Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Mechanische Schwingungsmessung mit Oszi


von Karim B. (l0lhaxx)


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Hallo zusammen,

ich versuche seit kurzem eine Mechanische Schwingungsmessung mit dem 
Oszi durchzuführen.

Dabei soll auf der Arbeitsplatte eines Druckluftvibrators die Frequenz, 
Beschleunigung und Ampitude gemessen werden.
Ich hatte schon einige Vibrationsmessgeräte versucht, deren Problem ist 
aber immer, das durch Schwingungsüberlagerungen keine Frequenz gemessen 
werden kann.....


Hat jemand schon Erfahrungen damit gemacht?

Ist es überhaupt möglich die Schwingungen präzise zu messen?

Über eure Hilfe würde ich mich sehr freuen!

Danke vorab!

Gruß l0lhaxx

EDIT: Meine Tendenz geht in Richtung eines Piezoelements. Erst Versuche 
ergaben aber grausame Messergebnisse.

: Bearbeitet durch User
von Klaus2 (Gast)


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...Piezo hätte ich auch gesagt. Also sind die Amplituden sehr gering? 
Welche Frequenz? Wieso kann ein guter g-Sensor das nicht auflösen? Vll 
geht es optisch mit einer linearen CCD Zelle und abgelenktem Laser?

Klaus.

von ecki (Gast)


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Hallo,
ich hab jemand bei seiner Bachelorarbeit geholfen. Der musste einen 
Schwingförderer analysieren. Wir haben erst die Schwingung mit einem 
Piezo aufgenommen, nur bei Resonanz war das Ding halt kaputt. Dann haben 
wir eine Spule genommen und auf dem Schwingförderer einen starken 
Magneten angebracht, hat super funktioniert. Amplitude ist halt vom 
Abstand abhängig.

Gruß Ecki

von Henrik V. (henrik_v)


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Welche Schwingungsmessgeräte hast Du denn probiert?
Wie sind die Beschleunigungssensoren auf der Platte befestigt?

Edel: Polytec Laser Scanning Vibrometer :D , Laser auf die Oberfläche 
richten, fokussieren, messen
(Kaum noch zu toppen: 3D Scanning LDV (Laser Doppler Vibrometer) ...

...



Wie stark ist die Schwingung? Wenn es eine horizontale Ebene 
(Arbeitsplatte klingt so ;) ) ist, einfacher Test: Wenn ein kleiner 
Gegenstand (Messingmutter) abhebt (das Schnarren kann man hören) dann 
ist a mehr als 1g.

Bei Frequenzen < 1 kHz  sind MEMS Beschleunigungssensoren billig und 
leicht beschaffbar. Die mit analogen Ausgängen kann man auch ans Scope 
hängen.
Vorteil: MEMS sind üblicheweise DC fähig, man kann sie also im 
Erdschwerefeld grob kalibrieren. (Sagt nicht unbedingt etwas über den 
Frequenzgang aus... ist aber schon mal eine Hausnummer)


Das Mikrofon im Wischphone mit einer Audio-Spektrum App zeigt Dir auch 
schon grob wie gut der Sinus bei welcher Frequenz ist :)

Piezo-Beschleunigungssensoren können auch sehr robust sein...
Habe hier welche bis 100 km/s² ....

: Bearbeitet durch User
von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Karim B. schrieb:
> Hat jemand schon Erfahrungen damit gemacht?
Ja, über 25 Jahre

> Ist es überhaupt möglich die Schwingungen präzise zu messen?
Ja

> Über eure Hilfe würde ich mich sehr freuen!
Was möchtest du wissen?

von Karim B. (l0lhaxx)


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Danke für eure schnellen und super Antworten!

ecki schrieb:
> Dann haben
> wir eine Spule genommen und auf dem Schwingförderer einen starken
> Magneten angebracht

Das hört sich nach einer guten Idee an, werde ich bei gelegenheit mal 
testen.

Henrik V. schrieb:
> Welche Schwingungsmessgeräte hast Du denn probiert?
> Wie sind die Beschleunigungssensoren auf der Platte befestigt?

Den Vibroscanner von der Fa. Netters konnte ich mir mal ausleihen.
Der konnte aber die Frequenz nicht ermitteln da die 
Schwingungsüberlagerung zu stark ist....

Der Sensor wird dabei einfach auf die Arbeitsplatte aufgelegt

Henrik V. schrieb:
> Wie stark ist die Schwingung?

