auf dem weg zu einem BLDC controller arbeite ich gerade an einem halbbrücken Treiber. Im moment probiere ich ein wenig mit dem LTC4449 rum um das verhalten so einer schaltung verstehen und anpassen zu können. Im anhang habe ich einmal die schaltung und ein Diagram reingepackt. Ich bin nicht ganz zufrieden mit den einzelnen Spannungsverläufen. Die spannungen für die Gates (blau und rot) haben eine kleine totzeit um einen shoot trough zu verhindern. Jetzt wundert mich aber, dass der LS FET trotzdem zur selben zeit schaltet wie der HS FET (türkis und rot) wodurch es dann trotzdem zu einer stromspitze von ca 6A oder so kommt. Ich kann mir nicht erklären wieso der LS so spät sperrt obwohl die Gate spannung schon eine ganze weile vorher auf low geht.
Mit dem scope kannst Du üblicherweise nur Spannungen messen. Bei induktiver Last kann aber die Spannung sehr wohl kippen, bevor die MOSFETs der Gegenrichtung durchschalten. Und auch eine Stromspitze ist noch kein eindeutiger Beweis für cross-conduction. Sie kann nämlich durchaus den Umladeströmen der nicht unerheblichen interen Kapazitäten der MOSFETs geschuldet sein. Das sicher auseinanderzuhalten, ist messtechnisch nicht so einfach. Und deswegen messe ich lieber mit einem Thermometer an den fraglichen MOSFETs.
Also weglassen der Induktivität ändert nichts, scheint also damit nichts zu tu zu haben. Ich habe da zwar keine ausreichende Erfahrung, aber bei einem strom von 60mOhm durch die Last sind 5A-6A Stromspitzen aufgrund von internen Kapazitäten meiner meinung nach doch ein wenig zu hoch. Es ist ja auf dem Diagramm zu erkennen dass beide FETs zur selben zeit schalten. Wie kann das denn sein wenn die Steuerspannungen sich zu verschiedenen Zeiten ändern. Das ist ja genau das was mit dem LTC4449 verhindert werden soll
G.S schrieb: > Es ist ja auf dem Diagramm zu erkennen dass beide FETs zur selben zeit > schalten. Woran machst du fest, dass sie gleichzeitig schalten? An U_GS nicht, denn die sind nie gleichzeit über der Schwelle. Und Stromfluss geht auch durch den gesperrten Kondensator (kapazitiv halt). G.S schrieb: > sind 5A-6A Stromspitzen aufgrund > von internen Kapazitäten meiner meinung nach doch ein wenig zu hoch. die 5A fließen nur ein paar ns - insgesamt hat der Strompuls vielleicht ein Integral von ~15nC. Damit lädst du die Ausgangskapazität des gesperrten FETs um: bei 18V Spannungssprung entsprechen 15nC einer Ausgangskapazität von 0,8nF - das passt du zu deinen FETs, oder? Der Strom ist deshalb so groß, weil der jeweils andere FET so schnell anschaltet - langsamere FETs würden den Ladestrom einfach über einen größeren Zeitbereich verteilen.
