Hallo zusammen, folgende, verzwickte Situation: Mein erster Job nach dem Studium war (der einzige) Elektronik-Entwickler in einem KMU. Dort habe ich alles gemacht, vom Konzept bis zur fertigen Elektronik, inklusive Prototypen zusammenlöten, Programmieren und gelegentliche Inbetriebnahme bei Kunden. Es war eine interessante und abwechslungsreiche Arbeit. Allerdings störte mich dort die Tatsache, sozial isoliert zu sein (keine E/E-Kollegen, allein im Büro) und die Aufstiegschancen (auch beim Gehalt) waren eher schlecht. Aber von der Arbeit her war es das, was ich mir unter Elektroingenieur vorgestellt habe. Nichts desto trotz dachte ich, nach knapp 5 Jahren wäre es an der Zeit was anderes zu sehen. Daher habe ich im Sommer 2014 in die aktuelle Firma gewechselt. Jetzt arbeite ich in einem Konzern im Automotive-Bereich als sogenannter "Projektkoorinator" für Elektronik. Das ist quasi eine Vorstufe zum Projektleiter und besteht in erster Linie darin, E-Mails zu verteilen, Deadlines zu überwachen und Open-Point-Listen in Excel zu befüllen... Wenn man nicht gerade in Meetings sitzt. Gelegentlich kommt noch ein "Workshop" (ich hasse diesen Ausdruck...) dazu, zu dem man dann Powerpoints erstellen darf und den ganzen Tag rumsitzt. Das Umfeld ist in Ordnung, nette Kollegen, Gehalt ist ok (darf's ein bisschen mehr sein? :-) Selbst das Themengebiet an sich ist sehr interessant, aber die Arbeit ist todlangweilig, weil wir nix selber entwickeln sondern nur verwalten. Dieses Excel-/Powerpoint-Engineering kekst mich so an, das ich mich nur schwer aufraffen kann, überhaupt irgendwas zu tun. Und die Konzernmethoden und -prozesse machen es nicht besser, Bürokratie vom Feinsten. Da stirbt jeder Spaß an der Arbeit. --> Selbstdiagnose: Bore-Out Die Frage ist, was tun? Folgende Gedanken schwirren in meinem Kopf rum: -Option 1: Bleiben (noch mindestens für ein paar Jahre). Damit habe ich zwar einen relativ sicheren, gut bezahlten, aber langweiligen Job. Allerdings auch nette Kollegen, Kantine, Soziales Umfeld. -Option 2: Kündigen. Damit gebe ich oben genanntes auf und muss zwischen folgendem wählen: -Alternative 1: Zurück zu dem KMU, bei dem ich vorher war. Dort weiß ich, was auf mich zukommt. Habe noch nicht gefragt, aber die würden mich sicher wieder nehmen, kenne den Chef gut. Vielleicht könnte ich dort gehaltsmäßig auf die gleiche Stufe kommen, auf der ich aktuell stehe. Allerdings würde ich auch die bekannten Nachteile in Kauf nehmen müssen. -Alternative 2: Selbständig machen und (vorerst) als Freelancer für das KMU arbeiten. Gefahr: EU-Bürokratie gegen Selbständige, Investitionskosten, Scheinselbstständigkeit, Finanzieller Ruin, 70h-Woche Chance bei Erfolg: Unabhängigkeit, Hobby zum Beruf machen Als ergänzende Einnahmequelle fehlt mir allerdings die zündende Idee, welche Produkte/Dienstleistungen man noch entwickeln und vertreiben könnte. Ingenieursbüros gibt's ja leider wie Sand am Meer. -Alternative 3: Ein anderes Unternehmen suchen. Da weiß man nicht, was sich ergibt. Wenn möglich kein Konzern. Leider wird's die eierlegende Wollmilchsau nur sehr selten bis gar nicht geben. Generell kann ich sagen: Das Arbeitssklaventum kekst mich an und je größer die Firma, desto schlimmer scheint es zu sein. Am liebsten wäre ich mein eigener Herr. Aber das Risiko, sich mit Familie und Haus in die Selbständigkeit zu wagen, empfinde ich schon als recht groß. Wäre ich Single, würde ich wahrscheinlich diese Variante wählen... Option 1 habe ich schon mehr oder weniger für mich ausgeschlossen. ------------------------------------------------------------------ Nach dieser langen Situationsbeschreibung die eigentlichen Fragen: ------------------------------------------------------------------ -Könnt ihr von ähnlichen Erfahrungen berichten? -Kennt ihr eierlegende Wollmilch-Unternehmen in den PLZ-Bereichen 76,77,79 die zufällig noch einen Elektroingenieur suchen? ;-) -Wie waren eure Ausgangsbedingungen als Selbständige? -Könnt ihr mehr über euren Start und eure Tätigkeiten als Selbständige berichten? (Leider habe ich nur sehr vage Vorstellungen, wie man weiteres Einkommen generieren könnte.) Und die Gretchen-Frage (rein zu statistischen Zwecken, versteht sich) -Wie würdet Ihr euch in meiner Situation entscheiden? Was wäre euch wichtiger, Sicherheit oder Selbstverwirklichung?
