Forum: Platinen Temperaturüberwachung bei selbstgebauter Dampfphasenlötanlage


von Holger B. (aeson2000)


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Hallo,
ich mache mir gerade Gedanken darüber, ob ich mir eine kleine Dampfphase 
selber baue. Also:
Induktionskochplatte, Hoher Topf und Galden.
Jetzt habe ich aber gelesen, dass das Galden bei 290°C (in Verbindung 
mit bestimmten Metallen sogar schon bei 260°C) in giftige Bestandteile 
zerfällt.
Das bedeutet ja, dass mein Topf sich nicht auf mehr als 260°C erhitzen 
darf, da ich ja nicht weiß, was sich in der Legierung befindet.

Jetzt war meine Idee, dass ich eine Schaltbare Steckdose nehme, welche 
ich dann einfach ausschalten lasse, wenn 260°C erreicht sind.
Nur müsste ich dann ja den Temperatursensor direkt am Boden des Topfes 
anbringen.

Hat hierfür jemand schon eine Lösung gefunden? Also, gibt es einen 
Sensor oder eine Messmethode, mit der ich (sagen wir mal für etwa 50 
Euro) die Temperatur des Bodens, nicht aber des Galdens messen kann?

Danke...

PS: Ich weiß schon, dass es auch ohne geht. Allerdings wäre es mir schon 
lieb, wenn ich so eine Sicherheitsabschaltung hätte, da die 
Zersetzungsprodukte echt nicht lustig sind.

: Bearbeitet durch User
von Pandur S. (jetztnicht)


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Ja. Das Galden wird nicht heisser, weil es vorher verdampft. Dh man 
sollte keine heisseren Metallteile in der Gasphase haben. Ich hab zB mit 
Keramikwiderstaenden, die im Fluessigen gebadet werden geheizt.

Die 5W Keramikwiderstaende kann man in Fluessigkeit gut mit 30W 
belasten. Die Kupferdraehte zur Stromzufuehrung werden ja nicht heisser 
wie die widerstaende.

Was man benoetigt, ist eine Dampfpegelueberwachung, resp man bleibt 
sinnvollerweise daneben und schaut zu. Die Dampfhoehenregelung macht man 
dann visuell, die Leistungssteuerung mit einem Variac. Ich hab meine 
Keramikwiderstaende in Serie grad am Variac. Sie bringen die 600W 
Leistung bei ca 120V.

: Bearbeitet durch User
von Holger B. (aeson2000)


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OK, das ist natürlich auch ein Ansatz. Bist du dir aber sicher, dass die 
Widerstände nicht heißer werden können? Es ist zwar klar, dass die Wärme 
an der Oberfläche abgeleitet wird, aber reicht das?

Die Dampfhöhe zu überwachen ist das geringere Problem. Da kommt einfach 
ein Sensor auf die Halterung für die Platine. Sobald der bei 230°C 
angekommen ist, ist der Dampf auf der richtigen Höhe. Natürlich bleibe 
ich aber auch daneben stehen und schaue mir das an. Schon aus Interesse 
;)

von nemesis... (Gast)


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Wenn man die Heizung mit einem PID-Regler steuert, kann auch der
Dampf nicht heißer werden.
So einen Regler mit Sonde gibts in der Bucht doch schon für
einen Zehner.

http://www.ebay.de/itm/191843474737?_trksid=p2060353.m1438.l2649&ssPageName=STRK%3AMEBIDX%3AIT

Wenn du mehr Aufwand betreiben willst, kann man auch den Dampf
noch mit einem weiten Regler in Serie verschalten. Der Rest wäre
dann Einstellungssache.

Das Optimum wäre, noch ein Behälterrandkühlung einzubauen, die man
aus einem alten Kühlschrank zweckentfremden könnte. Müsste dann
natürlich neu befüllt werden, aber das kann man auch machen lassen
für ca. 50 Euro.

von nemesis... (Gast)


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nemesis... schrieb:
> weiten Regler

"zweiten" sollte es heißen.

von Pandur S. (jetztnicht)


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> Bist du dir aber sicher, dass die Widerstände nicht heißer werden können? Es ist 
zwar klar, dass die Wärme an der Oberfläche abgeleitet wird, aber reicht das?

Sicher. Ja, die Widerstaende sind natuerlich oberhalb der 
Siedetemperatur, sonst wuerde es ja nicht blubbern. Wie viel oberhalb 
der Siedetemperatur die Oberflaeche ist, ist eine Frage der 
Leistungsdichte.
Was ganz schlecht ist, ist mit kleiner Oberflaeche arbeiten zu wollen, 
zB mit einer Gluehlanpe ohne Kolben.
Deswegen die Keramikwiderstaende, die haben schon mal eine grosse 
Oberflaeche.

