbauen, bin aber nie dazu gekommen.
> http://www.elektor.de/jahrgang/2011/januar/stimmenverzerrer.1647954.lynkx

Warum man für sowas Geld verlangt ist mir schleierhaft. Nicht nur gibt 
es genügend Beispiele im Internet sowas zu realisieren, sondern hat man 
es selber auch an einem Wochenende locker selber gebastelt.

von K. W. (Gast)


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Wir wissen nicht, was du eigentlich vorhast. Möglicherweise kommt ja 
eine softwarebasierte Lösung infrage:

http://www.triplebit.com/

von Chris (Gast)


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Simon K. schrieb:
> Warum man für sowas Geld verlangt ist mir schleierhaft.
Ehrlich gesagt, mir auch. Aber das Abo schenkt mir mein Arbeitgeber :-)

von Claus W. (Gast)


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a) 1-Quadrantenmischer: Eine Kollektorschaltung speist eine 
Basisschaltung mit kleinem Emitterwiderstand, an dem man das Produkt 
abgreifen kann. Dieser Transistor (der Basisschaltung) ist ein 
veränderlicher Widerstand (Multiplikator). Die Kollektorschaltung stellt 
ein Sinus-Signal bereit. Die Basisschaltung wird mit dem Audio-Signal 
versorgt. Beide mit dem Arbeitspunkt vorgespannt:

(sin(lo) + 1) * (sin(rf) + 1) => sin(lo) * sin(rf) + sin(lo) + sin(rf) + 
1;

Nach dem Additionstheorem entstehen die Frequenzen: sin(lo + rf) + 
sin(lo - rf); Sowie die drei anderen Teile aus obiger Summe.

Somit könnte man |/| * | => |\|.|/| das rf-Signal (es soll hier das 
Audio sein) auf 1MHz hochmischen und das Differenz-Signal mit 1...3 
leicht versetzt eingestellten und entkoppelten Resonanzkreisen 
herausfiltern, gewinnen (das höhere, dicht daneben liegende Summensignal 
stark verkleinern). Höchste und kleinste Frequenz des Audio-Bereiches 
sind im Differenzsignal vertauscht. Dann noch mit einer zweiten Stufe 
zurücksubtrahieren. Die zweite Summe liegt bei 2 MHz und muss entfernt 
werden. Addition der Frequenzen erfolgt linear, Filterung logaritmisch.

b) Filterung mit Tiefpass (funktioniert prinzipbedingt nicht): Erreicht 
beim zweiten Grad 6dB je Oktave (Frequenzverdoppelung). Über Cut-Off 
Phasenverschiebung um 90°, unterhalb 0°. Wenn man nicht L und C 
verwendet sondern mehrere C-s müssen die Stufen entkoppelt werden. Bei 
Simulation von 15 Stufen (Grade) // output += k * (input - output) // 
kam heraus, dass es nicht besser ist als 2 Stufen (vermutlich wegen 
variierender Phasenverschiebung um die Cut-Off-Frequenz herum. Hier 
Software-Simulation: obiger Faktor k soll nicht wesentlich über 1 
liegen, sonst setzt Begrenzung ein. Cut-Off-Frequenz liegt etwas 
niedriger als die Aufruf-Frequenz. Ein Tiefpass trennt beide 
Seitenbänder zu schlecht.

c) Mischen durch Multiplikation komplexer Zahlen (funktioniert 
prinzipbedingt nicht). Bei periodischen Vorgängen gibt es:

- Pendelschwingung (liegt bei Festfrequenz-Oszillator vor)
- Gewinde (zeitlich gleich, Phasenwinkel dreht sich bei Bewegung auf der 
Längsachse)
- Welle: re = sin(k * x + omega * t); im = (k + omega) * cos(k * x + 
omega * t);

Jedenfalls ist bei der Welle eine der beiden Achsen der komplexen Zahl 
frequenzabhängig. Und das sowohl beim Ableiten als auch, wenn man das 
Signal mit einer Pendelkette generiert. Mir ist es nicht gelungen, es zu 
generieren ohne dass es eine Ableitung ist (die immer frequenzabhängig 
ist). Das Mischen komplexer Zahlen ergibt immer ein reines Produkt und 
man kann das Vorzeichen jedes der beiden Faktoren festlegen, indem man 
es für nur eine der beiden Achsen (re order im) einzeln und bei diesem 
Faktor wendet. Damit dreht sich dann der jeweilige Zeiger andersherum 
und diese Frequenz wird von der anderen subtrahiert. Es genügt, als 
Ergebnis eine der beiden Achsen des Ausmultiplizierens zu verwenden 
(z.B. re). Beim Mischen von Audio reicht der Frequenzbereich mindestens 
von 300Hz bis 3kHz. Der Frequenzunterschied ist so groß, dass sich die 
beiden Summanden für den Realteil des komplexen Produktes nicht 
ausgleichen.

Schlimmer noch die Wellengleichung:

0 = psi_xx - phi_tt; // Zweite Ableitungen.

Schalldruck und Schallschnelle (die man physikalisch erfassen könnte) 
wachsen beide linear mit der Frequenz an (beide phasengleich und 
amplitudengleich). Falls man ableitet => dann wieder Frequenz 
einmultiplizieren.

von HP (Gast)


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