martin schrieb: > -Wie würdet Ihr euch in meiner Situation entscheiden? Was wäre euch > wichtiger, Sicherheit oder Selbstverwirklichung? Hast du Kinder oder wollt ihr Kinder, feste Freundin, willst heitraten oder bist verheiratet? Wenn eins davon zutrifft und deine Frau/Freundin nicht gut verdient und einen sehr sicheren Arbeitsplatz hat sollte die Frage ziemlich einfach geklärt sein. Ansonsten: Selbstverwirklichung
martin schrieb: > Jetzt arbeite ich in einem Konzern im Automotive-Bereich als sogenannter > "Projektkoorinator" für Elektronik. Bei den Stichworten "Konzern", "Automotive" und "Elektronik": * Eine Stufe tiefer gehen, vlt. gibt es da die interessanteren Jobs. EG-Einstufung kannste ja mitnehmen... * Mal weg vom Produkt das ihr herstellt: Vlt. braucht es dafuer ja auch spezielle Testsysteme oder Pruefstaende. Mal da umschauen. Da gibt's zwar auch Excel aber fast kein ppt
@martin (Gast) >-Option 1: Bleiben (noch mindestens für ein paar Jahre). Damit habe ich >zwar einen relativ sicheren, gut bezahlten, aber langweiligen Job. >Allerdings auch nette Kollegen, Kantine, Soziales Umfeld. Bringt dir nicht wirklich was. Der menschliche Preis ist höher als dein Gehalt. >-Option 2: Kündigen. >Damit gebe ich oben genanntes auf und muss zwischen folgendem wählen: >-Alternative 1: Zurück zu dem KMU, bei dem ich vorher war. Dort weiß >ich, was auf mich zukommt. Kann man machen, wenn man die anderen Dinge akzeptiert. Perfekt wird es nie. >-Alternative 2: Selbständig machen und (vorerst) als Freelancer für das >KMU arbeiten. >Gefahr: EU-Bürokratie gegen Selbständige, Investitionskosten, >Scheinselbstständigkeit, Finanzieller Ruin, 70h-Woche Kann man auch machen, aber nicht blauäugig reinspringen, da muss zuerst ein Projekt oder Vertrag stehen. >Chance bei Erfolg: Unabhängigkeit, Hobby zum Beruf machen Wird bisweilen überschätzt. >Als ergänzende Einnahmequelle fehlt mir allerdings die zündende Idee, >welche Produkte/Dienstleistungen man noch entwickeln und vertreiben >könnte. Solange du die nicht hast, vergiss es. Solange musst du die Normaloschiene fahren. >-Alternative 3: Ein anderes Unternehmen suchen. Da weiß man nicht, was >sich ergibt. Wenn möglich kein Konzern. Leider wird's die eierlegende >Wollmilchsau nur sehr selten bis gar nicht geben. Eben. Aber auch das ist eine brauchbare Option. >Option 1 habe ich schon mehr oder weniger für mich ausgeschlossen. GUT! >-Könnt ihr von ähnlichen Erfahrungen berichten? ;-) >-Könnt ihr mehr über euren Start und eure Tätigkeiten als Selbständige >berichten? Hab ich mal probiert (vor 10 Jahren), ist dann aber nix geworden. Ich hab mit einem Partner ein Projekt vor Ort gemacht. Neben dem normalen Job. Das war recht stressig, vor allem weil ich damals außßerhalb meiner Heimatstadt die Woche über gearbeitet habe. Hab viel Urlaub und Wochenenden reingesteckt, am Ende war das Ergebnis aus UNSERER Sicht zwar ganz gut, der Auftraggeber hat aber trotzdem gemosert und den letzten Teil nicht bezahlt. Idiot. Beim nächsten Projekt waren wir vorsichtiger und haben gleich am Anfang erkannt, dass uns ein alter Hase gehörig über den Tisch ziehen wollte, das haben wir dann dankend abgelehnt. Damit war mein "Ausflug" in die Welt der selbstständigen Ings vorbei. >(Leider habe ich nur sehr vage