Ich wuerd die Induktionskochplatte sein lassen, die ist zu traege. Die 
Keramikwiderstaende in der Fluessigkeit sind hingegen ohne Verzoegerung.

von Holger B. (aeson2000)


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@nemesis...: Das mit der Kühlung ist ein interessanter Tipp. Ein 
Bekannter hat das bisher einfach ein nasses Handtuch im oberen Bereich 
um den Topf gewickelt. Das reicht, um das Galden kondensieren zu lassen. 
Der Verlust hat sich dadurch sehr verringert.
Wegen des Reglers: Das Regeln ist nicht das Problem. Für mich besteht 
das Problem, dass ich die Temperatur dort messen will, wo sie an das 
Galden übertragen wird. Das Galden und auch der Dampf werden nicht 
heißer. Wenn jetzt aber der Kochtopfboden schneller erhitzt, als er die 
Wärme an das Galden abgegebn kann, könnten die "bösen" Temperaturen 
(260°C) theoretisch erreicht werden. Bei 2KW Heizleistung der 
Induktionsplatte...

@Oh doch: Ich schaue mir das mit den Widerständen mal an. Ich bin halt 
nicht so der Freund von hohen Spannungen. Also, bis 36V ist OK. Aber das 
müsste mit den richtigen Widerständen ja auch bei 24V und 10A 
funktionieren. Da hätte ich hier zumindest noch ein sehr altes Netzteil 
rumstehen.

von Pandur S. (jetztnicht)


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> ..2KW Heizleistung der Induktionsplatte...

Sind voellig ueberzogen. die muss man mit zB einem Variac runternehmen. 
Ich denke fuer den Aufheizvorgang (1/2 Liter) werde vielleicht 800W 
benoetigt, zum Halten dann noch die Haelfte.

von Harald W. (wilhelms)


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Holger B. schrieb:

> Aber das müsste mit den richtigen Widerständen ja auch bei
> 24V und 10A funktionieren.

Natürlich. Widerstände bekommt man ja mit fast jeden beliebigen
Ohm-Wert. Aber 240W sind vermutlich nicht ausreichend.

von Koch (Gast)


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Holger B. schrieb:
> Jetzt habe ich aber gelesen, dass das Galden bei 290°C (in Verbindung
> mit bestimmten Metallen sogar schon bei 260°C) in giftige Bestandteile
> zerfällt.

Bei welcher Temperatur willst du denn löten?

Auch Wasser zerlegt sich bei höheren Temperaturen in Knallgas. Im 
Kochtopf ist mir das trotzdem noch nie passiert, weil es unter 
Normaldruck bei etwa 100°C verdampft und über die Verdampfungswärme die 
Herdplatte effektiv kühlt - der Boden muss eben immer mit dem Medium in 
flüssigem Aggregatzustand bedeckt sein.

Siedeverzug sollte man natürlich vermeiden ;-)

von nemesis... (Gast)


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Holger B. schrieb:
> Wegen des Reglers: Das Regeln ist nicht das Problem. Für mich besteht
> das Problem, dass ich die Temperatur dort messen will, wo sie an das
> Galden übertragen wird.

Mit ein wenig Geschick sollte man einen Messdom in dem Behälterboden
einbauen können, der auch dicht ist. Wer die Möglichkeit hat VA
zu schweißen, hat da kein Problem.

> Das Galden und auch der Dampf werden nicht
> heißer.

Wenn es geregelt wird. Aber auch die benötigte Heizleistung muss passen.

> Wenn jetzt aber der Kochtopfboden schneller erhitzt, als er die
> Wärme an das Galden abgegebn kann, könnten die "bösen" Temperaturen
> (260°C) theoretisch erreicht werden.

Schneller wird da gar nicht gehen, weil das System irgendwann ein
Gleichgewicht haben wird. Wenn ein Regler die Temperatur reduziert
geht das auch zur Lasten der Zeit. Ist ja beim Kochen auch nicht
anders, wenn man mit kleiner Flamme köchelt.

> Bei 2KW Heizleistung der Induktionsplatte...

Induktionsplatten benötigen Induktionstöpfe mit speziellem Boden,
aus gutem Grund.
Mit einem Gastrobehälter brennt man sich u.U. ein Loch in den
Boden oder das Galden fängt wegen partieller Überhitzung sich
zu zersetzen. Da sollte man schon genau wissen was man tut.
Dann lieber eine alte Herdplatte wo ausschlachten.

von Sebastian S. (amateur)


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Im Normalfall ist es nicht möglich etwas zu überhitzen. Ein sehr 
anschauliches Analogon ist der Wasserkocher.
So lange noch Wasser (Galden) drin ist kann das Teil nicht heißer als 
100° (230° - oder welche Sorte ihr auch verwendet) werden.
Natürlich werden hier die Erbsenzähler tief Luft holen, und sagen, dass 
das so nicht ganz stimmt, aber das Prinzip ist aber richtig.
Nur wenige Bedingungen müssen hierzu erfüllt werden:
1. Es muss nicht viel, aber ausreichen Galden vorhanden sein.
2. Es darf nicht alles verdampft werden, da der Phasensprung ja die
   "Regelung" ist. Andernfalls geht die Temperatur sehr schnell hoch.
3. Der Fühler muss so weit wie möglich (im Dampf) unten sein.
4. Der Fühler sollte relativ genau sein. Z.B. PT99.

