Forum: Offtopic Gefahren bei der Airbagverkabelung?


von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Vorab - dass Airbags kein Spielzeug sind ist mir bewusst.

Fehlermeldung Airbag, beunruhigt natürlich erstmal. Diagnose: 
Seitenairbag Fahrerseite. Google sagt: wahrscheinliche Ursache 
Steckverbinder Sitz/Kabelbaum, evtl. Kabelbruch oder gar Steuergerät.

Ok, VW-Werkstatt: natürlich ganz besorgte Gesichter. Empfehlung keinen 
Meter mehr zu fahren und Reparieren lassen, Steuergerät und Kabel, 
knappe 1200€ +MwSt.
Naja, man kann Geld auch anders ausgeben.
Freie Werkstatt: kennen das Problem, dürfen aber nichts dran tun.
Diverse Foren: Quintessenz - um Gottes Willen die Finger von lassen, bis 
hin zu gelöschten/gesperrten freds.

Aber immer wieder taucht der ominöse Steckverbinder als Fehlerquelle 
auf.
Heute mal den Sitz ausgebaut und mir den Kram angeschaut. So gefährlich 
kann das nicht sein. Kabel relativ lose verbaut, 3 dünne Adern mit 
Textilband umwickelt. Gefahr der Beschädigung aller Art durch 
Gegenstände unter der Sitz durchaus gegeben, kam mir nicht wie eine 
Hochsicherheitsverbindung vor...

Batterie abgeklemmt, 30min gewartet, Stecker abgeschnitten, verlötet, 
mit verklebendem Schrumpfschlauch Einzeladern und die gesamte 
Flickstelle überzogen und die Stelle mit Kabelbindern am Sitz fixiert. 
Fehler gelöscht -> alles gut.

: Verschoben durch User
von Marc V. (Firma: Vescomp) (logarithmus)


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H.Joachim S. schrieb:
> Freie Werkstatt: kennen das Problem, dürfen aber nichts dran tun.
> Diverse Foren: Quintessenz - um Gottes Willen die Finger von lassen, bis
> hin zu gelöschten/gesperrten freds.

 Weil immer noch rumgeistert, dass man Airbag durch Diagnose auslösen
 oder unbrauchbar machen kann.
 Ich bin zwar schon seit 10 Jahren aus der Diagnose raus, habe aber
 seinerzeit an Airbag Fehlern nicht schlecht verdient, vor allem weil
 sich keiner der anderen drangetraut hat. Natürlich haben meine Jungs
 auch zuerst besorgte Gesichtern gemacht und vor unzähligen Gefahren
 und möglichen Schwierigkeiten gewarnt.
 Wurde mir dann aber zu dumm und hab denen verboten, so etwas weiter
 zu machen.

H.Joachim S. schrieb:
> Batterie abgeklemmt, 30min gewartet, Stecker abgeschnitten, verlötet,
> mit verklebendem Schrumpfschlauch Einzeladern und die gesamte
> Flickstelle überzogen und die Stelle mit Kabelbindern am Sitz fixiert.
> Fehler gelöscht -> alles gut.

 Ja, die meisten Fehler liessen sich so beheben.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Diese Anleitung ist schon ein wenig gefährlich, ich empfehle das 
Nachmachen NICHT, auch wenn jetzt alle wieder auf mir rumhacken, daß ich 
nur alles schlechtreden wolle.

> Weil immer noch rumgeistert, dass man Airbag durch Diagnose auslösen
> oder unbrauchbar machen kann.
Es ist möglich, per Diagnose einen Befehl an das Steuergerät zu senden, 
daß es alle Airbags zünden soll. Das ist z.B. vor der Verschrottung 
sinnvoll. Sendet man diesen Befehl unbeabsichtigt während man zur 
Diagnose bequem im Auto sitzt, hat man hinterher kaka in der Hose.

Die Airbags besitzen Kurzschlußeinrichtungen in den Steckern. Bei 
gezogenem Stecker ist der Zünder im Airbag also kurzgeschlossen und 
damit gesichert. Bastelt man jetzt aber irgendwas im Kabelbaum herum, 
ohne den Airbag abzuziehen, ist dieser Schutz ausgehebelt und der Airbag 
wird ausgelöst wenn aus irgendwelchen Gründen unbeabsichtigt Spannung 
auf die Kabel kommt.

Wenn man bei abgezogenem Airbag am Kabelbaum bastelt und dabei einen 
Fehler macht, wäre es möglich, daß man beim Wiedereinstecken des Airbags 
sein blaues Wunder erlebt - und das kann echt gefährlich sein wenn man 
nicht im Sitz sitzt, sondern sein Gesicht irgendwo direkt vor dem Airbag 
hat. Oder beim Einschalten der Zündung kommt Strom auf das Kabel... 
bumm.

> Ok, VW-Werkstatt: natürlich ganz besorgte Gesichter. Empfehlung keinen
> Meter mehr zu fahren und Reparieren lassen, Steuergerät und Kabel,
Müssen sie drauf hinweisen. Angenommen die sagen "Nicht so schlimm, fahr 
weiter!" und Du baust auf der nächsten Kreuzung einen Crash, bei dem das 
Ableben Deines Beifahrers möglicherweise durch den nicht 
funktionierenden Airbag begünstigt wurde, dann haben die rechtlich 
richtig Probleme, die niemand haben will.

> knappe 1200€ +MwSt.
Ja so ist das nunmal bei Marken-Neuteilen und Arbeitswerten für die 
Fehlersuche.

> Freie Werkstatt: kennen das Problem, dürfen aber nichts dran tun.
Entweder versicherungstechnische Gründe oder keine Freigabe durch den 
Hersteller.

> Diverse Foren: Quintessenz - um Gottes Willen die Finger von lassen,
> bis hin zu gelöschten/gesperrten freds.
Müssen sie ebenfalls. Angenommen Du findest dort eine Anleitung ähnlich 
Deiner oben, Du handelst danach und Dir fliegt das Ding aus 
unerfindlichen Gründen um die Ohren, Du trägst gesundheitliche 
(Langzeit-)Schäden davon. Dreimal darfst Du raten, wo sich Deine 
Krankenversicherung das Geld für "Deine Reparatur" zurückholen möchte... 
Den Stress würd ich mir als Betreiber eines Forums auch nicht geben 
wollen.

von Possetitjel (Gast)


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Ben B. schrieb:

> Diese Anleitung ist schon ein wenig gefährlich, [...]

Das ist keine Anleitung, sondern die Beschreibung einer
bereits erfolgten Handlung.

Jede Zeitung druckt Meldungen über Morde, Kriege und
Flugzeugabstürze ab, ohne dass das eine Aufforderung
zum Mit- und Nachmachen ist.

> Die Airbags besitzen Kurzschlußeinrichtungen in den
> Steckern.

Das trifft zwar auf viele - vielleicht die meisten -
Gasgeneratoren zu, aber nicht auf alle. Es gibt auch
welche ohne Kurzschlussbrücke.

> Bei gezogenem Stecker ist der Zünder im Airbag also
> kurzgeschlossen und damit gesichert.

Richtig.

> Bastelt man jetzt aber irgendwas im Kabelbaum herum,
> ohne den Airbag abzuziehen, ist dieser Schutz ausgehebelt

Das stimmt zwar - aber bei abgezogener Batterie ist nicht
ganz klar, woher die Energie kommen sollte, den Airbag zu
zünden.

Statische Aufladung kann man fast mit Sicherheit ausschließen.

>> knappe 1200€ +MwSt.
>
> Ja so ist das nunmal bei Marken-Neuteilen und Arbeitswerten
> für die Fehlersuche.

Nee. So ist das bei abgeschotteten Märkten.

Die Bäckersfrau muss sehr viele Brötchen verkaufen, bis
sie 1200 Euro eingenommen hat.

Sauerei, elende.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Das stimmt zwar - aber bei abgezogener Batterie ist nicht
> ganz klar, woher die Energie kommen sollte, den Airbag zu
> zünden.
Da kann ein fehlerhafter Lötkolben reichen oder die abisolierten Kabel 
kommen gegen irgendwelche spannungsführenden Teile. Das Problem ist 
immer, daß das niemand wollte und niemand vermutet hat wie blöde manche 
Dinge gelegentlich laufen.