Vorstellungen, wie man weiteres Einkommen >generieren könnte.) Nicht krampfhaft. Man braucht erstmal eine WIRKLICH gute Idee bzw. ein Einstiegsprojekt. Ohne das läuft es glaub ich nicht. https://www.mikrocontroller.net/articles/Freiberufler_und_Angestellte http://www.fliptronics.com/consult.html Beware of the drowning victim! >-Wie würdet Ihr euch in meiner Situation entscheiden? Was wäre euch >wichtiger, Sicherheit oder Selbstverwirklichung? Man sollte die "Selbstverwirklichung" nicht naiv und pupertär überhöhen, denn sonst wird sie schnell zur Selbstausbeutung. Frag mal die ganzen Freiberufler. Ich würde erstmal in das KMU zurück gehen und von dort aus Ideen und Einstiegsprojekte suchen. Das kann nämlich dauern. Aber du hast im KMU einen Job, der dich nicht tödlich langweilt, du bist im Flow. Das gibt dir positive Energie. Im goldenen Käfig ist noch keiner wirklich glücklich und gesund geworden. Im Gegenteil. Love it, change it or leave it.
naja, weiss nicht ob sich dein kmu chef so darüber freuen wird... er kann sich auf dich nicht mehr verlassen da er damit rechnen muss dass du dir wieder eine andere stelle suchst...
Dein Problem ist, dass du bei einem OEM als Projektkoordinator angefangen hast. Was du jedoch möchtest ist der SW Architekt bei einem Zulieferer zu sein.
Was man braucht, sind Kontakte, Kontakte, Kontakte.... Als nächstes sollte man immer mehrere Standbeine haben, bzw. sollte man anstreben. Mit Rückschlägen muss man immer rechnen. Basiswissen kann man sich über Existenzgründungsseminare bei seiner örtlichen IHK aneignen. Ohne stehen die Chancen nicht schlecht zu scheitern und zwar auf Gebieten, die mit dem Ingenieurwesen eigentlich gar nichts gemein haben. Vorerst würde ich mal den Job behalten und eine brauchbare Idee umsetzen und publizieren, ob es da eine Resonanz gibt. Dann kann man weiter sehen. Evtl. gibts ja die Möglichkeit der Teilzeit, wenn man sich in so ein Abenteuer stürzen will. Ganz so ohne Minimaleinkommen würde ich das nicht versuchen. Sicher gibts zig Ingenieurbüros, aber wo und wie die ihre geschäftlichen Verbindungen haben, ist häufig unbekannt. Da wirds dann schon entsprechende Kontakte geben.
Hallo Martin, 76... Karlsruhe? Wir sitzen in KA. Kann mir nach deiner Situationsbeschreibung gut vorstellen, dass es dir bei uns gefallen könnte. http://www.raceresult.de/de-de/contact/jobs.php Meetings gibt es bei uns nur 1x pro Woche. Powerpoint ist auf meinem Rechner noch nicht mal installiert. Es zählt deine Umsetzungskraft, die Geschwindigkeit ist hoch. Wir sind derzeit 5 Mann in der Entwicklung... Wir entwickeln eigene Produkte von der Idee überPrototyping bis zur Serie selbst und haben noch eine Unternehmensgröße (20 FTE), bei der man wirklich noch was bewegen kann. Gruß, Nikias
N. K. schrieb: > 76... Karlsruhe? Wir sitzen in KA. Kann mir nach deiner > Situationsbeschreibung gut vorstellen, dass es dir bei uns gefallen > könnte. Da darf natürlich der passende Thread nicht fehlen :-) Beitrag "Ähm: Mit diesen Fähigkeiten mach ich mich doch selbstständig!"
PfeilschnellesErgebnis schrieb: > Da darf natürlich der passende Thread nicht fehlen :-) > > Beitrag "Ähm: Mit diesen Fähigkeiten mach ich mich doch selbstständig!" BTW: habt ihr eigentlich schon einen Erzieher für den Kindergarten gefunden?
