Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wickeldraht für Schweisstrafo


von Karel M. (marsalek)


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Liebe Kollegen,

wo bekomme ich Wickeldraht ca. 6 mm2 in Kupfer oder 9 mm2 in Alu? Möchte 
meinem geschenkten Güde GE145 Elektrodenschweisstrafo
http://www.lidl.de/media/product/0/0/2/5/0/7/1/guede-elektrodenschweissgeraet-ge-145-w.jpg
einige zusätzlichen Sekundär-Windungen spendieren. Die jetzige 
Leerlaufspannung von 41 Volt ist für mich als Schweiss-Anfäger sehr 
gering und ich bekomme den Lichtbogen nicht angeworfen :-( Elektroden 
sind Rutil und schön trocken :-)

Danke für eure Tipps!
Karel

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von Old P. (Gast)


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So wird das nichts. Mit mehr Windungen treibst Du den Trafo 
wahrscheinlich nur in die Sättigung, mehr nicht.
Du wirst um üben, üben, üben nicht herum kommen. Nimm zündfreudigere 
Elektroden und los.
Wenn Du unbedingt basteln willst, dann im Baumarkt dicken 
Instalationsdraht kaufen.

Old-Papa

von Jonas K. (jonasroehre)


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Old P. schrieb:
> Du wirst um üben, üben, üben nicht herum kommen. Nimm zündfreudigere
> Elektroden und los.

Da hat ehr schon ganz recht.

Handschuhe an Elektrode bisschen auf Titschen und Gib Ihm.
Aber ich sag mal so deine Leerlaufspannung wird der Elektrode auch egal 
sein guck dir mal die Elektrode von oben an wie auf dem Foto zusehen 
ist.Sind da aus einem bestimmten Grund so kleine Schwarze (Käppchen) 
drauf nämlich zur Isolation dass ab Titschen auf dem Metall und gut ist 
und dann vorsichtig und mit ganz viel Gefühl langsam ans Metall dran.

Nimm Phoenix Blau Elektroden 2,0 mm und zwischen 80 Amp und 100 Amp

zum Üben.

: Bearbeitet durch User
von nemesis... (Gast)


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Jonas K. schrieb:
> Nimm Phoenix Blau Elektroden 2,0 mm und zwischen 80 Amp und 100 Amp

Nee, Phoenix-Grün in 3,2mm und nicht titschen, sondern über eine
Masseplatte mehrmals ziehen bis die gezündet hat, die Spitze glüht
und sich eine Mulde gebildet hat. Dann hat man ein paar Sekunden
solange die Elektrode heiß ist, so das man damit wunderbar schweißen
kann.
Die Blaue ist, wenn ich mich recht erinnere, eine Rutil-Zellulose-
umhüllte zähfließende Elektrode für Fallnähte und deshalb ist die
auch etwas widerspenstiger.

Jonas K. schrieb:
> Sind da aus einem bestimmten Grund so kleine Schwarze (Käppchen)
> drauf nämlich zur Isolation dass ab Titschen auf dem Metall und gut ist
> und dann vorsichtig und mit ganz viel Gefühl langsam ans Metall dran.

Das ist nur eine Versiegelung die beim ersten Anzünden weg brennt
und dann keinen Nutzen mehr hat. Zünden muss eine Elektrode aber gut
zu jeder Zeit und jeder Länge.

von do it your self or die tryin (Gast)


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Karel M. schrieb:
> bekomme den Lichtbogen nicht angeworfen

bau dir mal einen fetten gleichrichter mit glättungdrossel, das bewirkt 
vor allem bei "kleineren" strömen wunder.

von Karel M. (marsalek)


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Liebe Kollegen,

danke für die Tipps mit Phoenix grün/blau Elektroden! Möchte mir eine 
Packung Phönix Grün 2,0 x 250 zulegen, sie sind aber nirgendwo zu 
bekommen :-(  Tipps? (Phönix Grün T gibt es überall)

Zum Gleichrichter/Drossel: Gibt es schon erprobte Komponenten dafür? In 
Schweisserforen sehe ich keine genauen Angaben zu den Bauteilen...

