Forum: HF, Funk und Felder BF494 SPICE Modell gesucht


von Rüdiger (Gast)


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Hallo,

ich habe in meiner Bastelkiste noch etlich BF494, die ich seinerzeit mal 
für eine im Elektor veröffentlichte Schaltung gekauft hatte. Die möchte 
ich nun verwenden und vorher aber die Schaltung simulieren. Aber... 
leider habe ich kein SPICE Modell für den BF494.
Und ja, ich habe gelesen, dass es dieses Modell bei der Yahoo LTSpice 
Gruppe gibt. Aber nur für dieses eine Spice Modell möchte ich eigentlich 
kein Yahoo-Konto eröffnen.

Vielleicht ist trotzdem jemand so lieb, sofern er dieses Modell hat, mir 
das zu schicken. Meine Email-Adresse ist rschmidt-at-kansaigaidai.ac.jp
(Ich arbeite zur Zeit in Japan.)

Viele Grüße

Rüdiger

von Elektrofan (Gast)


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Bei HF ist es sowieso nicht mehr trivial, weil ja oft erst der Aufbau 
entscheidet, ob ein "Verstärker" wirklich nur ein Verstärker bleibt bzw. 
der Oszillator überhaupt schwingt.

Für die erste Simulation kann man sicher irgendeinen HF-Transistor 
nehmen, je nach Anwendung womöglich sogar einen einfachen BC 107, der je 
nach Arbeitspunkt auch über 100 MHz "kann".

Für einen klassischen HF-Transistor findet man immer etwas, z.B. unter:

http://www.centralsemi.com/product/partpage2.php?part=BFY90

von Gerald M. (Gast)


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Elektrofan schrieb:
> Bei HF ist es sowieso nicht mehr trivial, weil ja oft erst der
> Aufbau entscheidet, ob ein "Verstärker" wirklich nur ein Verstärker bleibt bzw.
> der Oszillator überhaupt schwingt.

Aber nicht beim BF494, den würde heute niemanden mehr ernsthaft als 
HF-Transistor bezeichnen. Er ist im TO92 Gehäuse mit 250 MHz 
Transisfrequenz, da kann man auch das Model eines BF199 nehmen.

Nur bei Transtoren mit Transitfrequenzen im GHz Bereich sollte man statt 
des puren Models auch den Subcircuit des Gehäuses für die Simulation 
berücksichtigen.

von ArnoR (Gast)


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Rüdiger schrieb:
> Vielleicht ist trotzdem jemand so lieb, sofern er dieses Modell hat, mir
> das zu schicken. Meine Email-Adresse ist rschmidt-at-kansaigaidai.ac.jp

Nöö, aber hier hochladen kann ich es.

von Rüdiger (Gast)


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Hallo,

ich bin es nochmal.
Zunächst möchte ich allen, die sich meiner Sache angenommen und sich 
hier geäußert haben, danken.

Jetzt habe ich zwei Modelle, deren Parameter in weiten Teilen gleiche 
oder relativ nahe Werte aufweisen, in anderen aber sich stark 
unterscheiden.
So hat z.B. der Parameter CJE (control emitter capacitance) einmal den 
Wert 2p (gleichzeitig SPICE default Wert), im anderen Modell den Wert 
182.4p ...(?)
Wie es scheint, kann man so einem Modell nicht einfach blauäugig 
vertrauen und Simulationsergebnisse für bare Münze nehmen. Zum Schluss 
muss man doch an einem Versuchsaufbau die simulierten Ergebnisse durch 
Meßdaten überprüfen... ;-)

Rüdiger

von Klaus (Gast)


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Wenn ich da einen Vorschlag machen darf:

Such nicht nach einem Modell-File sondern nach dem Datenblatt. Möglichst 
genau von dem Hersteller und aus der Zeit. Falls Du Hersteller und Jahr 
hier nennst, guckt man hier auch gerne mal im Bücherregal oder auf der 
Festplatte.
Ich habe noch Datenbücher bis zurück in die 70er hier.
Die Daten aus dem Datenblatt dann in ein Modell einzutragen ist 
allenfalls eine Fleißarbeit aber keine Hexerei.

von ArnoR (Gast)


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Rüdiger schrieb:
> Wie es scheint, kann man so einem Modell nicht einfach blauäugig
> vertrauen

Dem Modell schon, nur den Parametern nicht.

Man kann verschiedene Schaltungen im Simulator bauen und die Ergebnisse 
auf Plausibilität überprüfen. Wenn eine Kapazität um den Faktor 100 zu 
groß ist, dann hat das merkliche Auswirkungen.

Aber man darf die Parameter auch nicht isoliert betrachten. IdR ergibt 
erst das Zusammenwirken verschiedener Parameter eine bestimmte 
Eigenschaft des Transistors. In "Parts" (PSpice-Komponente zum 
Ermitteln, Editieren und Visualisieren von Modellparametern) kann man 
schön sehen, dass z.B. in die Stromverstärkung oder die Transitfrequenz 
etwa je 5 Parameter eingehen, die sowohl die Höhe als auch den Verlauf 
über Strom und Spannung bestimmen.

von Gerald M. (Gast)


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Rüdiger schrieb:
> Wie es scheint, kann man so einem Modell nicht einfach blauäugig
> vertrauen und Simulationsergebnisse für bare Münze nehmen.

