Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Ghostwritingagentur


von Ghost (Gast)


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Hallo
habt ihr schonmal von solchen Dienstleistungen gehört? Die Diplom- oder 
Doktorarbeit von einem Ghostwiriter schreiben lassen? Ich kann mir nicht 
vorstellen, wie das geht. So eine Arbeit ist doch sehr individuell und 
kann sich wohl nicht aus vorhandenen Arbeiten zusammensetzen lassen. Es 
sind Gedankengänge, die so noch nicht gedacht wurden.
 https://bitcointalk.org/index.php?topic=1532518.0

von Claus M. (energy)


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Klar. In den Geistes"wissenschaften" sehr verbreitet, wo halt 
hauptsächlich auf Literaturbasis gearbeitet wird.

Hätte der Carl Theodor man lieber so einen Ghostwriter beschäftigt... 
obwohl... vielleicht hat er das ja und der hat geschlampt und 
abgeschrieben ;-).

von Ghost (Gast)


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Claus M. schrieb:
> Klar. In den Geistes"wissenschaften" sehr verbreitet

Es geht hier konkret um Medizin und Biologie. Also durchaus 
Naturwissenschaften.

von Daniel (Gast)


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Dazu gab es im Schweizer Fernsehen letzthin eine Reportage. Es gibt 
einige "kleinere" Firmen, die davon leben Bachelor/Master und 
Doktorarbeiten, etc zu schreiben... Natürlich arbeiten da Personen 
welche im entsprechenden Gebiet studiert haben... Es hat den Eindruck 
gemacht, als würden die ganz gut verdienen...
P.S. nachdem was gesagt wurde, werden durchaus auch arbeiten mit 
naturwissenschaftlichem Hintergrund geschrieben...

von observer (Gast)


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Ghost schrieb:
> habt ihr schonmal von solchen Dienstleistungen gehört? Die Diplom- oder
> Doktorarbeit von einem Ghostwiriter schreiben lassen?

Für diese Dienstleistung muss man meist richtig Kohle hinlegen.
Unter Kameraden ging es aber auch erheblich billiger:

"Beispielsweise war ein Student (Oberleutnant) mit dem Studium der
Nachrichtentechnik intellektuell überfordert und kaum in der Lage,
seine Diplomarbeit selbständig zu erstellen. Dies erledigte ein
Kamerad für ihn und nahm dafür eine symbolische Aufwandsentschädigung
von 800DM/400€. So geschehen in den 70er-Jahren an der Bundeswehr-FH
in Neubiberg."       [mikrocontroller.net - gelöschter Thread]

von Doctore Hanns Wuäst (Gast)


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Das ist absolut nichts neues. Habe mal einen Bericht über einen 
deutschen Ghostwriter gesehen, der es sich irgendwo in einem Asiatischen 
Urlaubsparadies eingerichtet hatte. Eine billige Stadtwohnung mit 
flinkem Internet und Telefon, ein paar 32" Bildschirme für Recherche und 
Schreibenen und etwas Grips in der Birne, mehr brauchts nicht. Kontakt 
nur per Email und Telefon.

Der hat dann "Teilzeit" gearbeitet, also 2-3 Wochen an einer 
Doktorarbeit gewerkelt, dann 2-3 Wochen Urlaub in der Region.

Ghost schrieb:
> Es geht hier konkret um Medizin und Biologie. Also durchaus
> Naturwissenschaften.

Man schaue sich doch bitte mal ein paar Dissertationen im medizinischen 
Bereich an, etwa an der Humboldt-Uni Berlin sind die alle im Netz 
einsehbar.

Die sind zum Teil so umfangreich und anspruchsvoll wie eine BSc Thesis 
in Bio.
Ein Witz verglichen mit anderen Bereichen. Und gerade da wird wohl 
besonders viel "machen gelassen", da zumeist genug Kohle aber wenig Zeit 
und/ oder Ehrgeiz vorhanden ist.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Neu ist das nicht. Irgendwann in den 80ern schrieb mal ein Ghostwriter 
aus der linken Komiker-Ecke ein Paar Bände mit Titeln wie

Die Dünnbrettbohrer der Nation
Dünnbrettbohrer in Bonn
Noch mehr Dünnbrettbohrer. Eine Materialschlacht der Dummheit.

In den Büchern beschäftigte er sich lange vor GuttenPlag mit den eher 
bescheidenen Leistungen damaliger Politiker (einschließlich Helmut Kohl) 
in ihren Doktorarbeiten und erzählte nebenbei etwas von seiner Tätigkeit 
als Ghostwriter. Allerdings ohne zu behaupten oder zu beweisen dass die 
Doktorarbeiten die er verriss von Ghostwritern geschrieben wurden.