Achim S. schrieb: > Woran machst du fest, dass sie gleichzeitig schalten? An U_GS nicht, > denn die sind nie gleichzeit über der Schwelle. Und Stromfluss geht auch > durch den gesperrten Kondensator (kapazitiv halt). Naja, die beiden Spannungen V(low1) und V(l1) welche die spannungen über den FETs sind haben zum selben Zeitpunkt 9V Spannungsabfall. Bedeutet für mich, dass beide gleich offen sind oder sehe ich das falsch? Kannst du etwas genauer erklären wieso der Strom durch den Kondensator fließt? > G.S schrieb: >> sind 5A-6A Stromspitzen aufgrund >> von internen Kapazitäten meiner meinung nach doch ein wenig zu hoch. > > die 5A fließen nur ein paar ns - insgesamt hat der Strompuls vielleicht > ein Integral von ~15nC. Damit lädst du die Ausgangskapazität des > gesperrten FETs um: bei 18V Spannungssprung entsprechen 15nC einer > Ausgangskapazität von 0,8nF - das passt du zu deinen FETs, oder? lässt sich das integral bei LTspice irgendwie berechnen? würde jetzt anhand des diagramms oben eher auf 2,1nF schätzen. Habe jetzt angenommen dass der Puls 14ns lang ist und da durchschnittlich 2,7A fliessen
Die Leistung über der zeit, und damit auch Leistungsspitzen, kannst Du einfach darstellen mit einer Spur in der Art V(R1)*I(R1)
G.S schrieb: > die beiden Spannungen V(low1) und V(l1) welche die spannungen über > den FETs sind haben zum selben Zeitpunkt 9V Spannungsabfall. Was genau heißt "Spannung über den FETs"? V(low1) ist die Gate-Source Spannung U_GS des unteren FETs. V(l1) ist seine Drain-Source Spannung U_DS. V(low1) ist zu keinem einzigen Zeitpunkt über 9V (weil der Treiber nur mit 6V versorgt wird). Sicher gibt es einen Zeitpunkt, an dem V(low1) über der Schwelle liegt und das Drain trotzdem noch bei etwas höheren Spannung ist: das ist der Zeitpunkt unmittelbar nach dem Anschalten des unteren FETs, in dem die parasitären Kapazitäten noch nicht entladen sind und die U_DS (bzw. V_l1) deshalb noch nicht auf sehr kleine Werte abgesunken ist. G.S schrieb: > Kannst du etwas genauer erklären wieso der Strom durch den Kondensator > fließt? Weil (siehe im Anhang meinen Ausschnitt aus deiner Simu) die Drain-Source Spannung von 0V auf 18V ansteigt. Die Spannung an der Drain-Kapazität des unteren FETs ist deshalb nicht konstant, und der Strom durch die Drain-Kapzität ist i=C*du/dt. Die Gate-Source Spannung des unteren FETs ist zu diesem Zeitpunkt schon lange unter der Schwellspannung (der FET sperrt also schon, aber trotzdem fließt noch kapazitv Strom durch ihn wenn seine Ausgangskapazität aufgeladen wird). G.S schrieb: > lässt sich das integral bei LTspice irgendwie berechnen? würde jetzt > anhand des diagramms oben eher auf 2,1nF schätzen. ok, ich hab es jetzt nur pi mal Daumen abgeschätzt. Dass der exakte Zahlenwert rauskommt kannst du eh nicht erwarten: Coss ist eine Kleinsignalgröße, die im Datenblatt bei U_DS=50V gemessen wird. Für kleinere Drain-Source Spannungen wächst die Ausgangskapazität. Wenn man es genau integrieren will geht z.B. ein .measure befehl: .meas charge integ Id(m2) trig id(m2) val=0.5 rise=1 targ id(m2) val=0.5 fall=1 liefert die Ladung des Strompulses (vom Anstieg über 500mA bis zum Abfall unter 500mA. Im Logfile findest du das Ergebnis 32nC. Also eine parasitäre Kapazität von 1,7nF die um 18V aufgeladen wird.
Ah ok macht soweit eigentlich sinn wobei ich eher gedacht habe der Strom durch die Kapazität ergibt sich durch die ansteuerung des HS FETs wodurch der Kondensator ja ladung verliert. Ich hätte da noch eine Frage zu dem .meas befehl. Wo bzw. wie verwende ich ihn?
G.S schrieb: > wobei ich eher gedacht habe der Strom > durch die Kapazität ergibt sich durch die ansteuerung des HS FETs > wodurch der Kondensator ja ladung verliert. Welchen Kondensator meinst du? Die Ansteuerung des highside FETs belastet den Bootstrap-Kondensator. Aber der Puls auf ID(M2) fließt durch die parasitäre Kapazität des lowside-FETs (nicht durch einen "offiziellen" Kondensator in der Schaltung). G.S schrieb: > Ich hätte da noch eine Frage zu dem .meas befehl. Wo bzw. wie verwende > ich ihn? du platzierst die oben beschriebene Spice-Anweisung auf deiner "Schaltung". (einfach die S-Taste drücken oder Edit->Spice Directive und dort den Text hineinkopieren). Dann startest du die Simulation und nach ihrem Ablauf schaust du im Logfile (öffnen mit Ctrl-L) nach dem Ergebnis. Detail-Infos findest du in der Online-Hilfe (F1 drücken und nach .measure suchen).
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