Forum: Platinen Bleihaltiges oder bleifreies Lot verwenden?


von Jan (Gast)


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Hallo

Im Privatbereich ist bleihaltiges Lot erlaubt. Manche Menschen sagen, 
bleihaltiges Lot ist wegen der Bleidämpfe gefährlich. Manche Menschen 
sagen, bleifreies Lot hat zwar kein Blei, aber dafür ein viel 
aggressiveres Flussmittel. Letzteres kann ich definitiv bestätigen. Das 
bleifreie Lot stinkt unerträglich und ist nur mit Absaugung verwendbar. 
Das bleihaltige Lot riehct jetzt zwar nicht so toll wie manches extra zu 
erwerbendes Flussmittel, aber es stinkt nicht wirklich stark.

Natürlich kommen jetzt wieder die üblichen Besserwisser und sagen, eine 
Absaugung ist so oder so Pflicht und dann die üblichen indirekten 
Beleidigungen und Seitenstiche.

Intelligente und damit bodenständige Leute wissen, dass man oft "mal 
eben schnell" und "mal kurz" was lötet und dann nicht extra die 
Absaugung rauskramen will. Deshalb ist es für mich wichtig zu wissen, 
was jetzt das kleinere Übel für die Gesundheit ist. Ich löte pro Woche 
ca. 2 Stunden.

: Verschoben durch Moderator
von Jürgen D. (poster)


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Beim Bleifrei gibt es Flussmittel und Flussmittel :)
Nicht jedes stinkt so extrem und brennt in den Atemwegen.
Ich habe da eher Probleme mit bestimmten Sorten beim Bleihaltigen Zinn.

Bleihaltig ist oft einfacher zu löten, besonders bei Problemzonen.

Mann soll halt beide Sorten nicht mischen.

Für meine gelegentlichen privaten Bastellein benutze ich eigentlich auch 
nur noch Bleifrei, zur Reparatur von Altgeräten ist aber Verbleit noch 
vorhanden.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Jan schrieb:
> bleihaltiges Lot ist wegen der Bleidämpfe gefährlich.

Das stimmt nicht. Bleidämpfe können bei den herkömmlichen 
Löttemperaruren noch nicht entstehen. Der Siedepunkt von Blei liegt weit 
über 1000 Grad.

Das was Du riechst sind (nur) die Flußmittel Chemikalien...
Ob die gesundheitsschädlich sind hängt von der Formulierung und 
Temperaturen ab.

Ich bin der Ansicht, daß es nichts schaden würde, idealerweise nur in 
einen belüfteten Raum oder mit einer Absaugvorrichtung zu arbeiten.

Die Gefahr beim bleihaltigen Lot liegt eher darin, dass man durch das 
Hantieren Blei an die Haut bekommt und sich immer gut die Hände waschen 
soll bevor man was Essbares angreift.

von MaWin (Gast)


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Jan schrieb:
> Deshalb ist es für mich wichtig zu wissen,
> was jetzt das kleinere Übel für die Gesundheit ist.

Klar das bleifreie Lot.

Es geht nicht um die Bleidämpfe, sondern man fasst die Platine an, hat 
Bleiabrieb auf den Händen, und isst dann damit (kein Mensch wäscht sich 
ausreichend die Hände).

Bleifreies Lot benötigt sogar nur weniger aggressives Flussmittel (dafür 
temperaturbeständigeres) weil die Temperatur beim Löten ja höher ist, 
und chemische Reaktionen bei höherer Temperatur schneller ablaufen, also 
Flussmittel besser wirkt (so lange es sich nicht thermisch zersetzt).

von Peter D. (peda)


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Jan schrieb:
> Das bleihaltige Lot riehct jetzt zwar nicht so toll wie manches extra zu
> erwerbendes Flussmittel, aber es stinkt nicht wirklich stark.

Meistens ist dort als Flußmittel Kolophonium drin.
Und hast Du schonmal einen Violinisten unter ner Abzugshaube spielen 
sehen?

Jan schrieb:
> Ich löte pro Woche ca. 2 Stunden.