Damals reagierten die Hochschulen angeblich damit dass einige der 
beschriebenen Doktorarbeiten plötzlich in Hochschulbibliothekn nicht 
mehr öffentlich zugängig waren, obwohl das bei Dissertationen eigentlich 
Pflicht ist. In den 80ern ließ sich so etwas noch ohne Mediengeschrei 
regeln. Damals wie heute war verbeamteten Hochschullehrern klar wessen 
Hand sie füttert.

PS. Kohls Arbeit heißt "Die politische Entwicklung in der Pfalz und das 
Wiederauferstehen der Parteien nach 1945" Darin soll er seitenlang 
Anekdoten aus Pfälzer Wirtshäusern und von Stammtischen erzählen. Man 
hat sich halt fleißig Wein reingeknallt.

: Bearbeitet durch User
von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Hannes J. schrieb:
> Damals reagierten die Hochschulen angeblich damit dass einige der
> beschriebenen Doktorarbeiten plötzlich in Hochschulbibliothekn nicht
> mehr öffentlich zugängig waren, obwohl das bei Dissertationen eigentlich
> Pflicht ist. In den 80ern ließ sich so etwas noch ohne Mediengeschrei
> regeln. Damals wie heute war verbeamteten Hochschullehrern klar wessen
> Hand sie füttert.
>
> PS. Kohls Arbeit heißt "Die politische Entwicklung in der Pfalz und das
> Wiederauferstehen der Parteien nach 1945" Darin soll er seitenlang
> Anekdoten aus Pfälzer Wirtshäusern und von Stammtischen erzählen. Man
> hat sich halt fleißig Wein reingeknallt.

Man muß wissen, zu Zeiten Kohl`s gab`s auch noch 6 Sem Studiengänge und 
Kohl hat wohl auch eine Direktpromotion als Abschluß seines Studiums 
gewählt.
Wie auch A. Schavan, die hat aber wohl ein paar Seminar und 
Abschlußarbeiten zusammen gepappt!
Und Leute, auch Heute wird an den Hochschulen Schmu getrieben ohne Ende!

von Amateur (Gast)


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Wenn man sich überlegt, dass die Medizinmänner und -frauen, während 
ihres Studiums, so nebenbei, den Dr. basteln, kann das Niveau wohl kaum 
den Rand der Kellertreppe überschreiten...

von Mark B. (markbrandis)


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Doctore Hanns Wuäst schrieb:
> Man schaue sich doch bitte mal ein paar Dissertationen im medizinischen
> Bereich an, etwa an der Humboldt-Uni Berlin sind die alle im Netz
> einsehbar.
>
> Die sind zum Teil so umfangreich und anspruchsvoll wie eine BSc Thesis
> in Bio.
> Ein Witz verglichen mit anderen Bereichen.

Was bei anderen Fachrichtungen die Promotion ist, ist bei den Medizinern 
die Ausbildung zum Facharzt. Und die kann man sich nicht ghostwriten 
lassen.

: Bearbeitet durch User
von Pandur S. (jetztnicht)


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Bei uns ist eine medizinische Doktorarbeit ein paar Seiten (einstellig) 
Abhandlung zu einer Operation plus ein Video dazu. Ich nenn's 
bandenmaessiger Titelbetrug. Wahrscheinlich wollten die Unis da den 
Ghostwritern zuvorkommen.

: Bearbeitet durch User
von Thorsten Legat (Gast)


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Mark B. schrieb:
> Was bei anderen Fachrichtungen die Promotion ist, ist bei den Medizinern
> die Ausbildung zum Facharzt. Und die kann man sich nicht ghostwriten
> lassen.

Das eine ist eine notwendige berufliche Qualifikation, das andere die 
Erlangung eines akademischen Titels. Äpfel und Birnen und so. Merkst 
was?

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Von mir aus sollten die Mediziner das mal anders regeln. Wer seinen Arzt 
macht bekommt den Dr. med automatisch nachgeworfen. Damit würden der 
Welt viele hohle Dissertationen erspart bleiben. Die gesparte Zeit 
könnte für etwas mehr Ausbildung oder weniger Stress genutzt werden. Der 
Gesellschaft würde es auch nicht schaden.

von Ich (Gast)


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Dass der Dr. med nur Formsache ist, hat selbst mein Hausarzt (selber Dr. 
med) zugegeben.

von 6e456be566 (Gast)


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> ein paar 32" Bildschirme für Recherche und
> Schreibenen und etwas Grips in der Birne, mehr brauchts nicht.