Ich würde mir meine Alternativen mal genau vornehmen. Bleiben: Wenn Dich die Arbeit anödet, schaff Dir gezielt einen Ausgleich. Wechseln: Ist oft auch mit einem Ortswechsel und der anschließenden Suche nach einem neuen Bekanntenkreises, verbunden. Und wenn Du Pech hast brauchst Du auch gleich noch eine neue Freundin bzw. einen neuen Freund. Selbstständig machen wäre unter den Umständen für mich keine Alternative. Es gibt viele Gründe, die dafür oder dagegen sprechen, aber die Unlust am aktuellen Arbeitsplatz ist ein höchst mittelprächtiger Anlass. Arbeitest Du zusätzlich noch gerne in Deinem Beruf, so wäre das die schlechteste Lösung.
Amateur schrieb: > Du auch gleich noch eine neue Freundin bzw. einen neuen > Freund. Er schrieb davon, er habe eine Familie und ein Haus. Unter den Umständen würde ich einen halbwegs sicheren Konzernjob mit überschaubaren Arbeitszeiten definitiv einer vagen Selbständigkeit oder einem KMU Job vorziehen. Wenn es in der Wirtschaft mal schlecht läuft, sind die KMU Zulieferer und Freelancer die ersten die das von den Konzernen zu spüren bekommen. Die Konzern Mitarbeiter sind heute sowas wie die "eiserne Reserve", welche die Arbeitsdrohnen welche die eigentliche Arbeit machen, koordinieren. Während es draußen immer rauer wird, geht es denen im Verhältnis, immer noch recht gut. Es gibt hier im Forum einige Threads inkl. Berechnungen was man als Selbständiger so verdienen müsste. Rechne Dir mal durch wie viel du mit Familie als Solo Selbständiger bräuchtest damit Du nur das selbe hättest wie jetzt. Dazu kommt noch die ganze Unsicherheit. Von KMUs wo man "noch gestallten" kann würde ich einem Familienvater eher abraten. Sowas ist als Student ganz toll um Praxis zu sammeln oder als junger Mensch, nicht aber wenn regelmäßig Geld für die Familie rein kommen muss. Genauso schnell wie so ein Start Up gegründet wird, geht es häufig auch wieder den Bach runter. Aber ohne Konzernabfindung.
Ich würde einfach versuchen im Konzern paar interessante aufgaben zu bekommen. Und selbst wenn nicht, sich dir neben Kind und Kegel halt ein hobby. Ich würde den Konzern job in der Situation nicht wegwerfen. Hast du 35h?
Wow, danke für die vielen, konstruktiven Beiträge. Ich hatte ja schon befürchtet, dass meine Frage als Getrolle abgetan werden könnte. Freut mich, dass es nicht so ist. Habe wie schon erwähnt Frau, Kinder, Haus... Das volle Programm an Verpflichtungen. Job ist 40h-Woche, kein IGM-Tarif o.ä. Ausgleich schön und die gut, aber ich glaube nicht, dass es etwas gibt, das 8 Stunden Langeweile und öde Arbeit am Tag wieder wett macht. Außerdem habe ich seit Jahren ein Hobby, das ich wirklich gerne mache (= Ausgleich).
> Was kommt den bei dem Job an Gehalt rum?
Wer gut ist, sollte sich die Frage stellen, worin er gut ist! Ein guter
Coder ist längst kein guter Verkäufer. Wer gut ist, weiss sich
einzuschätzen.
Hallo Martin, dein Start Post kommt mir vor wie eine Beschreibung meines Arbeitslebens. Bin Ende 40, Frau Haus, Kinder. Habe Job mäßig schon einiges durch, von der kleinen Butze bis zum großen Laden mit +5000 Mitarbeiter. Mein Mc Job bei einer großen Fa. ist stink lanweilig. Dafür bin ich gut bezahlt, habe gute Kollegen und keinen Streß. An Herzinfarkt werde ich hier nicht sterben und wenn ich heim komme muß niemand für einen beschissenen Tag büßen denn oft kann mann Ärger und Druck nicht durch eine kurze Heimfahrt kompensieren. Man muß Prioritäten setzen und als erstes kommt meine Familie. Meine technischen Ambitionen lebe ich in meiner Werkstatt aus. Dort gibt es keine Besserwisser (außer mir), keine Wichtigtuer und Dummschwätzer. Dort mache ich was ich will. Das kannst du nirgends anders. Auch in einer kleinen Butze mußt du das machen was dein jeweiliger Aufseher will und z. T. habe ich vor allem in kleinen Unternehmen wirkliche menschliche Tiefflieger erlebt. Dieser ganze Selbstverwirklichungsmist im McJob ist einfach ein großer Selbstbetrug mit zwei Buchstaben: HR
Wechsel doch intern, gibts da keine Stellenangebote?
