Forum: Offtopic Größe der abgestrahlten Leistung bei Hochspannungs-Freileitungen


von Stefan H. (fourier)


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Moin,

mich würde sehr interessieren, wie groß in etwa die Energie bzw. 
Leistung ist, die auf Hochspannungs-Freileitungen in Form von 
elektromagnetischen Wellen abgestrahlt wird.
Klar, die Frequenz des Stromes bzw. der Spannung in und auf der Leitung 
ist natürlich mit 50Hz ungeheuer gering. Trotzdem halte ich die Frage 
für angemessen, denn meiner Meinung nach gibt zwei Faktoren, die die 
niedrige Frequenz wieder ausgleichen und eine abgestrahlte Energie 
nenneswert machen:

1. Hochspannung und
2. Leitungslänge.

Die großen Längen der Freileitungen kommen zumindest einer 
Lambda/4-Wellenlänge bei 50Hz immer näher und die Hochspannung sorgt für 
extrem starke Feldstärken.

Kann man speziell zu diesem Thema etwas lesen? Wie groß würdet ihr diese 
Leistung spontan schätzen?

Danke und Gruß

von Falk B. (falk)


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Ich würde mal tippen, das die abgestrahlte Leistung im Bereich von 
wenigen ppm liegt. Die Verluste durch Blindleistung und induktive 
Kopplung liegt um Größenordnungen höher, selbst die Leckströme der 
Isolatoren sind höher, obwohl die erstaunlich klein sind, auch bei Wind 
und Wetter.

von Peter D. (peda)


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Wenn Du direkt unter der Leitung stehst, kompensieren sich die 3 Phasen 
fast vollständig.
Zusätzlich wechseln die Phasen alle paar Masten, die Adern sind quasi 
verdrillt.

von Stefan H. (fourier)


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Vielen Dank,

> Wenn Du direkt unter der Leitung stehst, kompensieren sich die 3 Phasen
> fast vollständig.

Die drei Phasenspannungen sind um 120 Grad verschoben. Wie genau meinst 
Du das mit der Kompensation?


> Zusätzlich wechseln die Phasen alle paar Masten, die Adern sind quasi
> verdrillt.

Also hat man im Prinzip "destruktive Interferenz" der Wellen?

Gruß

von Wolfgang R. (Firma: www.wolfgangrobel.de) (mikemcbike)


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Die abgestrahlte Energie reicht gerade einmal aus, um eine 
Leuchstoffröhre leicht zum Leuchten anzuregen...

von Wolfgang R. (Firma: www.wolfgangrobel.de) (mikemcbike)


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von Stefan H. (fourier)


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Danke,

> Die abgestrahlte Energie reicht gerade einmal aus, um eine
> Leuchstoffröhre leicht zum Leuchten anzuregen...

Du meinst sicher diesen Versuch:

[[https://de.wikipedia.org/wiki/Elektrisches_Feld#/media/File:Fluorescent_tube_under_electric_line.jpg]]

Das ist aber genau genommen nur eine Nahfeld-Energieauskopplung. Mich 
interessiert aber speziell der Energieinhalt, der ins Fernfeld 
abgestrahlt wird.

Gruß

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang R. (Firma: www.wolfgangrobel.de) (mikemcbike)


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Das wäre ja auch zu einfach gewesen...

Welches Fernfeld soll es denn bitte bei 50Hz geben? Außerdem hängt die 
abgestrahlte Leistung immer von der Umgebung ab, Boden leitfähig oder 
nicht etc... Welchen Sinn soll da eine pauschale Aussage machen?

von Falk B. (falk)


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@ Peter Dannegger (peda)

>Zusätzlich wechseln die Phasen alle paar Masten, die Adern sind quasi
>verdrillt.