Bei unserem, zugegeben recht einfachen Teil ist das folgendermaßen 
gelöst:
Ein Viereckiger Trog, mit einem verschließbaren Deckel.
Ganz unten, in einer Mulde hängt das Galden rum. Darunter ist noch die 
Heizung.
Die Platinen werden, auf ein Drahtgitter (Lochblech) gelegt und 
abgesenkt. Bis knapp über die Mulde.
Der Fühler ist in Höhe der Platine.
Nach dem Einschalten (Start) wird das Zeug erhitzt.
Die Heizerei geschieht bis das Thermometer die Arbeitstemperatur 
feststellt.
Dann ist eigentlich schon Feierabend.
Da Galden einiges Kostet, gibt es weit oben noch ein Wasserreservoir.
Nach Erreichen der Temperatur wird die Heizung abgeschaltet und ein 
Ventil geöffnet. Dieses lässt ein wenig Wasser durch eine Kühlschlange, 
die um den Trog gelegt ist rinnen. Einfach in einen Kanister. Damit wird 
das ganze System so weit abgekühlt, dass man a) die Platine vom wieder 
hochgekurbelten Gitter nehmen kann und b) das Galden abgekühlt und 
wieder verflüssigt wird. Da der ganze Kasten verschlossen ist, ist der 
Galdenverbrauch extrem gering und auch die Gesundheitsfanatiker können 
sich sicher fühlen.

von Holger B. (aeson2000)


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@nemesis: Das mit dem Schweißen habe ich mir auch gedacht. Einfach einen 
kleinen Bolzen an den Boden schweißen und dann einen Fühler daran 
festschrauben. Leider kenne ich niemanden, der das kann ;)
Ach ja, die 2KW würde ich natürlich niemals in einem Gastrobehälter 
unterbringen wollen. Ich möchte da einen Spargeltopf nehmen, welcher für 
Induktionsplatten geeignet ist.

@Harald Wilhelms: Stimmt 240W klingt mir gerade auch etwas wenig. Wenn 
ich noch mein zweites dazu nehme, komme ich aber auch nur auf 400W. Wird 
schon eng. Na ja, vielleicht komme ich irgendwann noch günstig an etwas 
altes Gutes. Aber ich glauibe, ich gehe jetzt erst einmal den Weg mit 
dem Spargeltopf.

@Sebastian S.: Das Analogon zum Wasserkochen passt nicht so ganz. 
Zwischen der Siedetemoeratur und der Zerstzungstemperatur von Wasser 
liegen immerhin 2400°C. Beim Galden LS230 sind es nur 30°C, bei 
Anwesenheit bestimmter Katalysatoren. Eine partielle Überhitzung ist bei 
einer starken Heizung also nicht unwahrscheinlich. Auch oberhalb der 
Flüssigkeitslinie  geht die Wärme nicht so schnell in das Medium über, 
so dass hier auch Temperaturen oberhalb von 260°C auftreten können. Das 
kann ja schon reichen.
Aber gut, die Temperatur außen kann ich ja recht problemlos mit einem 
IR-Thermometer messen.

Ich glaube, ich werde es einfach mal ausprobieren. Einfach langsam 
hochheizen und mal schauen, wie sich die Temperaturen außen am Topf 
verändern. Vielleicht ist der Wärmeübergang vom Topf in das Galden ja 
tatsächlich so schnell, dass die Temperaturen unkritisch sind. Und wenn 
die Temperaturen außen unkritisch sind, dann sind sie es innen auf jeden 
Fall.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Holger B. schrieb:
> @nemesis: Das mit dem Schweißen habe ich mir auch gedacht. Einfach einen
> kleinen Bolzen an den Boden schweißen und dann einen Fühler daran
> festschrauben. Leider kenne ich niemanden, der das kann ;)

Nennt sich Bolzenschweißen :-)

Wir befestigen hier diverse Dinge (unter anderem auch Heizplatten für 
Dampfphasenlötbehälter ;-) auf diese Art auch an Behältern mit sehr 
dünnen Edelstahlblechen.

Das ist eine tolle Sache, weil durch den extrem geringen Wärmeeintrag 
(Kondensatorentladung) kein merklicher Verzug stattfindet. Selbst einem 
0,5mm-Blech sieht man nicht an, dass auf der anderen Seite ein M6-Bolzen 
aufgeschweißt wurde.

Schau einfach mal bei einem Betrieb für Feinblechverarbeitung vorbei. 
Meist haben die Betrieb ein solches Gerät.

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