Danke und Grüße
Karel

von Der Andere (Gast)


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nemesis... schrieb:
> Die Blaue ist, wenn ich mich recht erinnere, eine Rutil-Zellulose-
> umhüllte zähfließende Elektrode für Fallnähte und deshalb ist die
> auch etwas widerspenstiger.

Das stimmt. Besser für Fallnähte oder Überkopf. Spritzt aber auch mehr 
und gibt lange nicht eine so schöne Naht wie die Grüne.

Der TO soll sich nach Fincord oder Phoenix grün umsehen (Kennzeichen 
'RR' dick rutilumhüllt), und (gerade bei kleinen Trafos erst mal die 
Obergrenze der für die Elektrode empfohlenen Stromstärke einstellen.
Und erst mal flache Nähte auf ausreichend dickem Stahl(blech) üben.
Danach dann Kehlnähte liegend.

Und sich zeigen lassen bzw. im Internet anschauen wie man mit der 
Elektrode pendelt.

von Karel M. (marsalek)


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Danke, der Andere! Die Phoenix Grün möchte ich mir besorgen. Im Moment 
übe ich flache Raupen auf einem dicken I-Profil (T > 5 mm). Anbei ein 
schönes Video Guide: https://www.youtube.com/watch?v=zWdgEaXWDxQ

Karel

von Der Andere (Gast)


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Karel M. schrieb:
> Die Phoenix Grün möchte ich mir besorgen.

Wenn du die nicht bekommst, Fincord ist das Gleiche, nur ein anderer 
Markenhersteller.
Zum Strom: Wenn das Material dick genug ist eher etwas mehr einstellen. 
Wenn die Elektrode braun wird nachdem du die Hälfte am Stück 
"verschweisst" hast ist es grenzwertig zu viel.

von Karl (Gast)


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Anstatt zu basteln, kauf dir einen Modernen Inverter. Der wiegt die 
Hälfte und unterstützt die Zündung der Elektrode.

von Karel M. (marsalek)


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Hallo Karl,

guter Tipp. Wenn ich die Idee weiter durchdenke, brauche ich nichtmal 
ein Schweissgerät, da ich mir alles schon ferig kaufen kann ;-)

@ der Andere: über Fincord (Oerlikon?) lese ich ab und zu ziemlich 
schlechte Geschichten, da die Qualität äusserst instabil ist ...

Schönen Gruß
Karel

von metallfunk (Gast)


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Das ist mir nicht bekannt.

Fincord oder Fincord-S lässt sich nass, trocken, mit Null-Abstand
usw. verschweißen.

Eigentlich die Anfängerelektrode.

Grüße Bernd ( Schlossermeister)

von Der Andere (Gast)


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metallfunk schrieb:
> Eigentlich die Anfängerelektrode.

Jepp, damit kann sogar ich :-)

Und bis jetzt haben alle Schweissnähte gehalten, die ältesten von mir 
geschweissten sind über 30 Jahre alt.

von Der Andere (Gast)


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Karl schrieb:
> Anstatt zu basteln, kauf dir einen Modernen Inverter. Der wiegt die
> Hälfte und unterstützt die Zündung der Elektrode.

Da ist aber was dran. Wir hatten früher ein uraltes 230V Schweissgerät 
und dachten das Gemurkse und Geklebe läge einfach an unserer 
Unfähigkeit. Als das Schweissgerät dann nach vielen Jahren verreckte 
wurde ein Drehstromgerät angeschafft und oh Wunder auf einmal war es 
kein Gemurkse mehr und das Schweissen ging 10mal besser.

Sprich: Es hängt extrem vom Schweissgerät ab, gerade die ganz billigen 
können (nicht müssen) Scheiße sein. Ohne Vergleich ist das aber schwer 
zu sagen.

von Karel M. (marsalek)


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Hallo Jungs,

ihr habt bestimmt Recht, dass das geschenkte Trafo eher zum 
brutzeln/kleben zu gebrauchen ist :-) Ich dachte, dass ich daraus als 
totaler Anfänger doch etwas rausholen kann...

Schöne Grüße
Karel

von Old P. (Gast)


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Karel M. schrieb:
>
> Zum Gleichrichter/Drossel: Gibt es schon erprobte Komponenten dafür? In
> Schweisserforen sehe ich keine genauen Angaben zu den Bauteilen...