> Statische Aufladung kann man fast mit Sicherheit ausschließen.
Ich hab das problematische Wort mal unterstrichen...

von Max D. (max_d)


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Nachdem er SELBER an SEINEM Auto gebastelt hat müsste er sich im 
Schadensfall ja selber verklagen...

von Herbert (Gast)


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Ben B. schrieb:
>> Weil immer noch rumgeistert, dass man Airbag durch Diagnose auslösen
>> oder unbrauchbar machen kann.
> Es ist möglich, per Diagnose einen Befehl an das Steuergerät zu senden,
> daß es alle Airbags zünden soll. Das ist z.B. vor der Verschrottung
> sinnvoll. Sendet man diesen Befehl unbeabsichtigt während man zur
> Diagnose bequem im Auto sitzt, hat man hinterher kaka in der Hose.

Das halte ich für einen Mythos. Gibt es da irgendwo Quellen dazu? v.A. 
wer sollte UNBEABSICHTIGT so ein Kommando (ist ja nicht nur 1 Byte und 
dazu noch die Checksumme) für sowas senden?

Ben B. schrieb:
>> Diverse Foren: Quintessenz - um Gottes Willen die Finger von lassen,
>> bis hin zu gelöschten/gesperrten freds.
> Müssen sie ebenfalls. Angenommen Du findest dort eine Anleitung ähnlich
> Deiner oben, Du handelst danach und Dir fliegt das Ding aus
> unerfindlichen Gründen um die Ohren, Du trägst gesundheitliche
> (Langzeit-)Schäden davon. Dreimal darfst Du raten, wo sich Deine
> Krankenversicherung das Geld für "Deine Reparatur" zurückholen möchte...
> Den Stress würd ich mir als Betreiber eines Forums auch nicht geben
> wollen.

Vor allen Dingen muss man davon ausgehen, dass es da auch Leute dann 
machen die nicht einmal wissen was ein Lötkolben ist. Die gehen dann in 
Baumarkt und kommen mit einem Dachrinnenlötkolben wieder raus. Mit viel 
Glück fassen sie den dann zwar am kalten Ende an aber die haben 
keinerlei Verständnis für elektonische Sachen. Die Wissen nicht was + 
und - ist und wieso es das überhaupt gibt. Geschweige denn wissen die 
wieso ein Airbag zündet / ausversehen zünden könnte. ...

von Conny G. (conny_g)


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Das ist ausschließlich eine Haftungsgeschichte.
Die Herstellerwerkstatt hat ein Prozedurenhandbuch und Vorschriften wie 
"in so einem Fall alles austauschen, nichts reparieren".
Dafür gehen sie auch das Haftungsrisiko ein.
Das kann eine freie Werkstatt aber nicht genau so machen bzw darf es vom 
Hersteller her nicht.
Und die Mitarbeiter der Herstellerwerkstatt werden Dir niemals sagen, Du 
darfst das selbst machen -> Haftung.
Wenn Du nun einfach selber dran schraubst und meinst das Risiko 
überblicken zu können -> für Dich alles gut.
das muss dann jeder selber wissen.

von Stephan H. (stephan-)


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Conny G. schrieb:
> Das ist ausschließlich eine Haftungsgeschichte.
> Die Herstellerwerkstatt hat ein Prozedurenhandbuch und Vorschriften wie
> "in so einem Fall alles austauschen, nichts reparieren".
> Dafür gehen sie auch das Haftungsrisiko ein.
> Das kann eine freie Werkstatt aber nicht genau so machen bzw darf es vom
> Hersteller her nicht.
> Und die Mitarbeiter der Herstellerwerkstatt werden Dir niemals sagen, Du
> darfst das selbst machen -> Haftung.
> Wenn Du nun einfach selber dran schraubst und meinst das Risiko
> überblicken zu können -> für Dich alles gut.
> das muss dann jeder selber wissen.

so sieht es aus. Die BG hat da noch mehr überraschungen im Petto für die 
Lagerung der Airbags in den Werkstätten. Toyota macht ja auch wieder mal 
Rückruf wegen Airbags. Das geht so weit das man die Zulassung verliert 
wenn man dieser nicht nach kommt. ABER es passiert eben doch nichts so 
schnell wie meist behauptet. Ich habe meinen Lenkradairbag auch schon 
mehrmals draußen gehabt.(ja auch mit angeschlossener Batterie.) 
Allerdings war auch ein erfahrender Autoschlosser dabei.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Interessanterweise gibt es Fahrzeuge, bei denen der Steckverbinder vom 
Benutzer getrennt und gesteckt werden kann - das ist bei Autos mit 
ausbaubarem Beifahrersitz der Fall, wie z.B. bei der letzten echten 
A-Klasse (W169). Dort kann man dann auch den Sitz mit enthaltenem 
Seitenairbag munter durch die Gegend tragen (gut, nicht sonderlich 
munter, das Ding ist schwer).

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Conny G. schrieb:
> Das ist ausschließlich eine Haftungsgeschichte.
> Die Herstellerwerkstatt hat ein Prozedurenhandbuch und Vorschriften wie
> "in so einem Fall alles austauschen, nichts reparieren".
> Dafür gehen sie auch das Haftungsrisiko ein.

Und das ist zumindest sehr fragwürdig. Da es nun nachweislich die 
Steckverbindung war (vorheriges Fehlerlöschen brachte nichts, kam direkt 
wieder) müsste das ja in letzter Konsequenz auch heissen, auch den 
Airbag selbst und damit den kompletten Sitz wechseln. Sprich, bei einem 
etwas älteren Auto wirtschaftlicher Totalschaden wegen eines 
mangelhaften Steckverbinders?? Noch dazu ist das Problem dieser 
Steckverbindung durchaus bekannt und es sollten sich zumindest für die 
eigenen Werkstätten sichere Arbeitsanweisungen erstellen lassen, wie 
solch ein Teil  gefahrlos ausgetauscht werden kann. Bei Stundensätzen 
100€+ müsste es doch von Fachkompetenz in der Markenwerkstatt nur so 
wimmeln...

> Wenn Du nun einfach selber dran schraubst und meinst das Risiko
> überblicken zu können -> für Dich alles gut.
> das muss dann jeder selber wissen.

Das denke ich auch. Letzten Endes war für mich das lieb- und ziemlich 
schutzlos verlegte Kabel ausschlaggebend, dass das nicht so gefährlich 
sein kann.
-Kabelbruch jederzeit möglich
-Isolationsbeschädigung mit Masseschluss oder Schluss zweier Adern 
jederzeit möglich.

von Jörg S. (joerg-s)


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War bei meinem Golf damals auch. Zumindest die Warnleuchte. Was die 
Werkstatt deswegen gemacht hat weiß ich nicht genau (war noch Garantie). 
Soweit ich mich erinnere war die tiefere Ursache das das Kabel zu den 
Sitzen recht kurz gehalten war, so das beim maximalen rückstellen des 
Sitzes das Kabel unter zug stand und das dann Probleme gemacht hat.

von Michael B. (laberkopp)


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H.Joachim S. schrieb:
> Sprich, bei einem
> etwas älteren Auto wirtschaftlicher Totalschaden wegen eines
> mangelhaften Steckverbinders??

Das ist durchaus im Interesse des Herstellers.

Possetitjel schrieb:
> Die Bäckersfrau muss sehr viele Brötchen verkaufen, bis
> sie 1200 Euro eingenommen hat.

Na ja, bei den Brötchenpreisen (50ct Verkaufspreis, 5ct 
Herstellungskosten) reicht der Verkauf von 1 Tag.

Possetitjel schrieb:
> Das stimmt zwar - aber bei abgezogener Batterie ist nicht
> ganz klar, woher die Energie kommen sollte, den Airbag zu
> zünden.

Airbag-Steuergerät müssen auch bei abgezogener Batterie den Airbag 
zünden können, denn die Batterie ist das erste, was bei einem Unfall 
abgerissen wird. Der Hersteller sagt:
"Bei Arbeiten am Fahrzeug ist vorher die Sicherung des Gurtstraffers 
abzuziehen und 5 Minuten lang die Entladung der Reservekapazität 
abzuwarten bzw. bei den Airbag-Funktionen 2 Sekunden für die 
automatische Entladung des Steuergeräts verstreichen zu lassen."