Also die wir bewegen uns bei ca. 50Hz, 1-1,5G und einer Amplitude von 
ca. 1-4mm

Henrik V. schrieb:
> Bei Frequenzen < 1 kHz  sind MEMS Beschleunigungssensoren billig und
> leicht beschaffbar.

Das ist eine super Idee!
Habe mir mal einen rausgepickt, bei dem die Auflösung auch ziemlich 
interessant aussieht. Damit könnte ich dann die Frequenz und  und 
Beschleunigung messen. Richtig ? :)

http://www.is-line.de/fileadmin/user_upload/is-line/sensorik/hersteller/datasheets/mu_sca630-edcv1b_datasheet.pdf

Joe G. schrieb:
> Was möchtest du wissen?

Wie ich mit einem Oszi Frequenz, Amplitude und Beschleunigung einer 
Horizontalen Arbeitsplatte eines Pneumatikvibrators bestimmen kann, ohne 
Anschaffung von Messgeräten >3000€

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Karim B. schrieb:
> Damit könnte ich dann die Frequenz und  und
> Beschleunigung messen. Richtig ? :)

Prinzipiell ja, wenn er die gewünschte Empfindlichkeit und die 
gewünschte Messfrequenz hat. Bei MEMS-Sensoren solltest du beachten, 
dass sie in Richtung des Erdmittelpunktes immer statisch +/- 1g (je nach 
Orientierung des Sensors) anzeigen. Das bedeutet, dass dein Messsignal 
mit dieser statischen Größe überlagert ist.

> Wie ich mit einem Oszi Frequenz, Amplitude und Beschleunigung einer
> Horizontalen Arbeitsplatte eines Pneumatikvibrators bestimmen kann, ohne
> Anschaffung von Messgeräten >3000€

Zunächst sind einige Vorüberlegungen notwendig:
Mit deiner einfachen Anordnung kannst du nur harmonische Schwingungen 
messen. Kann dein Oszi keine FFT, dann kannst du nur harmonische 
Schwingungen mit einer Frequenz messen.
Liegt dieser Sachverhalt vor, dann gehst du folgendermaßen vor:

eine Schwingfrequenz
1.  Befestigung des Sensors in Schwingrichtung (z.B. Kleben mit Wachs)
2.  Messung des Sensorsignals
3.  Messung der Schwingfrequenz
4.  Umrechnung auf eine Beschleunigung
5.  Berechnung des Schwingweges durch doppelte Integration

mehrere Schwingfrequenzen
1.  Befestigung des Sensors in Schwingrichtung (z.B. Kleben mit Wachs)
2.  Messung des Sensorsignals
3.  FFT des Sensorsignals
4.  Bestimmung der Schwingfrequenzen
5.  Bestimmung der Amplituden auf den jeweiligen Schwingfrequenzen
6.  Umrechnung auf Beschleunigungen
7.  Berechnung der Schwingwege durch doppelte Integration

von Der Andere (Gast)


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Karim B. schrieb:
> Der konnte aber die Frequenz nicht ermitteln da die
> Schwingungsüberlagerung zu stark ist....

Welche Überlagerung, du redest von:

Karim B. schrieb:
> Also die wir bewegen uns bei ca. 50Hz, 1-1,5G und einer Amplitude von
> ca. 1-4mm

Wahrscheinlich hast du nicht nur eine, sondern mehrere Frequenzen. Um 
die herauszubekommen musst du vom gemessenen Signal eine 
Fouriertransformation machen.
Siehe dazu das was Joe G. geschrieben hat.

von Henrik V. (henrik_v)


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Also nochmal genau: Was willst Du messen? Die Beschleunigung an der 
Oberfläche der Arbeitsplatte? Oder das was ein Gegestand abbekommt, der 
darauf liegt?

Karim B. schrieb:
> Der Sensor wird dabei einfach auf die Arbeitsplatte aufgelegt

Da hoppelt der dann schön drauf rum.. welche Schwingfrequenz willst Du 
da messen?

Karim B. schrieb:
> Also die wir bewegen uns bei ca. 50Hz, 1-1,5G und einer Amplitude von
> ca. 1-4mm

1mm Amplitude (2mm Spitze-Spitze) bei 50Hz sind aber schon etwa 10g !!

