Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Funken mit Induktivität erzeugen möglich?


von Carmen (Gast)


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Hallo,

wenn ich eine 1mH Spule mit Strom versorge und dann den Strom abschalte, 
wird ja eine hohe Spannung induziert. Kann die Spannung so hoch werden, 
dass man einen 5mm Funken erhält (knapp 5kV?), oder kann der Funke 
prinzipiell nicht länger werden als der Wicklungsabstand in der Spule?

von Etrick (Gast)


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Ganz schwer zu berechnen. Ab einer gewissen Stromstärke wird der Funke 
springen, ab welcher und ob die Spule diese aushält???

von L. H. (holzkopf)


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Mit 5kV 5 mm-Funken erzeugen zu wollen, wird eher nichts werden. ;)
"Über den Daumen" brauchst Du 2,5 * 10^6 V/m.

Ansonsten kommt es natürlich darauf an, wie viel Energie die Spule 
speichern kann und mit welchem Strom die Primärwicklung von ihr 
beaufschlagt wird.

Was meinst Du mit Wicklungsabstand in der Spule?

von Hp M. (nachtmix)


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Carmen schrieb:
> Kann die Spannung so hoch werden,
> dass man einen 5mm Funken erhält (knapp 5kV?)

Die Spannung wird gar nicht so hoch zu werden, weil der Abreissfunke ja 
schon brennt, wenn die Kontakte sich voneinander entfernen.
Das ergibt dann nur ein paar Dutzend Volt an dem Kontakt.
Dafür brauchst du hauptsächlich Strom von einigen Ampere, und eine 
Drossel, die bei diesem Strom noch nicht in die magnetische Sättigung 
kommt.
Als Stromquelle ist eine Autobatterie ganz gut geeignet.
1mH ist allerdings etwas wenig.

Wenn der Lichtbogen schiesslich erlischt, weil er zu lang wird, kann die 
Spannung tatsächlich so hoch werden, dass die Isolation der Drossel 
beschädigt wird.
Mit einem VDR z.B. kann man das verhindern.

: Bearbeitet durch User
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Carmen schrieb:
> wenn ich eine 1mH Spule mit Strom versorge und dann den Strom abschalte,
> wird ja eine hohe Spannung induziert.
Der eigentlich Trick an der Sache ist der: wenn du eine Spule mit Strom 
versorgst und dann den Schalter abschaltest, dann fließt der Strom in 
der Spule erst mal einfach weiter und sucht sich irgendeinen Weg. Das 
wars.
Und schlimmstenfalls wird daraus eine hohe Spannung und ein Funke. 
Dieser Funke hat dann die Energie, die vorher im Magnetfeld der Spule 
gespeichert war...

> oder kann der Funke prinzipiell nicht länger werden als der
> Wicklungsabstand in der Spule?
Nur wenn die Spule entsprechend aufgebaut (mehrere Kammern, isolierte 
Lagen) und gewickelt (Spulenanfang weit weg vom Spulenende) ist, kann 
die Spannung tatsächlich weit ansteigen. Mit einer "normalen" Spule wird 
eher der Lack des Drahtes irgendwo in der Spule durchschlagen...

von Gästchen (Gast)


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Etrick schrieb:
> Ganz schwer zu berechnen.

Nein, ich denke nicht.

Der Strom fließt nach Öffnen des Kontaktes weiter. Immer.
Die Spannung verursacht das Überschlagen - und die wird beliebig hoch.

Allerdings muss die in der Spule gespeicherte Energie ausreichen, um die 
parasitären Kapazitäten auf einen hohen Spannungswert aufzuladen. Dieser 
muss hoch genug sein für einen Überschlag.

Das berechnen ist recht einfach, über die Energie. Wenn man die 
parasitäre Kapazität und die Induktivität der Spule kennt.

EL = EC --> 0,5CpU² = 0,5LI²

Das stimmt dann ganz gut, wenn der Innenwiderstand der Spule nicht 
exorbitant hoch wird. Es bleibt aber eine Abschätzung - was hier reichen 
sollte.

