Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Konzernkarriere vs. Freiheit - Brauche Rat.


von Niine (Gast)


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Hallo zusammen,
ich stehe vor einem Entscheidungsproblem und frage hier mit der Hoffnung 
von älteren erfahrenen Branchenkollegen Tipps zu bekommen.

Situation:
Mein Studium ist bald vorbei. Anschließend wäre mein Primärziel zu 
Promovieren. Bestenfalls in der Industrie, man hört leider zu oft das 
man an der Uni ewig braucht und verbrannt wird. Sobald es geht möchte 
ich auch ein Unternehmen gründen, Ideen sind viele da, ich arbeite an 
einigem, ich denke da wird sich in den nächsten 5 Jahren auch etwas 
innovatives auftun.
Ich mag den Gedanken, da man die volle Verantwortung hat, das Geld nicht 
anderen in die Tasche wirtschaftet und es einem ein größeres Gefühl von 
Freiheit gibt als ein Angestellter.

Problem:
Nach Praktikum bei einem Automobilkonzern, nun Werkstudent dort, 
Bindungspool, jetzt Angebot für Praktikum von einem Sportwagenhersteller 
im Ausland und dem Angebot für Diplomarbeit bei Ersterem. --> Es läuft 
irgendwie auf so eine Konzernkarriere hinaus. Ich hasse allerdings diese 
lahme Entwicklung, die riesigen Bürokratiewege, die ewigen 
Entscheidungen in so einem Konzern. Eigentlich würde ich lieber auf 
meinem eigenen Boot 5x kentern, als mich in das riesige sichere Schiff 
mit reinzusetzen. Es würde mich auf Dauer trotz des Geldes wohl 
Unglücklich machen. Trotzdem würde ich eine Promotion dort anstreben.

Nun die Frage:
Was würdet ihr machen? Sollte ich das Praktikum machen und die 
Diplomarbeit dort schreiben um damit bessere Chancen für die Promotion 
dort zu haben und die Tür dort weiter zu öffnen? Oder doch eher beides 
ablehnen?
Während der Zeiten würden jedoch meine anderen Projekte viel kürzer 
kommen, weil man bei DA an der Uni wohl mehr Freizeit hat. Das 
Auslandspraktikum würde diese Sachen wohl auch erst einmal brach legen.
Standet ihr mal vor einer ähnlichen Entscheidung? Wie habt ihr euch 
entschieden?

Vielen Dank für eure Hilfe.

Niine

von Experte (Gast)


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Was willst du mit einer Promotion wenn du dich später sowieso 
selbstständig machen willst? Ich halte das für extrem viel vergeudetet 
Zeit, die bekommst du nie mehr zurück, im nachhinein ärgerst du dich 
nur, eigentlich ja jetzt schon. Dann willst du in der Industrie 
promoviere wo es dich jetzt schon ankotzt, ... Mach dein Studium fertig 
sammle ein paar Jahre in der Industrie Erfahrung, bis dahin ist 
vielleicht auch eine brauchbare Idee zur Gründung gereift und hast Kohle 
angespart.

von Malochercharme (Gast)


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Wie wahr ist denn nun die Mär von der gebeutelten und ausgepressten 
Mittelschicht als Sandwich-Generation, wenn man von solchen einem 
Dilemma liest?

von Anonymous U. (gastt)


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Niine schrieb:
> Während der Zeiten würden jedoch meine anderen Projekte viel kürzer
> kommen, weil man bei DA an der Uni wohl mehr Freizeit hat. Das
> Auslandspraktikum würde diese Sachen wohl auch erst einmal brach legen.

Warum willst du unbedingt promovieren? Wegen dem Titel, der Anerkennung? 
Das ist sicher ganz nett, aber warum sollte man deswegen auf das 
verzichten, was einem wirklich Spaß macht im Leben?

von Niine (Gast)


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Anonymous U. schrieb:
> Warum willst du unbedingt promovieren? Wegen dem Titel, der Anerkennung?
> Das ist sicher ganz nett, aber warum sollte man deswegen auf das
> verzichten, was einem wirklich Spaß macht im Leben?

Ziemlich gut erfasst. Von dem Gedanken mag ich mich irgendwie noch nicht 
entfernen. Ich mag noch etwas akademisch weitermachen, noch etwas 
vertiefen. Ich weiss, das ist im Beruf auch so, aber so hat man noch ein 
Ziel.
Hinzu kommt wie du sagtest auch Titel und Anerkennung. Bei einer 
Selbstständigkeit würde ich behaupten das eine Promotion meinem 
Gegenüber mehr Seriosität beweist, bei Investoren und Kunden zum 
Beispiel.
Wenn allerdings in der Zeit eine riesige Perspektive am Horizont 
erscheint, dann würde ich es wohl aber abbrechen.

von Akardia (Gast)


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Niine schrieb:

> Warum willst du unbedingt promovieren? Wegen dem Titel, der Anerkennung?

Vielleicht wegen des Titels?

von Der Andere (Gast)


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Typischer Troll thread:

Konzern versus selbstständig
Promotion ja nein

ordentlich Zündstoff für kontroverse Streitereien
und der Troll lehnt sich beim Lesen genüsslich zurück

don't feed the Troll

von Niine (Gast)


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Der Andere schrieb:
> Konzern versus selbstständig
> Promotion ja nein
> ordentlich Zündstoff für kontroverse Streitereien

Nein, darum ging es mir nicht. Das ist jedem seine Meinung.

Nochmal zusammengefasst, was eigentlich für mich feststeht:
- Promotion im Konzern
- Danach oder währenddessen, sobald es geht, Selbstständigkeit

Die Frage war eher:
Sollte ich das Praktikum im Ausland und die Diplomarbeit machen? Nutzen 
sie mir evtl für den Plan etwas? Oder eher ablehnen und die Zeit für die 
eigenen Projekte nutzen?

von Martin S. (sirnails)


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Auslandserfahrung, Promotion und Praktika bringen Dir nahezu 
ausschließlich einen Bonus bei Konzernen. Mittelständler und 
Kleinbetriebe legen eher wert darauf, dass die Qualifikation stimmt. 
Optische Schmankerl in der Vita werden dort eher zweitrangig gesehen, 
weil die Entscheidungsträger deutlich näher am Fachlichen sind, als in 
Großkonzernen.

Wenn Du also ohnehin 100%ig sicher bist, dass Du dich selbstständig 
machen willst, dann lass das mit der Zusatzarbeit. So viel Zeit wie im 
Studium wirst Du NIE WIEDER haben! Erst recht nicht als selbstständiger.

Genieße die Zeit, der Ernst des Lebens kommt eh sehr viel schneller, als 
einem lieb und recht ist.

von Schaffe statt Leite (Gast)


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Niine schrieb:
> Ich hasse allerdings diese
> lahme Entwicklung, die riesigen Bürokratiewege, die ewigen
> Entscheidungen in so einem Konzern.

Was hast du dir den da aus den Finger gesogen?! Die Bürokratie hat den 
Freiberufler stärker im Griff als einen Salaryman: Belegsammeln, 
Angebote schreiben, Fürsorgpflicht gegenüber Angestellten., ... Oder bei 
Eigentwicklungen, CE-Kennzeichen, ROHS erfülle, Rücklagen bilden ....
Lahme Entwicklung im Konzern ... jaja so spricht der Hobby-Träumer der 
nicht aller 6 Monate ein Produkt marktreif drechseln muß.

Niine schrieb:
> Ziemlich gut erfasst. Von dem Gedanken mag ich mich irgendwie noch nicht
> entfernen. Ich mag noch etwas akademisch weitermachen, noch etwas
> vertiefen.

Nee, ich glaub nicht an deine edlen Beweggründe von wegen "Vertiefen" 
und so. So mancher verkriecht sich im Akademischen Milieu aus Angst sich 
in der "harten" Praxis als Versager zu erweisen.

> Bei einer
> Selbstständigkeit würde ich behaupten das eine Promotion meinem
> Gegenüber mehr Seriosität beweist, bei Investoren und Kunden zum
> Beispiel.

Neee, da bist Du Ratzfatz als "Vollblutakademiker" gebrandmarkt. Ein 
Auftrag bekommtt das Dr.-Ing-Büro weil an die Fähigkeit des 
Problemslösen der Mitarbeiter glaubt, aber nicht an den Titel auf dem 
Papier.

von Niine (Gast)


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Schaffe statt Leite schrieb:
> Was hast du dir den da aus den Finger gesogen?! Die Bürokratie hat den
> Freiberufler stärker im Griff als einen Salaryman: Belegsammeln,
> Angebote schreiben, Fürsorgpflicht gegenüber Angestellten., ... Oder bei
> Eigentwicklungen, CE-Kennzeichen, ROHS erfülle, Rücklagen bilden ....
> Lahme Entwicklung im Konzern ... jaja so spricht der Hobby-Träumer der
> nicht aller 6 Monate ein Produkt marktreif drechseln muß.

Ja, das ist mir bewusst, allerdings fehlt es dann an zusätzlicher 
innerer Bürokratie (zB "Diesen Antrag muss bis zum Entwicklungsvorstand 
jeder Unterschreiben) -> Dauert 2 Monate, bevor es weitergehen kann.

> Neee, da bist Du Ratzfatz als "Vollblutakademiker" gebrandmarkt. Ein
> Auftrag bekommtt das Dr.-Ing-Büro weil an die Fähigkeit des
> Problemslösen der Mitarbeiter glaubt, aber nicht an den Titel auf dem
> Papier.
Danke für deine Meinung, das hilft mir schon weiter.

Martin S. schrieb:
> Auslandserfahrung, Promotion und Praktika bringen Dir nahezu
> ausschließlich einen Bonus bei Konzernen. Mittelständler und
> Kleinbetriebe legen eher wert darauf, dass die Qualifikation stimmt.
> Optische Schmankerl in der Vita werden dort eher zweitrangig gesehen,
> weil die Entscheidungsträger deutlich näher am Fachlichen sind, als in
> Großkonzernen.
>
> Wenn Du also ohnehin 100%ig sicher bist, dass Du dich selbstständig
> machen willst, dann lass das mit der Zusatzarbeit. So viel Zeit wie im
> Studium wirst Du NIE WIEDER haben! Erst recht nicht als selbstständiger.
>
> Genieße die Zeit, der Ernst des Lebens kommt eh sehr viel schneller, als
> einem lieb und recht ist.

Danke, so eine Meinung erhoffte ich mir :-)

von Olaf B. (omb)


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Niine schrieb:
> Nun die Frage:
> Was würdet ihr machen? Sollte ich das Praktikum machen und die
> Diplomarbeit dort schreiben um damit bessere Chancen für die Promotion
> dort zu haben und die Tür dort weiter zu öffnen? Oder doch eher beides
> ablehnen?

Wo gibt es denn heute noch Diplomstudiengänge?

von Schaffe statt Leite (Gast)


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Olaf B. schrieb:
> Niine schrieb:
>> Nun die Frage:
>> Was würdet ihr machen? Sollte ich das Praktikum machen und die
>> Diplomarbeit dort schreiben um damit bessere Chancen für die Promotion
>> dort zu haben und die Tür dort weiter zu öffnen? Oder doch eher beides
>> ablehnen?
>
> Wo gibt es denn heute noch Diplomstudiengänge?

Silicon saxony - TU Dresden - die braucht dort aber keiner: Infineon hat 
seine Fabs runtergefahren, Global Foundries (AMD) balöanciert am Abgrund 
...

von Schaffe statt Leite (Gast)


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Olaf B. schrieb:
> Niine schrieb:
>> Was würdet ihr machen? Sollte ich das Praktikum machen und die
>> Diplomarbeit dort schreiben um damit bessere Chancen für die Promotion
>> dort zu haben und die Tür dort weiter zu öffnen? Oder doch eher beides
>> ablehnen?
>
> Wo gibt es denn heute noch Diplomstudiengänge?

Hier ne Liste:
http://studiengaenge.zeit.de/studienangebote/abschluss/diplom-studiengaenge

scheint wohl der Osten sein der an den alten Zöpfen hängt.

von Axel L. (axel_5)


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Meine Erfahrung:

Wenn Du (von Deiner evtl. Ehefrau gar nicht zu reden) Dich erstmal an 
den Konzernjob mit regelmässigem Gehalt etc. gewöhnt hast, ist es mit 
der Selbstständigkeit vorbei. Wenn dann auch noch Kinder da sind, war es 
das endgültig.

Entweder direkt nach dem Studium in die Selbstständigkeit, oder 
ansonsten wird das erst wieder viel später was.

Nach dem Studium sind die Ansprüche noch niedrig und man hat doch noch 
relativ viele sinnvolle Kontakte aus dem Studium.

Gruss
Axel

von Dr. Tech (Gast)


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Schaffe statt Leite schrieb:
> Hier ne Liste:
> http://studiengaenge.zeit.de/studienangebote/abschluss/diplom-studiengaenge
>
> scheint wohl der Osten sein der an den alten Zöpfen hängt.

In Österreich wird auch noch der Dipl.-Ing. verliehen und das ist auch 
gut so!
Zusätzlich eine Urkunde / oder Transcript in Englisch mit dem akad. Grad 
"Master of Science, ..."

Aus eigener Erfahrung: mir persönlich hat eine Promotion relativ viel 
gebracht. Es war eine Industriepromotion und hat mir quasi danach den 
Einstieg in eine gehobene Konzern-Position im weiteren Sinne verschafft.

Also nicht kleckern, sondern ranklotzen, würde der Deutsche sagen!!

von Trau keinem (Gast)


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Warum nicht beides? Konzernjob und (nebenberufliche) Selbstständigkeit? 
So würde ich es machen, zumindest übergangsweise, bis Du die Schnauze 
wirklich voll hast vom Konzern oder Dein privates Produkt so viel Kohle 
einbringt, dass Du den Konzernjob nicht mehr brauchst.

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Niine,

wer vor einer Weggabelung steht und dann per Internet fragt: "Wohin 
würdet ihr gehen?" der verplempert nur seine Zeit.
Weil keiner derjenigen, die ihm gut wollen, all das wissen können, was 
er für eine gute Entscheidung braucht.

Unter "guter Entscheidung" meine ich eine, die dem Entscheider keine 
Selbstvorwürfe einbringt nach dem Motto "hätte ich doch nur...!!"

Die Entscheidung selbst ist weniger wichtig als das, was Du nachträglich 
aus ihr machst:
"Man muß in der zur Verfügung stehenden Zeit so gut wie möglich erraten, 
was geschehen soll, und dann sorgt man dafür, daß es die richtige 
Entscheidung war." Captain Joker (Robert Asprin)

Die "richtige Entscheidung" zu treffen ist sehr schwer. Durchaus 
leichter kann sein, eine gute Entscheidung zu treffen und die dann 
nachträglich zur Besten zu machen.

Ich habe von Dir zu wenig gelesen von Deinen Konktakten, mit denen Du 
verschiedene Alternativen durchgespielt hast. Sprich diejenigen 
Entscheider an, die und deren Arbeitgeber von Deinem speziellen Wissen 
profitieren können, erörtere mit Ihnen Deine Alternativen und  hole Dir 
deren Rat ein.

Bis dahin verschieb die Entscheidung - denn lieber eine gute 
Entscheidung etwas später, als eine schlechte zu früh.

Ciao
Wolfgang Horn

von Carpe diem (Gast)


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Wolfgang H. schrieb:



> wer vor einer Weggabelung steht und dann per Internet fragt: "Wohin
> würdet ihr gehen?" der verplempert nur seine Zeit.

Genau, und der folgende Rest von deinem Post ist verplembert
...

> Bis dahin verschieb die Entscheidung - denn lieber eine gute
> Entscheidung etwas später, als eine schlechte zu früh.

Jaja Verschieben ist auch nur eine Form von verplembern.

Aber mensch fragt sich: Warum schreibt einer der am Anfang gleich klar 
macht das Internet vertane Zeit ist ein Bildschirnfüllendes Post voll 
verbalen SchnickSchnacks?

von Ingenieur (Gast)


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Carpe diem schrieb:
> Aber mensch fragt sich: Warum schreibt einer der am Anfang gleich klar
> macht das Internet vertane Zeit ist ein Bildschirnfüllendes Post voll
> verbalen SchnickSchnacks?

Die Ursache liegt in einer Selbstverliebtheit in die eigene schriftliche 
Ausdrucksweise.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Niine schrieb:
> Ja, das ist mir bewusst, allerdings fehlt es dann an zusätzlicher
> innerer Bürokratie (zB "Diesen Antrag muss bis zum Entwicklungsvorstand
> jeder Unterschreiben) -> Dauert 2 Monate, bevor es weitergehen kann.

Jepp, so isses. Wenn Du selbstständig bist, kannst Du auch selbst 
entscheiden, ohne andere fragen zu müssen. Eine Freiheit, die ich sehr 
schätze.

Natürlich ist da außer Dir auch niemand, der Schuld sein kann, wenn es 
nicht so läuft - wobei es bei Unternehmern auch gerne andere sind (böses 
Finanzamt, die Chinesen, Frau ...).

Aber auch daraus ergeben sich wieder Vorteile: Du musst auch nicht 
warten, bis "die da oben" den Konzern wieder in die Erfolgsspur bringen 
oder komplett in den Sand setzen, sondern kannst selbst überlegen, was 
schief läuft und das sofort angehen.

>> Neee, da bist Du Ratzfatz als "Vollblutakademiker" gebrandmarkt. Ein
>> Auftrag bekommtt das Dr.-Ing-Büro weil an die Fähigkeit des
>> Problemslösen der Mitarbeiter glaubt, aber nicht an den Titel auf dem
>> Papier.
> Danke für deine Meinung, das hilft mir schon weiter.

Ja, so ist es auch. Ich bin Dipl.-Inf., entwickle aber im Grunde (im 
Moment) Mechatronik für die chemische Industrie. Niemand hat je nach 
meinem Diplom gefragt ("Ein Informatiker?") - die Kunden wollten immer 
nur eines: die Lösungen ihrer Probleme.

Titel sind da vollkommen egal. Wie andere schon schrieben: ein Doktor 
ist eigentlich vergeudete Zeit.

>> Wenn Du also ohnehin 100%ig sicher bist, dass Du dich selbstständig
>> machen willst, dann lass das mit der Zusatzarbeit. So viel Zeit wie im
>> Studium wirst Du NIE WIEDER haben! Erst recht nicht als selbstständiger.
>>
>> Genieße die Zeit, der Ernst des Lebens kommt eh sehr viel schneller, als
>> einem lieb und recht ist.
>
> Danke, so eine Meinung erhoffte ich mir :-)

Wobei das mit der wenigen Zeit später nicht immer so sein muss. Ich habe 
bspw. jetzt als Unternehmer deutlich mehr Zeit als teilweise im Studium. 
Natürlich war das auch nicht immer so: am Anfang muss man einfach 
ranklotzen. Aber so nach zehn Jahren, gefestigtem Kundenstamm, viel mehr 
Erfahrung und neuem Wissen wird das Leben viel angenehmer, weil sich die 
Arbeitszeiten drastisch verkürzen und das Geld am Ende des Monats 
trotzdem immer mehr wird :-)

Man ist nicht selbstständig, um sich tot zu arbeiten.