Das lösen eines Steckers löst niemals einen Airbag aus. Normalerweise 
sind aktuelle Airbags mit Steckern versehen, die sich beim abziehen 
kurzschliessen damit keine Auslösung durch elektrische Störeinflüsse 
möglich ist. Sowieso ist daszu einiges an Energie nötig, eine statische 
Entladung reicht nicht um ihn auszulösen. Das zusammenstecken kann den 
Airbag auslösen, wenn wie Ben schreibt belastbare Spannung drauf ist. 
Hat man an den Kabeln nicht gefummelt (nd sie versehtnlich in 12V 
gestecket) ist das aber nicht zu erwarten. Statische Elektrizität 
alleine reicht nicht.

Ben B. schrieb:
>> Freie Werkstatt: kennen das Problem, dürfen aber nichts dran tun.
> Entweder versicherungstechnische Gründe oder keine Freigabe durch den
> Hersteller.

Gesetzliche Gründe: "Alle Eingriffe an den Airbag- und 
Gurtstraffersystemen müssen durch geschultes, qualifiziertes
Personal erfolgen". Die haben eben keines.

von Soul E. (Gast)


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Ben B. schrieb:

> Es ist möglich, per Diagnose einen Befehl an das Steuergerät zu senden,
> daß es alle Airbags zünden soll. Das ist z.B. vor der Verschrottung
> sinnvoll. Sendet man diesen Befehl unbeabsichtigt während man zur
> Diagnose bequem im Auto sitzt, hat man hinterher kaka in der Hose.

Wobei sich die Entsorgungszündung nach ISO 26021 nur bei stehendem und 
verriegeltem Fahrzeug auslösen lässt. Der Fehler "unmotiviertes 
Einleiten der EndOfLife-Entsorgungszündung" ist mit ASIL D zu 
verhindern. D.h. da sind schon noch ein paar Sicherheitsabfragen 
dazwischen, ein blöd ausgeführter Scan mit dem Bluetooth-Dongle kann 
nichts kaputtmachen.

von Stefan M. (derwisch)


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Ich habe ( hatte ) das Problem auch ( VW Touran ).
Airbagfehler Seitenairbag Fahrerseite.

Die Steckverbindung unter dem Fahrersitz habe ich gefunden, jedoch 
konnte ich diese nicht öffnen, ohne mir die Arme zu brechen.
Sitz ausbauen war mir zu kompliziert, da man wohl auch Spezialwerkzeug 
braucht ( ? )

So habe ich ein paar mal gegengeklopft und "geschnippt".
Danach habe ich den Fehlerspeicher löschen lassen und siehe da, es war 2 
Jahre lang wieder alles ok.

Bis vor 3 Wochen, wo ich das gleiche Spielchen widerholen musste.
Bis jetzt ist auch wieder Ruhe.
Sollte ich mal an die Steckverbindung rankommen, dann werde ich sie nur 
mit Oszillin einsprühen. Das sollte auch helfen.

P.S.: wird durch 30 Minuten Batterieabklemmen der Fehlerspeicher 
gelöscht?
Das wär ja toll...

: Bearbeitet durch User
von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Stefan M. schrieb:

> Die Steckverbindung unter dem Fahrersitz habe ich gefunden, jedoch
> konnte ich diese nicht öffnen, ohne mir die Arme zu brechen.
> Sitz ausbauen war mir zu kompliziert, da man wohl auch Spezialwerkzeug
> braucht ( ? )
Nennt sich Vielzahn, nicht wirklich Spezialwerkzeug
http://www.ebay.de/itm/like/131845677652?lpid=106&chn=ps&ul_noapp=true

> So habe ich ein paar mal gegengeklopft und "geschnippt".
> Danach habe ich den Fehlerspeicher löschen lassen und siehe da, es war 2
> Jahre lang wieder alles ok.
> Bis vor 3 Wochen, wo ich das gleiche Spielchen widerholen musste.
> Bis jetzt ist auch wieder Ruhe.
> Sollte ich mal an die Steckverbindung rankommen, dann werde ich sie nur
> mit Oszillin einsprühen. Das sollte auch helfen.
Das haben sie in der freien Werkstatt auch versucht, hat nichts genützt
>
> P.S.: wird durch 30 Minuten Batterieabklemmen der Fehlerspeicher
> gelöscht?
> Das wär ja toll...

Nein, das war nur eine Sicherheitsmassnahme meinerseits vor dem 
Gebastel.

von Joachim B. (jar)


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Ben B. schrieb:
> und Arbeitswerten für die
> Fehlersuche.

wer bitte sucht denn noch Fehler?

Die meisten Teile sind nicht am Lager, die müssen bestellt und dann auch 
verbaut werden, das ist oftmals Rätselraten zu Lasten des Kunden, also 
wird getauscht auf Teufel komm raus und oft ist nach 4-stelligen 
Rechnungen der Fehler nicht mal behoben.

von Le X. (lex_91)


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Die Werkstätten (einiger deutscher Marken) haben da einen Art 
"Fehlersuchbaum".
Ein Tool wertet die Fehlerspeichereinträge aus und sagt dann genau, was 
zu tun ist.

Im Prinzip läuft das wie diese Entscheidungsfindungsprozesse:
1) "Liegt Fehler A an?" -> "Weiter bei 2, ansonst weiter bei 10".
2) "Liegt Fehler B an?" -> "Weiter bei 123"

Und bei Airbagproblemen rät das Tool eben zum Ersetzen aller relevanten 
Komponenten. Die Werkstatt kann da garnicht anders entscheiden, denn 
dann würden sie ja die Vorgaben des Herstellers missachten.
Du brauchst nicht glauben dass da einer die Leitungen durchpiepst und 
nach einem Kabelbruch sucht.

Und ja, 1200€ find ich heftig. Das ist ein schöner Urlaub mit der 
Freundin den man für nix und wieder nix herschenkt. Nur mal zur 
Verdeutlichung.

Ich finde dein Vorgehen richtig.

von Joachim B. (jar)


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Joachim B. schrieb:
> wer bitte sucht denn noch Fehler?

warum -2?

letztes Beispiel

Tachogeber, 800,-€ wird mir genannt mit Getriebeausbau (weil der gerne 
abbricht) komisch das andere den so rausbekommen, darunter auch 
Hobbyschrauber!

Motor stottert, neue Kerzen und weil das nicht reicht, Zündkabel auch 
noch 300,-€ aber danach stottert er immer noch, Verdacht 
Motorsteuergerät, muss aber bestellt und programmiert werden Kosten ca. 
2000,- testen obs das ist Fehlanzeige.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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H.Joachim S. schrieb:
> Kabel relativ lose verbaut, 3 dünne Adern mit
> Textilband umwickelt. Gefahr der Beschädigung aller Art durch
> Gegenstände unter der Sitz durchaus gegeben, kam mir nicht wie eine
> Hochsicherheitsverbindung vor...

Schon das finde ich eine Sauerei. Man will ja nicht immer gleich auf die 
Industrie schimpfen, aber so eine Lullerverbindung gehört eigentlich in 
den 'Quick&Dirty' Thread und riecht mal wieder nach geplanter Lebendauer 
- als ob man den Sitz im Laufe eines Autolebens nicht oft hin- und 
herbewegen dürfte.

von Stephan H. (stephan-)


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Stefan M. schrieb:
> P.S.: wird durch 30 Minuten Batterieabklemmen der Fehlerspeicher
> gelöscht?
> Das wär ja toll...

wie gesagt, NEIN. Der muss richtig gelöscht werden. Das geht teilweise 
nicht mal mit der einfachen OBD und fliegt spätestens beim OBD TÜV auf, 
sofern nur die "Lampe" deaktiviert wurde :-)

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Stephan H. schrieb:
> wie gesagt, NEIN. Der muss richtig gelöscht werden. Das geht teilweise
> nicht mal mit der einfachen OBD und fliegt spätestens beim OBD TÜV auf,
> sofern nur die "Lampe" deaktiviert wurde :-)

Das kann man nicht verallgemeinern. Mein kleiner Koreaner verliert schon 
nach einigen Stunden ohne Batterie alle gespeicherten Daten, neben dem 
aufgelaufenen Fehlern aber natürlich auch die Messergebnisse des 
Abgassystems.
Das bedeutet, das nach einem Anschluss der Batterie ein neuer Messzyklus 
gestartet wird und das Fahrzeug geraume Zeit 'nicht zur 
Abgasuntersuchung bereit' ist, bis die ECU mit der Performance des 
Sensor/Katsystems zufrieden ist. Das kann durchaus mal ein paar hundert 
Kilometer dauern.

von Stefan M. (derwisch)


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Stephan H. schrieb:
> Das geht teilweise
> nicht mal mit der einfachen OBD

Richtig, die Erfahrung hatte ich nämlich auch gemacht.
Die VW Werkstatt hat den Fehlerspeicher sogar kostenlos gelöscht.
Eine freie Werkstatt hat beim 2. Mal 15 Ocken berechnet.

