Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug "Schmelzzapfen" wiederverwendbar öffnen


von Thomas W. (tomiondrums)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hi,
ich habe hier ein Gerät (ein sogenanntes ISOBus-Terminal) dessen 
Touchscreen gebrochen und damit funktionsuntüchtig ist. Nach dem Öffnen 
des Gehäuses stellte sich heraus, daß das Display/Touchscreen durch 
einen Rahmen im Vorderteil des Gehäuses gehalten wird, der seinerseits 
durch mehrere kleine Zapfen, deren Köpfe, vergleichbar wie bei Nieten, 
platt geschmolzen sind (sieh Bild im Anhang), in selbigem verankert ist.

Ich weiß nicht, wie diese Konstruktion heißt und habe sie deshalb zur 
Vereinfachung einer möglichen Diskussion einfach mal "Schmelzniete" oder 
"Schmelzzapfen" getauft. Die korrekte fachliche Bezeichnung dieser 
Kunststoff-Verbindungstechnik würde mich sehr interessieren.

Wie schon angedeutet, stehe ich vor der Herausforderung, diesen Rahmen 
zum Ausbau des Displays, so zu entfernen, daß ich ihn – mangels Ersatz – 
im Anschluss an den Tausch des kaputten Panels wieder einbauen kann. Ich 
habe solche Schmelzzapfen bereits an mehreren anderen Gehäusen gesehen 
und halte sie daher für eine nicht unübliche Verbindungsart.

Ich würde mich freuen, wenn mir hier jemand mögliche Vorgehensweisen und 
Hilfsmittel aufzeigen könnte um diese Verbindung fachgerecht zu lösen.

Vielen herzlichen Dank vorab!
Mit freundlichem Gruß
 Thomas

von Walter T. (nicolas)


Lesenswert?

Schwer, sehr schwer. Ich habe mich bei solchen Dingern immer darauf 
beschränkt, beim "Wiederverschließen" die Rest am Ring festzukleben, 
d.h. aus der ultraschallvernieteten Verbindung eine Klebeverbindung zu 
machen.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


Lesenswert?

Das ist eine "one-shot"-Veranstaltung. Aufmachen, wegwerfen, so ist das 
gedacht.

Zum Lösen muss man den Überstand des geschmolzenen Zapfens entfernen; 
mit Glück kann man dann das Teil mit den Zapfen vom Teil mit den Löchern 
trennen.

Zum Wiederverschmelzen aber hat der Zapfen dann kein Material mehr, er 
schließt ja jetzt bündig mit dem Gegenstück ab, statt überzustehen.

Sofern das Material mit dem Zapfen dran dick genug ist, kannst Du ein 
Sackloch in den Zapfen bohren und eine Schraube (Blechschraube o.ä.) 
verwenden, aber das setzt natürlich auch eine Mindestdicke des Zapfens 
voraus.

Fazit:

Von den widerwärtigen Verbindungstechniken ist das eine der 
widerwärtigeren; selbst verklebtes lässt sich besser neu verkleben als 
dieser Schmelzzapfenrotz.

Viel Glück.

von Der Andere (Gast)


Lesenswert?

Thomas W. schrieb:
> diese Verbindung fachgerecht zu lösen

Fachgerecht gar nicht.
Dremel mit einem Stirnfräser oder Kugelfräser und vorsichtig abfräsen. 
Dann geht meist nur noch verkleben.
Oder aufbohren und Durchgangsschrauben mit U-Scheiben. Dürfte aber 
sch... aussehen :-)

von Simpel (Gast)


Lesenswert?

Du könntest versuchen, ein im Durchmesser passendes Aluröhrchen mit dem 
Dremel vorne so weit einzuschlitzen und so zurechtzubiegen, dass eine 
Art Rohrpinzette entsteht. Mit dieser dann das zuvor (wie auch immer) 
aufgeheizte Material in Stiftform quetschen, bis es abgekühlt ist.

von icke (Gast)


Lesenswert?

Was ich mal probiert habe:

Den platten Zapfen schmelzend wieder zu einem Zapfen formen.
Das klappt aber nur, wenn die beiden Kunststoffe sich nicht vermischen.

Bei mir war das damals eine Tastatur. Die eine Seite war aus Metall, 
dadurch konnte ich dadrauf "rumbrutzeln" und die Zapfen wieder in Form 
bringen. Beim Zusammenbauen dann die Zapfen wieder plattschmelzen.

Einige Zapfen habe ich dabei aber versaut, abe rgehalten hat es trotzdem 
;)

von Simpel (Gast)


Lesenswert?