Ich meine: wer "selbstständig" mit "selbst" und vor allem "ständig" 
verwechselt und als Unternehmer zu wenig Zeit hat, macht einiges falsch.

Lebenszeit und Lebensqualität kann man nicht kaufen. Darum interessiert 
mich Geld auch heute nicht wirklich (und es war auch nie meine 
Motivation).
Es muss reichen, klar - aber ansonsten? Mir ist es wichtiger, keinen 
Wecker zu haben, bei schönem Wetter einfach spontan mittags die Bude 
dicht zu machen und mit meiner Frau zu wandern oder Tandem zu fahren.

Das kann man alles haben, wenn man selbstständig ist. Die meisten 
meiner Unternehmer"kollegen" haben das - natürlich - nicht.

Selbst Schuld! Man hat es als Unternehmer in der Hand.

Also: mach was draus!

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Axel L. schrieb:
> Wenn Du (von Deiner evtl. Ehefrau gar nicht zu reden) Dich erstmal an
> den Konzernjob mit regelmässigem Gehalt etc. gewöhnt hast, ist es mit
> der Selbstständigkeit vorbei.

Meine persönliche Erfahrung ist exakt umgekehrt: ich habe den "goldenen 
Käfig" des hochbezahlten Konzernjobs sehr gerne zugunsten der 
Selbständigkeit aufgegeben. Die dort zuvor gesammelte Berufserfahrung, 
insbesondere auch hinsichtlich der Entscheidungsprozesse bei den 
späteren Kunden, und das finanzielle Polster waren für meine 
Unternehmensgründung sehr von Vorteil. Auch das berufliche Netzwerk, das 
ich zuvor als Angestellter gewonnen hatte, führte dazu, dass ich später 
kaum Kaltakquise betreiben musste.

Die Entscheidung, ob man sich gleich nach dem Studium oder erst nach 
einschlägiger Berufserfahrung selbständig machen sollte, hängt aber auch 
von dem angestrebten Geschäftsmodell ab. Wer ein "hippes" Gebiet wie 
z.B. zur Zeit Smartphone-Apps angehen will, muss sich vorher nicht zehn 
Jahre lang als Konzernbeamter des Arsch plattgesessen haben. Wer aber 
z.B. Entwicklungsleistungen für Industrieunternehmen erbringen will, 
benötigt schon einen gewissen Stallgeruch.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Chris D. schrieb:
> Mir ist es wichtiger, keinen Wecker zu haben, bei schönem Wetter einfach
> spontan mittags die Bude dicht zu machen und mit meiner Frau zu wandern
> oder Tandem zu fahren.

Oder eben auch abends um elf noch einen Kreativitätsschub zu bekommen 
und dann bis zum nächsten Tag durchzuarbeiten. Oder bis zum 
übernächsten.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Andreas S. schrieb:
> Oder eben auch abends um elf noch einen Kreativitätsschub zu bekommen
> und dann bis zum nächsten Tag durchzuarbeiten. Oder bis zum
> übernächsten.

Ja, auch ein ganz wichtiges Plus für die Selbstständigkeit: man arbeitet 
dann, wenn es "sich lohnt", und nicht, wenn es die Uhr vorgibt. Das ist 
mMn übrigens der Hauptgrund, warum ich so viel Freizeit habe: In 
unproduktiven Phasen nehme ich mir diese Freizeit auch.

Klar, es kann auch mal passieren, dass es 1 Uhr wird :-) Allerdings 
nicht wirklich oft, wobei ich schon eher der Abendmensch bin und gerne 
nach dem Abendessen noch etwas im Wohnzimmer arbeite.

Und: das eine (Wandern/Tandem/Natur geniessen) bedingt das andere: ich 
habe bspw. besonders gute Einfälle und mir kommen sehr gute Lösungen in 
den Sinn, wenn ich in der Natur bin. Trotzdem würde ich das Wandern 
jetzt nicht unter Arbeitszeit verbuchen ;-)

Noch ein Vorteil, den ich oft vergesse und der mir gerade wegen des 
"Pendler-Threads" einfällt: Maximal 30 Sekunden bis zum Arbeitsplatz, 
bei jedem Wetter, auch in der Ferienzeit :-) Finanzielle Aufwendungen 
dafür: €0,00

: Bearbeitet durch Moderator
von Ingenieur (Gast)


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Chris D. schrieb:
> Noch ein Vorteil, den ich oft vergesse und der mir gerade wegen des
> "Pendler-Threads" einfällt: Maximal 30 Sekunden bis zum Arbeitsplatz,
> bei jedem Wetter, auch in der Ferienzeit :-) Finanzielle Aufwendungen
> dafür: €0,00

So stimmt das aber nicht, bitte nicht dan Abrieb der Schuhsohlen 
vergessen!

von Mark B. (markbrandis)


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Chris D. schrieb:
> Das kann man alles haben, wenn man selbstständig ist. Die meisten
> meiner Unternehmer"kollegen" haben das - natürlich - nicht.
>
> Selbst Schuld! Man hat es als Unternehmer in der Hand.

Ist das so?

Klar ist es für manche möglich. Das zeigt ja Dein Beispiel. Aber folgt 
daraus automatisch, dass es für alle möglich ist?

Du hast vielleicht den Idealfall getroffen, von wegen gar nicht mehr im 
(direkten) Kundenauftrag arbeiten, sondern nur noch das entwickeln 
worauf man selbst Lust hat. Wenn das so einfach ist, und jedermann dies 
erreichen kann, dann würden es doch gewiss viel mehr Leute so machen?

: Bearbeitet durch User
von Ingenieur (Gast)


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Mark B. schrieb:
> Wenn das so einfach ist, und jedermann dies
> erreichen kann, dann würden es doch gewiss viel mehr Leute so machen?

Es ist alles andere als einfach. Man muss erstens grundsätzlich der Typ 
für Selbständigkeit sein und zweitens ein fachliches Genie wie Chris D. 
sein, dann kann es funktionieren, ansonsten nicht.

von Carpe diem (Gast)


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Chris D. schrieb:
> Noch ein Vorteil, den ich oft vergesse und der mir gerade wegen des
> "Pendler-Threads" einfällt: Maximal 30 Sekunden bis zum Arbeitsplatz,
> bei jedem Wetter, auch in der Ferienzeit :-) Finanzielle Aufwendungen
> dafür: €0,00

Mit dem AG Vertrauensarbeitszeit vereinbaren dann hast du diesen Vorteil 
auch als Nicht-Freiberufler.
https://de.wikipedia.org/wiki/Vertrauensarbeitszeit

von Carpe diem (Gast)


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Ingenieur schrieb:
> Carpe diem schrieb:
>> Aber mensch fragt sich: Warum schreibt einer der am Anfang gleich klar
>> macht das Internet vertane Zeit ist ein Bildschirnfüllendes Post voll
>> verbalen SchnickSchnacks?
>
> Die Ursache liegt in einer Selbstverliebtheit in die eigene schriftliche
> Ausdrucksweise.

Selbstverliebtheit trifft es nicht ganz, hier scheint mir schon der 
Schritt zur Selbstvergötterung getan.

von Mark B. (markbrandis)


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Carpe diem schrieb:
> Mit dem AG Vertrauensarbeitszeit vereinbaren

Wenn das so einfach wäre. Viele Firmen sind noch nicht soweit, dies zu 
akzeptieren.

von Nemesis (Gast)


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Ingenieur schrieb:
> Es ist alles andere als einfach. Man muss erstens grundsätzlich der Typ
> für Selbständigkeit sein und zweitens ein fachliches Genie wie Chris D.
> sein, dann kann es funktionieren, ansonsten nicht.

Wenn du über Vermögen, Kontakte, Affinität und den inneren Schweinehund
verfügst, dazu noch fleißig, zielstrebig und zuverlässig bist, ist das
gar nicht so schwer. Chris D. macht ja noch ein wenig mehr als er
von der Ausbildung fähig wäre. Aber er ist ja lernfähig und -willig.
Da lernt man sowieso nie aus, denn allwissend oder -könnend ist er
nicht, kaum einer ist das.

Mich würde ja mal seine Bilanzen der letzten drei Jahren interessieren.
Daran kann man den Erfolg schon erkennen. Ansonsten kann man viel
erzählen wenn der Tag lang ist. Nur Auskömmlich auf niedrigem Niveau
wäre keine wirkliche Selbständigkeit.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Ingenieur schrieb:
> So stimmt das aber nicht, bitte nicht dan Abrieb der Schuhsohlen
> vergessen!

Nicht immer, da im Sommer oft barfuß.
(und bevor das kommt: ja, die werden oft gewaschen ;-)

Mark B. schrieb:
> Ist das so?
>
> Klar ist es für manche möglich. Das zeigt ja Dein Beispiel. Aber folgt
> daraus automatisch, dass es für alle möglich ist?
>
> Du hast vielleicht den Idealfall getroffen, von wegen gar nicht mehr im
> (direkten) Kundenauftrag arbeiten, sondern nur noch das entwickeln
> worauf man selbst Lust hat. Wenn das so einfach ist, und jedermann dies
> erreichen kann, dann würden es doch gewiss viel mehr Leute so machen?

Das ist aber nur mein Idealzustand. Jeder hat eine andere 
Lebensplanung. Man darf halt nicht "Leben" in "Lebensplanung" vergessen.

Und: natürlich hatte ich das nicht von Anfang an. Ich musste anfangs 
auch Aufträge annehmen, die ich langweilig fand, einfach damit Geld 
reinkommt. Aber es war immer klar, dass das nur übergangsweise sein 
wird.

Und: Ja, auch viel zu viele Unternehmer befinden sich meiner Meinung 
nach in dieser ungesunden Spirale aus "ich bin unverzichtbar", "das ist 
mein Baby". "Expandieren!" und natürlich Geld, Geld, Geld.

Nein, man muss nicht immer mehr Geld verdienen, man muss auch nicht 
endlos expandieren. Wozu? Für den ersten Infarkt mit 50? Für beschissene 
Partnerschaften, weil "er ist Unternehmer! Ach so, ja dann ..."? Für 
wenig Zeit für Freunde?

Nein, ich möchte auch mit 60 noch gerne meinem Hobby nachgehen können 
und ich werde mir das nicht durch Stress vergällen (lassen).
Gibbet nich.

Da muss ich meine Unternehmerkollegen auch mal anpupen: Wenn Ihr nicht 
aus dieser Spirale rauskommt - wer denn bitteschön dann?

Und ich glaube (bzw. sehe ja oft) nicht, dass die Unternehmerkollegen 
nichts ändern könnten. Sie finden aber zu bequem im Hamsterrad. Das 
kennt man, da weiss man, was einen erwartet.

Klar, ich könnte schon zehn Leute haben, vermutlich einen 
siebenstelligen Umsatz, davon unterm Strich vielleicht 300k für mich - 
das geben unsere Produkte mittlerweile absolut her.

Aber: WOZU? Kann ich mir davon auch nur eine einzige Sekunde 
zurückholen?

Ich habe auch so mehr Luxus als viele andere: ich habe Zeit - für mich, 
für meine Frau/Familie, für Freunde. Richtig viel Zeit.

Und natürlich wird man oft komisch angeguckt, wenn man das offen sagt. 
Als Unternehmer! Massenhaft Zeit! Einfach die Bude dichtmachen, weil man 
bei dem Wetter keinen Bock hat. Der Blick sagt: "Also nein, das geht ja 
gar nicht ... der kann ja nur Pleite machen."

Nein, ich bin kein fachliches Genie, aber ich hab sicherlich ein Näschen 
für den Markt.

Aber eigentlich muss man für neue Ideen nur mit offenen Augen durch den 
Alltag gehen.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Nemesis schrieb:
> Chris D. macht ja noch ein wenig mehr als er
> von der Ausbildung fähig wäre. Aber er ist ja lernfähig und -willig.
> Da lernt man sowieso nie aus, denn allwissend oder -könnend ist er
> nicht, kaum einer ist das.

Genau so ist es.

Ich hatte ja mal geschrieben, dass ich selbst rein technisch noch nie so 
viel Neues gelernt habe wie während meiner letzten paar Jahre.

Wer meint, mit Erhalt seiner Bescheinigung hätte er den Großteil des 
Lernens hinter sich, dem kann ich nur sagen: Von wegen! Jetzt geht es 
erst richtig los :-) Und ich fand/finde das klasse, weil das für mich 
nie Zwang war, sondern immer Neugierde auf Neues.

> Mich würde ja mal seine Bilanzen der letzten drei Jahren interessieren.
> Daran kann man den Erfolg schon erkennen.

Sagen wir es mal so: wir können davon seit einigen Jahren sehr gut leben 
und der Gewinn erhöht sich recht gleichmäßig im Schnitt um 10% pro Jahr 
(was u.a. an immer mehr Stammkunden liegt).

Aber klar: anfangs muss man sich jede Ausgabe überlegen, Urlaub gab es 
nur wenig und wenn, dann heimatnah. Das Geld wird für Rücklagen und 
Anschaffungen gebraucht. Diese Form der Selbstständigkeit braucht 
einfach auch Geduld (Verlagerung von Auftragsarbeiten hin zu eigenen 
Produkten usw.). So etwas geht nicht von heute auf morgen.

> Nur Auskömmlich auf niedrigem Niveau
> wäre keine wirkliche Selbständigkeit.

Hmmm, warum nicht? Was wäre denn "wirkliche Selbstständigkeit"?

Oder meinst Du jemanden, der gerade so über H4 liegt, aber im Alter 
aufgrund fehlender Rentenansparungen alimentiert werden muss? Das wäre 
dann in der Tat keine richtige Selbstständigkeit.

: Bearbeitet durch Moderator
von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Mark B. schrieb:
> Carpe diem schrieb:
>> Mit dem AG Vertrauensarbeitszeit vereinbaren
>
> Wenn das so einfach wäre. Viele Firmen sind noch nicht soweit, dies zu
> akzeptieren.

Ja, sehr schade finde ich das.

Mein MA kann prinzipiell kommen und gehen, wie er möchte.

Das klappt problemlos, wenn beide Seiten das nicht ausnutzen, sich eben 
vertrauen.

von dumm_deutsch #2 (Gast)


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Nemesis schrieb:
> Wenn du über Vermögen, Kontakte, Affinität und den inneren Schweinehund
> verfügst, dazu noch fleißig, zielstrebig und zuverlässig bist, ist das
> gar nicht so schwer.

Wer über den inneren Schweinehund verfügt, der kommt meist nicht
allzuweit! Das schafft nur derjenige, der diesen überwinden kann.  ;-)

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Nicht noch mehr Beweise von Inkompetenz, bitte!

>> Bis dahin verschieb die Entscheidung - denn lieber eine gute
>> Entscheidung etwas später, als eine schlechte zu früh.
>
> Jaja Verschieben ist auch nur eine Form von verplembern.
Das gilt beispielsweise für Lottospieler: Warum sollten sie mit ihrem 
Einsatz noch warten, wenn sie ihr Geld auch gleich verspielen können?

Aber Fahrlehrer wissen schon, warum aie raten, an unübersichtlichen 
Kreuzunen erst mal vorsichtig vorzufahren und den Querverkehr zu 
checken, bevor man losprescht:
a) Wer losprescht, der könnte wegen Totschlags hinter Gittern landen.
b) Wer Fehlentscheidungen vermeiden will, der erkundigt sich besser 
vorher. Diese Zeit ist gut genutzt. Wer den Leuten einredet, diese Zeit 
sei verschwendet und man solle doch gleich lospreschen, der ist entweder 
inkompeteten oder böse.

Ciao
Wolfgang Horn

von Ingenieur (Gast)


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dumm_deutsch #2 schrieb:
> Nemesis schrieb:
>> Wenn du über Vermögen, Kontakte, Affinität und den inneren Schweinehund
>> verfügst, dazu noch fleißig, zielstrebig und zuverlässig bist, ist das
>> gar nicht so schwer.
>
> Wer über den inneren Schweinehund verfügt, der kommt meist nicht
> allzuweit! Das schafft nur derjenige, der diesen überwinden kann.  ;-)

Außerdem finde ich diese Anforderungsliste ganz schön lang und 
anspruchsvoll. Das ist als wen ich sage: Wenn man Millionär ist, ist es 
gar nicht so schwer einen Hausbau zu finanzieren.

von Claymore (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Oder eben auch abends um elf noch einen Kreativitätsschub zu bekommen
> und dann bis zum nächsten Tag durchzuarbeiten. Oder bis zum
> übernächsten.

Chris D. schrieb:
> Und: das eine (Wandern/Tandem/Natur geniessen) bedingt das andere: ich
> habe bspw. besonders gute Einfälle und mir kommen sehr gute Lösungen in
> den Sinn, wenn ich in der Natur bin. Trotzdem würde ich das Wandern
> jetzt nicht unter Arbeitszeit verbuchen ;-)

Solche Gründe habe ich auch gehabt, und ich habe die Entscheidung auch 
nie bereut. Aber inzwischen sehe ich das schon in einem anderen Licht.

Das hat auch damit zu tun, dass sich in Konzernen in den letzten Jahren 
extrem viel getan hat. Gleitzeit und Home-Office ist heutzutage keine 
Seltenheit mehr. Da relativiert sich das Argument "ich arbeite wenn ich 
effektiv bin" schon sehr stark. Zumal meiner Erfahrung nach die meisten 
Menschen doch eher einen geregelten Tagesablauf brauchen und nicht 
einfach mal einen spontanen "Kreativitätsschub" bekommen.

Wenn man es richtig macht, kann man im Konzern einen relativ ruhigen Job 
schieben und bei echter 35h-Woche >50k verdienen. Das reicht gut zum 
Leben, aber man hat extrem viel Freizeit, um sich mit anderen 
Beschäftigungen auszuleben. Fast jeder Bekannter von mir, der im Konzern 
arbeitet, hat irgendeine Nebentätigkeit. Manche bringen sich voll in den 
örtlichen Vereinen ein, manche haben aber auch ein richtiges Nebengewebe 
am laufen. Oder sie bauen ihr Haus quasi selbst - und wenn sie damit 
fertig sind kaufen sie das nächste.

Für die meisten Menschen bedeutet das mehr Freiheit als eine 
Selbstständigkeit jemals bringen kann. Das gilt ganz besonders für 
Leute, die keine Über-Nerds sind, sondern auch andere Interessen haben. 
Die anderen Interessen kann man einfach besser ausleben, wenn man eine 
stabile finanzielle Grundlage bei ausreichend Freizeit hat. Und das 
bieten viele (wenn auch ganz sicher nicht alle) Konzernjobs.

Der Hauptgrund für die Selbstständigkeit ist für mich die Möglichkeit, 
mich selbst aus dem Unternehmen wegrationalisieren zu können und damit 
ein passives Einkommen zu haben. Das habe ich zwar selbst noch nicht 
ganz umgesetzt, weil mir die Arbeit zu einem gewissen Maße ja auch Spaß 
macht. Es ist also im Prinzip nur noch ein Hobby von mir - aber auch nur 
eins von vielen.

von Mark B. (markbrandis)


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Claymore schrieb:
> Gleitzeit und Home-Office ist heutzutage keine Seltenheit mehr.