@Schwanzlurch (Gast) >Mitarbeiter. Mein Mc Job bei einer großen Fa. ist stink lanweilig. Dafür >bin ich gut bezahlt, habe gute Kollegen und keinen Streß. Schon mal viel mehr als viele andere, die nicht mal gut bezahlt sind. >werde ich hier nicht sterben und wenn ich heim komme muß niemand für >einen beschissenen Tag büßen denn oft kann mann Ärger und Druck nicht >durch eine kurze Heimfahrt kompensieren. Stimmt. Aber wenn dein Job WIRKLICH stinklangweilig ist, wie hälst du den dann aus? Ich meine, eine stinklangweilige Tätigkeit erzeugt bei mir in nicht allzu langer Zeit ne Menge Frust und dann komme ich nicht normal nach hause. >Meine technischen Ambitionen lebe ich in meiner Werkstatt aus. Dort gibt Klingt vernünftig. >menschliche Tiefflieger erlebt. Dieser ganze Selbstverwirklichungsmist >im McJob ist einfach ein großer Selbstbetrug mit zwei Buchstaben: HR Mag sein, aber zwischen idealer Selbstverwirklichung und einem echt stinklangweiligen Job gibt es schon noch ein paar Abstufungen.
Hat der OEM bei dem Du arbeitest eine Forschungsabteilung? Vielleicht wäre das eine Alternative. Zumindest bei Ford gibt es in Aachen einen Standort bei dem man noch relativ unabhängig vom Rest des Unternehmens arbeitet - auch was die Bürokratie betrifft. Über das Salär kann ich nichts konkretes sagen, aber ich vermute, dass Du in der Forschung ein paar Taler weniger verdienst. Selbstständigkeit ist so eine Sache. Wenn man von der mangelnden Sicherheit mal absieht gibt es bei Dir noch das Problem des Standorts. Ich kenne Selbstständige die gut bezahlt werden und über einen Dienstleister beim OEM arbeiten und de facto scheinselbstständig sind. Aber auch die haben keine Jobs mit denen sie 100% zufrieden sind oder die ihr Skillset voll ausschöpfen, sondern sind wie Du standortgebunden durch die Familie...
martin schrieb: > Am liebsten wäre > ich mein eigener Herr. Aber das Risiko, sich mit Familie und Haus in die > Selbständigkeit zu wagen, empfinde ich schon als recht groß. Ganz oder gar nicht -Du mußt Dich entscheiden! https://www.youtube.com/watch?v=jV3IPaA5_V4 MfG Paul
Hey, danke euch allen nochmal für die gute Diskussion. War leider in letzter Zeit durch private Dinge so eingespannt, dass ich das hier nicht weiter verfolgt hatte. So wie ich das sehe, würden einige von euch eher die "sichere Langeweile" in Kauf nehmen, als zu wechseln. Ich glaube nicht, dass ich das kann... Intern wechseln würde auch nicht viel bringen, da ich mich innerhalb der Firma bereits umgehört habe und die Arbeit in anderen Bereichen wohl genauso läuft. Und auf jeden Fall ist volle Selbständigkeit erst mal keine Option. Habe vor kurzem mit meinem ehemaligen KMU-Chef gesprochen, er würde mich sofort wieder nehmen. Auch in Teilzeit. Und er hat mir angeboten, das Büro/Labor auch für eine Teilselbständigkeit nutzen zu dürfen. Ein langsamer Einstieg scheint also von den äußeren Umständen her möglich... Danke euch allen für die Denkanstöße.
Tja, da sieht man mal wieder: Geld ist eben doch nicht alles, sondern nur ein kleiner Baustein bei einem erfüllenden Job mit Spiel, Spaß und Spannung. Oft ist ein mehr an Geld auch eine Art "Schmerzensgeld" für den Job (z.B. beim Projektleiter). Wenn man schlau ist, sucht man sich seinen Job einfach nach anderen Kriterien als das Gehalt aus, dann klappt es auch mit der inneren Zufriedenheit.