Das es mit gutem Kontaktspray nicht nicht zu beheben war, finde ich 
seltsam.
Das spricht ja für eine defekte Steckverbindung und nicht nur für einen 
erhöhten Übergangswiderstand.
Seltsam ist auch, dass ( beim Touran ) meistens die Fahrerseite 
betroffen ist.
Evtl. weil der Fahrersitz am häufigsten anders eingestellt wird.
Bei mir allerdings nicht...

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Die Seitenabhängigkeit ist in der Tat komisch (vielleicht hat der 
Beifahrer gar keinen Seitenairbag? Weiss ich nicht).

Witzigerweise war ich mir eigentlich sicher, dass es um die 
Beifahrerseite handeln müsste. Die Fehlermeldung kam, als ich den 
Beifahrersitz ganz zurückgeschoben habe, um im Fussraum einen kleinen 
Kühlschrank zu platzieren, habe noch mit der Werkstatt über ihr 
"Versehen" diskutiert :-)

von Michael B. (alter_mann)


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Michael B. schrieb:
> Airbag-Steuergerät müssen auch bei abgezogener Batterie den Airbag
> zünden können, denn die Batterie ist das erste, was bei einem Unfall
> abgerissen wird.

Airbags lösen im Aufschlagsmoment so schnell aus, daß die Batterie noch 
nicht mal weiß, daß sie abreißen soll. Ob sie dann wirklich abgerissen 
wird, ist dann auch noch fraglich.
Trotzdem gibt es da Pufferkondensatoren in den Airbagmodulen.

von Johannes O. (jojo_2)


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H.Joachim S. schrieb:
> Diverse Foren: Quintessenz - um Gottes Willen die Finger von lassen, bis
> hin zu gelöschten/gesperrten freds.

Das ist auch meine Erfahrung hierzu.
- Vor einigen Jahren mal einen Lenkstockschalter ausgewechselt
- Dazu musste das Lenkrad runter, ebenso der dort enthaltene Airbag
- Im (alten) Reparaturhandbuch war das beschrieben in der Art von: 
Vorsichtig sein, irgendwo sicher ablegen, Öffnung nach oben etc. dann 
passiert schon nix schlimmes
- Naja machen wir halt mal. War auch ganz einfach.
- Reparaturvorgang letztendlich erfolgreich abgeschlossen

Nach ein paar Jahren geschaut, ob der Fehler öfters auftritt. 9 von 10 
Einträge in Foren waren in der Art von: OHH!! Da ist ja der Airbag drin, 
macht das bloß nicht, gefahr!! Verboten!! Total illegal!! Nein hier 
gibts keine Anleitung dazu, wenn jemand was postet dann löschen wirs!111

Finde ich unverständlich, weshalb plötzlich so eine Panik veranstaltet 
wird. Von den vielen Dingen die man mit einem Fahrzeug machen kann 
(rasen, dicht auffahren, gefährlich überholen, ...), ist das vorsichtige 
Ausbauen/Abstecken eines Airbags doch noch relativ ungefährlich. 
Zumindest sofern man einen Funken Verstand hat, aber das darf man 
heutzutage wohl nicht mehr allgemein voraussetzen.

Und ja, wir machen auch Reparaturen an der Bremsanlage, Fahrwerk, Reifen 
etc. selbst, sofern möglich. Ist sicherer, auch wenns auf den ersten 
Blick nicht so erscheint.
- Schäden kann ich einschätzen, d.h. sowas wie eine gebrochene Feder 
fällt mir sofort ins Auge. -> Ich sehs bevor es der TÜV bemängeln wird - 
im Extremfall erst 2 Jahre später...
- Arbeit am eigenen Fahrzeug wird gewissenhafter ausgeführt. Einem 
Bekannten sind letztens auf der Autobahn fast die Räder abgefallen, weil 
beim Reifenwechsel vergessen wurde, die Radmuttern richtig anzuziehen...


So gesehen: Find ich gut, dass du dich selbst dort ran gewagt hast und 
das Ding reparieren konntest! :-)

von Soul E. (Gast)


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Johannes O. schrieb:

> Finde ich unverständlich, weshalb plötzlich so eine Panik veranstaltet
> wird. Von den vielen Dingen die man mit einem Fahrzeug machen kann
> (rasen, dicht auffahren, gefährlich überholen, ...), ist das vorsichtige
> Ausbauen/Abstecken eines Airbags doch noch relativ ungefährlich.

Der Gasgenerator im Airbag ist eine Sprengladung. Um damit hantieren zu 
dürfen braucht man eine Befähigungsschein nach § 20 SprengG. Punkt.


> Und ja, wir machen auch Reparaturen an der Bremsanlage, Fahrwerk, Reifen
> etc. selbst, sofern möglich. Ist sicherer, auch wenns auf den ersten
> Blick nicht so erscheint.

Vollkommen richtig. Aber im oben genannten Fall geht es nicht um das 
Können, sondern um das Dürfen. Für Arbeiten an Bremse und Lenkung reicht 
allgemeine Sachkunde (ohne Nachweis), für Arbeiten an der 
Elektroinstallation (hinter dem Zähler) ebenso. Für Sprengstoffe nicht.


BTW: die Prüfung kann jeder machen. Kostet ca 500 Tacken, polizeiliches 
Führungszeugnis ist notwendig.

von Uhu U. (uhu)


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soul e. schrieb:
> Der Gasgenerator im Airbag ist eine Sprengladung. Um damit hantieren zu
> dürfen braucht man eine Befähigungsschein nach § 20 SprengG. Punkt.

Und die haben die Fuzzies in der Autowerkstatt? Das gleubst du doch 
selber nicht...

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Uhu U. schrieb:
> soul e. schrieb:
>> Der Gasgenerator im Airbag ist eine Sprengladung. Um damit hantieren zu
>> dürfen braucht man eine Befähigungsschein nach § 20 SprengG. Punkt.
>
> Und die haben die Fuzzies in der Autowerkstatt? Das gleubst du doch
> selber nicht...

Das glaube ich sogar für Dich mit.

Wir hatten neulich auch einen Defekt im Lenkradairbag und mussten einen 
Tag warten, weil der Monteur mit eben diesem Nachweis an dem Tag krank 
war.

So einen Kurs benötigt man vermutlich:

https://www.meisterschulen.de/fort-und-weiterbildungskurse/kraftfahrzeugservicetechniker-in/sachkunde-airbag-und-gurtstraffer

von Jörg S. (joerg-s)


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soul e. schrieb:
> Der Gasgenerator im Airbag ist eine Sprengladung. Um damit hantieren zu
> dürfen braucht man eine Befähigungsschein nach § 20 SprengG. Punkt.
Und das schließt tatsächlich arbeiten an einem Kabelbaum, der mit einem 
Airbag verbunden ist, mit ein? Ist das Gesetz tatsächlich so eindeutig?

von Axel L. (axel_5)


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Wenn man das SprengG mal so überfliegt, scheint das alles aber nur für 
gewerbliche Nutzung zu gelten. D. h. die Werkstatt darf es tatsächlich 
nicht, persönlich darf man es schon.