Bei der Gleitzeit neige ich dazu Dir Recht zu geben. Home Office 
hingegen ist in Deutschland alles in allem doch eher selten anzutreffen.

von Claymore (Gast)


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Mark B. schrieb:
> Bei der Gleitzeit neige ich dazu Dir Recht zu geben. Home Office
> hingegen ist in Deutschland alles in allem doch eher selten anzutreffen.

Das ist sicher von der Firma und den Führungskräften abhängig. Ich kenne 
eine Menge Leute, die zwar keine feste Home-Office-Regelung haben, aber 
zumindest bei Bedarf tageweise von Zuhause arbeiten können.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Claymore schrieb:
> Wenn man es richtig macht, kann man im Konzern einen relativ ruhigen Job
> schieben und bei echter 35h-Woche >50k verdienen.

Und genau diese Leute, die eine ruhige Kugel schieben, bringen mich 
regelmäßig auf die Palme.

> Fast jeder Bekannter von mir, der im Konzern arbeitet, hat irgendeine
> Nebentätigkeit.

Und genau diesen Leuten ist häufig die Arbeit völlig egal und sie lassen 
auch jeden spüren, welcher Beschäftigung ihre Hauptaufmerksamkeit gilt. 
Das sind Leute, die sich dann mitten im Gespräch aus dem Staub machen, 
weil sie meinen, Feierabend machen zu können.

> Die anderen Interessen kann man einfach besser ausleben, wenn man eine
> stabile finanzielle Grundlage bei ausreichend Freizeit hat. Und das
> bieten viele (wenn auch ganz sicher nicht alle) Konzernjobs.

Siehe oben. Und irgendwann ist dann das Geschrei groß, spätestens dann, 
wenn solche Leute ihre berufliche Weiterbildung völlig verschlafen 
haben. Jahrelang wehren sie sich gegen jeden Fortschritt, und wenn dann 
ihre Entlassung wegen Rückständigkeit ansteht, werfen sie dem 
Arbeitgeber vor, ihnen nicht hinreichend Druck gemacht zu haben, sich 
weiterzuqualifizieren.

Als Betreiber eines Ingenieurbüros bin ich wiederum froh über solche 
Leute, denn ich erlebe es gelegentlich, dass Entwicklungsaufträge nur 
deswegen extern vergeben werden, weil die internen Konzernbeamten die 
technische Entwicklung verschlafen haben und unwillig sind, entsprechend 
aufzuholen. Dann bringen sie mich auch nicht auf die Palme, denn es sind 
nicht meine Kollegen, sondern eben nur Mitarbeiter meines Kunden, die 
auch langfristig Aufträge sichern.

: Bearbeitet durch User
von Ingenieur (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Claymore schrieb:
>> Wenn man es richtig macht, kann man im Konzern einen relativ ruhigen Job
>> schieben und bei echter 35h-Woche >50k verdienen.
>
> Und genau diese Leute, die eine ruhige Kugel schieben, bringen mich
> regelmäßig auf die Palme.

Komisch, warum tut es das denn? Vielleicht liegt es dann an dir selbst? 
Ich finde die Haltung sehr gut die Rolle der beruflichen Arbeit im Leben 
nicht zu überschätzen. Man lebt doch nur einmal und sicher nicht um zu 
arbeiten. Solche Leute verhalten sich weise.

> Und irgendwann ist dann das Geschrei groß, spätestens dann,
> wenn solche Leute ihre berufliche Weiterbildung völlig verschlafen
> haben. Jahrelang wehren sie sich gegen jeden Fortschritt, und wenn dann
> ihre Entlassung wegen Rückständigkeit ansteht, werfen sie dem
> Arbeitgeber vor, ihnen nicht hinreichend Druck gemacht zu haben, sich
> weiterzuqualifizieren.

Nichts gegen Weiterbildung, aber natürlich innerhalb der bezahlten 
Arbeitszeit. Dein Text klingt für mich nach verbissenem Ehrgeiz. Immer 
höher, schneller, weiter - wozu eigentlich?

> Als Betreiber eines Ingenieurbüros bin ich wiederum froh über solche
> Leute, denn ich erlebe es gelegentlich, dass Entwicklungsaufträge nur
> deswegen extern vergeben werden, weil die internen Konzernbeamten die
> technische Entwicklung verschlafen haben und unwillig sind, entsprechend
> aufzuholen.

Du musst ja einen großen Frust auf Konzernmitarbeiter schieben. Ich 
empfinde es als hohen, angenehmen Lebensstandard, ein gutes Einkommen 
für wenig Arbeit zu erhalten. Meine Arbeit mach mir durchaus Freude, 
aber Freizeit ist mir äußerst wichtig.

von Wurzelpeter (Gast)


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Ingenieur schrieb:
> Nichts gegen Weiterbildung, aber natürlich innerhalb der bezahlten
> Arbeitszeit.

Eben, alleine dieses Jahr habe ich ca. 4-5 Wochen Schulung, Natürlich 
während der Arbeitszeit. Zusätzlich "bastle" ich ca. 25% meiner 
Arbeitszeit an meinen Gerätschaften rum.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Ingenieur schrieb:
> Komisch, warum tut es das denn? Vielleicht liegt es dann an dir selbst?

Das bestreite ich nicht im geringsten. Natürlich liegt es an mir, dass 
ich erheblich höhere Ansprüche an meine Arbeit habe als der typische 
Konzernbeamte.

> Nichts gegen Weiterbildung, aber natürlich innerhalb der bezahlten
> Arbeitszeit.

Und genau solche Leute wie Dich meine ich damit.

von klausi (Gast)


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Ingenieur schrieb:
> Es ist alles andere als einfach. Man muss erstens grundsätzlich der Typ
> für Selbständigkeit sein und zweitens ein fachliches Genie wie Chris D.
> sein, dann kann es funktionieren, ansonsten nicht.

Achja, ab wann ist man denn ein "Genie"? das würde mich jetzt mal 
interessieren.

Wurzelpeter schrieb:
> Ingenieur schrieb:
>> Nichts gegen Weiterbildung, aber natürlich innerhalb der bezahlten
>> Arbeitszeit.
>
> Eben, alleine dieses Jahr habe ich ca. 4-5 Wochen Schulung, Natürlich
> während der Arbeitszeit. Zusätzlich "bastle" ich ca. 25% meiner
> Arbeitszeit an meinen Gerätschaften rum.

Weiterbildung ist wichtig! bin auch in nem Konzern, da redet die GF von 
stetiger Weiterbildung, die wichtig wäre für eine moderne IT usw.

Geht es dann ums Zahlen, schaut man plötzlich alt aus. Ich hasse die 
Prediger von Weiterbildung. Finanzieren und Zeit wird den Mitarbeitern 
nicht gegeben.
Das soll man schön alles am besten selber zahlen, und in der Freizeit 
machen.
Am besten noch Geld mitbringen!

Ingenieur schrieb:
>> Und genau diese Leute, die eine ruhige Kugel schieben, bringen mich
>> regelmäßig auf die Palme.
>
> Komisch, warum tut es das denn? Vielleicht liegt es dann an dir selbst?
> Ich finde die Haltung sehr gut die Rolle der beruflichen Arbeit im Leben
> nicht zu überschätzen. Man lebt doch nur einmal und sicher nicht um zu
> arbeiten. Solche Leute verhalten sich weise.

Ich denke auch, sich für den Konzern ausquetschen, den A... aufreissen 
für was?? Vielleicht bekommt man ein müdes Danke, das wars dann. Im 
Hintergrund denken sich dann sogar ein paar Chefs, "der lässts eh mit 
sich machen" usw.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Claymore schrieb:
> Das hat auch damit zu tun, dass sich in Konzernen in den letzten Jahren
> extrem viel getan hat. Gleitzeit und Home-Office ist heutzutage keine
> Seltenheit mehr. Da relativiert sich das Argument "ich arbeite wenn ich
> effektiv bin" schon sehr stark. Zumal meiner Erfahrung nach die meisten
> Menschen doch eher einen geregelten Tagesablauf brauchen und nicht
> einfach mal einen spontanen "Kreativitätsschub" bekommen.

Ja, da hat sich schon einiges getan. Ich kann da nur für mich und meine 
Umgebung sprechen und da sehe ich leider noch nicht, dass wirklich auf 
die Bedürfnisse der AN eingegangen wird.

> Wenn man es richtig macht, kann man im Konzern einen relativ ruhigen Job
> schieben und bei echter 35h-Woche >50k verdienen. Das reicht gut zum
> Leben, aber man hat extrem viel Freizeit, um sich mit anderen
> Beschäftigungen auszuleben. Fast jeder Bekannter von mir, der im Konzern
> arbeitet, hat irgendeine Nebentätigkeit. Manche bringen sich voll in den
> örtlichen Vereinen ein, manche haben aber auch ein richtiges Nebengewebe
> am laufen. Oder sie bauen ihr Haus quasi selbst - und wenn sie damit
> fertig sind kaufen sie das nächste.
> Für die meisten Menschen bedeutet das mehr Freiheit als eine
> Selbstständigkeit jemals bringen kann. Das gilt ganz besonders für
> Leute, die keine Über-Nerds sind, sondern auch andere Interessen haben.
> Die anderen Interessen kann man einfach besser ausleben, wenn man eine
> stabile finanzielle Grundlage bei ausreichend Freizeit hat. Und das
> bieten viele (wenn auch ganz sicher nicht alle) Konzernjobs.

Auf jeden Fall. Ich verurteile auch niemanden, der angestellt ist.
Man tauscht mit der Selbstständigkeit immer Sicherheit und geht Risiken 
ein - die aber auch deutlich mehr Chancen bieten.

Meine Freizeit beginnt eben nicht erst nach der Arbeit - ich binde sie 
ein, indem ich in ihr bspw. meinen Hobbys/Interessen nachgehe.

Letztendlich bleibt man im Konzern Befehlsempfänger. Ich hingegen muss 
nicht (mehr) etwas entwickeln, das mir keinen Spaß macht. Ich nehme auch 
nur noch dann Aufträge an, weil ich möchte, nicht weil ich muss.

Und ich habe eben auch keinen zeitlichen Druck mehr. Es gibt hier weder 
Entwicklungsstress noch Deadlines. Dinge sind fertig, wenn sie 
ausgereift sind - und nicht früher.

Das sind dann eben doch große Unterschiede zu einer 
Angestelltentätigkeit, bei der man sich trotz aller Errungenschaften in 
einem recht engen Korsett bewegt.

Aber: das (auch bis zur finanziellen Sicherheit) hat insgesamt zehn 
Jahre gedauert - allerdings war mir das von Anfang an bewusst.

> Der Hauptgrund für die Selbstständigkeit ist für mich die Möglichkeit,
> mich selbst aus dem Unternehmen wegrationalisieren zu können und damit
> ein passives Einkommen zu haben. Das habe ich zwar selbst noch nicht
> ganz umgesetzt, weil mir die Arbeit zu einem gewissen Maße ja auch Spaß
> macht. Es ist also im Prinzip nur noch ein Hobby von mir - aber auch nur
> eins von vielen.

Ist doch prima :-)

Ich bin da vermutlich anders. Ich war immer schon Bastler und Tüftler 
und will mich da gar nicht rausziehen. Ich liebe das, was ich tue und 
binde meine Hobbys ohne irgendwelchen Druck so einfach in den 
Tagesablauf ein.
Für mich ist damit ein Traum wahr geworden und ich beginne dadurch jeden 
Tag mit einer großen Zufriedenheit und inneren Ruhe.

Wenn ich das alles bedenke, dann muss ich sagen, dass ich/wir gegenüber 
anderen schon sehr, sehr privilegiert bin/sind. Das Finanzielle kommt 
dann jetzt noch mehr und mehr dazu, aber das ist für mich nur eine 
Randerscheinung.

: Bearbeitet durch Moderator
von Wurzelpeter (Gast)


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Chris D. schrieb:
> Das sind dann eben doch große Unterschiede zu einer
> Angestelltentätigkeit

DIe sich aber auch nicht jeder Selbstständige leisten kann (wie ich mach 
nur das was ich will, Aufträge annehmen muss ich nicht).
Viele selbstständige bleiben Empfehlsempfänger, nur von den Kunden.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Wurzelpeter schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Das sind dann eben doch große Unterschiede zu einer
>> Angestelltentätigkeit
>
> DIe sich aber auch nicht jeder Selbstständige leisten kann (wie ich mach
> nur das was ich will, Aufträge annehmen muss ich nicht).
> Viele selbstständige bleiben Empfehlsempfänger, nur von den Kunden.

Das war ich anfangs auch - aber es muss/sollte nicht so bleiben.

Sonst ist man in der Tat nur ein abhängig Beschäftigter, womöglich noch 
mit nur einigen, wenigen Großkunden, die ihre Bedingungen diktieren.

Ich lehne hier durchaus öfter Aufträge/Anfragen ab - üblicherweise, wenn 
Konzerne meinen, Ihre Einkaufsbedingungen (gerne als 5pt-Schrift auf 
fünf Seiten Fax) durchdrücken zu müssen.

Man kann als Selbstständiger durchaus auch mal "Nein" sagen - auch 
etwas, das ein AN nicht kann.

von Wurzelpeter (Gast)


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Also ich kann auch nein sagen, nur sollte ich das natürlich nicht zu oft 
tun.

von Mark B. (markbrandis)


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Chris D. schrieb:
> Man kann als Selbstständiger durchaus auch mal "Nein" sagen - auch
> etwas, das ein AN nicht kann.

Kann man auch als Arbeitnehmer, wenn man es vernünftig begründen kann 
und man einen vernünftigen Chef bzw. Projektleiter hat.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Ja ;-) Das hängt ganz von der Anfrage des Vorgesetzten ab.

Wichtige Arbeitsanweisungen wird man wohl nur einmal ablehnen können.

von Wurzelpeter (Gast)


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Chris D. schrieb:
> Wichtige Arbeitsanweisungen

sollte man auch nicht ablehnen wollen, oder wieso sollte ich.

Mein Chef kam letztens zu mir und meinte Thema xyz wie schaut es aus, 
magst du das auch bearbeiten. Ich hatte freie Wahl.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Wurzelpeter schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Wichtige Arbeitsanweisungen
>
> sollte man auch nicht ablehnen wollen, oder wieso sollte ich.

Weil man beispielsweise viel lieber etwas ganz anderes entwickeln 
möchte.

Oder weil der Kunde schon beim letzten Mal nervig war und man mit dem 
eigentlich nicht mehr zusammenarbeiten möchte.

Oder weil das eigene Kind/Frau/Freund gesundheitliche Probleme hat und 
man deshalb in den nächsten Wochen eigentlich überhaupt keinen Kopf für 
eine Entwicklung unter Zeitdruck hat sondern lieber ihm/ihr helfen 
möchte.

usw.

> Mein Chef kam letztens zu mir und meinte Thema xyz wie schaut es aus,
> magst du das auch bearbeiten. Ich hatte freie Wahl.

Ja, ab und zu hat man die auch als AN. Aber das wird bei Dir vermutlich 
nicht immer so sein.

von Claymore (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Und genau diese Leute, die eine ruhige Kugel schieben, bringen mich
> regelmäßig auf die Palme.

Ich finde Leute, die Hektik und Aufregung verbreiten, weil ihnen nichts 
schnell genug gehen kann, viel schlimmer.

Andreas S. schrieb:
> Siehe oben. Und irgendwann ist dann das Geschrei groß, spätestens dann,
> wenn solche Leute ihre berufliche Weiterbildung völlig verschlafen
> haben.

Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. Man kann trotz 
(oder gerade wegen) einem ruhigen Job sich um Weiterbildung kümmern und 
seinen Job auch sehr gut machen. Ganz im Gegenteil: Gerade wenn man sehr 
gut (und vor allem effizient) ist, kann man ein sehr leichtes Leben 
haben und trotzdem sehr produktiv sein.

Andreas S. schrieb:
> Als Betreiber eines Ingenieurbüros bin ich wiederum froh über solche
> Leute

Als Einzelkämpfer - ok. Sobald man Mitarbeiter hat, muss man aber damit 
rechnen, dass die nicht für den Job und die Firma leben. So viele kleine 
Betriebe haben deshalb ein mieses Betriebsklima.

Andreas S. schrieb:
> Das sind Leute, die sich dann mitten im Gespräch aus dem Staub machen,
> weil sie meinen, Feierabend machen zu können.

Das sind vielleicht Leute, die ein Privatleben haben und dort auch 
Verpflichtungen haben und Termine einhalten müssen. Nur deshalb sind das 
keine schlechten Mitarbeiter.

Chris D. schrieb:
> Meine Freizeit beginnt eben nicht erst nach der Arbeit - ich binde sie
> ein, indem ich in ihr bspw. meinen Hobbys/Interessen nachgehe.
>
> Letztendlich bleibt man im Konzern Befehlsempfänger. Ich hingegen muss
> nicht (mehr) etwas entwickeln, das mir keinen Spaß macht. Ich nehme auch
> nur noch dann Aufträge an, weil ich möchte, nicht weil ich muss.

Der Punkt ist aber, dass die allermeisten Menschen meiner Erfahrung nach 
so eben nicht sind. Die wollen Befehlsempfänger sein, weil das viel 
bequemer ist.

Chris D. schrieb:
> Aber: das (auch bis zur finanziellen Sicherheit) hat insgesamt zehn
> Jahre gedauert - allerdings war mir das von Anfang an bewusst.

Tja, ich habe lieber ein paar Jahre als "Befehlsempfänger" gearbeitet 
und hatte dann bei der Selbstständigkeit eine relativ hohe finanzielle 
Sicherheit ab Tag 0. Das war es mir wirklich Wert. Zumal die Erfahrung 
und das gesammelte Know-How aus dieser Zeit absolut unbezahlbar ist.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Claymore schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Meine Freizeit beginnt eben nicht erst nach der Arbeit - ich binde sie
>> ein, indem ich in ihr bspw. meinen Hobbys/Interessen nachgehe.
>>
>> Letztendlich bleibt man im Konzern Befehlsempfänger. Ich hingegen muss
>> nicht (mehr) etwas entwickeln, das mir keinen Spaß macht. Ich nehme auch
>> nur noch dann Aufträge an, weil ich möchte, nicht weil ich muss.
>
> Der Punkt ist aber, dass die allermeisten Menschen meiner Erfahrung nach
> so eben nicht sind. Die wollen Befehlsempfänger sein, weil das viel
> bequemer ist.

Sie haben es gerne bequem - und nehmen dafür die "Befehle" in Kauf. Aber 
wenn ich mich so umhöre, wie oft die Vorgesetzten und deren 
Entscheidungen kritisiert etc. werden, dann kann man nicht wirklich von 
"wollen" sprechen. Es ist halt ein notwendiges Übel der Bequemlichkeit - 
aber toll finden die das die wenigsten.

> Chris D. schrieb:
>> Aber: das (auch bis zur finanziellen Sicherheit) hat insgesamt zehn
>> Jahre gedauert - allerdings war mir das von Anfang an bewusst.
>
> Tja, ich habe lieber ein paar Jahre als "Befehlsempfänger" gearbeitet
> und hatte dann bei der Selbstständigkeit eine relativ hohe finanzielle
> Sicherheit ab Tag 0. Das war es mir wirklich Wert. Zumal die Erfahrung
> und das gesammelte Know-How aus dieser Zeit absolut unbezahlbar ist.