Vergiss es! Solche Bastelanleitungen geistern schon seit den 50er Jahren 
durch die Welt (sicher noch viel früher). In den 70er Jahren habe ich 
meinen ersten Schweisstrafo selber gewickelt (2kW-LL-Kern) und wollte 
nah Hinweisen von Arbeitskollegen einen Gleichrichter basteln. Dioden 
mit 200-500A hatte ich zur Verfügung (aus dem E-Lok-Bau), eine 
Mörderdrossel auch (gleiche Quelle), doch das brachte alles nichts. Ich 
konnte auch nicht besser oder schlechter schweissen, das kam dann nur 
durch viel üben.
Rein theoretisch geht das mit Gleichrichtung, in der Praxis aber nur mit 
gut aufeinander abgestimmten Komponenten.

Old-Papa

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Die Drossel bewirkt keine Wunder, besser wäre eine Speisung des 
Gleichrichters aus Drehstrom (und dann eine Drossel). Dadurch überlagert 
man alle Nulldurchgänge und ein einmal gezündeter Lichtbogen bleibt 
ziemlich stabil stehen.

E-Hand hasse ich aber auch. Ich habs einmal ohne jede Ahnung probiert. 
Elektrode? - Keine Ahnung. Strom - ooch, alles was geht, wird schon 
reichen. Die Elektrode brannte daraufhin fest, leuchtete unter immenser 
Rauchentwicklung kurz auf wie eine Glühlampe, machte "ping" und war 
durch. MIG/MAG ist dann doch die bessere Lösung gewesen.

von Old P. (Gast)


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Ben B. schrieb:
> Die Drossel bewirkt keine Wunder, besser wäre eine Speisung des
> Gleichrichters aus Drehstrom (und dann eine Drossel). Dadurch überlagert
> man alle Nulldurchgänge und ein einmal gezündeter Lichtbogen bleibt
> ziemlich stabil stehen.

Ich glaube nicht, das der TS aus seinem Mörkel einen Drehstromtrafo 
häkeln kann ;-)

> E-Hand hasse ich aber auch. Ich habs einmal ohne jede Ahnung probiert.
> Elektrode? - Keine Ahnung. Strom - ooch, alles was geht, wird schon
> reichen. Die Elektrode brannte daraufhin fest, leuchtete unter immenser
> Rauchentwicklung kurz auf wie eine Glühlampe, machte "ping" und war
> durch. MIG/MAG ist dann doch die bessere Lösung gewesen.

Wer Mig/Mag kann, der kann auch Elektrode. Wer Elektrode nicht kann, 
lernt nie schweissen ;-)

Old-Papa

von Der Andere (Gast)


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Old P. schrieb:
> Wer Mig/Mag kann, der kann auch Elektrode. Wer Elektrode nicht kann,
> lernt nie schweissen ;-)

:-)

von Muschi (Gast)


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> Wer Mig/Mag kann, der kann auch Elektrode.

Was für Blödsinn, mig/mag kann jeder nach 5 Minuten üben. Elektrode 
dagegen ist eine andere Welt...

von Max M. (jens2001)


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Old P. schrieb:
> Wer Mig/Mag kann, der kann auch Elektrode

Nein!
Aber wer Elektrode kann, kann auch MIG/MAG!

Und wer Elektrode UND Autogenschweißen kann, der kann auch WIG.

Als ich vor 40 Jahren schweißen gelernt habe gab's in der normalen 
Werkstatt nur Elektrode und Autogen.

von Old P. (Gast)


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Muschi schrieb:
>> Wer Mig/Mag kann, der kann auch Elektrode.
>
> Was für Blödsinn, mig/mag kann jeder nach 5 Minuten üben.

Nö, nach 5 Minuten hat er bestenfalls backen und kleben gelernt. 
Richtiges Schweissen mit tiefem Einbrand ins Material lernt man vor 
allem mit Elektrode. Bei Elektrode wird die Naht gezogen, man sieht gut 
wie das Material herzförmig aufschmilzt. Bei Mig/Mag wird die Naht 
geschoben, da sieht man eher weniger. Autogen ist nochmal eine andere 
Nummer, da "tröpfelt" man die Naht eher. Autogen konnte ich mal im 
Schlaf, doch als mein Wig-Gerät dann im Haus war, habe ich mich sehr 
schwer mit getan.

