Hab noch eine 10 Jahre alte Rolle Felder Sn60Pb40 1mm. Wird Lötzinn alt? Irgendwie werden die Lötstellen nicht so schön, es fließt relativ schlecht, bildet zum Lötkolben hin Nasen und bleibt nach dem Erstarren matt. Verschiedene Löttemperaturen und zusätzliches Flußmittel ändern nichts daran. Oder woran liegt das? Lötstellen mit nem billigen Sn60Pb38Cu2 werden hingegen traumhaft.
Ich könnte mir eher vorstellen daß das Flussmittel gealtert ist. Sind das wirklich nur 10 Jahre oder ist das ne grobe Schätzung und es könnten auch 15 oder 20 Jahre sein? War es vielleicht feucht oder heiß gelagert? Was steht denn auf der Rolle genau zum enthaltenen Flussmittel drauf? Ist das vielleicht ein besonders leicht waschbares oder so? Sn60Pb38Cu2 fließt etwas besser als Sn60Pb40, aber auch mit Sn60Pb40 kann man bequem arbeiten. Daran wird der beschriebene deutliche Unterschied nicht liegen. Was für zusätzliches Flussmittel hast Du probiert? Richtiges Flussmittelgel oder nur so ein Flussmittelstift? Fluxgel finde ich fürs Handlöten viel besser geeignet weil es nicht so leicht wegfließt und verdunstet, sondern an der Lötstelle bleibt.
Also ich habe hier 30 Jahre altes Lötzinn - aber es lötet sich besser, als das heute NoPB.
Lt. Hersteller sind flussmittelgefüllte Lot-draht unter normalbedignungen (frost und Hitzefrei) unbegrenzt haltbar: http://www.peres.de/aktuelles/links/katalog/STANNOL/STANNOL_Haltbarkeit_der_Produkte.pdf
Woher bist Du so sicher, daß es 60er Lötzinn ist? Etikett? Es gibt 60er und 40er Lötzinn. Das 40er ist für die Dachrinne.
Torben K. schrieb: > Wird Lötzinn alt? Klar wird das alt. Jünger wäre ein Wunder. Eine Qualitätsaussage ist das aber ohnehin nicht. > Irgendwie werden die Lötstellen nicht so schön, es > fließt relativ schlecht, bildet zum Lötkolben hin Nasen und bleibt nach > dem Erstarren matt. Was für Platinen benutzt du? Selbst geätzte, neue oder alte abgelagerte industrielle Leiterplatten? Zinnblei oder Zinnsilber? Lötdraht-Legierung? > Verschiedene Löttemperaturen und zusätzliches > Flußmittel ändern nichts daran. Oder woran liegt das? Was für ein Lötkolben, wie viel Watt und was für Spitzen benutzt du und wie reinigst du die Spitze zwischen den Lötungen? Lötet man zu heiß, verdampft das Kolophonium zu schnell. Löten muss man aber auch können, dass heißt, die Lötstelle erwärmen und dann das Lötzinn zwischen Spitze und Pad zuführen. Natürlich kann man auch seinen eigenen Stil perfektionieren. Dabei verdampft das Kolophonium. Wenn der Dampf aufhört, muss die Lötspitze schon von der Lötstelle weg sein. Muss also geübt werden. Man kann da nicht sekundenlang rum braten und bewegt werden darf die Lötstelle bis zur Erstarrung auch nicht. Gute Lötstellen glänzen leicht matt silbern.
oszi40 schrieb: > Es gibt 60er und 40er Lötzinn. Das 40er ist für die Dachrinne. ... und es gibt Lötdraht ohne Flußmittel, oder mit mildem (RMA), das nur für das Verlöten von blitzblanken Neuteilen geeignet ist.