Hey Martin, wenn du nochmal rein schaust. Meinst du mit rumsitzen, dass du viel Leerlauf/Freizeit hast? Dann würde doch nichts dagegensprechen dein Hobby schon während der Arbeit auszuüben. Beispielsweise: lesen oder programmieren oder a bissl testen (Taschenoszilloskope gibt es doch wie Sand am Meer), du könntest dir ja sogar nebenbei wirklich teilselbständig Arbeit suchen. Alternativ würde ich an deiner Stelle auf 35h runtergehen, da bauen sich die Überstunden schneller auf und langsamer ab. Dann die Arbeit auf vier Tage verschieben Mo-Do oder Di-Fr (a 10h) 3 Tage frei, hört sich doch gut an oder? Natürlich würde ich persönlich als Festangestellter meinem Chef auf den Senkel gehen mir andere Arbeit zu geben, wenn das denn in deinem Unternehmen möglich ist. Bei den OEMs wird ja nicht umsonst alle 3 Jahre die Position gewechselt, halt eben damit es "spannend" bleibt. beste grüße public
Bei den oem wird alle paar jahre umstrukturiert und du wirst ungefragt versetzt, damit der laden effizient bleibt. Ausmisten nennt man das. Und das ist brutal stressig und macht oft psychisch krank, weil es so wie privat ständig umziehen ist.
public schrieb im Beitrag #4353768 > Meinst du mit rumsitzen, dass du viel Leerlauf/Freizeit hast? Dann würde > doch nichts dagegensprechen dein Hobby schon während der Arbeit > auszuüben. Beispielsweise: lesen oder programmieren oder a bissl testen > (Taschenoszilloskope gibt es doch wie Sand am Meer), du könntest dir ja > sogar nebenbei wirklich teilselbständig Arbeit suchen. Jein. Rumsitzen zwar schon, aber im Grossraumbüro ist man halt doch irgendwie immer beobachtet. Und wenn da plötzlich eine Elektronik auf dem Tisch liegt oder was programmiert wird, was sonst nicht zu den Aufgaben gehört, fällt das schon auf. Ist also nicht wirklich möglich. Leerlauf... hm, naja. Es gäbe schon was zu tun, aber das ödet mich so an, dass ich mich erst auf den letzten Drücker und nur halbherzig dazu aufraffen kann (z.B. offene Punkte Listen in Excel pflegen, Telefonkonferenzen organisieren, usw.) Ich surfe und lese zwar viel im Internet, aber damit einen 8h-Tag zu füllen und auf die Kollegen auch noch beschäftigt zu wirken macht nicht wirklich Spaß und zieht einen ziemlich runter. Man ist abends k.o. obwobl man nicht wirklich was gearbeitet hat. Deshalb habe ich mit der Option "Bleiben" schon mehr oder weniger abgeschlossen.
@ martin (Gast) >Ich surfe und lese zwar viel im Internet, aber damit einen 8h-Tag zu >füllen und auf die Kollegen auch noch beschäftigt zu wirken macht nicht >wirklich Spaß und zieht einen ziemlich runter. Man ist abends k.o. >obwobl man nicht wirklich was gearbeitet hat. Paradox, aber wahr! >Deshalb habe ich mit der Option "Bleiben" schon mehr oder weniger >abgeschlossen. Gute Entscheidung! Love it, change it or leave it! https://www.youtube.com/watch?v=SIppY8F3WXc&index=11&list=PL2F59D0019F64879B
>Bore-Out, todlangweilig
wieder was gelernt
Ich glaube so geht es Vielen! Die Bürokratie in den Unternehmen greift
um sich und viele kommen damit nicht klar. In Deinem Fall liegt es aber
acuh daran, dass Du unter "Entwickeln" das eigenständige Basteln
verstehst und da ist klar auf dem Rückmarsch, weil es a) ausgelagert
wird und b) reguliert wird.
Ein Ingenieurbüro zu gründen oder sich selbständig zu mache, dürfte für
Dich der falsche Weg sein, weil Du dann noch umsomehr mit den Themen
Formulismus befasst sein wirst.
Suche Dir eine grosse Firma mit einer grossen Entwicklungsabteilung. Da
gibt es genug Profile an Stellen. Eine sollte Dir passen. Vermutlich
eine, bei der wenig Verwaltung anfällt und Du selber verwaltet wirst.
Das Zeug zum Projektleiter hast Du definitiv nicht.