Old-Papa

von E. S. (login-name)


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Hallo lieber  Karel,
ich habe die ersten Schweißversuche im vergangenen Jahr mit einem 
billigen GÜDE Gerät gemacht. Trockene Elektroden und es ging NICHTS. Ich 
Gespräch mit anderen sagten ALLE, es geht einfach, Lichtbogen entsteht 
schnell, Aussehen Naht ist Übungssache und so weiter. Neu getestet, 
festgeklebt, ausgeglüht, nichts brauchbares. Dann im örtlichen 
Industriebedarf einfach 10 Standart-Elektroden gekauft und: ein Wunder 
es geht. Es lag eindeutig an den falschen, oder alten oder unpassenden 
Elektroden (die ich auch im Backofen getrocknet hatte).

Kaufe doch beim Fachmann persönlich 10 Elektroden und du wirst dich 
wundern.

Beste Grüße und viel Erfolg
E.S.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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MIG/MAG kann man sich auf jeden Fall einfacher beibringen als E-Hand. 
Ich hatte das mit der passenden Stromstärke in etwa passend zum Vorschub 
recht schnell raus. Hab auch Festigkeitsproben gemacht um zu sehen ob es 
nur geklebt ist, z.B. ein Stück Rohr durchgeflext und wieder 
zusammengeschweißt, danach mit dem Vorschlaghammer draufhauen und 
schauen ob die Naht reißt. Zuviel Strom lernt man auch ziemlich schnell, 
dann hat man ein Loch zum zu schweißen üben. Ich find auch, daß man gut 
schauen kann wie das Werkstück aufgeschmolzen wird, der Rest ist 
Erfahrung, so daß man ab Start weg brauchbare Werte für Strom und 
Vorschub wählt und nicht erstmal ein Loch reinknallt, was man dann 
wieder zunageln muß.

E-Hand find ich deutlich schwerer. Erst das ständige Festkleben am 
Anfang bis der Lichtbogen steht und dann noch die blöde Schlacke, die 
einem schneller in die Naht läuft als man denkt.

von Karel M. (marsalek)


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Danke, Kollegen, für eure Tipps! Elektroden sind schon bestellt :-) In 
unserer Familie haben alle Männer gut schweissen können (auch 
hauptberuflich) und ich habe zuhause immer dabei (nur) geholfen. Aber 
auch schon "online" den Strom per Hand geregelt (guter alter 
Drehstrom-motorumformer), passende Elektroden geholt, Schlacke gereinigt 
usw. Nur ans Schweissen habe ich mich bisher nicht getraut.... Jetzt 
wird's aber :-)

Grüße
Karel

von Karel M. (marsalek)


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PROGRESS REPORT :-)

Liebe Kollegen,

die Oerlikon Fincord 2,0 sind super Elektroden! Sie zünden viel besser 
als meine alten (Rutil-)Elektroden, die Schlacke löst sich fast von 
alleine! Danke an "DerAndere" für den Tipp. Ich habe mir noch 1,6 mm 
Rutilelektroden in Tschechien besorgt. Die Fincords kosteten in 
Tschechien die Hälfte als in D.

Man sieht, dass die eine Woche Üben schon etwas gebracht hat. Jetzt 
bekomme ich auch meine alten Elektroden mit größerer Sicherheit 
angezündet. Auch die Raupe sieht schöner aus als noch vor ein paar 
Tagen! Ich übe jetzt den richtigen Abstand zum Werkstück zu halten und 
die gleichmäßige Handbewegung.

In der Zwischenzeit habe ich mir probeweise 8 zusätzliche Windungen auf 
dem Trafe gewickelt, um die Leerlaufspannung zu erhöhen (40V~ --> 48V~). 
Ich kann aber einfach zwischen dem Originalzustand und dem Getunten 
wechseln. Im Moment glaube ich, dass es eher eine Übungssache ist und 
dass man auch mit 40V leerlaufspannung schweissen kann.

Ich glaube, mann kann den Thread schließen. Danke an alle für die 
wertvollen Tipps zum Schweissen generell, zum Tunen des Trafos und zur 
Elektrodenauswahl!

Grüße
Karel

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