Gruss
Axel

von Matthias Q. (zaphod_beeblebrox)


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Tja, was heißt in diesem Fall "dürfen"? Verbieten wird's dir der Cop von 
nebenan nicht, der Staatsanwalt nicht, der Amtsrichter auch nicht.
Frage ist ja immer die Konsequenz im Fehlerfall/Unfall.

Ich hatte mal das gleiche bei einer alten Vaillant Heizung. Da war ein 
24V Relais (ich glaube für Freischaltung des Gasventils) über 20 Jahre 
irgendwann an den Kontakten so verbrannt, dass es nicht mehr bei jedem 
Zündversuch geschlossen hat und die Heizung dann alle paar Stunden auf 
Störung ging weil die Flamme nicht zündete. Der Fehler war schnell 
gefunden, ich hatte in diversen Foren nach nem Schaltplan/Stromlaufplan 
gesucht. Da war der Fehler bekannt und es wurde so wehement vorm 
"Rumfingern an kritischen Baugruppen" gewarnt, als ob automatisch das 
Haus in die Luft fliegt, wenn man ein Finder-Relais gegen ein 
identisches austauscht. Nur der Werkskundendienst dürfe die Baugruppe 
tauschen. Punkt. Thread geschlossen.

Es ist natürlich so, dass grob fahrlässiges Handeln den 
Versicherungsschutz massiv einschränkt, meist sogar vollständig 
unwirksam macht. Aber umsichtiges Handeln, also das gewissenhafte 
reparieren einer defekten Lötverbindung am Airbagkabel, oder der 
austausch eines verkohlten Relais gegen ein gleichwertiges 
(Kontaktmaterial etc.) ist ja nicht Fahrlässig. Eine Person, welche es 
an der nötigen Sorgfalt und Umsichtigkeit fehlen lässt, handelt 
fahrlässig [1]. Das ist ja aber in beiden Fällen nicht der Fall. Frage 
ist ja immer, wer muss was wem nachweisen. Wäre meine Bude abgebrannt, 
hätte dann ein Sachverständiger die Baugruppe in Augenschein genommen, 
festgestellt, dass das Datum auf dem Relais nicht zum Herstellungsdatum 
der Baugruppe passt. Und dann? Dann hat er festgestellt, dass ein 
Bauteil getauscht wurde. Wird in Autos heute noch regelmäßig gemacht, 
früher soll es wohl mal den Beruf des Radio- und Fernsehtechnikers 
gegeben haben, die sowas sogar an elektronischem Gerät getan haben. 
Wahnsinn!

Ich halte es für verantwortbar, an meinem Eigentum solche Reparaturen 
durchzuführen. Gewerbsmäßig würde ich mich vorrangig daran halten, was 
meine Versicherung zulässt. Dann entscheiden, ob Versicherung wechseln 
oder Befähigungsnachweis besorgen.

[1] http://www.juraforum.de/lexikon/fahrlaessigkeit

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Jörg S. schrieb:
> Und das schließt tatsächlich arbeiten an einem Kabelbaum, der mit einem
> Airbag verbunden ist, mit ein? Ist das Gesetz tatsächlich so eindeutig?

Den Kabelbaum mit einem Steckverbinder zu trennen und den Sitz mit 
eingebautem Seitenairbag ausbauen darf beim bereits erwähnten W169 (der 
letzten echten A-Klasse) der Betreiber des Autos. Von Sprengstoffen ist 
da keine Rede ...

In der Ur-A-Klasse (W168) war das übrigens genauso gelöst.

Hier kann man sehen, wie schick das Ding im Innenraum war, wenn Rückbank 
und Beifahrersitz ausgebaut waren:

http://www.elchfans.de/images/diy/endstufe/innenraum.jpg

Total ebener Boden, und auf der Beifahrerseite konnte man im Innenraum 
flache Gegenstände von etwa 2.5m Länge transportieren. Höheres stieß 
gegen das Handschuhfach, konnte aber immer noch über 2m lang sein.
Und das in einem Auto von nur 3.6m Länge.

von Da D. (dieter)


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Matthias Q. schrieb:
> Tja, was heißt in diesem Fall "dürfen"? Verbieten wird's dir der Cop von
> nebenan nicht, der Staatsanwalt nicht, der Amtsrichter auch nicht.
> Frage ist ja immer die Konsequenz im Fehlerfall/Unfall.

So ist es. Ich beobachte auch immer wieder, dass im alltäglichen 
Sprachgebrauch "nicht versichert" mit "verboten" vertauscht wird. 
Verboten ist etwas nur, wenn man so oder so, egal ob etwas schief geht, 
eine Strafe zu erwarte hat. "Nicht versichert" bedeutet nur, dass ich 
für die Konsequenzen meiner Handlungen verantwortlich bin. Soetwas 
sollte doch für einen erwachsenen Menschen völlig normal sein, die 
Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, und vorher das 
Risiko abzuschätzen.

Tatsächlich gelten die erwähnten Gesetze nur im gewerblichen Umfeld. 
Privat kann mir keiner verbieten am Airbag, den Bremsen oder der 
Gasheizung Reparaturen durchzuführen.

von Soul E. (Gast)


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Matthias Q. schrieb:

> Tja, was heißt in diesem Fall "dürfen"? Verbieten wird's dir der Cop von
> nebenan nicht, der Staatsanwalt nicht, der Amtsrichter auch nicht.
> Frage ist ja immer die Konsequenz im Fehlerfall/Unfall.

Natürlich. Ebenso hindert Dich niemand daran, an Silvester importiertes 
Feuerwerk elektrisch zu zünden, statt im Supermarkt dieses Amateurzeug 
mit BAM-Zulassung zu kaufen. Dürfen darfst Du es trotzdem nicht.

"Nach § 22 Sprengstoffgesetz dürfen explosionsgefährliche Stoffe nur von 
verantwortlichen Personen vertrieben / verbaut oder anderen Personen 
überlassen werden, wenn diese nach dem Sprengstoffgesetz damit umgehen 
dürfen.

Airbag-/ Gurtstraffermodule dürfen nur Personen überlassen werden, die 
über den erforderlichen Sachkundenachweis verfügen und den gewerblichen 
Umgang und Verkehr mit Sprengstoffen gemäß § 14 SprengG bei der für sie 
zuständigen Behörde ordnungsgemäß angezeigt haben.

Der Verkauf sowie das Überlassen solcher Bauteile an Privatpersonen ist 
somit gesetzlich untersagt!"
( http://vagcomforum.de/index.php?showtopic=8366 )



"Jede Arbeit an einem Airbag oder Gurtstraffersystem, sowie der Handel 
damit ist für Privatpersonen verboten.

Grundlage hierfür ist das Dritte Gesetz zur Änderung des 
Sprengstoffgesetzes (3. SprengÄndG) und anderer Vorschriften vom 
15.06.2005. http://www.buzer.de/gesetz/7422/

Sofern es sich bei den Airbags- und Gurtstraffereinheiten um Produkte 
der Unterklasse T1 handelt, ist gemäß § 4 Abs. 3 1. SprengV verbindlich 
der gewerbliche Umgang und die Notwendigkeit der Fachkunde 
vorgeschrieben. Andernfalls, d.h. bei privatem Umgang mit diesen Teilen, 
liegt ggf. ein Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz vor.

Hieran ändert es auch nichts, wenn einzelne Personen im Rahmen Ihrer 
beruflichen Tätigkeit, den Fachkundenachweis erbringen können, denn die 
Erlaubnis beschränkt sich auf den gewerblichen Umgang."
( 
http://www.motor-talk.de/forum/arbeiten-am-airbag-nicht-hier-t3217268.html 
)

von Axel L. (axel_5)


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soul e. schrieb:
> Matthias Q. schrieb:
>
>
> "Jede Arbeit an einem Airbag oder Gurtstraffersystem, sowie der Handel
> damit ist für Privatpersonen verboten.
Wo konkret steht das ? Und damit meine ich nicht irgendwelche 
Forenbeiträge sondern konkreten Gesetzestext.