Ich habe in der Zeit eben fleissig Kunden gesammelt und hatte dann bei 
Deinem Einstieg schon finanzielle Sicherheit + Kundenstamm + viel neues 
Knowhow ;-)

Aber ernsthaft: jede Selbstständigkeit sieht natürlich anders aus und 
jeder kann mit Dingen verschieden gut umgehen. Bei mir waren Schulden 
bspw. kein Thema - das wäre für mich eine zu große Belastung gewesen. 
Ich kann dann einfach nicht ruhig schlafen. Sicherlich hat das bei mir 
Zeit in der Unternehmesentwicklung gekostet. Aber das war es mir absolut 
wert. Anderen macht das gar nichts.

Du brauchtest die hohe finanzielle Sicherheit (wobei man natürlich auch 
dort gekündigt werden kann), die mir wiederum nicht so wichtig war. 
Dafür konntest Du gut die paar Jahre als AN stemmen, was bei mir nicht 
ging, weil es mich einfach wahnsinnig gemacht hat, wie unglaublich 
langsam und träge eine interne Verwaltung bzw. die Wege sind.
Ich hatte außerdem ein gutes Produkt und wollte sofort loslegen, nicht 
erst in fünf Jahren (in denen womöglich schon andere die Nische besetzt 
hätten).

Ein größeres Risiko hat man als Unternehmer immer - und es gehen auch 
nach 15 Jahren noch Unternehmen in die Pleite. Wer Familie hat, der 
setzt dann natürlich auch gerne auf die sichere Schiene und lässt sich 
anstellen. Ich kann das verstehen.

Aber wirklich zufrieden wirken die wenigsten unserer Freunde/Bekannten 
mit dem was sie tun. Und gerade für die auf höheren Karrierestufen gilt: 
sie haben kaum Zeit. Man muss teilweise Wochen vorher einen Termin 
machen, nur um sich mal für ein paar Stunden zu sehen. Das ist doch 
grauenhaft. Und das sind alles keine frischgebackenen Eltern - im 
Gegenteil sind die Kinder schon oft aus dem Haus (die beiden Paare, die 
Ende letztes Jahres Nachwuchs hatten und nun wirklich Stress, kriegen es 
komischerweise öfter hin, dass wir uns unkompliziert sehen). Hier 
hingegen ist das so: Freund ruft nach Monaten an, er wäre morgen in der 
Gegend und käme gerne auf ein Stück Kuchen vorbei. Dann wird alles 
Wichtige morgens erledigt und am Nachmittag sitzen wir oben und reden.
Dementsprechend viele unserer Motorradgruppe rufen hier auch an: "Ja, 
hallo, sind gerade an der Mosel/in der Eifel unterwegs, sollen wir auf 
nen Sprung vorbeikommen?". Ja klar sollen sie :-) Und wenn es spät wird, 
dann werden Luftbetten aufgeblasen und einer der Jungs holt im Beiwagen 
Pizza für alle und fertig. Die Jungs und Mädels sind da eine erfreuliche 
Ausnahme.

Aber sonst?
Viele Menschen sind heutzutage unglaublich verplant. Schrecklich.

: Bearbeitet durch Moderator
von Claymore (Gast)


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Chris D. schrieb:
> Sie haben es gerne bequem - und nehmen dafür die "Befehle" in Kauf. Aber
> wenn ich mich so umhöre, wie oft die Vorgesetzten und deren
> Entscheidungen kritisiert etc. werden, dann kann man nicht wirklich von
> "wollen" sprechen. Es ist halt ein notwendiges Übel der Bequemlichkeit -
> aber toll finden die das die wenigsten.

Die Deutschen jammern gerne, auch wenn es ihnen eigentlich gut geht (und 
sie es auch wissen). Das würde ich jetzt nicht überbewerten.

Chris D. schrieb:
> Ich habe in der Zeit eben fleissig Kunden gesammelt und hatte dann bei
> Deinem Einstieg schon finanzielle Sicherheit + Kundenstamm + viel neues
> Knowhow ;-)

Ich bin eben kein Einzelkämpfer und ich war in einem Team mit einer 
Menge absoluter Fachexperten unterwegs. Und ich weiß nicht, wie man 
solches Wissen als Einzelkämpfer bekommen sollte. Andererseits wüsste 
ich wohl nicht, was mir entgangen ist, wenn ich die Erfahrung nicht 
gemacht hätte.

Den Kundenstamm hatte ich auch schon ab Tag 0. Das ist der Vorteil, wenn 
man kein Einzelkämpfer ist.

Chris D. schrieb:
> Bei mir waren Schulden
> bspw. kein Thema - das wäre für mich eine zu große Belastung gewesen.
> Ich kann dann einfach nicht ruhig schlafen.

Sehe ich genauso, ich hatte auch nie auch nur einen Cent Schulden.

Chris D. schrieb:
> Dafür konntest Du gut die paar Jahre als AN stemmen, was bei mir nicht
> ging, weil es mich einfach wahnsinnig gemacht hat, wie unglaublich
> langsam und träge eine interne Verwaltung bzw. die Wege sind.

Ich hatte damit auch massive Probleme, aber irgendwann kommt man zu der 
Erkenntnis, dass der Zustand eben nicht unerträglich ist.

Chris D. schrieb:
> Ein größeres Risiko hat man als Unternehmer immer - und es gehen auch
> nach 15 Jahren noch Unternehmen in die Pleite.

Meine absolute Regel Nummer Eins ist: Niemals alles auf eine Karte 
setzen. Die Regel habe ich mir aber nicht selbst ausgedacht. Ich kenne 
keinen erfolgreichen Unternehmer, der nur von seinem Unternehmen 
abhängig ist. Sobald ein Überschuss übrig bleibt, wird diversifiziert. 
Beliebt sind in erster Linie Immobilien, Aktien oder andere 
Unternehmensbeteiligungen.

Ich habe inzwischen drei Einnahmequellen, die jeweils für sich reichen 
um gut zu überleben.

Chris D. schrieb:
> Und gerade für die auf höheren Karrierestufen gilt:
> sie haben kaum Zeit. Man muss teilweise Wochen vorher einen Termin
> machen, nur um sich mal für ein paar Stunden zu sehen. Das ist doch
> grauenhaft.

Das kenne ich. Grauenhaft ist aber vor allem die Effizienz, das 
Zeitmanagement dieser Leute und die fehlende Fähigkeit, richtig zu 
delegieren. Das liegt aber nicht an der Tatsache, dass sie angestellt 
sind. Die würden als Unternehmer genauso untergehen.

Chris D. schrieb:
> Aber sonst?
> Viele Menschen sind heutzutage unglaublich verplant. Schrecklich.

Das liegt aber eben selten am Angestelltendasein.

von klausi (Gast)


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Claymore schrieb:
> Ich habe inzwischen drei Einnahmequellen, die jeweils für sich reichen
> um gut zu überleben.

Sehr gut so sollte man es machen.

Und auch in der Selbständigkeit schön Zeit haben, wenn das Geschäft gut 
läuft.

Das glaub ich schon, wenn mal alles geschmiert läuft, ist es natürlich 
leichter und die Kohle kommt auch leichter rein!

Ja nicht abhängig von Firmen / Arbeitgeber machen, entweder ist man als 
Selbständiger dann abhängig oder Schlimmeres wie als Angestellter 
Leihsklave.

Kann man alles vergessen!

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Claymore schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Sie haben es gerne bequem - und nehmen dafür die "Befehle" in Kauf. Aber
>> wenn ich mich so umhöre, wie oft die Vorgesetzten und deren
>> Entscheidungen kritisiert etc. werden, dann kann man nicht wirklich von
>> "wollen" sprechen. Es ist halt ein notwendiges Übel der Bequemlichkeit -
>> aber toll finden die das die wenigsten.
>
> Die Deutschen jammern gerne, auch wenn es ihnen eigentlich gut geht (und
> sie es auch wissen). Das würde ich jetzt nicht überbewerten.

Ja, finanziell geht es ihnen auf jeden Fall gut. Nur zeitlich und 
psychisch nicht wirklich. Dass diese Leute auch nie Zeit haben, spricht 
mMn für sich.

> Chris D. schrieb:
>> Ich habe in der Zeit eben fleissig Kunden gesammelt und hatte dann bei
>> Deinem Einstieg schon finanzielle Sicherheit + Kundenstamm + viel neues
>> Knowhow ;-)
>
> Ich bin eben kein Einzelkämpfer und ich war in einem Team mit einer
> Menge absoluter Fachexperten unterwegs. Und ich weiß nicht, wie man
> solches Wissen als Einzelkämpfer bekommen sollte. Andererseits wüsste
> ich wohl nicht, was mir entgangen ist, wenn ich die Erfahrung nicht
> gemacht hätte.

Das ist natürlich gut.

Mein Werdegang war da anders, weil ich fachfremd entwickelt habe 
(studiert habe ich Informatik, jetzt entwickel ich für und mit der 
Prozesschemie).
Wenn man später im Groben das macht, was man als AN auch tun musste, 
sieht das sicher anders aus.

Dazu kam, dass ich zumindest in Europa der einzige war/bin, der das 
entsprechende Wissen durch die Entwicklung der Prototypen hat/hatte. Im 
Gegenteil wurde mir von den Fachexperten gesagt, dass das technisch 
nicht ginge. Es ging aber eben doch. In so einem Team wird man auch 
schnell betriebsblind.

> Den Kundenstamm hatte ich auch schon ab Tag 0. Das ist der Vorteil, wenn
> man kein Einzelkämpfer ist.

Du Glücklicher. Dann hattest Du es deutlich einfach als ich.
Ich musste auf Messen Klinken putzen, weil es für meine Sachen vorher 
noch gar keinen Markt gab - es war ja "unmöglich" :-)

> Chris D. schrieb:
>> Dafür konntest Du gut die paar Jahre als AN stemmen, was bei mir nicht
>> ging, weil es mich einfach wahnsinnig gemacht hat, wie unglaublich
>> langsam und träge eine interne Verwaltung bzw. die Wege sind.
>
> Ich hatte damit auch massive Probleme, aber irgendwann kommt man zu der
> Erkenntnis, dass der Zustand eben nicht unerträglich ist.

Das ist wohl persönlichkeitsabhängig - ich scharrte innerlich schon mit 
den Hufen und da meine Arbeit mit dem, was ich machen wollte, nicht viel 
zu tun hatte, fiel der Abschied leicht. "Erträglich" ist eben nicht 
"optimal".

> Chris D. schrieb:
>> Ein größeres Risiko hat man als Unternehmer immer - und es gehen auch
>> nach 15 Jahren noch Unternehmen in die Pleite.
>
> Meine absolute Regel Nummer Eins ist: Niemals alles auf eine Karte
> setzen. Die Regel habe ich mir aber nicht selbst ausgedacht. Ich kenne
> keinen erfolgreichen Unternehmer, der nur von seinem Unternehmen
> abhängig ist. Sobald ein Überschuss übrig bleibt, wird diversifiziert.
> Beliebt sind in erster Linie Immobilien, Aktien oder andere
> Unternehmensbeteiligungen.

Ja. Rücklagen und Sicherheiten sind wichtig. Eine Immobile haben wir 
bereits. In Aktien investiere ich allerdings nicht. Da habe ich bringen 
mir meine Maschinen und Metalle mehr Rendite.

Wichtig fand ich auch das Diversifizieren beim Kundenstamm: lieber viele 
kleinere Kunden als ein paar große. Das hat sich in der Wirtschaftskrise 
2009/2010 sehr bezahlt gemacht.

> Das kenne ich. Grauenhaft ist aber vor allem die Effizienz, das
> Zeitmanagement dieser Leute und die fehlende Fähigkeit, richtig zu
> delegieren. Das liegt aber nicht an der Tatsache, dass sie angestellt
> sind. Die würden als Unternehmer genauso untergehen.

Möglich. Wobei ich mich selbst nicht als guten Zeitmanager sehen würde. 
Im Gegenteil finde ich es gut, dass ich nicht extrem optimieren muss. 
Eigentlich würde ich sagen: ich bin ein fauler Sack :-)
ich schrieb ja: vermutlich wäre ich mit mehr Disziplin und 
Arbeitseinsatz deutlich weiter als jetzt. Aber wozu?

> Chris D. schrieb:
>> Aber sonst?
>> Viele Menschen sind heutzutage unglaublich verplant. Schrecklich.
>
> Das liegt aber eben selten am Angestelltendasein.

Das stimmt. Aber es kennzeichnet unsere Zeit. Eigentlich sollte der 
technische Fortschritt doch dazu führen, dass wir weniger arbeiten 
müssen. Aber das genaue Gegenteil ist der Fall. Die Leute haben immer 
weniger Zeit.

Ich finde es gut, dass ich wir (ich und meine Frau) uns da ausgekoppelt 
haben.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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@Niine (OP):

So, jetzt kennst Du einige Vorteil und Nachteile der Selbstständigkeit 
;-)

Und wie gesagt: Titel interessieren keinen Kunden.

Der Kunde will nur eines: die Lösung seines Problems!

von Cyblord -. (cyblord)


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Chris D. schrieb:
> Das stimmt. Aber es kennzeichnet unsere Zeit. Eigentlich sollte der
> technische Fortschritt doch dazu führen, dass wir weniger arbeiten
> müssen. Aber das genaue Gegenteil ist der Fall. Die Leute haben immer
> weniger Zeit.

Das ist auch so ein Märchen der heutigen Zeit. Überleg mal wie viel 
Freizeit der kleine Mann vor 500 Jahren hatte. Da gab es das Wort noch 
nicht mal. Oder auch nur 150 Jahre zurück. Solche Aussagen sind an 
Lächerlichkeit kaum zu überbieten.

Und ich kann mir nicht helfen Chris, deine Ausführungen wirken doch eher 
sehr gekünstelt. Bei dir ist ja alles Sonnenschein. Selbständig, große 
Kunden, Finanziell abgesichert, komme was wolle, du musst nur Projekte 
nehmen die Spaß machen, trotzdem viel Freizeit. Ein Traum! Und du 
erzählst natürlich auch Seitenweise davon. Naja, die Worte hör ich 
wohl...

: Bearbeitet durch User
von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Cyblord -. schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Das stimmt. Aber es kennzeichnet unsere Zeit. Eigentlich sollte der
>> technische Fortschritt doch dazu führen, dass wir weniger arbeiten
>> müssen. Aber das genaue Gegenteil ist der Fall. Die Leute haben immer
>> weniger Zeit.
>
> Das ist auch so ein Märchen der heutigen Zeit. Überleg mal wie viel
> Freizeit der kleine Mann vor 500 Jahren hatte. Da gab es das Wort noch
> nicht mal. Oder auch nur 150 Jahre zurück.

Das stimmte bis in die 1980er Jahre.

Geh mal 30 Jahre zurück. Da war die durchschnittliche Arbeitszeit 
geringer als heute. Und es brauchte nur einen in der Familie, der das 
Geld bringt. Heute müssen vielfach beide arbeiten, nur um überhaupt über 
die Runden zu kommen. Dazu kommen oft erhebliche Anfahrtwege und 
deutlich mehr Staus, die man natürlich mit einrechnen muss. usw.

> Solche Aussagen sind an Lächerlichkeit kaum zu überbieten.

Lächerlich macht sich der, der die Situation im 15. Jhd. mit der 
heutigen vergleicht.

Nein, die Aussagen entsprechen genau dem, was man in den letzten Jahren 
beobachten kann: die Leute arbeiten wieder deutlich mehr.

von Cyblord -. (cyblord)


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Chris D. schrieb:

> Lächerlich macht sich der, der die Situation im 15. Jhd. mit der
> heutigen vergleicht.
Oder wenn man einfach Aussagen über zeitliche Veränderungen tätigt ohne 
die Zeit exakt zu benennen.

> Nein, die Aussagen entsprechen genau dem, was man in den letzten Jahren
> beobachten kann: die Leute arbeiten wieder deutlich mehr.
Als wann? Einer sehr sehr kurzen Periode des Wirtschaftswunders? DAS ist 
also das Normal an dem wir das messen?

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Cyblord -. schrieb:

> Und ich kann mir nicht helfen Chris, deine Ausführungen wirken doch eher
> sehr gekünstelt. Bei dir ist ja alles Sonnenschein.

Nö, ich habe genau beschrieben, wie die ersten zehn Jahre waren.

> Selbständig,

Ja klar

> große Kunden

Tschuldigung, dass ich auch Chemiekonzerne als Kunden habe :-)
Und viele kleinere.

> Finanziell abgesichert

Mittlerweile: ja, war nicht immer so

> du musst nur Projekte nehmen die Spaß machen

Ja klar - das ergibt sich daraus, dass ich mittlerweile eigene Produkte 
anbiete und eben nicht mehr auf Auftragsarbeit angewiesen bin.

> trotzdem viel Freizeit. Ein Traum!

Genau so ist es.

> Und du erzählst natürlich auch Seitenweise davon.

Ja. Damit diejenigen, die hier mit der Selbstständigkeit spielen, sehen, 
dass es auch andere Wege gibt.

Du darfst auch nicht nur selektiv lesen. Ich habe nämlich (auch an 
anderer Stelle) sehr genau beschrieben, dass es eben nicht immer 
einfach war und es ein langer Weg bis zur jetzigen Situation war.

Das ist das Problem: die Leute sehen immer nur das Jetzt (und das ist in 
der Tat mein Traum, den ich jetzt lebe), aber nie, wie es anfangs war.

> Naja, die Worte hör ich wohl...

Das macht nichts - Du bist auch nicht die Zielgruppe.

von Cyblord -. (cyblord)


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Chris D. schrieb:

>> Naja, die Worte hör ich wohl...
>
> Das macht nichts - Du bist auch nicht die Zielgruppe.

Klar, ich bin ja auch nicht leichtgläubig und lausche andächtig den 
Worten des großen Gurus.

von Claymore (Gast)


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Chris D. schrieb:
> Ja, finanziell geht es ihnen auf jeden Fall gut. Nur zeitlich und
> psychisch nicht wirklich. Dass diese Leute auch nie Zeit haben, spricht
> mMn für sich.

Nein, ich meinte das durchaus auch psychisch. Die Leute brauchen etwas 
zu jammern, damit es ihnen gut geht.

Chris D. schrieb:
> Mein Werdegang war da anders, weil ich fachfremd entwickelt habe
> (studiert habe ich Informatik, jetzt entwickel ich für und mit der
> Prozesschemie).
> Wenn man später im Groben das macht, was man als AN auch tun musste,
> sieht das sicher anders aus.

Gerade dann wäre es umso wichtiger, mit Experten zusammen zu arbeiten. 
Aber wie gesagt gilt: Was man nicht weiß, kann man nicht vermissen. Das 
heißt ja nicht, dass man ohne das Wissen nicht klar kommt.

Chris D. schrieb:
> Du Glücklicher. Dann hattest Du es deutlich einfach als ich.
> Ich musste auf Messen Klinken putzen, weil es für meine Sachen vorher
> noch gar keinen Markt gab - es war ja "unmöglich" :-)

Mit Glück hat das nichts zu tun. Es war eine ganz klare und bewusste 
Entscheidung, mit Partnern zusammen zu arbeiten, die das Spiel deutlich 
besser beherrschen.