Das stellt man jetzt nach dem gewünschten Wert um.
Wobei: Cp = Kapazität der Spule / Schaltung
L = Induktivität
U = Spannung an der Spule nach dem Abschalten
I = Strom in der Spule vor dem Abschalten

Natürlich stimmt die Abschätzung nur, bis es überschlägt. Aber dann 
haben wir unser Ziel ja erreich.
Es ist ausreichend, die Zündspannung des Funken gerade zu erreichen, 
wenn die Entladung mal steht, entleert sich die parasitäre Kapazität 
über die Funkenstrecke, wenn nämlich die Entladung erst steht, erlöscht 
sie erst wieder bei einer sehr viel geringeren Spannung.

Man sieht, mit sehr simplen Formeln kann man das gut abschätzen.
Genau rechnen ist eh sinnlos, weil die Durchschlagsfestigkeit von Luft 
stark schwanken wird (Feuchte, Druck etc).

von MaWin (Gast)


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Carmen schrieb:
> wenn ich eine 1mH Spule mit Strom versorge und dann den Strom abschalte,
> wird ja eine hohe Spannung induziert. Kann die Spannung so hoch werden,
> dass man einen 5mm Funken erhält (knapp 5kV?)

Die Spannungsüberhöhung hängt von der Güte der Spule ab. Aus 12V wird 
man keine 5kV machen könenn, daher verwenden KFZ-Zündspulen einen Trafo, 
also eine Wicklung mit sehr vielen Windungen an der dann auch eine hohe 
Spannung entsteht. Die eigentlich Wicklung wird nur von 12V auf 200V 
hochschnappen.

> oder kann der Funke
> prinzipiell nicht länger werden als der Wicklungsabstand in der Spule?

Was auch immer das heissen soll. Die Isolation der Drähte muss natürlich 
passen, daher werden KFZ-Zündspulen an der Primärwicklung auf 400V 
begrenzt, damit sekundär nicht zu hohe Spannungen entstehen die die 
Isolation durchschlagen.

Die Güte der Spule ist ein Verhältnis aus Kapazität der Windungen 
untereinander zu Induktivität des Drahtes und Qualität des Kernes. Am 
höchsten ist die Güte bei Honeycomb Lufspulen, erreicht 100, also 
100-fache Überhöhung der Spannung im Abschaltmoment.

von Klaus R. (klara)


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Carmen schrieb:
> Hallo,
>
> wenn ich eine 1mH Spule mit Strom versorge und dann den Strom abschalte,
> wird ja eine hohe Spannung induziert. Kann die Spannung so hoch werden,
> dass man einen 5mm Funken erhält (knapp 5kV?), oder kann der Funke
> prinzipiell nicht länger werden als der Wicklungsabstand in der Spule?

Einfacher geht es mit einer Piezo Zündung wie in Feuerzeugen.
mfg klaus

von vorticon (Gast)


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MaWin schrieb:
> Die Spannungsüberhöhung hängt von der Güte der Spule ab.

Die Spannungsüberhöhung hängt bei Niederohmigen Spulen nicht von der 
Spulengüte ab, sondern wie oben bereits gesagt von Induktivität und 
parasitären Kapazitäten der Spule und ist proportional zu (L/C)^(1/2).
Bei Spulen mit sehr geringer Güte ist der Spulenstrom durch den 
Widerstand limitiert sodass hier die Spulengüte ins Spiel kommt. 
Spulengüte ist R/L.

von Peter D. (peda)


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Ich hab mal mit ner 10H Siebdrossel aus nem alten Röhrenradio an 60V 
schön lange Lichtbögen ziehen können, 5mm können das gewesen sein.

1mH dürfte zuwenig sein.

von Caver (Gast)


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Spulengüte Q = Blindwiderstand XL / Wirkwiderstand R

https://de.wikipedia.org/wiki/Spuleng%C3%BCte

von vorticon (Gast)


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Ja, richtig. Hat aber nichts mit Kapazität zu tun.

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