>
> Grundlage hierfür ist das Dritte Gesetz zur Änderung des
> Sprengstoffgesetzes (3. SprengÄndG) und anderer Vorschriften vom
> 15.06.2005. http://www.buzer.de/gesetz/7422/
Da steht zum Thema Airbag erstmal gar nichts, sondern nur zum Thema 
Munition. Es stimmt, dass der Handel (gewerblich !) mit diesen Modulen 
für Privatpersonen ausdrücklich verboten ist. Aber wo konkret ist 
gesetzlich verboten, dass man daran nicht arbeiten darf, wenn sie im 
Auto montiert sind ?

>
> Sofern es sich bei den Airbags- und Gurtstraffereinheiten um Produkte
> der Unterklasse T1 handelt, ist gemäß § 4 Abs. 3 1. SprengV verbindlich
> der gewerbliche Umgang und die Notwendigkeit der Fachkunde
> vorgeschrieben. Andernfalls, d.h. bei privatem Umgang mit diesen Teilen,
> liegt ggf. ein Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz vor.
>
Wie kommst Du darauf. Nur weil es gewerbliche Vorschriften gibt, heisst 
das noch lange nicht, dass es privat deswegen automatisch verboten ist. 
Im Gegenteil sind in der Regel die gewerblichen Anforderungen viel 
höher.

Gruss
Axel

von Matthias Q. (zaphod_beeblebrox)


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Hm, das Überlassen der Module im verbauten Zustand ist aber erlaubt?! 
Sonst hätte mein alter Schweine-A6 wohl nur Blindgänger drin :-D

Dieters Beitrag kann ich nur vollends unterstützen. Es gibt Dinge, die 
(in D) verboten sind, und das ist auch gut und sinnvoll da sonst das 
öffentliche Leben so nicht funktionieren würde. Aber nicht alles, was 
ein Risiko bietet ist verboten. Das ist auch gut, sonst gäbe es keine 
Unternehmer/Selbständige, keine Innovation, kein Wachstum, kein 
Wohlstand, kein Bungeejumping. Aber darüber wollen wir hier ja gar nicht 
philosophieren.

Und bezüglich Sprengstoff: Die Airbags wird ja wohl keiner systematisch 
demontieren um an ein paar Milligram explosiven Materials zu kommen um 
damit etwas wie oben erwähnt wahrlich verbotenes zu tun. Ich denke es 
geht vielmehr darum, sicherheitsrelevante Baugruppen eben nicht auf 
einem freien Markt mit teilweise dubiosen Gewinnerzielungsabsichten 
anzubieten. Wie viel Sprengstoff ist in so einem Airbag überhaupt drin, 
und was wird in D üblicherweise verbaut? Wiki führt verschiedene Stoffe 
auf, ich kenne davon praktisch nur die Nitrocellulose.

VG
Matze

von Jörg S. (joerg-s)


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soul e. schrieb:
> explosionsgefährliche Stoffe

> Gurtstraffermodule

> Gurtstraffersysteme

> Gurtstraffereinheiten

> Bauteile

> Teile

Da kommen jetzt wieder sehr unterschiedliche Gruppen zusammen.
Das man für den reinen Airbag an sich einen Sachkundenachweis benötigt 
um gewerblich damit zu hantieren glaube ich sofort. Das man für arbeiten 
an einem Kabelbaum den gleichen Sachkundenachweis benötigt, glaube ich 
weniger.

von Michael B. (alter_mann)


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soul e. schrieb:
> Airbag-/ Gurtstraffermodule dürfen nur Personen überlassen werden, die
> über den erforderlichen Sachkundenachweis verfügen und den gewerblichen
> Umgang und Verkehr mit Sprengstoffen gemäß § 14 SprengG bei der für sie
> zuständigen Behörde ordnungsgemäß angezeigt haben.
>
> Der Verkauf sowie das Überlassen solcher Bauteile an Privatpersonen ist
> somit gesetzlich untersagt!"

Mit Deiner Auslegung der §§ kommt der Autohandel schlagartig und 
komplett zum erliegen, ausgenommen Oldtimer.

von Timm T. (Gast)


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Ben B. schrieb:
>> knappe 1200€ +MwSt.
> Ja so ist das nunmal bei Marken-Neuteilen und Arbeitswerten für die
> Fehlersuche.

1200 Eur? Für das Wechseln eines Steckverbinders?

Ich würde vor Scham im Boden versinken, wenn ich meine Kunden so über 
den Tisch ziehen würde.

von Timm T. (Gast)


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soul e. schrieb:
> Der Gasgenerator im Airbag ist eine Sprengladung. Um damit hantieren zu
> dürfen braucht man eine Befähigungsschein nach § 20 SprengG.

Wasn Quark, er arbeitet ja nicht am Gasgenerator, er arbeitet am 
Steckverbinder. Und wenn er das nicht darf, nu, dann darf er auch nicht 
die Batterie wechseln oder die Sicherung tauschen, gehört schließlich 
auch irgendwie zum System Airbag.

Ben B. schrieb:
> Das Problem ist
> immer, daß das niemand wollte und niemand vermutet hat wie blöde manche
> Dinge gelegentlich laufen.

Tja, was hätte wohl Dein Opa mit dem Rasenmäher ohne Schalter und Bremse 
dazu gesagt? Der hätte den Stecker am Airbag wahrscheinlich auch selbst 
repariert, und über die Bedenkenträger den Kopf geschüttelt. Ich hab das 
Gefühl, früher waren die Menschen schlauer.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Im Wartburg gab es keinen Airbag.

von Reginald L. (Firma: HEGRO GmbH) (reggie)


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Ich lese hier schon ne Weile mit...

Für Arbeiten am Airbagsystem im Kfz reicht eine simple Airbag-Schulung. 
Die kann jeder Geselle machen. Damit darfst du, bis auf das Öffnen des 
Gasgenerators, alle Arbeiten an dem System durchführen. Das gilt 
selbstverständlich fürs Gewerbe.
Privat brauchst du nichtmal n Praktikum als Fußpfleger. Was das Öffnen 
des Gasgenerators angeht, wird es wohl auch hier gesetzlich verboten 
sein. Ich glaube mal, da greift dann diese Sprengstoffverordnung.

Timm T. schrieb:
> 1200 Eur? Für das Wechseln eines Steckverbinders?
>
> Ich würde vor Scham im Boden versinken, wenn ich meine Kunden so über
> den Tisch ziehen würde.
Du musst die Kfz'ler verstehen, die meisten wissen gerade mal wie man 
Schrauben auf- und zu-dreht. Deshalb gibt es bei Markenwerkstätten eben 
einen Leitfaden für (fast) alle Fehlerbilder. Danach gehen die vor. Und 
deshalb empfehle ich immer eine gute (!) freie Werkstatt, möglichst mit 
nicht zu altem Personal.

Im Übrigen ist es so, dass kontinuierlich eine Widerstandsmessung vom 
Steuergerät zum Airbag gemacht wird. Wenn hier eine zu große Abweichung 
entsteht, wird der berühmte Fehler "Widerstand zu hoch oder Stromkreis 
unterbrochen" gesetzt. Das gilt übrigens so ziemlich für alle EU-Kfz, da 
es eine gesetzliche Vorgabe ist. Ich habe mich aber immer gefragt, warum 
der Widerstand mit der Zeit steigt.

von Matthias L. (limbachnet)


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Ich hab' an meinem Auto auch mal die Wickelfeder (=Folienleiter als 
Zuleitung zum Lenkrad-Airbag) selbst gewechselt.

Vorher habe ich in einem passenden Forum gefragt und dort auch die volle 
Breitseite an Vorbehalten, Verboten usw. serviert bekommen. Die 
Nachfrage nach nachvollziehbaren oder nachlesbaren Gründen oder 
physikalischen Hintergründen lief dann ähnlich wie hier im Forum die 
Frage nach Netzteil-Umbauten durch Anfänger - es blieb bei "Finger weg 
und frag' nicht nach!". Einen passenden Gesetzestext für ein Verbot 
konnte niemand finden, genauso wie hier im Thread gab's nur Fundstellen 
für die Lagerung eines Vorrats an Airbag-Einheiten, gewerblichen Umgang 
usw.

Ansonsten ist das dortige Forum übrigens sehr hilfebetont und nett.