Chris D. schrieb:
> Das ist wohl persönlichkeitsabhängig - ich scharrte innerlich schon mit
> den Hufen und da meine Arbeit mit dem, was ich machen wollte, nicht viel
> zu tun hatte, fiel der Abschied leicht. "Erträglich" ist eben nicht
> "optimal".

Wenn man nur mit "optimal" klar kommt, wandert man auf einem sehr 
schmalen Grat. Da bemühe ich mich lieber um eine robuste Psyche.

Chris D. schrieb:
> Ja. Rücklagen und Sicherheiten sind wichtig. Eine Immobile haben wir
> bereits. In Aktien investiere ich allerdings nicht. Da habe ich bringen
> mir meine Maschinen und Metalle mehr Rendite.

Denkfehler: Es geht nicht um maximale Rendite. Diversifizierung bedeutet 
immer eine geringere Renditechance. Gleiches gilt aber für das Risiko.

Chris D. schrieb:
> Wichtig fand ich auch das Diversifizieren beim Kundenstamm: lieber viele
> kleinere Kunden als ein paar große. Das hat sich in der Wirtschaftskrise
> 2009/2010 sehr bezahlt gemacht.

Damit hast du ein Risiko verringert, aber eine Menge anderer Risiken 
ignoriert. Das kann Jahre, Jahrzehnte gut gehen, aber es kann auch ganz 
schnell bergab gehen. Ich spare mir mal, die Risiken aufzuzählen, das 
würde nur zu einer Endlosdiskussion führen.

Chris D. schrieb:
> Möglich. Wobei ich mich selbst nicht als guten Zeitmanager sehen würde.
> Im Gegenteil finde ich es gut, dass ich nicht extrem optimieren muss.
> Eigentlich würde ich sagen: ich bin ein fauler Sack :-)

Zeitmanagement heißt nicht, irgendwelche Methoden zwanghaft anzuwenden. 
Das führt eher zum Gegenteil.

Als "fauler Sack" hat man meistens einen starken Drang zu Effizienz und 
das ist die Grundlage von gutem Zeitmanagement.

Chris D. schrieb:
> Das stimmt. Aber es kennzeichnet unsere Zeit. Eigentlich sollte der
> technische Fortschritt doch dazu führen, dass wir weniger arbeiten
> müssen. Aber das genaue Gegenteil ist der Fall. Die Leute haben immer
> weniger Zeit.

Unsere Zeit kennzeichnet eher, dass die Leute nicht mehr lernen, richtig 
zu leben. Ein wesentlicher Punkt ist Effizienz und Prioritäten setzen. 
Ausnahmslos jeder Mensch, der "keine Zeit" hat, hat einfach ein Problem 
mit seinen Prioritäten.

Anders wäre es nicht zu erklären, dass es Menschen gibt, die trotz 60+ 
Stundenwoche und Familie noch die Zeit finden, für einen Marathon zu 
trainieren. Von der Sorte kenne ich einige. Genauso kenne ich aber 
Leute, die trotz 35h-Woche, ohne Familie und wenigen Hobbys ständig 
gestresst sind und nie "Zeit haben".

von klausi (Gast)


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Macht ja richtig Spaß. da von den allwissenden Leuten zu lesen.

Will auch mal ne schöne summe auf der Kante, gut verdienen und viel 
Zeit.
In nem Konzernjob? Hmm..

Vielleicht wechsle ich wieder in den Unibetrieb...

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Claymore schrieb:
> Ich finde Leute, die Hektik und Aufregung verbreiten, weil ihnen nichts
> schnell genug gehen kann, viel schlimmer.

Solche Leute finde ich ebenfalls furchtbar, insbesondere wenn sie dann 
nach außen Termine kommunizieren, die wesentlich früher liegen als 
intern abgesprochen.

> Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. Man kann trotz
> (oder gerade wegen) einem ruhigen Job sich um Weiterbildung kümmern und
> seinen Job auch sehr gut machen.

Das stimmt zwar, aber ich meine genau den Typ von Leuten, die sich auf 
ihrem bisherigen Wissensstand ausruhen und auch nicht den inneren 
Antrieb haben, über den Tellerrand hinauszuschauen und über das 
notwendigste hinaus zu recherchieren und sich dadurch weiterzubilden.

> Ganz im Gegenteil: Gerade wenn man sehr
> gut (und vor allem effizient) ist, kann man ein sehr leichtes Leben
> haben und trotzdem sehr produktiv sein.

Solche Leute machen aber eher keinen Dienst nach Vorschrift.

> Als Einzelkämpfer - ok. Sobald man Mitarbeiter hat, muss man aber damit
> rechnen, dass die nicht für den Job und die Firma leben. So viele kleine
> Betriebe haben deshalb ein mieses Betriebsklima.

Ich bin kein Einzelkämpfer, sondern beschäftige Vollzeitmitarbeiter.

> Das sind vielleicht Leute, die ein Privatleben haben und dort auch
> Verpflichtungen haben und Termine einhalten müssen. Nur deshalb sind das
> keine schlechten Mitarbeiter.

Solche Mitarbeiter gehen aber nicht einfach während eines Gespräches, 
sondern weisen vorher auf anstehende (private) Termine hin.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Claymore schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Ja, finanziell geht es ihnen auf jeden Fall gut. Nur zeitlich und
>> psychisch nicht wirklich. Dass diese Leute auch nie Zeit haben, spricht
>> mMn für sich.
>
> Nein, ich meinte das durchaus auch psychisch. Die Leute brauchen etwas
> zu jammern, damit es ihnen gut geht.

Dann jammern die Leute hier aber sehr intensiv. Das geht von Burnout 
(inkl. Kur) über Schwindelanfälle, stressbedingten Tinnitus und allen 
Vorstufen dazu (sehr oft krank). Und natürlich entsprechende 
Beziehungen. Dazu müssen diejenigen gar nichts sagen - es reicht, wenn 
man sieht, wie Partner auf Feiern miteinander umgehen.

> Chris D. schrieb:
>> Mein Werdegang war da anders, weil ich fachfremd entwickelt habe
>> (studiert habe ich Informatik, jetzt entwickel ich für und mit der
>> Prozesschemie).
>> Wenn man später im Groben das macht, was man als AN auch tun musste,
>> sieht das sicher anders aus.
>
> Gerade dann wäre es umso wichtiger, mit Experten zusammen zu arbeiten.

Habe ich ja anfangs versucht: die haben mir alle abgeraten, weil "geht 
nicht". Ging aber eben doch.

> Aber wie gesagt gilt: Was man nicht weiß, kann man nicht vermissen. Das
> heißt ja nicht, dass man ohne das Wissen nicht klar kommt.

Das Positive, dass ich daraus gelernt habe, war: gegen den Strom zu 
schwimmen kann sich auszahlen.

> Chris D. schrieb:
>> Du Glücklicher. Dann hattest Du es deutlich einfach als ich.
>> Ich musste auf Messen Klinken putzen, weil es für meine Sachen vorher
>> noch gar keinen Markt gab - es war ja "unmöglich" :-)
>
> Mit Glück hat das nichts zu tun. Es war eine ganz klare und bewusste
> Entscheidung, mit Partnern zusammen zu arbeiten, die das Spiel deutlich
> besser beherrschen.

Du hattest das Glück, in dem Bereich zu arbeiten, in dem Du Dich später 
selbstständig machen wolltest und schon Kunden mitnehmen zu können. Das 
hatte ich nicht, weil ich fachfremd gearbeitet habe.

> Chris D. schrieb:
>> Das ist wohl persönlichkeitsabhängig - ich scharrte innerlich schon mit
>> den Hufen und da meine Arbeit mit dem, was ich machen wollte, nicht viel
>> zu tun hatte, fiel der Abschied leicht. "Erträglich" ist eben nicht
>> "optimal".
>
> Wenn man nur mit "optimal" klar kommt, wandert man auf einem sehr
> schmalen Grat. Da bemühe ich mich lieber um eine robuste Psyche.

Wenn es um Lebenqualität geht, dann ist für mich "optimal" einfach das 
Maß der Dinge. Das war und ist ja schließlich der Hauptgrund meiner 
Selbstständigkeit. Sonst hätte ich in der Tat Angestellter bleiben 
können.

> Chris D. schrieb:
>> Ja. Rücklagen und Sicherheiten sind wichtig. Eine Immobile haben wir
>> bereits. In Aktien investiere ich allerdings nicht. Da habe ich bringen
>> mir meine Maschinen und Metalle mehr Rendite.
>
> Denkfehler: Es geht nicht um maximale Rendite. Diversifizierung bedeutet
> immer eine geringere Renditechance. Gleiches gilt aber für das Risiko.

Mir geht es ebenso um Riskominimierung. Und da habe ich lieber etwas 
Handfestes hier in meinen Hallen lagern als Aktien. Denn das 
verschwindet im Extremfall nicht einfach und ich habe es selbst in der 
Hand :-) Das Wichtigste Kapital sind aber immer noch gute Mitarbeiter.

> Chris D. schrieb:
>> Wichtig fand ich auch das Diversifizieren beim Kundenstamm: lieber viele
>> kleinere Kunden als ein paar große. Das hat sich in der Wirtschaftskrise
>> 2009/2010 sehr bezahlt gemacht.
>
> Damit hast du ein Risiko verringert, aber eine Menge anderer Risiken
> ignoriert.

Ich habe nur beschrieben, wie ich eines der Risiken minimiert habe. 
Deswegen ignoriere ich natürlich nicht die anderen? Natürlich gibt es 
die und sie finden Beachtung :-)

> Als "fauler Sack" hat man meistens einen starken Drang zu Effizienz und
> das ist die Grundlage von gutem Zeitmanagement.

Hmmm, das kann sein. Allerdings nutze ich dann die Effizienz dann wohl 
dafür, mehr Zeit zu haben und nicht um noch mehr zu verdienen oder zu 
expandieren. Das ist vermutlich der Unterschied zu anderen Unternehmern.

Ich bin so aber auch zufrieden. Ich und mein Mitarbeiter (der hat 
natürlich dieselben "Privilegien" wie ich) sind ein gutes Team.

> Unsere Zeit kennzeichnet eher, dass die Leute nicht mehr lernen, richtig
> zu leben. Ein wesentlicher Punkt ist Effizienz und Prioritäten setzen.
> Ausnahmslos jeder Mensch, der "keine Zeit" hat, hat einfach ein Problem
> mit seinen Prioritäten.
>
> Anders wäre es nicht zu erklären, dass es Menschen gibt, die trotz 60+
> Stundenwoche und Familie noch die Zeit finden, für einen Marathon zu
> trainieren. Von der Sorte kenne ich einige. Genauso kenne ich aber
> Leute, die trotz 35h-Woche, ohne Familie und wenigen Hobbys ständig
> gestresst sind und nie "Zeit haben".

Allerdings nimmt die Zahl derer, die nie Zeit haben, in den letzten 
Jahren mMn stark zu. Am reinen Zeitmanagement scheint es also eher nicht 
zu liegen. Die Belastung der Leute wird offenbar einfach höher.

Natürlich kann ich immer nur für meinen Bekanntenkreis sprechen (in dem 
zugegebenermaßen überdurchschnittlich viele durchaus deutlich 
erfolgreichere Unternehmer als ich sind), aber ich finde das schon sehr 
auffällig.

Hast Du da andere Eindrücke?

Ich halte das für keine gesunde Entwicklung. Langfristig macht das 
Menschen offenbar auch krank.

Ah ... ich hab bisher vergessen zu fragen: was macht Du eigentlich? :-)

@klausi:
Damit kein falsches Bild entsteht: von viel Geld war zumindest bei mir 
nie die Rede. Ich verzichte ganz bewusst darauf, viel Geld zu verdienen, 
weil mir Lebenszeit mit Freunden/meiner Familie wichtiger ist. Und es 
dauert üblicherweise eben auch einige Jahre, bis ein Unternehmen fest im 
Sattel sitzt. Hier waren es etwa zehn Jahre. Erst in den letzten Jahren 
habe ich im Prinzip mein Ziel erreicht: genug Einkommen ohne Stress und 
nur noch das machen, was einem Freude bereitet.

Ich habe nicht geschrieben, dass das einfach war - und das war es auch 
nicht.

Vergiss aber den Uni-Job. Habe ich auch mal für zwei Jahre gemacht, aber 
die Hälfte der Zeit geht es darum, Gelder zu organisieren (die man 
anderen dort wegnimmt) und zwischen den Fachabteilungen gab es ein übles 
Hauen und Stechen. Das ist zwar schon etwas her, aber was ich so von 
meinem Töchterchen höre, hat sich da wenig geändert: Doktoranden werden 
verheizt, nur Zeitverträge, bescheidenes Gehalt.

Dann wirklich lieber Selbstständigkeit oder Verbeamtung :-)

von Ingenieur (Gast)


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Andreas S. schrieb:
>> Als Einzelkämpfer - ok. Sobald man Mitarbeiter hat, muss man aber damit
>> rechnen, dass die nicht für den Job und die Firma leben. So viele kleine
>> Betriebe haben deshalb ein mieses Betriebsklima.
>
> Ich bin kein Einzelkämpfer, sondern beschäftige Vollzeitmitarbeiter.

Oje, da gibst du aber ein Bild ab hier im Forum, welches jeden 
potentiellen Bewerber bei deinem Ingenieurbüro verschrecken wird. Wenn 
Chefs solche Dinge einfordern, läuft das normalerweise auf folgende 
No-Gos hinaus: viele unbezahlte Überstunden, keine reguläre 35h-Woche, 
Fortbildung nur in der Freizeit (nicht bezahlt), meist noch gekrönt von 
mieser Bezahlung.

Das kenne ich alles bereits von kleineren, inhabergeführten Klitschen, 
mit mir nicht mehr. Ich arbeite nur noch bei den großen Firmen mit 
Tarifbindung und vernünftigem Betriebsrat, da steht man wesentlich 
besser da - das ist im Vergleich wie Sweatshop vs. Aufsichtsrat.

von Claymore (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Das stimmt zwar, aber ich meine genau den Typ von Leuten,

Ich meine eben andere Leute.

Andreas S. schrieb:
> Solche Leute machen aber eher keinen Dienst nach Vorschrift.

Doch, wieso nicht?

Andreas S. schrieb:
> Solche Mitarbeiter gehen aber nicht einfach während eines Gespräches,
> sondern weisen vorher auf anstehende (private) Termine hin.

Wenn sie einen Wert auf Trennung von Beruf und Privatleben legen, kann 
das durchaus sein. Und es muss ja auch nicht sein, dass sie genau an 
diesem Tag einen Termin haben, sondern grundsätzlich Wert auf pünktlich 
Feierabend legen. Wenn man das nicht tut, wird (gerade von Leuten mit 
deinen Ansichten) immer mehr und länger gefordert. Von daher macht es 
durchaus Sinn, konsequent zu bleiben.

Chris D. schrieb:
> Dann jammern die Leute hier aber sehr intensiv. Das geht von Burnout
> (inkl. Kur) über Schwindelanfälle, stressbedingten Tinnitus und allen
> Vorstufen dazu (sehr oft krank).

Das ist aber nicht die Regel. Und wie gesagt: Die Leute lernen nicht 
mehr, richtig zu leben. Burnout ist ein Symptom dieses Problems.

Chris D. schrieb:
> Das Positive, dass ich daraus gelernt habe, war: gegen den Strom zu
> schwimmen kann sich auszahlen.

Gegen den Strom schwimmen kann man auch mit Know-How und Erfahrung.

Chris D. schrieb:
> Du hattest das Glück, in dem Bereich zu arbeiten, in dem Du Dich später
> selbstständig machen wolltest und schon Kunden mitnehmen zu können. Das
> hatte ich nicht, weil ich fachfremd gearbeitet habe.

Nein, das hatte ich nicht! Meine Arbeit und mein Unternehmen hatten gar 
nichts miteinander zu tun. Ich habe auch keinen einzigen Kunden 
mitgenommen. Ich war aber kein Einzelkämpfer! Ich merke aber dass du 
nicht verstehst, was das bedeutet.

Chris D. schrieb:
> Mir geht es ebenso um Riskominimierung. Und da habe ich lieber etwas
> Handfestes hier in meinen Hallen lagern als Aktien. Denn das
> verschwindet im Extremfall nicht einfach und ich habe es selbst in der
> Hand :-) Das Wichtigste Kapital sind aber immer noch gute Mitarbeiter.

Ja, ich merke, dass du von solchen Dingen keine Ahnung hast und voll auf 
extremes Risiko fährst, ohne es zu merken. Ist aber nicht mein Problem. 
Ich wünsche dir trotzdem weiterhin so viel Glück, dass du mit diesem 
Extremrisiko kein Schiffbruch erleidest.

Chris D. schrieb:
> Allerdings nimmt die Zahl derer, die nie Zeit haben, in den letzten
> Jahren mMn stark zu. Am reinen Zeitmanagement scheint es also eher nicht
> zu liegen. Die Belastung der Leute wird offenbar einfach höher.

Nein, der Umgang mit Belastung wird schlechter.

Chris D. schrieb:
> Ich halte das für keine gesunde Entwicklung. Langfristig macht das
> Menschen offenbar auch krank.

Da musst du dich mal etwas mit Psychologie beschäftigen, dann werden dir 
die Zusammenhänge klar. Kurz gesagt: Die Leute werden nicht wegen ihrer 
Umgebung krank.

Ingenieur schrieb:
> Wenn
> Chefs solche Dinge einfordern, läuft das normalerweise auf folgende
> No-Gos hinaus: viele unbezahlte Überstunden, keine reguläre 35h-Woche,
> Fortbildung nur in der Freizeit (nicht bezahlt), meist noch gekrönt von
> mieser Bezahlung.

Genau den Eindruck habe ich auch.

Ingenieur schrieb:
> Das kenne ich alles bereits von kleineren, inhabergeführten Klitschen,
> mit mir nicht mehr.

Wir leiden auch immer unter den durchaus berechtigten Vorurteilen 
gegenüber "Klitschen". Wir müssen schon sehr viel Überzeugungsarbeit 
leisten, damit die Leute glauben, dass wir uns bezüglich der 
Arbeitsbedingungen eher an Konzerne und weniger an Kleinklitschen 
annähern. Wir bezahlen an IG-Metall angelehnt (d.h. vor allem 
automatische Lohnerhöhung), echte 35..38h-Woche, Gleitzeit, Stechuhr, 30 
Tage Urlaub, bezahlte Überstunden. Das ist meinem Empfinden nach schon 
sehr außergewöhnlich für Unternehmen < 100 (oder sogar 1000?) 
Mitarbeiter.

von Mark B. (markbrandis)


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Claymore schrieb:
> Wir leiden auch immer unter den durchaus berechtigten Vorurteilen
> gegenüber "Klitschen". Wir müssen schon sehr viel Überzeugungsarbeit
> leisten, damit die Leute glauben, dass wir uns bezüglich der
> Arbeitsbedingungen eher an Konzerne und weniger an Kleinklitschen
> annähern. Wir bezahlen an IG-Metall angelehnt (d.h. vor allem
> automatische Lohnerhöhung), echte 35..38h-Woche, Gleitzeit, Stechuhr, 30
> Tage Urlaub, bezahlte Überstunden. Das ist meinem Empfinden nach schon
> sehr außergewöhnlich für Unternehmen < 100 (oder sogar 1000?)
> Mitarbeiter.