> Woher bist Du so sicher, daß es 60er Lötzinn ist? Etikett? > Es gibt 60er und 40er Lötzinn. Das 40er ist für die Dachrinne. Auf dem Etikett kann man noch Felder lesen, sowie Sn60Pb40 und Flussmittelseele. Hab die Rolle mal vor Urzeiten von ner Elektronikmesse mitgebracht. Die Lötstellen damit erinnern an die ersten Lötversuche vor 35 Jahren mit Sn40Pb60 Radiolot (hab ich auch noch im Keller). Die waren auch so stumpf. > Was für Platinen benutzt du? Selbst geätzte, neue oder alte > abgelagerte industrielle Leiterplatten? Zinnblei oder Zinnsilber? > Lötdraht-Legierung? Früher selbstgeätzt, heute nur noch industriell gefertigt, entweder HASL oder ENIG, gelötet wird ausschließlich bleihaltig mit billigem Pb60Sn38Cu2 in 0,5mm und 1mm sowie billigem Pb63Sn37 als Paste mit ordentlichen Ergebnissen. > Was für zusätzliches Flussmittel hast Du probiert? Richtiges > Flussmittelgel oder nur so ein Flussmittelstift? Stannol X32, Edsyn FL22, China RMA223, China RMA218, Kolophonium/Iso-Mischung (sowohl mit als auch ohne Acetylsalicysäure). Mal sehen was ich damit mache, brauchs zwar nicht aber zum wegschmeißen zu schade.
Dass die Lötstelle stumpf wird, liegt am Blei- und Zinnoxid auf der Oberfläche des Drahtes. Beim Aufschmelzen zieht es das automatisch nach außen auf die Oberfläche (Ausscheiden der Schlacke). Da diese Schlacke ausschließlich auf die Oberfläche getrieben wird, bleibt die Lötstelle selbst sauber. Auch wird durch die Hitze an den Bauteilen die Metallsalze aus den Anschlussdrähtchen gelöst und gehen ebenfalls in Lösung. Je älter die Bauteile und das Lot, umso mehr Schlacke entsteht, umso matter wird die Oberfläche. Nachdem sich aber das Lot passiviert, stockt dieser Prozess natürlich sodass man durch unendlich langes Lagern auch irgendwann nicht mehr Metallsalze im Lot bekommt. Daraus ergibt sich auch die unendliche Lagerbarkeit. Und zu der Frage, ob Flussmittel altert: Kolophonium gibt es als Bernstein in Jahrhunderttausend alten Funden. Es zersetzt sich nicht. Ich würde mir keine Sorgen machen. Im Zweifelsfall ist es ganz sinnvoll, die Bauteilbeinchen vorher mit einem Glasfaserradierer zu säubern und Flussmittelgel zum Löten zu nutzen. Dann wird das auch was mit den schönen Lötstellen.
Torben K. schrieb: > Lötstellen mit nem billigen Sn60Pb38Cu2 werden hingegen traumhaft. kenn ich nicht... Ich hab' noch nen auf einer Rolle 60/40 1mm vom Bleiwerk Goslar von 1978! ;) hatte nie Probleme damit, bis ich vor ca. 2 Jahren in die Arduinowelt eingetaucht bin und auf Chinaplatinen löten durfte. Erster Widerstand war die neue Lötkolbenspitze (bleifrei, wahrscheinlich Rohdingsbums), als die nach strapaziöser manueller Bearbeitung endlich Lot annahm streikten sämtliche pro mini PCB. Einziges Ergebnis waren Verbrennungen aufgrund von Lotspritzern. Ich hab dann die billigsten Röllekes aus Chinaland geordert, die ich gefunden habe, bis auf eine Ausnahme 63/37, Flussmittelgehalt 1,2% - 2%. Sie funzten leidlich, den Durchbruch brachte der "Löthonig", hier irgendwo im Forum entdeckt. Trotzdem sind bis auf wenige Ausnahmen alle Lötstellen stumpf, bei flüchtiger Betrachtung erwecken sie den Eindruck kalter Beschaffenheit. Solange das Lot legiert ist mir dessen Aussehen wurscht.
Ich verarbeite immer noch eine 30 Jahre alte Rolle mit ehemals 30 kg Lot, die beim Einsturz der DDR übriggeblieben ist. Blitzblanke Lötstellen. Das einzig störende ist die reichlich dimensionierte Flussmittelseele. Beim Löten auf Leiterplatten bleiben da reichlich Reste. Bis jetzt hat sich aber noch niemand daran gestört. Fazit: Lot vergammelt nicht, aber wenn es vorher Mist war, wird es durch lange Lagerung nicht besser.