Natürlich hab' ich den Austausch trotzdem selbst gemacht. Batterie 
abgeklemmt, Batterieklemmen kurzgeschlossen, halbe Stunde gewartet. Beim 
Trennen und Wiederverbinden den Rüssel nicht direkt in Auslöserichtung 
gehalten, das Lenkrad sorgfältig abgelegt, immerwieder mal die 
Karosserie angefasst. Einen gewissen Respekt hatten mir die ganzen 
Warnungen also schon eingeflößt, aber mehr als Vorsicht kann ja auch die 
Superduperspezialfachwerkstatt nicht walten lassen, nicht wahr? Die 
haben ja auch keinen Airbagzauberstab.

Fazit: Vorsicht muss sein, Airbags sind wirklich kein Bastelkram. Aber 
natürlich kann man einen Steckverbinder daran selbst tauschen.

von Reginald L. (Firma: HEGRO GmbH) (reggie)


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Matthias L. schrieb:
> Vorher habe ich in einem passenden Forum gefragt und dort auch die volle
> Breitseite an Vorbehalten, Verboten usw. serviert bekommen.
Versteh ich eh nicht. Wenn einer nix konstruktives beitragen kann, dann 
soll er doch den Thread einfach schließen. Kein Fragesteller hat etwas 
gegen eine Warnung oder einen kritischen Tipp. Aber dieses "verboten", 
"Lass die Finger davon"... wen interessierts?

Matthias L. schrieb:
> Beim
> Trennen und Wiederverbinden den Rüssel nicht direkt in Auslöserichtung
> gehalten
Das ist schon mal ideal :) Im Übrigen werden Airbags in der Schulung mit 
einem Multimeter einfach mal so durchgemessen, das ist alles nicht so 
kritisch wie man vllt denkt. Vorsicht ist aber natürlich die Mutter der 
Porzellankiste!

Ich würde auch schon fast vermuten, dass die Zündenergie extrem hoch 
sein muss, damit der Otto-Normal-Kfz'ler, bei normalem Umgang damit, das 
Ding nicht ins Gesicht bekommen kann. Was auch interessant ist: Im 
Normalfall werden am Kfz die meisten Aktoren über Masse geschalten, nur 
der Airbag nicht :)

Matthias L. schrieb:
> Einen gewissen Respekt hatten mir die ganzen
> Warnungen also schon eingeflößt, aber mehr als Vorsicht kann ja auch die
> Superduperspezialfachwerkstatt nicht walten lassen, nicht wahr? Die
> haben ja auch keinen Airbagzauberstab.
Ganz genau so ist es! Airbags aus- und wieder anbauen war bei mir 
wöchentliches Geschäft, zwecks Wickelfedern. Das schlimme ist, dass man 
mit der Zeit den Respekt davor verliert!

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Werft das mal nicht durcheinander.

Wenn jemand bspw. meint er will sich sein PC-Netzteil modifizieren um 
damit Akkus zu laden, hab ich damit nicht das geringste Problem und geb 
ihm auch Tips - mit dem Hinweis, daß er aufpassen soll weil Strom klein, 
schwarz und häßlich machen kann. Schlimmstenfalls bestromt er sich halt 
trotzdem die eigenen Finger und zerfällt selber zu Asche - seine Schuld. 
Genau wie bei Leuten, die auf Güterwaggons klettern müssen, oder auf 
Hochspannungsmasten.

Die Airbags sehe ich ein wenig anders, weil evtl. auch andere mit dem 
Auto fahren - die Karre soll möglicherweise mal verkauft werden. Das 
sind Dinge, auf die man sich im Ernstfall drauf verlassen können muß, 
daß der Airbag auch losgeht wenn er soll - und nicht wann er Lust dazu 
hat. Quasi das Gleiche, als wenn jemand das Netzteil für die 
Herz-/Lungen-Maschine seiner Oma modden möchte. Davon würde ich genauso 
abraten.

von Reginald L. (Firma: HEGRO GmbH) (reggie)


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Ben B. schrieb:
> Die Airbags sehe ich ein wenig anders, weil evtl. auch andere mit dem
> Auto fahren - die Karre soll möglicherweise mal verkauft werden.
Daß netzteil kann ebenso von anderen benutzt werden. Der Kletterer kann 
ebenso auf andere Menschen fallen.

Wie gesagt, keiner zwingt jemanden, etwas dazu zu schreiben. Wie schwarz 
und verkohlt man als lebender widerstand aussieht weiß jeder und 
interessiert auch keinen.

Ben B. schrieb:
> im Ernstfall drauf verlassen können muß
Ja, das Leben ist tödlich :)
Wenn das Kontrollämpchen nicht leuchtet dann funktioniert das airbag- 
und rückhaltesystem. Ausser man simuliert wissentlich die Airbags.
Wer ein gebrauchtes Auto von privat kauft, kauft es "wie gesehen".

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> kauft es "wie gesehen"
Mal sehen ob die Airbags gehen ... **BUMMS!!**
Da stieg ein Engelchen vom Himmel herab: "Du Blödmann! Bei der Karre hab 
ich schon vor drei Jahren die Airbag-Lampe rausgeschraubt!"

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Wer bitte schön verlässt sich auf Airbags? ichwillgarnicht wissen ob 
oder dass sie da sind. Nicht mal ein Lebensmüder will das die Dinger 
sich zeigen.
Namaste

: Bearbeitet durch User
von Joachim B. (jar)


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soul e. schrieb:
> Für Arbeiten an Bremse und Lenkung reicht
> allgemeine Sachkunde (ohne Nachweis)

und deswegen hatte ich nach einer Reparatur in der Vertragswerkstatt 
nach Bremsenwechsel auch fast alle 4 Räder auf der Autobahn verloren.

Wo immer gesagt wird nicht selber an die Bremsen gehen ist gefährlich, 
ich hätte aber die Schrauben selber mit dem Drehmomentschlüssel 
angezogen am Rad.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> nach Bremsenwechsel auch fast alle 4 Räder auf der Autobahn verloren
Nicht so schlimm, hattest ja neue Bremsscheiben,
die halten dann noch'n ganzes Stücke!

;)

von Christian R. (supachris)


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Joachim B. schrieb:
> und deswegen hatte ich nach einer Reparatur in der Vertragswerkstatt
> nach Bremsenwechsel auch fast alle 4 Räder auf der Autobahn verloren.

Kannst ja nächstes Mal zu ATU oder Pitstop gehen, dann kann das nicht 
passieren, die lassen die Schrauben einfach gleich ganz weg. ;)

: Bearbeitet durch User
von Reginald L. (Firma: HEGRO GmbH) (reggie)


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Christian R. schrieb:
> Kannst ja nächstes Mal zu ATU oder Pitstop gehen, dann kann das nicht
> passieren, die lassen die Schrauben einfach gleich ganz weg. ;)
Logisch, ich habe mich aber immer gefragt, wie die es schaffen die 
Schrauben überhaupt aufzubekommen.

Bist ungeschickt, hast linke Hände?
Läufst gegen Türen und auch Wände?
Kannst nicht Schrauben und nicht Lenken?
Hast auch Probleme mit dem Denken?
Kriegst nicht mal deine Schuhe zu?
Dann bist du ein Mann für ATU!

ATU - Amateure treiben Unfug

von Jörg P. R. (jrgp_r)


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.... oder Alt Teile Unger. :-)

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Genau der Drehmomentschlüssel ist heute das Problem, weil ja alles nach 
ISO_haumichtot gemacht werden muss. Korrekt verwendet ist damit selbst 
für Grobmotoriker ein fehlerfreies Arbeiten möglich.

Fehlerfrei möglich heisst aber nicht, tatsächlich fehlerfrei zu 
arbeiten.
In der Praxis sieht es dann so aus:
Der Schlagschrauber ist fest auf ein Drehmoment ca. 50% unterhalb der 
üblichen Werte eingestellt, um keinesfalls das zul. Drehmoment zu 
überschreiten (Fehlerausschluss)
Erforderlich ist nun ein endgültiges Anziehen mit dem 
Drehmomentschlüssel (der natürlich regelmässig geeicht und dessen 
jeweilige Einstellung dokumentiert wird für Fahrzeug x um y Uhr durch 
Mechaniker z).
Blöd wirds, wenn eben gar keiner endgültigt anzieht, weil irgendwas 
dazwischen kommt und das Auto so raus geht. Passiert oft genug...