Wo kann man sich bewerben?

von Claymore (Gast)


Lesenswert?

Mark B. schrieb:
> Wo kann man sich bewerben?

Da muss ich dich leider enttäuschen, ich stelle keine Stamm-Mitglieder 
dieses Forums ein.

von Mark B. (markbrandis)


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Claymore schrieb:
> Mark B. schrieb:
>> Wo kann man sich bewerben?
>
> Da muss ich dich leider enttäuschen, ich stelle keine Stamm-Mitglieder
> dieses Forums ein.

Warum nicht? Es gibt hier durchaus den einen oder anderen fähigen 
Ingenieur.

So jemanden wie zum Beispiel einen Yalu X. oder einen Jürgen S. würde 
man doch zumindest mal zum Vorstellungsgespräch einladen. Ablehnen kann 
man dann immer noch. Aber nicht mal näher anschauen? Das ergibt keinen 
Sinn.

: Bearbeitet durch User
von Claymore (Gast)


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Mark B. schrieb:
> Warum nicht? Es gibt hier durchaus den einen oder anderen fähigen
> Ingenieur.

Wo denn? Hier gibt es nur Jammerer.

Davon abgesehen brauchen wir keine Ingenieure.

Mark B. schrieb:
> So jemanden wie zum Beispiel einen Yalu X. oder einen Jürgen S. würde
> man doch zumindest mal zum Vorstellungsgespräch einladen.

Die hab ich hier in dem Forum noch nie gesehen.

von D. I. (Gast)


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Claymore schrieb:
> Mark B. schrieb:
>> So jemanden wie zum Beispiel einen Yalu X. oder einen Jürgen S. würde
>> man doch zumindest mal zum Vorstellungsgespräch einladen.
>
> Die hab ich hier in dem Forum noch nie gesehen.

Wenn man nur im A&B Forum unterwegs ist, kriegt man die nicht zu 
Gesicht. Aber ansonsten zwei fähige Typen von denen ich erwarten würde, 
dass sie ordentlich in Lohn&Brot stehen.

von Mark B. (markbrandis)


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Claymore schrieb:
> Mark B. schrieb:
>> Warum nicht? Es gibt hier durchaus den einen oder anderen fähigen
>> Ingenieur.
>
> Wo denn? Hier gibt es nur Jammerer.
>
> Davon abgesehen brauchen wir keine Ingenieure.

Ein Buchtipp für Dich:
Robert I. Sutton - Stellen Sie Leute ein, die Sie eigentlich nicht 
brauchen: 11 1/2 Regeln für kreative Manager

Lesen, verstehen, besser handeln.

> Mark B. schrieb:
>> So jemanden wie zum Beispiel einen Yalu X. oder einen Jürgen S. würde
>> man doch zumindest mal zum Vorstellungsgespräch einladen.
>
> Die hab ich hier in dem Forum noch nie gesehen.

Dann drück Dich halt verständlich aus. Nicht umsonst gibt es die Wörter 
"Subforum" oder "Unterforum".

von Claymore (Gast)


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Mark B. schrieb:
> Ein Buchtipp für Dich:
> Robert I. Sutton - Stellen Sie Leute ein, die Sie eigentlich nicht
> brauchen: 11 1/2 Regeln für kreative Manager
>
> Lesen, verstehen, besser handeln.

Ach ja, diese überhebliche Art liebe ich so sehr. Ein kleiner 
Angestellter, der glaubt, ein Unternehmen besser führen zu können als 
jemand, der genau das tut. Und das obwohl derjenige überhaupt keinen 
Plan hat, was das überhaupt für ein Unternehmen ist.

Da wird gern einmal ignoriert, wie absolut hirnverbrannt es ist, einen 
Ingenieur für einen Job einzustellen, den ein Elektroniker viel besser 
beherrscht. Und dabei viel billiger ist.

Mark B. schrieb:
> Dann drück Dich halt verständlich aus. Nicht umsonst gibt es die Wörter
> "Subforum" oder "Unterforum".

Oh, da lassen jetzt deine hellseherischen Fähigkeiten nach?

von Mark B. (markbrandis)


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Claymore schrieb:
> Mark B. schrieb:
>> Ein Buchtipp für Dich:
>> Robert I. Sutton - Stellen Sie Leute ein, die Sie eigentlich nicht
>> brauchen: 11 1/2 Regeln für kreative Manager
>>
>> Lesen, verstehen, besser handeln.
>
> Ach ja, diese überhebliche Art liebe ich so sehr. Ein kleiner
> Angestellter, der glaubt, ein Unternehmen besser führen zu können als
> jemand, der genau das tut.

Eine grundlegende Fehlannahme:
Nicht jeder, der ein Unternehmen lenkt, kann das tatsächlich auch. Und 
selbst wenn: Man kann über gute Literatur immer noch was dazulernen. Das 
ist in der BWL nicht anders als im Ingenieurwesen.

Beweise für diese Aussage ("nicht jeder der führt kann führen") gibt es 
jedes Jahr weltweit tausendfach aufs Neue. In großen Konzernen wie auch 
in kleinen Firmen.

: Bearbeitet durch User
von Claymore (Gast)


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Mark B. schrieb:
> Eine grundlegende Fehlannahme:
> Nicht jeder, der ein Unternehmen lenkt, kann das tatsächlich auch. Und
> selbst wenn: Man kann über gute Literatur immer noch was dazulernen. Das
> ist in der BWL nicht anders als im Ingenieurwesen.

Das typische Geschwafel eines Theoretikers ohne Plan, der glaubt aus 
Büchern zu lernen, wie die Welt funktioniert. Und dann den Leuten, die 
die Praxis tagtäglich anwenden, anhand bruchstückhafter Informationen 
erzählen zu wollen, was sie alles falsch machen.

So wie Sheldon Cooper aus "The Big Bang Theory", der glaubt, mit Hilfe 
des Internets schwimmen gelernt zu haben.

von Mark B. (markbrandis)


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Claymore schrieb:
> Das typische Geschwafel eines Theoretikers ohne Plan, der glaubt aus
> Büchern zu lernen, wie die Welt funktioniert.

Die typische Ignoranz einer Führungskraft, die glaubt sie müsse nichts 
mehr dazulernen.

von Claymore (Gast)


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Mark B. schrieb:
> Die typische Ignoranz einer Führungskraft, die glaubt sie müsse nichts
> mehr dazulernen.

Ich lerne jeden Tag dazu. Nur lasse ich mir nichts von einem 
ahnungslosen, arroganten Theoretiker erzählen. Da frage ich lieber meine 
Mitarbeiter. Wenn es nach denen geht, müsste ich jedenfalls nichts dazu 
lernen.

von Klaus R. (klaus2)


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Juuuungs, kommt mal wieder runter. Ist ja schlimm.

Klaus.

von Mark B. (markbrandis)


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Claymore schrieb:
> Ich lerne jeden Tag dazu. Nur lasse ich mir nichts von einem
> ahnungslosen, arroganten Theoretiker erzählen.

So langsam verstehe ich warum Du hier so vielen auf den Sack gehst. 
Meistens schreibst Du ja relativ vernünftige Dinge - der Meinung war ich 
eigentlich die meiste Zeit. Aber gerade zeigst Du sehr eindrucksvoll 
Deine hässliche Seite.

> Da frage ich lieber meine Mitarbeiter. Wenn es nach denen geht, müsste ich
> jedenfalls nichts dazu lernen.

Und Du nennst andere arrogant? Schau mal in den Spiegel.

: Bearbeitet durch User
von Niine (Gast)


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Chris D. schrieb:
> So, jetzt kennst Du einige Vorteil und Nachteile der Selbstständigkeit
> ;-)

Hallo zusammen,
Wahnsinn, da schaut man zwei-drei Tage nicht rein und dann gibt es hier 
eine Menge zu lesen.
Vielen Dank für eure Antworten und die Diskussion, jeder einzelne 
Beitrag war sehr interessant und bringt mich weiter.

>Die "richtige Entscheidung" zu treffen ist sehr schwer. Durchaus
>leichter kann sein, eine gute Entscheidung zu treffen und die dann
>nachträglich zur Besten zu machen.
Danke Wolfgang, der Absatz gefällt mir. Und macht es auch irgendwie 
leichter.

@ Chris:
Danke für deine Erfahrungen. Ich finde deine Einstellung und deinen 
Standpunkt sehr gut und vernünftig.
Darf ich dir noch drei Fragen stellen?

1. Es kam nicht so ganz raus: Hast du dich mit einem Produkt 
selbstständig gemacht oder mit einer Dienstleistung?

2. Und heute, Produkt oder Dienstleistung oder beides? Stellst du das 
Produkt großteils selbst her (wg der Werkstatt)?

3. Wer darf beim Tandem vorn sitzen? :-)

Vielen Dank und beste Grüße,
Niine

von Dipl.-Ing. (Gast)


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> Und es brauchte nur einen in der Familie, der das
> Geld bringt. Heute müssen vielfach beide arbeiten, nur um
> überhaupt über
> die Runden zu kommen.

Das kommt aber auch daher weil die Ansprüche gestiegen sind. Heutzutage 
will jeder alle 3 Jahre ein neues Smartphone und eine neue Glotze. 
Früher hat man diese Dinge locker 15-20 Jahre benutzt. Und es muss 
natürlich jedes Jahr ein Fernurlaub sein. Auch will heute jedes 
Familienmitglied mindestens ein Auto.

von Mark B. (markbrandis)


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Dipl.-Ing. schrieb:
> Das kommt aber auch daher weil die Ansprüche gestiegen sind. Heutzutage
> will jeder alle 3 Jahre ein neues Smartphone

Naja von wollen kann nicht immer die Rede sein. Ich hatte ein Smartphone 
mit dem ich recht zufrieden war, bis es zwei Monate nach Ablauf der 
Garantiezeit kaputtgegangen ist. Somit blieb mir nichts anders übrig als 
ein neues zu kaufen.

> und eine neue Glotze.

Ist das so?

> Früher hat man diese Dinge locker 15-20 Jahre benutzt.

Ja, vor allem Smartphones ;-)

> Und es muss natürlich jedes Jahr ein Fernurlaub sein.

Natürlich kann man auch innerhalb von Europa hervorragend Urlaub machen. 
Aber wer Lust hat auf Australien, USA, Brasilien oder Japan - warum denn 
nicht?

"Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen." (Johann 
Wolfgang von Goethe).

> Auch will heute jedes Familienmitglied mindestens ein Auto.

Da ist was dran.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Hallöchen!

Sorry, dass es etwas gedauert hat - im Moment sind wir oft unterwegs :-)

Niine schrieb:
> Vielen Dank für eure Antworten und die Diskussion, jeder einzelne
> Beitrag war sehr interessant und bringt mich weiter.

So soll es auch sein. Aber: ich schreibe nur, wie es bei mir 
funktioniert hat - das muss nicht bei jedem so sein. Such Dir das für 
Dich beste raus - natürlich auch aus den Beiträgen der anderen :-)

> @ Chris:
> Danke für deine Erfahrungen. Ich finde deine Einstellung und deinen
> Standpunkt sehr gut und vernünftig.
> Darf ich dir noch drei Fragen stellen?
>
> 1. Es kam nicht so ganz raus: Hast du dich mit einem Produkt
> selbstständig gemacht oder mit einer Dienstleistung?

Mit beidem. Ich hatte schon im Studium nebenher etwas entwickelt und bin 
dann damit hausieren gegangen. Gleichzeitig habe ich aber 
Dienstleistungen angeboten, weil ich alleine von dem Produktverkauf noch 
nicht leben bzw. mir mehr aufbauen konnte.

Mein Plan war allerdings damals schon, die Dienstleistung nach und nach 
zugunsten eigener Produkte zurückzufahren und dann ganz aufgeben zu 
können - eben, um nicht am Tropf anderer hängen zu müssen.

Aber das dauert natürlich seine Zeit, wenn man sich nebenher 
Rücklagen/Altersvorsorge, Lagerkapazitäten, einen Maschinenpark usw. 
aufbauen muss.

Vor ein paar Jahren war es dann soweit. Jetzt nehmen wir nur noch dann 
Aufträge an, wenn sie uns wirklich interessieren und sie uns vor allem 
fachlich weiterbringen - und: natürlich ohne zeitliche Begrenzung. Da 
fällt dann schonmal viel weg, weil die Sachen oft vorgestern fertig sein 
sollen.
Da sagt man dann eben "Nein, Danke!" :-)

> 2. Und heute, Produkt oder Dienstleistung oder beides? Stellst du das
> Produkt großteils selbst her (wg der Werkstatt)?

Die Antwort gibt es oben: nur noch eigene Produkte (und eben die obigen 
Ausnahmen, die aber wirkich sehr selten geworden sind). Diese stellen 
wir zu fast 100% selbst her (bis auf die Platinenrohlinge usw.). Das war 
mir auch von Anfang an wichtig: das Knowhow bleibt komplett bei uns. So 
können wir immer die Qualität liefern, die wir versprechen.

> 3. Wer darf beim Tandem vorn sitzen? :-)

Ok, etwas Offtopic:

Ich. Meine Frau traut sich nicht wirklich zu, uns zu lenken (wobei sich 
das Tandem für mich als Kapitän eigentlich fast wie ein normales 
Einzelrad anfühlt). Allerdings ist es auch so, dass sie hinten vom 
Rücken/Nackenbereich her viel entspannter fährt als früher alleine. Ist 
auch logisch, denn Sie muss den Lenker ja nur noch zum Bremsen wirklich 
festhalten, ansonsten reicht bspw. lockeres Auflegen der Handballen 
(oder sie nimmt sie ganz weg). Sie hatte schon immer ziemliche 
Rückenschmerzen, aber seit sie Tandem fährt, sind die während der 
"Saison" einfach weg/verschwunden (wobei wir dann auch fast jeden Tag 
fahren). Offenbar liegt das an der vollkommen entspannten Sitzposition 
des Heizers. War eine tolle Erfahrung für uns :-)
Aber davon abgesehen kann ich Dir und Diener Frau/Freundin das auch nur 
empfehlen. Es macht unheimlich Spaß, man kann sich problemlos und ohne 
Geschrei unterhalten, der Heizer sieht viel mehr von der Landschaft (was 
den fehlenden direkten Blick nach vorn der Meinung meiner Frau nach mehr 
als aufwiegt) und man ist natürlich viel schneller als ein 
Einzelfahrer.
Es war für uns von Anfang an kein großes Problem, selbst mit einem gut 
trainierten Hobbyradfahrer (und die gibt's hier in der Eifel reichlich) 
mitzuhalten. Im letzten Jahr haben uns bei gefahrenen 4000km ganze 
fünf(!) Radfahrer überholt, davon zwei Tandems :-) Und wir haben ein 
älteres Trekkingtandem mit Stahlrahmen, allerdings mit 
21-Gang-Kettenschaltung - die man hier in der Gegend auch benötigt. 
Bergauf sind wir etwas langsamer (Wiegetritt wollen wir immer mal 
versuchen, aber das ist noch nicht wirklich koordiniert).
Bergab sind wir dann "ein wenig" schneller ;-) Ich habe mal ein echtes 
Renntandem (Carbon etc.) mit zwei Profis fahren sehen. Der Hammer - die 
fahren problemlos 80km/h - konstant über 30 Minuten.
Und das Schöne ist: wir kommen immer zusammen an. Jeder gibt, was er 
kann und das ergibt dann unsere Reisegeschwindigkeit. Wenn ich möchte, 
kann ich mich voll verausgaben und ich muss trotzdem nicht auf meine 
Frau warten bzw. sie hinterherhecheln. Man sieht oft genug 
Einzelfahrerpaare, bei denen er vorne ein entsprechendes Gesicht macht, 
weil sie ihm zu langsam ist und sie hinten ein ebensolches, weil sie 
permanent überfordert wird ;-)

Dieses Jahr fahren wir zum ersten Mal mit den SPS-Klickpedalen - wir 
sind schon sehr gespannt. Das Tandem passt übrigens genau in meinen 
Firmenkastenwagen, und mit meiner gebauten Halterung sind wir damit auch 
für den Urlaub mobil.

Ich hätte nie gedacht, dass mir/uns das so einen Spaß machen würde - 
das ist ein echtes gemeinsames Hobby von uns beiden geworden. Ach ja: 
kommunikativ ist es auch noch, denn man wird natürlich als "Exot" sehr 
oft von Interessierten angesprochen.

Und es muss auch dann nicht direkt ein neues Tandem sein (das gerne im 
oberen vier- bis fünfstelligen Eurobereich liegt). Wir sind sehr 
glücklich mit unserem älteren Stahltandem (da kann ich zur Not auch 
hartlöten ;-), das wir für 350€ bei ebay_Kleinanzeigen erstanden haben. 
Klar, neue Ritzel, Lenker, Sättel etc. aber insgesamt vielleicht 800€. 
Wir wussten ja auch nicht, ob uns das auch wirklich langfristig Spaß 
macht, nachdem  wir eigentlich nur bei Freunden ein zusammengebratenes 
Teil mit einem Gang und Alibibremsen für zwei Tage fahren "mussten".

Also, kurz gesagt: wenn Du/Ihr die Möglichkeit hast, dann probiert das 
auf jeden Fall mal für ein/zwei Tage aus. Es gibt eigentlich überall im 
Fahrradverleih auch Tandems (am Bodensee haben wir bspw. viele Verleiher 
mit Tandems gesehen). Aber Vorsicht: Suchtgefahr!!!

: Bearbeitet durch Moderator
von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Claymore schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Du hattest das Glück, in dem Bereich zu arbeiten, in dem Du Dich später
>> selbstständig machen wolltest und schon Kunden mitnehmen zu können. Das
>> hatte ich nicht, weil ich fachfremd gearbeitet habe.
>
> Nein, das hatte ich nicht! Meine Arbeit und mein Unternehmen hatten gar
> nichts miteinander zu tun. Ich habe auch keinen einzigen Kunden
> mitgenommen. Ich war aber kein Einzelkämpfer! Ich merke aber dass du
> nicht verstehst, was das bedeutet.

Und dann hattest Du direkt Deinen Kundenstamm? Nicht schlecht.

Mein Kundenstamm war nicht von Anfang an da. Wie ich schon schrieb: da 
hatte ich nicht so viel Glück.

> Chris D. schrieb:
>> Mir geht es ebenso um Riskominimierung. Und da habe ich lieber etwas
>> Handfestes hier in meinen Hallen lagern als Aktien. Denn das
>> verschwindet im Extremfall nicht einfach und ich habe es selbst in der
>> Hand :-) Das Wichtigste Kapital sind aber immer noch gute Mitarbeiter.
>
> Ja, ich merke, dass du von solchen Dingen keine Ahnung hast und voll auf
> extremes Risiko fährst, ohne es zu merken. Ist aber nicht mein Problem.
> Ich wünsche dir trotzdem weiterhin so viel Glück, dass du mit diesem
> Extremrisiko kein Schiffbruch erleidest.