Das glaube ich kaum. Wo kann man so etwas sehen?

von Wolfgang R. (Firma: www.wolfgangrobel.de) (mikemcbike)


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Aber wenn es Dich so brennend interessiert, zwei, drei Semester 
Theoretische Elektrotechnik, Feldgleichungen etc. an der TU werden Dich 
sicher in die Lage versetzen, die Abstrahlimpedanzcharakteristik von 
100km Hochspannungsleitung zu berechnen. Ich kann und will es nicht.

von Clemens S. (zoggl)


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Das Stichwort heißt Verdrillmast.

https://de.wikipedia.org/wiki/Verdrillmast

damit findest du mehr.

sg

von Stefan H. (fourier)


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Wolfgang R. schrieb:
> Das wäre ja auch zu einfach gewesen...
>
> Welches Fernfeld soll es denn bitte bei 50Hz geben? Außerdem hängt die
> abgestrahlte Leistung immer von der Umgebung ab, Boden leitfähig oder
> nicht etc... Welchen Sinn soll da eine pauschale Aussage machen?

Theoretisch das Fernfeld in einigen tausend Kilometern. Ok, macht wenig 
Sinn, weil dort selbst durch Hochspannungsfelder die Leistung 
verschwindend sein wird. Die Leitfähigkeit der Atmosphäre müsste man 
wahrscheinlich auch noch berücksichtigen.

Gruß

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang R. (Firma: www.wolfgangrobel.de) (mikemcbike)


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Stefan H. schrieb:
> Ok, macht wenig
> Sinn

Genau.

von Harry M. (harry4516)


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Stefan H. schrieb:
> Die großen Längen der Freileitungen kommen zumindest einer
> Lambda/4-Wellenlänge bei 50Hz immer näher und die Hochspannung sorgt für
> extrem starke Feldstärken.

1)
Wellenlänge bei 50 Hz sind 6 Millionen Meter = 6000 km
wo bitte gibts so eine Freileitung ?

2)
die Energie einer elektromagnetischen Welle von 50 Hz ist extrem, aber 
richtig richtig extrem, winzig.
leicht nachzulesen: E = planksches Wirkungsquantum * Frequenz
das das planksches Wirkungsquantum ca. 6*10-34 ist kannst du dir schon 
vorstellen dass da an Energie so gut wie nichts übrig bleibt.

Die Leute die neben 50 Hz Leitungen schlecht schlafen können haben 
sicher irgendein Problem, nur keines mit der Netzleitung.

Harry

von Mani W. (e-doc)


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Interessant mit den Verdrillmasten, dabei geht es nur wegen den
Kapazitäten der 3 Phasen - auch klar, weil es unterschiedliche
Höhen zum Boden gibt -


Logisch und faszinierend!



Wieder etwas gelernt!

von Michael L. (michaelx)


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Mani W. schrieb:
> Interessant mit den Verdrillmasten, dabei geht es nur wegen den
> Kapazitäten der 3 Phasen - auch klar, weil es unterschiedliche
> Höhen zum Boden gibt -

Nicht nur wegen der Kapazitäten zum Boden, sondern auch zwischen den 
Phasen. Schau dir das 2. Bild bei Wikipedia mal richtig an.

von Mani W. (e-doc)


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Genau!

Was würde da nur nach 100 Km an Wirkung sein, falls es keinen
Verdrill gäbe?

von Falk B. (falk)


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@Harry May (harry4516)

>Wellenlänge bei 50 Hz sind 6 Millionen Meter = 6000 km
>wo bitte gibts so eine Freileitung ?

Auch kurze, schlechte Antennen strahlen, wenn gleich deutlich weniger.

https://de.wikipedia.org/wiki/ZEVS

>Die Leute die neben 50 Hz Leitungen schlecht schlafen können haben
>sicher irgendein Problem, nur keines mit der Netzleitung.

http://www.brummton.net/

;-)

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Alle paar Masten verdrillen stimmt nicht. Häufig stehen solche Masten in 
der Nähe der (größeren) Umspannwerke, um die Phasen richtig aufzulegen. 
Ansonsten stehen diese speziell zur Verdrillung eingefügten Masten viele 
10 Kilometer auseinander.

Ich meine gelesen zu haben, daß die Verluste der Leitungen zwischen 
einem und drei Prozent der maximalen Übertragungsleistung liegen.