Sieht dann ungefähr so aus:
http://i.imgur.com/RWWbl7x.jpg

von aitz (Gast)


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Trotzdem gibts noch genügend Ärzte ohne Doktor und die verdienen als 
Hausarzt oder Zahnarzt auch nicht schlechter.

von Gästchen (Gast)


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Claus M. schrieb:
> Hätte der Carl Theodor man lieber so einen Ghostwriter beschäftigt...

Genau das hat er auch getan. Das konnte man besonders deutlich an seinen 
ersten Aussagen zum Plagiatvorwurf hören wo er sagte, er hätte alles mit 
dem besten Wissen und Gewissen gemacht. Paar Tage später gab er nur ein 
Paar kleine Fehler zu. Noch ein Paar Tage später gab er noch ein bischen 
mehr zu.
Daran sieht man dass er tatsächlich nicht gewußt hat was in seiner 
Arbeit steht, sprich er hat sie schreiben lassen.

PS: Der Lügenbaron hat auch den wissenschaftlichen Dienst des 
Bundestages benutzt. Da fragt man sich fast ob er sein Klopapiert auch 
alleine benutzen musste ohne eine Horde der Pfleger zu sich zu rufen.

von Oliver S. (phetty)


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Oh D. schrieb:
> Bei uns ist eine medizinische Doktorarbeit ein paar Seiten (einstellig)

Oft kommt noch eine Statistik mit 6-10 Probanden hinzu.

von TM F. (p_richner)


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Die Preise in der Schweiz für eine Abschlussarbeit gehen meines Wissens 
ab 10'000 SFr aufwärts.
Wenn man dadurch den Bachelor/Master schafft und ein einiges höheres 
Gehalt hat, haben wohl etliche Menschen die Moral, die Arbeit von einem 
Ghostwriter schreiben zu lassen.

von observer (Gast)


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TM F. schrieb:
> Die Preise in der Schweiz für eine Abschlussarbeit gehen meines
> Wissens ab 10'000 SFr aufwärts.

Den Bachelor gibt es schon ab 3.250CHF.
Interessante Infos mit genauen Preisangaben (Schweiz):

https://www.ghostwriters.ch/preise-ghostwriting

von Maurizio di Mauro (Gast)


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TM F. schrieb:

> Wenn man dadurch den Bachelor/Master schafft und ein einiges höheres
> Gehalt hat, haben wohl etliche Menschen die Moral, die Arbeit von einem
> Ghostwriter schreiben zu lassen.

Da sich das aber herumgesprochen hat, nimmt das Publikum akademische 
Grade auch nicht mehr so besonders ernst.

observer schrieb:

>> Die Preise in der Schweiz für eine Abschlussarbeit gehen meines
>> Wissens ab 10'000 SFr aufwärts.
> Den Bachelor gibt es schon ab 3.250CHF.

Entsprechend sind die Verdienstmöglichkeiten durch akademische Grade 
auch gesunken, es lohnt sich also nicht mehr so sehr.

von Cyblord -. (cyblord)


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Claus M. schrieb:
> Klar. In den Geistes"wissenschaften" sehr verbreitet, wo halt
> hauptsächlich auf Literaturbasis gearbeitet wird.
>
> Hätte der Carl Theodor man lieber so einen Ghostwriter beschäftigt...
> obwohl... vielleicht hat er das ja und der hat geschlampt und
> abgeschrieben ;-).

Das hat er sogar sehr sicher. Er wirkte EHRLICH Überrascht ob der 
Plagiatsvorwürfe. Ich meine, wer wäre wirklich so blöd eine EINLEITUNG 
zu seiner eigenen Arbeit, praktisch komplett 1:1 abzuschreiben. Die 
Einleitung, man fasst es doch nicht.
Ne ne der wurde ganz schön übers Ohr gehauen von seinem Ghostwriter. Und 
der war bestimmt auch noch teuer.

von Thomas1 (Gast)


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Cyblord -. schrieb:
> Das hat er sogar sehr sicher. Er wirkte EHRLICH Überrascht ob der
> Plagiatsvorwürfe. Ich meine, wer wäre wirklich so blöd eine EINLEITUNG
> zu seiner eigenen Arbeit, praktisch komplett 1:1 abzuschreiben. Die
> Einleitung, man fasst es doch nicht.
> Ne ne der wurde ganz schön übers Ohr gehauen von seinem Ghostwriter. Und
> der war bestimmt auch noch teuer.


Gutti hat einen schlechten Ghostwriter gehabt. Die Tochter von Stoiber 
wurde damals auch erwischt. Bayern können eben nichts selbst.

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