Es ist immer einfach, anderen Ahnungslosigkeit zu unterstellen, die 
"solche Dinge" anders machen als man selbst. Du kennst weder meinen 
jetzigen finanziellen Hintergrund noch die genauere Art und Weise meiner 
Absicherungen, sprichst aber von "extremem Risiko", nur weil ich keine 
Aktien halte. Ich diversifiziere und investiere einfach nur auf andere 
Art und Weise als die meisten - weil ich damit persönlich besser fahre 
(und risikoärmer).

> Wir bezahlen an IG-Metall angelehnt (d.h. vor allem
> automatische Lohnerhöhung), echte 35..38h-Woche, Gleitzeit, Stechuhr, 30
> Tage Urlaub, bezahlte Überstunden. Das ist meinem Empfinden nach schon
> sehr außergewöhnlich für Unternehmen < 100 (oder sogar 1000?)
> Mitarbeiter.

Es kommt vermutlich auf die genaue Branche (wo ist Dein Unternehmen 
tätig?) an. So außergewöhnlich finde ich das jetzt nicht. Das ist 
zumindest bei den Unternehmern hier, die ich kenne, eher der Normalfall. 
Und die liegen alle deutlich unter 100 MA.

: Bearbeitet durch Moderator
von Claymore (Gast)


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Chris D. schrieb:
> Und dann hattest Du direkt Deinen Kundenstamm? Nicht schlecht.
>
> Mein Kundenstamm war nicht von Anfang an da. Wie ich schon schrieb: da
> hatte ich nicht so viel Glück.

Und ich sage noch einmal: Das war kein Glück. Ich habe meine vorhandenen 
Beziehungen genutzt, und da war eben ein Partner dabei, der schon lange 
im Geschäft war.

Chris D. schrieb:
> Es ist immer einfach, anderen Ahnungslosigkeit zu unterstellen, die
> "solche Dinge" anders machen als man selbst.

Und es ist sehr schwer, sich Fehler einzugestehen, ganz besonders wenn 
man die Auswirkungen (noch) nicht spürt.

Chris D. schrieb:
> Ich diversifiziere und investiere einfach nur auf andere
> Art und Weise als die meisten - weil ich damit persönlich besser fahre
> (und risikoärmer).

Wie denn? Bisher schreibst du nur davon, dass du dein Geld nur in deine 
Firma investierst und nur ein Eigenheim hast. Dass du BU und Rürup hast 
denke ich mir mal noch dazu. Trotzdem wäre das die risikoreichste 
Variante der Selbsständigkeit, die es überhaupt gibt, weil der echte 
private Vermögensaufbau fehlt.

Chris D. schrieb:
> sprichst aber von "extremem Risiko", nur weil ich keine
> Aktien halte.

Du könntest auch andere Unternehmensbeteiligungen haben oder alternativ 
Immobilien vermieten. Oder deine Frau verdient genug, um dich mit 
ernähren zu können. Wenn du keine weitere Einnahmequelle hast, hast du 
einen "single point of failure".

Deine Ausführungen lassen durchblicken, dass du dich mit 
Misserfolgsszenarien nicht ausreichend beschäftigst. Und genau deshalb 
rede ich von "extremen Risiko".

Chris D. schrieb:
> Es kommt vermutlich auf die genaue Branche (wo ist Dein Unternehmen
> tätig?) an. So außergewöhnlich finde ich das jetzt nicht. Das ist
> zumindest bei den Unternehmern hier, die ich kenne, eher der Normalfall.
> Und die liegen alle deutlich unter 100 MA.

Das ist eben das, was Bewerber uns sagen. Die erzählen immer von 
"Vertrauensarbeitszeit" (sprich unbezahlte Überstunden), 40h+, keine 
automatischen Lohnerhöhungen, eigentlich immer <30 Tage (manchmal sogar 
nur 24 Tage) Urlaub, usw. Mag sein, dass das auch nur Vorurteile sind, 
die es real gar nicht gibt. Aber das spielt keine Rolle, wenn es die 
Bewerber glauben und es ausreichend Jobs in Konzernen in der Gegend 
gibt. Das war für uns einer der Gründe, im Ausland tätig zu werden, da 
gibt es einfach mehr richtig motivierte Leute.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Claymore schrieb:

> Und ich sage noch einmal: Das war kein Glück. Ich habe meine vorhandenen
> Beziehungen genutzt, und da war eben ein Partner dabei, der schon lange
> im Geschäft war.

Ok, dann warst Du nicht alleine im Boot. Dann hattest Du das Glück, dass 
Du Dich im gleichen Bereich selbstständig machen wolltest und jemanden 
mit Kundenstamm hattest :-) Ging bei mir halt nicht, weil es das Produkt 
so noch nicht gab.

> Chris D. schrieb:
>> Es ist immer einfach, anderen Ahnungslosigkeit zu unterstellen, die
>> "solche Dinge" anders machen als man selbst.
>
> Und es ist sehr schwer, sich Fehler einzugestehen, ganz besonders wenn
> man die Auswirkungen (noch) nicht spürt.

Richtig - aber ob es überhaupt Fehler sind, zeigt sich erst im Ergebnis. 
Das liegt bei uns beiden noch nicht vor. Hoffen wir mal, dass wir beide 
richtig liegen.

> Chris D. schrieb:
>> Ich diversifiziere und investiere einfach nur auf andere
>> Art und Weise als die meisten - weil ich damit persönlich besser fahre
>> (und risikoärmer).
>
> Wie denn? Bisher schreibst du nur davon, dass du dein Geld nur in deine
> Firma investierst und nur ein Eigenheim hast.

Ich sprach darüberhinaus von Rohstoffen, von Material. Und ich liste 
hier auch nicht alles auf, was ich diesbezüglich unternehme.

> Dass du BU und Rürup hast
> denke ich mir mal noch dazu. Trotzdem wäre das die risikoreichste
> Variante der Selbsständigkeit, die es überhaupt gibt, weil der echte
> private Vermögensaufbau fehlt.

Nun, ich habe mittlerweile ein eigenes Haus, die eigene Halle, dazu hohe 
Rücklagen und auch der Maschinenpark besitzt einen Wert.

Davon abgesehen ist das ja nur eine Momentaufnahme. Ich bin jetzt 44 und 
habe nicht vor, in nächster Zeit aufzuhören. Ich mache schließlich jetzt 
endlich genau (und nur noch) das, was mir Freude macht.

> Chris D. schrieb:
>> sprichst aber von "extremem Risiko", nur weil ich keine
>> Aktien halte.
>
> Du könntest auch andere Unternehmensbeteiligungen haben oder alternativ
> Immobilien vermieten. Oder deine Frau verdient genug, um dich mit
> ernähren zu können. Wenn du keine weitere Einnahmequelle hast, hast du
> einen "single point of failure".

Wie gesagt - ich diversifiziere nicht weniger, nur anders. Dass da 
eventuell noch eine Immobilie hinzukommt, halte ich für nicht 
unwahrscheinlich. Unternehmesbeteiligungen sind schwieriger, weil man da 
sein Geld in die Hände anderer gibt.

Die beste und wichtigste Versicherung ist allerdings immer noch die 
eigene Familie. Meine Frau hat mich als "arme Sau" (ok, ganz so war es 
nicht - aber relativ gesehen ;-) kennengelernt und war immer mein 
größter Rückhalt. Umso schöner ist es, dass wir durch die 
Selbstständigkeit nun die Möglichkeit haben, sehr viel Zeit miteinander 
verbringen zu dürfen.
Davon abgesehen hat sie bisher auch gut verdient und ihre Rente würde 
sogar für uns beide reichen (haben wir uns letztes Jahr mal ausrechnen 
lassen).

> Deine Ausführungen lassen durchblicken, dass du dich mit
> Misserfolgsszenarien nicht ausreichend beschäftigst. Und genau deshalb
> rede ich von "extremen Risiko".

Dann hast Du aber einen falschen Eindruck gewonnen. Ich bin mittlerweile 
sehr gut abgesichert - nur eben nicht durch Aktien.

> Das war für uns einer der Gründe, im Ausland tätig zu werden, da
> gibt es einfach mehr richtig motivierte Leute.

Ok, dann ist das aber schon etwas größer, oder seid Ihr ausschließlich 
im Ausland vertreten?

Ich hab hier nur einen, allerdings sehr motivierten Mitarbeiter. Das 
Unternehmen war klein, ist klein und soll auch klein bleiben. Nur so 
kann ich das Leben, das ich führen möchte, auch leben.

von Mark B. (markbrandis)


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Claymore schrieb:
> Das war für uns einer der Gründe, im Ausland tätig zu werden, da
> gibt es einfach mehr richtig motivierte Leute.

Diese Aussage ist so pauschal natürlich Quatsch. Deutschland hat 
weltweit einen Ruf als Land der Effizienz, des "hier wird der Job 
gründlich gemacht". So ein Ruf kommt nicht von allein.

von Claymore (Gast)


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Chris D. schrieb:
> Ok, dann warst Du nicht alleine im Boot. Dann hattest Du das Glück, dass
> Du Dich im gleichen Bereich selbstständig machen wolltest und jemanden
> mit Kundenstamm hattest :-) Ging bei mir halt nicht, weil es das Produkt
> so noch nicht gab.

Ah, nach 10 Posts ist es wohl endlich angekommen, dass ich kein 
Einzelkämpfer bin. So unvorstellbar ist es für dich also. Der 
Unterschied bei mir ist außerdem, dass ich mich nicht zwanghaft in einem 
Bereich selbstständig machen wollte.

Chris D. schrieb:
> Richtig - aber ob es überhaupt Fehler sind, zeigt sich erst im Ergebnis.
> Das liegt bei uns beiden noch nicht vor. Hoffen wir mal, dass wir beide
> richtig liegen.

Das ist eine ziemlich engstirnige Sichtweise. Ich würde es damit 
vergleichen, dass jemand mit 100 Sachen bei 50m Sicht fährt und sagt: 
Solange ich keinen Unfall baue, mache ich keinen Fehler.

Chris D. schrieb:
> Ich sprach darüberhinaus von Rohstoffen, von Material. Und ich liste
> hier auch nicht alles auf, was ich diesbezüglich unternehme.

Die Rohstoffe sind aber Firmenvermögen, oder etwa nicht? Das hat nichts 
mit privater Absicherung zu tun.

Chris D. schrieb:
> Nun, ich habe mittlerweile ein eigenes Haus, die eigene Halle, dazu hohe
> Rücklagen und auch der Maschinenpark besitzt einen Wert.

Ok, also bestätigst du damit die nicht vorhandene Diversifikation.

Chris D. schrieb:
> Davon abgesehen ist das ja nur eine Momentaufnahme. Ich bin jetzt 44 und
> habe nicht vor, in nächster Zeit aufzuhören.

Natürlich hast du es nicht vor. Wenn du es planen könntest, wäre es kein 
Risiko.

Chris D. schrieb:
> Wie gesagt - ich diversifiziere nicht weniger, nur anders. Dass da
> eventuell noch eine Immobilie hinzukommt, halte ich für nicht
> unwahrscheinlich. Unternehmesbeteiligungen sind schwieriger, weil man da
> sein Geld in die Hände anderer gibt.

Das was du beschreibst hat nichts mit Diversifikation zu tun. Und nein, 
es ist überhaupt nicht schwer, Geld in die Hände anderer zu geben. Es 
sei denn man ist ein Kontrollfreak - und das trifft wohl auf dich zu. 
Und das ist wieder ein großes Risiko.

Chris D. schrieb:
> Die beste und wichtigste Versicherung ist allerdings immer noch die
> eigene Familie. Meine Frau hat mich als "arme Sau" (ok, ganz so war es
> nicht - aber relativ gesehen ;-) kennengelernt und war immer mein
> größter Rückhalt. Umso schöner ist es, dass wir durch die
> Selbstständigkeit nun die Möglichkeit haben, sehr viel Zeit miteinander
> verbringen zu dürfen.

Das kann ich mit meiner Methode auch sehr gut. Ich muss nämlich gar 
nicht mehr arbeiten und kann das tun und lassen was ich will.

Trotzdem ist es so, dass Freizeit keine Familie ernähren kann. Somit ist 
das Gequatsche von "Versicherung" nur Schönreden.

Chris D. schrieb:
> Davon abgesehen hat sie bisher auch gut verdient und ihre Rente würde
> sogar für uns beide reichen (haben wir uns letztes Jahr mal ausrechnen
> lassen).

Das dann schon eher.

Chris D. schrieb:
> Dann hast Du aber einen falschen Eindruck gewonnen. Ich bin mittlerweile
> sehr gut abgesichert - nur eben nicht durch Aktien.

Durch was denn? Bisher hast du mit keinem einzigen Wort eine echte 
Absicherung erwähnt (Nein: Ein Maschinenpark oder Rohstoffe deines 
Unternehmens ist keine Absicherung!).

Chris D. schrieb:
> Ok, dann ist das aber schon etwas größer, oder seid Ihr ausschließlich
> im Ausland vertreten?

50 Leute etwa.

Chris D. schrieb:
> Ich hab hier nur einen, allerdings sehr motivierten Mitarbeiter. Das
> Unternehmen war klein, ist klein und soll auch klein bleiben. Nur so
> kann ich das Leben, das ich führen möchte, auch leben.

Das ist völlig legitim, aber auch ein extrem hohes Risiko.

Mark B. schrieb:
> Diese Aussage ist so pauschal natürlich Quatsch. Deutschland hat
> weltweit einen Ruf als Land der Effizienz, des "hier wird der Job
> gründlich gemacht". So ein Ruf kommt nicht von allein.

Deutschland hat bei mir zumindest den Ruf als Land der Jammerer. Die 
Aussage war außerdem gar nicht pauschal, sondern auf unseren Fall 
bezogen.

Die guten, effizienten Leute bekommst du nicht so einfach auf dem 
Arbeitsmarkt. Die haben einen festen Job in einem größeren Unternehmen 
und werden kaum in einen kleineren Betrieb wechseln. Im Ausland 
funktioniert das besser.

von Mark B. (markbrandis)


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Claymore schrieb:
> Die guten, effizienten Leute bekommst du nicht so einfach auf dem
> Arbeitsmarkt. Die haben einen festen Job

Einverstanden.

> in einem größeren Unternehmen und werden kaum in einen kleineren Betrieb
> wechseln.

Das werden sie genau dann tun, wenn man ihnen etwas bietet, das sie 
haben wollen und von ihrem aktuellen Arbeitgeber nicht oder nicht 
genügend bekommen. Das muss ja nicht immer Geld sein. Viele Menschen 
wünschen sich heute zum Beispiel die Möglichkeit zu Home Office, oder 
die Möglichkeit eines Sabbaticals. Oder Unterstützung bei der 
Kinderbetreuung. Oder Mitbestimmung (innerhalb eines vernünftigen 
Rahmens natürlich) bei den Arbeitstätigkeiten.

Es gibt viele Firmen, die noch nicht verstanden haben, dass es ein 
Wettbewerbsvorteil ist solche Dinge anzubieten. Da ist wahrlich noch 
viel Luft nach oben.

> Im Ausland funktioniert das besser.

Zum Beispiel wo? Italien? Osteuropa?

: Bearbeitet durch User
von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Claymore schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Ok, dann warst Du nicht alleine im Boot. Dann hattest Du das Glück, dass
>> Du Dich im gleichen Bereich selbstständig machen wolltest und jemanden
>> mit Kundenstamm hattest :-) Ging bei mir halt nicht, weil es das Produkt
>> so noch nicht gab.
>
> Ah, nach 10 Posts ist es wohl endlich angekommen, dass ich kein
> Einzelkämpfer bin. So unvorstellbar ist es für dich also. Der
> Unterschied bei mir ist außerdem, dass ich mich nicht zwanghaft in einem
> Bereich selbstständig machen wollte.

Ja, manchmal dauert es eben länger :-)

Ich bin einfach davon ausgegangen, dass sich hier alleinige 
Unternehmensgründer unterhalten. Wenn Du noch andere im Boot hast, dann 
bist Du allerdings auch in einer anderen Situation als ich, schon weil 
Du Dich mit Deinen Unternehmerkollegen absprechen musst - ich eben 
nicht. Ich wollte gerne immer selbst entscheiden, wohin die Reise geht 
und deswegen war das für mich keine Option. Wenn ich morgen bspw. 
beschließe, Hightech-Toiletten zu bauen, weil ich dazu Lust habe (der 
Markt dafür wäre da :-), dann kann ich das einfach tun, ohne andere 
Fragen zu müssen. Die Freiheit, keinen anderen um Erlaubnis fragen zu 
müssen, war es mir wert, dass es länger gedauert hat, den Kundenstamm 
etc. aufzubauen.

Letztendlich muss jeder den für ihn besten Weg finden. Für Dich war es 
vermutlich besser, andere mit ins Boot zu holen bzw. zuzusteigen, was 
unbestreitbare Vorteile hat (Kundenstamm usw.).

Ich habe nur auf mich und meine Stärke gesetzt. Auch das hat Vorteile.

Welche Entscheidung im nachhinein besser war, ist schwer zu entscheiden. 
Immerhin können wir beide sagen: ja, mein Weg hat funktioniert :-) Ob es 
der Optimale war, wird man wohl nie erfahren.

> Chris D. schrieb:
>> Richtig - aber ob es überhaupt Fehler sind, zeigt sich erst im Ergebnis.
>> Das liegt bei uns beiden noch nicht vor. Hoffen wir mal, dass wir beide
>> richtig liegen.
>
> Das ist eine ziemlich engstirnige Sichtweise. Ich würde es damit
> vergleichen, dass jemand mit 100 Sachen bei 50m Sicht fährt und sagt:
> Solange ich keinen Unfall baue, mache ich keinen Fehler.

Wir wissen nur nicht, wer von uns beiden (oder vielleicht wirklich 
beide) das ist ;-) Du weisst nicht, was kommt, ich weiss nicht, was 
kommt. Ob überhaupt einer von uns Fehler gemacht hat, wird erst die 
Zukunft zeigen.

> Chris D. schrieb:
>> Ich sprach darüberhinaus von Rohstoffen, von Material. Und ich liste
>> hier auch nicht alles auf, was ich diesbezüglich unternehme.
>
> Die Rohstoffe sind aber Firmenvermögen, oder etwa nicht? Das hat nichts
> mit privater Absicherung zu tun.

Teils, teils. Davon abgesehen gehört mir das Unternehmen - das gehört 
alles mir (und ist bezahlt ;-)

> Chris D. schrieb:
>> Nun, ich habe mittlerweile ein eigenes Haus, die eigene Halle, dazu hohe
>> Rücklagen und auch der Maschinenpark besitzt einen Wert.
>
> Ok, also bestätigst du damit die nicht vorhandene Diversifikation.

Das ist Deine Meinung - die muss man nicht teilen.