Ein großer Teil der Verluste wird als Wärme in den Leiterseilen frei, 
auf stark belasteten Trassen werden Hochtemperaturseile verwendet, um 
die Leitungen stärker belasten zu können. Normale Leiterseile werden bis 
zu 80 Grad warm (mehr dürfen sie nicht weil sie sonst zwischen den 
Masten zu sehr durchhängen). Hochtemperaturseite können bis über 300 
Grad heiß werden, natürlich mit entsprechend höheren Verlusten. Es wird 
auch ein Freileitungsmonitoring durchgeführt, wodurch die Leitungen mit 
bis zu 50% Überlast betrieben werden können, wenn sie durch Wetter und 
Wind ausreichend gekühlt werden.

Der zweite große Teil sind die Verluste durch die hohe elektrische 
Feldstärke. Die führt zu Strömen in Richtung Erde (was man am Versuch 
mit der Leuchtstofflampe sehen kann) und verursacht Sprühentladungen an 
den Kanten der Isolatoren.

Die Blindleistung spielt bei Erdkabeln eine große Rolle, dort entsteht 
bei Hochspannung eine große kapazitive Blindleistung. Die 400kV 
Transversale von Berlin (etwa 35km 2x drei einphase Erdkabel in Tunnel) 
verursacht eine Blindleistung von 110MVAr, die an den Endpunkten 
kompensiert werden muß. Deswegen (und wegen häufiger Ausfälle mit langen 
Reparaturzeiten) eignen sich Erdkabel nicht für Hochspannung und eine 
flächendecke Erdverkabelung des Hochspannungs-Drehstromnetzes ist nicht 
möglich.

Wo man solche Verluste sehr schön sehen kann ist, wenn eine 
freigeschaltete Trasse auf einer Seite der Masten freigeschaltet und 
geerdet wird, während die zweite Trasse auf der anderen Seite in Betrieb 
bleibt. Dann wird einiges an Energie induktiv und kapazitiv von dort 
eingekoppelt und die Lichtbögen am Trenner (der Isolator auf der 
Leitungsseite wird überbrückt nachdem die Leitung von den Sammelschienen 
getrennt wurde) sind ziemlich beeindruckend.

von Timm T. (Gast)


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Ben B. schrieb:
> und wegen häufiger Ausfälle mit langen
> Reparaturzeiten[] eignen sich Erdkabel nicht für Hochspannung

Soso. Hier hat es letztes Jahr eine 220kV-Leitung umgelegt. Es hat ein 
halbes Jahr gedauert, bis die Masten wieder standen und die Leitung 
aufgelegt war. Klar, so ein paar Masten hat man ja auch nicht rumliegen.

Mal abgesehen davon, daß unterirdische Leitungen von Sturm wenig 
beeindruckt werden: Sollte es wirklich ein halbes Jahr dauern, in 
vorhandene Rohrleitungen mit Zugangspunkten alle paar km eine neue 
Leitung einzuziehen?

von Dipl.- G. (hipot)


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Falk B. schrieb:
> @ Peter Dannegger (peda)
>
>>Zusätzlich wechseln die Phasen alle paar Masten, die Adern sind quasi
>>verdrillt.
>
> Das glaube ich kaum. Wo kann man so etwas sehen?

Falk, schlag nach: alpha-Verdrillung, beta-Verdrillung, 
gamma-Verdrillung.

Selbstverständlich wechseln die Bündelleiter ihre Position periodisch, 
um das Dreiphasensystem zu symmetrieren. Die Verdrillung macht erst 
Kapazitäten und Induktivitäten symmetrisch.