Dann nimm bleihaltiges Lot und keine Absaugeinrichtung.

von MaWin (Gast)


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Peter D. schrieb:
> Meistens ist dort als Flußmittel Kolophonium drin.
> Und hast Du schonmal einen Violinisten unter ner Abzugshaube spielen
> sehen?

Ein Vergleich der hinkt, oder hast du schon einen Violinisten
gesehen der so spielt daß die Saiten glühen ?

von Harald W. (wilhelms)


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Peter D. schrieb:

> Meistens ist dort als Flußmittel Kolophonium drin.

Kolophonium ist ja ein Naturprodukt (Baumharz). Das heisst aber
nicht zwingend, das es deshalb weniger schädlich ist. Auch der
mehr oder weniger unangenehme Geruch ist nicht unbedingt ein
Indiz für die Gefährlichkeit.

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Also - Elektronik mittels bleihaltigem Loetzinn zusammenloeten wurde ja 
in der Vergangenheit schon seit ein paar zig Jahren gemacht. Alleine vom 
Volksempfaenger wurden schon bis 1939 ein paar Millionen 
zusammengebastelt.

In den Wirtschaftswunderjahren kamen Fernseher und Phonotruhen dazu. Das 
macht man ja nicht schnell mal so am Nachmittag. Sondern da sassen ein 
Haufen Leute viele Jahre Tag ein Tag aus mit Loetkolben an der 
Fertigungsstrasse und haben verbleit geloetet.
Hab' noch nie davon gehoert, dass es da zu irgenwelchen Blei- oder 
Kolophoniumvergiftungen beim den Beschaeftigten kam. Kennt da 
irgendjemand irgendwelche belegten Faelle?


Gruss
WK

von c.m. (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Peter D. schrieb:
>
>> Meistens ist dort als Flußmittel Kolophonium drin.
>
> Kolophonium ist ja ein Naturprodukt (Baumharz). Das heisst aber
> nicht zwingend, das es deshalb weniger schädlich ist.

jop. knollenblätterpilzsuppe ist auch ein naturprodukt ;-)

afair steht auf wikipedia das kolophonium sensibilisiert, d.h. eine 
allergie auslösen kann.
was "andere flussmittel" auslösen können…? wer weiß schon.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Dergute W. schrieb:

> Also - Elektronik mittels bleihaltigem Loetzinn zusammenloeten wurde ja
> in der Vergangenheit schon seit ein paar zig Jahren gemacht.
...
> Hab' noch nie davon gehoert, dass es da zu irgenwelchen Blei- oder
> Kolophoniumvergiftungen beim den Beschaeftigten kam. Kennt da
> irgendjemand irgendwelche belegten Faelle?

Nope. Und ich schließe mich deiner Meinung an, daß das Bleiverbot im 
Lötzinn mehr Aktionismus als Notwendigkeit ist. Historisch sind die 
bedeutendsten Quellen für Blei die zu Vergiftung führten:

- offen liegende Wasserleitungen aus Blei (Rom)
- Bleigeschirr in Verbindung mit sauren Lebensmitteln
- Bleifarben

Eher selten zu akuten Vergiftungen, aber zumindest zu einer 
signifikanten Belastung der Umwelt mit Blei führten

- verbleites Benzin
- Kohlekraftwerke
- Müllverbrennung

Zu akuten Vergiftungen kam es in diesen Fällen nur bei Personen, die 
direkt am Geschehen beteiligt waren.

Laut Wikipedia wird das meiste Blei mit der Nahrung aufgenommen. Das 
sind dann Bleistäube aus dem Boden, die in Pflanzen/Tieren angereichert 
sind. Dito Blei das im Meerwasser gelöst ist und sich in Fischen und 
Meeresfrüchten anreichert.

Die direkte Aufnahme von Blei über die Haut dürfte im Vergleich dazu 
marginal sein. Zumal metallisches Blei vergleichsweise schwach von 
Körper aufgenommen wird. Gefährlicher sind Bleisalze und vor allem 
organische Bleiverbindungen (allen voran das Antiklopfmittel 
Tetraethylblei).

Zum Thema Bleidampf wurde ja schon gesagt, daß die Temperaturen dazu 
nicht reichen. Außer vielleicht, wenn Elektroschrott in der dritten Welt 
abgefackelt wird, um nachher das übrig bleibende Kupfer zu bergen.