Der Sensor den Du rausgesucht hast, ist bei deinen Angaben zu grober 
Frequenz und Schwingweg schon grenzwertig. Such mal was bis 50g
Und dann Anschrauben/kleben!!
Wenn der Sensor auf der Oberfläche springt, kommt es zu 
Stoßbeschleunigungen, wo der Sensor dann auch gerne mit 1 000 g bis 10 
000 g (je nach Materialpaarung der Stoßpartner) beschleunigt wird :D

WAS WILLST DU MESSEN??
oder
Was willst Du mit den Messungen erreichen?

von Thomas B. (thombde)


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Ich glaube, bei einer Amplitude von 1-4mm bleibt nur die optische 
Messung mit Laser übrig.
Bei einer mechanischen Messung wird sich der Messaufbau, Kabel usw. sehr 
schnell zerlegen. Sicher ist die Frequenz auch maßgebend.
Vielleicht  sind ja auch Elektrodynamische Sensoren verwendbar, wie sie 
in Auswuchtgeräten für Werkzeugmaschinen verwendet werden.
Aber bei dem Hub habe ich da Zweifel.

Gruß
Thomas


Edit:
Sorry, ich muss mich koregieren. Ich meine natürlich eine Messung mit 
mechanischer Verbindung ist nicht optimal

: Bearbeitet durch User
von spess53 (Gast)


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Hi

>Aber bei dem Hub habe ich da Zweifel.

Du hast wahrscheinlich noch keinen Schwingtisch gesehen, der Hübe im 
cm-Bereich macht.

MfG Spess

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Thomas B. schrieb:
> Bei einer mechanischen Messung wird sich der Messaufbau, Kabel usw. sehr
> schnell zerlegen.

Messaufbauten mit piezoelektrischen Beschleunigungsaufnehmern sind quasi 
der Standard bei Betriebsschwingungsuntersuchungen. Hier zerlegt sich 
nichts.

von Karim B. (l0lhaxx)


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Mal noch eine Frage dazu:

Ich habe jetzt eine Schwingfrequenz und die maximale Beschleunigung 
dieser Frequenz.
Kann ich da nicht irgendwie die Amplitude (Schwingweite) berechnen mit 
doppelter Integration?

Beispiel: 35Hz, 0,61G

Wenn ja, hat mal jemand eine Beispielrechnung für mich? Bekomme da mit 
der Formel oben nur wüste Ergebnisse raus!

Danke!

: Bearbeitet durch User
von Henrik (Gast)


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s = a * sin( 2*pi  f  t)

s ist der Weg mit Amplitude a, beides in m (Meter), pi ist pi :) , f die 
Frequenz in Hz

Die Geschwindigkeit v ist die erste Ableitung nach der Zeit 
(Kettenregel?)

v = ds/dt = 2*pi*f*a*cos(2*pi*f*t)

und hat die Einheit m/s (kommt von f in Hz mit 1/s und der Amplitude a 
in m)

Die Beschleunigung a ist das Maß der Geschwingigkeitsänderung (wiederum 
die Ableitung nach der Zeit)

a = (2*pi*f)² *a*(-)sin(2*pi*f*t)

Einheit ist m/s² ...  Umrechnung in g mach ich nicht, ich bleibe 
metrisch :D

(1g sind 9,80665 m/s²)

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Karim B. schrieb:
> Kann ich da nicht irgendwie die Amplitude (Schwingweite) berechnen mit
> doppelter Integration?

genau so, einfach Integrieren oder, da du ja die Frequenz schon hast, 
durch omega² dividieren.

von Karim B. (l0lhaxx)


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Also ich komm da auf etwas ganz anderes :|

f = 36Hz
a = 0,61g


w = 2*Pi*f

s = (1 / w²) * a


w = 2*3,141*36
w = 226,2Hz

s = (1 / 226,2²) * 0,61
s = 1,192 * 10^-5 M
s = 1,192 * 10^-5 * 1000
s = 0,012mm

0,012mm kommen mir aber schon sehr gering vor. Ich dachte eher an ca. 
1mm

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Karim B. schrieb:
> Also ich komm da auf etwas ganz anderes :|

0.61g = 5.982 m/s²

> 0,012mm kommen mir aber schon sehr gering vor.
Gefühle sind hier fehl am Platz

von T-Blogger (Gast)


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sowas geht schon, ist aber nur über ein FFT (Fast Fourier 
Transformation) auswertbar da nicht nur die Grundfrequenz präsent sein 
wird, sondern auch noch weitere Frequenzen. Ein gutes Oszi bzw. dessen 
Software kann von einem Beschleunigungssensor welcher die entsprechende 
Bandbreite der zu messenden Frequenz abdeckt das Signal auswerten. Es 
gibt bereits preisgünstige PC-basierte Oszilloskope (Picoscope, 
Vellemann etc.) welche FFT an board haben.

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