Mitleser schrieb im Beitrag #4355167
> Das Zeug zum Projektleiter hast Du definitiv nicht.
Auch wenn man solche Dinge nicht gern über sich hört, hast du vermutlich
mit deiner Einschätzung recht. Aber so wie in den Konzernen nur noch
"projektgemanaged" wird, erinnert mich das an das Ruderer-Gleichnis:
(Achtung, Satire ;-)
Vor langer Zeit veranstaltete die deutsche Industrie und die Japaner ein
Wettrudern über 1000 Meter mit einem Achter. Das Rennen sollte auf der
Donau abgehalten werden. Beide Mannschaften trainierten lange und hart,
um ihre größte Leistungsfähigkeit zu erreichen. Als der große Tag des
Wettkampfs kam, waren beide Mannschaften topfit. Die Japaner gewannen
jedoch klar mit 400 Meter Vorsprung. Nach dieser Niederlage war das
deutsche Team sehr niedergeschlagen und die Moral auf dem Tiefpunkt. Man
entschied, daß der Grund für diese Niederlage unbedingt herausgefunden
werden musste. Ein Projektteam wurde eingesetzt, um das Problem zu
untersuchen und geeignete Maßnahmen zur Abstellung des Mangels zu
finden.
Die Untersuchung ergab folgendes
Bei den Japanern ruderten 8 Leute und 1 Mann steuerte. Im deutschen Team
ruderte 1 Mann und 8 Leute steuerten.
Man engagierte sofort eine Beratungsfirma, um die Studie über die
Struktur des deutschen Teams anfertigen zu lassen. Nach Kosten in
Millionenhöhe und einigen Monaten Auswertung kamen die Berater zu
folgendem Schluss.
Es steuerten zu viele Leute und es ruderten zu wenige.
Um eine neuerliche Niederlage gegen die Japaner im nächsten Jahr zu
verhindern, wurde die Teamstruktur geändert.
Es gab jetzt 4 Steuerleute, 3 Obersteuerleute, 1 Steuerdirektor und 1
Ruderer es wurde ein Leistungssystem eingeführt, um den Mann, der das
Boot ruderte mehr Ansporn zu geben, sich noch mehr anzustrengen und ein
Leistungsträger zu werden.
Das Rennen über 1 000 Meter im folgenden Jahr gewannen die Japaner
überlegen mit 800 Meter Vorsprung auf die deutsche Mannschaft. Man zog
daraus sofort die notwendigen Konsequenzen
Man entließ den Ruderer wegen schlechter Leistung, verkaufte die Ruder,
stoppte alle Investitionen in neue Geräte und Entwicklung eines Bootes.
Die Steuerleute, Obersteuerleute und der Steuerdirektor erhielten
Prokura in neuen, erweiterten Aufgabengebieten, sowie
Sondergratifikationen für die außergewöhnlichen Leistungen außerhalb
ihres Aufgabenbereichs. Der Beraterfirma wurde eine lobende Anerkennung
für ihre Arbeit ausgesprochen. Das eingesparte Geld wurde an das
Management ausgeschüttet.
Ein inzwischen eingereichter Verbesserungsvorschlag des Ruderers, das
Boot mit 8 Ruderern und nur einem Steuermann zu besetzen wurde
abgelehnt.
Begründung
Das Boot könne dadurch zwar schneller bewegt werden, jedoch fehlt das
richtungweisende Management der Steuerleute, wodurch das Eintreffen des
Bootes im Ziel als unwahrscheinlich gilt.
martin schrieb: > Ich surfe und lese zwar viel im Internet, aber damit einen 8h-Tag zu > füllen und auf die Kollegen auch noch beschäftigt zu wirken macht nicht > wirklich Spaß und zieht einen ziemlich runter. Man ist abends k.o. > obwobl man nicht wirklich was gearbeitet hat. > > Deshalb habe ich mit der Option "Bleiben" schon mehr oder weniger > abgeschlossen. Kommt mir sehr bekannt vor.