Bei normal vorsichtigem Umgang mit verbleitem Lot (nicht am Arbeitsplatz 
essen, Hände waschen) sehe ich da gar kein Problem. Schon gar nicht bei 
hobbymäßigem Umfang.

Rauchen ist deutlich gefährlicher als Löten. Denn auch im Tabakrauch ist 
(unter anderem) Blei enthalten. Und in der Lunge wird der auch viel 
besser resorbiert als über die vergleichsweise dicke Hornhaut auf den 
Fingern.

von Jobst M. (jobstens-de)


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c.m. schrieb:
> afair steht auf wikipedia das kolophonium sensibilisiert, d.h. eine
> allergie auslösen kann.

Nein, man hat entweder eine Kolophoniumallergie oder man hat keine. Man 
kann sie auch nicht nachträglich 'erwerben'.

D.h., dass Leute mit dieser Allergie nicht mit Kolophonium löten können.

Ich löte mittlerweile lieber bleifrei, das empfinde ich als nicht so 
breiig wie das verbleite.

Wenigstens einen kleinen Lüfter zur Dampfabsaugung sollte auch bei 
verbleitem Zinn benutzen.


Gruß

Jobst

von Zeno (Gast)


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Leute laßt mal die Kirche im Dorf. Die Meisten hier im Forum betreinen 
das Löten hobbymäßig. Da ist es eher wurscht ob ich verbleites oder 
bleifreies Lot benutze.
Wie schon im Thread geschrieben wurde, wurden über Jahrzehnte von 
wahrscheinlich einigen hunderttausend Leuten elektrische und 
elektronische Geräte mit Lötkolben und bleihaltigem Lot zusammen gebaut. 
Und es ist zumindest (mir) nicht bekannt das Leute daran gestorben sind.

Die vielen E's die wir in unseren ewig haltbaren Lebensmitteln zu uns 
nehmen sind wahrscheinlich auf Dauer viel schädlicher als mit verbleitem 
Lot zu löten.

Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, wo Trinkwasser durch Bleirohre 
geflossen ist. Wir hatten so etwas auch in unserer Wohnung gehabt.
Früher wurden z.B. Schrauben mit Cadmium überzogen was als extrem giftig 
gilt. Haben wir auch überlebt.

Wie oft fassen wir Gegenstände aus Aluminium an? Das soll ja nach 
neuesten Erkenntnissen auch nicht so gesund sein.

Letztendlich hat alles irgendwo Eigenschaften die der Gesundheit nicht 
so zuträglich sind. Am Ende macht es die Dosis.

Meine persönliche Meinung : Das Verbot von bleihaltigem Lot ist wieder 
mal so eine Entscheidung irgendwelcher Eurokraten, die die Schädlichkeit 
des Blei's an dieser Stelle maßlos überschätzen. Das ist genau so wie 
mit den Energiesparlampen. Wir werden durch die Energiesparlampen nicht 
die Welt retten. Im Gegenteil, die darin verbauten Materialien werden 
eher zu einem Problem werden. Das war eine typische Lobbyentscheidung.

Zeno

von Icke ®. (49636b65)


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Jobst M. schrieb:
> Nein, man hat entweder eine Kolophoniumallergie oder man hat keine. Man
> kann sie auch nicht nachträglich 'erwerben'.

Aus welcher Quelle schöpfst du dieses Fachwissen? Aus eigener Erfahrung 
weiß ich, daß man Allergien sehr wohl "erwerben" kann. Bei mir ist es 
zwar nicht Kolophonium, aber verschiedene andere Chemikalien, mit denen 
ich früher nie irgendwelche Probleme hatte.
Deswegen muß man jetzt nicht panische Übervorsicht an den Tag legen, 
aber ein geöffnetes Fenster während des Lötens sowie Händewaschen danach 
können nicht schaden.

von Jobst M. (jobstens-de)


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Icke ®. schrieb:
> Aus welcher Quelle schöpfst du dieses Fachwissen?

Von einem Facharzt für Allergien. Andere Allergien kann man erwerben, 
diese nicht.