Auf einen Nenner gebracht gilt generell bei Simulationen:
Shit in - Shit out!

Wie schon erwähnt, wird man in diesem Falle bei einem frühen 
HF-Transistor von Ende der 60er Jahre des letzten Jahrtausends auch in 
der Simulation keine nennenswerten Unterschiede im Simulationsergebnis 
feststellen.

Weitaus gravierender als die Abweichungen im Simulations-Modell sind 
wohl die unterschiedlichen realen Parameter von unterschiedlichen 
Herstellern über den Lauf der Zeit. Man darf nicht glauben, ein heutiger 
BF494 aus aktueller Produktion hätte noch viel mit dem vor über 40 
Jahren im Valvo Datenblatt verewigten Typen zu tun. Die 
Fertigungsprozesse sind weit fortgeschritten und verbessert.

Bei den Halbleiterfirmen ist es daher üblich die Transistor-Dies nach 
Stichprobenprüfung auf dem Wafer als unterschiedliche Typen zu stempeln 
und zu vermarkten. Da wird der gleiche Die schon mal als BF224, BF238, 
BF240, BF494, BF594, BF199 oder sonstwie gestempelt in den Handel 
kommen. Die Datenblattangaben dieser alten Allerwelts HF-Typen sind 
dabei minimal zugesicherte Eigenschaften zu sehen und werden meist 
übertroffen.

von Elektrofan (Gast)


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> Nur bei Transtoren mit Transitfrequenzen im GHz Bereich sollte man statt
> des puren Models auch den Subcircuit des Gehäuses für die Simulation
> berücksichtigen.

Ich meinte nicht das Subcircuit des Gehäuses, sondern den gesamten 
äusseren Aufbau.
Von vor 40 Jahren baute ich meinen heute noch im Einsatz befindlichen 
Verstärker.
Das Ding produzierte anfangs wilde Schwingungen auf UKW, ich bekam lange 
nicht heraus, woran das lag. (Im Tietze-Schenk stand da etwas drin, den 
kannte ich damals nur noch nicht.)
Ein "unkritischer" Emitterfolger war's, dessen BC 239 C war sehr 
"schwingfreudig" ...

von B e r n d W. (smiley46)


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> der Parameter CJE einmal den Wert 2p
> im anderen Modell den Wert 182.4p

Der Wert 182pF kann nicht sein, viele NF-Transistoren haben Werte in der 
Größenordnung von 20pF. Für einen HF-Transistor sind 2pF oder kleiner 
typische Werte.

von Gerald M. (Gast)


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Elektrofan schrieb:
>> Nur bei Transtoren mit Transitfrequenzen im GHz Bereich sollte man statt
>> des puren Models auch den Subcircuit des Gehäuses für die Simulation
>> berücksichtigen.
>
> Ich meinte nicht das Subcircuit des Gehäuses, sondern den gesamten
> äusseren Aufbau.

Subcircuit nennt man in LT-Spice das Simulationsmodell das den 
Transistor-Chip zusammen mit den Parametern des Gehäuses berücksichtigt.

Beim BF494 in TO-92 mit gerade mal 250 MHz der gleichen Transitfrequenz 
wie ein Feld-Wald-und Wiesen BC548 ist das aber weniger relevant.

Was du allerdings unter "äußerem Aufbau" das Schaltungsdesign und das 
dazugehörige Layout verstehst, dann wird die Zahl der unbekannten 
Parameter so groß, dass man sie schwerlich in einer Simulation 
berücksichtigen kann.

von ArnoR (Gast)


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B e r n d W. schrieb:
> Der Wert 182pF kann nicht sein

Ja, denke ich auch. Das Modell ist aus TINA-TI. In einer Testsimulation 
ist der Transistor auch unverhältnismäßig langsam (~Faktor 8 gegenüber 
BF959).

von Gerald M. (Gast)


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Ich kenne nur diese Modell, und das ist schlüssig:


.MODEL BF494 npn(IS=3.0731e-10 BF=140 BR = 1 CJE = 2p CJC = 2p VJE = 
0.75 VJC = 0.75 TF = 5.174e-10 TR = 1e-08 MJE = 0.33 MJC = 0.33 VA = 100 
IKF = 0.01 VAR = 100 IKR = 0.01 XTF = 10 VTF = 10 ITF = 1 PTF = 0 XTB = 
0 EG = 1.11 XTI = 3 FC = 0.5)

Das gleiche Modell gilt für BF194, BF195, BF495

von Helmut S. (helmuts)


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Beide Modelle haben Macken.
Bei einem ist Cje viel zu hoch und bei dem anderen fehlt der 
Basisbahnwiderstand Rb.

von Gerald M. (Gast)


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Helmut S. schrieb:
> Beide Modelle haben Macken.
> Bei einem ist Cje viel zu hoch und bei dem anderen fehlt der
> Basisbahnwiderstand Rb.

Stimmt!
Insbesondere das um den Faktor 100 falsche CJE hat drastische 
Auswirkungen. Der fehlende RB macht etwa 2dB Verstärkungsfehler aus in 
dieser Schaltung.

Man kann ja RB=10 im Modell nachtragen.

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