Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug ABS Gehäuse Gewinde


von Thomas F. (tf1973)


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Hallo,

Ich frage mal in die Runde: Gibt es so etwas wie 
Einschraubmuttern/Enklebemuttern aus dem Holzbereich auch für Plastik? 
Stehe gerade vor dem Problem ein eigenes Gehäuse aus ABS zu machen, 
Prototyp aus dem 3D Drucker, später eventuell auch Kleinserie. Ich denke 
aber es ist schwierig gerade was den 3D Drucker angeht, das Gewinde für 
die Befestigungsschrauben gleich mit in das Gehäuse zu integrieren 
(Toleranzen).
Kennt jemand besagte Einschraub-/Einklebemuttern? Danke!


Thomas

von Kurt (Gast)


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Hier gibt es welche:
http://www.kvt-fastening.de/produkte/marken/tappex/

Aber genau kenne ich das auch nicht.

von L. H. (holzkopf)


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Thomas F. schrieb:
> Ich denke
> aber es ist schwierig gerade was den 3D Drucker angeht, das Gewinde für
> die Befestigungsschrauben gleich mit in das Gehäuse zu integrieren

Wenn Du Dir hier mal die Zugfestigkeit von ABS ansiehst
https://de.wikipedia.org/wiki/Acrylnitril-Butadien-Styrol
so ist die ja ganz passabel. :)

Gewinde drucken wird wohl nichts werden.
Tiefe Löcher sollten aber schon problemlos machbar sein.
Womit sich m.E. zwei Alternativen anbieten:
a) die von Dir angedachten Gewindeeinsätze für die Aufnahme von 
Schrauben mit z.B. M 3 od. M 4 od. ...
b) das Zusammenschrauben per Schrauben für Kunststoffe, die so ähnlich 
sind, wie Blechschrauben

Genau genommen hast Du damit nur die Wahl "zwischen Pest und Cholera". 
:D
Weil in beiden Fällen durch das Einschneiden der Gewinde Spreizkräfte in 
den Löchern wirken werden.
Bei den Gewindeeinsätzen von a) dürften die m.E. größer sein als bei b).

Du kennst doch bestimmt aus Kunststoffgehäusen die Möglichkeit, 
Schrauben nach Lösung b) in eine Art Säulen, die innen hohl sind, 
hineinzuschrauben.
Diese Lösung ist im Prinzip nicht schlecht.
Sie wird i.d.R. nur schlampig ausgeführt, weil die Säule umhüllend an 
sich ein übergeschobenes Stützrohr angebracht wäre, das die Spreizkraft 
aufnehmen kann.
Wodurch so eine Säule dann beim Eindrehen einer Schraube nicht platzen 
kann.

Wenn Du die Möglichkeit hast, das so machen zu können, wäre das m.E. die 
technisch beste Lösung.

von Gerd E. (robberknight)


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Kurt schrieb:
> http://www.kvt-fastening.de/produkte/marken/tappex/

Ich hab ne Tüte solcher ähnlichen Gewindeeinsätze billig bei Aliexpress 
gekauft. Im Gehäuse lasse ich ein Loch (Durchmesser Gewindeeinsatz + 
noch etwas Luft) und klebe dann die Gewindeeinsätze mit spaltfüllendem 
Klebstoff ein. Meist mit 2K-PU-Kleber, Epoxy geht aber auch.

Dann habe ich keine Spreizkräfte im Gehäuse und kann das Ding sehr oft 
auf- und zuschrauben ohne daß es ausleiert.

Ich hab irgendwo mal gehört daß die auch erhitzt werden und dann einfach 
ins Gehäuse einschmelzen. Müsste man nur auf die richtige Temperatur 
bringen und dort halten. Evtl. Lötkolben und eine Spitze dafür opfern. 
Hab ich aber noch nicht probiert.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Thomas F. schrieb:
> Gibt es so etwas wie Einschraubmuttern aus dem Holzbereich
> auch für Plastik?

Nimm die aus dem Holzbereich. So anders ist ABS auch nicht.

> Enklebemuttern

würde ich lassen, Kleber hält nicht so gut. Wobei ABS noch klebbar ist, 
andere Kunststoffe eher nicht. Aber verklebte Gewinde sind auch kein 
Fortschritt.

von Wisser (Gast)


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Ejot delta pt Schraube ist die professionelle Lösung. Aber: die 
Schraubdome müssen ziemlich genau sein, was die meisten Drucker nicht 
schaffen, also lieber das Loch kleiner machen und aufbohren. Zugegeben, 
die Lösung hält nur bedingt oft wenn man sie auf und zu schraubt, aber 
bei entsprechend grosszügiger dimensionierten Domen hält das bei mir 
locker drei dutzend mal auf und zu schrauben. Wenn man mit Gefühl oder 
Drehmoment schraubt, versteht sich.

von Old P. (Gast)


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Also ich habe zwar noch nix 3D-gedruckt, solche Einsätze aber schon 
dutzendfach benutzt. Die meisten davon habe ich aus irgendwelchen 
geschlachteten Henkelmännern geborgen, ein paar Dutzend (M3) waren auch 
mal in einer Schraubenwundertüte (vom Pollin?) dabei.