Zu "Handbetriebszeiten" kam sowas eher nicht vor, der 
Drehmomentschlüssel war im Unterarm und es funktionierte trotz 
mangelnder "Anweisungsliste" besser.

Der Drehmomentwahn ist inzwischen weit fortgeschritten, die Leute haben 
kein Gefühl mehr für Gewindegrössen und Materialien. An meinen 
Motorrädern schraube ich alles selbst, und es gibt ein paar Schrauben, 
die auch ich mit nem Drehmo anziehe, aber das sind nur wenige. Der Rest 
ist Gefühlsache und das passt. Man muss es aber lernen durch Schaden in 
jungen Jahren (lose Sachen verliert man, nach fest kommt ab :-) ) 
Erfahrung wird unterbewertet, Handeln nach Vorschrift überbewertet.

Und wenn in nem Forum einer nach dem korrekten Drehmoment für die 8er 
Schraube für die Hupenbefestigung fragt, krieg ich Pickel.

von Reginald L. (Firma: HEGRO GmbH) (reggie)


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H.Joachim S. schrieb:
> Korrekt verwendet ist damit selbst
> für Grobmotoriker ein fehlerfreies Arbeiten möglich.
Ein wenig paradox in diesem Fall, "korrekt verwendet" und 
"Grobmotoriker".

H.Joachim S. schrieb:
> Der Schlagschrauber ist fest auf ein Drehmoment ca. 50% unterhalb der
> üblichen Werte eingestellt, um keinesfalls das zul. Drehmoment zu
> überschreiten (Fehlerausschluss)
In der Serienproduktion ist das tatsächlich so, in den allermeisten 
Werkstätten ist das aber nicht der Fall, das erfordert nämlich einen 
separaten Schlagschrauber. Meistens wird da einer genommen, der eben 
gerade greifbar ist. Wenn man nicht total verblödet ist, stellt man den 
auf Stufe 1 und arbeitet mit Gefühl. Und da ist für den Grobmotoriker 
Schicht im Schacht.

H.Joachim S. schrieb:
> Fehlerfrei möglich heisst aber nicht, tatsächlich fehlerfrei zu
> arbeiten.
Eben. In der Realität unterlaufen Menschen immer Fehler. Das war schon 
immer so und wird immer so bleiben. Damit sollten manche endlich mal 
klar kommen. Es werden auch immer Menschen im Verkehr oder bei 
Bombenanschlägen sterben. Egal wie sicher die Verkehrsmittel und wie 
hoch die Überwachung sein wird.

H.Joachim S. schrieb:
> (der natürlich regelmässig geeicht und dessen
> jeweilige Einstellung dokumentiert wird für Fahrzeug x um y Uhr durch
> Mechaniker z).
Aufm Papier, ja. Zumindest in Vertragswerkstätten in denen eine Audit 
durchgeführt wird.
Die Einstellung wird natürlich nicht Fahrzeugspezifisch dokumentiert, 
nur die Eichung in bestimmten Intervallen.

H.Joachim S. schrieb:
> Passiert oft genug...
Also gar nicht angezogen kenne ich jetzt noch gar nicht. Sicher, ich 
kenne Fälle in denen Leute n Rad auf der Autobahn verloren haben, 
allerdings aufgrund anderer Ursachen.

H.Joachim S. schrieb:
> Zu "Handbetriebszeiten" kam sowas eher nicht vor, der
> Drehmomentschlüssel war im Unterarm und es funktionierte trotz
> mangelnder "Anweisungsliste" besser.
Jaja, "früher war alles besser".... Früher war alles früher und sonst 
nichts.
Früher gabs auch Deppen. Und auch früher haben die Leute schon Räder 
verloren...

H.Joachim S. schrieb:
> Der Drehmomentwahn ist inzwischen weit fortgeschritten, die Leute haben
> kein Gefühl mehr für Gewindegrössen und Materialien. An meinen
> Motorrädern schraube ich alles selbst, und es gibt ein paar Schrauben,
> die auch ich mit nem Drehmo anziehe, aber das sind nur wenige. Der Rest
> ist Gefühlsache und das passt. Man muss es aber lernen durch Schaden in
> jungen Jahren (lose Sachen verliert man, nach fest kommt ab :-) )
> Erfahrung wird unterbewertet, Handeln nach Vorschrift überbewertet.
So ziemlich alle Hobbyschrauber arbeiten genau so. In der 
Serienproduktion oder in Vertragswerkstätten darf aber nicht "nach 
Gefühl" gearbeitet werden. Es muss theoretisch (!) sichergestellt 
werden, dass nach Vorschrift vorgegangen wurde, damit die Deppen ausm 
Schneider sind. Da gehts um nichts anderes.
Und natürlich werden auch in Vertragswerkstätten in der Praxis nur 
sicherheitsrelevante Schrauben mit Drehmoment angezogen. Egal was die 
Vorschrift sagt.

: Bearbeitet durch User
von Soul E. (Gast)


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H.Joachim S. schrieb:

> Der Schlagschrauber ist fest auf ein Drehmoment ca. 50% unterhalb der
> üblichen Werte eingestellt, um keinesfalls das zul. Drehmoment zu
> überschreiten (Fehlerausschluss)
> Erforderlich ist nun ein endgültiges Anziehen mit dem
> Drehmomentschlüssel (der natürlich regelmässig geeicht und dessen
> jeweilige Einstellung dokumentiert wird für Fahrzeug x um y Uhr durch
> Mechaniker z).
> Blöd wirds, wenn eben gar keiner endgültigt anzieht, weil irgendwas
> dazwischen kommt und das Auto so raus geht. Passiert oft genug...

Eher umgekehrt. Der Schlagschrauber steht auf Maximum, die Schrauben 
werden mit 250 nm angeknallt. Danach lässt man nochmal der Form halber 
den auf 100 nm eingestellten Drehmomentschlüssel drüberknacken. Und im 
Winter wunderst Du Dich dann, warum die Schrauben nicht losgehen und die 
Alufelgen im Bereich der Schraublöcher so feine Risse haben.

von Axel L. (axel_5)


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Und dann die Felgenaufnahme und die Felge nicht richtig sauber gemacht, 
dann ist das sowieso alles für die Tonne.

Gruss
Axel

von Stephan S. (outsider)


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Also ich nehme Drehmomentangaben dankbar an, weil ich es nie wirklich 
einschätzen kann. Üblicherweise knalle ich Schrauben viel zu fest. Meine 
Radbolzen  bekam ich früher teilweise nur noch mit Verlängerung auf. Auf 
der anderen Seite gibt es aber beim Auto auch Schrauben die ich im Leben 
nicht derart fast schrauben würde, wie das vom Hersteller gefordert ist. 
Im Achsbereich gibt es etliche bei mir wo es heißt 80 Nm plus 90 Grad. 
Das würde ich im Leben nicht machen wenn ich das nicht wüsste. Genauso 
die Mutter auf der Gelenkwelle, ich glaube da waren sogar 270 Nm plus 90 
Grad. Solche Schrauben und Muttern sind dann auch zu ersetzen. Würde man 
als Laie vermutlich auch nicht machen, aber wenn man weiß wie sie fest 
gezogen wurden, wird einem klar dass das wirklich eine gute Idee ist und 
sie nicht noch ein zweites mal so zu überspannen.

Klar gibt es auch Schrauben und Muttern, wo man sieht dass es nicht so 
relevant sein kann, man sieht ja in welche Richtung sie belastet sind.

Durch mein zu starkes Anziehen hab ich auch das Gewinde im Achsträger 
für den Bremssattel überdreht. Zum Glück gibt es dafür spezielle 
Reparatursätze mit Fräser, Schablone und Hülsen mit Gewinde zum 
Einpressen. Scheinbar ist das Gewinde eh anfällig, sodass das öfters 
vorkommt. Die Ölablassschraube hab ich auch überdreht. Wie will man das 
auch von Hand einschätzen wenn so eine dicke Stahlschraube in weiches 
Alu geschraubt wird? Dicht soll es ja auch sein... Lieber 
Drehmomentschlüssel an Stellen wo man unsicher ist.

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