> Erster Widerstand war die neue Lötkolbenspitze (bleifrei, wahrscheinlich > Rohdingsbums), als die nach strapaziöser manueller Bearbeitung endlich > Lot annahm streikten sämtliche pro mini PCB. Mit Nacharbeit an bleifreien China-Platinen hatte ich nie ein Problem. Ein Tropfen Flußmittel und etwas höhere Temperatur zum entlöten, nachlöten mit nem billigen Sn60Pb38Cu2 ebenfalls problemlos. Alte Fittingslötpaste (z.B. Rosol) ist übrigens ein prima Lötspitzenreiniger und -verzinner. > Ich würde mir keine Sorgen machen. Im Zweifelsfall ist es ganz sinnvoll, > die Bauteilbeinchen vorher mit einem Glasfaserradierer zu säubern und > Flussmittelgel zum Löten zu nutzen. Dann wird das auch was mit den > schönen Lötstellen. Hab ja besser funktionierendes Lot da, war nur interessehalber. Es verbindet sich ja mit den zu lötenden Teilen, nur die Oberfläche wird grundsätzlich stumpf, auch wenn es nur auf ein Stück Platine aufgeschmolzen wird, egal ob und wieviel zusätzliches Flux verwendet wurde.
Lötzinn wird nich alt, aber das Flussmittel und die aussenliegende Oxidschicht. Ich hatte vor ein paar Tagen ein Lötbad gebaut und altes Lötzinn geschmolzen. Soviel Schlacke die da zum Vorschein kam. Mann siehts auch noch auf den Bildern und auf dem Holzbrett. Das Lötzinn hat allerdings prima funktioniert und die Kupferdrähte perfekt benetzt. Nachdem ich diese, in mit WL verdünntem Löthonig, gewälzt habe.
Es gibt noch ein anderes Problem: Bei manchen Herstellern ist die HAL-Verzinnung mit bleifreiem Zeug ziemlich dick. Dann mischt sich das Zeugs mit dem bleihaltigen Lot und das gibt nach meiner Erfahrung stumpfe Oberflächen und leicht kneteartiges, klebriges Verhalten und kein schönes Fließen beim Löten, wenn man den Kolben nicht auf Brenntemperatur stellt. W.S.
Genau so, wie Du selbst, so altert auch das Zinn und gerade eben so wie Du hat es auch eine Seele drin! MfG Paul
Martin S. schrieb: > Und zu der Frage, ob Flussmittel altert: Kolophonium gibt es als > Bernstein in Jahrhunderttausend alten Funden. Es zersetzt sich nicht. Das eine ist Harz und das andere ist versteinertes Harz. Das kann man nicht so einfach gleich setzen.
Jörg E. schrieb: > und altes Lötzinn geschmolzen. Ach, DU warst derjenige, der neulich die ägyptische Ausgrabungsstätte geplündert hat?! ;-)
Gerd E. schrieb: > aber auch mit Sn60Pb40 > kann man bequem arbeiten. Daran wird der beschriebene deutliche > Unterschied nicht liegen. Das kann ich bestätigen, mit 2,5% Flux läuft Sn60Pb40 prima und die Lötstellen sind super. >> Und zu der Frage, ob Flussmittel altert: Kolophonium gibt es als >> Bernstein in Jahrhunderttausend alten Funden. Es zersetzt sich nicht. Ach, gibt es Sn60Pb40 mittlerweile mit 2,5% Bernsteinseele? das ist bestimmt eine klumpig-trockene Angelegenheit! ;O)))
nemesis... schrieb: > Martin S. schrieb: >> Und zu der Frage, ob Flussmittel altert: Kolophonium gibt es als >> Bernstein in Jahrhunderttausend alten Funden. Es zersetzt sich nicht. > > Das eine ist Harz und das andere ist versteinertes Harz. > Das kann man nicht so einfach gleich setzen. Doch, kann man. Auch Bernstein schmilzt und zerfällt durch Hitze über 300°C. Mit Sicherheit sind die Fließeigenschaften andere. Es ging aber nicht um die Frage, ob es als millionen Jahre altes fossiles Harz noch lötbar ist, sondern nur darum, dass Harz Harz bleibt, auch wenn es fester wird.
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