Oder einfach die Platine während des Anheizens der Schmelzniete nach 
oben ziehen. Der dünnere Rand wird sich evtl. schneller aufheizen als 
die Mitte. Vielleicht wird dabei die noch zähplastische Masse dann 
einfach durch das Loch gezogen und wieder in Form gebracht. Versuch 
macht kluch.

von Zerspaner (Gast)


Lesenswert?

Öffnen: Mit passendem Stirnfräser den verschmolzenen überstand bündig 
entfernen. Setzt natürlich eine halbwegs vernünftige Werkzeugmaschine 
vorraus, ich denke nicht an einen Dremel o.ä. Quatsch.

Schließen: Mit selbiger Maschine gut zentriert ein kleines Sackloch in 
den verbleibenden Bolzen bohren und später Verschrauben. Es gibt 
spezielle selbstschneidende Kunststoffschrauben mit großem 
Kopfdurchmesser für soetwas.

Viel Erfolg.

von Simpel (Gast)


Lesenswert?

"...Dremel o.Ä. Quatsch..."

Jo, alles klar. Für ein paar popelige Schmelznieten sollte schon jeder 
Bastler eine Hightecwerkbank von Trumpf bereitstehen haben.

von Zerspaner (Gast)


Lesenswert?

Ich würde davon ausgehen, dass sich im Umfeld der meisten ISOBus 
Terminals mehr Fräsmaschinen finden als Dremel Spielzeug.

Ausserdem sollen gelegentlich schon Fräs"maschinchen" wie Optimum BF20 
und Verwandte in Bastelkellern gesichtet worden sein...

von Der Andere (Gast)


Lesenswert?

Zerspaner schrieb:
> Setzt natürlich eine halbwegs vernünftige Werkzeugmaschine
> vorraus, ich denke nicht an einen Dremel o.ä. Quatsch.

Auf die du dann das evt auch noch gerundete Display aufspannst.
Bis du das Aufspannen erledigt hast ohne das Display damit zu verkratzen 
oder gleich zu zerbröseln, habe ich mit dem Dremel das Ding aufgemacht 
und wieder zugeklebt.
Wenn du das nächste Mal an einem Auto eine Schraube abreisst, dann 
spannst du das Auto wohl auch in deine Fräse statt die abgerissene 
Schraube mit einer Handbohrmaschine auszubohren.

SCNR

von Zerspaner (Gast)


Lesenswert?

Der Andere schrieb:
> Auf die du dann das evt auch noch gerundete Display aufspannst.
> Bis du das Aufspannen erledigt hast ohne das Display damit zu verkratzen
> oder gleich zu zerbröseln,

1) Es ist kein kein Problem Dinge aufzuspannen ohne sie zu zerkratzen 
und zu zerquetschen. Wenn man es kann.

2) Thomas W. schrieb:
> Hi,
> ich habe hier ein Gerät (ein sogenanntes ISOBus-Terminal) dessen
> Touchscreen gebrochen und damit funktionsuntüchtig ist.

3) Dann Dremel doch.

von Der Andere (Gast)


Lesenswert?

Zerspaner schrieb:
> 1) Es ist kein kein Problem Dinge aufzuspannen ohne sie zu zerkratzen
> und zu zerquetschen. Wenn man es kann.

Ich bin kein Zerspaner aber ich habe zumindest mal 2 Monate in einer 
Werkzeugmacherei gearbeitet.
Der Spezialist für komplexe Folgeverbundwerkzeuge hat da als letztes mit 
Handarbeit und Diamantfeilen die Stempel und Gegenstücke final 
bearbeitet

Der Spezialist für Formwerkzeuge hat nach dem Fräsen auch mit 
Geradschleifer und co. die Werkzeuge per Hand in die endgültige Form 
gebracht.

Und soviel Material ist das in dem Bild oben nicht, dass man dazu eine 
Fräse bräuchte.

von Old P. (Gast)


Lesenswert?

Sowas kenne ich auch zur Genüge :-(
Je nach Anwendungsfall wird der Neit abgepusselt (fräsen, kratzen, 
bohren oder was auch immer). Später dann mit einem Lötkolben (sehr 
spitz) nach dem Zusammenstecken der Restbolzen mit den Trageteil 
verbacken. Also einfach von oben mittig einstechen.

Old-Papa

von Der Andere (Gast)


Lesenswert?

Old P. schrieb:
> Also einfach von oben mittig einstechen.

Aber vorsicht, sonst hat der Displayrahmen vorne so blöde silbrige 
Löcher :-)

von Old P. (Gast)


Lesenswert?

Der Andere schrieb:
> Old P. schrieb:
>> Also einfach von oben mittig einstechen.
>
> Aber vorsicht, sonst hat der Displayrahmen vorne so blöde silbrige
> Löcher :-)

Wenns schön macht?

Old-Papa

von Radler (Gast)


Lesenswert?