Die Drehe ich auf eine lange Schraube um sie gerade zu halten und wärme 
die Schraube am Ende mit dem Lötkolben an. So rutschen die in den 
Kunststoff und haben keine Spreizkräfte.

Old-Papa

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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In kommerziell produzierten ABS-Gehäusen habe ich so etwas schon zum 
nachträglichen Einbau gesehen:

http://www.mercateo.com/mimegallery.jsp?CatalogID=624HT&SKU=20380604&image=1

Die Dinger werden in simple zylindrische Bohrungen eingesetzt. Mit einem 
stiftförmigen Werkzeug (Außendurchmesser etwas kleiner als der 
Gewindeinnendurchmesser) wird dann das in der Einpressmutter befindliche 
Metallplättchen nach unten gepresst, um die Mutter zu spreizen und in 
der Bohrung zu fixieren.

Zwar habe ich die Dinger selbst noch nicht in einem PLA-Ausdruck 
eingesetzt (die Zeit, ach, wo bleibt sie nur?), aber ich halte die 
Kombination auch bei diesem Material für ausreichend stabil.

von Michael B. (laberkopp)


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Wisser schrieb:
> Ejot delta pt Schraube ist die professionelle Lösung.

Das ist richtiger Scheiss, letztlich eine überteuerte Gipskarton-Spax.

Wenn man die herausschraubt und ein zweites mal reinschraubt, und dabei 
das Pech hat bzw. die Unvorsichtigkeit, daß sie nicht im alten von ihr 
geschnittenen Gewindegang landet sondern sich zusätzlich zu dem 
Gewindegang, den sich sich beim letzten Mal geschnitten hat, noch einen 
gräbt, dann reisst die Schraube kinderleicht aus, weil die Stege 
zwischen den Gewindegängen schon beim einschrauben abgerissen sind.

Mit solchen Schrauben gefertigte Kunststoffteile sind billiger Pfusch. 
Klar liebt die Industrie billigen unreparabelen Murks.

von herbert (Gast)


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Ich benutze diese M3 er Messing-Dübel wie sie oben im Link zu sehen 
sind. Die hat auch der "C"Bestell Nr. 540005-62
Bei genug Wandstärke nehme ich auch schon mal M3 er Sechskantbolzen oder 
Langmuttern wie sie auch genannt werden und kleber die mit einem 
geignetem Kleber ein.

von Wisser (Gast)


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Keineswegs. Der Unterschied zur Spax ist gewaltig, man muss sich schon 
ziemlich blöd anstellen, um das Gewinde nicht wieder zu  treffen, dass 
übrigens gefurcht und nicht geschnitten wird. Wie schon beschrieben kann 
diese Verbindung ein paar dutzend mal geöffnet werden, ohne kaputt zu 
gehen. Das ist im Spritzguss wie übrigens auch im Aludruckguss Stand der 
Technik. Ein weiterer Vorteil ist, das diese Schrauben selbstsichernd 
sind im Gegensatz zu metrischen Schrauben. Erst wenn man plant eine 
Verschraubung über ca. dreißig mal zu öffnen braucht man was besseres.
Du solltest besser nicht anhand billiger Schrauben mit schlecht 
ausgelegten Domen urteilen, denn die sind wirklich murks. Und nicht 
vergessen: du bist der, der das billige Zeug kauft, da ist nicht die 
“böse Industrie“ schuld.

von Michael B. (laberkopp)


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Wisser schrieb:
> Du solltest besser nicht anhand billiger Schrauben mit schlecht
> ausgelegten Domen

Falsch.

> nicht
> vergessen: du bist der, der das billige Zeug kauft, da ist nicht die
> “böse Industrie“ schuld.

Falsch.

Ich kenne diese Schrauben von fertigen Geräten.

Die nicht ich sondern andere Leute geöffnet haben.

Und die - wie es kommen muss bei diesem Billigscheiss - sich die 
Plastikteile damit ruiniert haben.


Diese Billigmüll taugt halt nicht für die reale Welt.

Annahmen zu treffen, wie man damit umzugehen hat damit keine 
Katastrophen passieren, gehen an der realen Welt vorbei.

Aber daran haben sich Konsumenten gewöhnt.

Der Geiz ist beim Hersteller, nicht beim Kunden.

von Wisser (Gast)


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Millionenfach eprobt. Wer dafür zu blöd ist, sollte eh besser nix 
aufschrauben.
Ach ja, woran hast du denn die Ejot schraube erkannt, woran den korrekt 
dimensionierten Dom?

von Old P. (Gast)


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Also mal ehrlich: Wer eine Treibschraube im Plastik ausnuddelt, der 
sollte sich sein Leergeld zurück geben lassen. Manche Geräte habe ich 
schon dutzendfach auf- und zugeschraubt, die Schraube hält! Natürlich 
mach ich sowas mit Gefühl und ohne Akkuschrauber! Schraube ansetzen, 
leicht zurück drehen, dann rastet die fast von selber in das Gewinde 
ein. Jetzt sollte sie leicht einzudrehen sein, wenn nicht, Fehler! Also 
nochmal zurück....