Falk B. schrieb im Beitrag #4355053 > Love it, change it or leave it! > > Youtube-Video "Bewusst leben Psychologie für den Alltag 11 Die > drei Alternativen im Umgang mit unserem Umfeld" Hallo Falk, gutes Video, danke für den Tipp. Laut diesem Video gäbe es neben "Leave it" auch noch die Möglichkeit eines Perspektivenwechsels, um im Job wieder mehr Spaß zu haben. Wie genau soll das funktionieren, bzw. Wäre das überhaupt realistisch? Viele Grüße, Martin
@martin (Gast) >> Love it, change it or leave it! >Laut diesem Video gäbe es neben "Leave it" auch noch die Möglichkeit >eines Perspektivenwechsels, um im Job wieder mehr Spaß zu haben. Ja. > Wie genau soll das funktionieren, bzw. Wäre das überhaupt realistisch? U.a. dass man bestimmt, bisher sehr stressige Dinge, mit deutlich mehr Distanz und Entspanntheit betrachtet. Z.B. ein nerviger Kollege, der einen tierisch aufregt. Cool bleiben, professionelle Distanz wahren, den Kontakt sachlich halten und auf das Wesentliche beschränken. Oder nervige Routinearbeiten einfach mit einer Art Schulterzucken machen, nach dem Motto, "egal, wird ja bezahlt" bzw. nach Möglichkeit zu einer Tageszeit, an der man so oder so nicht so kreativ ist, z.B. nach dem Mittagessen (Verdauunszeit). Es gibt sicher noch viele andere Beispiele.
Derzeit gibt es ine Tendenz. Danach lohnt es sich in Zukunft für Sicherheitsfirmen. http://www.welt.de/wirtschaft/article149324141/Deutschland-hat-Angst-und-greift-zur-Waffe.html
Thomas1 schrieb: > Derzeit gibt es ine Tendenz. Danach lohnt es sich in Zukunft für > Sicherheitsfirmen. Für die friedlichen Bürger werden wahrscheinlich bald alle Waffen verboten. http://www.mmnews.de/index.php/politik/59408-eu-waffen Welche sonstigen Sicherheitsfirmen soll es da also noch geben? Mit Alarmanlagen und Überwachungskameras kann man kein Geld mehr verdienen. Der Markt ist schon besetzt und die Elektronik wird immer billiger. Kannst es ja als Bodyguard versuchen. Dazu braucht man ja auch immerhin Abitur und wenn du sportlich keine Niete bist....
Für alle, die hier mitgelesen haben und die es interessiert: Der Wechsel ist so gut wie unter Dach und Fach, muss nur noch beim momentanen AG kündigen... Habe mich für diese Variante entschieden: martin schrieb: > -Alternative 1: Zurück zu dem KMU, bei dem ich vorher war. Dort weiß > ich, was auf mich zukommt. Habe noch nicht gefragt, aber die würden mich > sicher wieder nehmen, kenne den Chef gut. Vielleicht könnte ich dort > gehaltsmäßig auf die gleiche Stufe kommen, auf der ich aktuell stehe. > Allerdings würde ich auch die bekannten Nachteile in Kauf nehmen müssen. Mit den ausgehandelten Konditionen verschlechtere ich mich finanziell auf jeden Fall nicht ;-) Und was mich erwartet, weiß ich jetzt mehr zu schätzen. Danke euch allen nochmal für die gute Diskussion.
Übrigens, wer gerne (Teil-)Projektkoordination für Steuergeräte-Elektronik bei einem Automobilzulieferer im Südwesten machen will, sollte die Augen offen halten. Bald wird eine Stelle frei ;-)
martin schrieb: > -Alternative 1: Zurück zu dem KMU, bei dem ich vorher war. Dort weiß > ich, was auf mich zukommt. Habe noch nicht gefragt, aber die würden mich > sicher wieder nehmen, kenne den Chef gut. Vielleicht könnte ich dort > gehaltsmäßig auf die gleiche Stufe kommen, auf der ich aktuell stehe. > Allerdings würde ich auch die bekannten Nachteile in Kauf nehmen müssen. > Mir wurde schon Folgendes gesagt: Wenn du dich zweimal unter einem Baum im Dschungel wiederfindest, dann bist du sicher verloren!!!
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Wiederhergestellt durch Moderator
Jones schrieb: > Mir wurde schon Folgendes gesagt: Wenn du dich zweimal unter einem Baum > im Dschungel wiederfindest, dann bist du sicher verloren!!! Das hört sich so negativ an... Man kann es auch so sehen: "Man muss erst etwas verlieren, um zu erkennen was man daran hatte."
martin schrieb: > Für alle, die hier mitgelesen haben und die es interessiert: > Der Wechsel ist so gut wie unter Dach und Fach, muss nur noch beim > momentanen AG kündigen... > > Habe mich für diese Variante entschieden: > Viel Erfolg !
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