Bei weiteren Fragen, mich fragen. :-P

von Dipl.- G. (hipot)


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Stefan H. schrieb:

> Die drei Phasenspannungen sind um 120 Grad verschoben. Wie genau meinst
> Du das mit der Kompensation?
>
> Also hat man im Prinzip "destruktive Interferenz" der Wellen?
>
> Gruß

Lies doch bitte einfach mal die einschlägige Fachliteratur.
Den Oswald mußte jeder Starkstromer fressen: 
https://www.amazon.de/Elektrische-Kraftwerke-Netze-Dietrich-Oeding/dp/3642192459/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1464146329&sr=8-1&keywords=elektrische+kraftwerke+und+netze

von Pandur S. (jetztnicht)


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Die Verluste von Freileitunegn steigen bei schlechtem Wetter stark an. 
Das Knistern der Leitung bei Nebel, Regen oder starkem Schneefall sind 
die Umladungsverluste. Jede Schneeflocke, jeder Nebeltropfen zuegelt 
Ladung ab.

Gegen Koronaverluste hat man Zweier-, Vierer-, oder Sechser 
Buendelleiter. Bei uns laeuft bei 220kV Leitungen unter Zweier 
Buendelleitern nichts.

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Bei weiteren Fragen, mich fragen. :-P
Lieber nicht wenn man es selber besser weiß.

von Harald W. (wilhelms)


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Stefan H. schrieb:

> mich würde sehr interessieren, wie groß in etwa die Energie bzw.
> Leistung ist, die auf Hochspannungs-Freileitungen in Form von
> elektromagnetischen Wellen abgestrahlt wird.

Wenn Du mit "elektromagnetischen Wellen" auch Wärmestrahlung
meinst, kann das schon 1% der übertragenen Leistung ausmachen.
:-)

von Stefan H. (fourier)


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> https://de.wikipedia.org/wiki/ZEVS
Wie sehen denn die Antennenanlagen für solch eine Frequenz aus?

Gruß

von Falk B. (falk)


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@ Stefan Hackbusch (fourier)

>> https://de.wikipedia.org/wiki/ZEVS
>Wie sehen denn die Antennenanlagen für solch eine Frequenz aus?

RTFM!

"Als Sendeantenne verwendet ZEVS einen Bodendipol, der etwa 106 
Kilometer lang sein soll."

von Peter R. (pnu)


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Freileitungen werden üblicherweise im Dreiphasen-Wechselstromsystem 
betrieben.

Die Summenspannung der drei Phasen des Drehstromsystems ist Null. Ebenso 
ist die Summe der drei Ströme Null. Deshalb entsteht gar kein Fernfeld 
durch eine Hochspannungsleitung, bis auf einen eventuell durch 
Unsymmetrie entstehenden Anteil, der aber wohl extrem gering ist, also 
in die ppm der übertragenen Leistung geht.

Anders betrachtet: Aus etwas größerer Entfernung gesehen führt das 
Drei-Leiter-Bündel "keinen" Strom und "keine" Spannung, strahlt also 
weder elektrisches noch magnetisches Feld ab.

Eine verdrillte Zwillingsader hat zum Beispiel auch fast keine 
Abstrahlung, wenn man da auf Symmetrie achtet, ist also von der Ferne 
her gesehen ein geschlossenenes System.

: Bearbeitet durch User
von Stefan H. (fourier)


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Danke,

> Die Summenspannung der drei Phasen des Drehstromsystems ist Null. Ebenso
> ist die Summe der drei Ströme Null. Deshalb entsteht gar kein Fernfeld
> durch eine Hochspannungsleitung, bis auf einen eventuell durch
> Unsymmetrie entstehenden Anteil, der aber wohl extrem gering ist, also
> in die ppm der übertragenen Leistung geht.

kannst Du das genauer erklären? Wieso gleichen sich die 
phasenverschobenen Spannungen aus?

Gruß

von Peter R. (pnu)


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Male Dir mal drei solche Spannungen des Dreiphasen-Wechselstroms als 
Zeitverläufe auf. Vielleicht findest Du auch in einem Buch solch ein 
Bild. Dann bestimme zu bestimmten Zeitaugenblicken (z.B. bei t = 0, t = 
3ms t = 5ms. usw. die drei Spannungen und addiere sie.

Oder schau Dir mal die Schaltung eines künstlichen Sternpunkts an: Drei 
gleich große Widerstände führen von den Phasen zu einem Punkt zusammen. 
Bei ungestörtem symmmetrischen System hat dieser Sternpunkt die Spannung 
Null.