Gruß

Jobst

von Paul B. (paul_baumann)


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Peter D. schrieb:
> Und hast Du schonmal einen Violinisten unter ner Abzugshaube spielen
> sehen?

Nein. Würde ich aber gerne.
:)

MfG Paul

von Meipro (Gast)


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MaWin schrieb:

> Es geht nicht um die Bleidämpfe, sondern man fasst die Platine an, hat
> Bleiabrieb auf den Händen, und isst dann damit (kein Mensch wäscht sich
> ausreichend die Hände).

Du schließt von Dir auf andere und vergisst dabei, dass es saubere 
Menschen gibt.

Fazit: Besser dich und wasche dir regelmäßig die Hände.

von MaWin (Gast)


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Zeno schrieb:
> Und es ist zumindest (mir) nicht bekannt das Leute daran gestorben sind.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bleivergiftung

> Meine persönliche Meinung : Das Verbot von bleihaltigem Lot ist wieder
> mal so eine Entscheidung irgendwelcher Eurokraten, die die Schädlichkeit
> des Blei's an dieser Stelle maßlos überschätzen.

http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=43147

Gesund ist es also sicher nicht. Und wenn man daran denkt, was Manschen 
alles widerliches tun, weil es angeblich der Gesundhet zuträglich sein 
soll, dann könnten sie sich vieles davon sparen, wenn sie einfach nichts 
krankmachendes tun (auch Rauchen).

Zeno schrieb:
> Wie oft fassen wir Gegenstände aus Aluminium an? Das soll ja nach
> neuesten Erkenntnissen auch nicht so gesund sein.

Reinaluminum ? Eigentlich nie (es gab mal Bundeswehr-Aluminiumgeschirr, 
aber Soldaten sterben eher an einer anderen Art von Bleivergiftung). 
Eloxiertes Aluminium ? Ist inert.

von MaWin (Gast)


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Meipro schrieb:
> Du schließt von Dir auf andere und vergisst dabei, dass es saubere
> Menschen gibt.
> Fazit: Besser dich und wasche dir regelmäßig die Hände.

Ich wähle einen anderen Weg: Ich beobachte andere Menschen.
Und erkenne damit die Realität
und dein arrogant selbstüberhebliches 'Ich bin besser als du' Gehabe.

von Zeno (Gast)


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MaWin schrieb:
> Zeno schrieb:
>> Und es ist zumindest (mir) nicht bekannt das Leute daran gestorben sind.
>
> https://de.wikipedia.org/wiki/Bleivergiftung

Da steht aber nichts davon, das die Leute beim Löten an Blei gestorben 
sind. Lediglich Leute die mit extensiv mit bleihaltigen Farben 
gearbeitet haben, hatten mal vorsichtig ausgedrückt Probleme damit. Das 
ist aber auch kein Wunder da in den Farben das Blei bzw. dessen Salze, 
die i.d.R. das giftige am Blei sind, ja in einer Lösung vorliegen. Bei 
Farben meist Öle. Öle und mit ihnen die darin gelösten Stoffe können von 
der Haut sehr gut resorbiert werden. Ist also schon was anderes als 
Löten, dort hast Du es i.d.R. mit Blei in metallischer Form also keine 
Salze zu tun und das Blei ist auch nicht in einer Lösung enthalten - mal 
von speziellen Lötemulsionen abgesehen.

Im zitierten Beitrag steht nur das gegenwärtig bei vielen 
(kommerziellen) Sachen die Benutzung bleihaltiger Materialien verboten 
ist.
Dort steht aber auch, das immer noch mit bleihaltigem Schrot geschossen 
wird und da z.B. Wildvögel mit Schrott erlegt werden nimmst Du es halt 
auf diesem Wege auf.

Du stirbst eher durch einen Verkehrsunfall oder Rauchen als beim Löten 
durch Blei. Ich sage ja nicht das es gesundheitsförderlich ist.


Zeno

MaWin schrieb:
> Ich wähle einen anderen Weg: Ich beobachte andere Menschen.
> Und erkenne damit die Realität

Ob das nun der Weisheit letzter Schluß ist wage ich mal zu bezweifeln, 
aber wenn es Dich glücklich macht dann ist es ja gut

Zeno

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