> Chris D. schrieb:
>> Wie gesagt - ich diversifiziere nicht weniger, nur anders. Dass da
>> eventuell noch eine Immobilie hinzukommt, halte ich für nicht
>> unwahrscheinlich. Unternehmesbeteiligungen sind schwieriger, weil man da
>> sein Geld in die Hände anderer gibt.
>
> Das was du beschreibst hat nichts mit Diversifikation zu tun. Und nein,
> es ist überhaupt nicht schwer, Geld in die Hände anderer zu geben. Es
> sei denn man ist ein Kontrollfreak - und das trifft wohl auf dich zu.
> Und das ist wieder ein großes Risiko.

Du denkst darüber halt anders als ich - das ist ok. Aber meine 
finanzielle Zukunft lege ich am liebsten in meine Hände, nicht in die 
Hände anderer.
Der eine nennt es überspitzt Kontrollwahn, ich nenne das Sicherheit.

> Chris D. schrieb:
>> Die beste und wichtigste Versicherung ist allerdings immer noch die
>> eigene Familie. Meine Frau hat mich als "arme Sau" (ok, ganz so war es
>> nicht - aber relativ gesehen ;-) kennengelernt und war immer mein
>> größter Rückhalt. Umso schöner ist es, dass wir durch die
>> Selbstständigkeit nun die Möglichkeit haben, sehr viel Zeit miteinander
>> verbringen zu dürfen.
>
> Das kann ich mit meiner Methode auch sehr gut. Ich muss nämlich gar
> nicht mehr arbeiten und kann das tun und lassen was ich will.

Das ist doch super. Da bin ich (noch) nicht. Aber das wird kommen :-)

Allerdings hatte ich den Luxus der gemeinsamen Zeit mit meiner Frau von 
Anfang an, weil ich hier im Haus arbeiten konnte. Klar, das geht auf den 
Gewinn und bis zum Privatier dauert es länger, aber das ist nicht 
schlimm. (Schnelles) Geld war nie meine Motivation Ich wollte nicht erst 
dann Zeit mit meiner Frau verbringen, sondern sofort. Lebenszeit kann 
man sich nicht kaufen. Deswegen habe ich lieber direkt mit dem Leben 
angefangen.

> Trotzdem ist es so, dass Freizeit keine Familie ernähren kann.

Aber eine Familie kann mich ernähren, wenn es mal schlecht laufen 
sollte. Man steht füreinander ein. Ich weiss, das ist heute kaum noch 
vorstellbar.

> Somit ist
> das Gequatsche von "Versicherung" nur Schönreden.

Du solltest mal etwas an Deinem Ton feilen. Respekt vor den Aussagen 
anderer sollte gerade bei einem erfolgreichen Unternehmer vorhanden sein 
und das darf ich wohl erwarten, gerade wenn es sich um keinen Jungspund 
(dem man das nachsehen kann) mehr handelt.

Übrigens springt ein Partner/eine Familie auch und gerade dann ein, wenn 
das ganze Geld nicht mehr weiterhilft. Eine bessere Sicherheit kann man 
sich nicht vorstellen.

> Chris D. schrieb:
>> Dann hast Du aber einen falschen Eindruck gewonnen. Ich bin mittlerweile
>> sehr gut abgesichert - nur eben nicht durch Aktien.
>
> Durch was denn? Bisher hast du mit keinem einzigen Wort eine echte
> Absicherung erwähnt (Nein: Ein Maschinenpark oder Rohstoffe deines
> Unternehmens ist keine Absicherung!).

Du vergisst die erwähnten Rücklagen. Ebenso wie unser Haus und meine 
Familie/Frau.

Und: doch, selbstverständlich sind Unternehmenswerte eine Absicherung. 
Ich kann das alles sofort zu Geld machen, wenn ich möchte.  Das ist mein 
alleiniges Eigentum, ich muss dafür niemanden fragen.

> Chris D. schrieb:
>> Ok, dann ist das aber schon etwas größer, oder seid Ihr ausschließlich
>> im Ausland vertreten?
>
> 50 Leute etwa.
>
> Chris D. schrieb:
>> Ich hab hier nur einen, allerdings sehr motivierten Mitarbeiter. Das
>> Unternehmen war klein, ist klein und soll auch klein bleiben. Nur so
>> kann ich das Leben, das ich führen möchte, auch leben.
>
> Das ist völlig legitim, aber auch ein extrem hohes Risiko.

Warum sollte ein kleines Unternehmen ein größeres Risiko haben als ein 
großes? Im Gegenteil kann ich so deutlich flexibler und schneller auf 
Marktsituationen reagieren als andere. Ich kann auch sehr gut (natürlich 
mehrere) Marktnischen besetzen (und tue das auch), die sich für größere 
Unternehmen gar nicht lohnen usw. Es ist in meinen Augen eher 
risikoärmer, klein zu sein.

: Bearbeitet durch Moderator
von Claymore (Gast)


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Mark B. schrieb:
> Das werden sie genau dann tun, wenn man ihnen etwas bietet, das sie
> haben wollen und von ihrem aktuellen Arbeitgeber nicht oder nicht
> genügend bekommen.

Wieso sollte ich mehr bieten, nur um deutsche Arbeitnehmer (die sowieso 
nicht meine Favoriten sind) zu bekommen?

Mark B. schrieb:
> Viele Menschen
> wünschen sich heute zum Beispiel die Möglichkeit zu Home Office, oder
> die Möglichkeit eines Sabbaticals. Oder Unterstützung bei der
> Kinderbetreuung. Oder Mitbestimmung (innerhalb eines vernünftigen
> Rahmens natürlich) bei den Arbeitstätigkeiten.

Bis auf die Kinderbetreuung können wir das alles bieten.

Mark B. schrieb:
> Es gibt viele Firmen, die noch nicht verstanden haben, dass es ein
> Wettbewerbsvorteil ist solche Dinge anzubieten.

Mag sein, wir gehören nicht dazu.

Mark B. schrieb:
> Zum Beispiel wo? Italien? Osteuropa?

Osteuropa und Nordamerika.

Chris D. schrieb:
> Ich bin einfach davon ausgegangen, dass sich hier alleinige
> Unternehmensgründer unterhalten.

Auch wenn man fünf Mal etwas anderes sagt? Ich hoffe du hörst deinen 
Kunden besser zu.

Chris D. schrieb:
> Wenn ich morgen bspw.
> beschließe, Hightech-Toiletten zu bauen, weil ich dazu Lust habe (der
> Markt dafür wäre da :-), dann kann ich das einfach tun, ohne andere
> Fragen zu müssen.

Einer unser Mitgründer hat das gemacht, sich aus dem operativen Geschäft 
verabschiedet und ein neues Unternehmen gegründet. Das funktioniert so 
sogar besser, weil man das alte Unternehmen nicht aufgeben muss und 
weiterhin von dessen Gewinne profitiert.

Chris D. schrieb:
> Wir wissen nur nicht, wer von uns beiden (oder vielleicht wirklich
> beide) das ist ;-) Du weisst nicht, was kommt, ich weiss nicht, was
> kommt.

Ich weiß aber, dass ich für alle Eventualitäten besser vorbereitet bin.

Chris D. schrieb:
> Teils, teils. Davon abgesehen gehört mir das Unternehmen - das gehört
> alles mir (und ist bezahlt ;-)

Das ist kein Vorteil.

Chris D. schrieb:
> Das ist Deine Meinung - die muss man nicht teilen.

Nein, das ist eine Tatsache.

Chris D. schrieb:
> Du denkst darüber halt anders als ich - das ist ok. Aber meine
> finanzielle Zukunft lege ich am liebsten in meine Hände, nicht in die
> Hände anderer.
> Der eine nennt es überspitzt Kontrollwahn, ich nenne das Sicherheit.

Mit Sicherheit hat dein Vorgehen gar nichts zu tun. Du wiegst dich nur 
in falscher Sicherheit, weil es im Moment für dich funktioniert.

Dass du dich für besser hältst als Unternehmen, die seit Jahrzehnten 
oder Jahrhunderten erfolgreich am Markt sind, sagt einiges über deinen 
Charakter aus.

Chris D. schrieb:
> Aber eine Familie kann mich ernähren, wenn es mal schlecht laufen
> sollte. Man steht füreinander ein. Ich weiss, das ist heute kaum noch
> vorstellbar.

Nein, das ist für mich ganz normal. Aber es ist eben nicht jedermanns 
Sache, im Zweifelsfall der Familie auf der Tasche liegen zu müssen. Ich 
sichere mich eben lieber so ab, dass das mit größter Sicherheit nicht 
nötig ist.

Chris D. schrieb:
> Übrigens springt ein Partner/eine Familie auch und gerade dann ein, wenn
> das ganze Geld nicht mehr weiterhilft.

Da gibt es ja nichts daran auszusetzen. Aber das heißt nicht, dass man 
auch in vermeidbaren Fällen der Familie auch noch auf der Tasche liegen 
sollte.

Chris D. schrieb:
> Du vergisst die erwähnten Rücklagen. Ebenso wie unser Haus und meine
> Familie/Frau.

Rücklagen in bar sind keine Absicherung. Ein Einfamilienhaus ist es auch 
nicht. Eine reiche Frau ok. Aber ich bin eben nicht der 
"Golddigger"-Typ.

Chris D. schrieb:
> Und: doch, selbstverständlich sind Unternehmenswerte eine Absicherung.

Du kannst das noch so oft wiederholen, es ist keine diversifizierte 
Absicherung.

Chris D. schrieb:
> Ich kann das alles sofort zu Geld machen, wenn ich möchte.  Das ist mein
> alleiniges Eigentum, ich muss dafür niemanden fragen.

Das ist nicht die Definition einer Absicherung.

Chris D. schrieb:
> Warum sollte ein kleines Unternehmen ein größeres Risiko haben als ein
> großes?

Weil einzelne Fehler schneller zum Scheitern führen.

Chris D. schrieb:
> Im Gegenteil kann ich so deutlich flexibler und schneller auf
> Marktsituationen reagieren als andere.

Wieso sollte das so sein?

Chris D. schrieb:
> Ich kann auch sehr gut (natürlich
> mehrere) Marktnischen besetzen (und tue das auch), die sich für größere
> Unternehmen gar nicht lohnen usw.

Als Einzelkämpfer hat man nur begrenzt Zeit und kann damit auch nur 
begrenzt mehrere Dinge gleichzeitig tun. Auch größere Unternehmen können 
sehr schnell reagieren. Und dabei müssen sie gar nicht so schnell 
reagieren.

Chris D. schrieb:
> Es ist in meinen Augen eher
> risikoärmer, klein zu sein.

Wenn man sich nur eine Minute mal mit der Realität befasst hat, weiß man 
das das Unfug ist. Die Statistiken sprechen hier eine ganz deutliche 
Sprache.

Du lebst eben in deiner Traumwelt. Und ich kann sehr gut verstehen, dass 
du da nicht raus willst. Und wie schon erwähnt wünsche ich dir wirklich 
sehr, dass du damit nicht auf die Schnauze fliegst.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Claymore schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Ich bin einfach davon ausgegangen, dass sich hier alleinige
>> Unternehmensgründer unterhalten.
>
> Auch wenn man fünf Mal etwas anderes sagt? Ich hoffe du hörst deinen
> Kunden besser zu.

Bisher sind sie sehr zufrieden.

> Chris D. schrieb:
>> Wir wissen nur nicht, wer von uns beiden (oder vielleicht wirklich
>> beide) das ist ;-) Du weisst nicht, was kommt, ich weiss nicht, was
>> kommt.
>
> Ich weiß aber, dass ich für alle Eventualitäten besser vorbereitet bin.

Das weiss ich auch. Und nun? :-)

> Chris D. schrieb:
>> Teils, teils. Davon abgesehen gehört mir das Unternehmen - das gehört
>> alles mir (und ist bezahlt ;-)
>
> Das ist kein Vorteil.

Klar ist das ein Vorteil - und vor allem eine Sicherheit.

> Chris D. schrieb:
>> Das ist Deine Meinung - die muss man nicht teilen.
>
> Nein, das ist eine Tatsache.

Nein, bisher ist es einfach nur Deine Meinung.

> Chris D. schrieb:
>> Du denkst darüber halt anders als ich - das ist ok. Aber meine
>> finanzielle Zukunft lege ich am liebsten in meine Hände, nicht in die
>> Hände anderer.
>> Der eine nennt es überspitzt Kontrollwahn, ich nenne das Sicherheit.
>
> Mit Sicherheit hat dein Vorgehen gar nichts zu tun. Du wiegst dich nur
> in falscher Sicherheit, weil es im Moment für dich funktioniert.

Sicher nicht mehr, als jemand, der meint, andere würden das schon alles 
richtig machen. Machen sie eben oft genug nicht. Dieses Risiko erspare 
ich mir.

> Dass du dich für besser hältst als Unternehmen, die seit Jahrzehnten
> oder Jahrhunderten erfolgreich am Markt sind, sagt einiges über deinen
> Charakter aus.

Tja, ich habe eben schon viel gelernt. Und eines dieser Dinge ist, dass 
ich
mich nicht hinter anderen verstecken muss - auch nicht in finanziellen 
Dingen.
Da geht eben meine Sicherheit vor.

> Chris D. schrieb:
>> Aber eine Familie kann mich ernähren, wenn es mal schlecht laufen
>> sollte. Man steht füreinander ein. Ich weiss, das ist heute kaum noch
>> vorstellbar.
>
> Nein, das ist für mich ganz normal. Aber es ist eben nicht jedermanns
> Sache, im Zweifelsfall der Familie auf der Tasche liegen zu müssen. Ich
> sichere mich eben lieber so ab, dass das mit größter Sicherheit nicht
> nötig ist.

Genau das mache ich auch. Wobei wir hier nie von "auf der Tasche liegen" 
sprechen würden. Jeder bringt sich so gut ein, wie er kann. Mal mehr, 
mal weniger. Im Moment bringe ich mich eben sehr viel mehr ein und das 
ist ok.

> Chris D. schrieb:
>> Übrigens springt ein Partner/eine Familie auch und gerade dann ein, wenn
>> das ganze Geld nicht mehr weiterhilft.
>
> Da gibt es ja nichts daran auszusetzen. Aber das heißt nicht, dass man
> auch in vermeidbaren Fällen der Familie auch noch auf der Tasche liegen
> sollte.

Das muss man selbst dann nicht. Dann bringt man sich eben anders als 
finanziell ein. Wie gesagt: Geld ist hier nur ein Baustein und längst 
nicht alles. Und meine Frau liegt mir sicherlich nicht auf der Tasche, 
nur weil sie sich jetzt mehr um das Haus und Freunde kümmert.
Das ist ein Geben und Nehmen und für mich die Sicherheit schlechthin.

> Chris D. schrieb:
>> Du vergisst die erwähnten Rücklagen. Ebenso wie unser Haus und meine
>> Familie/Frau.
>
> Rücklagen in bar sind keine Absicherung. Ein Einfamilienhaus ist es auch
> nicht.

Klar sind sie das.

> Eine reiche Frau ok.

Eine finanziell reiche Frau habe ich nie gehabt.

> Aber ich bin eben nicht der
> "Golddigger"-Typ.

Gut, ich auch nicht.

> Chris D. schrieb:
>> Und: doch, selbstverständlich sind Unternehmenswerte eine Absicherung.
>
> Du kannst das noch so oft wiederholen, es ist keine diversifizierte
> Absicherung.

Habe ich auch nicht. Es ist eben ein Baustein der diversifizierten 
Absicherung.

> Chris D. schrieb:
>> Ich kann das alles sofort zu Geld machen, wenn ich möchte.  Das ist mein
>> alleiniges Eigentum, ich muss dafür niemanden fragen.
>
> Das ist nicht die Definition einer Absicherung.

Muss es auch nicht sein - es reicht, wenn es mir dann hilft, wenn ich es 
brauche.

> Chris D. schrieb:
>> Warum sollte ein kleines Unternehmen ein größeres Risiko haben als ein
>> großes?
>
> Weil einzelne Fehler schneller zum Scheitern führen.

Das sehe ich anders. Dadurch, dass ich einen sehr guten Überblick habe, 
kann ich schneller erkennen, dass ein Fehler vorliegt und entsprechend 
reagieren.

> Chris D. schrieb:
>> Im Gegenteil kann ich so deutlich flexibler und schneller auf
>> Marktsituationen reagieren als andere.
>
> Wieso sollte das so sein?

Weil ich bespielsweise die Produktion von heute auf morgen komplett 
umstellen kann.
Ich muss mir nicht mühsam Mitarbeiter suchen (was ja offenbar ein 
Problem ist) oder die vorhandenen einweisen/schulen, keine 
Arbeitsprozesse erstellen usw.
Das alles kostet Zeit.

Aber ich gebe zu: bisher war das nie nötig, weil ich offenbar bisher 
immer gute Entscheidungen getroffen habe, insbesondere bei neuen 
Produkten. Bisher laufen die alle richtig gut :-)

> Chris D. schrieb:
>> Ich kann auch sehr gut (natürlich
>> mehrere) Marktnischen besetzen (und tue das auch), die sich für größere
>> Unternehmen gar nicht lohnen usw.
>
> Als Einzelkämpfer hat man nur begrenzt Zeit und kann damit auch nur
> begrenzt mehrere Dinge gleichzeitig tun. Auch größere Unternehmen können
> sehr schnell reagieren. Und dabei müssen sie gar nicht so schnell
> reagieren.

Ich bin hier ja nicht alleine - aber: ich muss auch nicht viele Dinge 
tun. Das ist ja das Schöne: ich hab den Luxus eines fast leeren 
Terminkalenders. In einem kleinen Unternehmen fällt eben auch viel 
weniger an.

> Chris D. schrieb:
>> Es ist in meinen Augen eher
>> risikoärmer, klein zu sein.
>
> Wenn man sich nur eine Minute mal mit der Realität befasst hat, weiß man
> das das Unfug ist. Die Statistiken sprechen hier eine ganz deutliche
> Sprache.

Ja, die guten alten Statistiken :-) Wenn es nach denen geht, dann hätte 
es mein Unternehmen nie gegeben ;-)
Man sollte nicht so viel auf andere schauen - lieber auf sich selbst.
Es gibt weder "das kleine Unternehmen" noch "den Konzern". Von daher 
halte ich Statistiken in dem Bereich für ziemlich unsinnig.

> Du lebst eben in deiner Traumwelt. Und ich kann sehr gut verstehen, dass
> du da nicht raus willst. Und wie schon erwähnt wünsche ich dir wirklich
> sehr, dass du damit nicht auf die Schnauze fliegst.

Keine Sorge. Meinen Traum zu leben war immer mein Ziel - und davon habe 
ich schon sehr viel erreicht.
Dass es nun auch finanziell besser läuft, als ich es mir je erträumt 
hätte: wunderbar, aber nur eine Randnotiz. Wichtig war mir das nie.

Wenn Du auch Deinen Weg gefunden hast, ist das doch toll.

Jeder geht eben den Weg, den er für den für sich besten hält.
Ankommen kann man auf vielen dieser Wege :-)

Aber ich lass es jetzt gut sein. Unsere Positionen sind unterschiedlich 
und ich stimme Dir in einigem nicht zu. Aber: das muss nicht so bleiben. 
Ich werde zumindest darüber nachdenken.

Ob ich etwas ändere oder ergänze? Ich werde sehen :-)

In diesem Sinne wünsche ich Dir auch alles Gute.

: Bearbeitet durch Moderator
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