Wenn Du gut in Mathe bist, berechne sin(wt + 0°) + sin(wt+120°) + 
sin(wt+240°),  indem Du verschiedene Werte von wt (z.B. 30°, 50°...) 
einsetzst
Da kommt dann für die Summe der drei Sinus immer Null heraus.

: Bearbeitet durch User
von Stefan H. (fourier)


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Ok,

aber warum werden dann starke elektromagnetische Felder in unmittelbarer 
Umgebung zur Freileitung erzeugt, die sogar durch Leuchtstoffröhren 
nachweisbar sind? Müssten diese Felder sich nicht auch aufheben?

Gruß

von Falk B. (falk)


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@ Stefan Hackbusch (fourier)

>aber warum werden dann starke elektromagnetische Felder in unmittelbarer
>Umgebung zur Freileitung erzeugt, die sogar durch Leuchtstoffröhren
>nachweisbar sind?

Weil man schon Nahfeld und Fernfeld unterscheiden muss.

> Müssten diese Felder sich nicht auch aufheben?

Nicht in unmittelbarer Nähe. Schon gar nicht das E-Feld.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Das was mit der Leuchtstoffröhre nachweisbar ist, ist ein rein 
elektrisches Feld. Das würde auch mit 400 bzw. 566kV Gleichspannung 
funktionieren.

Trotzdem sind die Netzfrequenzen 50 und 60Hz weltweit empfangbar. Das 
liegt aber nicht daran, daß die Abstrahlung einer einzelnen Leitung so 
groß ist, sondern an der extremen Anzahl an Leitungen, so daß die in der 
Summe abgestrahlte Leistung groß genug für die weltweite Nachweisbarkeit 
ist.

Längstwellensender für die Kommunikation mit U-Booten z.B. erreichen 
ähnliche Reichweiten mit 100..200kW Sendeleistung. Ihre Antennenanlagen 
haben auch die Größe von Freileitungen, allerdings ist mir kein Sender 
mit weniger als 17kHz bekannt.

von Stefan H. (fourier)


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Ben B. schrieb:
> Das was mit der Leuchtstoffröhre nachweisbar ist, ist ein rein
> elektrisches Feld. Das würde auch mit 400 bzw. 566kV Gleichspannung
> funktionieren.
>
> Trotzdem sind die Netzfrequenzen 50 und 60Hz weltweit empfangbar. Das
> liegt aber nicht daran, daß die Abstrahlung einer einzelnen Leitung so
> groß ist, sondern an der extremen Anzahl an Leitungen, so daß die in der
> Summe abgestrahlte Leistung groß genug für die weltweite Nachweisbarkeit
> ist.
>
> Längstwellensender für die Kommunikation mit U-Booten z.B. erreichen
> ähnliche Reichweiten mit 100..200kW Sendeleistung. Ihre Antennenanlagen
> haben auch die Größe von Freileitungen, allerdings ist mir kein Sender
> mit weniger als 17kHz bekannt.

Vielen Dank,

genau das beantwortet meine Frage.
Mich würde interessieren, wie dementsprechend die Empfangsanlagen in den 
U-Booten aussehen. Müssten das nicht tonnenschwere Spulen für den 
Empfang sein?
Ich habe gelesen, dass man elektromagnetische Wellen aus dem ELF-Bereich 
(Extremely Low Frequencies) bevorzugt mit induktiven Antennen bzw. 
Spulen empfängt.

Gruß

von Falk B. (falk)


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@Stefan Hackbusch (fourier)

>Mich würde interessieren, wie dementsprechend die Empfangsanlagen in den
>U-Booten aussehen. Müssten das nicht tonnenschwere Spulen für den
>Empfang sein?

Vor allem kilometerlange Kabel, aka Schleppantennen.

von Stefan H. (fourier)


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Man muss ja bedenken, dass es sich beim U-Boot um einen "Stahlzylinder" 
handelt, der somit einen Faraday'schen Käfig darstellt. Innerhalb des 
U-Boots kann praktisch nichts empfangen werden, oder?
Wie wird heute die Funkkommunikation mit U-Booten ermöglicht?