Old-Papa

von Harald W. (wilhelms)


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Michael B. schrieb:

> Wenn man die herausschraubt und ein zweites mal reinschraubt, und dabei
> das Pech hat bzw. die Unvorsichtigkeit, daß sie nicht im alten von ihr
> geschnittenen Gewindegang landet...

...würde ich das eindeutig als Bedienungsfehler bezeichnen.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Thomas F. schrieb:

> Kennt jemand besagte Einschraub-/Einklebemuttern? Danke!

Warum nicht ganz normale Muttern verwenden und die Konstruktion 
entsprechend gestalten?

Beim 3D-Druck hast Du doch fast alle Freiheiten.

Wir konstruieren unsere Gehäuse/Teile für Prototypen immer auf die Art, 
dass wir eine entsprechende seitliche Tasche drucken, in die man später 
eine entsprechende Mutter schieben (und auch kleben) kann. Durch die 
großflächige Auflage der Stirnseite auf dem Kunststoff (hier im Moment 
PLA) beim Anzug hält solch eine Konstruktion einiges aus. Selbstredend 
lässt sich die Schraube so viele Dutzend Male ohne irgendeinen 
Gewindeverschleiss lösen (für Prototypen nicht unwichtig ;-).

Schau Dir mal Teile auf Thingiverse an - dort wird oft mit normalen 
Muttern für Schraubbefestigungen gearbeitet.

Edit: also quasi so etwas:
http://www.thingiverse.com/thing:103804

Wenn man so etwas geschickt konstruiert, muss man die Muttern sogar nur 
"einlegen" und zieht dann von der anderen Seite fest.

Oder (habe ich auch schon gemacht): man druckt zuerst die Tasche für die 
Mutter und stoppt dann den Druck nach der letzten Schicht der Tasche, 
legt die Muttern ein und druckt dann weiter. So kann man die Muttern in 
das Bauteil eindrucken :-)

: Bearbeitet durch Moderator
von Harald W. (wilhelms)


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Chris D. schrieb:

> So kann man die Muttern in
> das Bauteil eindrucken :-)

Eigentlich schade, das man dem 3D-Drucker nicht mal kurz auf
"Messing" umschalten kann und daraus die Mutter druckt. :-)

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Harald W. schrieb:
> Chris D. schrieb:
>
>> So kann man die Muttern in
>> das Bauteil eindrucken :-)
>
> Eigentlich schade, das man dem 3D-Drucker nicht mal kurz auf
> "Messing" umschalten kann und daraus die Mutter druckt. :-)

Tja, das wär's noch :-)

Naja, zumindest geht das mit dem manuellen Einlegen recht komfortabel. 
Ich halte den Drucker dort an und lasse ihn piepsen und pausieren. So 
muss man nicht daneben stehenbleiben. Danach wird dann quasi ein 
Reinigungszyklus und ein Skirt in der Luft gedruckt und es geht weiter. 
Später sieht man nicht, dass in Layer x pausiert wurde.

von Michael B. (laberkopp)


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Harald W. schrieb:
> Eigentlich schade, das man dem 3D-Drucker nicht mal kurz auf
> "Messing" umschalten kann und daraus die Mutter druckt. :-)

Und was willst du dann mit dem grob zusammengesinterten Messing ?

Die Oberflächenrauhigkeit ist gröber als das Gewinde.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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@laberkopp: Das war ein Scherz von Harald.

@Thomas:

Hier ist noch ein Link auf jemanden, der das so gemacht hat wie ich das 
skizziert habe:

http://hydraraptor.blogspot.de/2014/03/buried-nuts-and-hanging-holes.html

von Harald W. (wilhelms)


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Chris D. schrieb:

> @laberkopp: Das war ein Scherz von Harald.

Ja, manche Menschen brauchen wohl Smilys in Übergrösse. :-(

von L. H. (holzkopf)


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Chris D. schrieb:
> Warum nicht ganz normale Muttern verwenden und die Konstruktion
> entsprechend gestalten?
>
> Beim 3D-Druck hast Du doch fast alle Freiheiten.

Ja - es ist sicher die beste Lösung, das in Analogie zu Duroplasten zu 
tun.
Beispiel: 230 V-Stecker, mittig mit Standard-Schlitzschraube und 
Gegenmutter
(in Sechskant-Vertiefung eingebracht) zusammengeschraubt.
Weil dadurch sämtliche Spreizkräfte eliminiert werden können und der 
Kunststoff beim Zusammenschrauben der Teile nur noch auf Druck 
beansprucht wird.

Und dabei muß bei Thermoplasten relativ viel Druck daherkommen, bevor 
die anfangen, "wegzukriechen".
"Handfester" Anzug ist bei der Zugfestigkeit von ABS sicher kein Thema.
Zumal auch noch die Reißdehnung "in der Hinterhand" als 
Belastungsreserve existiert. :D

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