Wie schon beschrieben den Kopf entfernen so dass man es trennen kann.

Danach die Löcher von dem Rahmen mit nem kleinen Senker senken, sodass 
die Zapfen wieder etwas hervorstehen.
Nun hat man wieder die Möglichkeit mit einem Lötkolben die Zapfen in die 
Senkung zu schmelzen

Oder wie oben beschrieben ne Schraube reindrehen. Die muss ja nichtmal 
mittig sein, die kann auch genau zwischen Zapfen und Rahmenloch sein.

von herbert (Gast)


Lesenswert?

Stirnfräsr oder Schleifkörper im passenden Durchmesser, aber nicht 
handgeführt. Eventuell funktioniert auch ein Holzbohrer mit 
Zentrierspitze. Mehr als 0,5mm muß da eh nicht weg....schätze ich mal... 
Gutes Auge ist allerdings schon eine Voraussetzung.

von Schwanzlurch (Gast)


Lesenswert?

Gut erkannt: "der Spezialist ..." das sind bei einem Formen- oder Wkz. 
Bauer auch Leute mit goldenem Händchen. Ich vermute, das ist der Dremel 
Nutzer eher in geringerem Maß. Das Display mit Folie abkleben und auf 
den Maschinentisch spannen (leicht, ist ja kein Stahl) ist der Richtige 
Weg. Sollte ich mich bei handwerklichen Geschickt des Dremel Nutzers 
getäuscht haben kann man auch mit einer kleinen Feile die Unebenheiten 
beseitigen und auf einer Ständerbohrmaschine vorbohren und das ganze 
verschrauben.

von Harry (Gast)


Lesenswert?

Old P. schrieb:
> Also einfach von oben mittig einstechen.
Genau so. Das Material wird durch die Lötkolbenspitze in der Mitte 
verdrängt und steigt nach oben. Damit hast du wieder einen überstehenden 
Rand.

von herbert (Gast)


Lesenswert?

Harry schrieb:
> Genau so. Das Material wird durch die Lötkolbenspitze in der Mitte
> verdrängt und steigt nach oben. Damit hast du wieder einen überstehenden
> Rand.

Und wenn wieder was ist dann alles von vorne? Selbstschneidendes 
Schräubchen ist doch machbar...  Man sockelt ja auch IC´s soweit das 
geht bei einer Reparatur...

von Old P. (Gast)


Lesenswert?

herbert schrieb:
> Harry schrieb:
>> Genau so. Das Material wird durch die Lötkolbenspitze in der Mitte
>> verdrängt und steigt nach oben. Damit hast du wieder einen überstehenden
>> Rand.
>
> Und wenn wieder was ist dann alles von vorne? Selbstschneidendes
> Schräubchen ist doch machbar...  Man sockelt ja auch IC´s soweit das
> geht bei einer Reparatur...

Wenn ich sowas flicke was öfter zu öffnen ist, dann ja. Doch meist sind 
das Gerätschaften, die an den Stellen eh nie oder nur einmal geöffnet 
werden.
Allerdings ist es manchmal ein Problem solche kurzen Schrauben zu 
bekommen.

Old-Papa

von Alter (Gast)


Lesenswert?

...Und um noch mal auf die andere Frage zurück zu kommen: in der 
KunststoffTechnik nennt man das “Heissverstemmen“

von herbert (Gast)


Lesenswert?

Alter schrieb:
> ..Und um noch mal auf die andere Frage zurück zu kommen: in der
> KunststoffTechnik nennt man das “Heissverstemmen“

Ich hätte jetzt eher "heissvernieten" dazu gesagt...:/

von herbert (Gast)


Lesenswert?

Alter schrieb:
> ..Und um noch mal auf die andere Frage zurück zu kommen: in der
> KunststoffTechnik nennt man das “Heissverstemmen“

Ich hätte jetzt eher "heissvernieten" dazu gesagt...:/

Old P. schrieb:
> Allerdings ist es manchmal ein Problem solche kurzen Schrauben zu
> bekommen.

Gottseidank habe ich hier in einen Schraubenladen fast am 
Viktualienmarkt. Zuerst Schräubchen dann Rübchen...

von Alter (Gast)


Lesenswert?

...schon irgendwie blöd der Name, aber so heisst das Verfahren nun 
mal...
Gut, dass ich etwa hundert 1mm selbst furchende Kunststoffschrauben in 
der SchreibtischSchublade habe.

von Info (Gast)


Lesenswert?

Im (älteren) Thread zu den Heizkörperthermostaten gab es den Tipp, den 
Stift zu kürzen und ein Röhrchen (eines Wattestäbchens) anzukleben, so 
dass sich ein schraubbares Loch bildet.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.