Gruß

von Harald W. (wilhelms)


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Stefan H. schrieb:

> Wie wird heute die Funkkommunikation mit U-Booten ermöglicht?

Mit Antennen ausserhalb des "Stahlzylinders".
Teilweise werden Antennen wohl auch an
Schwimmkörpern nach oben ausgefahren.

von Stefan H. (fourier)


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Danke,

arbeitet man heute bei der U-Boot-Kommunikation immer noch im 
ELF-Bereich?
Wenn, wie Du sagst, Antennen nach oben ausgefahren werden, wird es 
wahrscheinlich Satelliten-Kommunikation im Dezimeter-Wellenbereich sein, 
oder?
Bleibt nur die Frage, wie man "unter Wasser" erreichbar bleibt.

Gruß

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Die Längstwellensender zur Kommunikation mit U-Booten sind nach wie vor 
in Betrieb, da es die einzigen Sender sind, die auch noch in einer 
nennenswerten Wassertiefe (30 Meter) empfangbar sind. Sie ermöglichen 
also eine Kommunikation mit vollständig getaucht fahrenden Booten. Für 
"höherwertige" Kommunikation muß das Boot auftauchen bzw. eine Antenne 
über die Wasseroberfläche bringen. In größeren Wassertiefen ist das Boot 
via Funk nicht erreichbar.

z.B.
SAQ-Grimeton (17,2kHz, 200kW historischer Maschinensender)
DHO38-Saterland bzw. Rhauderfehn (23,4kHz, 800kW, 200 baud)
NAA-Cutler (17,8/24kHz, 1800kW)

Noch höhere Eindringtiefen in Wasser (300 Meter) erreichen die Sender 
ZEVS (Russland, 82 Hz) und Sanguine (USA, 76 Hz) mit Bodendipolen, 
allerdings mit extrem geringer Datenrate, die nur zur Alarmierung von so 
tief tauchenden Booten brauchbar ist.

von Stefan H. (fourier)


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> Noch höhere Eindringtiefen in Wasser (300 Meter) erreichen die Sender
> ZEVS (Russland, 82 Hz) und Sanguine (USA, 76 Hz) mit Bodendipolen,
> allerdings mit extrem geringer Datenrate, die nur zur Alarmierung von so
> tief tauchenden Booten brauchbar ist.

Vielen Dank,

wie lang sind die Antennen für die Kommunikation in 30 Metern Tiefe und 
werden diese wirklich, wie man teilweise lesen kann, an Klappen 
herausgelassen und als Schleppantenne mitgezogen? Ich meine, birgt das 
nicht ein ziemliches Risiko für das U-Boot?

Damals bei dem Kursk-Unglück, war da überhaupt eine Kommunikation noch 
möglich unten am Meeresboden?

Gruß

: Bearbeitet durch User
von Timm T. (Gast)


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Kommunikation ist nicht nur Funk. Wie machens denn die Wale...

Schallwellen reichen nicht um den halben Erdball, aber 300m senkrecht 
nach unten sind kein Problem.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> wie lang sind die Antennen für die Kommunikation in 30 Metern Tiefe
> und werden diese wirklich, wie man teilweise lesen kann, an Klappen
> herausgelassen und als Schleppantenne mitgezogen?
> Ich meine, birgt das nicht ein ziemliches Risiko für das U-Boot?
Nö, entweder sind das magnetische Ringantennen am Turm/Periskop und die 
Schleppantennen werden ausreichend weit weg von den Schrauben 
ausgefahren.

> Damals bei dem Kursk-Unglück, war da überhaupt eine Kommunikation noch
> möglich unten am Meeresboden?
Bei Manövern wird idR. Unterwassertelefonie verwendet, also eine direkte 
Sprechverbindung zwischen U-Boot und der Flotte über Wasser. Für den 
Kriegseinsatz ist die unbrauchbar, weil das U-Boot damit zwangsweise 
sehr weit zu hören ist und seine Position verrät.

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